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General-Auzeiger für die rbeinische Hauptstadt.* Kölner Fremdenblatt.
Nr. 290. 22, Jahrgang. Geschäftsstelle: Fernspr. 420. Köln, Dienstag. 20. Oktober 1900. Redakt.: 5231, 5232, 5233,5294 Heute s2 Seiten.
Das Neuefte vom Tage.
Zur bevorstehenden Vermählung des Prinzen August mit der Prinzessin Alexandra Viktoria zu Holstein=Glücksburg trafen gestern Prinz Heinrich, Prinzessin Heinrich und die Prinzessin Friedrich Karl von Hessen in Berlin ein.
Der Kronprinz trifft Sonntag in Friedrichshafen beim Grafen Zeppelin ein.
Der Zentrucksabgeordnete Dr. Licht, der den Wahlkreis Bernkastel=Wittlich vertrat und erst bei den jüngsten Wahlen in den Landtag gewählt worden war, ist im Alter von 47 Jahren gestorben.
Die Münchener Ausstellung wurde gestern geschlossen. Der erzielte Reingewinn beträgt über 400000 M.
Den drei Redakteuren des Halle'schen sozialdemokratischen Volksblattes ist gekündigt worden, weil sie die Beschlußfassung des Parteitages in Nürnberg über die Budgetfrage kritisiert hatten. Wer nicht pariert, der fliegt.
Ein bekannter Luftschiffer wandte sich in einer Eingabe an den Kaiser mit der Bitte. daß eine kaiserliche Ordre ergehe, den maßgebenden Stellen größte Geheimhaltung in allen Motorluftschiffragen zur Aufgabe zu machen; namentlich solle über Konstruktionseinzelheiten der Motore jede Aeußerung unterlassen werden.
In St. Petersburg herrschte gestern morgen 6 Grad Kälte.
Aus verschiedenen Grenzorten, wie Passau, Eger und Cattaro wird die Beschlagnahme bedeutender Sendungen von Waffen und Munition nach Serbien gemeldet.
In der Nacht zum Sonntag überschritt eine montenegrinische Bande die bosnische Grenze. Bei einem Zusammenstoß mit österreichisch=ungarischen Truppen blieben vier Mann am Platze. Die Montenegriner äscherten ein bosnisches
Dorf ein.
In Belgrad wurde der deutsche Militärattachee von einem serbischen Gendarmen beleidigt, der den Attachee als einen österreichischen Spion verhaften wollte. Der Ministerpräsident erschien auf der deutschen Gesandtschaft und entschuldigte sich im Namen der Regierung.
Die serbische Regierung hat unter Hinweis auf die Kundgebungen gegen Oesterreich alle Versammlungen in den Straßen und öffentlichen Plätzen, die nicht bei der Polizei gesetzmäßig angemeldet sind, verboten.
Böhmischer Parlamentskarneval.
In Böhmen liegen sich die Deutschen und die Tschechen wieder wegen nationaler Forderungen böse in den Haaren. Da die Deutschen im böhmischen Landtage in der Minderheit sich befinden und ihre Forderungen nicht durchsetzen können, haben sie zu dem Mittel der
Obstruktion gegriffen, um die Tätigkeit des Landtages lahm zu legen. Was es da für ergötzliche Szenen gibt, das zeigt folgender „Sitzungsbericht" vom letzten Mittwoch, der sich eigentlich wie der Bericht über eine Karnevalssitzung liest. Da ruft z. B. ins Haus hinein unter großer Heiterkeit Abg. Iro: Holt's den Klofac aus Belgrad![Der tschechische Abgeordnete und Führer Klofac ist zu Agitationszwecken in Serbien herumgereist.]— Glöckner: Der König von Serbien ist der Klofac. Wenn der Peter einmal abgemurkst wird, dann kommt der Klofac daran.(Große Heiterkeit bei den Deutschen.)— Das Wort erhält sodann Abg. P. Walters(christlich sozial).— Dr. Sobotka(tschechischer Liberaler) Oremus!— P. Walters: Sie hätten notwendig, zu beten!(Lebhafter Beifall bei den Deutschen.)— Choc(tschechischer Liberaler): Los von Rom! Los von Rom! Und noch einmal: Los von Rom!— Frengl: Choc, sind Sie ruhig!(Rufe zu P. Walters: Sprechen Sie lauter!)— P. Walters(mit erhobener Stimme): Hoher Landtag!(Beifall bei den Deutschen und Bravorufe.)— P. Walters: Höchster Landtag!— Choc: Das war eine schöne Jungfernpredigt, Hochwürden!— Walters: Ist sie gelungen?— Choc: Natürlich!— Walters: Ich danke Ihnen für Ihre Zustimmung.(Lebhafte Heiterkeit. Abg. Choc entfernt sich.)— Abg. Herold: Aber lieber Freund Choc, bleiben Sie doch da!(Rufe bei den Deutschen: Choc, Choc, verlassen Sie uns nicht!)— Iro: Will denn der Choc auch nach Belgrad gehen? Es ist ja schon Klofac dort!
