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rüm.

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1864.

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für die Kreise

sprüm, Bitburg, Daun und den ehemaligen Kreis St. Vith.

Donnerstag, den 20, Oktober.

Nr. 84.

Vierundzwanzigster Jahrgang.

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Die

d. J. ab­

Personal=Chronik.

Der Notariats=Kandidat Nuß in Kuchenheim, Kreis Rheinbach ist zum Notar für den Friedensgerichtsbezirk Prüm, im Landgerichtsbezirke Trier, mit Inweisung seines Wohnsitzes in Prüm, ernannt worden.

Was gibt's Neues?

Trier. Eine bemerkenswerthe Erscheinung, welche Fach­männer schon vor Jahren vorhersagten, ist die, daß auf dem hiesigen Markte mehr Schlachtvieh aufgetrieben wird als auf dem einige Tage vorber zu Bitburg abgehaltenen und sogar dem, weithin bekannten, Igeler Markte. An Schafvieh hatte der Markt gegen 6000 Stück aufzuweisen und war der Handel in diesem Artikel sehe lebhaft, na­mentlich nach Frankreich.

Männer, welche Gelegenheit hatten, die benachbar­ten Märkte zu beobachten, glauben die Zeit nicht sehr ferne, wo kein Schafmarkt mit dem hiesigen die Konkur­renz wird bestehen können. Die Ursache dieser immer wachsenden Frequenz ist unserer Ansicht nach darin zu suchen, daß die Marktbesuchenden sich frei, ohne reglemen­tirt zu werden, bewegen können. Die Anordnung, daß auf hiesigem Markte kein Standgeld erhoben wird, ist für den Landmann sehr beachtenswerth, da Dies nicht überall der Fall ist.

Echternach, 12. Okt. Der diesmalige Markt hatte 180 Joch Ochsen aufzuweisen, wovon der größte Theil nach Belgien und Frankreich verkauft wurde. Frische Kühe wurden, wie es zu dieser Jahreszeit zu geschehen Pflegt, wenig aufgetrieben; dagegen konnte man mehr als 400 Stück Jungvieh, Ochsen und Rinder zählen. Er­stere fanden willige Abnehmer an französischen Händlern und auch von letzteren wurde der größte Theil abgesetzt.

Mayen, 13. Okt. Der Mayener Lukas=Markt kann mit Recht zu den größten Viehmärkten der Rheinprovinz gezählt werden und nimmt von Jahr zu Jahr an Bedeu­tung zu. Im laufenden Jahr waren nicht weniger als 3000 Pferde, worunter beinahe die Hälfte Fohlen, zum Verkauf aufgestellt. Ochsen, Kühe und Schweine waren wie immer sehr zahlreich vertreten. Der gleichzeitig ab­gehaltene Schafmarkt war ebenfalls stark befahren und zählte man über 3000 Stück. Namentlich in Schafen war der Handel sehr lebhaft.

Kochem, 13. Okt. Im hiesigen Kreise zeigen sich Wölfe bei den Schafheerden; in der Nähe von Illerich ging ein Wolf auf einen alleinstehenden Ochsen zu und erst, als ein Mann mit einer Hacke sich näherte, ging er gemessenen Schrittes seines Weges.

Kreuznach, 12. Okt. Die Herbstversammlung der Aerzte des Reg.=Bez. Koblenz war von etwa 70 Aerzten besucht. Die beiden Vorträge über Quecksilberdämpfe und Weinverfälschung erregten lebhafte Diskussion. Die beab­sichtigte Lustpartie nach der Ebernburg mußte des schlech­ten Wetters wegen unterbleiben. Zum Versammlungsort für die nächste Frühjahrsversammlung wurde Boppard

gewählt.

Aachen, 10. Oktober. Die Verlängerung der Aachen­Maestrichter Bahn von Hasselt nach Antwerpen ist, wie wie wir hören, schon so weit vollendet, daß sie noch vor

der kontraktlichen Frist, welche Ende Dezember läuft, dem Betriebe übergeben werden kann.

