Samstag, 5 Dez. 1925

Nr. 278

Volksblatt für das Bergische Land- Wöchentliche Beilagen:

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58. Jahrgang.

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Wochenschau.

Vor einem Angriff auf Damuskus.

TU Paris, 4. Dez. Au Beirut wird ge­Der Pleitegeier geht um in Deutschland. meldet, daß die Garnison von Damuskus gestern Zwar behaupten die, die es kennen wollen, daß alurmiert wurde. Man erwartet einen Macht­das ein Zeichen der Gesundung sei, weil dadurch angriff der Drusen. An der Stadtgrenze stehen die überflüssigerweise am Verteilungsprozeß be= Tanks und Maschinengewehrabteilungen zur Ab­teiligten Volksgenossen einer anderen nutzbringen= wehr bereit. Die Drusen wollen einen entschei­deren Tätigkeit zugeführt werden sollen. Mag denden Schlag führen, bevor die Friedenzver­sein, daß etwas wahres daran ist. Jedenfalls handlungen mit de Jouvenel beginnen. wird der davon Betroff ne seinen Bankerott nicht als ein Zeichen der Gesundung ansehen. Jetzt scheint die Reichsbankleitung die Zügel etwas lockeren zu wollen, wenn es wahr ist, was dieser

Tage gemeldet wurde. Also hätten wir etwas mehr Kredit in Zukunft zu erwarten. Hoffen verlautet, daß bei den Genfer Verhandlungen wirs! Irgend ein alter Römer hat schon den die Frage langfristiger Kredite zur Hebung der Satz geprägt, es sei ein Trost, Genossen im Leide österreichischen Landwirtschaft angeschnitten wer­zu haben. Wenn das wahr ist, so können wir den uns an

Oesterreich verlangt Kredithilfe für seine Landwirtschaft.

TU Wien, 4. Dez. In politischen Kreisen

Frankreich

trösten. Dort sieht es noch viel doller aus. Man beabsichtigt sich allen Ernstes in Frankreich aus der augenblicklichen Finanzmisere durch eine genau festgelegte Inflation zu retten. Eine Eisenbart­kur. Auch sonst geht es den Franzosen gar nicht gut. In Marokko ist zwar Ruhe eingetreten, dafür macht ihnen aber

Syrien

umso mehr Kopfschmerzen. Ueber die Ereignisse in Syrien haben wir bisher aus naheliegenden

Ein

in

Gründen nicht berichten können. Syrien ist ein

es

Mandatsland Frankreichs. Früher gehörte der Türkei. Die Franzosen scheinen hier nach berühmten Vorbildern kolonisiert zu haben. Jeden­falls haben sich die Bewohner Syriens erhoben und den Franzosen eine Schlappe nach der anderen beigebracht. Mehrmaliger Wechsel im Ober­kommando hat auch hier keinen Wandel schaffen können. Der verflossene Oberkommandeur hat die Sache durch eine Beschießung von Damaskus, durch die ein großer Teil dieser alten islamischen Kultur= und Kunststadt in Trümmer gelegt wurde, nicht gerade besser gemacht. Die Syrer fordern als Bedingung der Einstellung der Feindseligkeiten die volle Unabhängigkeit. Wie sich die Sache weiter entwickeln wird, darf man mit Spannung erwarten. Jedenfalls ist im Orient und in den Kolonien der berühmte Geist von

Loearno

noch wenig verspürbar. Bekanntlich ist in dieser Woche der Vertrag von Locarno in London unter großer Feierlichkeit unterzeichnet worden. Ursprüng­lich sollte das Zeremoniell beim Unterzeich­nungsakt noch viel großartiger sein, aber der Tod der Königin Mutter von England hat einen Strich durch die geplanten Festivitäten gemacht. Gelegentlich des Todes der Königinmutter von England hat die Regierung der revolutionären Sowjetrepubliken in aller Form dem Königshause kondoliert. Die russischen Kommunisten werden immer manierlicher, salonfähiger u. kapitalistischer. Kommunismus ist für sie nur noch Aushänge­schild für einige Dummköpfe in Deutschland. In Deutschland hat die skrupellose, wüste Hetze der Rechtspresse es dahin gebracht, daß nicht nur Stresemann in gemeinster Weise beschimpft und bedroht wird, sondern, daß der chauvinistische Mob auch vor der ehrwürdigen Person des Reichspräsidenten, der ihren Reihen entstammt und den sie selbst auf den Schild erhoben haben, nicht mehr Halt macht. Es ist höchste Zeit, daß unsere Jugend vor der politischen Verhetzung von links und rechts geschützt wird. Wir gehen sonst einem moralischen und auch wirtschaftlichen Ruin sondergleichen entgegen. Unsere Jugend muß wieder arbeiten lernen, statt politisieren. Die anderen Nationen beginnen uns auf allen Gebieten zu überflügeln, ein beängstigendes Zeichen. In unserer

