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55. Jahrgang Nr. 275

ie sllm pshern GHemalt, Variabestrung, Sureitz,

euss Aschlung.

Bonn, Montag, 29. Rovember 1926.

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Veiltis und Jeuilleten Emil Schmippert,

Kerdel und Winschoft: Ton Wemnand, #igen redakttonellen Teil: Hugo Rudo###. dem Anzeigenteil: Franz Kroid, alle in Vonn. Berliner Korrespondent: Dr. Withelm Klein.

Frscheint jäglich außer Sonn= und Feiertage

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Vor der Genfer Tagung.

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(Don unserem Pariser Korrespondenten.)

Je näher die Genfer Cagung des Völkerbundrates rückt, umso dringender wird die klotwendigkeit für Frankreich, eine Ent­scheidung in der Entwaffnungsfrage zu treffen. Die Lage der französtschen Regierung ist aus innerpolitischen Gründen nicht leicht. Es steht außer Frage, daß Briand und die Vertreter der Linksparteien im Kabinett eine weit gemäßigtere haltung ein­nehmen als der größte Ceil der französischen Dresse hinsichtlich Deutschlands zeigt. Das kommt schon darin zum Ausdruck, daß das Außenministerium beruhigende Erklärungen abgibt, wenn in irgend einem extrem=rechtsgerichteten Blatt tendenziöse Aus­führungen erscheinen, die die Regierung festlegen oder in eine bestimmte Bahn drängen wollen. Das Kabinett Poincare fühlt gerade in der Entwaffnungsfrage was es heißt, ein Kabinett dernationalen Einigung" zu sein. Ein schweres Gewicht sind die Vertreter der Rechtsparteien, voran ihr Sprecher, der Minister Marin, der erst kürzlich durch eine unüberlegte und unange­brachte Rede beinahe eine Krise heraufbeschworen hatte. Die hinter ihm stehonden Kreise sind natürlich weit davon entfernt, die deutschen Forderungen anzuerkennen, und da ohne sie das Bestehen der Kabinette kaum möglich ist, muß auf sie Rücksicht genommen werden. Eine solche Rücksicht sprach beispielsweise aus den letzten Erklärungen Briands, nach denen in Choiry keine Versprechungen oder Abmachungen über Aufhebung der kontrolle getroffen worden seien.

llichtsbestoweniger besteht doch allgemein der Wunsch, mit Deutschland zu einer Verständigung in der Entwaffnungsfrage zu gelangen, und wenn in Rechtsblättern immer wieder von einer noch bestehenden militärtschen Gefahr geredet wird, so steckt doch dahinter die hoffnung, daß diese Gefahr eines Cages verschwunden sein wird und zwar nicht so sehr durch französt­schen Druck als durch freiwillige deutsche Entschließungen. Ganz auffallend ist dabei die Uläßigung im Cone auch derjenigen Presse, die die Briandsche Dolttik nicht unbedingt billigt und sie eigentlich nur als einen Versuch hinnimmt. So ist die letzte Rede Stresemanns allgemein als eine Rede hingestellt worden, die sich mehr an die deutsche als an die französische Oeffentlich­keit gewendet hätte und die aus deutschen innerpolitischen Ver­hältnissen zu verstehen sei. Man will schon deshalb zu einer Verständigung gelangen, als man eine deutsch-italienische An­näderung und nachteilige Folgen aus einer solchen für Frank­rich befürchtet und man Deutschland nicht in die Arme Italiens treiben will. Der Standpunkt des französischen Kabinetts ist zur Stunde etwa folgender: eine dauernde Kontrolle über Deutschland wird nicht beabsichtigt und man ist bereit, allmäh­lich zum Abbau der Entwaffnungskontrolle überzugehen, aber eben nur allmählich, indem man einen Zwischenzustand zwischen heute und der Uebernahme durch den Dölkerbund schaffen will.

