50. Jahrgang
Nr. 165— 1921
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Sebannes Zinner, alse in Beun.
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Bonner Volkswann
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Hreitag, K. Juni
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Bonner Stadt=2
Katileilaus=Geiallmmtett.
Berlin, 16. Juni.
Der Reichsminister für den Wiederaufbau, Rathenau, gab heute im Reparationsausschuß des Reichswirtschaftsrates folgende Erklärungen ab:
Zunächst habe ich die Ehre, Ihrem Herrn Vorsitzenden und Ihnen zu danken für die Erklätung, die soeben abgegeben worden ist, daß Sie vorbehaltlich aller Parteigegensätze die Absicht haben, in sachlicher Mitarbeit die Regierung bei den Aufgaben zu unterstützen, die die Reparation ihr auf erlegt. Sie wissen, daß eine Reihe von Aufträgen schwebt. Es handelt sich zunächst um eine
Anzahl von Holzhäusern,
die ursprünglich auf 25 000 beziffert war und auch möglicherweise auf diesen Betrag kommt. Im Augenblick ist die Zahl der Häuser, die in Verhandlung steht, kleiner; es wird sich zurzeit etwa um 5000 handeln. Eine französische Kommission reist in Deutschland umher, um die Modelle zu besichtigen. Es ist möglich, daß der Auftrag demnächst erteilt wird. Preisdifferenzen schweben noch. Dieser Auftrag, den ich als Vorauftrag bezeichnen möchte, ist in seiner matertellen Bedeutung nicht zu überschätzen. Es wird sich dabei um höchstens zehn eder zwölf Millionen Goldmark handeln; somit um einen Umfang, vor dem eine industrielle Unternehmung gewissen Umfangs heute nicht erschrecken würde.
Die Leistungen sind hauptsächlich für Frankreich bestimmt. Sie wissen, daß sich Frankreichs Anteil an den Reparationsforderungen der Alltierten nur auf 52 Prozent beläuft, d.., wenn wir für die ersten Jahre den Umfang unserer Leistungen auf etwa 3¼ Milliarden schätzen, das Ausmaß von etwa.8 Milliarden auf Frankreich entfällt. Dieses Ausmaß bietet also die obere Grenze dessen, was Frankreich ohne besondere Finanzverabredungen in einm Jahre maximal an deutschen Lieferungen aufnehmen könnte unter der Voraussetznug, daß Frankreich bereit wäre, seine gesamten Forderungsrechte in Sach= oder Arbeitsleistungen zu empfangen. Das wird aber Frankreich kaum zuzumuten sein; denn Frankreich hat einen erheblichen Bedars an Gold bezw. Devisen. So entsteht die erste Froge: Wie ist es möglich, den, wenn ich mich so ausdrücken darf. Platzregen, der an Materialbedürfnissen über Frankreich hereinbricht, wenn die Reparation in 3 oder 4 Jahren beendet sei, wie ist es möglich, diese gewaltige Masse so zu kanalisieren, daß sie nicht die Jahresaufnahmefähigkeit Frankreichs an Reparations= leistungen erheblich übersteigt? Das wird zu Finanzproblemen führen, die eines besonderen Studiums bedürfen.
