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T,, und Untry,

(Zugleich Landwirthschaftlicher Anzeiger für das Jülicher Land.)

Nr. u. Mittwoch den 11. Jannar 1865. 34.

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Rundschau.

* Berlin, 9. Januar 1865.

Der Umstand, daß über das Ergebniß der letzten Verhandlungen zwischen Preußen und Oesterreich nichts Näheres bekannt geworden, hat vermuthen lassen, daß kein greifbares Re­sultat erzielt worden ist. Dies mag im Ganzen auch wohl zutreffen. Oesterreich hält sich den preußischen Absichten gegenüber noch immer in der Negative; hat sich aber doch thatsächlich, wenn auch immerhin nicht ausdrücklich, in das Provisorium gefügt und wartet auf die For­mulirung der diesseitigen Forderungen. Es liegen außerdem Anzeichen vor, daß, wenn Preußen, wie dies versichert wird, im Interesse Deutschlands sowohl wie dem der Herzogthümer für das Zusammenbleiben Schleswigs und Holsteins in erster Linie eintreten, ja, darauf mit seinem ganzen Einflusse bestehen will, Oesterreich der Verwirklichung dieses Prinzips wenigstens nicht entgegentreten dürfte, mag man auch in Wien, was die Mittel und den Modus betrifft, von ganz anderen Gesichts puncten ausgehen. Hier treffen, die Anschauungen der beiden Mächte auch ohne Zweifel mit denen der Herzogthümer zusammen und die Stände, wenn später darüber befragt, würden sich ge­wiß, was das Prinzip angeht, in demselben Sinne aussprechen.

In Folge der Einberufung des Landtages ist vom 15. d. M. ab für die Dauer desselben die vorgeschriebene kirchliche Fürbitte wiederum durch die Consistorien angeordnet worden.

Von Seiten der Ober=Telegraphen Station in Altona sind die Telegraphen=Stationen in den beiden Herzogthümern angewiesen worden, von jetzt ab wieder Depeschen in dänischer und schwedischer Sprache anzunehmen und zu be­fördern.

Wie aus Rom vom 6. Janaar geschrieben

wird, verfügte der Papst in Anwesenheit der im Vatican versammelten Cardinäle die Ver­öffentlichung eines Decrets, kraft dessen zur fcierlichen Canonisirung von 19 Martyrern geschritten werden soll.

Das Memorial Diplomatique schreibt:Die römische Regierung nimmt die Convention vom 15. September so ernsthaft, daß sie augenblick­lich mit der Prüfung der in jener Convention aufgestellten Finanzfragen beschäftigt ist, und unsere Correspondenten nehmen keinen Anstand, hinzuzufügen, es sei gar nicht unmöglich, daß der Papst bald mit Frankreich in Unterhand­lung treten werde wegen Uebertragung seiner Staatsschuld. Wie der France aus Rom gemel­det wird, hat Herr von Sartiges im Auftrage des Herrn Drouyn de Luhs dem päpstlichen Hofe kund gethan, daß die 80 Sätze der En­cyclica vom 8. Dec. in Frankreich einen be­dauerlichen Eindruck gemacht hätten und der französischen Regierung die von ihr übernom­mene Aufgabe, das Papstthum mit der gegen­wärtigen Gesellschaft zu versöhnen, sehr er­schweren müßten. Cardinal Antonelli soll Herrn v. Sartiges bedeutet haben, die Encyc lica könne das Concordat zwischen Frankreich und Rom nicht umstoßen, und es liege daher auf der Hand, daß dieses Dokument, obgleich es die Lehren der Kirche enthalte, doch keines­wegs veröffentlicht worden sei, um die Lage der TDinge, wie sie in Frankreich sich gestaltet habe zu treffen. Man habe einfach gewissen Gelüsten, die sich in andern katholischen Län­dern kundgeben, ein Ziel setzen wollen.

Nach Mittheilungen des Ministeriums des

Rußlanos.ungefähr 5h Miäsonen antänger tlter Dichof zwei Leberwürste im Gewichte bon

der guthadaren griechischen Kirche, Protestanten drei Pfund gestohlen zu haben.

der priovvogen, Freinwuen attige, Protesianten gibt es 1,600,000, zumeist in den Cstsee=Pro­vinzen; Katholiken 2,800,000, vorzugsweise im Westen; armenische Christen 500,000. Die Zahl der Juden beläuft sich auf 1,450,000, die der Muhamedaner auf 5,700,050. In Sibirien endlich gibt es ungefähr 500,000 Heiden.

Aus New=Vork wird gemeldet: General Shermann hat Savannah am 22. d. M. be­setzt. Er erbeutete 150 Kanonen, sowie 30,000 Ballen Baumwolle, und machte 800 Mann zu Gefangenen. Der übrigen Besatzung gelang es, zu enkkommen. Die Expedition, welche un­ter Admiral Parker von Hampton Roads nach Wilmington abgegangen war, ist nach Fort Monroe zurückgekehrt, nachdem ihr, wie es

scheint, die Landung bei Wilmington theilweise gelungen war. Der in der Verfolgung des Süd=Generals Hood begriffene General The­mas stand am Sonntag, 25. Dec., 20 englische Meilen südlich von Columbia.

Die Ost=Deutsche Post veröffentlicht einen Brief aus Mexico, worin das Unwesen der Räuberbanden als geradezu unerträglich dar­gestellt wird. Ferner hält der Correspondent die indianische Bevölkerung für jede Wieder­belebung abgestorben und baut seine Hoff­nung nur auf Ersetzung derselben durch die kaukasische Race, mit andern Worten: auf eu­ropäische Einwanderung, eine Hoffnung, die et­was weit aussehend ist. Ferner ist es durch­aus nöthig, daß der Kaiser gegen das seige, saule Beamtenthum unerbittlich einschreite. Man sieht, das Feld seiner Thätigkeit ist groß; wenn dem Kaiser Maximilian nur nicht mitt­lerweile das Geld ausgeht!

