50. Jahrgang
Ronatlich.00 Mart srei ins Haus,
Erscheint täglich mittags
Verantwortlich für den redaktionellen Teil Emil Schuippert, für den Reilame= und Anzeigenteil Johannes Tinner in Vonn.
Für unverlangt eingegangene Manustripte übernehmen wir keine Gewahr.
Bonner Dolks-Zeitung
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Geschästsstelle: Vonn, Sürst i am Mänster
Postscheck=Konto Köln unter Nr. 9884 Verleger: Deutsche Reichs=Zeitung G. m. b.., Vonn
Montags und Samstags mit Sport=Beilage
Samstag, 26. November
Drahtadresse: Tinner. Bonn Druck: Rbenania=Verlag, Buch= u. Steindr Bonn.
Fernsprecher: Geschäftsst. Nr..60,184
Men Schriftleitung Nr. 4835
Merkspruch.
Er hatte für die Leiden seiner Volkes ein offener Ohr und ein fühlendes Horz, aber keine tatträftige hand! Das wird die Geschichte an den Sarkophag manches Herrschers schreiben müssen.
Ueber Dr. Martin Spahn.
In zwei umfangreichen Aufsätzen der Ausgsburger Postzeitung(Nr. 532 vom 22. 11. und Nr. 536 vom 24. 11) befaßt„ein führender Zentrumspolitiker“ sich mit„Dr. Martin Srahn, der Zentrumspartei und der katholischen Kulturbewegung.“ Der Verfasser weist an der Hand der Zettschriften=Aufsätze und Schriften Mardin Spahns nach, daß der Sohn unseres allverehrten Zentrumoabg ordneten Peier Spahn aus seiner ganzen politischen Veranlagung und Denkweise heraus notwendig da landen mußte, wo er heute steht, nämlich: auf der extremen Rechten im deutschen Parteileben. Wir entnehmen den Artikeln der Augsburger Postzeitung folgende Stellen:
Geboren 1875, erhlelt der junge Martin seine Vorbildung in der kleindeutschen Geschichtsauffassung, in welcher auch die katholische Jugend Preußens dressiert worden ist; übertriebene Verherrlichung des Hauses Hohenzollern, das die geschichtliche Aufgabe habe, Deutschland zu einigen und den Protestantiomus zum Siege zu führen. Das letztere sagte man der katholischen Jugend zwar nicht vollständig, aber sie mußs es doch merken. Eine scheinbare Berechtigung erhielt diese Auffassung durch die leichten Siege Preuß us 1866 und 1870 über die deutschen Südstaaten, über das schlecht bewaffnete und geführte Oesterreich und das isolierte Frankreich. Die kleindeutsch=protestantische Geschichtsauffassung ist die tiefste Ursache unseres jetzigen nationalen Unglückes. Die blinde Verherrlichung Preußens und der Hohenzollern vertrat Spahn besond.rs in seiner Jugendschrift über den Großen Kurfürsten.
Kaiser Wilhelm II. lohnte die Begeisterung des jungen Spahn für das Haus Hohenzollern. Assich der Kaiser 1901 entschloß der Straßburger Unwersität ein.n katholischen Geschichtsprofessor zu geden— kein Bruch mit dem preußischen System, sondern eine persönliche Laune—. wurde nicht etwa einer der älteren verdienten Historiker gewählt, sondern der 26jährige Martin Spahn. Dieser glaubte nun, sich durch noch größere Lobpreisungen des Kaisers dankbar erzeigen zu sollen. An den Verheerungen, die der Byzantinismus gerade in kathol. Kreisen bis zum Kriege angerichtet hat, ist Martin Spahn nicht ohne schwere Mitschuld. Diese ständige Beweihräucherung des Kaisers, der das preußische System der Aushungerung der Kathol ken unentwogt sortsetzte, mußte. alle Bemühungen der Katholiten, die volle Gleichberechtigung zu bekommen, durchkreuzen. Es mußte leider dem Herrscher der ohnedies starke Anlagen dazu besaß, jede Selbsttrizik, jedes Augenmaß für die Wirklichkeiten in der Pol tik rauben, so daß wir schließlich 1914 fast mit allen Großmächten der ganzen Erde tödlich verfeindet waren, bis Deutschland und seine Krone in den Abgrund stürzten.