Die zweite Aufgabe besteht darin, daß wir versuchen müssen, den
Indeg von 26 Prozent
durch eine andere Vereinbarung zu ersetzen. Im Ultimatum selbst ist die Möglichkeit vorgesehen. daß das geschieht. Ich glaube, daß die Erkenntnis sich diesseits und jenseits der Grenzen durchsetzt. daß der gegenwärtige Index von 26 Prozent auf die gesamte deutsche Ausfuhr kein glücklicher Maßstab ist. Er ist zunächst sicher nicht für uns; denn für uns bedeutet er eine Pönale auf jede Ausfuhr. Er bedeutet gewissermaßen eine Ausfuhrprohibition. Aber auch auf der anderen Seite wird die Erkenntnis Platz greifen, daß der Inder zunächst die Bonds entwertet, die in französischem Besitze sind. Der internationale Geldmarkt wird sich schwerlich für Bonds begeistern, die auf einem solchen Index basiert sind, einem Index, der das betroffene Land hinsichtlich seiner Ausfuhrpolltik schwankend machen muß. Der Inder entwertet sernerhin den deutschen Kredit, denn das Ausland wird sich sagen: Was soll aus einem Lande werden, das in demselben Maße bestraft wird, wie seine Außenwirtschaft sich ausdehnt. Es wird aber auch weiter eine Gefahr dadurch entstehen, daß wechleinde deutsche Regierungen diesem neuartigen, kaum zu überschauenden Problem gegenüber wechselnde Stellungen einnehmen. Es ist verständlich, wenn eine Regierung wie die unsere sagt: Trotz des Inder wollen wir die Ausfuhrpolitik fördern. Aber dann könnte eine Regierung kommen, die erwiderte, wegen des Index wollen wir versuchen, Deutschland auf eine Binnenwirtschaft zu stellen. Eine solche schwankende Stellung würde nicht nur Deutschland schädlich sein, sondern auch seinen Nachbarn, besonders den empfangsberechtigten. Deswegen zlaube ich, daß der Gedanke eines L6prozentigen Inder mehr und mehr als ein schwer durchfühebarer erkannt werden wird, der durch eine andere Modalität ersetzt werden muß.
Damit hängt eng zusammen das Problem der
Soldleistung.
oder für Gold ist immer das Wort: Devisen zu setzen, da efsektives Gold ja gicht vorhanden ist. der Devisenleistung von einem Lande zum anderen in diesem gewaltigen Ausmaß. Ich rlaube, daß es möglich und nötig ist, dafür zu jorgen, daß das
haftige Devisenkaufen, das uns zeg##nwättig obliegt, aufhört. Auch wenn wir imstande sein sollten, diese Devisenmengen aufzubringen, wird die Folge sein eine vollkommene Zerrüttung des internationalen Geldmarktes. Schon heute ist es der Fall, daß durch Devisenkäufe der Dollar zeitweilig über Mark gestiegen ist. Das ist nicht nur shädlich im deutschen, sondern auch im französischen Interesse, denn die Valuta der Länder sind gleichsam durch kommenizierende Röhren verbunden; es ist aber auch entschieden schädlich im amerikanischen Interesse; denn es ist ein Mißbrauch, der mit dem Dollar getrieben wird, wenn der Dollar ohne zwingenden Grund als alleiniges Maß der Goldle stung bestimmt wird. Ich glaube also, daß auch darüber Verständigungen getroffen werden müssen, einerseits, daß nicht der Dollar als alleiniges Zohlungsmittel gilt, sodann, daß die Devisenzahlungen überhaupt in eine Form gebracht werden, si eo durch zeitliche Verschebungen, sei es durch andere Kompensationen, die es dem internationalen Markt ermöglichen, sich zu erholen. Dies, meine Herren, sind Grundsätze, von denen wir auszugehen haben.
Wenn wir nun das französische Problem betrach ten: Es gliedert sich in eine Reihe von Einzelgebieten.
Das erste Gebiet ist das der
Sachleistungen.
Dieses Gebiet wird voraussichtlich, wenn wir zu einer grundsätzlichen Verständigung mit Frankreich kommen, dasjenige sein, auf dem sich hauptsächlich unser wechselseitiger Verkehr abspielt. Bei den Sachleistungen wird eine große Rolle, vielleicht die größte, die Preisfrage spielen. Es wird sich darum handeln, einen Maßstab zu finden der Preisiestsetzungen in gerechter Weise ermöglicht und zewöhrleistet, daß die französische Industrie nicht in die Lage kommt, sich darüber zu beschweten, daß die Leistungen, die Deutschland macht, erheblich teurer sind. als sie in Frankreich sein würden. Diesen Anspruch können wir nicht erheben.
