Sechszehnter

Zühggang.

Kdun.

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14.

Lonntug den 17. Febrnar

1856.

Gatliches. Bekanntmachung.

Am 30, Januar letzthin ist in dem Dorfe Seffern, Kreis Bitburg, ein Mann arretirt worden, der folgende, wahrscheinlich gestohlene Gegenstände mit sich trug:

1. vier sogenannte Karotten von unverarbeitetem Schnupftabak,

2, zehn, erst zugeschnittene, noch nicht gesäumte Ser­vietten von feinem Gebild.

Ich ersuche die allenfallsigen Eigenthümer und Jeden, der über den Ursprung dieser Gegenstände Auskunft zu geben weiß, sich bei mir, Landgerichtsgebäude, Zimmer Nro, 48 zu melden. Der muthmaßliche Dieb legirte in der Nacht vom 29/30. Januar in Seffern. Am 27. Januar, wo er in Bickendorf gesehen wurde, war er noch nicht im Besitze der Gegenstände, die demnach in der Zeit vom 27, auf den 29. Januar gestohlen worden zu sein scheinen.

Trier, den 12. Februar 1856.

Der stellpe tretende Königliche Untersuchungsrichter I.

Aldringer.

Bekanntmachung.

Die Aufnahme des Güterwechsels des Verwaltungsbe­zirkes Wallersheim findet statt und zwar für die (Hemeinde

Prüm, den 10. Februar 1856.

Der Königl. Steuer=Controleur,

Scheid.

Wesitis.

Was gibt's Neues?

Ein lustiger Pariser kam müde vom Corneval nach Haus, Himmel! da steht das Schubfach der Kommede auf und drinnen fehlt alles was swerthvoll ist und sich leicht einstecken läßt. Aber was liegt da? Eine Pho­tographie, ein Portrait! Zum Sprechen ähnlich; man sieht's auf den ersten Blick. Wer hat's verloren?

Der Dieb natürlich; er hatte sich beim Ausräumen gebückt und dabet war ihm das kleine Bild, sein eigener Steckbrief, undemerkt entfallen; denn das wurde er. Die Polizei erkannte' den Unbekannten augenblicklich als einen berüchtigten Dieb und zog ihn ein. Ich war auf dem Wege zu meiner Geliebten, gestand der Dieb; der wollte ich nach dem kleinen Geschäfte mein Bild schenken; es war dumm und soll nicht wieder vorkommen.

Frau Neuendorf in Berlin ist eine hübsche, muntere Frau und wohnt im dritten Stock eines hohen Hauses. Ihr Mann, der Werkführer in einer Fabrik, ist ausge­gangen und sie sitzt am 5. Februar an der Wiege ihres Kindes von 4 Wochen. Da klopft's Herein! Der Klemp­nergeselle Müller tritt ein und fraft nach Herrn Neuen­derf. Der ist ausgegangen, sagt die Frau. So erlau­ben Sie mir, ihn zu erwarten! Gern! Der Mann

