55. Jahrgang Nr. 154

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Bonn, Donnerstag, 8. Juli 1926.

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Montags: Sportnachrichten= Mittwochs: Für unsere Frauen e Freitags: Familienblatt für das christliche Haus

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Politik und Feuilleion: Emil Schwippert, Handel und Wirtschafe: Toni Weinand, den äbrigen redaktionellen Teu: Huge Rudolph, den Anzeigenteil: Franz Kratd, alle in Vonn. Berliner Korrespondent: Dr. Wildelm Klein. Erscheint täglich außer Sonn= und Feiertage

Die Frage der Arbeitsbeschaffung.

In den urteilsfähigen wirtschaftlichen Kreisen hat sich die Ueberzeugung befestigt, daß die Frage der Arbeitsbeschaffung eine Angelegenheit ist, die eine großzügige Initiative und eine weitausgreifende Vorbereitung dringend erheischt. Mit Ablauf des vorigen Jahres hat die deutsche Wirtschaft systematisch be­gonnen, sich zu rationalisieren. Allenthalben fanden innere Neuorganisationen und Zusammenlegungen statt, wobei sich nicht nur die wirtschaftliche Produktion konzentrierte, sondern auch, und das war die Schattenseite dieses Vorgangs, ein Heer von Arbeitern und Angestellten überflüssig wurde. Im Dezember 1925 hat die Zahl der Hauptunterstützung empfangenden Er­werbslosen die Zahl von einer Million überschritten. Im

Februar 1926 wurde die zweite Million erreicht und jetzt im Sommer hält sich ihre Zahl unter allerhand verhältnismäßigen unbedeutenden Schwankungen auf rund 1 Million 800 000. Die Gesamtzahl der in Deutschland vorhandenen Arbeitslosen geht aber über die vorstehende Ziffer hiaaus, da die Bestimmungen der Erwerbslosenfürsorge nicht jeden Arbeitslosen zum Bezuge einer Erwerbslosenunterstützung zulassen. Man nimmt an, daß man fast die Hälfte der obengenannten Ziffer noch hinzuzählen darf. Dazu kommen denn noch die Kurzarbeiter, deren Zahl man auf rund 20 Proz. der Hauptunterstützungsempfänger schätzt. Man hatte angenommen, daß der Sommer die Zahl der Arbeitslosen herabmindern würde und das umsomehr, als das wirtschaftliche Leben als solches in Deutschland, wenn es auch noch mit großen Schwierigkeiten, insbesondere solchen inter­nationaler Art zu kämpfen hat, langsam in Gang kommt. Be­weis dafür ist nicht nur die Flüssigkeit des Geldmarktes, sondern auch das rege Leben, das sich wieder an den Börsen abspielt. Wenn trotzdem die Zahl der Arbeitslosen nicht in nennens­werter Weise zurückgegangen ist, so müssen dafür eben Gründe vorliegen, die unabhängig von der Rentabilität der Betriebe sind, die die Reinigungsperiode der deutschen Wirtschaft nach der Währungsstabilisierung überstanden haben. Man hat mit Recht angeführt, daß Deutschland heute nicht mehr das stehende Friedensheer besitzt, in welchem immerhin700000 arbeits­fähige Männer unterhalten wurden. Wie schon oben gesagt, hat auch die Nationalisierung der deutschen Wirtschaftsbetriebe ein großes Heer von Arbeitern und Angestellten ausgemerzt. Mit den Zahlen, welche durch diese beiden Vorgänge verursacht sind, wird man für sehr lange Zeit zu rechnen haben. Wenn unsere Wirtschaft nicht auch noch durch das System der Zoll­schranken behindert wäre, mit dem sich allerdings ganz Europa das Leben sauer macht, dann würden wahrscheinlich noch große Massen von Arbeitslosen innerhlab der rationalisierten Wirt­schaftsbetriebe Unterkunft finden. Aber ehe das europäische Zollsystem abgebaut ist, dürfte noch eine geraume Zeit vergehen. So werden wir denn noch längere Zeit mit annähernd zwei Millionen Arbeitslosen zu rechnen haben und diese Aussicht macht es allerdings den gesetzgebenden Körperschaften zur Pflicht, an die Frage der Arbeitsbeschaffung mit größerer Initiative heranzugehen. Gegenwärtig verhält sich das Heer der Arbeits­losen ziemlich ruhig, aber es ist anzunehmen, daß, wenn der Winter kommt und mit ihm die tägliche Not wächst, Bedrohun­gen der öffentlichen Ordnung nicht ausbleiben.

