47. Jategang

Vonn, Montag den 6. Mai

Nr. 128 1918

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Erscheint täglich morgens. Preis monatlich.20 Mark frei in das Pon: 14 Vig. Zustellgebühr. 218 Beten und Agenten in 488 Orten.

Kratsche Reichs=Veilung

Verantwortl. für den redaktionellen Telt Andreas Müller, für den Reklame­und Anzeigenteil Johannes Tinner. sämtlich in Vonn.

Vonn, Sürst Nr.!

Postscheck=Konto Köln unter Nr. 1953 Verleger: C. Hauptmann. Vonn

Bouner Doiks=Jeitung Bonner Stadt=Anzeiger

Kolitag: Aasgadr

Ferusprecher Nr. 59 u. Nr.

Drahtadresse: Reichs=Zeitung Vonn Druck: P. Hauptmann'sche Buchdruckerei, Vonn

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98 un breit, das mm 15 Pfg., örtliche Geschäfts=Anzeigen 8 Psg das un Re­Kamen 72 um breit das am 40 Ple. Stellengesuche 15 Die, das einfache Wort bei ömaliger Aufnahme. Zahldar sofort. Bei gerichtlichem Versahren und dret­monatigem Zahlungsrückstand fällt be­willigter Rabatt fert.

Für unverlangt eingegangene Manuskripte übernehmen wir keine Gewahr.

Das Branntwein­monopol.

Von C. Hauptmann.

Allem Anschein nach sollen die neuen Steuern dazu dienen, uns dem Staatssozialismus näher zu bringen, dessen heilsame Wirkungen wir augen­blicklich in Rußland beobachten. Das russische Branntweinmonopol ist für uns vorbildlich, trotz­dem. daß jeder weiß, daß ein Monopol nur eine Kraftvergeudung darstelli, insofern als ein Mo­nopol stets teurer arbeitet wie die Privatindustrie. Man entsinnt sich vielleicht der Straßburger Tabak­manusaltur, welche nach dem Kriege von 4870 vom Staate übernommen wurde. An jedem Zigarren­laden sah man Kistchen und Pakete mit der Straß­burger Marke, einerHand. Diese Tabakshand hat sich dann als sehr unglücklich erwiesen. Mit großer Begeisterung wurden in den ersten Jahren ihre Produkte gekauft, die sich schließlich aber als so schlecht und teuer herausstellten, daß selbst die glühendste Vaterlandsliebe ihnen keinen Geschmack mehr abgewinnen konnte.

Wie schlech: wären diese staatlichen Fabrikate aber erst geworden, wenn der Staat das Tabak­monspol erhalten hätte, go jede bessernde Kon­kurrenz ausgeschlossen war?

Der russische Staatswudki ist herzlich schlecht, er schmeckt wie verwässerter Brennspiritus, natürlich unvergällter.

Im Reichstagsausschuß stellte sich die Volks­

partei der Monopolfrage sehr kritisch gegenüber,

de sie eine Vermehrung des Beamtenheeres zur Folge haben müsse. Die Beamten tun wohl ihre Pflicht, aber die letzte Energie geben sie nicht her. Nach dem Kriege aber sind wir auf die letzten Energien angewiesen.

Diese Ansicht ist ganz richtig, sie findet ihre Be­stätigung im Betrieb der staatlichen Bergwerke, die ohne Nutzen arbeiten, wo die privaten Betriebe ertragsreich sind. Was die Sozialdemokraten später sagen werden, wenn der Liter Branntwein 5 bis 6 Mark kosten wird, kann man sich denken. Offiziell ist jeder Sozialdemokrat natürlich ein Feind des Alkohols, im Rebenamte verachtet er denselben jedoch nicht. Er wird später sagen, wenn die Steuern einmal Wahrheit geworden sind, daß man dem ärmsten Sohn, der auch der treueste der Staates war, alle Freuden genommen, bezw. ver­teuert hat. Nur der Reiche kann sich in Zukunft ein Glas Wein oder Branntwein leisten und das Bier stellt eine Art Brause=Limonade dar, die sowohl als solche, als auch als Bier versteuert werden kann, während die Waren=Umsatzsteuer ohne Unter­schied alles verteuert.

