55. Jahrgang Nr.

217

Gemeeree mmmalich..

Dn Küllen döherer Gewalt, Betriebostbrung, Streitz, Peste:)9. dup, Beschzehtang, anl Eisternd,

Bonn. Montag 20. September 1926

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Die Lösung

der deutsch=französischen Fragen.

Stresemann und Briand.

Die amtliche Mitteilung.

WTB. Geuf, 17. Sept. Ueber die heutige Zusam­menkunft zwischen dem Reichsminister Dr. Stresemann und dem französischen Minister des Aeußeren Briand ist heute abend 7 Uhr folgende gemeinsam vereinbarte amt­liche Mitteilung herausgegeben worden:

Der deutsche Reichsminister Dr. Stresemann und der französische Minister des Aeußeren Briand trafen sich zum Frühstück in Thoiry. Sie hatten vort eine mehrstündige Unterhaltung, die in herzlichster Weise verlief. Im Verlauf dieser Unterhaltung prüften sie der Reihe nach alle ihre beiden Länder interessierenden Fragen und suchten gemein­sam nach den geeignetsten Mitteln, um die Lösung dieser Fragen im deutschen und französischen Interesse und im Geiste der von ihnen unterzeichneten Vereinbarungen sicher­zustellen.

Die beiden Minister brachten ihre Aufsassungen über eine Gesamtlösung der Fragen in Einklang(im französischen Wortlaut:über Gesamtlösungen im Einklang des solutions'ensemble), wobei sich jeder von ihnen vor­behielt, seiner Regierung darüber Bericht zu erstatten. Wenn ihre Aufsassungen von ihren beiderseitigen Rezierungen

gebilligt werden, werden sie ihre Zusammenarbeit wieder aufnehmen, um zu den gewünschten Ergebnissen zu ge­langen.

WTB., Parie, 17. Sept. Der Genfer Havasvertreter gibt zu dem Communiqueé über die Aussprache zwischen Briand und Dr. Stresemann einen längeren Kommentar, in welchem unter Bezugnahme darauf, daß die beiden Außenminister sich vorbehielten, ihren Regierungen Bericht zu erstatten, erklärt wird: Die Zukunft der deutsch=franzö­sischen Beziehungen, so, wie sie Stresemann und Briand aufzufassen scheinen, hängt also nicht mehr allein von ihnen, sondern von ihren Regierungen ab. Nach den Auffassungen Briands und Stresemanns werden die Besprechungen mehr oder weniger von Erfolg begleitet sein, je nachdem sie in den beteiligten Ländern Ermutigung finden. Solche Be­sprechungen werden nur dann stattfinden, wenn die beiden Außenminister die Billigung ihrer Regierungen finden. Briand und Stresemann werden in diesem Falle Gelegen­heit finden, sich bei der nächsten Völkerbundtagung zu tref­sen, es sei jedoch auch möglich, daß, wenn der Stand der Verhandlungen es gestatte, sich die beiden Staatsmänner vor diesem Zeitpunkt, entweder in Paris oder anderswo, treffen. Briand hat mit seiner Befriedigung über die Füh­lungnahme mit dem deutschen Außenminister in Genf nicht zurückgehalten. Seit dem Beginn seiner Besprechungen mit Dr. Stresemann hat er bei jeder Gelegenheit dessen große Korrektheit und vollkommene Loyalität anerkannt. Die Be­sprechungen in Genf und Thoiry werden, wenn es die Re­gierungen für angezeigt halten, die erste Etappe auf dem Wege zu einer engeren Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern darstellen.

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Der neue Völkerbundsrat.

Die Kräfteverteilung.