Spahns phantastische Art der Geschichtsschreidung zeigte sich auch in der 1917 erschienenen Scheift „Die Großmächte", nach Ksellens Vorbild. Die es Buch ist ein rolitischer Traum, der Historiker Spahn scheint wohl geistreich, aber weltfremd, die bittere Wirtischkeit sieht er nicht. Dabei werden die deutschen Staatsmänner, die auf Bismarck folgten, schwer getadelt, weil sie nicht die Spahnsche Weltpolidik getrieben haben. Wie diese Weltpolitik ausf eht, zeigt Spahns Vorwurf, daß die deutsche Politik im Austausch gegen Helgoland Sansibar, Ndiese ausgezeichnete Angrisfsstellung gegen das indische Kaiserreich"(!) aufgegeben hab: Man ersicht daraus, daß das soben erwähnte Wort Spahns von der Leichtigkeit, mit welcher Oesterreich von der Baikanhalbinsel aus England in Indien bedrohen könne, keine Entgleisung war, sondern seiner Grunoauffassung entspricht. Arch hier hat Spahn über die Möglichket seinen Vorschlag durchzuführen wieder au nicht nachgedacht— und ein Buch, in dem solche Torheit vorgesch agen wird, nahmen die Deutschen ernst. Wie wollen denn überhaupt die deutchn Streitmächte nach Ostafrika kommen, ohne von der englischen Flotte abgefangen und in den Grund gebohrt zu werden! Jedenfalls hätte Bismarck Spahns weltpolitischen Traum nicht ausgeführt. Er dachle steis, was die Deutschen später leider vergaßen, an Deutschlands geographüsche Lage.
Im übrigen sind Srahns„Deutsche Lebensfragen“
eine Fortsetzung der bisherigen Nörgeleien gegen die Zentrumspolit k, seiner Verehrung gegen Plenhen u. dabei roll von schlefen Urteilen, von Schwärmerei und Phantasterei. Der Schein des Gesstreichen, den Spahns Lobredner seinen Schriften nach
gredet haben, kann darüber nicht täuschen. Nur in einem Volk dessen gebildete Schichten so wenig poiitischen Sinn haben, konnten diese Spahnschen Schriften Beifall finden. Der preußische Landtugsabzeordnete Heß schrieb damals eine Gegenschrift, auch„Deutsche Lebensfragen" betitelt, in welcher er zahlreiche falsche Auffassungen Srahno richtig stellte und zum Schluß Seite 70 meinte: Das Buch sti übereilt und hastig geschrieben, daher die velen inneren Wiversprüche und die zahlreichen Ungeheuerlichkeiten.„Glänzende Anlagen entbinden sicht von Gründlichkeit!"
Als„Kernpreuße im Zentrum“, wie die„Rheigisch=Westsälische Zeitung"(!) Spahn damals gannte, will Spahn Preußen als einen starken Staat in seiner Eigenart erhalten wissen und mit ihm den Dualismus im Reiche; also den Gegensatz der beiden Wahlrechte, des allgemeinen Rechstags=Wahlrechtes, und des preußischen Klassenwahlrechtes, damit auch der Gegensatz der beiden Volkovertretungen. Alles was dem „deutschen Staatsbegriffe“ widerstrebe, sei demonatisch und müsse zum Radikalismus führen, dessen weiteres Wachstum fürchtete Spahn, gewiß mit Techt. Aber er hat niemals ernstlich nach Dämmen
gegen dieses Wachstum gestrebt. Ist er jemals ernstlich den tieferen Ursachen der Sozialdemokratie nachgegangen? Er hätte sie neben der verführerischen Kraft der materialistischen Weltanschauung und der Marxschen Werttheorie im Kulturkampf und dem preußischen System finden müssen. Hier aber hat Spahn versagt, weil seine Verehrung gegen das preußische System ihm die Augen blendete. Darum hat er auch Bülows Blockpolitik von 1907 für gerechtfertigt erklärt, die der Anfang vom Ende des alten Preußens war. Nie hat er kräftig protestiert gegen das System, die Katholiken auszuhungern, nie hat er mit dem Zentrum energisch die ehrliche Eingliederung des katholischen Volksteiles in das Reich verlangt, nie die Entfesselung der lebendigen Kräfte des Christentums durch Aufhebung all der geistigen Polizeigesetze, nie die Durchführung des Toleranzantrageo des Zentrums gefordert. Im Kampfe zw schen Zentrum u. Sozialdemokratie um die Seele des deutschen Volkes ist er uns auch nicht beigestanden. Das war freilich alles schwieriger und gefährlicher als vor dem Träger jenes Systems das Weihrauchfaß zu schwingen.
alrts Hrrzr und dir Hriur.
er würde heute noch, im Zeitalter des Gasglühstrumpfes und der elektr. Birne, die Zeitung beim kümmerlichen Schein der Kerze lesen wollen! Wohl erinnere ich mich meine: Großvaters dem die traute Petroleumlampe„zu modern“ war. und der bis an sein Endeder Unschlittkerze treu blied. Noch sehe
Die„Germania“ hatte recht, wenn sie damals schrieb: Einigkeit muß die Parole sein,„wer sich in diese nicht fügen will oder kann, ist ein Schädling für die Partel, wer immer er sein möge.“
Spätere Ereignisse, die Unsicherheit weiter gebildeter Kreise gegenüber dem Zentrum, den Mangel an Verständnis für dessen Politik der Sachlichkeit, hat Spahn damals vorbereitet.
