2. Jahrgang.

Bonn, Samstag den 26. April 1873.

Nr. 114.

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Deutschland.

Berlin, 25. April. Bei dem Herrenhause sind zu den kirchenpolitischen Gesetzvorlagen 9 Petitionen von katholischer, 42 von evangelischer Seite eingegangen. In der Rede, die am 15. November 1849 Herr v. Bismarck=Schönhausen, damals noch ein einfacher Deichhauptmann, als Abgeordneter gegen die Civilehe ge­halten hat, sagt er, daß sowohl er als auch andere Kreise den aus dem Lande kommenden Petitionen eine große Bedeutung beilegten; der jetzige Cultusminister Falk, der die Uebereinstimmung des Mi­nisteriums, also auch die des Fürsten Bismarck mit seinen Gesetzes­vorlagen so oft nachdrücklich betonte, hat im verflossenen Winter im Abgeordnetenhause erklärt, daß man im Ministerium den Pe­titionen nur wenig Gewicht beilegen zu dürfen glaube. Wäre damit nicht alle Hoffnung, durch die Petitionen etwas zu erreichen, abgeschnitten worden, hätten nicht die Erfahrungen, die man na­mentlich im vorigen Jahre bei Gelegenheit der Verhandlungen über das Jesuitengesetz rücksichtlich des augenblicklichen factischen Werthes der Petitionen gemacht hat, von der Einsendung von Pe­titionen abgehalten: es würden auch gegen die kirchenpolitischen Gesetzesvorlagen Petitionen in solcher Menge eingegangen sein, daß sie das Gewicht von mehreren Centnern abgeben würden.

Was wird das Herrenhaus thun? Es ist gestern in die Bera­thung der kirchenpolitischen Vorlagen eingetreten: wird es sie an­nehmen oder verwerfen? Was wird die Krone thun, wenn das Herrenhaus sie annehmen sollte? Das sind Fragen, deren so oder anders ausfallende Beantwortung großes Wohl oder Wehe unserm Vaterlande, vielleicht auf viele Generationen, bringen wird.

DieGermania schreibt: Die hier eingetroffenen süddeutschen Reichstags=Abgeordneten erzählen von einer gradezu ungeheuerlichen Aufregung und Erbitterung, welche im süddeutschen Volke gegen die preußische Regierung aus Anlaß der von ihr eingebrachten kir­chenpolitischen Gesetzentwürfe herrscht. Die Namen, welche das Volk insbesondere Herrn v. Bismarck beilegt, lassen sich gar nicht wiedergeben.

Die Preßgesetz=Commission hielt gestern Abend ihre Schlußsitzung. Das Gesetz gelangt, falls nicht eine Vertagung beschlossen wird, möglicher Weise schon nächste Woche auf die Tagesordnung.

Die Commission zur Voeberathung des von den Abgg. Völk und Genossen vorgelegten Gesetzentwurfs, betreffend die bürgerliche Form der Eheschließung besteht aus folgenden Mitgliedern: Dr. Techow, Vorsitzender, Kastner, Stellvertreter desselben, Kaiser und Graf Kleist, Schriftführer, Louis, Lorentzen, Dr. Minkwitz, Dr. Mayer(Donauwörth), Pelzer, v. Seydewitz, Dr. Hinschius, Dr. Hoffmann, Planck, Schmidt(Zweibrücken).

Die Spöttereien, weiche in der Presse mit dem Fackeltanze der constitutionellen Minister getrieben worden sind, sollen zu der Er­wägung veranlaßt haben, ob es nicht zeitgemäß sei, diesen alten Gebrauch, so wie auch, das Kartenspiel, das unmittelbar auf den

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* religiösen Trauact-folgt, aus dem Hofceremoniell zu streichen.