Das zweite Gebiet ist das Gebiet der Arbeitsleistungen.
Dieses Gebiet wird verhältnismäßig in seinem Umfange zurücktreten. Die öffentliche Meinung in Deutschland geht wohl dahin, daß wir imstande sind, einige hunderttausend Arbeiter nach Frankreich zu senden. Das wird kaum möglich sein. Von den An beiten, die hauptsächlich für deutsche Arbeiter i# Frage kommen würden, ist vieles bereits gzeschehen. Die landwirtschaftlichen Bodenslächen— ich kann die Zahlen nicht nachprüsen, habe aber keine Veranlassung, sie zu bezweifeln— sind, wie es schein:, zu einem starken Prozentsatz wieder hergestellt. Die Bauarbeiten sind komplizierter als wir es uns ge wöhnlich denken. Wir geben uns leicht der Vorstellung hin, es könnten neue Städte gebaut werden mit neuen Straßenzügen und neuen typiterten Häusern. Das ist nicht der Fall. Das französiiche Gesetz verbietet es. Das französische Gesetz verlang. es, und der städtische Einwohner will es daß sein Haus aus dem alten Fundamente ausgebaut wird. ohne besondere Rücksicht auf Oekonomie und Einheitlichkeit.
Hier siegt der Heimatsinn, der Sinn für die Häuslichkeit über die ökonomische Betrachtung. Diesen Tatsachen gegenüber können wir keine Aenderung verlangen. Das Gesetz besteht.
Neben diesen Schwierigkeiten bestehen die Schwierigkeiten der wechselseitigen
sozialpolitischen Verständigung hinsichtlich der nach Frankreich zu entserdenden deutschen Arbeiter. Verständigungen der Gewerkschaften sind in Genf getroffen worden, und wie haben den Wunsch, daß die Absichten der Gewerkschaften sich soweit als möglich verwirtlichen# lassen.
Das dritte Arbeitsgebiet ergibt sich daraus, daß Verständigungen angebahnt werden müssen, die dahin führen, daß wir imstande sind, einen großen Teil der
französischen Aufträge
auf uns zu übernehmen, ohne daß wir indessen an Frankreich größere jährliche Ansprüche stellen dürsen, als die Gutschrift derjenigen Beträge ausmacht, die im Ultimarum vorgesehen sind.
Wir dürfen nicht vergessen, daß die Situntion der französischen Staatsmänner nicht analog der der deutschen ist. Während wir es für vollkommen selbstverständlich halten, daß man bei der Behandlung größerer Fragen einander begegnet und in wirtschaftlicher und technischer Weise die Probleme bespricht, ist die öffentliche Meinung in Frankreich und in einem Teile des übrigen Auslandes in diesem Augenbicke noch geteilt. Eine Reihe von Blättern, eine Reihe von wirtschaftlichen und politischen Kreisen hält es immer noch für das Richtige, den Weg des Diktateo, den Weg des politischen Druckes an Stelle des Weges der geschäftlichen Verhandlungen zu wählen.
Bonner Dolks-Zeltung
Neue
Schachzüge.
Ein Bünduis der englisch sprechenden
Dölker.
In dem weltpolitischen Kino wurde vorige Woche das Zukunftsbild eines Dreibundes England, Frankreich und Deutschland auf die geduldige Leinewand geworfen. Jetzt erscheint ein neuer Film: England und Nordamerika, also die beiden angelsächstschen Weltmächte, sollen sich verbünden.
Die„Nachricht" veröffentlichten wir gestern nach der amerikanischen Presse. Der Newyork Herald schrieb aus Washington, daß die amerikanische Regierung den Wunsch habe und die Absicht verfolge, ein Zusammenwirken mit England in allen Fragen der Weltpokltik zustande zu bringen. Kein sormeller Bündnisvertrag, aber ein Einvernehmen, also eine angelsächsische Entente, mit der sehr großen Zweckbestimmung,„die Ordnung in der Welt wiederherzustellen".