Preußischer Landtag.
Berlin, 25. Nov. Der Landtag erledigte heute nach Ablehnung eines kommunistischen Antvages auf Freilassung der politischen Gefangenen den Etat der Forstverwaltung. Der sozialtemokratische Antrag, don Privayrald unter Staatsaufsicht zu stellen, wurde abgelehnt. Dann folgte die Beratung des Glats des Ministeriums des Innern. Alg. v. Winterweld(Deutschn. Volksp.) bedauert, daß der Minister des Innern Veranstaltungen der Rechten gogen Störungen der Linken nicht zu schützen verstanden habe. Er meinte weiter, der Grundsatz der alten preußischen Sparsamkeit und Ordnung werde von den neuen Beamten nicht befolgt. Abg. Loennartz(Ztr.) erwartet von der Regierunz eine rein sachliche Stellungnahme. In der nationalen Politik dürfe keine Parteipolitik einzeschlagen wenden. Redner bedauert, daß vie alte preußische Sparsamkeit so ganz geschwunden und sieht nur in der Rückkehr zu ihr eine Hoffnung für die Zukunft. Der Kampf gegen die Unsittlichteit ist für uns ein Kampf um die Reinhaltung unserer Jugend. Der Bericht über den Reigen Prozeß mar in manchen Zeitungen unverantwortlich. Redner schildert die Beamtenverhältnisse im besetzten Gebret und fordert Ortsklassenzulogen für diese Boamten. Der Redner schließt mit dem Gelöbns, daß die Deutschen des besetzten Gebietes treu zu Deutschland halten würden.(Beifall.) Für die Deutsche Volkspartei sprach der Abg. Leidig. Der Redner erwartet von dem Minister des Innern vor alten Dingen Schutz der Staatsbürger. Devhalb begrüßt er den Erlaß gezen die Plünderungen.
Stegerwald in Amsteidam.
MDB. Amsterdam, 25. Nov. Der frührre Freußische Ministerpräsident Stegerwald besprach in Amsterdam die Lage Deutschlands und legte dar, daß sich die Verhältnisse in Deutschland jetzt zu bessern beginnen, nachdem es in den letzten Jahren außerordentlich heruntergekommen war. Es hat ein gewisser Ausgleich zwischen den Monarchisten u. den Republikanern stattgefunden. Von der hinreichenden Versorgung.t Lebensmitteln und von der Haliung der anderen Länder Deutschland gegenüber wird es abhängen, ob der Bolschewismus in Deutschland festen Fuß fassen kann. Zur Schuld, frage äußerte sich Stegerwald dahin, daß kein Deutscher anerkennen könne, Deutschland sei der Alleinschuldige am Kriege. Das deutsche Volk wolle alle Verpflichtungen nach best.n Kräften erfüllen, hofft aber, daß bald as Stelle des Versailler Vertrages die Vernunft treten werde. Es li ge an Frankreich eine neue klare politische Atmosrhaie zu schaffen, indem es seinen früheren Feind ritterlich und ehrlich behandele. Zwei Dinge seien notwendig: Eine Währungseinheit auf internationaler Grundlage u. ein Moratorium für mehrere Jahre zur Erfüllung der Zahlungsverpflichtungen. Der deutsche Reschstag sei bereit, eine drakonisch strenge Politik zu betreiben, doch dürfe auch hier die Grenze der Leistungsfähigkeit nicht überschritten werden. Die Kreditaktion der Industre sei eine notwendige Vorbedingung für den Wiederaufbau. Deu=schland wünsche nur eines: einen festen Grund, auf dem er bauen kann und einen freien Blick in die Zukunft. Es ist sich darüber klar, daß eo in Zukunft mehr arbeiten muß als irgend ein anderes Volk in der Wett.
Französisch“ in deutschen Dolksschulen.
