50. Jahrgang

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Verantwortlich für Politik und Feuilleton Smil Schwippert, für den äbrigen redaktionellen Teil Andreas Mäller, für den Reklame= und Anzeigenteil Johannes Tinner, alle in Vonn.

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Bonner Doltes=Seitung

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Bouner Volkswackt

Samtstag). Jullil

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Bonner Stadt=Anzeiger

Entspannungen!

Das oberschlesische Problem.

Der Reichskanzler Dr. Wieth konnte den Ver­treiern der politischen Parteien gestern im Anschluß in die Kabinetts=Sitzung mitteilen, daß die Besprechung der von den Deutschnationa­len eingebrachten Interpellation über Oberschlesien im Einverständnis mit der Deutschnationalen Frak­tion vertagt wurde. Die Interpellation sollte in der gestrigen Reichstags=Sitzung zum Gegenstand einer Aussprache der Parteien zu den Vorgängen in Oberschlesien und zur Oberschlesienfrage überhaupt gemacht werden. Die Vertagung stützt sich auf das Uebereinkommen, das zwischen dem deut­schen militärischen Befehlshaber ir Oberschlesien, dem General Höfer, und dem englischen General Hennicker abgeschlossen worden ist. Diese Ver­einbarung wird die Grundlage abgeben für die von der Interalliierten Kommission zu erlassenden Anordnungen. Nach dem Abkommen soll die Räu­nung Oberschlesiens innerhalb sieben Tagen voll­kandig durchgeführt sein. Zunächst müssen die volnischen Insurgenten innerhalb 38 Stunden eine neue Linie erreicht haben, die östlich von Lublinitz liegt und die Stadt Sleiwitz freiläßt. Erst wenn die Polen diese Linie erreicht haben, wird der deutsche Selbstschutz sich von der gegenwärtigen Linie zurückziehen, und zwar so, daß er mit dem Nord= und Südflügel in je einen Halbkreis ein­schwenkt. Zwischen den beiden Halbkreisen wird völlig geräumt Oppeln liegen. Die neuen deutschen Linien werden im Norden etwa östlich Kreuzburg, im Süden östlich Oberglogau liegen. Nachdem der keuiche Selbstschutz diese Linie erreicht hat, müssen sich die Polen an die deutsch=polnische Srenze zurück­ziehen. Erst nach der völligen Räumung Oberschle­siens durch die Insurgenten hat der Selbstschutz die beiden Halbkreise zu räumen und sich aufzulösen. Die interalliierten Truppen werden das jeweilig zeräumte Gebiet sofort besetzen. Nach Beendigung der Räumung dürfen sich im Abstimmungsgebiet nur noch alltierte Truppen besinden.

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Oberschlesien ist das Kernprobiem der deut­schen Politik der Gegenwart und der nächsten Zu­kunft.

Die Annahme des Altimatums durch das Kabinett Wirth erfolgte bekanntlich unter der Voraussetzung, daß Oberschlesien beim Reiche verbleibt. Ein Verluß Oberschlesiens oder auch nur eines Teiles desselben würde alles hin­sällig werden lassen, was in Ausführung des Ulti­matums bisher in die Wege geleitet worden ist. Der Bestand der gegenwärtigen Regierung ist in einem solchen Falle in Frage gestellt, ja die jetzige politisch=parlamentartsche Kombination wird dann einsach unmöglich werden. Es hat den Anschein, als wenn eine solche Entwicklung der Dinge von zegnerischer Seite gar nicht einmal ungern gesehen würde, wenn auch erklärlicherweise die offizielle Po­litit der Verbandsländer derartigen Tendenzen nicht Raum geben zu wollen erklärt. Jetzt wird aber die oberschlesische Frage in derselben Weise, ja noch ausgeprägter, zu einem Kernpunkt der gan­zen Europa=Politik gemacht, wie das seither mit der Ruhrgebietsfrage geschah.