Cöln. Etwas Tragikomisches aus dem zoologischen Garten. Ein Herr befand sich daselbst im Giraffenhause und ließ dem vielbelobten Elephanten ein Brödchen sehen, das er dann aber wieder in die Tasche steckte. Das kluge Thier hatte sich dies sehr wohl gemerkt, und als der be­treffende Herr gleich nachher in seinem Bereich kam und mit etwas Anderem beschäftigt war, fuhr es mit seinem Rüssel in die Tasche und führte sich nicht blos das Bröd­chen, sondern auch die Tasche, und als diese nicht nach­geben wollte, mit kräftigem Rucke den ganzen Rockschoß des überraschten Herrn zu Gemüthe. Er prakticirte sich dieses alles wohlgemuth in die geräumige Mundhöhle, und Brödchen und Rockschoß sah Niemand wieder.

Haarburg. In letzterer Zeit sind hier mehrfach fremde Thiere durchpassirt, welche für Menagerien und verschie­dene zologische Gärten bestimmt waren. Am 9. Oktober kamen hier auch wiederum mehrere Löwen für den Ham­burger Thiergarten an. Der Wärter schlief in der Nacht wie gewöhnlich, neben den Käfigen im Wagen. Er hatte diesmal aber mit dem Löwen ein Abenteuer zu bestehen, welches leicht einen tragischen Ausgang hätte nehmen können. Der Löwe hatte nämlich äußerst geräuschlos seinen Käsig zerbrochen, war aus demselben entschlüpft, und setzte nun seinem schlafenden Herrn die Vordertatzen auf die Brust. Dieser erwachte von dem Drucke und hielt den Angreifer für einen Dieb. Als er ihn indeß packt, merkte er bald, daß er mit einer seiner Bestien zu thun habe. Mit der größten Ruhe macht er sich unter dem Thiere los, und bindet dasselbe sodann mit einem Halstuche, dem einzigen Bindemittel welches ihm in der Dunkelheit zu Gebote steht, an einen der Käfige, und erwartet nun das Tageslicht. Zum Glück läßt sich das Thier beruhigen, und hat der Wärter auch nicht die ge­ringste Verletzung davongetragen.(Die Nacht soll ihm indeß etwas lang vorgekommen sein.)

Am Kohlmarkt in Wien betrachtete ein Herr die inte­ressante Auslage eines Kunsthändlers, als er auf einmal eine fremde Hand in der Tasche spürte. Schnell drehte er sich um und sab dem Thäter, einem sogenannten Stra­wanzerbuben, fest ins Gesicht.Ihre Hand war in

meiner Tasche! rief er dabei.Und wos is weiter? fragte der Ertappte ruhig. derfen wegen dem net harb sein; es ist jetzt im October schon so kalt, daß man froh is, wenn man d' Hand wohin stecken kann! Sprach's und veilor sich im Gedränge. Der Herr war gutmüthig genug, den Kerl nicht weiter zu verfolgen.

Die Romantischen jammern; man erlebt kein Aben­teuer auf der Eisenbahn. Das ist nicht wahr. Von Kempten nach Kaufbeuern ist nicht weit, ein junger Mann verschlief sogar die ganze Strecke und hatte doch, als er aufwachte, mancherlei erlebt; denn es fehlte ihm seine Uhr und sein Geld. Ein paar freundliche Reisegefährten hatten ihn mit Chloroform betäubt u. s. w.

Der Knecht eines Gutsbesitzers bei Lissa führte öfter bei Nacht und Nebel heimlich ein Pferd aus dem Stalle und ritt zu seinem Liebchen, das mehrere Stunden ent­fernt wohnte. Das letztemal begab sich das Pferd ohne seinen Herrn auf den Heimweg und wurde zum Verrä­ther. Der arme Verliebte wurde des Diebstahls ange­klagt und zu 2 Jahren Zuchthaus verurtheilt. Die Strafe fiel so hart aus, weil er 1) um zum Pferde zu gelau­gen, über die Hofthür steigen und die Stallthür aus den Angeln heben, also Gewalt anwenden mußte und 2) weil er schon einmal wegen leichtsinniger Streiche bestraft worden war.

Sogar die böhmischen Mägde haben schwache Nerven, Eine solche, ein junges kräftiges Ding, ging über den Karlsplatz in Prag, ward hinterrücks von einem Droschken­kutscher mit den Armen umfangen und erschrak so heftig, daß sie an den Folgen dieses schlechten Scherzes starb.

Deutschland.