93B. Saarbrücken, 25. Nov. Vom 1. April kommenden Jahres an gilt für die Volksschulen der Saargebietes der obligatorische französische Unterricht gemäß Verfügung der Rezierungskommission, Abteilung für Kultus und Schulwesen. Die Saarbrücker Zeitung führt dazu den Paragraphen 28 des zweiten Kapitels der Anlage zu dem Abschnitt des Friedensvertrags von Versailles über das Saarbecken an, welcher lautet:
Die Einwohner behalten unter der Ueberwachung des Regierungsausschusses ihre örtlichen Vertretungen, ihre religiösen Freiheiten, ihre Schulen und Srace
ich ihn mit langgestreckten Beinen dasitzen, die Zei
tung ganz nahe an die Kerze haltend, deren enger Lichtkreis langsam die Spalten hinunterglitt und so deutlich die Stelle bezeichnete, die Großvater gerade las, erst die Weltbegebenheiten, dann das Lokale und schließlich die Anzeigen bis hinunter bis zum„Gedruckt bei...!“ Den Kopf legte er dabei etwas zurück und„zielte“ gewissermaßen auf den Lichttreis hin durch die kleinen Gläser der Brille, die auf seiner Nasenspitze ritt.
Heure sind wir anspruchsoller geworden in Bezug auf Beleuchtung. gar mancher nimmt aber immer noch mit Augengläser vorliet welche der Bille meines Großvaters nur wenig voraus haben, und bedenkt nicht was er seinen Augen zumutet. Das Verzenlicht
Weiter sagt das Blatt dazu:
Wir stellen der Schulordnung der Saarregierung gegenüber vor dem Völkerbund, vor der Welt und vor der Geschichte fest, daß der Eingriff der Regierungskommission in das Schulwesen ein eklatanter Bruch des Friedensvertrags von Versailler ist. ganz zu schweigen von den hohen Grundsätzen, die die Kommistion als Treuhänder des Völkerbundes in ihrer Verwaltung zum Ausdruck zu bringen hätte.
Nenfestsetzung der Getreidepreise.
Berlin, 25. Nov. Der Marktpreis für fveies Getreide wird laut Bekanntmachung der Reichsgetreidestelle wie folgt festgesetzt: Für die Tonne Weizen 7860 Mark, Roggen 6000 Mark, Gerste 7720 Mark, Haser 5950 Mark. Diese Festsetzung gilt nur für solches Originalsaatgut und anerkanntes Saatgut, für das der Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft nicht bereits einen festen Betrag, der an Stelle des Unterschiedes zwischen dem Umlagepreis und dem Marktpreis für freies Getreide zu zahlen ist, bestimmt hat.
Die Bekämpfung des wilden Aufkaufs von Kartosseln.
D3B. Berlin, 25. Nov. Durch Verordnung vom 24. November schrieb der Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft zur Bekämpfung des wilden Aufkaufs von Kartoffeln bei den Land#rirten mit Wirtung vom 20. Dezomber für diesen Aufkauf die behördliche Erlaubnis vor. Dieser Erlaubnis bedürfen alle Personen, die vom Wiederverkauf von Kartoffeln diese unmittelbar beim Landwirt auskaufen. Die zum Großhandel mit Karloffeln zugelassenen Personen bedürfen der besongeren Erlaubnis nicht, wohl aber deren Angestellte und Beauftragte.
Kölner Kommunalpolitik.
Ein Woltenkratzer.— Eine Straßonbahnfahrt 3 Mk.
Köln, 25. Nov. Die Stadtverordnetenversammlung genehmigte gegen die Stimmen der Kommumisten, deren Wortführerin, Frl. Ackermann, mit ihrem wirren Geschätz eine lange Auseinandersetzung heraufbeschwor, die Vorlagen über den Bau des Kaufmannshauses und des Hochhauses am Neumarkt. Das Grundstück für das Kaufmannshaus ist von den Straßen Domhof. Frankenplatz, Frankentum und Bischofsgartenstraße begrenzt und hat eine Baufläche von 9370 Quadrat= metern. Erbbaunehmer ist eine aus den Kreisen der Handels, der Industrie und Landwirtschaft noch zu bildende Kaufmannshaus=Aktien=Gesellschaft mit einem Kapital von 50 Millionen Mark, an dem die Stadt mit 10 Millionen Mark beteiligt ist. Die Erbbauzeit wird auf 80 Jahre bemessen mit einer Option auf weitere 19 Jahre. Zur Erlangung entsprechender Baupläne soll ein Preisausschreiben veranstaltet werden. Das Grundstück für das Hochhaus am Neumarkt liegt zu beiden Seiten des Zuganges zur Hängebrücke. Die beiden durch die Brückenrampe getrennten Grundstücke werden begrenzt von Heumarkt, Friedrich=Wilhelm=Straße Leystap:! und Sassenhof. Ihre Größe wird auf zirka 6500 Quadratmeter bemessen. Erbbaunehmer ist die Kommanditgesellschaft Stahlwert Mark zu Köln. Die Erbbauzeit ist auf 80 Jahre bemessen. Darüber ist ein Optionsrecht auf weitere 19 Jahre eingeräumt. Der Bodenwert ist auf 15 Millionen Mark festgestellt. Das entspricht einem Preis von etwa 2300 Mark für das Quadratmeter. Der Erbbauträger ist verpflichtet, bei etwaiger Gründung einer Aktiengesellschaft alle der Stadt ersorderlich scheinenden Vorsichtsmaßregeln zu treffen, um die Gesellschaft vor Ueberfremdung zu schützen. Der Bau soll nach dem Plane und unter der künstlerischen Oberleitung des Beigeordneten Pros. Dr. Schumacher ausgeführt werden.