Würde eine für Deutschland ungünstige Entschei­dung bezüglich Oberschlesiene die Reichsregierung zum Rücktritt zwingen, so wäre eine für die ganze innere Lage außerordentlich gesahrvolle und un­sichere Situation geschaffen. Es wäre, wie die Dinge heute zu deurteilen sind, in solchem Falle kaum da­rauf zu rechnen, daß sich ein Ministerlum zur Ueber­nahme der dann sich ergebenden politischen Hinter­lassenschaft finden würde. Man muß dann mit allem rechnen. Vor allem muß man im Auge be­halten, daß die Kommunisten nur auf einen Vor­wand warten, um ihrerseits mit aller Kraft die politische Herrschaft zu erobern. Ein Zustand der Verwirrung oder gar des Chaos, wie er dann ein­treten könnte, würde solche Tendenzen auf das stärkste begünstigen und die Ruhe im Innern äußerst

Die Reklame

des Schmerzes.

Von Rudolf Schönheit.

In einer seiner eindrucksvollsten Reden während des Krieges beschäftigte sich Lloyd Georges mit den Eindrücken seiner ersten Pariser Reise. Er sei als junger Student, der von Elsaß=Lothringen so gut wie nichts wußte, zum ersten Mal nach Paris ge­kommen und von all dem Neuen und Eigenartigen hätte nichts einen tieseren Eindruck auf ihn gemacht. als jene in schwarzen Trauerflor eingehüllte Statue der Stadt Straßburg auf dem Platze de la Con­torde.

Wie Lloyd Georges ist es auch mir ergangen. Ich war ein kleines Bübchen, als mich meine Mutter zum ersten Male mit nach Paris nahm. Für Jung­Straßburg war es in den schönen Friedenszeiten das Höchste, einmal nach Paris zu fahren. Nach Berlin sehnte sich niemand. Man hatte es dort nie begriffen, wie man die Herzen der elsässischen Jugend einjangen müßte. Ich war benommen von diesem unerwarteten Rasen und Treiben auf den Straßen. Da plötzlich stockte der eilende Fuß und der kleine Knirps blieb wie gebannt stehen. Wir waren in den Bannkreis jener schwarzverhüllten Frauengestalt gekommen, die den Vorüberschreiten­den den Schmerz einer ganzen Nation, lautlos und ohne Unterbrechung wie etwas Ewiges entgegenzu­schreien scheint. Jeder Windstoß, jedes leiseste Lüft­hen fing sich in den Kreppschleiern. So bohrte sich unwillkürlich jener bleibende Eindruck in die Seele und fraß sich dort fest, daß jene Figur mit der Städtekrone auf den fast biondschimmernden Flech­ter. nicht von Stein sein könnte, sondern daß es sich hier um ein beseeltes Wesen handeln muß, das Tag

gefährden. Die Kommunisten sind gegenwärtig un­gemein rührig, und wenn man aus ihrer wilden, aus Anlaß des Falles Hölz geradezu blutrünstigen Agitation auch nicht auf die hinter ihnen stehenden Massen zu schließen braucht, so darf man sich doch nicht verhehlen, daß die Kommunisten immer sche viele Elemente zufließen, die zu allen Handlungen fähig sind. Es muß damit gerechnet werden, daß wir in absehbarer Zeit, wahrscheinlich schon im Herbste, eine ungewöhnlich kritische wirtschaftliche, finanzielle und vor allen Dingen auch politische Situation vorfinden.

Höfers Plau angenommen.

Berlin 24. Juni. Der oberschlesische Berichterstat­ter des Berliner Tageblattes erfährt aus Oppeln, daß der von General Höser und General Henniker ausgearbeitete Plan betrefsend die Räumung Ober­schlesiens durch die Insurgenten und den deutschen Selbstschutz von der Interalliierten Kommission angenommen worden ist. Der Abschluß der Ver­handlungen werde augenblicklich nur deshalb ver­zögert, weil die Interalkiierte Kommission noch mit Korfanty verhandelt.