Heimat

machen wir augenblicklich einen russischen Winter durch. Selbst die ältesten Leute können sich eines so frühen, strengen Winters kaum erinnern. Hoffen wir, daß auch hier das Sprichwort wahr wird, daß strenge Herren nicht lange regieren. Die Wahlen sind, ohne nennenswerte Verschiebungen in der Zusammensetzung der Kreisparlamente zu bringen, abgelaufen. Zentrum ist in Mülheim­Wipperfürth immer noch Trumpf! A. B.

weiteres englisches Bataillon Königstein eingetroffen.

Königstein, 4. Dez. Ein Bataillon englischer Truppen ist im Laufe der Nacht mit einem Sonderzug hier eingetroffen und hat heute

Einmalige Veihie füe die Veanten7

TU Berlin, 4. Dez. Wie die Telegraphen­Union von gut unterrichteter Seite erfährt, besteht nicht nur in parlamentarischen Kreisen, sondern auch im Reichsfinanzministerium die Absicht, den Beamten angesichts der Notlage, namentlich der unteren und mittleren Gruppen, noch vor Weih­nachten zu helfen. In der nächsten Sitzung des 24er Ausschusses des Reichstages wird, wie wir erfahren, von Seiten des Finanzministeriums der Vorschlag gemacht werden, am 15. Dezember den Beamten aller Gehaltsklassen 50 Prozent ihres Monatsgehaltes als einmalige Winterhilfe aus­zuzahlen. Dieser Zuschuß soll eine Abfindung bis zum 1. April 1926 darstellen. Wie die Telegraphen=Union weiter hört, wird es, wenn der Reichstag zustimmen sollte, möglich sein, alle in Frage kommenden Dienststellen innerhalb von sechs Tagen zu benachrichtigen und ihnen die für die Auszahlung notwendigen Mittel zu überweisen.

morgen um 8 Uhr die Kasernen bezogen.

Zentrale Lohnverhandlungen bei der Neichsbahn

TU Berlin, 4. Dez. Heute fanden im Reichsarbeitsministerium unter dem Vorsitz des Wirkl. Geh. Rats Staatssekretär a. D. Rüdli Verhandlungen zwischen der Eisenbahngesellschaft und den Eisenbahngewerkschaften über die Frage einer zentralen Lohnverhandlung statt. Die Be­70 Paris, 4. Dez. Reichsaußenminister ratungen erstreckten sich zumeist nur auf recht­

Dr. Stresemann über die Bedeutung der Unterzeichnung.

Dr. Stresemann hat vor seiner Abreise aus London liche Fragen. Nach längeren Auseinandersetzungen

auch Sauerwein eine Erklärung für denMatin kam es zu einer Verständigung dahin, daß die gegeben. Er sagte u.., die Unterzeichnung der Reichsbahn mit den Gewerkschaften jetzt in zen­Abmachungen von Locarno müsse die Garantie trale Lohnverhandlungen treten will. Wie die für eine neue Entwirrung der beteiligten Staaten Telegraphen=Union erfährt, werden nunmehr am sein, wenn sie die Bedeutung haben solle, die kommenden Montag diese Beratungen beginnen,

Briand ihr mit Recht in seiner Ansprache zuge­schrieben habe. Die notwendigen Arbeiten müßten von allen Staaten unternommen werden, wenn der Geist des Zusammenwirkens auch tatsächlich in den Beziehungen der Völker zueinander zum Ausdruck kommen soll. Das sei nicht die Arbeit von einigen Wochen oder Monaten, sondern sie müsse die kommende Periode der europäischen

die sich dürften.

voraussichtlich einige Tage hinziehen

II Bensberg, 5. Dez. Auf den Geräte­wettkampf um den Wanderpreis der Stadt B. Gladbach, der morgen nachmittag im großen Saale des Rhein. Hofes(A. Schilling) stattfindet, weisen wir nochmals besonders hin. Die Ver­anstaltung beginnt pünktlich um 4,30 Uhr. Kassenöffnung 4 Uhr.

