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General-Auzeiger für die rheinische Hauptstadt. 2 Kölner Fremdenblatt.

Nr. 110. 23. Jahrgang. Gesczstustell: Fernipr. 4m. Köln, Freitag, 23. April 1909. Rebatt.: 33,

das Neueste vom Tage.

Die Budgetkommission des Reichstags beschloß, den Reichs­kanzler zu ersuchen, Maßnahmen zu treffen, wonach den Beamten nur die tatsächlich erwachsenden Reisekosten ersetzt werden.

Der japanische Prinz Kuni ist gestern in Berlin einge­troffen und reist anfangs Mai nach Paris ab. Er stand ein Jahr lang bis zum vergangenen Herbst beim zweiten Garderegiment.

Frankreich beschloß im Einverständnis mit England die Unab­hängigkeit Bulgariens im Prinzip anzuerkennen.

Der Prozeß Steinheil soll im Oktober, nach den großen Ferien, vor das Pariser Schwurgericht kommen.

Der Funkentelegraphenstation des Eiffelturmes gelang ein Nachrichtenaustausch mit der Marconistation in der Lacebay in Kanada, d. i. eine Entfernung von über 5000 Kilometer.

Bisher wurden aus den Trümmern der durch das Erdbeben zerstörten Stadt Messina 25000 Leichen gevorgen. Es wird angenommen, daß unter den Schutthaufen noch 45000 Tote liegen.

Reichsfinanzreform.

Die deutsch=konservative Fraktion hat in einer vierstündigen Sitzung zu der Frage der Erbanfallsteuer Stellung genommen und diese mit großer Mehrheit abgelehnt. Nur zehn, nach anderer Lesart zwölf Abgeordnete sind fur die Erbanfall­steuer eingetreten. Die Fraktion hat dann, wie die Kreuzztg. mitteilt, beschlossen, in der Reichsfinanzkommission folgenden von den Abgg. Dr. Rösicke und Graf Westarp ausgearbeiteten Antrag einbringen zu lassen: Die Kommission wolle beschließen, die ver­bündeten Regierungen zu ersuchen, 1. an Stelle der Vorlagen über die Nachlaßsteuer, das Erbrecht des Staates bzw. den als Ersatz von der Regierung etwa vorgelegten Entwurf einer Erbanfall­steuer eine Gesetzesvorlage auszuarbeiten, welche zum Gegenstand hat eine Besteuerung des Wertzuwachses bei Immo­bilien und Mortnanieren. 2. Eventuell als Ersatz für die vorstehend benannten Vorlagen einen Gesetzentwurf auszu­arbeiten, nach welchem das Reich einen Umsatzstempel bei dem Verkauf von Immobilien erhebt und durch welchen zugleich der Umsatzstempel für Wertpapiere eine entsprechende Erhöhung er­fähr 3. Eventuell entsprechende Vorlagen zu machen, welche die unter 1 und 2 genannten Steuervorschläge zweckentsprechend mit­einander verbinden. Der Ertrag der Wertzuwachssteuer wird geschätzt von Immobilien auf 43,8 Millionen, von Wertpapieren auf 49.8 Millionen, zusammen also 93,6 Millionen. Die Er­träge der Umsatzsteuer werden geschätzt: Immobilien 28 Millionen, Wertpapiere 70 Millionen, zusammen 98 Millionen. Die konservative Fraktion ist also ebenfalls der Meinung, die wir von Anfang an vertreten haben, daß die He anziehung des Besitzes nicht allein im Wege einer Erweiterung der Erbschafts#

Feuilleton des Kölner Local=Anzeiger.

m Edith Bürkners Liebe.

17] Roman von Fr. Lehne.

Da soll doch gleich! Einmal war Kurt schon durchgefallen und nun noch einmal! Und da sollte man nicht die gute Laune und Geduld verlieren?

Mutterchen, du bist so still und siehst so bleich aus! Fühlst du dich nicht wohl? fragte Edith besorgt die Mutter, die am Abend schweigsam, vor sich hinstarrend, am Ofen saß. Während des Abendessens war ihr das nicht so aufgefallen; aber jetzt merkte sie das veränderte Wesen der Mutter, die sonst von einer

gewissen Redseligkeit war.