Uebrigens herrscht nur eine Stimme darüber, daß unter den mi­tc nisteriellen Fackeltänzern der alte Itzenplitz die strammste und gra­deste Haltung gezeigt habe. Selbst sein um zwanzig Jahre jün­gerer Tanzpartner, Graf Eulenburg, sei von ihm ausgestochen worden. Graf Münster wird also Botschafter in London, und damit ist ein längst gehegter Wunsch des Grafen erfüllt. Wegen seiner Anglomanie wird er in den ministeriellen und parlamentarischen Kreisen des Insellandes eine willkommene Persönlichkeit sein. Ob auch bei Hofe? Das ist freilich eine andere Frage. Die Königin Victoria dürfte von diesem flinken Ueberläufer aus dem Lager ihres Vetters Georg zu Herrn von Bismarck nicht gerade sympa­thisch berührt werden. In Folge dieser Ernennung bleibt übrigens Graf Arnim in Paris und General Manteuffel, der das Creditiv bei Herrn Thiers schon in der Tasche zu haben glaubte, ist wieder um eine Hoffnung ärmer. Er soll durch seinen Toast in Nancy be­wiesen haben, daß er noch nicht die Fertigkeit in der französischen Sprache besitzt, die Herrn Bismarck die nöthige Sicherheit gewährt, daß der General beim diplomatischen Tanze auf dem Pariser Glatteise nicht ausgleite. Wir sind zwar schon längst gewöhnt, vom Fürsten Bismarck die katholische Kirche denn dieser und nicht blos einer kirchlichen Partei gilt das staatliche Kriegsgeschrei schroff besprochen zu hören, seine gestrige Herrenhausrede über­traf indeß alles bisher Dagewesene. Es schien, als ob Bismarck sich ordentlich Mühe gegeben habe, alle Bitterkeiten und Härten usammenzutragen, um sie in seine Philippika gegen Rom und Centrum einzuflechten. Auch versicherte er, daß die Behauptung, Preußen habe Italien zur römischen Invasion im Septbr. 1870 #ufgefordert, nicht wahr sei. Es wäre freilich zweckmäßig gewesen, enn der Reichskanzler seine Zuhörer darüber vergewissert hätte, ie er diese Erklärung abgegeben habe, ob amtlich oder nicht, benn darauf kommt es bekanntlich bei den Versicherungen des Fürsten bezüglich ihrer Glaubwürdigkeit nach eigenem Geständniß siel an. Wie sich die Sache im Herrenhause anläßt, wird die Debatte ber die Falk'schen Gesetze bald beendigt und die Abstimmung für hieselben von der Majorität erfolgt sein, dann beginnt eine neue Periode im preußisch=römischen Kirchenkriege, und man ist um ne Etappe weiter vorgerückt auf dem Wege nach Canossa. Wir per wollen dabei Göthes Mahnung beherzigen:

Sich in Respect zu halten,

Muß man recht borstig sein,

Alles jagt man mit Falken,

#.. Nur nicht das wilde Schwein.

DieGermania wundert sich darüber, daß der Bundesrath noch mer sich den Kopf darüber zerbreche, welche Orden dem Jesui­

tenordenverwandt sind, anstatt die Frage einfach durchPaar oder Unpaar oder durch Würfeln zu lösen. Die von derSpen. Ztg. betonte große Verbreitung eines der demnächst zu verbieten­den fünf Orden, meint dieGermania, sei jedenfalls als bedeu­tendes Kriterium derVerwandtschaft" ins Gewicht gefallen.

Wie die Officiösen zu constatiren haben, ist die Disciplinar­Untersuchung in der Wagenerschen Angelegenheitunwiderruflich" eingeleitet. Der Oberstaatsanwalt v. Luck hat die Abfassung der Anklageschrift übernommen.

Wie versichert wird, ist von dem Ministerpräsidenten Grafen Roon, als Vorgesetzten des Geheimen Raths Wagener, die Ein­leitung des Disciplinarverfahrens gegen den Letzteren angeordnet und Oberstaatsanwalt v. Luck mit Ausarbeitung der Anklageschrift beaustragt worden.

Unter den früheren Candidaten für den Londoner Gesandtschafts­posten wird auch der Fürst Hohenlohe genannt, jedoch soll derselbe seine Ernennung nicht gewünscht haben.

Wie derBresl. Ztg. aus Berlin geschrieben wird, gedenkt der evangelische Oberkirchenrath in der Sydewschen Angelegenheit erst das Gutachten einiger Universitätsfacultäten einzuholen. Nicht übel! Bis diese gesprochen haben, könnte ja Herr Dr. Sydow was wir ihm keineswegs wünschen gestorben sein.