Ganz und garnicht im französischen Interesse läge ein Sturz der gegenwärtigen deutschen Regierung. Ein etwaiger Kustritt Stresemanns aus dem Kabinett würde in allen französischen Kreisen lebhaft bedauert werden, da er auch in denjenigen, die nicht ausdrücklich Briands Polttik gutheißen, politischen Kredit genießt. Schon aus diesem Grunde werden alle Reußerungen Stresemanns, selbst solche, die für Frankreich unangenehm sind, mit Nacksicht behandelt und wenn es möglich ist, aus seiner schwachen innerpolitischen Stellung erklärt. Ob Anhänger oder Gegner Stresemanns, es kann nicht geleugnet werden, daß sett langem kein deutscher verantwortlicher Mintster in Frankreich einen Kredit besitzt wie er zur Stunde.

Poincare persönlich vermeidet es auffällig, in außenpolt­tischen Fragen, so auch in der deutschen, in der Oeffentlichkeit Stellung zu nehmen. Er hat sich ganz auf die Aufgabe der finanziellen Gefundung zurückgezogen und läßt sich in allen an­deren Fragen mehr vom Strome tragen als ihn zu leiten. In dieser Beschränkung liegt sein Erfolg, denn die politische Oebatte und die Gegensätze würden sofort entfesselt werden, wenn er persönlich aus dem engen Bezirk technischer Finanzfragen her­austreten würde. Es bleibt nur zweiselhaft, ob solche Zurück­haltung auf die Dauer beibehalten werden kann und ob er sich hinter Briand versteckt halten kann. Es ist eine sehr eigentüm­liche Lage, wie sie kaum jemals in Frankreich bestanden hat. Der Außenminister Briand macht allein Rußenpolitik, bei allen außenpolitischen Fragen wird nur sein lame und niemals der

Carl Sonnenschein.

In der Weltbühne vom 9. November lesen wir aus der Feder von Robert Breuer folgende Charakieristik des Berliner Großstadtapostels:

als Carl Sonnenschein seine akademische Lesehalle in Ver­lin eröffnete diese von den begabten Architekten Mahlberg unrd Kosina mit intelligenter Gastlichkeit eingerichteten, Stu­denten, Kaufleute und Arbeiter aller Betenntnisse und aller Partoien willkommen heißenden weltklösterlichen Bücherstuben da hube ich Carl Sonnenschein kennengelernt. Wir sprachen üder die neue geistige Bewegung im deutschen Kathobiziomus, und ich fragte, wie sich dazu der schöichte Kaplan stelle. Son­venschein gab mild, aber leicht triumphierend die Antwort: Unser eheloses Pfaprhaus verhütet, daß wir Philister werden.

An dieses kluge und stolze Wort mußte ich immer wieder denten, während ich in den drei Bändchen las, die Carl Son­nenschrein unter dem Titel: Notizen, Weltstadtbetrachtungen im Verlag der Germania hat erscheinen lassen. Die Fülle und heftigkeit des Erlebens, die Eindringlichkeit der Beobachtung.

die hemmungslose Hingabe an die wechselnden Objekte, ganz bei der Sache, durch nichts äußerlich abgelenkt, voll irdischer Kontemplation: das ist der seelische Zustand, aus dem heraus Sonnenschein sieht und schreibt. Ein bewundernswerter Vor­zang: man möchte neidisch werden und begreift ein wenig zum mindesten von der Produkt vität der Einsamkeit und der kon­zentrierenden Kraft des Klosterlebens. Das Stück Welt, das Carl Sonnenschein anschaut, hat sich ihm unvergänglich ein­gebrannt, mit allen Konturen und Silhuetten, mit den feinsten Regungen und zartesten Tönen. Eine meisterliche Fähigkeit der Darstellung, die einfühlige Nadel des Radierers, kontrol­liert durch freskale Klarheit, machen Sonnenschein aus einem tief erlebendon Genießer zu einem Schriftsteller hoher Grade. Es gbi nur wenige, aus zufälligen Sonntagsbetrachtungen zu. ummengestellte Bücher, die man mit nicht nachlassender Span­nung. innner weder neu in ein Erbebnis, in ein Stück Welt #ngfangen, bis zur letzten Seite, bis zur letzten dramatischen Auseinandersetzung zwischen einem Mikrokrosmos und seinem Eroberer lesen muß. Durch die mit nervösem Hirn und musi­kalisch schwingender, immer emnpfangender und gebärender Steie hingeschrebenen Notizen Sonnenscheins kommt auch, wer Wett, Berlin, Deutschland, den Menschen zu kennen glaubt, dem Eigentlichen näher als bisher, dem Bedeutsamen im Neben­ächlichen, der Tiefe in der Oberfläche.