=1 Bensberg, 5. Dez. Zwangs­innung für Friseure. Die Liste der Handwerker, welche an der Abstimmung über die Errichtung einer Zwangsinnung für das Friseur­gewerbe für den Bereich der Bürgermeistereien B. Gladbach und Bensberg teilgenommen haben, liegt vom 5. Dezember ab auf die Dauer von zwei Wochen im Rathause,(Zimmer 6) zur Ein­sicht und Erhebung etwaiger Einsprüche der Be­teiligten aus.

Beusberg, 5. Dez. Notzeiten gehen durch die Lande. Wintersnot Wirtschaftsnot. Auch unsere Gemeinde ist von letzterer betroffen. Immer mehr schwillt die Zahl der Erwerbslosen an. Zur Zt. sind es 200 in der Bürgermeisterei Bensberg. Kein Mensch kann ermessen, wieviel Not hinter dieser trockenen Zahl sich verbirgt. Dazu kommen die vielen Klein= und Sozialrentner, sowie die Bedürftigen aller Art. Wahrlich hier bietet sich der Karitas ein weites Feld. Es muß daher Ehrenpflicht

aller noch in Arbeitsverhältnis und Verdienst stehenden Mitbürger sein, daß sie zur Linde­rung dieser Not beitragen. Besonders empfehlen wir die Spenden für den Vinzenzverein reichlich zu bemessen, der eine außerordentlich große Zahl Notleidender unterstützt.

Bensberg, 5. Dez. Wie wir aus best­unterrichteter Quelle erfahren, drängt das Bau­büro des Priesterseminars auf möglichste Be­schleunigung der Vorarbeiten. Zur Zeit werden Bodenproben gemacht. Man rechnet bestimmt damit im Januar mit den Erdarbeiten beginnen

Politik beherrschen. Es seien in der Pariser

Presse Bedenken ausgedrückt worden, die Mehr­heit des deutschen Volkes werde den Reden des Reichskanzlers und des Reichsaußenmivisters nicht beipflichten. Daß das deutsche Volk nach den

Ablehnung der Reichsgetreidestelle durch Wetter eingetreten, sodaß dann wenigstens mit

einer erheblichen Milderung der Arbeitslosigkeit gerechnet werden kann.

)<space>(<space> B e n s b e r g,<space> 5.<space> D e z.<space> W i e<space> w i r<space> e r f a h r e n<space> ist die Rembold'sche Rodelbahn wieder eröffnet worden. Wir wünschen viel Winterfreuden!

den Reichswirtschaftsrat?

Berlin, 4. Dez. Nachdem am Donners­tagvormittag im Reichswirtschaftsrat die Sach­verständigen zu den Plänen der neuen Reichs­getreidestelle ehört worden waren, tagte am Nachmittag der Unterausschuß für Ernährung und Landwirtschaft. Die Vertreter von Indu­

Erfahrungen der Nachkriegszeit einem gewissen strie, Handel, Handwerk und Arbeitnehmern Skeptizksmus huldige, werde niemanden über= lehnten den Entwurf ab, während die Land­raschen. Er sei aber überzeugt, daß die Zweifel wirtschaftsvertreter dafür stimmten. überwunden werden könnten, wenn diejenigen,#.######

die sich dem Werk der Solidarität gewidmet wird der Hauptausschuß des Reichswirtschafts­haben, auch alles aufböten, um sie in die Tat rates kommenden Mittwoch über den Entwurf umzusetzen. beschließen.

Am Freitagnachmittag lag dem Reichsrat

der Entwurf der Reichsgetreidestelle zur Stellung­

Stresemann über die Zukunft. nahme vor.

TU London, 4. Dez. Reichsaußenminister(Linker Hand, rechter Hand alles vertauscht, Dr. Stresemann hat dem Berichterstatter des Politik, wie wunderlich siehst du oft aus! D..)