And alles dieses geschieht nur, damit der Staat den Reichen die Zinsen der Anleihen zahlen kann, wird er

Diese Ansicht ist nicht unrichtig; dem Staats­Erper wird eine gewisse Quantität Blut durch die Steuer in schmerzhafter Weise entzogen, die ihm dann als Zinsen der Anleihen wieder eingeflößt Sird, wobei ein großer Kräfteverlust unvermeidlich ist. Run wird behauptet, diese sonderbare Mani­pulation sei nätig, damit das Papiergeld nicht entwertet werde. In Schweden ist das Gold gerade so viel oder so wenig entwertet wie bei uns das Papiergeld. Alle Waren sind dort im Preise ge­Riegen und das Geld entwertet, weil Waren­mangel herrscht. Gerade so wie bei uns.

Nan hat Frankreich sein Papiergeld nur mit 24 Prozent, England mit 37 Prozent Anleihe ge­deckt und trotzdem steht die Valuta dieses Papier­geldes höher wie die des deutschen, welches mit 67 Prozent gedeckt ist. Und dieses ist natürlich, da

Don unseren Kriegsschauplätzen.

Berlin, 4. Mai abends. Amtlich. Segenangrisse gegen den Kemmel und gegen Baillenl sind unter schweren Verlusten geschei­tert.

Sroßes Hauptquartier, 5. Mai 1913. Amtlich.

Westlicher Kriegsschauplatz.

Nach stärtster Feuervorbereitung grifsen französische Divisionen unsere Stellungen am

Kemmel und bei Bailleul vergeblich an. Sie wurden unter schweren Verlusten abgewiesen und ließen mehr gle 308 Sosangene in unserer Hand. Der beabsichtigte Angriss einer eng­lischen Division westlich von Bailleul kam unter unsexem Feuer nicht zue Entwickelung.

Südlich von Hebuterne scheiterten starte eng­lische Vorstöße. An den Kampffronten beider­seite der Somme lebte die Artillerietätigkeit am Abend aus. Gie war namentlich bei

Billers=Bretonneug und auf dem Westufer der Aure gesteigert.

Von der übrigen Froüt nichte von Beden­tung.

Von den anderen Keiegeschauplätzen nichte Neues.

Der Erste Seneralauartiermeister: Ludendorst.

wir die Zinsen jeder neuen Anleihe mit immer größer werdenden Steuern bezahlen müssen, die wir an uns selbst bezahlen.

Also ein fehlerhafter Kreislauf, der nur große Kosten verursacht und das deutsche Kapital gerade in dem Augenblick festlegt, wo es mit allen Kräften produzieren müßte, um eine aktive Handelobilanz zu erreichen, d. h. mehr aus= wie einführen, wozu Rußland uns unbegrenzte Möglichkeiten gewährt.

Wer aber am meisten durch die Umsatzsteuer ge­schädigt ist, ist der staatliche Beamte, der auf feste Bezüge angewiesen ist, er liefert den Beweis, daß es nicht ein Staat und ein Volk gibt, sondern, daß beide ein und dieselbe Person darstellen, und daß, wenn der Staat das Volk durch Steuern erdrosselt, er sich selbst den Hals zuhält.