Carl Sonnenschein ist katholischer Priester; er übt kein Amt As ein Missionar in der Diaspora. Er ist immer unterwegs; sucht Armut und Glend. Er sagt:

Priester wohnen mit ihrem Horzen und mit ihrer Güte und mit ihrem Glauben unter den Menschen, die im Schat­#n sind. Deüben, von wo alle Gesättigten fliehen, wo ein Besitzender sich ausbreitet. Wo keine hellfaub'ge Ju­gend Tenwis spielt. Drüben an den Rändern, wohin nur der Steorrgetté den Weg findet, der Gerichtsvollzicher, der Schupobsamde. Im Gewier der Quergebäude und der Lau­dentekonten. Dorthin geht sein seldstverständlicher Wag. stehen seine leichten Zekte.

des Führers der Regierung und des Kabinetts genannt. Die Stellung der Regierung ist garnicht so stark als es den Anschein hat. Sie hat die Aufgabe übernommen, die Währung zu festigen,

und diese Aufgabe piird ihr bereitwillig von den grderen übar

hat. Sie hat die Aufgabe übernommen, die Währung zu

und diese nufgube wird ihr bereitwillig von den anderen über­lassen, weil sich jeder daran die Finger verbrannt hat. Ihre parlamentarischen Siege sind nur auf die geringe Bereitwillig­kett der anderen, sich von neuem in Finanzfragen zu versuchen, zurückzuführen. Der gegenwärtige Zustand ist ein Waffenstill­stand, aber nicht endgültige Formulierung der Regierung.

Millerand über die Rhein=Besetzung.

Möglichkeit der Verlängerung der Rhein=Besetzung.

DD. Paris 27. Nov. Millerand erklärte gestern in der mit Spannung erwarteten Rede in der nationalrepublikani­schen Liga, Frankreich würde die Schuld gegen Amerika aner­kennen und sie bezahlen. Mit um so größerem Rechte würde Frankreich aber auch nicht dem Feinde von gestern die Aufgabe von Pfändern gestatten, die nicht nur die Sicherheit Frankreichs garantierten, sondern auch seinen Anspruch auf Re­parationen. Millerand verwies auf den Artikel 430 des Versailler Vertrages, wonach die Alliierten, wenn in irgend einem Augenblick die Reparationskommission die Feststellung machte, daß Deutschland die Reparationen nicht ausführte, das Recht hätten, von neuem die Gebiete zu besetzen, die sie nach 15 Jahren geräumt haben würden. Die Besetzung des Rheinlandes garantiere nicht nur die Reparationen, son­dern hätte auch Bedeutung für die Sicherheit Frankreichs. Wenn nach dem Ablauf von 15 Jahren die gegen einen Angriff Deutschlands ergriffenen Garantien nicht als genügend erachtet würden, könnte die Räumung der besetzten Gebiete durch die Besatzungstruppen noch weiter verzögert werden. Man dürfe also, stellte Millerand unter lebhaftem Beifall der Ver­sammlung fest, die Besatzungsfrage nicht als ein Handelsobjekt betrachten. Millerand erhob weiter die Forderung, daß die Ostgrenze Frankreichs stärker besestigt werde.

(Zu der Rede Millerands wäre zu bemerken, daß die Räu­mung der Kölner Zone vertraglich längst fällig war und auf der Londoner Dawes=Konserenz de facto erwirkt worden ist. Die Einrichtung der zivilen Kommissionen im rheinischen Ge­biet war eine Verletzung des Rheinlandabkommens. Die Rück­kehr zum Rheinlandvertrag kann unmöglich als eine besondere Leistung im Geiste der deutsch=französischen Verständigung an­gesehen werden.)

Ein Vier=Bund?

Deutschland, Frankreich, England und Italien.