Das allzeit getreue Baden, welches von allen deutschen Klein­staaten am willigsten den Einheitsbestrebungen im neuen Reiche sich anschloß, hat plötzlich particularistische Anwandlungen bekommen. Ein Briefvon guter Hand, welcher derSpener'schen Zeitung" aus Karlsruhe zugeht, giebt über diese unerwartete Wendung über­raschende Aufschlüsse. Man hatte es in Berlin sehr unliebsam vermerkt, daß in den Ministerconferenzen wegen der deutschen Ge­richtsorganisation Baden sich den Gegnern der preußischen Vor­schläge angeschlossen hatte. Jetzt stellt sich nach Angabe jenes Karlsruher Correspondenten heraus, daß schon seit einiger Zeit sich in Badencentrifugale Tendenzen" geltend machen; man ver­mag daselbstdie durchgreifende Politik des Reichskanzlers und das schroffe Verfahren der preußischen Ministerien nicht zu billi­gen und verhält sich auch gegen die preußischen Gesetzentwürfe über die kirchlichen Verhältnisse durchaus kritisch. Man vermeint in Karlsruhe, der Opfer genug für die Einheit gebracht zu haben, und will jede weitere Schmälerung der Rechte der Bundesstaaten durchaus vermieden wissen.

Der Prinz Peter zu Sayn=Wittgenstein ist gestern von seinen Reisen in Africa auf der Durchreise nach Petersburg hier einge­troffen.

Die gestrige Nummer derDeutschen freien Zeitung ist confis­cirt worden. Incriminirt ist sowohl der Leitartikel(Dynastie und Familie) als auch eine Localnotiz(Seltsame Widersprüche), welche Zustände in der Schönhauser Allee schildert. ui Kötzigshers= 25. April. Der Kaiser ist heute Vormittag um 9%

## in Begleitung Bismarcks, Moltkes und eines zahlreichen militärischen

Gefolges hier angekommen. Das Wetter ist prachtvoll

Aus Elsaß=Lothringen, 24. April. Protestantische

Propaganda taucht allerwärts auf; es ist nicht zum Verwundern,

die Gelegenheiten sind überaus günstig. So die Société pourevan­gélisation des provinces deEst. Als deren Gründer wird H. Bruch, der bekannte erste Rector der neuen Universität, gepriesen. Derselbe ist seit mehr denn einem halben Jahrhundert thätig, den Protestantismus in allen Städten und Städtchen des Elsasses einzuführen und Pfarreien errichten zu lassen. Letzteres soll dem­nächst in Hagenau, Kaisersberg und Maasmünster geschehen, und wenn in besagten Orten die Gemeindeverwaltung sich nicht willig zeigt, so wird die Behörde sich daran nicht stören, und der Reichs­provinz ex officio mit dieser Gabe aufwarten.

* Straßburg, 24. April. In einem in derStraßb..

veröffentlichten officiösen Artikel wird der Anschauung entgegenge­treten, als ob die von der Regierung in der Angelegenheit des Bürgermeisters Lauth ergriffenen Maßregeln als die Anzeichen eines von der Regierung beschlossenen Systemwechsels anzusehen seien und ausgeführt, daß die jetzt von der Regierung gezeigte Strenge in einer gleichen Angelegenheit die nämliche gewesen sein würde. Die Grundsätze, nach denen die Regierung vordem verfahren, würden auch fernerhin dieselben sein.

Wien, 24. April. Der Reichsrath ist so eben vom Kaiser mit folgender Thronrede geschlossen worden:

Geehrte Herren von beiden Häusern des Reichsrathes! Als ich Sie bei dem Beginne Ihrer verfassungsmäßigen Thätigkeit um meinen Thron versammelte, verkündete ich Ihnen die großen und umfassenden Aufgaben, zu deren Erfüllung ich meine Regierung und Sie, meine geehrten Herren von beiden Häusern des Reichsrathes, berufen hatte. Mit Befriedigung Ssansseich ss am Schlusse Ihrer Thaligkeit auszusprechen, daß die Mehr­

ser Aufgaben, durch Ihr einträchtiges Zusammenwirken mit meiner

Wähpirtahg is de gese sfunden hat. Mittlst Ihrer patriotischen

tung in einer den i der Reichsvertre.

