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General-Anzeiger für die rheiniscbe Hauptstadt. a Kölner Fremdenblatt.
Nr. 227. 24. Jahrgang. Geschäftsstelle: Fernspr. 420. Köln, Sonntag, 21. Kugust 1910. Redart.: 5231, 5282, 5233, 5234. Heute 12 Seiten.
57. Generalversammlung
I.
000 Augsbura, 20 Aug.1910.(Eig. Drahtber.)
Die Stadt der alten Kaiser und Kaufherren, die modern gewordene große Industriestätte Bayerns mit ihrem reichen fruchtbaren Hinterland, wird der 57. Generalversammlung der Katholiken Deutschlands ein würdiges festliches Heim und allen Besuchern einen lieben, freundlichen Empfang bieten. Dafür hat das Lokalkomitee in rühriger Arbeit gesorgt und dazu wird Augsburgs gastfreie Bürgerschaft nach Kräften mithelfen. Wer den Katholikentag in Würzburg gesehen, wird sich gern noch der herzlichen Wärme erinnern, welche alle seine Tagungen durchwehte und der schönen Bilder, die die alte festgeschmückte Stadt dem Auge geboten hat. Auch in Augsburg winkt aus all den stillen romantischen Gäßchen und Winkeln, aus so vielen prächtigen Baudenkmälern der kirchlichen und profanen Kunst, die reiche alte Zeit, eine katholische Vergangenheit.
Und ist auch die alte süddeutsche Handelsempore und Metropole katholischen Geisteslebens heute eine andere geworden, zeugen auch rauchende Schlote und moderne Bauwerke mit hübschen Anlagen und das ganze betriebsame Leben der zweitgrößten Provinzialstadt Bayerns von der neuen Entwickelung zur modernen Großstadt, so grüßen doch von den alten Giebeln und Türmen, von den Fenstern und Fassaden der Häuser die Tausende von Fahnen und Wimpeln, Kränzen und Girlanden, zum Willkomm.
Ganz Augsburg, wenigstens die eigentliche Stadt, putzt und schmückt sich zum festlichen Empfang der Gäste, die schon in Scharen mit allen Zügen herbeieilen. Die ersten sind wie alljährlich die buntbemützten Musensöhne gewesen, die mit dem Katholikentag ihre eigene Tagung vereinen und mit ihren jugendfrohen Festen, mit ihrer jugendlichen Begeisterung auch in manchem Philisterherzen Katholikentagsbegeisterung, Begeisterung für die alten frohen katholischen Ideale wecken. Und dann lommen die Veteranen, die im Kampfe für die Rechte des katholischen Volkes ergrauten, erprobten Führer der deutschen Katholiken, die Herren vom Zentralkomitee, zu den letzten wichtigen Vorberatungen der Generalversammlung.
An Stoff fehlt's heuer weniger denn je, wo allerorts die Sturmzeichen drohender Kämpfe und Gefahren die Katholiken zur Sammlung und Einigkeit zusammenrufen. Sozialdemokraten und Freidenker mühen sich auch in Augsburg, dem Glanz der Generalversammlung und ihrem segensreichen Erfolge Abbruch zu tun. Aber der Verlauf der Tagung soll sie Lügen strafen und die Massenbeteiligung katholischer Männer soll ihre Bemühungen zu Schanden werden lassen. Nicht bloß aus Bayern, namentlich auch aus dem benachbarten Württemberg, aus Oesterreich, aus dem Rheinlande, aus allen deutschen Gauen sind zahlreiche Anmeldungen eingelaufen. Die Hotels sind bereits bis zum letzten Zimmer besetzt, doch hat eine zuvorkommende Gastsreundschaft dank der eifrigen Suche des Wohnungskomitees Privatlogis in reicher Fülle angeboten, so daß alle Gäste in guten Wohnungen untergebracht werden können. Und da immer wieder zwischen den drohenden Wolken siegreich die helle Sonne durchdringt, so wird auch der Festzug mit etwa 800 Vereinen und 30000 Teilnehmern sich in seiner ganzen Massenwirkung entfalten können. 36 Extrazüge und Vor= oder Nachzüge zu allen fahrplanmäßigen Zügen werden die Massen nach Augsburg bringen, so daß die 57. General= versammlung auch an Zahl der Besucher in Ehren wird bestehen können. Der bayerische Episkopat wird fast vollständig erscheinen und auch aus dem Auslande haben mehrere Kirchenfürsten ihr Erscheinen angemeldet. Die Rednerliste vereinigt mit den allbekannten Namen unserer besten Katholikentagsredner wie Gröber, Meyers, Mausbach, eine Reihe neuer vielversprechender Redner über die Aufgaben der Katholiken in der heutigen Zeit.