Zur Deckung der Lohn= und Gehaltserhöhungen wurden u. a. folgende Gebühren= und Steuererhöhungen beschlossen: Leucht=, Heiz= und Kochgas von 1,75 Mart auf 2,05 Mark für das Kubikmeter. Wasser ron 90 Pfennig auf 110 Mark für das Kubitmeter, Strom von 3,10 Mark auf .25 Mark für die Kilowattstunde; Straßenbahnfahrpreise von 1,50 Mark auf 2 Mark, Umste gefahrscheine von 2 Mark auf 3 Mark, Kinder= und Schülerkarten von 60 Pfennig auf 1 Mark. Frner wurden erhöht die Lustbarkeitssteuer, die Bäderpreise und die Gewerbesteuer.
Nackttänze im Sozialdemokratischen Verein.
Das Neueste was sich ein sozialdemokratischer Verein in Nachäffung vorurteilswerter Gebräuche gewisser Kreise leistete, ist die Veranstaltung von „Herrenabenden“. Die Sektion Westend des sozialdemokratischen Vereino München hatte zweimal hinter einander Herrenabende veranstaltet, die weit über das Maß des Zulässigen hinausgingen. An diesen Herrenabenden, die zur Erlangung von Mitteln einer Weihnachtsbescherung(1) von Invaliden und bedürftigen Kindern veranstaltet wurden, scheint es recht toll zugegangen zu sein. Die Münchner Polizeidirektion teilt mit, daß sich die Unterhaltungen nicht allein auf sittlich grob anstößige Lichtbildervorführungen, Possen und Vorträge beschränkten, daß vielmehr auch mehrere lebende Bilder teils mit nackten, teils nur mit einem Schleier bekleideten jungen Frauenspersonen gestellt, sowie Nackttänze produziert wurden. Gegen den Leiter der Sektion und die an der Vorbereitung und Durchführung der Herrenabende Beteiligten ist Strafanzeige wegen Vergehens gegen die Sittlichkeit erhoben worden.
und alte Brillengläser haben eines gemet nsam, näm
lich ein sehr beschränktes Feld, wo das Licht hell genug leuchtet, und das Beillenglas scharf genug zeichnet, um ein Lesen ohne Ueberanstrengung der Augen zu ermöglichen. Die gewöhnlichen Brillengläser zeichnen eben nur in der Mitte scharf dem Rande zu aber werden die Bilder versch ommen, weshalb das Auge sich bemüht, immer durch die eine Stelle des Giases zu blicken. Daher das„Z elen“ meines Großvaters und der starre, leblose Blck vieler Brillenträger, der besonders augenfällig wird, wenn sie die Gläser abnehmen. Daß so etwas nicht gerade vorteilhaft für die Augen ist und leicht zu Ueberanstrengungen und anderen unlieb ,amen Folgen führen kann, liegt auf der Hand.
Handel.
Köln, 25. Nov. Wertpapierbörse. Infolge der Befestigung der Devisen war die Grundstimmung durchweg fest. Die Umsätze waren vevhältnismäßig gering, da allgemeine Zurückhaltung zu beobachten war. Die Industriewerie behaupteten ihre Kurse und waren zum Teil sogar höher. So gewannen Basalt 15, Dynamit 20, Köln Rottweil 140, Dahlbusch 15. Felten 5 Prozent. Unverändert waren Bonner Berg., Sprengstoff und Humboldt Maschinen. Versicherungen ruhiger bei sinkenden Kursen. Anleihen blieben schwach.
Bei gutem Besuch war das Geschäft an der heutigen Warenbörse trotz vorliegenden Bedarfs infolge der schwankenden Devisenkürse ruhig. Alle Waren, namentlich aber die aus dem Ausland bezogenen, waren weiter fest bei ziemlich unveränderten Preisen. Hier und da wurden kleine Deckungskäuse vorgenommen, wobei hohe Preise bezahlt werden mußten.