MTB Paris, 27. Nov. Jules Sauerwein behauptet im Matin, daß auf die bevorstehende Vökkevbundsratssession eine Konferenz folgen werde, an der Deutschland, Frankreich, Eng­land und Italien teilnehmen würden. Briand verfolge ganz besonders den Plan einer vierfachen Entenie, in der alle Teil­nehmer gleichberechtigt wären. An diese Ankündigung schbießen sich in gemäßigtrmn Tone eine Reihe von Kritiken der deutschen Politik, wi sie in den übrigen Blättern in diesen Tagen meist in sehr scharfer Form zu finden waren. Deutschland, so schreibt Sauerwein, sei von der Räumungsfrage hypnotisiert. Es ver­gesse dabei, daß es jetzt schon wieder eine diplomavische Stel­lung erlangt habe, die es sich noch vor zwei Jahren nicht habe tröumen lassen.

Deutsch=englischer Kohlenkrieg?

UIas London, 27. llov.Westminster Gazette spricht in einer Abhandlung über die durch den englischen Kohlenstreit geschaffene Lage von einem bevorstehenden englisch deutschen Kohlenkrieg auf den Weltmärkten. Dann führt das Blatt die Reußerungen eines hervorragenden englischen Sechenbesitzers an, nach dessen Ansicht Deutschland mit England zu einer Vereinba­rung gelangen möchte. England sei jedoch im Begriff, für sel­nen verlorenen Markt zu kämpfen. Dies sel in maßgeben­den englischen kohlenkreisen die einzig eingenommene haltung. Die dem Blatt weiter mitgeteilt wird, will man, sobald die Förderung wieder normal betrieben wird, besonders von den Ausfuhrbezirken von Südwales, Durham und Northumberland

So wandelt er unermüdlich durch die Gassen der Not, durch die Hinterhäuser, die Herbergen, die Asyle, die Anstalten für Elternlose und Gefährdete. Er reist durch Berlin und um Ber­lin herum. Eine Reise von seltsamer Romantik. Es ist, als hörte man eine Geschichte aus den Tagen des ersten Christen­tums, wenn er berichtet, wie er nach Zäckerick kommt, um dort für einige verstreute Arbeiter Gottesdienst zu feiern, wie er sich den Altar herrichtet aus einem mitgebrachten Stein mit der Asche der Märtyrer aus den Katakomben. So wirkt er jeden Tag an einem andern Ort, und auf all diesen Gängen und Fahrten sieht er die Natur an und zeichnet sie, wie mit dem Silberstift:

Das Boot gleitet totenstill. Kein Ruderschlag. Der Fährmann stößt nur mit der flachen Stange gegen den san­digen Boden. Blaß sind Luft und Landschaft. Eine blaue Libelle. Zart und lautlos. Eine aufgescheuchte Drossel. Am geschnittenen Rand des Kanals unbeachtet eine Wasser­schnepfe. Drüben durch den Spiegel schwimmt, wie wenn sie über Land schösse, die Ringelnatter. Links über der fahlen Wiese mit breitem Schlag ein schwarzweißer Storch. Meerrettig auf den Feldern. Zwiebel. Dahinter dunkel­roter, einfacher Mohn. Auf solche Art, mit mannhafter Lyrik, nie sentimental, immer erlebend, berichtet Sonnenschein über die Landschaft und den Menschen, wie er ihnen in der Mannigfaltigkeit seines Waldläuferlebens begegnet. Von den Häusern in der Mark sagt er:

Wir sind den gütigen Ziegelstein gewöhnt, der an Sommerabenden so verträumt und märchenhaft Ruhe pendet.

Siehst Du den Pfeil dort, wie aus der Erde geschossen, brennend rot? Auf der linken Seite der Avusstraße? Beld hat der Wagen den Pfeil errecht! Auto=Minimaxreklame. Einen Sprung weiter Men! Dann Ossag und Voltol. Dann große Buchstaben in die Luft gebaut, weiß gestvichen. Blendend weiß! Ein C! Ein Ol Dazwischen ein paar Kiefernäste. Die sich von rechts und von links über den Zaun recken. Drüben das Wahnzeichen Berlins. Der neue Eiffelturm. Neben dem Rad opakast. uum die Auto­hallen. Im neuen Stil. Ganz sachgamaß in fester Linie und geschlossener Haltung. Die neue Welt. Ihr Rhyth= mus. Ihr Gesicht. Ihr Auge.