Ein Schmuckstück der 57. Generalversammlung kann die Festhalle genannt werden. Wer mitten im Grün des prächtig angelegten Stadtgartens vor ihrer imposanten Ostfassade steht, oder im Norden vom Bahnhof aus vor die schmucke Hauptfront tritt, wird gleich angenehm überrascht sein. Es ist ein mächtiger Bau, modern, eigenartig, und doch ungemein freundlich und anheimelnd auch in seinem äußeren Aufbau, kunstvoll und würdig in seinem strahlenden Weiß, im Inneren geräumig und in bezug auf die Akustik vorzüglich. Die lichte Farbe und die dekorative Art geben ihr eine gewisse Eleganz, nehmen ihr den unfreundlichen kalten Charakter der Massenhalle und des Augenblicksbaues. Das Mittelschiff ist 20 Meter breit und 17 Meter hoch, von den beiden angegliederten Seitenschiffen ist das eine 6 Meter, das andere 16 Meter breit. Das Innere der Halle ist 3 Meter lang und 43 Meter breit. Durch terrassenförmige Gliederung der drei mit Schiefer gedeckten Schiffe wurden auf beiden Seiten lange Räume für je zwei Fensterreihen gewonnen, durch die das Tageslicht in breiten Strömen in den Saal fließt. Außerdem wurde in der Mitte der westlichen Abschluß
wand oberhalb der Galerie ein riesiges Feuster eingesetzt, so daß für die Belichtung in ausreichender Weise gesorgt ist. Eine Empore, die in einer Breite von etwa 7 Meter rund um die ganze Halle läuft, bietet Raum für 1400 Sitzplätze, dem Haupteingang gegenüber liegt die Präsidialtribüne, die sich terrassenförmig weit in den Saal hinein erstreckt. Davor, etwas tiefer gelegen, ist das Rednerpodium. Rund um das Rednerpodium, von sechs radialen Gängen unterbrochen, sind die Sitzplätze angeordnet. Die Halle vermag insgesamt 7500 Menschen zu fassen, 3600 Sitzplätze im Parterre, 200 auf der Präsidialtribüne, 1400 auf der Galerie, der übrige Raum ist für Stehplätze reserviert. Alle diese Besucher werden den Redner nicht unr sehen, sondern auch genau verstehen können, denn die Akkustik des Saales ist, wie die Probeversammlung am 14. August bewiesen hat, sehr gut, jedenfalls eine weit bessere, wie in den früheren Zelthallen. So ist alles wohl vorbereitet zum Beginn der 57. Generalversammlung, damit auch von hier Ströme des Segens über das katholische Leben sich ergießen, dort es zu wecken, wo es weniger kräftig zu sprießen scheint, dort es zu stärken, wo es in reger Tätigkeit sich bisher entfaltet hat.
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(0) Ehrentafel für Kriegsveteranen.