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Eln wicktiges Dokument.

Die amtlichen Zahlen der Interalliierten Kom­mission über das Abstimmungsergebnis in Ober­schlesien.

Berlin, 24. Juni. Das amtliche Organ der In­teralliierten Kommission in Oppeln, dasJournal officiel de haute Silesie, veröffentlicht folgende Ab­stimmungsziffern:

deutsche Stimmen polnische Stimmen

voln. Stimmen.

Wenn man das Ergebnis betrachtet, beträgt die deutsche Mehrheit 60 Prozent gegen 40 Prozent für die Polen, wenn man die Stimmenzahl in Rech­nung stellt. Nach der Zahl der Gemeinden berech­net ist das Verhältnis 55 Prozent zugunsten der Deutschen gegen 45 Prozent für die Polen. Die Mehrheit der Gemeinden für Deutschland ist, alse unbestreitbar so groß, daß die rechtliche Begründung der deutschen Forderung auf Belassung Oberschlesiene bei Deutschland nicht angezweiselt werden kann.

Oberschlesien und die Arbeiter.

D38. Peris 24. Juni. Der Sonderberichterstatter des Populaire in Oberschlesien, Caussy, schreibt, die deutschen Arbeiter in Oberschlesien fragten sich mit Schrecken, ob die Wohltat der deutschen Gesetze ihnen durch die Vereinigung mit Polen würde erhalten bleiben. Diese deutschen Gesetze seien Kranken=, Unfall=, Invaliden= und Altersversicherung. Ar­beitelosenunterstützung, Achtstundentag, Betriebs­räte, Verpflegung zum Kollektiovertrag, Frauen­und Kinderschutz und die Arbeiterinspektion, die na­mentlich in den Bergwerken außerordentlich gut or­ganisiert sei. Schließlich die Vertretung der Ar­beiter im Reichswirtschaftsrat. In Polen existieren

und Nacht, Monat für Monat, Jahr für Jahr von einem hoffnungslosen Schluchzen geschüttelt wird.

Bis jetzt merkt wohl noch niemand, wohin ich eigentlich hinaus will. Darum müssen Sie mir ge­statten, daß ich mich vorstelle. Ich bin im eigent­lichen Sinne kein Deutscher, auch kein Elsässer mehr, ich bin Deutsch=Ostafrikaner, und ich werde es blei ben über meinen einst zerfallenden Kadaver hinaus. Was war mir noch Deutschland, was überhaupt Europa mit seiner übersättigten dekadenten Kultur? Nichts! Denn ich hatte ja mein Neuland, meinen innersten Menschen gefunden in jener herrlichen, spröden Wald= und Steppeneinsamkeit. Dort unten wurde mir Nietzsches Wort kler:Gehe nicht unter die Menschen, sondern gehe unter die wilden Tiere, denn sie sind menschlicher als die Menschen. Unter General von Lettow haben wir um jeden Fußbreit unseres geliebten Landes gerungen gegen mehr als eine zehnfache Uebermacht, und die Besten von uns schlafen den ewigen Schlaf dort unten südlich des Aequators. Dann hat man Deutsch=Ostafrika von der Weltentafel mit einem einzigen Schwammstrich fortgewischt und hat uns obendrein heimatlos ver­trieben von Haus und Hof, und uns in unser armes Vaterlandrepatriert".