Berlin, 12. Okt. Die neue Arzneitaxe verbietet bekanntlich den Apothekern das Rabattgeben von dispen­sirten, für Menschen bestimmten Aczneien. Erst kürzlich hat es der Ressortminister wiederum ausgesprochen, daß die in Rede stehende Bestimmung eine prohibitive ist, welche auch bestehenden Verträgen gegenüber Anwendung findet. Ueber die aus solchen Verträgen entspringenden privatrechtlichen Verhältnisse haben sich die Betheiligten in Güte oder im Rechtswege auseinander zu setzen. Ver­träge, welche nur nach Kündigung aufhören, dürfen ge­gen Bestimmung der Arzneitaxe nicht beibehalten werden, und dem betreffenden Apotheker steht die Befugniß nicht zu, auf die Kündigung zu verzichten. Die fernere Ra­batt=Bewilligung soll demgemäß von der vorgesetzten Re­gierung bei empfindlichenOrdnungsstrafen untersagt werden.

14. Okt. Wie man hört, soll nach dem nahe bevorstehenden Friedensschlusse mit Dänemark in dem von diesem abgetretenen Holstein und Schleswig preußischer­seits eine Division vorläufig als Besatzung zurückbleiben, und zwar sollen vier Infanterie=Regimenter, darunter eins von der Garde, zwei Kavallerie=Regimenter und zwei Artillerie=Brigaden dazu bestimmt sein. Der Befehlshaber dieser Division bliebe dann noch zu ernennen, und es werden in militärischen Kreisen bereits Namen genannt.

Nachdem am Mittwoch der Zollverein durch Unter­zeichnung der Verträge reconstruirt worden ist, verlassen die Bevollmächtigten der verschiedenen Staaten nunmehr wieder Berlin, und haben gestern sämmtlich Abschiedsbe­suche gemacht.

15. Okt. König Wilhelm, welcher auf seiner Rück­reise einen zweistündigen Besuch bei den russischen Ma­jestäten in Darmstadt machte, ist heute Vormittag im besten Wohlsein in Babelsberg eingetroffen und hat als­bald der Beisetzungsfeier des verstorbenen Königs in der Friedenskirche beigenohnt.

Der Abgeordnete für Krefeld, Professor von Sybel, hat sein Mandat aus Gesundheitsrücksichten niedergelegt.

Die Zeit des Landtags in Preußen naht; es wird ein Winterfeldzug werden; denn die versöhnlichen Stimmen der ministeriellen Partei verwandeln sich in Schlachtge­schrei. Diese Stimmen verlangen plötzlich in Sachen der Umgestaltung des Heeres und des Budgets=Streites ein­fache Unterwerfung des Landtags durch Zurücknahme seiner früheren Beschlüsse; sie kündigen einen Entscheidungs­kampf an:Keinen Frieden mit dem Parlamentarismus, entweder wir siegen oder wir unterliegen!

Wien, 15. Okt. DieGen.=Corr. meldet, daß heute eine Konferenzsitzung stattgefunden habe. Es sei nahezu mit Bestimmtheit anzunehmen, daß die Bevoll­mächtigten nur noch kurzer Frist zur Beendigung ihrer Aufgabe bedürfen, und der Friedensschluß hoffentlich vor Ende Oktober erfolgen werde.

Die Abendausgabe derPresse enthält ein Tele­gramm aus Paris, welches meldet, daß am 19. d. M. in Lyon die Zusammenkunft Napoleons mit dem Kaiser von Rußland im Beisein des Fürsten Gortschakoff statt­finden werde.

17. Okt. Heute wurde der Reichsrath eröffnet. Die Friedens=Konferenz hat in ihrer beutigen sechszehnten Sitzung die Paraphirungsarbeit fortgesetzt. Der Friedens­schluß wird wahrscheinlich erst am Samstag erfolgen. Die Antwort Preußens auf die österreichische Sommation in der Zollfrage wurde in Ermangelung eines schlüssels verschoben.

Oesterreich entläßt aus seiner Armee in Italien 15,000 Mann; ein Zeichen, daß es die Gefahr eines Krieges weder für sehr nah noch sehr groß hält.

Der politischen Neuigkeiten gibt's heute drei; verbürgt ist keine. 1) Generallieutenant v. d. Tann, der einen guten Namen in Bayern und in Deutschland hat, wird als künftiger bayerischer Minister des Auswärtigen ge­

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