Das Einvernehmen setzt natürlich voraus, daß die beiden Mächte ihren Wettbewerb in der Seedeherrschung aufgeben. Daz soll nach der Ansicht des Newyorker Berichterstatters der Times dadurch erreicht werden, daß die amerikanische Seemacht sich auf den Stillen Ozean beschränk: und das Atlantische Meer den Engländern überläßt. Das würde nichte Geringeres bedeuten, als die Preisgabe Japans an die Vereinigten Staaten. England müßte auf die Erneuerung seines Vertrages mit Japan verzichten.
Die Sache würde also darauf hinauslaufen, daß England in Hinterassen das Feld räumt, dafür aber die ungestörte Vorherrschaft erlangt auf dem Atlantic und in Europa sowie auf dem Mittelmeer und in der Indischen See nebst den anliegenden Gebieten.
Die„Times" begrüßen diese Meldung aus Washington; machen aber den Vorbehalt, daß die Freundschaft mit Frankreich fortbestehen und das englisch=französische Einvernehmen der Eckstein der kontinentalen Politik Englande bleiben müsse. Dieser Vorbehalt wird bezeichnenderweise in Form einer Warnung oder sogar Drohung vorgebracht. Das Blatt führt aus: Es wäre ein Unglück, wenn die amerikantsche Regierung sich wieder der Politik des Abseitostehens zuwenden würde, und fährt fort:„Nur unsere eigene(also englische) Torheit oder die Torheit Frankreichs könnte zu einem solchen Unglück führen. Wenn dieses Ereignis unglücklicherweise eintreten sollte, dann müßten sich die Gedanken der englischen und amerikanischen Staatsmänner notwendigerweise dem Abschlusse einer engeren Abmachung zwischen den englisch sprechenden Völkern zuwenden.“ Danach sieht die Sache sich an, wie ein Schachzug in dem Spiele zwischen Lloyd George und Briand.
Bei ihrem Widerstand gegen die englischen Wünsche und Interessen stützen sich die Franzosen auf die Gunst der Vereinigten Staaten. Die Engländer geben ihnen nun zu verstehen, daß London nicht weiter von Washington liegt, wie Paris, und daß sich auch Großbritannien mit Nordamerika verbünden könne.
Sollte auf diese Weise das außerordentlich starke Selbstbewußtsein der französischen Machthaber ein wenig eingedämmt werden, so wäre das natürlich für Deutschland nicht unangenehm.
Wir würden allerdings, wenn die angelsächsischen Mächte sich in die Wettherrschaft teilten, unter die Oberherrschaft Englands geraten, und das ist an sich keine verlockende Aussicht. Doch da handelt er sich wieder um die Wahl zwischen zwei Uebeln. Wenn Frankreich seine Vergeltungspolitik gegen Deutschland nicht erheblich mäßigt, so würde die Uebermacht Englando in Deutschland und ganz Europa nicht ganz so schlimm sein, wie die ewige Bedrängung durch Frankreich. Von England her bedrohen uns besonders die schutzzöllnerischen Berebungen, die unsere Industrie und unseren Welt#andel bedenklich lähmen können; aber wenn Frankreich so fortfährt mit seiner Gewaltpolitik,
Aufbauen!
Von Friedrich Lienhard.
Dieser Tage schrieb mir eine befteundete Dame: „Freude hatte ich an dem Besuch eines Sozialdemokraten. In dem steckt viel Idealismus und gar kein Haß. Aber solche Menschen werden nicht ge
hört.“
Ja leider: solche Menschen werden nicht gehört Da steckt in wenig Worten der ganze Jammer der Zeit.
Dieser Jammer ist seelischer Art. Wäre nicht des deutschen Volkes Seele krank, wären nicht Schichten und Stände verbittert und verhetzt wir würden die wirtschaftliche Not und den politischen Jammer trot alledem unter die Füße treten. Denn jeder deutsche Mensch, weichem Stande und welcher Partei er auch angehöre, hülfe dem andern. Wir bürden nicht mehr zerstören, nicht mehr zersetzen. kicht mehr verhetzen— wohl ader ausbauen.