Ja, wir wollen wieder gut machen, nicht weil ihr etwa im Recht seid, sondern weil ihr die Macht habt. Um wieder gutmachen zu können, gebt uns aber unsere Kolonien zurück. So wie sie waren, mit den dunklen Urwäldern Kameruns, den Sand­wüsten Südwest=Afrikas, den schimmernden Bergen und unendlichen Steppen Deutsch=Ostafrikas und den einsamen Eilanden der Südsee. Gebt uns unsere treuen Schwarzen wieder, die mit uns gezogen sind, die mit uns gehungert und gedarbt haben, die nicht um ihrer Löhnung und Sold willen durchgehalten haben, sondern die bei uns geblieben sind, bis sie

die meisten dieser Gesetze nicht. Ihre Einführung sei bis jetzt nicht vorgesehen. Der polnische Reicho­tag nahm wohl ein Gesetz zugunsten der Unab­hängigleit Schlesiens an, demzufolge die Pensions­berechtigten ihre Bezüge behalten sollten. Von den anderen Arbeitergesetzen sei aber keine Rede. Kor­santg erklärte dem Berichterstatter, er beabsichtige nicht, die Kapitalisten zu bekämpfen.

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Itallenlsch poluischer Zusammenstoß. 036. Oppeln 24. Juni. Nach hier vorliegenden Meldungen hat sich südlich Kosel in der Nähe von Klein=Rensa ein heftiger Zusammenstoß zwischen italienischen Truppen und polnischen Insurgenten ereignet. Einzelheiten sehlen noch. In Nybnik ist ein Kompagnie polnischer Pioniere zu Aufräu­

mungsarbeiten eingetroffen.

Brland, die Sanktionen und das Kabinett Wirtk.

Die Sanktionen sollen bleiben.

N3V. Paris, 24. Juni. Im Kammerausschuß für auswärtige Angelegenheiten gab heute nach­mittag Ministerpräsident Beiand Erklärungen ab über die Sanktionen, die ergriffen worden seien, um die Ausführung des Friedensvertrages von Versailles sicherzustellen, des Ferneren über die Maßnahmen, die festgesetzt worden seien, um den Anwerbungen in Deutschland für Oberschlesien ein Ziel zu setzen, über die Entwaffnung Deutschlands und schließlich über die Beratungen, die in Wies­baden in der Reparationsfrage gepflogen worden sind. Ministerpräsident Briand sprach sich auch über die Verhandlungen aus, die die Alliierten mit der Regierung von Angora und der griechischen Regie­rung führen, um die Pazifizierung des Orients zu sichern, und schließlich auch über das Ergebais der Unterhandlungen, die er mit Curzon geführt habe.

Nach einer Havasmeldung haben Mitglieder des Ausschusses erklärt, daß die Erläuterungen des Mi­nisterpräsidenten in großen Zügen mit denen über­einstimmen, die er vor einigen Tagen vor der Se­natskommission abgegeben habe und die einen be­friedigenden Eindruck hervorgerufen hätten. Der Ministerpräsident soll von der Notwendigkeit gespro­chen haben, die Sanktionen, die ergriffen worden seien, um Deutschland zu zwingen, seine Verpflich­tungen zu erfüllen, aufrecht zu erhalten. Das Ra­binett Wirth stütze sich zwar auf sozialistische, auf­richtige pazijistische Elemente, aber jede Schwäche seitens der Entente laufe nach der Ansicht des Mi­nisterpräsidenten Gefahr, die Rechtsparteien wieder aus Ruder zu bringen, was einer Wiederbelebung des alldeutschen Geistes gleichkäme.

Ministerpräsident Briand habe auch von den Ver­handlungen zwischen Loucheur und Rathenau ge­sprochen und erklärt, daß der Minister für die be­freiten Gebiele den Eindruck gewonnen habe, daß die deutsche Regierung den guten Willen habe, einen Plan der Zusammenarbeit zu suchen und die Wie­derherstellung der verwüsteten Gebiete zu unter­stützen.

Im Reichstag.

Im Reichslag entstand gestern bei der Beratung der Novelle zum Reichonstopfer und zur Vermö­genszuwachssteuer zwischen der Rechten und der äußersten Lin#en eine Auseinandersetzung. die den Reichskanzler zum Eingreisen nötigte. Der Abg. Geyer hatte die Gelegenheit benutzt, um Ange­stellle und Arbeiter gegen die sogenannten kesitzen­den Klassen zu hetzen.