Sessssseee

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Stadttheater. Nun haben wir auch eine Auf­führung des deutschen Singspieles von Julius Bitt­ner, des erfolgreichen Komponisten desBergsees, derMustkanten und desAbenteuerer, hier er­lebtDas höllisch Sold" betitelt der Wiener Komponist und Musikschriftsteller sein neuestes Werk. Die Handlung, dessen Text auch von Bittner herrührt, spieltIrgendwann einmal und irgend­w6. Ein Bauer ist durch Mißernte und das Drängen eines Wucherers nahe daran, samt Frau und Kind von Haus und Hof vertrieben zu wer­den. Selbst der letzte Rettungsanker, noch vor­handenes Holz an den Schultheißen zu verkaufen, schlägt fehl. Die Bäuerin sucht Zuflucht zur Mutter­gottes, sie fleht an einem, am Wege stehenden Marienbilde für ihren Mann und Kind. Ephraim, ein jüdischer Jüngling(er ist der Sohn des Wu­cherers), der von allen Menschen verspottet und mißachtet, von der Bäuerin jedoch steis freundlich behandelt wurde, hört das Flehen und verspricht und schenkt ihr seine ersparten Goldstücke. Zwischen diesen Szenen ist ein Abgesandter der Hölle in Gestalt eines Jägerburschen zur Welt gestiegen, um zu einem Seelenfange erstmalig auszuziehen. Er sichert sich zu diesem Auftrag die Mitwirkung eines alten Wetbes, einer Nachbarin der bedräng­ten Bauernfamilie, und läßt hierfür zahlreiche Du­katen springen. Die alte Hexe und des Teufels Abgesandter haben die Szenen am Marienbilde belauscht und nach Rückckkehr des Mannes bezichtet das bös: Weib die Frau der Buhlerei mit dem jungen Menschen. Schon zückt der Bauer das Messer, um sich auf das arme Weib zu stürzen, da hindert ihr plötzliche Finsternis an der bösen Tat. Donner rollen, Blitze sprühen und das Madonnen­bild erscheint, umgeben von herrlicher Blütenpracht in dellem Lichterschein.. Mann und Frau ver­sohnen sich unter dem erschütternden Ereignis und sie knien zu einem Dankgebet nieder. Der Teufel aber nimmt, die alte Hexe, das Ebenbild seiner Großmutter. und fährt unter Schwefeldampf zur Hölle hinab.

Bittners Musik hält sich im Wagnerschen Stile. Große schöpferische Erfindungen sind in dem Werke nicht zu finden, manches ist aufs volkstümliche ge­

Amtl. österreichisch=ungar. Berichte.

WTB. Wien, 4. Mai. Im Südwesten anhaltend rege Gesechtstätigkeit.

WTB. Wien, 5. Mai. Die Artilleriekämpfe an der Südwestfront dauern fort. Am untern Piave wurden italienische Erkundungsunternehmen ver­eitelt.

Der Chef des Generalstabes.

Die Tätigkeit der=Boote.

WTB. Berlin, 4. Mai. Amtlich. An der West­küste Englands wurden von einem unter dem Kommando' des Kapitänleutnants Freiherr von Loe stehenden Unterseeboot zwei besonders wert­volle Dampfer, nämlich der englische Dampfer Lake Michigan(9288 BRT.) und ein anderer 8000 BRT. großer Dampfer aus demselben, stark gesicherten Geleitzuge herausgeschossen, zusammen 17 000 BRT.

Der Chef des Admiralstabes der Marine.

Die Kämpfe im Westen.

Berlin 4. Mai. Wiederum ist am 4. Mai ein heftiger französischer Angriff zur Rückeroberung des Kemmelbergee blutig gescheitert. Die Rück­sichtslosigkeit, mit der General Foch seine besten Truppen einsetzte, erhärtet von neuem, wie schwer­wiegend für den Verband der Verlust des wich­tigsten Kemmelmassivs ist. Die wiederholten, stets vergeblichen englisch=französischen Massenangrisse hier und an andern Stellen der Front tragen zur Zertrümmerung der feindlichen Heeresmacht und zur Vernichtung ihres lebenden und toten Materials täglich bei. Sie erhöhen die gewaltigen Verluste, die die wuchtigen deutschen Schläge den alliierten Heeren zufügten. Trotz der wiederholten entsetzlich

stellt, manches von dramatischem Effekt und der Humor kommt ebenfalls zur Geltung.

Die Aufführung bewegte sich in gurem Rahmen. Den Mann gab Gustav Dramsch gesanglich und dramatisch bedeutend. Frau Grimm=Mittelmann als Frau war ihm eine ebenbürtige Partnerin in­bezug auf Wohllaut der Stimme und seelenvolles Spiel. Den Ephraim sang Kaspar Koc, stimmlich auf der Höhe, in Gestalt etwas zu groß für den knabenhaften, weich veranlagten Wuchererssohn, schauspielerisch noch nicht ganz gewandt. Frau Faß­binder=Bartram stellte das böse Weib charakteristisch in Gestalt und Geste gut, gesanglich ausgezeichnet dar. Den Teufel zeichnete Hans Clemens vorzüg­lich, seine Wiedergabe in Aussprache und Spiel war wohl die beste Leistung. Dr. Becker sorgte für ein ansprechendes Bühnenbild, ooschon er die Sze­nen am Madonnenbilde und den Abgang des Teu­sels, trotz unseres beschränkten Beleuchtungsappa­rates, weit wirkungsvoller hätt; gestalten können.