Man muß es anerkennen, daß die zuständigen Reichs­ministerien und auch der Reichstag sich in den letzten Wochen größte Mühe gegeben haben, um einem Dauerzustand solcher ausgedehnten Arbeitslosigkeit zu begegnen. Der 8. Ausschuß des Reichstags hat einen ständigen Unterausschuß eingesetzt, um die ganze Frage im engen Zusammenwirken mit dem Reichsarbeits­ministerium und dem Reichswirtschaftsministerium zu behandeln. Ausgedehnte Untersuchungen über das bisher Geleistete, insbe­sondere die Notstandsarbeiten, sind angestellt worden. Ein neues Programm, das sich angelegen sein läßt, die Notstandsarbeiten möglichst produktiv zu gestalten, ist aufgestellt worden. Das Reichswirtschaftsministerium glaubt mit der Einrichtung der Exportkreditversicherung, dann aber auch mit der Durchführung der Russenkredite den Arbeitsmarkt beleben zu können. Das Reichsarbeitsministerium ist mit dem Ausbau des vom 8. Aus­schuß des Reichstags gewünschten Arbeitsprogramms beschäf­tigt, das durch Ausführung von Straßenbauten Kultivierung von Oedlandflächen, Schiffbarmachung deutscher Flüsse, Fluß­regulierungen und ähnlichen Arbeiten, durch Wohnungsbau und Elektrisierung der Eisenbahnen einer halben Million von Ar­beitslosen zur Arbeit verhelfen will.

Der Durchführung all dieser Pläne stehen allerdings eine Reihe verwaltungstechnischer Schwierigkeiten entgegen, der er­forderliche bürokratische Apparat ist da noch voller Hemmungen. So ist denn die Reichsregierung ersucht worden, sich mit Länder­regierungen ins Benehmen zu setzen, damit die vorgesehenen Arbeiten möglichst schnell und ungestört in Fluß kommen. Von

Zillertaler Tage.

Von

Staatsanwalt Dr. Schorn=Vonn.

Wer einmal die Bergwelt kennen gelernt, wem das Glück hold war, von Eis und Schnee gekrönten Zinnen seinen Blicken freien Lauf zu lassen, über Berg und Tal higabzuschauen auf die in Sonnenglanz glitzernden Gletscher, in die hellblauen Tiefen eines in wilder Bergwelt ruhenden Sees, der wird jenes Bild nie vergessen. Plötzlich tritt es wieder vor ihn in seiner unsaß­baren Schönheit; beim Schauen mit geistigem Auge erwacht plötzlich und in kaum zu stillendem Maße die Sehnsucht nach den zum Firmament strebenden Bergen und Spitzen, den Gletschern und Seen. Und sendet erst die Frühlingssonne ihre Garben aus. o glaubt man dem Ruse der Natui nicht widerstehen zu können, man glaubt zu Rucksack und Pickel greifen zu müssen, um schon jetzt der Natur ihren Tribut zu zollen. Der Frühling ist einge­kehrt, der Sommer wird ihm bald folgen. Es kommt die Zeit, wo der nach Ruhe und Erholung durstende Mensch nach einem Jahr pflichtgetreuer Arbeit in der Schönheit der Natur und der Stille und Abgeschiedenheit der Bergwelt neuen Lebensmut und Stählung von Körper und Geist erhofft. Man plant, man durchstödert Reiseführer und Prospekte, um ein Fleckchen Erde zu ergründen, das als Juwel im Strahlenkranze der Bergwelt gilt. Je mehr man sucht, um so schwerer wird die Wahl. Drum sei dem Bergsteund ein Fleckchen Erde vorgestellt, das alle Reize der Vergwelt umschließt und in seiner Lieblichkeit und Berg­wildnis seltene Kontrafte aufweist. Ins Zillertal geht der Weg, den ich dem Berg= und Naturfreund weisen will.