Andern Tages predigt er in einem Kloster in Marienfelde; vor fünfhundert Fürsorgezöglingen. Die Schwestern im schnee­weihen Gewand und die Aebtissin auf dem Thron werden ihm zu einem Bild von Velasquez. Und dann wieder, im Vor­raum zu den Massengräbern von Friedrichofelde, an den Hügeln von Liebknecht und Legien, gegenüber der schwarzen Kapelle Bleichröders, spricht er, von den Gärten des Jarmins und den weißen Booren an der Sptrea van Heuth still beglückt, über das Zustondekommen von Kap'stal und Soziatismus.

Wohin Cavl Sonnenschein die Soyge um die Seehe der Ver­streuton auch führen mag: überast sicht er das Sein und das Gewordene, Natur und Geschichte. Er stenogoaphiort den Rhyth­mus der Stödte und läßt aus ihrer Struktur das Gesetz ihres Werdens wieder erstehen. Eine außerordentliche, bollandi­

aus den Kampf um die verlorenen Märkte wieder aufnehmen. Die englischen Sechenbesitzer würden dabei keine Kosten scheuen. In ähnlicher Weise schreibt auch derDaily Celegraph.

DerGeheimfonds.

Eine Erklärung des Aussichtorats der D. A. 3.

Berlin, 27. Nov. Die Deutsche Allgemeine Zeitung veröffentlicht eine Erk##rung des Aussichtsrats der Verlagsge sellschaft, in der es heißt: Verlag und Redaktion des Blattes sind durch den Aussichtsrat über den Besitzwechsel nicht un­terrichtet worden. Der Aufsichtsrat hatte Anlaß zu der Annahme, daß eine solche Information dem Vorbesitzer und dem Erwerber der Mehrheit nicht erwünscht sei. Vor allem aber lag keine Veranlassung zu einer derartigen Mitteilung vor, weil an der politischen Haltung des Blattes durch den Besitzwechsel nichts geändert wurde, insbesondere die Unab­hängigkeit der Redaktion gewahrt blieb. Der Aussichtsrat würde sein Amt niederlegen, falls in wirksamer Form an die jour­nalistische Unabhängigkeit des Blattes gerührt werden sollte. Nun entsteht aufs neue mit verstärkter Dringlichkeit die Frage: Wozu wurde dann die DA3. vom Reiche angekauft, wenn das Blatt nicht die Regierungspolitik zu unterstützen hatte, ja wenn es in wichtigen Fragen in Opposition zur Regierung blieb? Die Reichstagsaussprache über diese Frage wird heute am Dienstag wohl die Antwort geben.

Ehrung für Thomas Esser=Euskirchen.

Berlin, 27. Nov. Der sozialpolitische Ausschuß des Reichstages hielt haeute seine 150. Sitzung ab. Aus diesem An­laß hatten die Mitglieder des Aueschusses den Platz des Vor­sitzenden Thomas Esser(Zentr.) mit Blumen geschmückt. Das älteste Mitglied, Abg. Hoch(Soz.) drückte in seiner An prache dem Vorsitzenden den Dank für die große und erfolg­reiche Arbeit, die er für den Ausschuß geleistet habe, aus. Die Arbeiten des Ausschusses seien wichtig und oft sehr drungend, habe er doch die Aufgabe, den Notleidenden zu helfen. In diesen Zeitläuften seien sie deshalb auch besonders schwierig. Der Vorsitzende habe aber durch gerechtes und nach allen Sei­ten freundliches Entgegenkommen diese Arbeit gefördert und erleichtert. Er spreche die Hoffnung aus, daß unter seiner Leittung auch in Zukunft der Ausschuß seine Arbeiton in der­selben Weise zum Segen des drutschen Volkes und zum Nutzen der sozial Bedürftigen bewältigen könne. Darauf ergriff der persönlich zur Eröffnung der Sitzung erschionene Reichsarbeits­minister Dr. Brauns das Wort. Er dankte dem Vorsitzen­den und dem Ausschuß persönlich und namens der Reichsregie­rung für die fleißige Anbe't. Wenn auch das Urteil in der Oefsemtbichkeit über diese Arbeiten auseinmnderginge, so glaube er doch, daß die Zukunft anerkennen werde, wolche wichtige Aufbauarbeit der Ausschuß in dieson 150 Sitzungen zum Wohle des deutschen Volkes geleistet habe.

