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Nr. 299. 22. Jahrgang.

General-Anzeiger für die rheinische Hauptstadt. 2 Kölner Fremdenblatt.

Geschäftsstelle: Fernspr. 420. Köln, Donnerstag, 29. Oktober 1908.

E

Redakt.: 5231, 5232, 5233,5234 Heute 12 Seiten.

das Neueste vom Tage.

Die am Dienstag vom Bundesrat angenommenen Vorlagen zur Reichsfinanzreform wurden alsbald zum Druck ge­geben und werden dem Reichstage unmittelbar bei seinem Zusam­mentritt am 4. November zugehen.

In der Kommission des Reichstages für die Novelle zur Gewerbekommission stellte zu Paragraph 137 die Zentrums­partei folgenden Antrag: Verheiratete Frauen dürfen höchstens neun Stunden täglich, Samstags höchstens sechs Stunden beschäftigt werden. Ein Regierungsvertreter erklärte, die Re­zierung sei nicht in der Lage, dem Antrage zuzustimmen. Ueber den Zentrumsantrag wurde getrennt abgestimmt. Die For­derung der neunstündigen Arbeitszeit für verheiratete Arbeiterinnen vurde abgelehnt. Der zweite Teil des Antrages, an Samstagen

ine sechsstündige Arbeitszeit für verheiratete Frauen festzusetzen, vurde gegen die Stimmen der Nationalliberalen, der Konservativen

Und der Freisinnigen angenommen. Angenommen wurde ferner ein Intrag der Reichspartei, welcher bestimmt, daß für alle Arbeite­einnen die Arbeitszeit an Samstagen auf acht Stunden festgesetzt ird, deren Dauer über 5 Uhr nachmittags nicht hinausgehen soll. Leiter fand ein Antrag der Sozialdemokraten Annahme, nach selchem die Nachruhezeit für Arbeiterinnen zwischen 8 Uhr abends nd 6 Uhr früh fallen soll.

In bessen sanden gestern die Landtagswahlen statt. Im lgemeinen blieb der Besitzstand der Parteien gewahrt. Nur in Dainz unterlagen die beiden bisherigen sozialdemokratischen Ab­eordneten gegen die beiden verbündeten Parteien Zentrum und

ationalliberale Partei.

Für heute ist wieder ein Aufstieg des Zeppelinschen uftschiffes gepirant, an dem der kommandierende Ge­des 13.(Württembergischen) Armeekorps, Herzog Albrecht emberg, teilzunehmen beabsichtigt. Da in den Morgen­r<space> s e h r<space> s t a r k e r<space> N e b e l<space> h e r r s c h t,<space> w i r d<space> d e r<space> A u f s t i e g<space> v o r a u s ­<space> chtlich am frühen Nachmittag stattfinden. Während die Reichs­im Laufe des gestrigen Tages wieder abgereist sind, nur Professor Dr. Hergesell noch einige Zeit hier zu blei­u. Fur die nächsten Tage ist eine Dauerfahrt nicht beabsichtigt.

Aus Traunstein wird gemeldet: Am Erlstätter Berg fuhr ienstagabend das Automovil des amerikanischen Kapitäns siener eine hohe Straßenböschung hinab und überschlug sich. Der abnän blieb unverletzt. Seine Begleiterin, Betty Bettin, eine entnerin aus Chile, sowie der Chauffeur wurden getötet.

Gestern mittag erschienen vier Personen in der Filiale der Com­reial=Banl in Neu=Pest und raubten dort unter Bedrohung des sonals mit Waffen und nachdem sie die Telephondrähte durch­hmitten hatten, 42 000 Kronen. Die Räuber sind mit ihrer Beute

nttommen.

Montenegro hat sich bei der russischen Regierung in drohen­em Tone vernehmen lassen. Es werden unüberlegte Entschlüsse sedroht, wenn keine Gebietsentschädigung gewährt werden sollte.

England, Frankreich und Rußland haben in der bulgarischen

Gauorstadt Sofia den Rat erteilt, durch eine nach Konstantinopel zu entsendende besondere Gesandtschaft eine Verständigung mit der Pforte über die Anerkennung der Unabhängigkeit Bulgariens zu versuchen.

Die Lehrerbesoldungsvorlage.