Darauf erwiderte der

Reichskanzler Dr. Wirth:

Ich hätte nicht geglaubt, daß die Verabschiedung des Notopfers Anlaß zu einer solchen Debatte geben könnte. Wie kann der Abg. Geyer sich die Behauptung aus den Finzern saugen. daß die Lohnsteuer eine Verschärfung der Einkommensteuer sei? Derartige törichte Behauptungen soll'e man nicht für möglich halten. Zu einer Kritik gegen die Regierung siegt gar kein Grund vor. Unterstützung aller Parteien, die mitarbeiten wollen, ist uns willkommen. Von einer Stellungnahme gegen die

von uns gerissen wurden, weil sie in ihren primi­tiven Kinderherzen instinktiv fühlen, daß wir es mit ihnen gut und ehrlich gemeint haben.

Und nun höre du deutsches Volk: Du mußt deinen Schmerz um die verlorenen Kolonien in das Ge­wissen der Welt einhämmern. Das Volk, mag es noch so komptiziert sein, hat immer Verständnis für jremdes Weh und Seelenleid. Und dieses Weh ist heute einer deiner Wasfen. Mit diesem Pfunde mußt du wuchern.

Den Weg habe ich eben gewiesen. Stelle ein Denkmal auf, wie es die Franzosen um Eljaß­Lothringen taten. Dort, wo die Linden anfangen, dem Brandenburger Tor gegenüber, so daß es je­dem der aus der Säulenhalle tritt, gleichsam in die Seele springt. Behänge es mit schwarzen Trauer­schleiern. Begehe nicht die Torheit und setze es irgenwo hin, auf eine sonnige Bergeshöhe oder in einen idyllischen Winkel auf einen Friedhof oder ein Schlachtfeld. Nein, die tränenlosen Augen un­seres Volkes gehören mitten in die Brandung des täglichen Lebens!

Nimm eine unserer Pflanzengestalten. eine jener unvergeßlichen Frauen, die eben so treu wie die Männer ihre heilige Scholle und das Herdseuer in Afrika bis zuletzt gehütet haben, und zwei Kinder, die drunten in dem Land der ewigen Sonne geboren wurden. Laß den Mann und das Weib Abschied nehmen von einem unserer goldtreuen Schwarzen; und als versöhnendes Glied laß das kleinste der Kinder seine Aermchen fest um den Nacken seiner knieenden schwarzen Amme legen, die die einzige sein darf. die ihrem Schmerz durch diche ehrliche Tränen Ausdruck gibt. Ein wuchtiger Ernst muß auf der Gruppe liegen, denn es darf bei Gott kein sentimaezier Schmachtsetzen werden. Dieser bescelte Stein, diese furchtbaren Augen unseres Volkes wer­

Rahailter dan on din dche sn. Wie wslen fachgemäß arbeiten und ich erkenne vor allem an, daß der Stichtag vom 31. Dezember 1919 denkdar unglücklich gewählt war. Wir erkennen das unge­heure Opfer, das gerade die Besitzenden gebracht haben, an. Die Geldentwertung hat dafür geforgt, daß namentlich der Mittelstand das Opfer der großen politischen Katastrophe geworden ist. Des­halb haben wir nachzuprüfen, inwiefern die Werte, die wir Goldwerte genannt haben, bei einer neuer­lichen Steuervortage besonders herangezogen wer­den können. Bei dieser ruhigen objektiven Prüfung müssen wir ohne Kampf zwtschen links und rechts vorgehen und die Streitaxt begraben. Nur sie sind gefährlich, die sich hierher stellen, und törichte Reden halten, ohne mitgearbeitet zu haben.

Der Abbau

der Kelegsgeselschasten.