Fiügel, Harmonlums
von C. Sechsteln, Greirian, Sieinueg usw. in urosster Auswehl.
Tellschlungen beres wilig
Ksin, Hobenzollerarin, 91.
A. Sauerwald.
so wird unsere Volkswirtschaft nicht bloß gelähmt,
sondern sogar vernichtet.
! In Oberschkesien haben wir ja augenblicklich eine Probe auf das Exempel. Unsere oberschlesischen Brüder würden in ihrem Elend aufatmen und auch unser Auswärtiges Amt würde sich erleichtert fühlen, wenn dort die Engländer die Zügel in die Hand nähmen und unsere Regierung mit London zu verhandeln hätte.
Wir selber haben nicht die Freiheit, uns das kleinere Uebel auszusuchen, sondern müssen abwarten, was bei der häuslichen Auseinandersetzung unter den Siegern herauskommt.
Beschlagnahme sämtlicher
deutscher Flugzeuge.
CPC. Amsterdam 18. Juni. Aus Paris wird gemeldet: Bevor sich die Interalliierten Sachverständigen noch nicht über den Unterschied zwischen Militär= und Handelsflugzeugen geeinigt haben, entschied gestern der Botschafterrat, Deutschland habe die Verteagebedingungen über den Bau von Flugzeugen verletzt. Zur Strafe wird er alle in Deutschland vorhandenen Flugzeuge beschlagnahmen. Die Botschafter wiesen die Interalliierte Kommission an, alle militärischen Maschinen und 25 Prozent der Verkehrsflugzeuge als Strafe für die Verletzung der Baubeschränkung zu beschlagnahmen. Die übrigen 75 Prozent werden vorläusig in Beschlag genommen, dis Deutschland die Erfüllung der Luftfahrklausel durchgeführt hat. Man erwartet, der Post=, Personen= und Paket=Luftdienst werde aus Mangel an Maschinen sofort eingestellt werden. Deutschland wird sich, dem Vernehmen nach, mit der Erfüllung der Vertragsbedingungen beeilen, um die 75 Prozent der Handelsflugzeuge wieder frei zu bekommen.
Die deutschen
Holzlieserungen.
D3B. Paris 16. Juni. Die Wiederherstellungskommission, die am 14. Juni zusammengetreten ist, hat sich auch mit der Anwendung des Artikels 238 befaßt, der die Rücklieferung in Geld und Sachwerten betrifft. Was die monatlichen Lieserungen von 240 000 Kubikmeter Holz, in unbehauenen Stämmen berechnet, während der vier bereits festgesetzten Lieserungsmonate anbelangt, so hat die Kommission Deutschland wieder darauf aufmerksam gemacht, daß sie die genaue Einhaltung der vorgeschriebenen Fristen erwartet. Diese Lieferungsfristen lausen vom 28. Mai bis 28. September 1921. Innerhalb dieser Zeit müssen 960 000 Kubilmeter Holz zwischen Frankreich, Italien und Belgien verteilt werden.
Die amerikanische
Sriedensentschließung
Paris 16. Juni. Der amerikanische Senat lehnte, wie vorausgesehen war, die Friedensentschließung des Abgeordneten Porter ab und überwies sie den beiden Häusern zu gemeinsamer Beschlußjassung. Der Chicago Tribune wird hierzu aus Washington gedrahtet, daß man sich auf schwere Kämpfe gesaßt machen müsse, da weder das Abgeordnetenhaus noch der Senat zum Nachgeben geneigt schien.
Die Abstimmung der englischen Bergleute.