Auf den im weiteren Verlaufe der Sitzung gemachten Zwischenruf „Büberei“ eines Abgeordneten kommt es zu einer stürmischen Szene. Abg. Herold beschwichtigt und sagt: Aber mit einem solchen Herrn spricht man überhaupt nicht.— Während dessen begeben sich mehrere tschechische Abgeordnete zu den Sitzen der Deutschen, worauf diese stürmisch rufen: Hinweg von unseren Sitzen, das ist unser Gebiet!— Rufe bei den Tschechen: Aha! Deutsches Sprachgebiet!— Rufe bei den Deutschen: Ja, so ist es, nur hinweg von hier! Marschiert!— Dr. Sobotka: Das Vaterland muß größer sein!— Glöckner zu Abg. Sobotka: Gehen Sie doch mit Klofac nach Serbien. Vielleicht werden Sie dort Minister.— Mayer (Eger): Der Klofac wird serbischer Hofrat!— Abg. Hackel: Er hat ja schon den Sava=Orden bekommen!— Während einer Abstimmung kommt es zu einem stürmischen Zwischenfall zwischen den Abgeordneten Wolf und Klofac.— Wolf: Was wollen Sie denn? Ich habe geglaubt, Sie sind noch in Serbien.(Rufe: Allslawischer Emissär!)— Klofac: Ihr Deutschen freßt am meisten von Rußland!— Mert(Jungtscheche): Rußland ärgert euch!— Klofac: Wartet nur, bis wir eure deutschen Fabrikanten hinauswerfen werden!— Was belfern Sie mich an?— Rufe bei den Deutschen: Wenn einmal der serbische Thron erledigt ist, dann glaubt er, daß er wohl daran kommt! Abg. Klofac: Leute wie Glöckner und Wolf wollen Kulturträger auf dem Balkan sein!— Abg. Dr. Sobotka: Abgeordneter Glöckner als Kulturträger! Das ist klassisch.
Am Donnerstag wurde es noch besser. Nach einer Obstruktionsrede des Abg. Wüst erhält der Tscheche Svehla das Wort zu einem formalen Antrage. Da er heftig die deutschen Parteien angreift, kommt es zu wilden Lärmszenen. Abg. Glöckner erfaßt eine Urne, trommelt darauf und ruft unter großem Gelächter der Deutschen: „Das sind die Röhren von Pont a Mousson“.[Der Prager Gemeinderat, in der die Tschechen die Mehrheit haben, hat kürzlich statt dem österreichischen Eisensyndikat der französischen Gesellschaft Pont a Mousson eine große Eisenröhrenlieferung aus Haß gegen
Feuilleton des Kölner Local=Anzeiger. 20. Okt. 1908.
G Bernhard von der Eiche.
[24] Roman von Baronin Gabriele von Schlippenbach.
„Friedrich!“
Herta erwachte aus ihrem Schlummer, lautes Lachen hatte sie geweckt. Sie sah eine Gesellschaft auf sich zukommen, an ihrer Spitze Thea Schönhausen.
„Also hier findet man dich endlich,“ rief die Malerin,„wir konnten es uns gar nicht erklären, wo du steckst. Das ist nicht hübsch, daß du durchgegangen bist.“
Thea küßte die bleiche Wange Frau von Randens.
Auch Mandel war da und einige von denen, mit denen Herta die Akademie besuchte, und es schien ihr, als ob alle sie halb mitleidig halb schadenfroh betrachteten. Alfredo wollte den Schwerenöter spielen und Herta Komplimente sagen, wurde aber von Thea kurz abgefertigt. In ihrer kategorischen Art sagte sie: „Ihr geht voraus zum Wirtshause und bestellt das Abendessen; ich habe mit meiner Freundin zu reden und will nicht gestört werden. Punktum, vorwärts!"