Es war im August vorigen Jahres, als ich mit leichtem Gepäck, nur mit Rucksack und Pickel bewaffnet an der Seite meiner Frau über München nach Mayrhofen zog. In Jenbach, der Eingangspforte fürs Zillertal, dort wo auch die Achensee­bahn ihren Ausgang nimmt, herrscht lebhafter Verkehr. Alles hastet und drängt, vielfach mit fast unglaublicher Menge von Gepäck in die Wagen der Zillertalbahn, die als Schmalspurbahn von einer putzenhaften Maschine gezogen wird. Dann gleitet der Zug über die Innbrücke hinein ins Wunderland der Ziller. Bergriesen türmen sich zu beiden Seiten der Bahnlinie auf. Im fernen Hintergrunde grüßen ewiger Schnee und Eis, die Berge tragen reichen Baumwuchs; die Talsohle ist ein fruchtbares Ge­biet mit Saatfeldern, Wiesen und Gärten bedeckt, die bei dem milden Klima zur üppigen Vegetation kommen. Nach fast zwei­stündiger Fahrt ist über Fügen und Zell der Schluß des Tales und das Ende der Zillertalbahn, Mayrhofen erreicht. Auch hier das gleiche Hasten und Treiben wie beim Einsteigen in Jenbach. Jeder will der erste am Ausgange sein, vielleicht ver­ständlich für den, der auf gutes Glück hin Unterkunft sucht. Und yas ist das Glück hold. Bei Mutter und Vater Gruber der Zillertaler fiemiert auf den Namen der Ehegatten sand man

Was gekt in

Pilsudskis polnischer Nationalismus.

Die Polska Zbreina, das Blatt der militärischen Organi­sation Pilsudskis schreibt folgendes:

Der Versailler Vertrag hat Polen Unrecht getan, er hat uns nicht das Polen von vor 1772 gegeben, er hat uns nicht gegeben Danzig, Ermland, Masuren, Königsberg. Stettin, Oppeln und Breslau. Die Ansprüche auf diese Städte und Länder, die uns mit Gewalt genommen sind, werden wir niemals aufgeben. Da wir offene Grenzen haben, müssen wir eine mächtige Armee haben, die uns nach vier Fronten zu verteidigen ver­mag. Jeder Pole muß Soldat sein, jede Polin muß der Nationalgarde in Reserve angehören. Ein von Kopf bis zu Fuß bewaffnetes Polen wird allen Feinden entgegentreten können. Jedes polnische Haus muß eine Festung sein.

In diesem Ton wird es Polen nicht erlaubt sein, Außen­politik zu machen. Es muß daran erinnert werden, daß Polen vor dem Abschluß der Verträge von Locarno verlangt hatte, daß Deutschland ausdrückliche Garantien für die Grenzen im Osten geben sollte. Die Reichsregierung hat es abgelehnt, in­dem sie betonte, daß die Möglichkeit einer späteren friedlichen Revision dieser für Deutschland ungerechtfertigten Grenzregu­lierung offen gehalten werden müsse. Was jetzt öffentlich in Polen propagiert wird, ist bei dem klaren Hinweis des Pil­sudski=Organs auf die militärische Befestigung Polens eine herausfordernde Gewaltdrohung, die in Deutschland größtes Aufsehen hervorrufen muß. Da der deutsch=polnische Schieds­vertrag, der dem Locarnoabkommen beigegeben ist, eine recht­liche Lösung aller Streitigkeiten voraussieht, und gewaltsame Regelungen völlig ausschließt, bedeutet die Drohung des Pil­sudski=Blattes eine öffentliche Verletzung des Locarnovertrages, der neuerdings von der polnischen Diplomatie völlig des­avouiert wird. Wie unter solchen Umständen eine Entspannung zwischen Polen und Deutschland eintreten soll, ist selbstverständ­lich unklar.

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Deutsches Kolonistenelend in Polen.