Vermischtes.

Ein verhungerter Krieger.

Das die preußischen Truppen in Schleswig alle nur denkaren Strapatzen durchzumachen gehabt haben, die ein Feldzug während eines so harten Winters, wie der vorigjährige, im Gefolge hat, ist Jedermann bekannt; daß sie aber nebenher hätten hungern müssen, hatte bisher noch Niemand behauptet. Der Erste, der über Hunger, den er im schleswig'schen Kriege gelitten haben will, geklagt hat, war ein Schlächtergeselle mit Namen Rodominsti, der vor einigen Tagen in Berlin unter der Anklage vor Gericht stand, dem Schlächtermei­

Präsident: Haben Sie die Würste genom­men?

Angeklagter: Ja mein Herr, das habe ich getban; aber nehmen Sie Rücksicht auf mich, es ist nur aus Hunger geschehen. Ich habe den Feldzug mitgemacht und bin ganz verhun­gert zurückgekehrt. Wie viel Hunger ich gehabt, mögen Sie daraus ersehen, daß ich die beiden Würste sogleich nach der That vollständig auf­gegessen habe, ohne auch nur einen Zipfel da­von übrig zu lassen.

Präsident(verwundert): Beide Würste gleich ganz aufgegessen? Sie wogen ja drei Pfund das ist doch schon etwas.

Angeklagter: Ja, ich war, wie gesagt, so verhungert.

Testament des Wucherers.

Novelle von Ewald August König.

(Fortsetzung.)

Der Friedensrichter hatte inzwischen eine Beschreibung des Zimmers in Hinsicht auf seine Lage, Einrichtung und den Zustand, in welchem es bei der Oeffnung vorgefunden wor­den war, entworfen und trat nun, von den Uebrigen gefolgt, in die anstoßende Schreib­stube des Verstorbenen, um hier das Protocoll aufzunehmen.

Genannte Schreibstube war ein enger, dump­fer, ärmlich ausgestatteter Raum, in welcher sich außer einem alten schwarzen angestrichenen Schreitpulte und dem dazu gebörigen mit Leder überzogenen Drehstuhle nur noch ein schmutzig gelber tannener Tisch, ein bretterner Stuhl und einige Zins= und Münz Tabellen befanden. Zahlreiche Spinngewebe hingen in den Ecken, den schmutzig grauen Fußboden bedeckten un­zählige Dintenflecken von der Größe eines Na­delkepfes an bis zu der eines Kronthalers, selbst die verblichenen Tapeten zeigten in der Nähe des Schreibpultes mannigfache Spuren dieser schwarzen Flüssigkeit, und eine dumpfe, drückente Schwüle herrschte in dem niedrigen, unfreundlichen Gemache, dessen dicht vergitter

tes Fenster durch trübe Scheiben nur spärlich das Tageslicht einließ.

Der Gerichtsschreiber nahm sofort den bret­ternen Stuhl, Becker dagegen den Drebsessel in Beschlag, der Commissär trat an's Fenster und machte den Versuch, durch die trüben Scheiben nach den beiden Gensd'armen zu spähen, welche den Eingang bewachten. Der Polizeirath und der Notar holten Stühle aus dem Nebenzimmer und setzten sich neben den Friedensrichter, der eben das Gutachten des Arztes zu Protokoll nehmen ließ.

Der Act war fertig und der Richter erhob sich und forderte den Gerichtsdiener auf, die Vorbereitung zur Siegel=Anlage zu treffen.

Entschuldigen Sie, fiel hier der Rechtscon­sulent ein, indem er seinen Sitz verließ und dem Richter ein versiegeltes Papier überreichte, gich glaube, daß es unnöthig ist, die Siegel anzulegen, denn hier ist das Testament des Verstorbenen, auf dessen sofortige Eröffnung ich dringe."

Ein Testament? fragte der Richter erstaunt.

Ja, ja, ein Testament; entgegnete Becker ruhig,mein Freund übtrreichte mir dasselbe ver ungefähr zwei Jahren, als ich ihm einen wichtigen Dienst geleistet hatte und bemerkte dabei, daß ich, um alle Gerichtskosten zu ver­meiden, dasselbe gleich nach seinem Tode öffnen

lassen solle. Sie werden also die Güte haben, dem Willen des Erblassers sofort nachzukommen.

Ich nehme Sie zu Zeugen, versetzte der Richter, indem er das Siegel erbrach,hören wir, was das Testament bestimmt:

Ich Endesunterzeichneter, Robert mann, Rentner bierselbst wohnhaft, setze hiermit meinen Jugendfreund, den Rechts­consulent Peter Becker zu meinem alleini­gen Erben ein, dergestalt, daß alle beweg­liche und unbewegliche Güter, sowie alle Ausstände, Documente und Forderungen, welche ich hinterlasse, ungetheilt und un­bestritten sofort in seinen Besitz übergehen­Zu dieser Erklärung, die ich freiwillig, ohne Zwang und bei voller Vernunft eigen­händig ge= und unterschrieben habe, bewegt mich die langjährige, treue und eigennü­tzige Freundschaft, welche mir vorgenannter Peter Becker bewiesen hat. So geschehen zu C. am Himmelfahrtstage des Jahres 1840

Robert Hollmann."

Ueber das Antlitz des glücklichen Erben glitt ein stolzes, selbstgefälliges Lächeln.

Ich heiße Sie willkommen in meinem Hause, nahm er jetzt das Wort, indem er sich in die Brust warf,machen Sie es sich bezuem, meine Herren, ich werde