Butter: Es notierte heute deutsche Butter 1a 47 M und 2a 42—44 M; die Preise sind Großhandelsverkaufspzeise, frei Köln. Stimmung matt.
Die heutige Getreide= und Produktenbörse war
außerordentlich stark besucht. Die Forderungen waren im allgemeinen wesentlich erhöht, doch blieben die Käufer in Anbetracht des großen Wagnisses bei ihrer auch bisher gezeigten Zurückhaltung. Es notierten in Mark die 100 Kilogramm frei Köln: Inl. Weizen 790—800, inl. Roggen 670—690; ink. Hafer 640—660, Mais, La Plara 780—900, Weizenmehl, rein inl. Weizen 1125, Auszug 1225, Weizenmehl 1275, Auszug 1375, Kleie, lose 420 bis 440, Rübluchen, lose 590, Palmkuchen, lose 620 bis 650, Leinkuchen, lose 825, Zuckerschnitzel, lose 420 bis 440, inl. Wiesenheu, lose 300—325, degl. gepr. 310—335, inl. Kleehen 380. Roggenstroh, gepr. 80 bis 84, Weizenstroh, gepr. 82—86, Haferstroh, gepr. 116—120.
Kartoffelmarkt: Es notierten Aute(Großhandelseinstandspreise): norddeutsche weiße Spätkartoffeln 114—116 A und norddeutsche Pflanzkartoffeln 118 bis 121
Köln, 25. Nov. Der Hauptmarkt war heute gut beschickt, namentlich waren reiche Zufuhren an Gemüse aus der Neußer Gegend eingetroffen. Die Großhändler hatten viel Kohlgemüse aus Holstein und Dänemark bezogen. Angesichts des guten Angebotes hielten die Käufer zurück und der Verkauf vollzog sich recht schleppend. Man zahlte für dännischen Weißkohl 120 Mark, für Rotkohl 140 MA, für rheinischen Wirsing 150 KK. für sächsischen Rosenkohl 550—600 M, für hiesigen Krauskohl 140 A, für Spinat 120 MA der Zentner. Kartoifeln waren heute keine zum Verkauf gestellt. Gestern verlangte man in der Markthalle für Kartoffeln im Großhandel 135 MA; für Eier bezahlte man im Großhandel.90 A das Stück. Landbutter mar genügend vorhanden, aber nicht unter 45 A das Pfund.
Vonner Marktbericht vom 26. November 1921.
(Ohne Gewähr.)
Wirsing Pfd..60-.80 A: Gelbe Möhren Pfd. .10 MA: Zwiebel, holl. Pfd..50 MA; Eßäpfel Pfd. .30—3 A: Kochäpfel Pfd..20 A: Weißlohl Pfd. .20 A; Rotlohl Pfd. 1,50 A: Endivien St..50 bis 2,50 A; Kochbirnen Pfd. 2 A; Eßbirnen Pid. .50—3 A; Karotten Geb. 70—80 J: Sellerie St. 40—1 MA: Breitlauch St. 50—60 J; Feldsalat Pfd. 7 MA; Spinat Pfd. 1 A; Rosenkohl Pfd. 7 A; Krauskohl Pfd..20 A; Rüben Pfd. 1,30 M; Schwarzwurzeln Pfd..20 M.
Marktlage in Bonn: Zufuhr sehr gering, Verkauf schleppend.
Nr. 126— 1921
2 am breit), mm=Döhe 6) S, aulsw..—
Reklame=Preis:
(Num breit), mmgo. e 442—, ausw. A.— Kleine Stellen= u. Wohnungsan seigen das Anf. Wort.— 4 bel viermalig. numahme Bei dreimonatigem Zahlungsruckkanbe sallt bewilligter Ravati fort Plasvorichriften und bestimmte Aufnahmetage werden nicht gurauttel..
Anzeigen=Verwaltung:
Rheuauia-Annoncen=Expedition Vonn,
Surn 1. Feruspr. 61.
Bankkonto: Prom u. Co., Vonn.
Bonner Stadt=Anzeiger
reichende ärztliche Tätigkeit in unserm Orte hintee sich. In vielen Fällen spendete er da nicht nur ärztlichen Rat, sondern griff auch mit finanziellen Mitteln ein, wo es mit solchon haperte. In den ärmeren Famtlien„vergaß“ er stets das Rechnungschreiben, bein Wunder also, daß er bei der hiesigen Bevölkerung in hohem Ansehen stand. Deshalb auch die rege Beteiligung bei seinem Leichenbegängnis. Der Verstorbene war 1840 in Berzdorf geboren. Seine Biederkeit und seinen offnen Charakter hat er sich bis zum Lebensende treu bewahrt.