Warschau 6. Juli. Die deutsche Fraktion des Seim hat eine Abordnung nach Wolhynien entsandt, um die zahl­reichen Klagen zu untersuchen, die von den dortigen deutschen Kolonisten eingegangen sind. Die Kommission hat folgende erschütternde Tatsachen festgestellt:

nicht minderer Wichtigkeit ist die Geldbeschaffung. Man will, da es sich bei der jetzigen Arbeitsbeschaffung nicht lediglich nur um einfache Notstandsarbeiten handelt, die eben nur die Ar­beitslosen beschäftigen sollen, sondern um produktive Anlagen, Anleihen aufnehmen, die sich aus den Anlagen selbst wieder verzinsen und amortisieren sollen. Für solche Anleihen müßte natürlich eine öffentlich rechtliche Garantie gewährt werden. Zu untersuchen bleibt schließlich die weitere wichtige Frage, ob man nicht deutsche Industriearbeiter aufs Land verpflanzen kann. Bediagung wäre selbstverständlich, daß die Arbeiter ge­eignet wären für die Landarbeit und Unterkunftsmöglichkeiten fänden, die zum mindesten denen entsprechen, die sie heute in den Städten besitzen. In dieser Frage spielt die der polnischen Wanderarbeiter hinein, über welche gegenwärtig eine etwas nervöse Auseinandersetzung zwischen der deutschen und polnischen Diplomatie gepflogen wird. Aus dem Gesagten ergibt sich jeden­falls deutlich, wie wichtig das Problem der Arbeitsbeschaffung ist, und es ist durchaus begreiflich, wenn jetzt der Gedanke er­örtert wird, ob für alle diese verwickelten Angelegenheiten nicht ein besonderes übergeordnetes Reichsministerium eingerichtet werden soll.

Entdeckung einer Wikinger Inschrift.

WTB. London 7. Juli. Aus Newyork wird gemeldet: Bei Spokane im Staate Washington wurde ein Felsblock mit einer Runeninsprift gefunden, die der norwegische Professor Opsion entzifferte. Die Inschrift besagt, daß dort vor etwa 1000 Jahren

gute und preiswerte Unterkunft. Ein herzliches Grüß Gott, ein lieber warmer Händedruck waren gute Vorboten für schön zu verlebende Tage. Neben der Pracht der Natur war es in erster Linie die Freundlichkeit und Herzlichkeit, mit der unsere Gast­geber wie überhaupt alle Einheimischen uns begegneten, die uns den Aufenthalt in den Zillertaler Bergen so angenehm und unvergeßlich gestalteten.

Das Zillertaler Bergvolk ist ein bewundernswerter Stamm. Von Statur sehnige, fast schmächtige Gestalten mit hellen klaren Augen, mit festem Blick, gerader Haltung und schönem Aeußern. Ein arbeitsames Volk, vom frühen Morgen bis zum späten Abend in der Haus=, in der Land= und Viehwirtschaft, beim Fällen und Aufarbeiten des Holzes tätig. Im Hause schaltet und waltet die Frau, die auf straffe Zucht und Ordnung auch bei ihren schon erwachsenen Haustöchtern und Haussöhnen Wert legt. Die Männer gehen auf Holzarbeit; die ganze Woche sind sie fern hoch droben im Walde; Samstags kehren sie heim; aber schon des Sonntags wenden sie wieder ihre Schritte ihrer Ar­beitsstätte zu, wo sie sich selbst verpflegen von den bescheidenen Sachen, die die besorgte Gattin und Mutter ihnen beigesteckt hat. Hier kocht der Mann im Freien oder in bescheidener Hütte. Genügsam ist der Zillertaler; nur Samstags und Sonn­tags besucht er die Kneipe; aber auch hier kennt er Maß und Ziel. Den Hut auf dem Kopfe sitzt er am Stammtische im Kreise seiner Dorfbewohner. Die Tagesereignisse bespricht er, vielfach mit einem Temperament, wie man es nicht vermuten sollte. Dem eintretenden Freunde und Bekannten reicht er sein Glas als Willkommengruß und zum Trunke. Für den Frem­den, der den Dialekt des Bergbewohners nicht kennt, ist es schwierig, dem Gespräche zu folgen. Manches liest man nur von den Lippen' ab. Dem Fremden ist der Zillertaler ent­gegenkommend und freundlich. Es entspricht dies schon seiner heiteren, lebenslustigen und aufgeweckten Gemütsart. Auch der Knecht und der Arbeiter, auch die arme Arbeitsfrau, die in harter entbehrungsvoller Tätigkeit ihr Leben fristet, hat für den Fremden stets einGrüß Gott. Gerne läßt der Zillertaler sich in ein Gespräch ein. Lobt man sein Land und seine Bewoh­ner, so ist er beglückt und mit dankbarem Blick entlohnt er die anerkennenden Worte. Gibt man dem Armen ein Almosen und sind es auch nur wenige Groschen so findet er in den Worten des Dankes kein Ende. Auch hier läßt der treue und klare Blick die ganze Tiefe der seelischen Einstellung des Berg­bewohners erkennen. Dabei ist der Zillertaler gesellig und lustig; er liebt Gesang und Tanz und hängt mit großer Zähig­keit an seinen traditionellen Volkssesten, zu denen namentlich das Preisrangeln gehört. Feiert die Nachbargemeinve ein solches Fest, so zieht er hin in schmucker Landestracht, ist lustig und fröhlich, jedoch nie ausgelassen. Die Feste enden schon mit Spätnachmittag; die harte Arheit duldet kein Bummelleben.