Berlin, 24. Juni. Im Hauptausschuß des Reichs­tages verlangt bei Beratung des Nachtragsetats des Reichswirtschaftoministeriums Abg. Dr. Quaatz (D. Vp.) Aufklärung darüber, wo im Etat die ein­zelnen Beteiligungen des Reiches an den Kriegs­gesellschaften erscheinen. Der Reichswirtschafts­minister erwiderte, daß die Kriegsgesellschaften nach Erledigung ihrer wirtschaftlichen Aufgaben zur Ab­wicklung dem Reichsschatzministerium überwiesen würden, das die finanziellen Ergebnisse zusammen­stellt und nach Auflösung aller Kriegsgesellschaften Abrechnung über alle Gewinne und Verluste bei den einzelnen Gesellschaften liefern wird. Weiter­hin gab der Minister eine ausführkiche Uebersicht über den Abbau der Kriegsgesellschaften. Danach seien folgende Kriegsgesellschaften noch nicht abbau­fähig: der Reichskommissar für die Kohlenvertei­lung mit 1078 Angestellten, die Reichsschuhversor­gung mit 50 Angestellten, der Reichskommissar für Ein= und Ausfuhrbewilligung mit 513 Angestellten, der Reichsbeauftragte für die Ueberwachung der Aus= und Einfuhr mit 670 Angestellten. Trotzdem wurde der Personenbestand auch dieser Gesellschaf­ten nach Möglichkeit vermindert. Die Zahl der An­gestellten hat sich bei den noch nicht abbaufähigen Gesellschaften vom 30. April bis 31. Mai dieses Jah­res um 281 Personen verringert und infolgedessen auch die Kosten für die Gehälter um rund 240000 Mark pro Monat. Folgende Gesellschaften befinden sich im Abbau: Zentrale für Petroleumverleilung (in Liquidation), Mineralölversorgungsgesellschaft (in Liquidation). Reichsbekleidungsstelle, Reichs­wolle.=G.(in Liquidation), Seidenverwertungs­Gesellschaft(in Liquidation), Reichslederstelle, Reichsstelle für Druckpapiere, Wirtschaftsstelle für das deutsche Zeitungsgewerbe(in Liquidation), Deutsche Tabak=Handels=Gesellschaft von 1916(in Liquldation), Zigaretteneinkaufs=Gesellschaft(in Liquidation), Deutsche Versicherungsbank(in Li­quidation), Textil=Notstandsversorgung(in Liquida­tion) und die Reichestelle für Zement. Bezüglich letzterer teilte der Minister noch mit, daß wahr­scheinlich bereits im Herbst die Zementwirtschaft vollständig freigegeben werde. Der Nachtragsetat des Reichswirtschaftsministers wurde bewilligt.folgt die Beratung des Nachtragsetats des Reichs­ministeriums für Wiederaufbau.

Minister Dr. Rathenau machte zunächst vertrau­liche Mitteilungen über die Möglichkeiten und die Voraussetzungen einer systematischen Wiederaufbau­arbeit in den zerstörten Gebieten Nordfrankreichs. Nachdem sich noch einige Ausschutzmitglieder zu dem vom Minister entwickelten Programm geäußert hatten, wurde die allgemeine Besprechung geschlossen.

Weiterberatung morgen.

Ein neuer Krieg.

TU. Berlin 25. Juni. Der Lokal=An­zeiger meldet:

Die geiechische Regierung richtete nach Moskau eine Note, in der sie erklärt, daß

Griechenland sich mit Sowjet=Rußland als im Kriegszustand befindlich betrachtet.

Ein Negeraufstand im Kongostaat?

MXB. Brüssel 24. Juni. Das belgische Kolonial­ministerium erhielt Nachrichten aus dem Kongo­staat, daß ein dort ausgebrochener Negeraufstand weitere Ausbreitung genommen habe. Die Neger

den bald in tausend Zungen und mit tausendfachem Munde zu allen Völlern des Erdballes reden, und er Lohn wird unser sein.

Kinderspiel.

Von Maria Mayer.