Kapellmeister Klemperer, der die Oper dirigieren sollte, ließ sich durch Kapellmeister Dammers ver­treten.

Nach dem Singspiel gab es 8 Tanzbilder, die von Hofrat Remond inszeniert und von der Ballett­meisterin Wratschko, der Solotänzerin Ripelli und den Damen des Balletts mit schöner Wirkung, lei­der jedoch nur bei Klavierbegleitung, dargeboten wurden.

Das Publikum, welches das Theater füllte, dankte durch lebhaften Beifall.

Städt. Volksunterhaltungsabend. Als eine wirk­lich genußreiche Veranstaltug kann der neunte Abend unter Leitung des Landgerichtsrats E. Bücheler be­zeichnet werden. War schon die Hauptprobe am Samstag nahezu ausverkauft, so erwies sich am Auf­führungstage der Bürgervereinssaal nebst den Ueben­sälen als zu klein. Es war für den Arbeiter= und Volksfreund eine Herzensfreude, diesen zahlreichen Besuch feststellen zu können. Auf dem Vortragsplan stand das OratoriumDie Schöpfung von hapdn. Wir müssen unumwunden gestehen, daß dasjenige, was bei der Sonntag-Auffübrung geboten wurde, sich in einem respektablen Rahmen bewegte. Be­sonders der Chor klang abgerundet: Damen und herren waren bei großer Singfreudigkeit. Wenn auch das Orchester etwas mehr Streicher hätte ver­tragen können. so muß man die finanziellen Ver­hältnisse bedenken mit denen der Veranstalter zu rechnen bat. Die Solisten waren durchweg gut ge­wählt. Eine führende Stelle nahm der Konzert­länggr B. Schoenenberg aus Köln ein Er brachte der

blutigen Niederlagen und ergebnislosen Gegenan­grifsse der Engländer und Franzosen, trotz ihrer für eine Westschlacht ungeheuern Gefangeneneinbuße von rund 130.000 Mann, trotz der unübersehbaren deutschen Beute an Kriegsgerät, Ausrüstung und Geschützmaterial versucht der Funkspruch Lyon vom 3. Mai abermals die deutschen Erfolge in einen Fehlschlag zu verwandern. Die nach wie vor der deutschen Führung verbliebene Initiative hat die Masse der feindlichen Streitkräfte an der von ihr gewollten Front gefesselt. Die fortgesetzten, ebenso wütenden wie fruchtlosen französisch=britischen Gegen­angriffe in der Gegeno des Kemmelberges und bei Billers=Bretonneux beweisen jedoch unumstößlich, wie sehr die deutschen Waffen die strut gische Lage des Verbands verschlechtert haben. An. 3. Mai folgte an der Westkampffront dem gemelditen star­ken feindlichen Artilleriefeuer südlich Arras ein britischer Teilangriff in Bataillonsstäcke. Auf eng­begrenztem Raum vorstürmend, erlitt der Feind schwerste Verluste. Sein Angriff brach vor unsein Linien restlos zusammen. Gleichzeitig versuchte der Feird südlich Billers=Bretonneux ernut vorzusto­ßen. Die Engländer setzten hierzu wiederum Au­stralier ein, die bei Abweisung des Angriffs schwere Verluste erlitten. Von den Tanks, die den englischen Angriff begleiten sollten, blieben zwei zerschossen vor unseren Linien liegen.

Schutz vor Lustangrissen in Paris.

Progres de Lyon meldet aus Paris: An den meisten Punkten der Pariser Befestigungen wur­den von den großen Industrieunternehmungen Schützengräben und Unterstände für das Fabrik­personal, die während der Luftangriffe benutzt wer­den sollen, eingerichtet.

Unentwegte Kriegsnetze.

Amsterdam, 4. Mai. Nach einer Neutermeldung aus London kündigen die englischen Blätter eine bevorstehende deutsche Friedensossensive an und be­tonen gleichzeitig, daß das britische Volk und seine Verbündeten entschlossen seien, den Krieg durchzu­kämpfen, und daß es unmöglich sein werde, sie zum Abschluß eines Friedens zu verleiten, der keinen Erfolg der Grundsätze, für die sie kämpfen,bringe.