Gläubig ist der Zillertaler. Seinem gläubigen Sinn ent­springen die vielen Zeichen christlichen Empfindens, die mir auf

Polen vor?

Vor ungefähr 50 Jahren wurden viele Deutsche nach Wolhynien berufen und dort auf Pachtland angesiedelt. Sie haben die dortige sumpfige und waldige Gegend in jahrelanger mühevoller Arbeit zu einem Musterland um­gestaltet. Nun kam im Jahre 1924 ein Gesetz zustande, nach dem die Pächter unter gewissen Bedingungen die Pacht­und Zinsländer ankausen konnten. Zum Ankauf berechtigt waren aber nur solche Pächter, die das polnische Staats­bürgerrecht besaßen. Der deutschfeindliche frühere Vize­minister Szulski hatte nun eine Verfügung erlassen, wo­nach die polnische Staatszugehörigkeit von gewissen Be­dingungen abhängig gemacht wird. Eine dieser Be­dingungen ist, daß der Pächter Polen nicht länger als auf die Dauer eines Jahres verlassen darf. Während des Weltkrieges aber wurden diese deutschen Ansiedler von russi­scher Seite als Verräter verleumdet, ihr Land wurde voll­ständig verwüstet, die Gebäude eingeäschert und sie selbst in das Innere Rußlands verschleppt, von wo sie erst mehrere Jahre nach Beendigung des Krieges zurückkehren konnten. Die polnischen Behörden nutzten dieses Unglück aus und behaupteten, daß diese Deutschen länger als ein Jahr den Aufenthalt in Polen unterbrochen hätten. Sie sprachen ihnen daher das Recht ab, weiter auf ihren Ländereien zu bleiben, und nahmen die Vertreibung von Tausenden von deutschen Pächtern rücksichtslos vor. Es trifft dies die Pächter um so schwerer, als sie nach ihrer Rückkehr unter den größten Entbehrungen das verwüstete Land und die Baulich­keiten wieder in musterhaften Zustand gebracht haben. Nach den Schilderungen einwandfreier polnischer Beobachter unterscheiden sich die deutschen Ansiedlungen durch ihre Sorg­falt und die Höhe ihrer Kultur bei weitem von den übrigen Ländereien Polens. Irgendwelche Ansprüche vor Gericht haben keinerlei Aussicht auf Erfolg und die Ge­richtsvollzieher gehen rücksichtslos vor. Man verschleudert die Gebäude und das Inventar, ja sogar die Kleider und rechnet den Erlös auf die sogenannten Exekutionskosten an, so daß die deutschen Kolonisten ohne jegliche Mittel hinausgestoßen werden. In den letzten Tagen sollen wieder Kolonisten zwangsweise exmittiert worden sein und zwar: Cäsaren 24 Familien, Piskorowipe 7 Familien, Adamonka 21 Familien(diese Kolonie soll für dieses Ver­fahren noch 25000 Zloty Gerichtskosten bezahlen), Bogumi­low 15 Familien, Olzka 34 Familien.