Anläßlich der 40jährigen Gedenktage an die für die deutsche Armee glorreichen Kriegsjahre 1870 bis 1871 wird überall der Mitkämpfer in ehrender Weise gedacht; hier durch öffentliche Festfeiern, dort — wie ja auch in unserer Vaterstadt— durch den Plan der Ueberreichung eines Ehrensoldes. Verschiedene Zuschriften an uns lassen erkennen, daß im Leserkreis des Kölner Local=Anzeigers sich auch noch gar manche alte Veteranen aus 1848 bis 1849 befinden. Es wäre interessant, deren Zahl und Namen festzustellen. Wir richten daher an diese alten Veteranen, zugleich auch an die Mitstreiter aus 1864—1866 und 1870—571 in unserem Leserkreis die Bitte, uns ihre Adressen— vielleicht auch mit Angaben über die Gefechte, an denen sie teilgenommen haben, sowie der Aufzählung anderer interessanter Kriegserlebnisse— baldmöglichst bekannt zu geben. Wir beabsichtigen, in nächster Zeit vorerst eine Ehrentafel der Veteranen von 1848—1849 im Kölner Local=Anzeiger zu veröffentlichen, welcher sich dann auch eine Ehrentafel der Veteranen von 1864—1866 und aus 1870—1871 anschließen soll. Zuschriften bitten wir zu richten an die Redaktion des Kölner Local=Anzeigers, Köln a. Rh., Marzellenstraße 37.
Dieser Aufruf, den wir heute zum dritten Male veröffentlichen, ist, wie aus zahlreichen Zuschriften hervorgeht, allseitig dankbar aufgenommen worden; Unterstützung ist uns von vielen Seiten zugesagt worden,— u. a. haben einige Kriegervereine für Weiterverbreitung in dankenswerter Weise Sorge getragen. Da die Zusammenstellung der Tafel mit ziemlicher Mühe verbunden ist, bitten wir alle Veteranen, ihre Zuschriften möglichst bald an die Redaktion zu richten. Die Liste wird voraussichtlich Ende August geschlossen werden. Wenig zahlreich sind bis jetzt Schilderungen interessanter Episoden aus dem Kriege eingegangen; wir bitten die alten Soldaten, auch diesbezüglich nochmals um Mitarbeit. Wir nehmen Nachträge gerne entgegen.
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Kaisertage in Posen.
Posen. 20 Aug.1910.(Drahtb.) Zu den bevorstehenden Kaisertagen hat die Stadt Posen reichen Festschmuck angelegt. Auf allen Straßen wehen Fahnen und zieren Girlanden und Wappen die Häuser, in den Schaufenstern sind Büsten des Kaiserpaares ausgestellt. Besonders reich ist die Dekoration in der Einzugs
straße. Das Bahnhofsgebäude ist von Girlanden umzogen, die mit goldenen Bändern durchwirkt sind, Flaggenmasten mit goldenen Kränzen und purpurnen Bannern umsäumen den Weg, den das Kaiserpaar nehmen wird. Am Ende der Bahnhofstraße erhebt sich eine offene, von zwei Kuppeln flaukierte Säulenhalle in Weiß und Gold, worunter Tribünensitze angebracht sind.
Am Berliner Tor, wo der Ehrentrunk gereicht wird, sind weitere große Tribünen errichtet. Der Platz, den das neue Residenzschloß und das gegenüberliegende, ebenfalls im romanischen Stil erbaute Gebäude der Reichspost umgrenzen, wird nach dem Innern der Stadt zu durch einen autikisierenden Triumphbogen abgeschlossen, über dessen Säulen folgende Inschrift angebracht ist:„Jubel und Freude erschallt mit Macht hinaus in die Lande: Vaterlandsliebe und Treu', jegliches Herze durchglüh'!“— Der Fremdenzufluß ist groß. Die Gasthöfe sind überfüllt.
Posen, 20 Aug.1910.(Drahtber.) Der Kaiser- und die Kaiserin sind heute nachmittag.58 Uhr mittels Sonderzuges auf dem hiesigen Hauptbahnhofe eingetroffen. Zum Empfange der Majestäten waren auf dem Bahnhofe anwesend: der Kronprinz und die Kronprinzessin und die hier eingetroffenen Prinzen und Prinzessinen des königlichen Hauses, der kommandierende
fuhren im Automobil bis zu der großen Tribüne am Kgl. sidenzschloß. Die Truppen des Standortes bildeten Spalier; hinter ihnen hatten die Schulen und die Kriegervereine und andere Vereine Aufstellung genommen. Eine gewaltige Menschenmenge begrüßte die Majestäten und die übrigen Mitglieder der kaiserlichen Familie mit stürmischen Zurufen.