Die Ergänzung des Nates durch die nach der neuen Wahl­ordnung notwendig gewordene Neuwahl sämtlicher neun nicht­ständigen Mitglieder ist am Donnerstag in Genf vorge­nommen worden. Daß, nach dem Ausscheiden Spaniens und Brasiliens das Kleid dieser Wahlordnung dem schmächtiger gewordenen Korps der Ansprüche zu weit ist, zeigte sich an zwei Symplomen. Zunächst einmal wurde die Wiederwählbarkeit. also die Halbständigkeit, die der Opposition vom März zuliebe eingeführt worden war, nur Polen zuerkannt, mit 36 von 48 Stimmen, also einer ausreichenden Zweidrittelmehrheit. Immerhin gab es bei dieser Abstimmung vier weiße Zettel und acht Nein, während Südafrika sich trotz zweimaligem Anruf der Stimme enthielt. Ein weiteres Symptom war die Wahl von drei latein=amerikanischen Staaten in den Rat; davon wurde Chile auf 3, Columbien auf 2, der mittel­amerikanische Staat San Salvador auf 1 Jahr gewählt. Man wollte den Austritt Brasiliens mit einer besonderen Be­tonung der Rücksichtnahme auf Lateinamerika beantworten. Die genannten Staaten sind deshalb gewählt worden, weil Uruguay eine Wiederwahl ablehnte. Bis auf die Tschecho­slowakei erhielten sämtliche neuen Ratsmitglieder ausreichende Mehrheiten; die geringste China mit nur 29 Stimmen. Die Zahl der Abstimmenden betrug, mit Ausnahme des Wahl­ganges um die Wiederwählbarkeit, 49 Staaten, die absolute Mehrheit deshalb 25, und die Tschechoslowakei blieb mit 23 zunächst in der Minderheit. Ebenso, mit 20, Persien, das, offenbar von englischer Seite, als Gegenkandidat gegen China lanziert worden war, schließlich Portugal, Finnland, Irland, Kanada, Dänemark, Siam und Estland mit noch geringeren, in dieser Reihenfolge von 16 bis 2 sinkenden Stimmzahlen. Da der erste Wahlgang nur 8 nichtständige Ratsmitglieder gebracht hatte, mußte ein zweiter erfolgen, aus dem der Staat mit der größten Minderheit aus dem ersten Wahlgang, die Tschechoslowakei, mit nunmehr 27 Stimmen als neuntes Ratsmitglied hervorging. In einem dritten Wahlgang wurde dort, wo nicht die Stimmenzahl entschieden hatte, die Mandatsdauer bestimmt. Dreijährig ist das Mandat Polens, Chiles, Rumäniens, zweijährig das Columbiens, Hollands und Chinas, einjährig das der Tschecho­slowakei, Begiens und San Salvadors. Von den bisherigen nichtständigen Ratsmitgliedern kehrt, nach der Ablehnung Uruguays und Schwedens, außer Belgien nur noch die

Tschechoslowakei und Holland wieder. Somit sind 6 neue Mitglieder gewählt worden. Die Vertretung der Neutralen, von denen bisher Holland und Schweden im Rat waren, ist nunmehr Holland allein anvertraut, was eine gewisse Miß­stimmung bei den kleinen Staaten dieser Kategorie hervor­rief. Durch die Verlängerung des tschechoslowakischen Man­dates um allerdings nur ein Jahr ist die Vertretung der Kleinen Entente stark geworden, da gleichzeitig Rumänien auf drei Jahre in den Rat kommt. Im ganzen zeigt der neue Rat kein sehr schönes Bild. Die Neutralen sind unzufrieden, daß Vertreter, Holland, nur für zwei Jahre gewählt wurde und die Kleine Entente im nächsten Jahre zwei Ratsvertreter besitzen wird. In Deutschland wird Neigung bestehen, sich die Zusammensetzung des Rats auf die Stärke derfranzosen­freundlichen Elemente hin anzusehen. Tut man das, so könnte man zu dem Ergebnis kommen, daß der Einfluß der Fran­zosen im neuen Rat ein recht beträchtlicher ist. Aber von einer derartigen Betrachtung auszugehen, wäre ganz falsch. Denn Deutschland und Frankreich wollen hier in Genf nicht zwei einander feindliche Parteien sein, sondern im beiderseitigen Antrieb nach regster Zusammenarbeit trachten.

Vom C. B

Die Festveranstaltungen des C. 2.

(Drahtbericht unseres Berliner Vertreters.)