Die deutsche Fraktion hat beschlossen, eine Hilfs= und Be­ratungsstelle für die wolhynischen Deutschen zu eröffnen und diesem gewissenlosen Treiben Polens entgegenzutreten. Auch wird die Fraktion entschiedene Schritte beim Minister­präsidenten unternehmen.

eine kleine Gruppe Witinger gelandet sei und einen schweren Kampf mit Indianern zu bestehen hatte. Der Zugang zu dem Grabe, in dem die Gefallenen bestattet wurden, ist noch sicht­bar. Auf einer Tafel ist auch noch eine früher unternommene Witinger=Expedition erwähnt.

Reichokanzler Marx und die stenographische Einheitsbewegung.

TU. Magdeburg 7. Juli. Reichskanzler Marx hat die Schirmherrschaft über den anläßlich des in Dessau vom 31. Juli bis 2. August stattfindenden ersten Bundestages gebildeten Ehrenausschusses desDeutschen Stenographenbundes Stolze­Schrey, Bund für Einheitskurzschrift", übernommen. Der im Oktober vorigen Jahres gegründeteDeutsche Stenographen= bund Stolze=Schrey, Bund für Einheitskurzschrift", vertritt im Gegensatz zum anderen Teil der Schule Stolze=Schrey neben dem alten System die amtliche Einheitskurzschrift. Der Reichskanzler hat die Schirmherrschaft zur Förderung dieser Bestrebungen des Bundes übernommen. Dem Ehrenausschuß gehören weiter an: Der Reichsminister des Innern, Dr. Külz, der preußische Mi­nister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung, Professor D. Dr. Becker, Staatssekretär Schulz vom Reichsministerium des Innern sowie weitere Vertreter der Reichs=, Landes= und Kom­munalbehörden, desgleichen führende Persönlichkeiten von Han­bel und Industrie.

meinen Wanderungen, selbst bis in die hohen Regionen hinein begegneten. Hier ist es ein Kruzisix, das uns an den Schöpfer all dieser Schönheit und Pracht erinnert, hier ist es ein Mut­tergottes= oder ein sonstiges Heiligenbild oder ein Kapellchen mit all seinem Schmuck oder ein Marterl am Wege. Der em­pfängliche Mensch steht tief gerührt vor solchen Zeichen christ­licher Pietät und er beugt sich vor dem aus tiefstem Innern heraus begründeten gemütvollen und gläubigen Sinne des Bergbewohners. Den Verstorbenen wahrt man ein treues Ge­denken. Auf den Friedhöfen bringen frische Blumen beredten Beweis für den pietätvollen Sinn der Bevölkerung. Zwar sind die Grabdenkmäler, die meistens im kleinen Rahmen das Bild des Verstorbenen tragen, den Verhältnissen entsprechend einfach und bescheiden; aber daß Liebe sie schuf, ergeben die sinnigen Grabsprüche, die die Denkmäler zieren. Auf den Friedhösen brennt Tag und Nacht ein Licht, in Mayrhofen in einer kapell­artig ausgebauten Rundung. Allüberall, wohin der Weg uns führt, begegnet man Marterln mit sinnigen Sprüchen; auch sie schmücken vielfach Blumen. Auf dem Wege ins Stilluptal fand ich ein Marterl, das einen im Sturz befindlichen Aelpler darstellte und folgende Inschrift trug:

Mein Weid und Kind muß ich verlasse:

Weil ich sie nicht mehr sehen kann, Ich werde reisen die Himmelsstraßen, dort bekomme ich meinen Lohn.

Ja es muß ein jeder sterben,

Wie die Blume auf dem Feld.

Er mag sein arm oder reich Dort bei Gott sind alle gleich.

Ich bitte jeden noch um ein Gebet,

Der hier vor meinem Denkmal steht".

Im gleichen Tale hatten die Angehörigen eines durch La­winensturz Getöteten dem Verstorbenen auf einem Marterl nachstehenden Spruch gewidmet:

Drei Söhne und ein Schwiegersohn im fernen Land, Als Streiter für Gott, Kaiser und Vaterland. Lieber Vater ditte Jesu Herz.

Daß er uns lindert diesen großen Schmerz Oh Gattin hemme deine Tränen,

Geliebte Kinder weinet nicht,

Die Hoffnung stille euer Sehnen Bis euer Aug im Tod einst bricht. Denkt es geschieht des Ewigen Wille. Dessen Wege wir oft nicht verstehen,

Verscheucht den Kummer und seid stille Denn er verheißt euch Wiedersehn.