Verzdorf: Gemeinderatesitzung. Der Gemoinderat genehmigte eine neue Lustbarkeitssteuerordnung. 10 v. H. der Steuer erhält der Kreis. Die Gemeinde übernimmt die Hälfte der Kasten zur Anlegung des Telephons bei Gemeindevorsteher Theodor Kühl. Die Kosten zum Aufbau der Lehrerdienstwohnung werden genehmigt.
Schwadorf: Der Gemeinderat bewilligte 1000 4l für die Bockhaltung des Ziegenzuchtvereins. Der Zuschuß der Zivilgemeinde an die Kivchengemeinde rürd erhöht und beschlossen, das Pfarrhaus gründlich instand zu setzen. Eine neue Lustbarkeitosteuerordnung wurde genehmigt.
Mehlem: Schutz des Rodderberges. Um eine weitere Zerstörung des Rorderberges zu verhindern, ordnete der Landrat des Kreises Bonn die sofortige Schließung der Steinbrüche an, und die Regierungen von Köln und Koblenz, deren Grenze zerade durch das Rosdergebiet geht, werden gemeinschaftlich sofort die nötigen Schritte vun, um den Berg unter den Schutz des Staates zu stellen.
Rhöndorf: Besitzwechsel. Das Hotel„zur Post“. ging durch Kauf in den Besitz des Herrn I. Mülle gan in Honnef über.
Bonner Nachrichten.
Der Wert unserer Mark.
(Ohne Gewähr.)" Nollerung der Kölner Börse.
Aus der Umgegend.
Lüstelberg v. Rheinbach: Ein Sohn unserer Gemeinde, Herr Joseph Schüller in Köln, wurde zum Doktor der Rechtswissenschaft ernannt.
Brühl: Großfmer. Eine große Feuersbrunst entstand in der Ringofenziegelei Seidenjaden zwischen hier und Pingsdorf. Die umliegenden Wehren konnten nicht viel ausrichten, da der Druck des Wassero viel zu gering war. Erst die telephonisch herbeigerusene Kölner Wehr mit ihren langen Schläuchen vermochte tatkräftig einzugreisen. Das Feuer hat ungeheuren Schaden angerichtet. Ueber die Entstehungsursache ist nichts bekannt.
Wesseling: Geheimer Sanitätsrat Broicher f. Ein stattlicher Leichenzug bewegte sich mit den leiblichen Ueberresten des verstorbenen Geheimen Sanitätsrates Broicher durch unsern Ort zum akten Friedhose. Im Alter von 81 Jahren war er nach langer, schwerer Krankheit gestorben. Er war mit den eingesessenen Familien Wesselings vollständig verwachsen, hat er doch eine über 50 Jahre hinaus
Glückicherweise hat die moderne Brillenoptik mit
diesen Nachteilen gründlich aufgeräumt. Nach genauer wissenschaftlicher Berechnung wurden Augengläser einer neuen Form geschaffen, die sich der natürlichen Bewegung des Augapfels anpassen. Sie werden im Zeißwerk in Jena hergestellt u. heißen Punktalgläser. Die verschiedenen Krümmungen die Punktalgläser, welche für jeden Grao von Fehlsichtigkeit besonders errechnet sind, im Verein mit einer in allen Arbeitsgängen sorgfältig überwachten, peinlichst genauen Ausführung bewirken, daß das Auge von überallher u. seldst durch die allveren Randteile gleichmäßzig scharfe Bilder empfängt. Dieses große Sehfeld wirkt äußerst angenehm auf die Augen. Man empfindet auf ein
v. Lettow=Dorbeck in Bonn.