(3) Berlin, 17. Sept. Am Donnerstag erreichten die öffentlichen Feierlichkeiten anläßlich der 56. Kartell­versammlung des Kartellverbandes der farbentragenden katholischen deutschen Studentenverbindungen(C..) ihren Höhepunkt. Berlin hat noch nie einen so kräftigen Ausdruck mutigen katholischen Bekenntnisses gesehen, wie Donnerstag bei dem festlichen Aufmarsch der Chargierten nach dem feierlich von dem apostolischen Nuntius Pacelli zelebrierten Hochamte in der Hedwigskirche und den beiden anderen Veranstaltungen des Tages, der Gedächtnisfeier in der Universität und dem großen Festkommers am Abend. Das festlich geschmückte Gotteshaus war dicht gefüllt von Angehörigen des Verbandes und von Berliner Katholiken. Um den Hochaltar war ein wahrer Wald von Fahnen.. In begeisterten Worten efierte in der Fest­predigt Pfarrer Dr. Wurm die religiösen Grundsätze des C. V. Nach Beendigung des Gottesdienstes schritt Runtius Pacelli zwischen den Spalier bildenden Char­gierten über den Platz vor der Hedwigsbasilika nach der fürstbischöflichen Delegatur zurück.

Daraus ordnete sich der Aufmarsch der 350 Ver­bindungsdelegierten.. Angeführt von der Kapelle des ehemaligen Gardeulanenregiments, bewegte sich der stolze Zug über die Schloßfreiheit, am Schloß vorbei, über die Schloßbrücke, Unter den Linden zur Universitätsaula. wo der Festakt stattfand. Eine unübersehbare Menschenmenge hatte sich eingefunden und säumte die Straßen ein. Die Aula der Unwersität war dicht gefüllt. Der Vororts­

Arbeitsbeschaffungsprogamm und Handwerk

* Berlin, 16. Sept. 1926. Der Reichsverband der deutschen Handwerks hatte sich an den Reichswirtschaftsminister gewandt mit der Bitte, angesichts der Arbeitslosigkeit im Handwerk dasselbe in das Arbeitsbeschaffungsprogramm auch mit einzubeziehen. Vom Reichswirtschaftsminister ist darauf eine Antwort ergangen, worin einer Berliner Korrespondenz zufolge darauf hingewiesen wird, daß den Beschlüssen des Reichstags entsprechend möglichst solche Arbeiten in Angriff zu nehmen sind, die geeignet seien, eine möglichst große Zahl von Arbeitskräften, vor allen Dingen auch ungelernte, auf­zusaugen. Das Handwerk sei im Rahmen des Durchführbaren berücksichtigt worden, wobei vom Minister auf die umfäng­lichen Bauprojekte verschiedener Behörden, die Herstellung von Landarbeiterwohnungen und ähnliches verwiesen wird, wobei auch die handwerklichen Betriebe in größerem Um­fange Arbeit und Verdienst finden. Das Arbeitsbeschaffungs­programm habe nicht die Aufgabe, einzelnen notleidenden Gewerben als solchen Hilfe zu bringen. Richtunggebend müßten vielmehr arbeitsmarktpolitische Gesichtspunkte sein.