1° Bensberg, 5. Dez. Kindervor­stellung. Wer denkt nicht bei diesem Wort an die eigene Jugend! Selige Zeiten, wo man noch einen Groschen von der Mutter betteln konnte für irgend einen Wandercirkus oder dergl. Auf der Basis dieses ablehnenden Gutachtens Nun gar Kölner Hänneschen! Wer würde nicht

wieder mit jung, wenn er all die glänzenden

Daily Telegraph yor seiner Abreise nach Deutsch­land ein Interview gewährt. Darin betonte er, daß das Zusammenarbeiten der Staatsmänner in London das Ende der europäischen Periode bedeute, die man die Nachkriegszeit nannte, und es ein neues

Demokratischer Reichsparteitag

TU Berlin, 4. Dez. Der Parteivorsitzen­

lung, wenn er Kinderaugen sehen konnte, die gestern nachm. im Schilling'schen Saale auf die Eröffnung des Kölner Hänneschen warteten. Mächtige Könige, Zauberer, kühne Jünglinge... Traumland, das nur die Kinderphantasie bevölkern kann und diejenigen, deren Phantasie lebhaft ist, wie die eines Kindes. Märchenland, und in dem Märchenland das Kölnerhänneschen! Die Groteske ist fertig. Ewig jung sind die Puppenspiele, es ist richtig, sie er­halten aber auch ewig jung. Volkskunst, die das Nuive liebt! Der Schilling'sche Saal war gefüllt von den Kindern der hiesigen Schulen. Am Morgen

de, Reichsminister a. D. Koch, eröffnete heute

daß es ein neues Kapitel ein leite, das die nachmittag den Reichsparteitag der Deutsch=demo= war schon eine Vorstellung für die auswärtigen Historiker, wie er hoffe, nicht mit dem Namen uischen partet. Schulen gegeben worden. Immer neue Lach­

Krieg bezeichnen würden. Er hob die Einladung Deutschlands zum Eintritt in den Völkerbund hervor, obwohl man noch vor wenigen Jahren Deutschland den Eintritt verweigert habe.

Im übrigen enthielt das Interview eine Wiederholung des schon im Auswärtigen Amt gesagten Standpunktes. Dr. Stresemann schloß mit einem Appell an den Verständigungswillen in der Hoffnung, daß nunmehr das Zeitalter friedlicher Zusammenarbeit begonnen habe.

salven erschütterten den Saal. Die Kinder spielen

und Umgegend. mit. Hänneschen fragt. Unwillkürlich antwortet

Abdruck von Artikeln unter dieser Ueberschrift nur mi: Quellenangabe gestattet.

Kupferner Sonntag.

Morgen sind die Geschäfte in Bensberg und Köln den ganzen Tag geöffnet. B Gladbach hat morgen seltsamerweise keine Verkaufserlaubnis.

Milderung der Kreditkontingentierung bei der Reichsbank.

Berlin, 4. Dez. In der heutigen Zentral­ausschußsitzung wurde von Dr. Schacht mitgeteilt, daß die Reichsbank sich angesichts der allgemeinen Wirtschaftslage zu einem entscheidenden Schritt entschlossen habe. Dieser liege nicht auf der Linie einer Diskontermäßigung, sondern in einer Milderung der bisherigen scharfen Kreditkontingen­tierung,

Ermäßigung d. Versicherungsgebühren für Eisenbahn=Expreßgut.

Die Gebühren für die Versicherung von Ex­preßgut sind ab 1. Nov. denen für die Versiche­rung von Reisegepäck angepaßt und damit um mehr als die Hälfte ermäßigt. Für je 1000 RM. Versicherungssumme wurden erhoben auf Entfernungen bis 150 km. 1,00 RM., von 151 bis 400 km. 1,50 RM., von 401 bis 700 km. 3,00 RM., von 701 bis 1200 km. 4,50 RM., über 1200 km. 6,00 RM. Es werden dieselben

der ganze Chor. Glückliches Kinderland, glücklich der Erwachsene, der noch in ihm leben kann. Herr Dr. Nießen war selbst anwesend. Hoffen wir, daß der Wunsch des Bestevader, den er zum Schluß aussprach wahr werden möge, daß das Hänneschen bald einmal wieder unsere Jugend erfreut! Gemeindeverwaltung und Schulleitung haben einen glücklichen Gedanken verwirklicht. Ihnen gebührt Dank. Greifen wir wieder zurück, auf Altgediegenes, um den Kitsch unserer Zeit zu überwinden!

* Bensberg, 5. Dez. Die Abendvor­stellung des Kölnerhänneschen war nicht so be­sucht, wie die Kindervorstellungen. Etwa 180 Personen dürften sich an dem Zauberbrunnen echtkölnischen, urwüchsigen Humors ergötzt haben. Die Puppenspiele üben auf jeden unverbrauchten Menschen immer noch ihre jugendfrische Zauber­kraft aus. Dieses Urmittelbare, Primitive reizt gerade den sich aus der Ueberkultur Hinwegseh­