Du, Mutterchen, unser Thankmar will heute bummeln. Ich glaube, der kommt vor morgen früh nicht heim! Aber was hast du nur, du weinst ja? Du sollst dich doch nicht aufregen! Angstvoll blickte das junge Mädchen auf die Mutter, aus deren

Augen Träne um Träne rann... x. n estta2sg,

Komm einmal her, mein Kind, sagte sie mit zitternder Stimme;setze dich zu mir, ganz dicht so, und nun sieh

Edith war befremdet von der Mutter Art und Weise, die sie ch gar nicht erklären konnte. Sie kniete vor ihr nieder, die Arme um der Mutter Hüften geschlungen, und schlug die schönen Augen voll zu ihr auf.

Edith, sag hast du Herrn Waldow, Marthas Bräutigam,

nern gehabt? am ge

Bei dieser unvermuteten Frage errötete das junge Mädchen

tief

Mutter, wie kommst du darauf?

*Warum antwortest du mir nicht? So ist es also wayr:

Stolz warf Edith den Kopf zurück.

Ja, Mutter, es ist wahr! Ich kann nicht lügen. Ich ihm gut doch das ist nun vorbei! Aber woher weißt du es? Wie kommst du darauf?

besteuerung, sondern und zwar in noch besserem und ge­rechterem Maße auf anderem Wege möglich ist. Ob der Beschluß der konservativen Fraktion die endgültige Stellung­nahme derselben bedeutet, bleibt abzuwarten. Zunächst aber haben die übrigen Parteien das Wort.

Reichstage wurde gestern über den freisinnigen Antrag Ablaß betreffend die Einfuhrscheine beraten. Der Antrag bezweckt eine Abänderung des§ 11 des Zolltarifgesetzes von 1902 in der Richtung, daß die Geltung der Zolleinfuhr­scheine als Zahlungsmittel bei der Zollentrichtung auf die Warengattung beschränkt wird, für welche bei der Ausfuhr der Einfuhrschein erteilt worden ist, also die Wiedereinführung des Identitätsnachweises. Weiterhin verlangt der Antrag, daß die Geltungsfrist der Einfuhrscheine als Zahlungsmittel von sechs auf höchstens drei Monate herabgesetzt wird. Zur Diskussion standen gleichzeitig Petitionen von Müllerverbänden und Hand­werkskammern, die Maßnahmen gegen die übermäßige Ausfuhr von Getreide verlangen, und Eingaben von Gewerbekammern und vom Zentralverband deutscher Bäckerinnungen Germania, welche die Wiedereinführung des Identitätsnachweises befürworten. Die Diskussion über die in dem Antrage Ablaß und in den Petitionen berührte Frage nahm zum Teil einen sehr erregten

In der Streitfrage der Aufhebung oder Wiedereinführung des Identitätsnachweises erklärte Staatssekretär v. Bethmann­Hollweg, daß zwar in neuester Zeit ein starkes Anwachsen der Getreideausfuhr zu bemerken sei, aber man nicht sagen könne, ob es sich hier um eine vorübergehende oder dauernde Erschei­nung handle. Das müsse abgewartet und diese Frage darum mit äußerster Vorsicht behandelt werden. Der Antrag Ablaß und die Petitionen wurden schließlich auf Antrag des Abg. Speck(Zentr.) an die Budgetkommission zur Prüfung über­wiesen. An der Debatte beteiligten sich außer dem Abg. Speck die Abg. Günther, Südekum, Graf Kanitz, Weber, Gothein und Frhr. v. Gamp.

Im Abacordnetenhause wurde gestern die Beratung des

Etats der Ansiedelungskommission fortgesetzt. Graf

raschma(Zentr.) erklärte, daß er den Etat grundsätzlich ableyne. Bei der Ansiedelung in Posen und Westpreußen

eige sich, daß der Protestantismus mit Hülfe von Staatsmitteln den Katholizismus verdränge. Durch eine gewisse Fühlung­nahme mit den Polen werde man der Germanisierung bessere Dienste leisten, als durch die jetzige Polenpolitik, die vom Zen­trum prinzipiell bekämpft werde. Abg. Wentzel(kons.) ver­breitete sich über die Parzellierungen im Osten und über das Genossenschaftswesen, das nicht überhand nehmen dürfe. Minister v. Arnim verteidigte die Polenpolitik, die nur darauf berechnet sei, die Ostmark soweit mit Deutschen zu besetzen, daß diese in

Also auch das noch, murmelte Frau Bürkner. Edith wurde ängstlich, da sie keine Erklärung für der Mutter rätselhaftes Benehmen fand.