präsident, Gerichtsreferendar Seewald, konnte den Reichs­kanzler Marr, den Rektor der Berliner Universität, den verdienten Katholikenführer Geheimrat Dr. Porsch und den Reichsminister für die besetzten Gebiete, Dr. Bell, begrüßen. Namens der Universität bot dem C. V. der Rektor den Willkommengruß. In meisterhafter, form­vollendeter Rede feierte der bekannte Kölner Domprediger Pater Dionysius Ortsiefer die Toten des Kartellver­bandes. Ueber den drei Farben der Verbindungen leuchtet hoch eine andere Farbe: das Heldenblut der Gefallenen. Die Toten stellten ihr Leben in den Dienst der Gesamtheit aus Verantwortungsgefühl. Dieses Verantwortungsge­fühl muß auch von uns verlangt werden. Ueber den Zu­kunftsträumen dürfen wir nicht die harte Gegenwart ver­gessen. Wir wollen Menschen der Gegenwart sein, die opfern können für die andern. Dieses Opfern für die andern ist der tiefe Sinn der Religion. Dieses Opfern füreinander ist wahre Freundschaft. Opfern für das Vaterland ist wahre Liebe, und diese Vaterlandsliebe tragen wir in unseren Herzen. Wir legen die rehte Hand auf das Herz und sagen, daß hier unser Vaterland ist, das niemand uns rauben kann. In unseren Herzen liegt ein Altar, auf dem das heilige Feuer des katholischen Glaubens lodert. Daß in unserem Herzen das Vater­land, soll niemand uns bestreiten dürfen, und wer es be­streitet, dem sagen wir, daß das Vaterland und die Vater­landsliebe unseres Herzens größer seien als sie seinigen; denn unser Vaterland und unsere Vaterlandsliebe schließe auch ihn ein, der uns die Liebe absprechen wollte. Nach diesen Ausführungen spielte die KapelleIch hatt' einen Kameraden".

Am Abend fand der große Festkommers in den riesigen, dichtgefüllten Räumen des Zoologischen Gartens

Das polnisch=rumänische Gekeimabkommen.

Am 13. d. M. ist in Warschau eine aus General­stabsoffizieren bestehende rumänische Militärmission ein­getroffen.. Die Mission wird sich bis Anfang Oktober in Polen aufhalten. Polnischen Pressemeldungen zufolge besteht das Reiseziel der rumänischen Militärmission in dem Studium der polnischen Kriegsminister.Kurjer Polski meldet jedoch, daß die rumänische Mission sich auch mit Fragen der Organisation der Kriegsrüstung beschäftigen wird. Der Zufall wollte es, daß die War­schauer Reise der rumänischen Generalstabsoffiziere fast gleichzeitig mit der Veröffentlichung des militärischen Ge­heimabkommens zwischen Polen und Rumänien durch ein amerikanisches Blatt erfolgte. Es hätte dieses Zufalls gewiß nicht bedurft, um das Vorhandensein eines solchen oder ähnlich lautenden Geheimvertrages mit Bestimmtheit anzunehmen.

Nach dem vomNew=York American übermittelten Wortlaut des zwischen Polen und Rumänien abge­schlossenen Militärvertrages ist dieser Vertrag ein Anhang zu dem polnisch=russischen Vertrag vom Jahre 1926. Die ersten drei Artitel dieses Vertrages reipflichten gegen­seitig die vertragschließenden Parteien, im Fal e eines An­griffes durch eine dritte Macht einander militärische Hilfe zu leisten. Diese Verpflichtung tritt außer Kraft, wenn eine der vertragschließenden Parteien eine dritte Macht angreift.. Der Durchmarsch polnischer Truppen durch rumänisches Gebiet und rumänischer Truppen durch pol­nisches Gebiet darf nur in folgenden Fällen stattfinden: a) im Falle eines bewaffneten Konfliktes zwischen Polen und Deutschland, b) im Falle eines bewaffneten Kon­fliktes zwischen Polen und Sowjetrußland, c) im Falle eines bewaffneten Konfliktes zwischen Rumänien und Ungarn oder Rumänien und Bulgarien. Im ersten Falle sollen die rumänischen Truppen sich in der Zone Hotin­Zbrutz=Kremenetz konzentrieren. Die Zahl der rumä­nischen Truppen wird 12 Infanteriedivisionen und eine Kavalleriedivision in Kriegsstärke mit allen zugehörizen Kriegsformationen betragen. Im zweiten Falle wer en die rumänischen Truppen, sei es, um die polnischen Truppen zu unterstützen, sei es zum Zweck ihrer eigenen Verteidigung, durch polnisches Gebiet marschieren, wobei ihnen die Aufgabe zufallen wird, an der Offensive gege die Sowjettruppen teilzunehmen und sich in der Zone südlich der Eisenbahn TurnopolOdessaZbrutzHotinNistre zu konzentrieren. Die Zahl der rumänischen Truppen wird auf 8 Infanteriedivisionen und eine Kavallerie­division festgesetzt. Im dritten Falle werden die pol­nischen Truppen durch rumänisches Gebiet marschieren und die Aufgabe haben, die Zone hinter den rumänischen Truppen, die entweder gegen Ungarn oder gegen Bul­garten operieren, d. h. also, die rumänische Grenze gegen Rußland zu verteidigen. Ihre Konzentrationslinie wird Hotin=Lipkani=Balti=Ruzeni=Nistre=Hotin sein. Die Zahl der polnischen Truppen wird in deisem Falle 9 Infanterie­divisionen und eine Kavalleriedivision betragen. Artikel