hat seine Cigarre und siebt verlegen um sich; ein Mes­ser fehlt ihm, die Spitze abzuschneiden. Frau N. holt's aus der Küche. Kaum hat er's, so packt er die Frau, wirft sie aufs Bett, sticht wüthend nach ihr mit dem Messer und sucht sie unter dem Kissen zu ersticken. Die muthige Frau kommt wieder auf die Füße, fällt aber im Handgemeng auf den Boden, erhält an die zwanzig Stiche und Schnitte, bis das Messer zeedricht und stellt sich tedt. Der Mörder hält inne, kauscht auf den Atbem, umsonst, die Frau ist todt. Nun eilt er in die Neben­stube, wo das Geld liegt; die Frau springt rasch auf, in den Vorsaal und pocht und ruft die Nachbarn um Hülfe, aber keiner hört sie als der Mörder. Mit dem Küchenheil eilt er heraus, die Treppe hinunter; die Frau aus zwanzig Wunden blutend, mit zerschnittenen, zerfetz­ten Händen wirft sich ihm entgegen und packt ihn, zwei Treppen vollt sie mit ihm hinunter und auf der dritten bleibt sie betgubt liegen. Der Mörder rafft sich auf und bahnt sich mit geschwungenem Beile durch die Menge den Weg und entkommt, um bald wieder gefaßt zu werden. Die Frau aber lebt und wird geheilt, trotz zahllosen Wunden, denn keine ist tödtlich, und sucht ihres Gleichen an Muth und Gegenwart des Geistes. Die Grenz­boten charakterisiren die Heere Frankreichs, Oesterreichs und Preußens im Allgemeinen auf folgende Weise: Während das Französische Heer seine beste Kraft aus den kecken kriegerischen Antagen einer elastischen Volks­natur schöpft, und das große Oesterreichische Heer die Wucht eines reichen, in seinen Theilen sehr mannigfachen Besitzthums darstellt, ist die Tüchtigkeit der Preußischen Armee vorzugsweise ein Produkt der Intelligenz und eines opfermuthigen Patriotismus der Bürger. Es gibt eine Krankheit, die in unseren Tagen außerordentlich schnell und verheerend um sich greift, und die Aerzte haben ihr bis jetzt so wenig anhaben können, als der Cholerg. Das ist der Schwindel mit seinem Vetter, dem Börsen= oder Aktienschwindel. Die Leute, die davon be­fallen sind, haben einen unwiderstehlichen Drang, reich zu werden. Recht hoch ist das Uebel in Frankfurt ge­stiegen, am großen deutschen Papiermarkt. Alles schwelgt da in Staatspapieren. Da sieht man täglich eine Menge Fremde(namentlich fränkischer Spekulanten aus Bam­berg, Würzburg u. s.), um an der Börse zu speku­liren. Dieser giftige Schwindel zerstört eine der acht­barsten Eigenschaften des deutschen Naturells die Lust an der Arbeit, die Ausdauer und Genügsamkeit und ist tief zu beklagen. Dem im März zusammentretenden Landtage des Herzogthums Meiningen wird eine Vorlage gemacht werden, die eine vollständige Entschädigung der von der Ablösung hart berroffenen Geistlichen= und Leh­rer=Besoldungen bezweckt. Das ist gerecht und weise und sicher ist nie eine Summe man spricht von 12,000 Thaler jährlich, besser angewendet. Ein Jäger schoß vor einigen Tagen in Wertheim nach einer auf dem Schornstein eines Hauses sitzenden Eule. Sie stürzte in den Schornstein, er ins Haus und zum Ofen­loch, wo hinein sie gefallen sein mußte. Schreiend und um Erbarmen flehend, empfängt ihn ein zitterndes Weib. Dieses hatte eben im Kamin Feuer anmachen wollen und sich hineingebückt, als die Eule herabstürzte und sterbend mit den Krallen ihren Nacken erfaßte. Das Weib hielt das Ungethüm für den Teufel, der sie zur Hölle abholen wollte. Bei Meißen war's zwar nicht die Sonne, aber der eigene Sohn, der das Verbrechen seines Vaters an das Tageslicht brachte. Dieser hatte im Sinn, die freund­liche Preiskermühle bei Meißen in Brand zu stecken, das Dach brannte auch wirklich ab, aber das Papier, werin die Schwefelhölzchen gewickelt waren, flel dem Gensdar­men in die Hände, der gleich sah, daß er aus einem Schreibebuche gerissen war. Als er in der Schule nach­forschte, mußte es das Söhnchen jenes Mannes gestehen; das Blatt sei aus seinem Buche und der Brandstifter sei