Das Abgeordnetenhaus hatte gestern hohen Besuch. Der Kronprinz, welcher sich bekanntlich in allen Zweigen der Ver­waltung zu informieren bestrebt ist, wohnte der Sitzung in Be­gleitung seines Adjutanten in der königlichen Loge bei, woselbst er vom Präsidenten von Kröcher begrüßt wurde. Auf der Tagesordnung stand die erste Beratung des Lehrerbesoldungs­gesetzes. Die Debatte darüber eröffnete der konservative Abge­ordnete v. Ditfurth, welcher die Grundlage der Vorlage be­grüßte und einige Aenderungen, insbesondere zur Bildung größerer Besoldungskassen für eine gleichmäßige und gerechte Verteilung der Volksschullasten befürwortete.

Während sich Abg. v. Ditfurth eingangs seiner Rede meyr auf die äußere Vorgeschichte der Lehrerbesoldung beschränkte, unter­nahm es Zentrumsabgeordneter Dr. Glattfelter, aus der inneren Vorgeschichte eine Reihe bemerkenswerter Einzelheiten zur Sprache zu bringen. Die Gegenüberstellung der heutigen Novelle zu dem Lehrerbesoldungsgesetz vom Jahre 1897 schlug im ganzen zum Vorteil der ersteren aus. In der alten Besol­

fand sich als bemeglicher veränderlicher Faktor die

der Gemeinde umgaben, mit ihren Anforderungen eine dem Amte entsprechende Lebenshaltung. Bei der Bewertung der aus den ört­lichen Verhältnissen entspringenden Verschiedenartigkeit in der Bemessung von Zulagen fehlte ein objektiver Maßstab, das sub­jektive Ermessen der Gemeindevertretungen hatte einen weiten Spielraum. Die bunte Verschiedenheit zeitigte eine weit ver­breitete Unzulänglichkeit in der Besoldung von Lehrern und Lehrerinnen. Redner erkannte an, daß die neue Vorlage die Voraussetzung für eine größere Einheitlichkeit in der Lehrerbe­soldung gibt, doch lassen sich abermals zwei Gruppen unter­scheiden, eine der Gleichheit und eine der Ungleichheit, die Gegen­überstellung von Stadt und Land. Namentlich in letzterer Be­ziehung hob Redner hervor, sei es durchaus unrichtig, daß die Verhältnisse auf dem Lande billiger seien als in der Stadt. Auch den Lehrerinnen bat Redner in der Vorlage mehr gerecht zu werden, da sie in ihrem opferfreudigen Wirken ihren männlichen Kollegen keineswegs nachstehen. Wenn sich der Finanzminister auch vorgenommen habe, jede Mehrforderung abzulehnen, so wird er wohl, wie der Redner unter Heiterkeit des Hauses ausführte, sich entschließen, in sein Portemonnaie etwas mehr als 30 Mil­lionen für Lehrer und Lehrerinnen zu legen. Bemerkenswert war auch des Redners Anregung, die im Privatschuldienst ver­brachten Jahre den Lehrern in Anrechnung zu bringen. Der großzügige Schluß der Ausführung des Zentrumsredners wurde von reichem Beifall gekrönt.

S Kölnischer Geschichtskarender. hundert)

29. Oktober.

1871 Errichtung der Bank für Rheinland und Westfalen in

1875 Die Regierungsräte Schnitzler und Linnig wollen als Kommissarien gemäß dem Gesetz vom 11. Mai 1873 das Priesterseminar einer vollständigen Revision unterziehen. Nach dem Gesetz fielen auch die Priesterseminareunter Aussicht des Staates. Wenn sie sich der Re­vision widersetzten, konnte der Minister der Geistlichen Angelegenheiten die der Anstalt gewidmeten Staatsmittel einbehalten oder die Anstalt schließen". Ersteres war schon 1873, als die erste Revision versucht wurde, geschehen. Da der Präses des Seminars auch jetzt die Revision verweigerte, wurde die Schließung der Anstalt verfügt.

1883 Eine allgemeine Bürgerversammlung beschließt,sich an die betr. Behörden mit dem Wunsche zu wenden, daß mit Rücksicht auf den Still­stand, welchen Köln in seinen Handelsverhältnissen erfahren hat, die geeigneten Schritte getan werden, um eine Lagerhausanlage mit den nötigen Quai= und Hafenanlagen und Eisenbahnverbindungen herzustellen" und wählt einen Arbeitsausschuß. Eröffnung der Abon­nementskonzerte der Kapelle des 40. Regiments im Fränkischen Hof. Dieselben fanden von nun ab jeden Winter statt.