4 des Vertrages betrifft die Kommandoführung, Artikel

5 die Bestimmungen über die Truppentransporte. Artikel

6 bestimmt, daß alle Einheiten der rumänischen Armee auf polnischem Gebiet ihre Kriegsformationen komplett haben müssen. Eine Ausnahme ist bei der Gaswaffe zu machen, und zwar sind sowohl Material wie Personal teils von Polen, teils von Frankreich zu stellen. Das gleiche gilt für den Luftdienst.. Der letzte Artikel 12 bestimmt das sofortige Inkrafttreten des Vertrages für die Dauer von 3 Jahren. Der Vertrag ist Anfang Juni abgeschlossen worden.

Nach dem bewährten Muster aller geheimer Militär­abmachungen wird in dem polnisch=rumänischen Geheim­vertrag mit einer Ausnahme ausschließlich von den gegen­seitigen Verpflichtungen für den Fall eines Verleidigungs­krieges gesprochen. Der Vertrag enthält, wie zu er­warten, keine präzise Difinition des außerordentlich fagen Begriffes des Verteidigungskrieges.. Hierin ist eine be­wußte Absicht zu erblicken. Es ist eine Binsenwahrheit,

die durch den Welttrieg wiederholt bestätigt wurde, daß kein Staat im Kriegsfalle als Angreifer gelten will, zu­mal es kein absolutes Kriterium für die Feststellung des Angreifers gibt.. Dadurch wird der äußere Rahmen für das Inkrafttreten eines militärischen Devensivvertrages unbestimmt gelassen, und es bleibt Aufgabe der bewährten Auslegekunst der Dirlomaten, die Perantwortung für den Kriegsausbruch auf einander abzewälzen. Ganz besonders in einem Falle, wo die näheren Umstände, die den De­

vensivcharakter des von der vertragschließenden Partei geführten Krieges feststellen könnten, mit keinem Wort erwähnt werden.. Unter diesen Umständen ist der De­vensivcharakter in jedem Falle gegeben, sodaß letzten Endes ein solches Abkommen, wie der polnisch=rumänische Ge­heimvertrag, einen ausgesprochenen Offensivcharakter be­sitzt.

Gleichzeitig mit der Veröffentlichung des obigen Ge­heimvertrages wurde der Wortlaut eines Berichts der Generals Petala, des Unterzeichners des polnisch=rumä­nischen Geheimabkommens, bekannt. Der Bericht wirft einiges Licht auf die geheimen Abmachungen zwischen Frankreich und Rumänien, sowie auf die Rolle Frankreichs in der polnisch=rumänischen Kriegspolitik. An einer Stelle heißt es:Frankreich wird in Uebereinstimmung mit dem Sondervertrag, den es mit Polen geschlossen hat, inter­venieren. Weiter wird ausgeführt:Wir dürfen nicht auf wirksame Unterstützung durch französische Truppen rechnen, da die öffentliche Meinung in Frankreich hin­sichtlich einer solchen Möglichkeit noch nicht günstig ist. Im Hinblick auf unsere Bedürfnisse hat der französische Oberste Kriegsrat seine Zustimmung dazu gegeben, daß im Falle eines bewaffneten Konfliktes alle vom Heere benötigten Materialien uns über Serbien zugeleitet werden würden. Es folgt eine detaillierte Angabe so­wohl des Personals wie der zu liefernden Kriegsmittel, einschließlich weittragender Geschütze.