D3B. London 16. Juni. Das bisherige Eegebnis der Abstimmung der Bergleute bringt eine Ueberraschung. Die Mehrheit der Arbeiter hat sich die
her gegen die Annahme des neuen Angebotes der Grubenbesitzer ausgesprochen. Nach dem Daily Telegraph ist es wahrscheinlich, daß sich die erjorderliche Zweidrittelmehrheit zugunsen einer Fortsetzung des Ausstander ergeben wied. Das Endergebnis wird nicht vor heute abend oder morgen früh bekanntgegeben werden.
Der Prozeßgegen
D38. Paris, 16. Juni. Die heutige Sitzung des Senats begann mit einer Debatte über den Zeitrunkt der Beratung der Interpeliation Duplantiet über die Maßnahmen, die die Regierung zu ergreifen gedenkt, um die Aburteilung der Kriegsbeschuldigten nach dem Versailler Vertrage zu ge währleisten. Briand erklärte, daß noch keiner der von Frankreich bezeichneten Angeklagten vor dem Reichsgericht erschienen sei und daß er es für tunlich halte, die Urteilssprüche abzuwarten, die in dieser Hinsicht binnen kurzem gefällt werden müssen. Duplantiet bestand jedoch auf dem dringlichen Charakter seiner Interpellation. Dar Reichsgericht
Aufbauen! Auf dies kommt jetzt alles an. Das wissen alle, das wollen alle— und koramen doch nicht dazu, schöpferkräftig anzufassen, jeder an dem Punkte, wo er gerade steht! Was ist das? Was lähmt uns denn eigentlich? Sind wir denn nicht alle deutsche Brüder in gleicher Art?
Ich din fest überzeugt: insgehetm besteht bereits. alle Schichten und Stände umfassend, ein Bund der Arbeitswilligen, ein Bund der parteilos Aufbauenden, mit der Losung: wir wollen arbeiten, wir wollen wieder Freude an der Arbeit haben
Aber Fanatiker hindern diesen einmätigen Aufschwung und Arbeitswillen des Ganzek. Sie schwingen die Geißel der Parteilosung und peitschen alles Erreichbare immer aufs neue in Haß und Hetze hinein.
Es ist eine wahre Wohltat, wenn man inmitten dieser newvenzerrüttenden Wirbel von einem stillen und edlen AufbauWWerk vernimmt, wie etwa von der Siedelung des Hauptmanns Schmude in Völpke. Da wird nicht geschwätzt, de wird gebaut. Die Mitglieder dieser Gruppe verpflichten sich, einander gegenseitig zu helfen vom Beginn des ersten Baues bis zur Beendigung des letzten. So ist dort und in anderen Ortsgruppen alles in munterer. mutiger Bewegung, sich emporzuarbeiten aus dem allgemeinen Zusammenbruch.
Warum geschieht solche schöpferische Arbeit nicht allerorten in Deutschland? Ich meine nicht das äußere Bauen an sich: ich meine die junere Stimmung. Wo sino die jührenden Feaven und
habe bereits fünf Urteile über Angeschuldigte von seiten Englands und Belgiens ausgesprochen. Außerdem handle es sich um die Aburteilung des ehomaligen deutschen Kaisers. Es sei nötig. zu wissen, warum die Bestimmungen des Versailler Vertrages hierüber nicht eingehalten worden seien. Briand erwiderte, es könne unbedachtsam erscheinen wenn der Senat eine besondere Meinung äußere über Fälle, die nur England und Belgien angingen. Die Debatte würde gewinnen, wenn sie die gesamten Angelegenheiten zum Gegenstand habe. Was den früheren deutschen Kaiser anlange, so seien zwei Jahre nach dem Waffenstillstande verflossen. und der Senat werde zweisellos der Meinung sein, daß dieser Fall ohne Schwierigkeiten mit den anderen verbunden werden könne.
Hochkapitalismus!