Der Frühling ist die Zeit des Kinderspieles. Im Garten hinter dem Haus, am Spielplatz, draußen im Wald. Reigen schließen sich, Bälle fliegen, Füß­chen trippeln, und die Mündchen singen und schwätzen von früh bis spät. Wen hat noch kein Hans=Thoma=Kinderreigen entzückt? Wer ist noch nicht froh geworden bei einem Kinderbildchen des Münchener Malers Zumbusch? Kinder bei Spiel und Scherz. Lauter reine, helle, klingende Kinder­freude. Kein Kindertränlein, kein Kinderleid. Und es gibt auch kein Kinderleid beim Spiel.

Vielleicht ist dein Kind schon einmal zu dir ge­laufen, das Gesichtchen erhitzt, ein Krönchen auf, aus goldenem Löwenzahn. Wie ein Engelein, das Sankt Petrus davongesprungen von den himmli­schen Kinderwiesen. Es wollte dir vorplaudern, dir von seiner Freude mitgeben, weil Freude allein so schwer zu tragen ist. Da aber hast es zur Seite geschoben unwillig, zornig. Und es wollte dir doch sein Herzchen ausschütten, wie es die bunten Blüm­chen auf deinen Schoß ausgeschütte:. Warum ließest du das Silberbrünnlein nicht weiter rauschen? Kinder fühlen auch tief.

Wenn das Herz deines Kindes ganz dir gehören soll, wenn du da drinnen zu Hause sein willst, der Weg. der sicher hineinführt, der geht durch sein Spiel und seine Lieder. Willst du froh und felig sein, Mutter spiel und sing mit deinem Kind! Spielt und singt mit den Kindern, alle die ihr mit ihnen zu tun habt.

hätten ein eigenes Heer gebildet und verfügten über Wasfen und Munition in ausgedehntem Um­fang. Auch unter den im Kongostaat tätigen amert­kanischen Negern hätten die Unruhen Unterstützung gefunden. Der Zustand werde für sehr ernst ge# halten.

Ein Saaeparlament.

IXA. Saarbrücken, 24. Juni. Die Saarregierung beabsichtigt angeblich ein Saarparlament von 30 Herren einzusetzen. Die Mitglieder sollen zus Hälfte von der Regierung ernannt, zur andern Hälfte von der Bevölkerung gewählt werden.

Ausgewanderte!

Seit der Kriegserklärung der Vereinigten Staa­ten an Deutschland und Oesterreich=Ungarn sind zum ersten Male wieder eine größere Anzahl Ange­höriger der beiden Staaten in Amerika naturalt. siert worden. In Naw York haben 311 Personen den Bürgereid abgelegt.

4 Jum Max Hölz=Prozeß.

Der zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilte Mordbrenner Hölz soll von der kommunistischen Partei mit Gewalt zu einem Volkshelden ausge­blasen werden, aber er eignet sich dazu in gar keiner Beziehung. Trotz seiner auf die Pose ge­stellten Verteidigung hat er in der langen Zeit der Gerichtsvehandlungen auch nicht ein Wort gesagt, das aus dem Rahmen des Ordinären heausgefallen wäre. Er konnte nur in der üblichen kommunistischen Phraseologie schimpfen.

Die kommunistische Hetze hätte bei einem Todes­urteil viel mehr Anklang gefunden, wie bei diesem gewissenhaft abgewogenen Spruch arf lebensläng­liche Kerkerstrafe. Bei alben Menichen, die noch klar denken können, wird der Verdacht auf einen bös­willigen Justizmord zu Boden fallen müssen an­gesichts der Tatsache, daß dieser Gerichtshof trotz der unerhört herausfordernden Haltung des Angeklag­ten und trotz der furchtbar belastenden Zeugenaus­sagen doch so peinlich gewissenhaft war, dem An­geklagten den letzten winzigen Zweifel an dem Mordbeweis zugute kommen zu lassen. Mancher wird die Geduld, mit der das Gericht die fortge­setzten Frechheiten des Angeklagten ertragen hat, für übermäßig gehalten und zur Wahrung des An­standes und derAutorität eine schärfer=Ahndung der vielen Schimpf= und Spottworte gewünscht haben. Es tat sich da im Gerichtssaal dasselbe Problem auf, das auch im Reichstage und anderen Versamm­lungen Kopfschmerzen macht: den Leuten, die syste­matisch durch Roheiten ihre Gegner aufreizen und einen Krach herbeiführen wollen, ist mit Gewalt sehe schwer beizukommen. Man läuft sogar Gefahr, durch einen scharfen Widerstand, so berechtigt er sein mag, unwillkürlich die Zwecke der Ruhestörer zu jördern.