1887 Die Ursulinen kommen aus Belgien in ihr altes Kloster zurück

Abg. Schiffer(ntl.) sprach sich für die grundsätzliche Gleichstel­lung der Lehrer in Stadt und Land aus, sicherte Berbesserungsvor­schlägen seine Zustimmung zu und bedauerte, daß in dieser Vor­lage nicht Abtrennung der niederen Küsterdienste vom Lehrer­amte vorgenommen sei. Ministerialdirektor Dr. Schwartz= kopff bemerkte, daß die Regierung bestrebt gewesen sei, zwischen den verschiedenen Ansichten und Strömungen über die Lehrer­besoldung einen Kompromiß herzustellen und eine mittlere Linie zu finden. Nicht nur die Wünsche der Lehrer, sondern auch die Interessen der Gemeinden und der Steuerzahler hätten Berück­sichtigung finden müssen. Es gehe doch nicht an, daß die Ge­meinden Besoldungserhöhungen bewilligen, die der Staat nachher bezahlen müsse.

Der Führer der Freikonservativen, Freiherr v. Zedlitz trat entschieden für absolute Gleichstellung der Stadt= und Landlehrer ein. Namentlich erklärte er die Ortszulagen nicht nach seinem Geschmack. Ohne gerade viel Neues vorzubringen, sprach danach der Vertreter des Berliner Kommunalfreisinns Abg. Cassel fast über eine Stunde.

Feuilleton des Kölner Local=Anzeiger. 29. Okt. 1908.

D des Herzens

Original=Roman von Richard Kettnacker.

In jeder besseren Bürgerfamilie war er ein stets will­immener Gast. Diese Gunst wurde ihm namentlich in

m Hause des Kommerzienrats Schönborn zuteil, und sieses Haus übte auch von Anfang an auf ihn eine be­ndere Anziehungskraft. Der Sohn des Hauses, Rudolf, stand gleichem Alter mit ihm. Er befand sich bei der nämlichen tudentenkorporation und hatte gleich bei dem ersten fröhlichen ssammensein jene Zuneigung in dem Herzen des jungen Grafen weckt, deren Wirkung in der Regel eine bleibende ist. Die Amlie Schönborn erfreute sich eines großen Ansehens in Botin, stich der Kommerzienrat sich aus den niedrigsten Schichten des e- zu seiner hervorragenden Stellung heraufgearbeitet hatte. alfred verkehrte täglich in dem gastlichen Hause, wo er für nie Neigungen die willkommenste Anregung fand. Die Frau Emmerzienrätin war früher Lehrerin an einem Pensionate ge­esen und zeichnete sich durch ein hervorragendes musikalisches nient aus. Diese Gabe war auf die einzige Tochter Clementine Iegangen und verlieh den geistigen und körperlichen Vor­gen des 18jährigen Mädchens einen noch höheren Reiz. Alfred eite hald, daß es nicht die Freundschaft für den Bruder allein sit, die ihn mit unwiderstehlicher Gewalt nach dem Hause des eimerzienrats zog. Mit wachsender Stärke regte sich in seinem stig jenes Gefühl, durch welches so oft das ganze Leben den Peidenden Anstoß erhält. Bei der Charaktereigentümlichkeit sungen Mannes konnte es nicht fehlen, daß dies bei ihm der " war. Er war sich der Tragweite seiner Empfindungen auch ##tenvoulen Umfange bewußt und hatte mit Rücksicht auf rie Jesellschaftliche Stellung und die ihm wohlbekannten An­etigen seiner Familie gegen deren Einfluß zu kämpfen gesucht.