Als in den unseligen Novembertagen 1918 vieles zusammenbrach, dem wir noch ein langes Leben gesichert glaubten, da hielten die Sozialisten auch die Stunde für gekommen, dem Kapitalismus den Ge„nickstoß zu geben. Sie haben sich aber sehr getäuscht. Der Kapitalismus lebt weiter. Die ihn uber endgültig erledigen zu können glaubten, stellten ihrer wirtschaftlichen Erkenntnis kein besonderes gutes Zeugnis aus. Sie sahen im Kapitalismus nur den Mammonismus, statt auch seinen guten und unentbehrlichen Seiten als technischem Systern gerecht zu werden.
Um so mehr verdient festgehalten zu werden, daß es heute ebenso wieder Sozialisten sind, die dem Kapitalismus noch ein langes Dasein prophezeien. Gegen sozialdemokratische Voraussagungen ist man allmählich mißtrauisch geworden. Aber in diesem Falle dürften sie recht haben, weil sie nur der Zwangsläufigkeit der Dinge entsprechen. So hat denn der sich zur Mehrheitssozialdenokratie bekennende Professor Paul Lensch in der„Deutschen Allgemeinen Zeitung“(19.0. Nr. 220) vor einigen Tagen die Annahme des Ententeultimatums u. a. auch durch die Mehrheitssozialisten zum Anlaß genommen, aus dem Muß der Erfüllung der Bedingungen zugleich die Notwendigkeit eines weitern— Ausbaues des Kapitalismus zu folgern.„Haben wir in der Vergangenheit Kapitalismus gehabt, so werden wir in Zukunft Hochkapitalismus haben. Und die tiefe geschichtliche Ironie dieser Situation ist. die Sozlaldemokratie muß dabei heisen. Ein kapitalistischer Sozialismus, eine Sozialdemokratie, die kapitalistische Wirtschaftspolitik treiben muß, das ist die Konsequenz der Politik des 10. Mai 1921.“
Eine derartige Politik haben die Unabhängigen aber nicht mitmachen wollen, und deshalb haben sie auch vor dem 10. Mai eine Einladung der Mehrhettssozialisten, mit ihnen in eine neue Reglerung einzutreten, abgelehnt. Sie wollen keine Koalitionspolitik, wo doch, wie sich ihr Führer Crispien in der„Freiheit“(10. Mai) ausdrückte, nach ihrer Auffassung der„Untergang des Kapitalismus besiegelt ist". Eine solche Annahme aber bezeichnet, ähnlich wie Paul Lensch, eine lange Abhandlung:„Illusionen— falsche Taktik“, im mehrheitssozialistischen Hamburger„Echo“(1920, Nr. 221) als„eine irrige. Es ist ein Fehlschluß, wie jene Fehlschlüsse, die Marx und Engelo das Ende der kapitalistischen Gesellschaft zunächst an den Ausgang des fünften Jahrzehnts des vorigen Jahrhunderts und später in dem Ausgang der achtziger Jahre sehen ließen. Solang: die Illusion, daß der Kapitalismus als Wirtschafts= und Gesellschaftssystem am Ende seiner Kräfte sei, besteht, und die politische Taktik auf diese unmittelbar bevorstehende Hötterdämmerung eingestellt ist, werden wir nicht zur Einheit und damit auch nicht zur entscheidenden Beeinflussung der Dinge kommen.“
Den egoistischen, mammonistischen Kapitaliomus gilt es zu bekämpfen; den wirtschaftlichen Kapitalismus in Verbindung mit einem hochstehenden wirtschaftlichen Führertum gilt es weiter fortzubilden. Wer lediglich von einer Bekämpfung des Kapitalismus sein Heil erhofft, dürfte sich ebenso verlassen vorkommen, wie der, der glaubt, seine Interessen einem Nur=Sozialismus anvertrauen zu dürfen. Ein Operieren mit Schlagwörtern ist in dem einen Falle ebenso sündhaft wie in dem andern.
Die verstopften Bahnhöfe.