Allem Anscheine nach hatte Hölz darauf gerechnet, daß noch vor Abschluß des Prozesses ein Krawall im Gerichtssaal oder wenigstens vor dem Gezichtsge­bäude ausbrechen würde. Glücklicherweise ist eine derartigeDemonstration nicht zu stande gekom­men. Die Kommunisten in Berlin hatten nun für den Tag nach dem Urteilsspruche einen Massen­aufmarsch zugunsten ihresHelden" vorberettet. Dabei gingen die Drahtzieher von der Erwartung aus, das Gericht werde ein Todesurteil fällen und dieser Mordspruch werde eine große Entrüstung im revolutionären Proletariat, herbeiführen. Buch diese Rechnung erwies sich als falsch. DieMassen­demonstration war an Zahl und Stimmung recht schwach.

Die Regierung hat den Vorteil, daß sie wegen der Bestätigung des Urteils nicht angegangen werden kann. Der Spruch auf Todesstrafe hätte die Ein­holung einer landesherrlichen Entscheidung veran­laßt. Dann würde wahrscheinlich(schon wegen der nicht ganz vollständigen Aufklärung des Falle## Heß) auf Umwandlung der Todesstrafe in leben#### länglichen Kerker erkannt worden sein, und das hätten die Kommunisten ausgenutzt, um das Ge­, richt als parteiisch und die Regierung als furcht­sam hinzustellen. Es ist also nach jeder Hinsicht besser, daß der Gerichtshof selbst schon auf jeben### längliche Einsperrung erkannt hat. Für die Re­gierung gilt es jetzt nur noch, daß sie dem Drängen auf weitere Begnadigung oder gar auf wolle Am­nestie widersteht.

Das Kinderspiel, wie soll das sein? Vor allen. ganz einsach. Je einfacher, desto mehr kann sich des Kindes Phantasie daraus zaubern. Ein Holzkloß wird zum Märchenschloß, eine Pfütze zum Weltmeet, ein Kieselstein zur Erdkugel. Einfach, rasch zum Auffassen und leicht zum Ausführen. Sind viele Kinder zusammen, dann ist das Schönste ein Reigen­spiel. Was haben wir doch für einen Löstlichen Schatz an deutschen Sing= und Reigenspielen. Blinde Kuh und Brückebauen, Goldener Wagen und Dornröschen, Fuchs und Schwarzer Mann. Reizende Reigen= und Liederspiele enthält das Büchlein Macht auf das Tor aus dem Verlag Robert Langewiesch. Es ist für frohe Mütter gedacht.

Von Karl Weis.

Streif ich durch graue Armutsgassen,

Schäm ich mich fast der guten Kleider Sie wollen nicht zum Elend passen In diesem Winkel stummer Neider.

O Felsennot, wer kann dich brechen?

An Mitleid fehlts zu edlen Taten

Und ferne rauscht in vollen Bächen Der Ueberfluß in goldnen Laden...

Durch meine Seele weht ein Ahnei Von Tempelhalten. Richtumbrandet;

Vergessen ruht das fremde Mahnen:

Daß einst der Tod am Ufer landet...

Ach, grimmes Schicksal seh ich lauern,

Und straffer spannt es fort den Bogen Und ein Geschlecht beschwört in Schauern Den Gotteszorn der Zeitenwogen.

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