Neuer Beweis für Englands Kriegsplan.

WTB. Gerlin, 5. Mai. Unter erbeuteten eng­lischen Schriftstücken aus den Kämpfen der letzten Tage fand sich eine Seneralstabskarte mit der Ueberschrift:Vertraulich Sie stellt Belgien und einen Teil Nordfrankreichs dar und ist vom bri­tischen Kriegsamt bereits 1913 gedruckt worden. Ein neuer Beweis, daß man englischerseits mit einem Aufmarsch an der Seite Frankreiche in Bel­gien gerechnet hatte.

Dartie des Raphael und des Adam mit volltönendem Basse künstlerisches Verständnis entgegen. Nicht minder war die Sopranistin C. Lacuille, Köln, an ihrem Platze. Wenn auch ihre Stimme nicht überall so sieghaft durchdrang, so sang sie doch die Krien Uun beut die Flur undAuf starkem Fittige mit lieblicher Stimme und musikalischer Sicherheit. Dr. Ernst Kuhroeber-Bonn hatte die Cenorpartie über­nommen. Der Sänger hat eine angenehme Stimme, die jedoch dem Chor und Orchester gegenüber etwas schwach war. Recht gut gelang ihm die ArieMit Würd und hobeit. Wir sagten schon, daß der Chor gut bestellt war und Licht und Schatten in vortreff­licher Weise verteilte. Eine nochmalige Kufführung (Kuf heute Sonntag festgesetzt im Bürgervereinssaale Anm. der Redakt.) wird nicht ohne den gewünschten Ersolg bleiben und sich unbedingt lohnen.

Robert Koihe gab am verslossenen Freitag im beinahe ausverkauften Bürgervereinssaale einen seiner bekannten Abende:Lieder zur Laute. Er gefiel heute viel besser als das letzte Mal; viel­leicht lag es an der Auswahl der Vorträge, die durchweg besser zum Instrument paßten wie da­mals, wo er eine Reihe von Liedern sang, denen man keinen rechten Geschmack abgewinnen konnte, weil sie von der Laute begleitet wurden; vielleicht lag es auch an der Frühlingsstimmung, die die Zuhörer infolge des schönen Mältages mit­gebracht hatten und die doppelt empfänglich machte für die Kunst von Kothe. Er besitzt einestreue An­hängerschar, die meist aus jungen und ganz jungen Damen besteht, die ihn auch mit Blumen beschenkte, und zu mehrfachen Zugaben nötigte. Er war bei guter Stimme, in freundlicher Laune und mimte frisch, so daß der Abend für alle Teile erfolgreich und zufriedenstellend verlief. Der Künstler brachte mehrere neue Sachen; aber auch akte Lie­der, wieBurkala und ähnliche verfehlten nicht den gewohnten Eindruck. Empfehlen möchten wir, wenn nun doch einmal die Texte teilweise revidiert und selbständig bearbeitet werden, dann auch zu sorgen, daß manche Grausamkeiten daraus verschwinden. Es lesen sich in einem Verssuße drei Kürzen zwischen zwei Längen gexadezu abscheulich, und die Reime sind ohne Not derart oft zwangs­weise zusammengekuppelt, daß mit Leichtigkeit reine und gefällige Reime erzielt werden könnten. Kothe, der ewig jugendliche, erntete nach jedem Vortrage reichlichen Beifall, vor allen Dingen auch nach den drei Liedern für Vorsänger und kleinen Frauenchor.

Französische Hetze gegen den Dapst

Die von Gustave Herve herausgegebene Pariser ZeitungLa Victoire schreibt in ihrer Nummer vom 3. April:Katholiken Frankreichs, die ihr unsere Brüder seid und deren Patriotismus so er­haben ist, ihr habt nicht den Papst, den ihr ver­dient! Habemus papam bochum(Wir haben einen Bochepapst), hat einer von euch seit 1915 gesagt. Wenn der christliche Glaube in ruch mit der gleichen Glut brennt wie der französische Glaube, so wäre der Kandidat Mereier schon seit langer Zeit der Antipapst Frankreichs und Belgiens! Kommen­tar überfüssig!

Dlamen erkalten keine Kriegs­auszeichnung.