Wie wir gesehen haben, besitzt das polnisch=rumä­nische Geheimabkommen einen ausgesprochenen Offensiv­charakter. Dieses Abkommen ist sowohl gegen Deutsch­lan dwie Sowjetrußland, wie Ungarn und Bulgarien gerichtet. Eine besondere Bedeutung gewinnt dieses Ab­kommen durch die nicht mehr bestrittene Tatsache be­stehender Geheimabkommen zwischen Frankreich und Polen einerseits und Frankreich und Rumänien andererseits. Da diese Abkommen dem Geist des Völkerbundes in ekla­tanter Weise widersprechen, so ist eine Interventions­möglichkeit für den Völkerbund gegeben. Es bleibt ab­zuwarten, ob er hierzu die Initiative ergreifen wird.

Schröder zum Tode verurteilt.

statt. Der Vorortspräsident, Referendar Seewald, be­grüßte unter den Gästen den Reichskanzler Dr. Marx, den Vrzepräsidenten des preußischen Landtages, Geheimrat Dr. Porsch, Reichsminister Dr. Bell, Landwirtschafts­mmister Steiger, den Präsidenten des Reichsgesundheits­amts, den Vertreter des Polizeipräsidenten und eine weitere Reihe hochgestellter Persönlichkeiten. Unter dem tosenden Beifall der Versammlung wurde der päpstliche Nuntius Pacelli begrüßt. Zahlreiche Telegramme und Glückwünsche wurden verlesen, unter anderem von Kardmal Dr. Schulte. Der Reichspräsident von Hindenburg hatte an den Verband folgendes Telegramm gesandt:Der Kartellversammlung danke ich für ihre freundlichen Grüße, die ich herzlich erwidere. Ihr Gelöbnis, in alter Germanentreue am Wiederaufbau Deutschlands und der Schaffung der deutschen Volksgemeinschaft mitzuarbeiten, habe ich mit lebhafter Befriedigung entgegengenommen.

Unter dem Beifall der Versammlung ergriff Nuntius Pacelli das Wort. Er habe die Ehre, als Eh enmitglied des Verbandes den Glückwunsch des hl. Vaters dem C. V. überbringen zu dürfen. Seine Heiligkeit habe ihm fol­gendes Telegramm mit dem Dank und den Glückwünschen an die Versammlung übermittelt:Erzellenz Pacelli, apostolischer Nuntius, Berlin. Wollen Eure Exzellenz den geliebten Söhnen im Kartellverbände katholischer deutscher Studentenverbindungen den warmen Dank Seiner Heiligkeit zum Ausdruck bringen und mit väterlichen Wünschen für das Gedeihen ihres Verbandes und dessen immer fruchtbarer Wirksamkeit zum Besten der Kirche und der Gesellschaft von Herzen dem Verbande, seinen Mit­gliedern und deren Familien den apostolischen Segen er­teilen. Kardinal Gaspary. Er sprach dann die Zuver­sicht aus, daß der Segen und der Glückwunsch des hl.

In Magdeburg steht der frühere Schmied Richard Schröder vor den Geschworenen. Er hat das Geständ­nis, daß er den Buchhalter Helling ermordet habe, vor seinen Richtern wiederholt, und er hat damit die Gerüchte widerlegt, denen zufolge er einen neuen Widerruf beabsichtigen sollte. Aber man weiß, daß die Erhebungen der nach Magdeburg berufenen Berliner Kriminalbeamten, im Besonderen die erfolgreichen Vorarbeiten des Kriminalkommissars Busdorf, den Tatbestand vollständig geklärt hatten, sodaß das Ge­ständnis desMörders nur den Schlußstein zu einem Ge­bäude darstellte, das nicht zu erschüttern war.