So sag mir doch nur

Ja, ich will dir alles sagen, Kind! Also ich war heute nach­mittag bei Hildebrandts," begann sie mit leiser Stimme,und da sagte Martha, daß du in Waldow verliebt gewesen seiest! Ihm wäre das so peinlich gewesen, daß er deshalb ausgezogen sei. Edith preßte die Lippen zusammen, um nicht laut aufzuschreien. Ihr Stolz und ihr Empfinden wurden durch jene Worte tief verletzt. In bitterem Tone begann sie:

Also Martha hat es gesagt? Freilich, die muß es ja wissen! Nein, Mutter, Waldow ist nicht deshalb ausgezogen, weil es ihm peinlich gewesen ist, daß ich ihn liebte, sondern weil er sich vor mir geschämt hat! Denn wir beide hatten uns heimlich mit­einander verlobt!

Edith! rief ihre Mutter schmerzlich überrascht.

Ja, Mutter, so war es. Und Martha hat es gewußt; ich hatte es ihr gesagt! Aber trotzdem bemühte sie sich weiter um Waldow, weil sie in ihn verliebt war. Das war auch der Grund ihrer häufigen Besuche bei uns, ihrer Liebenswürdigkeit und Aufmerksamkeit gegen dich! Ist sie denn nachher noch ge­kommen, als sie seine Brant geworden war? Nein! Es ist ihr wirklich gelungen, ihn mit ihrem Gelde einzufangen, weil er so­viel Schulden hatte und nicht mehr ein noch aus wußte! Edith holte tief Atem.

Glaubst du mir nun, daß ich unsere Kusine besser beurteile als ihr? Du hättest nur ihren Triumph, ihren Hohn sehen sollen, als sie mir von ihrer Verlobung mit Lucian sagte!

Wieder hielt Edith ein Weilchen inne, dann fuhr sie fort:

Und ihren Brautbesuch mit ihm machte sie nur, um mich zu quälen, zu demütigen. Und du freutest dich über den Besuch! Doch lassen wir das jetzt bitte, nicht mehr davon sprechen; für mich ist das längst begraben.

Eine Minute herrschte Schweigen. Edith barg ihren Kopf in den Schoß der Mutter, und diese streichelte leise das blonde

Haar ihres Kindes.

Armes Kind!" flüsterte sie bewegt.Und davon hab' ich

der Lage seien, dem Vordringen der Polen Widerstand zu leisten. Bei der Ansiedelung müsse darauf gesehen werden, daß die An­siedler auf der Scholle blieben und nicht polonisiert würden. Die Pastorisierung der Katholiken sei sehr schwierig. Von einer fortschreitenden Protestantisierung katholischer Landesteile könne nicht die Rede sein. Abg. Aronsohn(frs. Volksp.) bemängelte, daß zu wenig Kaufleute und kaufmännische Gesichtspunkte in der Ostmarkenpolitik Verwendung fänden. Abg. v. Schoenaich (Kons.) erklärte, daß es viele loyale Polen gäbe und daß nur eine Komplikation mit unserem östlichen Nachbar diese Loyalität gefährden könne.