Der ebenfalls anwesende Reichstagspräsident Loebe schloß sich mit warmen Worten den Ausführungn der beiden Vor­redner an. Der Vorsitzende, Abgeordneter Esser, dankte für die Ehrung und betonte, daß ihm seine Tätigkeit eine außer, ordentliche innere Befriedigung gewährt habe. Eigentlich stände er nach seinem Berufsleben den rein wirtschaftlichen Arbeiten näher. Er halte aber den Wiederaufbau der deut­schen Soz alpolitik auch für eine eminent wirtschaftliche Frage. An dieser Aufgabe mitgewirkt zu haben, sei ihm eine große Genugtuung. Die große Arbeitsleistung des Ausschusses wäre aber nicht möglich gewesen, wenn nicht auf allen Seiten der ehrliche Wille bestanden hätte, die Arbeiten des Ausschusses, die zum großen Tell den volkswirtschaftlich Schwachen dienen, nach Kräften zu fördern.

Der Ausschuß trat dann in die zweite Lesung der Arbeits­gerichtsgesetzes ein, die er heute zu Ende führte.

Für die unteren Beamten

oll nach einer Mitteilung des Reichsfinanzministers noch vor Weihnachten eine Beihilfe ausgezahlt werden.

stische Belesenheit, die eingesponnene Belesenheit des Hierony­mus im Gehäus, wie ihn Dürer zeigt, bevölkert ihm die Märkte, die Rathäuser, die Kirchen mit den Geschlechtern, deren Erb­schaft wir tragen. So steht er hoch oben auf der Brücke zwischen den zwei Türmen der Wittenberger Studtkirche und sicht reali­seisch im Zusammenhang mit dem Gemäuer und den Pflaster­steinen, sieht visionär das Werden der Reformation, das Aus­einanderfallen Deutschlands: zwei Pfarrhäuser, zwei Friedhöfe, zwei Gemeinden mußte das sein? Er hat einen Pilgerzug nach Rom begleitet, wo er vor einunddreißig Jahren den Roten Brüdem(Germanikern) zugehörte. Nun orlobt er den Unter­schied zwischen dem nordischen Katholiz#mus des Kampfes und dem füdlichen der Ammosphäre:

Ist die Atmosphäre ein Wert? Der Katholizismus gehört in Italien zur Selbstverständlichkeit des Hauses. Die Frauenwelt ist gemütsmäßig mit ihm verflochten. Sein Atem fonnt, ihr vielfach unbewußt, die Gesundheit der Volkes. Seine Kinderfroheit. Seine Ehefestigkeit. Seine sittliche Natürlichkeit. Es ist schon en Unterschied zwischen dem Duft der Straße in Rom und in Berlin. Rom ist ge­fünder. Ursprünglicher. Natürlicher. Ich sage nicht fröm­mer. Aber menschlichreiner. Sein Mark unversehrter als das Berlins.

Em Römer: ein Priester; ein deutscher Monsch. Ueber dem Alben: ein Künstler, ein Schriftsteller, der kein unerlebtes Wort schrelbt, dem nichts fremd bleibt, der frei von jedem Philiste­viu im Strom und Strudel des Gescheyens sich als ein Eigener

bewährt.

Der jesselnde Reiz seiner Schriften liegt darin, daß wir sie vor uns en.stehen, aus Eindrücken und Erinnerungen sich ooga­nisieren, durch das priestorliche Gehirn filtern und sich zu sinn­lich glitzernden Gefäßen religiöser Innigkeit formen sehen. Man sieht, wie Sonnenschein schreibt. Und so spricht er auch. Es ist ein großer Genuß, ihn sprechen zu hören. Da ist kein Schema, keine Deklamation; die Worte kommen aus den Dingen. Son nenschein klopft sie hervor, greift nach ihnen und baut aus ihnen ge stige Räume. Eine aktivistische Art des sich ins Hymnische weitenden Zwiegesprächs. Wohl zu verstehen, daß Sonnenschein auf die Jugend, der jede Routine des Metiers verdächtig ist, besonders einwirkt.