Däs in Holland erscheinende belzische Flücht­lingsblaattTry Belgie vom 19. April bringt die folgende Angelegenheit zur Sprache:Da wir grade über die Rechte und die Würden im belgischen Heer sprechen, möchten wir die Frage aufwersen, wie es möglich ist, daß noch Dinge geschehen, wie sie der nachstehend wiedergezebene Brief eines vlä­mischen Soldaten an einen unserer Leser erzählt: Ich bin bereits mehrmals für das Kriegskreuz ein­gegeben worden. Die letzte Anfrage kam mit dem Bericht zurück:Der Betreffende darf nicht wieder vorgeschlagen werden. Er hat in seinem Briefwechsel sehr ausgeprägte vlämische Ideen entwickelt. Was soll man dazu sagen, Es läßt sich jetzt dagegen nichts machen. Ich habe gezeigt, daß ich ein guter Blame bin und mein Recht geltend mache.... Man be­kommt, also kein Kriegskreuz, wenn man ein Vlame ist und für seine vlämische Sache eintritt. Man ist als Vlame also minderwertig und nur gut genug, sein Leben herzugeben! Wir sehen es als eine vaterländische Gewissenspflicht an, auszuspre­chen, daß eine Behörde, die sich solch einer Ungerech­tigkeit schuldig macht, unweigerlich zur Rechtferti­gung gerufen werden muß. Die belgische Regierung ist verantwortlich dafür, wie die Blamen, im Heer behandelt werden.

Das Gift der Northelisse=Presse.

In einem Aufsatz der Deutschen Nevue(April 1918) schreibt Hermann Diez:

Was diese Methoden anbelangt, so sind sie durch das Wort Northelifse Presse genügend gekennzeich­net. Dieser Name ist ja längst zu einem Begriff geworden. Ueber die Persönlichkeit der Namen­gebers selbst gehen die Urteile einigermaßen aus­einander. Ueberwiegend bezeichnet man ihn jedoch als einen Menschen ohne eigentliche Bildung, von erschreckender Gewissenlosigkeit und mit ausge­sprochenem Willen zur Macht. Die Wochenschrift der englischen Arbeiterschaft, der Labour Leader, hat ihn einmal denKleon des modernen Pöbels.

Vora Ulengelberg, die junge Berliner Vortrags­künstlerin, eine Schülerin Emil Milans, der ein guter Ruf vorausging, rechtfertigte diesen vollauf in einer Veranstaltung, die sie Sonntag nachmittag im kleinen Saale der Lese zum Besten der Langenbach­stiftung gab. Die Wahl der Vortragsstücke von Baum­bach. Hahn, Eichendorff. Falke. Mörike und Wilde bewies schon einen künstlerischen Geschmack. Ihre volltönende, ohne alles schauspielerische Jutun, in einfacher Schlichtheit vernehmbare Stimme, muß ihr unbedingt Sympathien entgegenbringen. Es würde zu weit führen, alle die schönen Dichtungen hier einzeln aufzuführen, die herzerquichend auf die Be­sucher wirkten und unermüdlich geboten wurden. Eines sei ihr gesagt, daß sie stets zu uns zurück­kehren darf, denn sie wird immer eine teilnahms­freudige Juhörerschaft in stattlicher Jahl um sich versammelt sehen.