Reichsrathe die ersorder ugabbanztigteit so anschließenden Weise den

beschadet der Seihgg. zu verleihen und dadurch, un­enisprechenden Ausdruche gtei der Linder, die Einhert des Reiches zum

zu bringen. Auf diesem Boden mögen sich nun und in ssem Waeitezie Pareien versammeln, um im Geiste der Versöhnung und an der gedeitlichen. 9 se und Ehre des Gesammtvaterlandes

vereinten Keaisten zu erhesene ds brsasangtmaßsen Abens mi

sch mit den Ihren, daß dieses Peiue Hoffnungen und Wünsche verbinden

uch mir ren Iyren, vaß gieses Werk Oesterreich zum dauernden Heil und

Sie de Sianbeil. I Dach önigriche Galizien eine

rung der Tuige u.. s des Gesammtstaates vertriägliche Erweite.

der Autonomie einzuräumen, haben nicht zu dem angestrebten Ziele geführt; in der Berufung eines dem Lande Galizien angehörenden Mit­gliedes in den Rath der Krone wird jedoch dieses Königreich einen Beweis fortdauernder Fürsorge erkennen. Auf dem Gebiete der Justizgesetzgebung sind durch Ihre eifrige Mitwirkung wichtige Resultate erzielt worden. Nach jahrelanger Arbeit ist es gelungen, die Reform des Strafverfahrens zum

Abschlusse zu bringen und dabei dem Geschworenengerichte, unter Wahrung des ihm durch das Staatsgrundgesetz zugewiesenen Wirkungskreises, eine seinen Fortbestand verbürgende Einrichtung zu geben. Durch eine Reihe anderer Gesetze werden lange empfundene Bedürfnisse auf dem Gebiete der Rechtspflege befriedigt. In voller Würdigung der Bedeutung der Hoch­schulen für die Pflege der Wissenschaften haben Sie bei Einrichtung der Universitätsbehörden so wie der Organisation der Hochschulen für Technik und Bodencultur Ihre Zustimmung ertheilt. Mit patriotischem Sinne haben Sie die Hebung der Wehrkraft der Monarchie so wie die Ausbil­dung und Entwickelung der Landwehr gefördert. Ein großer Theil Ihrer Thätigkeit war der Pflege der volkswirthschaftlichen und Verkehrsinteressen gewidmet. Insbesondere sind durch Ihre Mitwirkung Mittel und Wege geschaffen worden, um neue Schienenverbindungen herzustellen und alle Länder des Reichs der Wohlihat dieses Verkehrmittels theilhaftig werden zu lassen. Durch eine Reihe internationaler Verträge hat der Post=, Te­legraphen= und Handelsverkehr mit dem Auslande eine wesentliche För­derung erfahren. Der Aufschwung des volkswirthschaftlichen Lebens und die stetige Zunahme des Staatscredites geben gegründete Hoffnung auf die baldige und vollständige Regelung des Staatshaushaltes. Die zur Ver­besserung der pecunjären Lage des Beamtenstandes erforderlichen Mittel haben Sie in reichlichem Maße gewährt und mit wiederholter Bereitwillig­keit für die Vermehrung der Einkünfte der niederen Geistlichkeit Sorge ge­tragen. Mit dankbarem Herzen gedenke ich der Theilnahme, womit Sie in angestammter Treue und Anhänglichkeit die schmerzlichen und freudigen Ereignisse in meinem Hause begleitet haben. Nur wenige Tage trennen uns noch von dem großartigen Schauspiele der Entfaltung aller Kräfte und Bestrebungen der Industrie und Cultur. Ihrer Unterstützung ist es zu danken, daß Oesterreich dem friedlichen Wettstreite aller Culturvölker der Erde eine würdige Stätte zu bereiten vermochte. Unter günstigen Verhältnissen tritt das große Unternehmen ins Leben: Der Friede Euro­pas ist ungetrübt und Oesterreich nach allen Richtungen hin in erfreulichem Ausschwung begriffen. Mit dem frohen Ausblicke auf die gesicherte und gedeihliche Fortentwickelung unseres theuren Vaterlandes und mit dem er­neuerten Ausdruck meines kaiserlichen Dankes und Wohlwollens erkläre ich die Session des Reichsrathes für geschlossen und entlasse Sie in Ihre Heimath.