sein Vater. Jeder hat seine Spekulatiönchen, der Handwerker wie der Cavalier in Wien und der Courszet­tel ist ihr Andachtsbuch geworden. Das schönsteFett. hat die neue Creditanstalt von der Oberfläche der Situ­ation abgeschöpft ihre Papiere sind in zehn Tagen um 70 Gulden gestiegen; damit ist in derselben Zeit ein baarer Gewinn von 20 Millionen Gulden hervorgerufen. Viele wurden über Nacht reich, als Rußlands Kaiser das entscheidendeJa gesprochen und lächelten sich einander am nächsten Morgen gar holdselig an. Noch an zwei Tagen hoffen diese Leute ein glänzendes Geschäft zu ma­chen, am Eröffnungstage des Pariser Friedenscongresses und in der Stunde, wo das große Document selbst un­terzeichnet werden sollte. Wenn aber nicht, dann packt der Ruin eben so Viele, als jetzt vom Zufall auf den strotzenden Geldsack geschnellt sind. Die Friedensaus­sichten erzeugen in Sardinien lange Gesichter. Denn ein durch Oesterreichs Mitwirkung erzielter Friede setzt ihrem Fischen im Trüben ein Ziel. Vergeblich sind aber 30 Millionen Kriegsanleihe gestimmt worden. Sardiniens Früchte vom Krimfeldzuge werden unerschwingliche Schul­den sein und von seiner Aufopferung werden die großen Verbündeten keine Notiz nehmen. Man erwartet in den nächsten Tagen die mächtige Anzeige von der Verlo­bung des Königs Victor Emanuel von Sardinien mit der Prinzessin Charlotte von Belgien. Herrn Chacornac in Paris, welcher nächst seinen früheren Entdeckungen in diesem Jahre bereis den Planeten Leda entdeckte, ist am 8. Februar noch eine Planeten=Entdeckung gelungen. Die Zahl sämmtlicher bis jetzt bekannten Planeten ist hierdurch auf 47 gestiegen. Aus Paris wird geschrie­ben, daß die Königin der großen Insel Madagaskar, un­ten an der Küste von Afrika, es machen will, wie die Königin Pomare; sie will sich unter den Schutz Kaiser Napoleons stellen. Es ist gut, daß diese zwei Königinnen weit von dannen sind, denn sonst könnte Kaiserin Eugenie leicht ein wenig eifersüchtig werden, wenn Ihre Majestät von Madagaskar auch sehr dunkelfarbig ist. Die Un­tersuchung gegen den Giftmischer Palmer in England geht rasch vorwärts und immer mehr Scheußlichkeiten kommen zu, Tage. Seinen reichen Vater brachte er auf geheim­nißvolle Weise ums Leben, seine Schwester starb an der von ihm beförderten Trunksucht, sein Bruder ward lang­sam von ihm vergiftet, sein Schwiegervater starb auf ge­heimnißvolle Weise, seine Schwiegermutter und seine Gat­tin vergiftete er mit Strychnin; 5 eheliche und 4 außer­eheliche Kinder fanden ein gleiches Schicksal. Die Vergiftung eines seiner Freunde führte endlich zur Untersuchung. Außer­dem sollen noch über 20 Perfonen von ihm vergiftet sein. Ein Schriflchen von Matthew in London wird in England fast verschtungen. Mit zahlreichen Beispielen beweist es die Behauptung, daß um der Versicherungssummen wil­len die Vergiftung in Englaud im Großen getrieben werde. Es graut einem; tief hineinzuhlicken. Fremde Spekulanten, namentlich Chirurgen, versichern das Leben armer und wohlhabender Leute, machen sie bald stumm und stecken die Summe der geprellten Versicherungsan­stalten in die Tasche. Der Nachweis der Prellerei und des Verbrecheus ist meist sehr schwer und immer kostspie­lig; so triumphirt der Verbrecher. Es muß aber doch in England allerlei faul sein, daß sich die Versicherungs­anstalten, diese unendlich wohlthätige Erfindung der neuern Zeit, so oft in Mördergruben verkehren können! Als Pen­dank zu obigem Werkchen könnte man eine kürzlich in Frankreich herausgekommene Schrift von einem Pariser Arzte, Brierre de Boismont, welche die interessantesten Notizen über die Statistik des Selbstmords in Frankreichs enthält, anführen. Es ergibt sich daraus, daß seit dem Anfange dieses Jahrhunderts nicht weniger als 300,000 Fälle von Selbstmord in Frankreich vorgekommen sind, die Versuche zum Selbstmord ungerechnet. Und wie sehr die Zahl der Selbstmorde von Jahr zu Jahr steigt, geht