Siunig, gemütvoll und gläubigem Wesen erwachsen ist auch der Spruch, den ein Marterl auf dem Wege von Innerberg nach Vordertug trägt:

Um Abessinien.

Ende Juni wurden die weilgehenden Vereinbarungen be­kannt, die nuerdings zwischen Italien und England über nien getrossen worden sind. England wollte die gung Aegyptens und des Sudan beherrschen und hat zu diesem Zwecke italienische Hilfeleistung erbeten. Italien hat es ver­sprochen, den von den Italienern geplanten Bau einer Eisen­bahn zu unterstützen, welche Eriträa mit dem italienischen maliland verbinden soll. Das Abkommen bedeutet, daß für den Fall, daß die abesünische Regierung einem der beiden Länder die gewünschten Konzessionen erteilt, dieses Land seinen Ein­fluß geltend machen soll, damit auch das andere Befriedigung seiner Wünsche finde. Der Bahnhau von Eriträg nach dem italienischen Somaliland würde Abessinien durchqueren und da­mit die wirtschaftliche Einilußsphäre Italiens in diesem Teil Abessiniens fest begründen. Sowohl Abessinien wie auch Frank­reich, das in Abessinien starke Interessen hat, sind von diesem Askommen sehr unangenehm berührt. Der Kaiser von Abessi­nien befürchtet um seine politische Selbständigkeit, während Frankreich vor allem deshalb ungehalten ist, weil dieses Ab­kommen ganz hinter seinem Rücken abgeschlossen wurde. Die französische Presse behauptete auch, daß mit diesem Ueberein­kommen der Vertrag von 1906 verletzt worden sei, in welchem Großbritannien, Frankreich und Italien den status quo und die Unabhängigkeit Abessiniens anerkannten. Frankreich ist der Auf­fassung, daß eine neue Regelung dieses Abkommens von 1906 nur unter Hinzuziehung Frankreichs erfolgen könne. Der Kaiser von Abessinien will die Angelegenheit dem Völkerbund unter­breiten, eine Absicht, welche die französische Presse unterstützte. Die italienische Presse ist noch immer an der Arbeit, dieses Ab­kommen als völlg harmlos hinzustellen, kann aber den französi­schen Argwohn nicht beseitigen. Die Franzosen lassen es sich nicht abstreiten, daß die Italiener in Abessinien eine neue wirt­schaftliche Einilußsphäre für sich zu gewinnen suchen. Der faszi­stische Akgeordnete Mazzucio hat kürzlich in der italienischen Kammer eine Erklärung verlesen, in der er vonbemerkens­werten Aenderungen sprach, denen sich Abessinien auf die Dauer nicht entziehen könne. Diese Erklärung hat den französischen Argwohn bestärkt. An der bessinischen Küste besitzt Frankreich ein verhältniemäßig kleines Stück Land, das französische Somali mit dem Küstenort Dichibuli, der der Ausgangspunkt der Bahn nach der Hauptstadt des Landes ist. Sollte nach der Durch­führung einer Bahnlinie von Eriträg nach italienisch Somali­land der lüdöstliche Teil von Abessinien zur talienischen Wirt­schaftssphäre werden, so wäre jenes framösische Gebiet von ita­lienischen Gedietsteilen vollkommen eingeschlossen. Neuerdings hat das französische Auswärtige Amt die französische Presse ge­beten, von weiteren Auseinandersetzungen mit den italienischen Abstand zu nehmen. Es würden die abessinische Frage und eine gewisse Anzahl von Mittelmeeriragen zwischen beiden Regierun­gen freundschaftlich gevrüst. Diee Hineinziehung der Mittel­meerfragen hat den Presseerörterungen aber nur noch mehr Nahrung gegeben.

Musso ini als Heiratsvormittier.

WTV. Pario 7. Juli. Nach einer Meldung der Chicago Tribune aus Belgrad soll Mussolini beabsichtigen, zwei Töchter des italienischen Königspaares mit König Voris von Bulgarien bezw. dem Präsidenten der Albanischen Republik Ahmed Bey Sogu zu verheiraten. Die öffentliche Meinung in Albanien befürchtet, daß dadurch Albanien zu einer italienischen Kolonie werden könne. Dem Mussolinischen Plane in Bulgarien steht die Absicht der Königin Maria von Rumänien entgegen, die eine Ehe ihrer jüngsten Tochter mit König Boris erreichen wolle.