in zu bald sah er das Vergebliche dieser Bemühungen der und sein Herz von jener innigen und opferfreudigen, undentegbaren Liebe zu der lieblichen Schwester des Freundes

durchglüht, die entweder das höchste Glück auf dieser Erde be­reitet, oder Wunden schlägt, welche keine Zeit und kein Balsam mehr heilt. Nach dieser Ueberzeugung gab es für ihn nur noch einen Weg: mit der ganzen Kraft des Willens nach dem schönen Ziele zu ringen, dessen Erreichung ihm trotz der vielfachen ent­gegenstehenden Hindernisse nicht unmöglich erschien. Mit wonnigem Entzücken bemerkte Alfred, daß auch er dem Mädchen nicht gleich­gültig war. Diese Wahrnehmung beglückte ihn und besiegelte seinen Entschluß. Gleichwohl verriet er weder Clementinen noch sonst jemand von seinen Wünschen und Hoffnungen ein Wort. Er wollte vorher bei seiner Familie die nötigen Schritte tun, um dann des Gelingens um so sicherer zu sein. Da trat ein Ereignis ein, infolgedessen dieser Vorsatz wenigstens für eine Zeitlang hinfällig ward. Rudolf wurde bei einer Waldpartie von einem Insekt am Halse gestochen. Das Uebel verschlimmerte sich mit rasender Schnelligkeit. Es trat Blutvergiftung ein und nach wenigen Tagen war der hoffnungsvolle junge Mann tot.

Dieser furchtbare Schlag rief begreiflicherweise eine ungeheure Aufregung in der schwergeprüften Familie hervor. Die Eltern verzweifelten fast und Clementine stand mit Alfred fassungslos und geknickt neben der Bahre des Bruders. Der gemeinsame Schmerz bildete die Brücke für den Austausch dessen, was sich noch unausgesprochen im Innern der beiden verbarg. Es bedurfte keines Wortes, keines Geständnisses. Ein einziger Blick genügte, um beiden die Ueberzeugung zu geben, daß als Ersatz für den schweren Verlust ein süßes Glück in ihre Herzen einzog.

Der Tod Rudolfs änderte an den Verhältnissen des Grafen zu der Familie des Kommerzienrats nichts. Er verkehrte nach wie vor in dem traulichen Kreise und es erfüllte ihn mit inniger Genugtuung, daß das Entgegenkommen der Mutter einen noch herzlicheren Charakter annahm. Dies änderte sich auch nicht, als er zur Genügung seiner Militärpflicht als Einjährig=Frei­williger in das Königshusarenregiment eintrat, welches in Bonn lag. Fast kein Tag verging, ohne daß er einen Besuch in dem hübschen Landhaus machte, das Schönborn sich ziemlich außer­halb der Stadt gebaut hatte. In diesem idyllischen Heim suchte und fand der vielbeschäftigte Mann, der eine große Fabrik be­trieb, Erbolung und Ruhe nach den vielfachen Aufregungen.

Mühen und Widerwärtigkeiten, welche erfahrungsgemäß ein so vielseitiges Geschäft mit sich bringt.

Auch jetzt befand sich Alfred auf dem Wege dabin. Er schritt an den Häusern der Vorstadt entlang bis zu der Eingangspforte eines parkähnlichen Gartens, die halb offen stand. Er trat ein. Lautlos ging er über den weichen Sandboden, zwischen den duftenden Blumenbeeten, Bosketts und Rabatten nach einer Seite, aus welcher er die Klänge eines Piano vernahm. Er blieb stehen und lauschte. Nach einigen kurzen Präludien ver­mischte sich mit den Tönen des Instruments eine weibliche Stimme und der junge Mann hörte folgendes Lied:

An den Weiden vor der Mühle Ruht' ich oft beim Mondenschein,

Schaute stumm und traumversunken In den klaren Bach hinein.

Sah die Fischlein auf dem Grunde Und ihr fröhlich neckend Spiel,

Sah manch Blättchen lustig tanzen,

Das vom Baum ins Wasser fiel.

Seltsam tönt der Mühle Klappern,

Wie ein Klagelied kam's mir vor,

Und gleich fernem Geisterflüstern Traf der Wellen Schlag mein Ohr.

Durch die Seele fühlt ich ziehen Einer heißen Sehnsucht Drang,

Die ich nicht zu deuten wußte Viele, viele Jahre lang.

Weit umher bin ich gekommen, Fremde Länder sah ich viel,

Doch ich kehrte gerne wieder Heim zum trauten Räderspiel.

Zu der waldumrauschten Mühle An des kleinen Baches Rand,

Nicht allein, denn weltvergessen Drückt' ich deine lieve Hand. Zagend senkt ich meine Blicke In dein Auge süß und mild Sieh da fiel der dunkle Schleier,

Und mein Sehnen war gestillt!