Lachend gehorchten die übrigen. Mandel warf einen seiner brennenden Blicke auf Herta und entfernte sich mit offenkundigem Bedauern.
„Nun, Schatz, es ist dir wohl nicht gut gegangen, sagte Thea und schiebt den Arm in den der jungen Frau.„Man sieht es dir an, daß du keine Seide spinnst. Warum um alles in der Welt hast du dich gedrückt? Ich muß sagen, daß ich ziemlich gekränkt bin. Ich erfuhr durch die Kollegen, daß du nicht mehr die Akademie besuchst; da dachte ich, daß du doch zu mir kommen würdest. Brauchst du Geld? Sage es offen. Ich habe gerade zwei kleire Skizzen verkauft, natürlich für einen Schleuderpreis, aber für einen guten Freund habe ich gern etwas übrig.“
Herta ließ den Wortschwall geduldig über sich ergehen. Sie fühlte sich von Theas Gutmütigkeit wohltuend berührt. Endlich ein Mensch, der ihr Interesse erwies in ihrer Verlassenheit.
„Nein, nein, liebe Thea, ich brauche nichts," versetzte Herta. „Ich verdiene so viel, als ich gerade nötig habe.“
„Na, viel kann es nicht sein, siehst etwas reduziert aus,“ meinte Thea in ihrer burschikosen Art. Für wen malst du denn?“
„Für den Laden von Münster und Strauß; Beyerstein riet mir dazu— als— als er mir sagte, daß ich kein Talent habe.“ Ueberhastend fielen die letzten Worte über Hertas Lippen.
„So— hm— na, es tut mir leid, ich hatte mehr in dir vermutet, hätte dir sonst wirklich nicht zugeredet herzukommen.“
„Und wie geht es dir?“ fragte Herta, die das Gespräch von sich abzulenken wünschte.
„Mein Bild ist von der Kunstausstellung abgelehnt,“ entgegnete die Schönhausen verdrießlich,„sie verstehen dort nichts von der wahren Kunst. Ich nehme es mir aber nicht sonderlich zu Herzen. Weißt du, ich heirate nach sechs Wochen.“
„Mandel?“ fragte Herta lebhaft.
„I bewahre," lachte die Malerin,„einen Kolonialwarenhändler in der Arcisstraße, einen wohlhabenden, älteren Witwer mit drei Kindern; du kannst mir Glück wünschen.“
Herta tat es herzlich.„Liebst du ihn?" fragte sie.
„Das nun gerade nicht, aber ich habe die Absicht, ihm eine gute Frau zu sein. Ich freue mich, ein eigenes Heim und einen Menschen zu besitzen, der mir das bietet, was ich entbehre: Ruhe und Wohlleben. Es hat mir oft in meinem jetzigen Dasein gefehlt.“
Thea sah sehr zufrieden aus. Es gab Herta einen Stich ins Herz. Das, was die Malerin so hoch schätzte, die Freiheit und Ungebundenheit des Künstlerlebens, gab sie auf, um die Gattin eines Mannes zu werden, der ihr nicht einmal lieb war. Aber hatte es Herta nicht ebenso getan? Auch sie heiratete Randen ohne Liebe.
Thea fuhr fort, allerlei zu erzählen, sie bemerkte nicht, daß ihre schweigsame Gefährtin kaum hinhörte.
„Du kommst doch natürlich als mein Gast mit ins Wirtshaus zum grünen Baum, Liebste?“ äußerte die Schönhausen.
„Nein,— ich— kann nicht, ich habe Kopfweh. Hier kommt gerade die Bahn, lebe wohl, Thea—“ Hastig stieg Frau von Randen ein.
S Kölnischer Geschichtskalender.
20. Oktober.
1861 Der Bassist Karl Formes gibt in seiner Vaterstadt Mülheim ein Konzert zugunsten des Neubaus der kath. Kirche, bei welchem der Kölner Sängerbund mitwirkte.
1870 Isabella II., frühere Königin von Spanien, nebst Kindern und Gefolge nimmt auf ihrer Reise von Belgien nach München einstündigen Aufenthalt in Köln.(Daß es die Königin gewesen sei, wurde später von München aus in Abrede gestellt.)
1878 3. Deligiertenversammlung des Bezirksverbandes der Altkatholiken von Rheinland und Westfalen.