Kriegserlednisse, aus dreijähriger eigner Erfah­rung schilderte der dayrische Leutnant Kaul am Mon­tag im vollbesetzten Bürgervereinssaale. Diele Schrecknisse des Krieges, große Erlebnisse und Ge­fahren in den Schlachten besprach er in anschaulicher Weise. Er schilderte in erschütternden Sügen die Ver­heerungen an der ganzen Westfront vom Meer bis zu den Klpen, vor denen uns der Heldenmut und das Blut unserer Kameraden bewahrt haben; er führte in das gefährliche und aufreibende Leben und Dulden im Labprinth der Schützengräben: er erklärte an­schaulich die große Jahl neuer gewaltiger Waffen und Kampfarten, die neuen Riesengeschütze, das Crommelseuer die Hand- und Sprenggrangten, das verheerende Maschinengewehrfeuer, die gefährlichen und unheimlichen Wirkungen der Vergasung und ihre Bekämpfung und auch die barbarischen Dumdum­geschosse, mit denen unsere Feinde stets vorgegangen sind. Einzelszenen und Bilder aus dem Kampfe im Drabtverhau, aus den zerstörten und verschwundenen Städten und Dörfern, von der weggeführten und flüchtenden Zivilbevölkerung begleiteten das Wort. Der Redner widerlegte kräftig und überzeugend manche irrige Ansichten und Vorurteile über die Verpflegung der Mannschaften, über das Verhält­nis der Offiziere zu den Cruppen, über die sittlichen Verhältnisse, über die umsichtige Pflege der Ver­wundeten, über die pietätvolle Fürsorge für Be­gräbnis und Ruhestätte der Gefallenen. Auch Jüge köstlichen Humors eine Hasenjagd, ein Klarm bei der halbnackten Kompagnie u. a. boten erfri­schende Abwechslung. Das Grauen der Eranattrichter, der Minensprengung, die Kämpfe mit den unheim­lichen eifernen Schlachtwagen(Canks). 30 Stunden im Drahtverhau, 14 Stunden im Gas und Kehnliches zogen in Wort und Bild an Ruge und Ohr vorüber. Jum Schluß ermahnte der Redner ernst die Unge­duldigen, die Ullesmacher, die Verzagten zur Ge­

genannt und als Grabschrift für ihn vorgeschlagen: Der Krieg war die Krönung seines Lebenswerkes. Mag aber sein persönliches Charatterbild noch einigermaßen schwanken, über die Eigenart seinen Presse ist irgend eine Meinungsverschiedenheit nicht möglich. Das erste Blatt der Brüder Harmsworth. in dem die Familieneigentümlichkeiten am ur­sprünglichsten, stärksten und reinsten zum Ausdruc gekommen ist, war bekanntlich die Daily Mail, die Lord Salisbury eine von Lehrjungen für Lehr­jungen geschriebene Zeitung genannt hat. Der Herr Herausgeber selbst hat ihre Eigenart gelegent. lich einmal damit erklärt und verteidigt, daß er eben auch in der Küche und in der Dienerstube gelesen sein wolle, und das ist ihm ja wohl auch gelungen, allerdings um den Preis einer so tiefen Herabwürdigung des ehemals so glänzenden und stolzen englischen Zeitungswesens, wie sie vielleicht in der Kulturwelt überhaupt nicht mehr erlebt worden ist. Er hat dabei nicht einmal das Ver­dienst und den Ehrentitel eines originellen Ge­dankens für sich in Anspruch nehmen können. Er hat einsach die übelsten Muster dergelben ameri­kanischen Presse, ihre schreiendsten Methoden, ihre unglaublichsten Vergröberungen, ihre absolute Skrupellosigkeit nach England verpflanzt und kann dabei höchstens geltend machen, daß er alle seine Vorbilder übertroffen habe. sowohl im geschäft­lichen wie im politischen Erfolg Er hat tatsächlich die breiten urteilslosen Schichten des britischen Reiches mit dem Gift eines maßlosen Deutschen­hasses getränkt.

Die Lagein der Ukraine.

WTI. Berlin 4. Mai. Im Hauptausschuß dee Reichotages gab Bizelanzler v. Payer folgende Er­klärung ab:

An Stelle des Reichskanzlers möchte ich Ihnen über den Stand der ukrainischen Angelegenheiten folgende Mitteilungen machen. Bekanntlich sin wir seinerzeit in die Ukraine auf den ausdrücklichen Wunsch der ukrainischen Regierung eingerückt, um dort diejenige Ordnung zu schaffen; die zu schuffen der Regierung selbst nicht gelingen wollte. Die Ukraine hatte sich in einem nicht veröfsentlichten Protokoll ausdrücklich verpflichtet, bis zum 1. Juli d. J. mindestens eine Million Tonnen Getreide zu liefern. Die Erfahrung zeig'e aber bald, daß die Rada nicht in der Lage war, ihre Autorität der Bevölkerung gegenüber durchzusetzen. So blieb uns, sollte nicht in sehr wichtiger Teil des Ab­kommens unerfüllt bleiben, niches anderes übrig, als uns selbst um die Ablieferung der vertrags­mäßigen Getreidemengen zu bemühen. Es ist klar, daß das von der Bevölkerung als große Härte emp­funden wurde und daß dann die Regierung nicht angenehm davon berührt sein konnte, und so ist das eine Quelle von Verstimmungen gewesen. Bei den Vorgängen in der Ukraine stellen sich drei Er­eignisse in den Vordergrund des Interesses: 1. der Feldbestellungserlaß des Generalfeldmarschalls von Eichhorn, 2. die Festnahme von Regierungsmitglie­dern in der Rada und 3. die Umwandlung der ukrainischen Regierung in eine neue, auf anderen und neuen Grundlagen aufgebaute Regierung Die Rada verlor in der letzten Zeit immer meh­ihren Boden. Sie hat den neuen Staat zwar ge­schaffen, als es aber galt, ihn einzurichten, da ver­sagte sie anscheinend. Ihr Ende ist jedenfalls von den ukrainischen Bauern, nicht von unseren Or­ganen herbeigeführt worden, und der Feldbestel­lungserlaß und die Festnahme einiger Regierungs­mitglieder durch deutsches Militär haben nicht: damit zu tun.

duld, zum festen Vertrauen, zum treuen Jusammen­stehen. Unsere großen helden, unser hindenburg und seine Getreuen, werden alles zum guten Ende. zum vollen Siege und deutschen Frieden hinaus­führen. Reicher Dank lohnte den jugendlichen Red­ner für seine genußvolle, inhaltreiche, herzstärkende vaterländische Gabe.

Deutscher Sprachverein. Im Gartensaal der Lose dielt am 1. Ulai, abends 8 Uhr, der hiesige Deutsche Sprachverein eine sehr gut besuchte Versammlung ab, die hauptsächlich in Proben deutscher Dichtkunst und in die Schönheiten und den Reichtum unserer deutschen Muttersprache einführen sollte. Der stell­vertretende Dorsitzende. Pfarrer Dr. Richter, be­grüßte die zahlreich Versammelten, darunter auch viele verwundete Feldgraue, und ging in seiner An­sprache vom Frühlingswehen und der hoffnung des Wonnemonds zur gewaltigen Kriegslage über, die draußen an der Front und dier in der Heimat zu festem Durchhalten und vertrauensvollem Ausbarren mahne. Ruch in dem bescheideneren, aber ebenso not­wendigen Kampf um die Reinheit unserer Sprache gelte es: alle Mann an Bord. Es gelte, sie von zahl­reichen fremden Schmarotzern zu befreien, und den Ribelungenhort, nicht von gleißendem Golde. aber voll deiliger Schöne in Wort und Lied zu büten. Er gedachte der verdienstvollen Dorarbeit edler deutscher Männer sowie dankbar der treuen Mtt­hilfe der Behörden, der Schule und der Presse. Dann bot Frau Wittmann, die bekannte und beliebte Vor­tragskünstlerin, einige ergreisende Lieder von hebbel und unserm zeitgenössischen Dichter heinrich Lersch. besonders sein erschütterndes GedichtGott spricht". Mit tieser Bewegung lauschten die Hörer den warm­empfundenen seelenvollen Worten. Gebeimrat Pro­fessor Crautmann, der ehrwürdige jugendfrische De­teran in unserer Arbeit und in der deutschen Sprach­forschung, gab humorvolle, köstliche Proben aus dem reichen Schatze seiner selbst verfaßten Kätsel. Der anwesende Dichter haus Escheldach erfreute durch lebensvollen freien Dortrag einiger seiner vater­ländischen zeitgenössischen Kriegslieder, vor allem des hochdramatischen GedichtesDie erste Furche. Endlich verschönte der Männergesangverein Avolle zu Anfang und zum Schluß den Abend durch präch­tige, umsichtig geleitete Gesänge. Der Dorsitzende dankte zum Schluß den Erschienenen für ihre zahl­reiche Ceilnahme sowie den Mitwirkenden für ihre mannigfaltigen genußreichen Spenden. Er kündete die fünfte Kriegstagung rheinisch= westfälischer Sprachvereine am 25. Mai in Bonn an und schloß mit warmem Wechruf zu treuer, unentwegter vater­ländischer Mitarbeit. In den zwei letzten Dersamm­lungen wurden 20 neue Mitglieder in Bonn und Godesberg aufgenommen.

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