Schon seit Jahren ist Sonnenschein ein Freund und Führer der Jugend. Er gehört zur Avanigarde von München Gladbach, zu den katholischen Pionieren der sozialen Erweckung. Seine vornehmste Sorge galt den Studenten. Er hat sich bemüht, sie aus den Illustionen ihrer akademischen Exklusivität zu befreien und dem wahren Leben, der prosanen Arbeit des Alltags und den Arbeitern nahezubringen. Schon lange vor dem Kriege schrieb er:

Deutschland leidet unter einem für Eurora beispiellosen Mangel an wahrem, änmerem, starkem, vorständnisvollem Konnex zwischen den Volkskreisen oben und unten. Das kann noch einal unser Jena werden.

Um die Kluft überbrücken zu helfen, machte er mit keinen Studenten Expeditionen in die Welt der Fabriken und Ma­schinen, der Lagorhäufer und der Büros. Er zing mit den

Das Gesetz gegen Schund und Schmutz.

Dr. Weißmann und das Zentrum.

Staatssekretär Dr. Weißmann hat bekanntlich nach dem Wortlaut des Parlamentsberichtes, am Freitag im tag erklärt, die preußische Staatsregierung habe sich einmü­tig. mit Einschluß der drei Zentrumsminister, gegen die vorliegende Fassung des Gesetzentwurfs zur Bekämpfung von Schmutz= und Schundliteratur ausgesprochen. Und zwar hat (nach dem Wortlaut des Parlamentsberichtes) Dr. Weißmann diese Antwort auf eine Frage des deutschnationalen Abgeord­neten Mumm gegeben. Da eine solche Haltung der drei Zen­trumsminister ganz unwahrscheinlich schien, beauftragte die Reichstagsfraktion des Zentrums den Abg. Herold mit der Klar­stellung der Angelegenheit. Inzwischen wird von amtlicher preuß. Stelle(wahrscheinlich von Dr. Weißmann selbst) erklärt, daß Weißmann die Frage Mumms, die in der Form eines Zwischenrufs kam, gar nicht beantwortet habe. die Parlamentsberichte mithin falsch seien. Da es sich in diesem Falle um eine durchaus nicht leichtzunehmende Angelegenhe: handelt, wird man erwarten müssen, daß Dr. Weißmann sich heute vor dem Reichstag über diesesMißverständnis des näheren äußert. Es ist kaum anzunehmen, das alle Par­lamentsberichterstatter sich verhört hätten. Mit einer billigen amtlichen Erklärung, wie sie jetzt vorliegt, darf sich das Zen­trum nicht zufrieden geben.

Der Reichstag setzte am Samstag die zweite Lesung des Gesetzes für Bewahrung der Jugend vor Schund= und Schmutz­schriften fort. Der Demokrat Heuß der selbst ein Befürworter des Gesetzes ist, erklärte, daß ein großer Teil seiner Frattion dem Gesetz skeptisch gegenüberstehe. Im übrigen trat er für die Schaffung einer Reichsprüfstelle anstelle der Landesprüfstellen ein. Der Abgeordnete Petzold von der wirtschaftlichen Vereini­gung erklärte, die Zustimmung seiner Fraktion und ebenso Frau Lang=Brumann(Bayerische Volkspartei). die die Er­richtung von Landesprüsstellen für die beste Lösung hält und dabei einen Vorstoß gegen Berlin unternahm.

Sie sprach Berlin das Recht ab, in Fragen der Sittlichkeil Richtlinien aufzustellen. Auch die Völkischen ließen durch Herrn Kube für das Gesetz die Zustimmung er­

klären. In der Spezialberatung begründete der Abgeordnete Löwenstein sozialdemokratische Anträge, während der Zen­trumsabgeordnete Krone vom Standpunkt der gend aus das Zustandekommen des Gesetzentwurfes für not­wendig erklärte. Er befürwortete die Ausschußfassung und hielt die Einrichtung von Jugendbüchereien, so notwendig und wert­voll diese auch seien, nicht für ausreichend zum Schutze der Jugend. Auch im Interesse der proletarischen Jugend müsse die Asphaltkunst bekämpft werden. Redner arbeitete in seinen Aus­führungen besonders den Jugendschutz heraus und stellte als