1887 Gründung des Westdeutschen Vereins homöopathischer Prak tiker zu Köln.
1888 Gründung eines Volapüka=(Weltsprachen=)Klubs in Deutz.
das Deutschtum übertragen.] Ein Diener trägt die Urne aus dem Saale. Abg. Svehla beantragt schließlich Schluß der Debatte Unter großem Lärm melden sich mehrere deutsche Abgeordnete zun Worte. Der Oberstlandmarschall erklärt aber, er könne eine Debatte nicht zulassen. Zur Abstimmung meldet sich Abg. Bachmann. Der Lärm dauert inzwischen unvermindert fort. Die Tschechen nähern sich den deutschen Bänken, wo ihnen Papierröhren entgegen gehalten werden. Der tschechische Abg. Karta wirft plötzlich dem Abg. Wol Zuckerstücke zu. Wolf stürzt nun auf Karta los und schlägt ihm auf die Hand und will ihn ohrfeigen. Da trennen andere Abgeordnete die Streitenden. Es kommt zu einem förmlichen Handgemenge, es wird hin= und hergestoßen, die Abgeordneten drängen sich und schreien wild durcheinander.
Aus den deutschen Reihen fliegt plötzlich ein Tintenfaß zu den Tschechen hinüber, dieselben beschmutzend. Die Tschechen rufen in tobender Erregung:„Das wird Wolf büßen!“ Sie glauben, daß Abg. Wolf das Tintenfaß geschleudert habe. Wolf stellte jedoch die Tat in Abrede. Der Lärm wird toller. Man stößt und schlägt sich mit den Fäusten. Einzelne Abgeordnete springen auf die Bänke und Stühle und erheben ein fürchterliches Geschrei. Man hört gellende Pfiffe. Der Oberstlandmarschall schwingt die Glocke mit solcher Kraft, daß sie entzwei springt. Er verläßt hierauf den Präsidententisch und unterbricht die Sitzung. Der Lärm läßt nicht nach. Die Abgeordneten beschimpfen und stoßen einander. Die Kleider einzelner Abgeordneter sind zerrissen, andere Abgeordnete haben Kratzwunden im Gesicht. Um vier Uhr erscheint der Oberstlandmarschall wieder im Saale und diktiert einem Stenographen, daß er die Sitzung schließe und die nächste Sitzung für morgen 11 Uhr vormittags anberaume.
Die Abgeordneten verbleiben lärmend und einander stoßend noch
„Schade!“ rief die Schönhausen.„Auf Wiedersehen!" Ers als die Elektrische verschwunden war, fiel es ihr ein, daß sie versäumt hatte, nach Hertas Adresse zu fragen. In ihrer leichtlebigen oberflächlichen Art dachte Thea aber nicht weiter an die Freundin.
Als Herta das nächste Mal die bestellten Arbeiten zu Münster und Strauß brachte, fand man allerlei daran auszusetzen und der Preis wurde herabgedrückt. Mutlos und traurig schlich sie durch die heißen Straßen ihrer elenden Wohnung zu. Unterweas bot eine Blumenverkäuferin ihr herrliche Rosen an.
„Es ist sehr leichtsinnig, sie zu kaufen, wenn man so arm ist,“ dachte Frau von Randen.
Aber sie tat es doch und zahlte den für ihre Verhältnisse hohen Preis. In ihrer dürftigen Stube stellte sie die Rosen in eine schadhafte Vase, die sie von ihrer Hauswirtin erbat. Sie legte das große, von Münster u. Strauß erhaltene Paket beiseite, es waren zwölf Fächer und sechs Visitenkartentäschchen, die sie in drei Wochen malen sollte. Professor Beyerstein und seine Frau waren im Hochgebirge. Ein Gefühl grenzenloser Verlassenheit schlich lähmend über Herta. Wie süß dufteten die Rosen. Der Duft erinnerte sie an Randenhagen, dort blühten wohl auch die königlichen Blumen. Heiße Sehnsucht nach dem verlorenen Heim übermannte sie. Sie legte den schmerzenden Kopf in beide Hände und bittere Tränen quollen zwischen den Fingern hervor.
*
„Hardy, Hardy, denk dir, Irmgard Gerard ist heute früh weggereist!“. Ines eilte dem Bruder mit diesem Ruf entgegen, als er drei Tage, nachdem die Oefen angeblasen waren, am Abend vom Hochofenwerk heimkehrte. 6
„Warum?“ fragte Eiche.„Sie wollte doch noch einige 5 in Mon Repos bleiben."
„Ja, sie behauptet, lange genug hier gewesen zu sein, fte,s“2 sich nach Abwechslung und will nach Feute guf dem Wege zur
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