24. April. Churschid Pascha ist, wie derNeuen freien Presse aus Konstantinopel gemeldet wird, zum Minister der frommen Stiftungen, Djevdet Pascha zum Minister für den öffent­

lichen Unterricht ernannt worden. Bei dem deutschen Gesandten v. Keudell hat derselben Quelle zufolge vorgestern ein diplomatisches Diner stattgefunden, welchem auch der Großvezier und sämmtliche türkische Minister beiwohnten.

Der Reichskriegsminister Kuhn, sowie die Generale Mollinary, John, Rodich und Koller sind zu Feldzeugmeistern, die General­majore Gallina, Graf Thurn, Graf Auersperg und Pötting zu Feldmarschalllieutenants, Oberst Beck, Vorstand der Militärkanzlei, zum Generalmajor ernannt worden. Die zwischen der hiesigen Polizei und den Fiakerbesitzern ausgebrochenen Differenzen haben bis jetzt noch keine gütliche Erledigung gefunden. Die Fiakerbe­fitzer drohen mit einem demnächst in's Werk zu setzenden Strike.

Schweiz.

Basel, 25. April. DenBaseler Nachrichten zufolge pro­testirt die Regierung von Solothurn gegen die Amtshandlungen, welche der Bischof Lachat vom Kanton Luzern aus als Bischof der ganzen Diöcese vorgenommen hat, und verlangt das Einschreiten der Regierung von Luzern und nöthigenfalls das des Bundesrathes.

Luzern, 24. April. Heute hat Msgr. Lachat den Besuch erwidert, welchen ihm der päpstliche Nuntius Agnozzi und die Re­gierung von Luzern gemacht hatten. Der Bischof war vom Pfarrer Meyer von Attishofen, vom Domherrn Schmidt und vom bischöf­lichen Commissar Winkler begleitet.

Belgien.

* Brüssel, 24. April. In der heutigen Sitzung der Re­präsentantenkammer erklärte der Kriegsminister Thiébant bei der Discussion über das Kriegsbudget, daß die Regierung die weitere Prüfung der Frage der persönlichen Dienstpflicht vorläufig vertagt habe; die militärische Organisation müsse indeß den Anforderungen der gegenwärtigen Lage angepaßt werden, namentlich sei es dringend nothwendig, das Gesetz über die Miliz einer Modification zu unter­werfen; der Minister werde um die Bewilligung von Supplemen­tarcrediten nachsuchen, dieselben jedoch auf das Maß des unum­gänglich Gebotenen beschränken; hauptsächlich müsse dahin gestrebt werden, daß die Mobilisirung der Armee mit der möglichsten Be­schleunigung vor sich gehen könne, es wäre das die Erfüllung einer durch die geographische Lage Belgiens auferlegten Pflicht.

* Brüssel, 25. April. Der Prinz von Wales ist auf der Durchreise nach Wien hier eingetroffen.

Haag, 24. April. Die vom Minister der Colonien der zweiten Kammer unterbreitete Denkschrift über die Veranlassung des Krieges mit Atchin ist jetzt veröffentlicht worden. Die sehr um­fangreiche Denkschrift enthält eine bis ins Einzelne gehende histo­rische Uebersicht der Beziehungen Hollands zu dem Sultanat von Atchin vom Jahre 1824 bis zu den Ereignissen der jüngsten Zeit. Die Colonialregierung machte, den Darlegungen des Mi­nisters zufolge, die Wahrnehmung, daß sie vom Sultan und des­sen Abgesandten verrätherisch hintergangen werde, da dieselben die Hilfe auswärtiger Mächte, namentlich Frankreichs und Italiens, gegen die holländische Regierung in Anspruch genommen hatten, während gleichzeitig mit letzterer Unterhandlungen zur Beilegung der obwaltenden Differenzen stattfanden und unter den freund­schaftlichsten Zusicherungen die holländische Unterstützung in den inneren Streitigkeiten der Eingeborenen seitens des Sultans be­gehrt wurde. Diese verrätherische Haltung veranlaßte die Regie­rung, Erklärungen zu fordern, um einer auswärtigen Einmischung vorzubeugen. Der holländische Regierungscommissar hatte den Auftrag, vollständige Aufklärung und Bürgschaften für die zukünf­tige Haltung des Sultans zu verlangen und sollte den Krieg nn­