Abg. Dr. Hahn verteidigte den Bund der Landwirte gegen die auf dem Ansiedlertag in Gnesen erhobenen Vorwüfe. Der Etat der Ansiedlungskommission wurde alsdann gegen die Stimmen des Zentrums und der Polen angenommen. Hierauf kam der Antrag des Abg. v. Böhlendorff=Kölpin(kons.) zur Ver­handlung, der eine Abänderung der Kreisordnung für die sechs alten Provinzen dahin fordert, daß für die Wahlberechtigung der Wahlverbände der größeren ländlichen Grundbesitzer von dem Mindestbetrage an Grund= und Gebäudesteuer wenigstens die Hälfte auf die Grundsteuer entfallen müsse. Die weitere Be­ratung des Antrags wurde auf Samstag vertagt. Ein Antrag des Abgeordneten von der Recke=Volmarstein(konservativ) betreffend die Heranziehung der Stadt= und Landgemeinden zu den Kreis= und Provinzialabgaben wurde nach kurzer Debatte der verstärkten Gemeindekommission zur Vorberatung überwiesen. Schließlich ging ein Antrag des Abg. von Woyna(kons.) auf Annahme eines Gesetzentwurfs, welcher die Berechtigung zur Ent­eignung von Grund und Boden am RheinWeser=Kanal und am Großschifffahrtswege BerlinStettin bis 1913 ausdehnen will, an eine besondere Kommission von 14 Mitgliedern: Die nächste Sitzung findet am Samstag statt; auf der Tagesordnung stehen Initiativanträge.

8 Rheinische Zentrumspartei. Die diesjährige Früh­

jahrsversammlung des Provinzialausschusses der Rhei­nischen Zentrumspartei, die am letzten Dienstag in der Bürger­gesellschaft zu Köln stattfand, konnte sich eines recht guten Besuches erfreuen. Vor Eintritt in die Tagesordnung gedachte der Vor­sitzende, Hr. Reichs= und Landtagstabgeordneter Trimborn, in ehrenden Worten der seit der letzten Sitzung verstorbenen rhei­nischen Abgeordneten Grafen Hompesch und Geheimrat Ruegen­berg. An den neuen Vorsitzenden der Fraktion Frhrn. v. Hertling wurde ein Telegramm gesandt. Bei Besprechung der Reichstags­ersatzwahlen in Adenau=Cochem=Zell und Düren=Jülich drückte die Versammlung einmütig ihr lebhaftes Bedauern aus über die Absplitterungen, welche dort in der eigenen Partei zutage getreten sind. Nach Erledigung verschiedener geschäftlicher Angelegenheiten nahm der Ausschuß den Jahresbericht des Generalsekretariats sowie den Kassenbericht entgegen. Daran schloß sich die Fort­

Nachmittags.

Ich wollte für Thankmar ein gutes Wort einlegen, damit der arme Junge es nicht so schwer hat; aber der Onkel hat es mir rundweg abgeschlagen und uns noch obendrein beleidigt deinen guten Vater und mich! Der gönnt uns nur nicht, daß Thankmar so gut gelernt hat und studieren möchte, weil seine Söhne nichts taugen und es zu nichts gebracht haben! Deshalb frage ich schon gar nicht nach ihnen!

Sie schwieg erschöpft, von der Erinnerung überwältigt.

Mutterchen, hättest du uns nur ein Wort von deinem Vorhaben gesagt, so wäre dir das erspart geblieben. Auf keinen Fall hättest du zu Hildebrandts gehen dürfen. Siehst du, du hast uns immer nicht glauben wollen!

Edith streichelte dabei die Hände der Mutter, die wie ge­brochen in ihrem Stuhle saß.

Wir erzählen Vater und Thankmar vorläufig nichts davon. Und zu Hildebrandts gehen wir nicht mehr; wir brauchen

Edith, im Mai oder Juni soll Hochzeit sein, sagte Frau Bürkner mit leiser Stimme.

Ein Schatten flog über das schöne Gesicht Ediths, dann aber lächelte sie gleich wieder.

Sei ohne Sorge, Mutterchen! Mögen die beiden miteinander glücklich werden, neidlos will ich es ihnen gönnen! Nun ich aber weiß, welche Aufregungen der heutige Tag für dich gehabt hat, bestehe ich darauf, daß du sofort zu Bett gehst. Nein, nein, keine Widerrede!" Liebevoll war das junge Mädchen um die Mutter bemüht, bis diese im Bett lag. Sie glättete die Decke noch einmal und wollte sich eben entfernen, als Frau Bürkner mit schwacher Stimme sagte:

Edith, gib mir nur meine Tropfen, ich weiß nicht, mir! so seltsam ich bin doch ein bißchen aufgeregt

Mutter! rief das junge Mädchen, von banger Ahnung erfaßt,Mutter, soll ich nicht lieber zum Arzt gehen?