Die Gerichtsverhandlung hat bestätigt, daß es sich um einen Fall gemeinen Mordes handelt, um ein Verbrechen, wie es leider nur allzu oft vorkommt. Um ganze 500 Mark hat der jetzt seinem Urteil entgegensehende Schröder einen Mitmenschen hinterrücks totgeschossen und sich dann selber verraten, als er die Habseligkeiten seines unglücklichen Opfers zu Geld machen wollte. Die Oeffentlichkeit hätte vermutlich auch von diesem Morde nicht viel mehr gehört als von ande­ren Untaten gleich Art: eine erste Meldung, daß das Verbrechen begangen wurde, eine zweite von der Festnahme des Mör­ders, eine dritte mit dem Urteil des Schwurgerichts. Im Falle Schröder=Helling ist es bekanntlich anders gekommen. Der Untersuchungrichter Kölling in Magdeburg zusammen mit dem Kriminalkommissar Tenholt gerieten auf eine fal­sche Spur und, dauernd beraten von dem jetzt vor dem Gericht stehenden Mörder, hielten sie an dieser Spur noch fest, als längst erwiesen war, daß sie in die Irre führte. Ja noch mehr: Gewisse Blätter der Rechten zogen die Angelegen­heit in tiefste parteipolitische Niederungen herab. Alls die vorgesetzten Behörden notgedrungen eingriffen, als die Berliner Kriminalbeamten den solange unaufgeklärt ge­bliebenen Sachverhalt rasch und vollständig klarstellten, wur­de die gesamtenationale Presse gegen sie mobil gemacht, und andere Magdeburger Richter haben dem Untersuchungs­richter Kölling den Rücken gestärkt, als er in einem Aufsehen erregenden Briefe an den Magdeburger Polizeipräsidenten sich zu der ungeheuerlichen Behauptung verstieg, der preu­ßische Minister des Innern mache sich einer Begünstigung des Täters schuldig, und die Entsendung der Berliner Krimt­nalisten nach Magdeburg sei ein Eingriff in seine richterliche Unabhängigkeit. Nie zuvor haben wir in Deutschland et­was ähnliches und Verhängnisvolleres erlebt als diese aus Haß gegen die Republik und ihre Institutionen geborene Kampagne. Und nie zuvor wurde dem Ansehen der deutschen Justiz und der deutschen Richter ein ähnlich schwerer Schlag versetzt. Schröder hatte bereits seine Tat in all den Einzelheiten, die die viel angegriffenen Berliner Krimi­nalisten auf Grund ihrer großen Erfahrung vom ersten Augenblick an vorausgesagt hatten, eingestanden, als die

Vaters sich in der Arbeit des Verbandes auswirkte und daß die Mitglieder für Kirche und Vaterland die Hoff­nungen erfüllen, die man auf sie setze. Zu Ehren des Papstes wurde ein Papstsalamander gerieben.

Die Festrede hielt Oberjustizrat Dr. Wirth(Bavaria Bonn). Er schilderte, was der C. V. wolle und was er könne. Der C. V. habe dem Vaterlande bisher ge­geben, was er konnte. Von manchen vaterländischen Ver­anstaltungen waren er und die Katholiken früher ausge­schlossen. Aber bei der wichtigsten, dem Weltkrieg, sei er in Feldgrau in gleichem Schritt dabei gewesen. Die Ge­fallenen starben für Deutschlands Not. Diese Not ist auch heute noch vorhanden. Wir arbeiten freudig, diese Not zu bannen.

Von dem donnernden Beifall der Versammlung immer wieder unterbrochen, hielt Reichskanzler Marx eine glänzende Ansprache an die C..er. Er gab seiner Genugtuung Ausdruck über die vaterländische und katho­lische Betätigung des Verbandes. Die Zeiten, in denen katholische Farbenstudenten Akademiker zweiter Klasse waren, seien vorbei. Es ist tief beschämend, daß erst ein Umsturz kommen mußte, ehe sich den Katholiken und der katholischen Kirche die Tore der Freiheit öffneten. Jetzt erst kann sich die katholische Kirche in Deutschland frei ent­falten. Wir freuen uns, daß wir groß und stark geworden sind, mit Gottes Hilfe und durch unsere eigene Kraft. Völlige Hingabe an Volk und Vaterland ist uns höchste sittliche Pflicht. Der katholische Volksteil war es, der nach dem Zusammenbruch und Umsturz nicht tatenlos bei­seite stand, sondern mutig in die Räder griff und Staat, Autorität und Ordnung wieder schuf.