Der gestrige Vortrag des Generals v. LettowVorbeck hat eine ungeheure Anziehungskraft ausgeübt. Schon lange vor Beginn war die Beethovenhalle überfüllt, auf den Fluren und auf der Straße standen noch viele Hunderte, die nicht mehr hineinkonnten. General v. Letsow=Vorbeck. mit brausendem Händeklatschen bogrüßt, sprach laut und im ganzen Saale gut verständlich, dabei fließend, schlicht, ohne alle Handbewegungen und Beionungen, nur sachlich schildernd, und gerade dadurch wurde sein Vortrag außerorden lich wirkungsvoll. Er begann mit einer kurzen Kritik der deutschen Kolonialpolitik, die es versäumt habe, die Kolonien militärisch auszurüsten. In Deutschland habe das Bismarcksche Wort gegolien: das Schichsal der Kolonien wird auf den europäischen Schlachtjeldern entschieden. Allerdings habe diese amtliche deutsche Auffassung, die sich sogar der Täuschung hingab, die Kolonien könnten während eines Krieges neutra. lisiert werden, im schroffen Gegensatz zu der Ansicht der deutschen Marinebehörden gestanden. Bei Ausbruch des Krieges habe denn Deutschostaftika nur eine ganz schwache Polizeitruppe gehabt, und bei den Kolonisten sei zuerst nicht einmal der einmülige Wille vorhanden gewesen, das Schutzgebiet zu verteidigen: sein Schicksal würde ja in Europa entschieden werden. So waren die Schwierigkeiten bei Kriegsbeginn sehr groß. Für die 2400 farbigen Polizeitruppen waren nur Gewehre des Modells 71 vorhanden. Die gesamte Streitmacht, die dann aufgestellt werden konnte, bestand schließlich aus 3000 Weißen und 11000 Farbigen. Wie LeitczoVordeck mit dieser geringen Truppenzahl die gesteckte Aufgabe, eine möglichst große feindliche Truppenzahl der Verwendung auf den europäischen Schlachtfeldern zu entziehen, erfüllt hat, erzählte er in seinen zweistündigen Ausführungen. Von feindlichen Offizieren und aus der Presse hat er erjahren, daß wenigstens 300000 Mann gegen ihn gekämpft haben und daß am Ende des Krieges seinen 1200 deutschen 120000 feindliche Soldaten gegenübergestanden haben. Den Eingeborenen rühmie er zähe Ausdauer, Anhänglichkeit und Mut nach. Allerdings bedurften sie geeigneter weißer Führer, als diese bewährten sich die deutschen Kolonisten. Aus den Einzelheiten der mehr als vierjährigen, überaus wechselvollen Kriegführung seien nur einige Höhepunkte, die die Zuhörer zu Sonnernden Beifallskundgebungen veranlaßten, hier erwähnt. Anfang November 1914 wurde das erste seindliche Expeditionsheer von etwa 12000 Mann gleich nach der Landung überraschend und vernichtend geschlagen. Ein ganzes Jahr lang war dann die deutsche Ueberlegenheit unbestreitbar. Anfang 1916 brach ein zweites seindliches Heer von wenigstens 30000 Mann gegen die Deutschen in das Kilimandscharogebiet vor, wurde aber von den 1000 deutschen Schützen im Verein mit den Tropenkrankheiten alsbald ebenfalls erledigt. Immer neue feindliche Streitkräfte suchten der kleinen zeutschen Schar Herr zu werden, mußten aber wiederholt empfindliche Niederlagen hinnehmen. Dabei war die Lage der deutschen Truppen häufig sehr kritisch, es fehlte an Verpflegung. Medizin und vor allem an Munition, die ja nur aus den Beständen der Feinde ersetzt werden konnte. In der höchsten Nor wurden auf vortugiesischem Gebiet reiche Vorräte genommen, und nun konnten von neuem große Erfolge erzielt werden. Im Herbst 1918 waren die deutschen Kämpfer auf ein kleines Häuflein zusammengeschmolzen, die Truppe wor aber ourchaus in der Lage und fest entschlossen, den Krieg gegen den hundertfach überlegenen Feind gegebenenfalls noch jahrelang weiterzuführen, da kam in der Nacht zum 14. November vom englischen Oberbefahlshaber die Mitteilung, daß die deutsche Regierung bedingungslose Uebergabe vereinbart habe. Mit ungebrochenem Mut und ungebändigtem soldatischem Stolz habe die kleine deutsche Streitmacht die Waffen gestreckt. v. Lettow=Vorbeck teilte noch einige rührende Züge von der treuen Anhänglichkeit der Eingeborenen auch nach der Uebergabe mit und schilderte zum Schluß seine Eindrücke bei der Heimkehr' nach Deutschland. Donnernder Beifalk
mal was einem bisher gesehlt, als man sich noch mit mangelhaften Glasern begnügte Wer einmal Zeißpunktalglaser getragen hat, greift nicht mehr auf andere zurück.
Besuchen Sie Diplom=Optiker J. Krahsorst, Vonn, Sternstraße 29—31. Er ist gerne bereit, Ihnen ganz unverbindlich die Vorzüge der ZeißPunktalgläser an den Gläsern selbst und an einem Punktal=Demonstrator genannten Instrument vorzuführen damit Sie sich selbst ein Urteil bilden können. Genaue, fachmännische Anpassung, auch nach ärztlichem Rezept Druckichriften über Zeiß Punktalgläser, Brillen. Klemmer und andere Sehhilfsmittel kostenfrei auf Verlangen.