Hauptmoment hin, daß die Jugend den Willen zur Selbstdiszi­plin haben müsse. Die Jugend sei sich jedoch darüder eineg, daß man nun doch nicht Schund und Schmutz drauflos pro­duzieren lassen solle, um die Verleger Geld verdienen zu lassen, nur damit die Jugend kämpfen könne. Er glaubte im Namen der großen Mehrheit der Jugendlichen sprechen zu können, be­sonders jener Jugend. die im Reichsausschuß für deutsche Ju­gendverbände vereinigt ist, wenn er sagte, daß diese ein für nötig halte. Er setzte sich insbesondere dafür ein, daß zu jeder Sitzung einer Landesprüfstelle ein Jugendlicher zugezegen werde und nicht nur ein Vertreter der Jugendwohlfahrt. Die Jugend würde sich jedoch dagegen wehren, wenn mit diesem Gesetz der Mucker und Schnüffler auf den Thron gehoben würde, denn die Jugend würde heute in stärkerem Maße von dem Prinzip der Lebensbejahung und nicht von dem der Le­bensverneinung getragen. Es gehe hier um den kulturellen Aufbau des Staates. Die Demokratie habe die Pflicht, auch die Empfindungen der andern zu achten.

Die Weiterberatung des Gesetzes findet heute statt. Man hofft, die 2. Lesung zu Ende führen zu können.

Söhnen der Wohlhabenden und Gleichpültigen in die Quar­nere der Armut; er zeigte den Ueberraschten und Erschütterten, wie geholsen werden könnte. So entstand die sozialstudentische Bewegung. Studenten fanden sich mit Arbeitern in Unter­richtskursen; Studenten dienten den Unbelesenen in den Biblio­theken, veranstalteten Ausstellungen für die Erwachten und Bühnenspiele für die Dankbaren. Sonnenschein hob die Stu­denten hoch hinaus über das Phlistertum der zerhackten und biergetauften Backe. Er muß hierin neben Friedrich Naumann gonannt werden; er war glücklicher als dieser, um so viel, wie die katholische Kirche der ewangolischen an Einfühlung und Be­weglichkeit überlegen ist. Sonnenschen ist ein Mann seiner Kirche. Er weiß, daß das Macht bedeutet:

Am Pfeiler der Kunibert=Kirche leie ich in der Mor­gendämmerung die Messe. Drüben liegt das Marienhospi­tal der Wachoner Franziekanerinnen. Die Schwester der unvergeßlichen Tumborn ist Oberin dort. Wie die Schwe­ster von Marx Oberin der Ursukinerinnen in der Macha­bäerstraße war.

Sonnenschein ist eine Säule im Neubau des katholischen Deutschkand. Er ist zugleich eine Rechtfertigung solches Sie­geszuges. Die evangelische Kirche hat den Sturz hres kaiser­lichen Bischofs nicht überwunden; sie liegt hilflos in den Fes­seln orthodoxer Staatsseindschaft, dem lebendigen Volk ent­fremdet, ein grollender Totenwächter der Monarchie. Die ka­tholische Kirche hat ohne Zögem Arschluß an die Republik ge­

nommen. Se ist elastisch. Sonnenschein weist immer wieder auf dielen paulinischen Vorzug hin: Den Juden ein Jude, den Griechen ein Grieche. Es ist der katholischen Kirche einerlei: ob Plokemäus, ob Kopernikus.

Sie ist elastisch, biegsam, jugendfusch. Ueber alle Er­wartung! Sie überdauert die Dynastien. Sie schickt ihre Nunzien an die Höfe der Kaiser und zu den Präsidenten der Renubliken und überreicht auch diesen kateinische Brefe, die mit den Worten beginnen: Geliebter Sohn.

So triumphiert Sonnenschein und öffnet für einen Augen, blick die Perspektive, an deren Bau er auf eine besonders kie­benswürdige und feine menichliche Art mitwirkt.

Sie wollen uns wieder katholisch machen. Mag sein. Wir werden uns zu verhalten wissen. Immerhin ist besser: in Schön­heit katholisch als aus engstirnigem, kaninchenglücklichem Pro­bestantismus ein Phil ster.

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