Posen, 20 Aug.1910.(Drahtbr.) Der kronprinz und die Kronprinzessin sind um 1 Uhr 57 Min. aus dem hiesigen Hauptbahnhofe eingetroffen.
Posen, 20.Aug.1910.(Drahtbr.) Aus Anlaß der Einweihung des neuen Schlosses hat der Kaiser heute folgende Ordensauszeichnungen verliehen. Den Roten Adler= orden 2. Klasse mit Eichenlaub dem Geh. Baurat Professor Schwechten, den Kronenorden 2. Klasse dem Direktor der Schloßbaukommission Oberhofbaurat Geyer und dem Professor Dr. Seidel. Auch zahlreiche hohe Beamte und Mitglieder der Ansiedelungskommission erhielten Auszeichnungen.
Berlin, 20 Ang.1910.(Drahtber.) Laut dem Reichs=Anzeiger verlieh der König der Stadt Posen aus Anlaß der Einweihung des Schlosses den Titel Residenzstadt.
6 Zur Schulfrage.
In ersreulicher Weise mehren sich in der letzten Zeit Artikel in der katholischen Tagespresse, die die Schulfrage betreffen und den Beweis erbringen, daß die katholische Bevölkerung der Wichtigkeit dieser Frage stets wachsendes Interesse zuwendet. Und mit Recht geschieht dies. Was nützen alle Bemühungen, christlichen Geist der Bevölkerung zu wahren und zu fördern, wenn die Schule dem Liberalismus preisgegeben und die Jugend mit christentumsfeindlichen Ideen durchsetzt wird! Wir müssen leider eingestehen, daß auf dem Schulgebiete manches auch infolge der Untätigkeit und Sorglosigkeit des katholischen Volksteils im argen liegt. Wäre es sonst möglich gewesen, daß z. B. die Düsseldorfer Regierung seit langen Jahren
und kauseanent die geistliche Schulanfsicht beseitiate
machte? Und war es anders, als nach der Einführung des Volksschulunterhaltungsgesetzes der Geistliche vom Vorsitz im Schulvorstand für die ganze Rheinprovinz ausgeschlossen wurde? Zwar war die Erbitterung und Aufregung über dieses Vorgehen der Regierung in weiten Kreisen groß; aber erst spät und nur vereinzelt wurde der einzig noch Besserung versprechende Weg der Beschwerde an das Ministerium ergriffen. Eine ernste, imposante Kundgebung uumittelbar nach dem Bekanntwerden der Maßnahme der Verwaltungsbehörden würde den erforderlichen Eindruck an maßgebender Stelle gemacht haben.
Was uns Katholiken auf dem Gebiete der Schule fehlt, das ist eine weitgreifende Organisation, die in erster Linie zur Beschaffung von Material und zur Erteilung von Auskünften über die schwierigen Fragen des Schulwesens berufen wäre. Da ist z. B. eine Gemeinde, deren Bevölkerung in ihrer großen Mehrzahl evangelisch ist; die katholische Schule kann nur mühsam aus privaten Mitteln unterhalten werden. Man möchte gern den Antrag stellen, die katholische Schule auf den Gemeindeetat zu übernehmen. Aber wie ihn begründen? Sehr wirksam wäre der Hinweis auf Fälle, in denen katholische Gemeinden seitens der Schulaussichtsbehörden angehalten worden sind, evangelische Schulen bei oft viel geringerem Bedürfnisse zu öffentlichen Schulen zu machen und auf Gemeindekosten zu unterhalten. Aber: es ist zurzeit keine Stelle vorhanden, an der man solche statistischen Angaben erhalten könnte!
Oder es handelt sich um Erteilung des Religionsunierrichts an höheren Lehranstalten! Im November vorigen Jahres erschien in der Köln. Volksztg. ein Artikel, der an der Hand unange