Einen Beweis für die verkehrshemmende Wirkung der Rheinzollgrenze liefert der gegenwärtige Zustand des Güterbahnhofs Köln=Benntor. Dort sind mehrere hundert Stückgutwagen für die Zollabfertigung im Rückstand. In der jetzigen warmen Jahreszeit entstehen dadurch große Verluste, die sich infolge der täglichen Preisschwankungen noch wesentlich erhöhen, wenn die Güter wochen= und monatelang auf den Bahnhösen stehenbleiben.
Männer, die solche Stimmung, solchen Feuerdrang zum Aufbauen auf allen Gebieten in die Herzen gießen und unser unglückliches Vaterland befreien von Haß und Aengstlichkeit?
Wie kann ein einziger vergiftender Artikel Seelen zerstören! Und wie schwer ist es, Zerstörtes wieder zur Freudigkeit aufzuwecken!
„Viel Idealismus und gar kein Haß“— wundervoll! Es gibt solche Menschen in allen Schichten. Und doch sind sie machtlos, wenn sich mit dem Idealismus nicht die Schwungkraft und die Zähigkeit verbindet, sich von der Massen=Vergiftung nicht fähmen zu lassen, sondern unberührdar aufzubauen.
Dämonen des Hasses und Engel der Güte kämpfen jetzt um die deutsche Seele. Helft mit, ihr Guten in allen Schichten und Parteien, daß die Engel siegen!
Mittelalter.
Ein Merkmal unserer Zeit ist die ganz veränderte Elnstellung weiter Kreise zum Mittelalter, das früher verachtet war und heute wieder mit einem Interesse betrachtet wird, das aus einer Sehnsucht kommt. Das findet z. B. auch in einem Artikel der„Freideutschen Jugend“ Ausdruck, we Alfred Ehrentreich schreibt:
„Die Zentralidee des Mittelalters ist religiös. Diese Religlösität ist so erdenklich unterschieden ven waierer Chaißtlichleit, daß man un gar nicht est go¬
nug wiederholen kann. Wir sollten doch nicht glauben, daß das Mittelalter die Zeit gewesen, in der die Mystik Volksreligion war. Die Mystik ist im Grunde bereits unmittelalterlich, eine Brücke zur umgewandelten Neuzeit, sie war auch nie Volksgut. sondern lebte nur in engeren Gemeinden.. An welchem Punkte wir auch ansetzen, immer starrt uns ein unverwandtes, rätselhaftes Antlitz fremd entgegen. Es gibt Vorgänge im Mittelalter, die uns verwandt klingen, das Mittelalter als Ganzes ist für uns verloren. Und dennoch richtet unsere Sehnsucht dorthin ihre Blicke Wir fühlen instink tiv, daß unserer zwiespältigen Seele von dorther eine mächtige Richtung gegeben werden könne. Was ist es?
Es ist wohl etwas Verwandtes, das einen so großen Teil der Freideutschen Jugend zu Rußland (Tolstois„Widerstrebet nicht dem Bösen“ aumet
fast einen mittelalterlichen Geist), zum Sozialiemus, zum Exrressionismus, zur Mystik treibt. Denn alle diese Dinge stehen nicht beziehungsloo# nebeneinander, ihnen ist es gemein, daß eine beherrschende Idee, eine Einheit, eine gewaltige Einfachheit, Unbekümmertheit umn die Historie, ein Gemeinschaftssinden des geopferten Ich sie bewegt und trägt Das Mittelalter hat in der religiösen, europäischen Idee der Einen Kirche diese Unerschütterlichkeit, die wir in unserer Zerjaserung suchen. Aber nun setzt die Utopie ein, und wer wollte Utopien nicht auch als notwendig gelten lassen: das Mittelalter wird zu einem geldenen Zeitalter des Geistes und der Beseelung. Wie sehen nicht mehr das fremde historische Mittelalter, wir sehen ein unhistorisches, rtsionäres Mittelalter. Erwarten wir nichts vom historischen Mitt salter, erfüllen wir uns mit der Idee Mittelalter!“
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