Ein mißglückter Beiestaubenflug.

TU. Parie, 6. Juli. Am Samstag und Sonntag wurden in verschiedenen Gruppen etwa 6000 Briefrauben englischer und französischer Brieftaubenbesitzer nach London, Manchester und Liverpool gestartet. Da nur ein geringer Teil der Briestauben die Bestimmungsorte erreichte oder nach den Aufflugstellen zu­rückkehrte, nimmt man an, daß über 300 Brieftauben von den schweren Stürmen an der französischen Küste überrascht wurden und im Kanal ertrunken sind.

Lastträger milder Wandter,

Raste hier und ergnicke dich.

Und laß die gute Meinung nicht im Stich Und wenn du unsire liebe Frau mit Ave grüßest,

Hast du den Gutthätern Dank vergütet".

So ist der Sinn dieses Volkes. Gläubig und treu. Vor dem Kruzifix, das selbst auf einsamer Bergstraße mit frischen Blu­men geschmückt ist, lüftet der Aelpler seinen Hut. In der Kirch­ist sein Verhalten angemessen. Die Opfergabe in den Sammes­stock entlohnt er mit einemvergölts. Die Kirchen des Ziller­tales ich denke hier vornehmlich an die Kirchen in Mayr­hofen, Finkenberg, Brandberg und Ginzling zeigen würdt­gen und geschmackvollen Schmuck. Schöne Deckengemälde zieren namentlich die Kirche von Ginzling. Hier erscheinen bei drr Darstellung der Geburt Christi und bei der Himmelfihrt Ma­riens die Hirten in der Tracht der Aelpler. Ueber dem Mittel­schiff der Kirche in Mayrhofen und Ginzling schwebt der Hei­lige Geist in Gestalt einer Taube. Zu Pfingsten wird unter feierlichen Zeremonien die Taube heruntergelassen und ver­bleibt dort bis zum Ende des Pfingstfestkreises. Eine Eigen­tümlichkeit zeigt die Kirche von Mayrhosen. Aus der Ecke der Predigtstuhles ragt eine Hand aufrecht gegen Himmel, ein Kru­zifix umklammernd zum Zeichen, daß nur im Kreuz die Net­tung liegt.

Von heißer Vaterlandsliebe ist der Zillertaler erfüllt. Schmerzlich trägt er den Verlust deutscher Erde an den italie­nischen Staat. Er hört und kenn aus unmittelbarster Nähe die Leiden und Bedrängnisse, denen die deutsche Bevölkerung Süd­tirols ausgesetzt ist. Er hofft auf die Zukunft und erwartet von der Einsicht der Völker eine Wendung der Dinge. Dabei beurteilt der Zillertalei die Vorgänge nüchtern und vom Boden der Tnt­sachen aus; er weiß, daß Oesterreich waffenlos und daß vor de: Hand nur im Wege der Verständigung eine Regelung möglich ist. Die politische Einstellung zur Staatsform ist geteilt.Mayrhofen selbst steht die Bevölkerung. soweit man dies bei der Kürze der Zeit feststellen konnte, auf dem Boden der Bes fassung. Im Tuxer Tal träumt man dem alten Kaiserreich nach. Hier spielt man noch die Kaiserhymne, hier sieht man noch die Bildnisse der Mitglieder des Hauses Habsburg. In der­Holzkapellchen von Matseit, im Kirchlein von Hintertur fand ich ein Bild Kaiser Karls von Oesterreich auf dem Totenbette, zur Seite der Abdruck eines Briefes der Kaiserin Zita an den Bische## von Funchal auf Madeira, in dem sie dem Bischof bei ihren Scheiden von der Insel die sterblichen Ueberreste ihres Gatten anvertraut und ihn ersucht, die Leiche nur einem legitimierten Bevollmächtigten des Hauses Haboburg auszuhändigen. Zum Schluß fleht sie Gottes Dank auf den Bischof herad. In einen Antwortschreiben übernimmt der Bischof die Leiche und ver­spricht in feierlicher Form, den Anordnungen der Kaiserin zu leisten.(Fortsetzung folgt.