Sechszehnter Zühggang. Kdun. Dieses Blatt erscheint wöchentlich 2 Mal. Ahonnementspreis vierteljährig 12½ Sar. Auswärts und durch die Post bezogen 15 Sgr. Insertionsgebühr 4 Sgroschen pro Zeile. Wiederholungen die Hälfte. Briefe und Gelder werden franco erbeten. 14. Lonntug den 17. Febrnar 1856. Gatliches. Bekanntmachung. Am 30, Januar letzthin ist in dem Dorfe Seffern, Kreis Bitburg, ein Mann arretirt worden, der folgende, wahrscheinlich gestohlene Gegenstände mit sich trug: 1. vier sogenannte Karotten von unverarbeitetem Schnupftabak, 2, zehn, erst zugeschnittene, noch nicht gesäumte Servietten von feinem Gebild. Ich ersuche die allenfallsigen Eigenthümer und Jeden, der über den Ursprung dieser Gegenstände Auskunft zu geben weiß, sich bei mir, Landgerichtsgebäude, Zimmer Nro, 48 zu melden. Der muthmaßliche Dieb legirte in der Nacht vom 29/30. Januar in Seffern. Am 27. Januar, wo er in Bickendorf gesehen wurde, war er noch nicht im Besitze der Gegenstände, die demnach in der Zeit vom 27, auf den 29. Januar gestohlen worden zu sein scheinen. Trier, den 12. Februar 1856. Der stellpe tretende Königliche Untersuchungsrichter I. Aldringer. Bekanntmachung. Die Aufnahme des Güterwechsels des Verwaltungsbezirkes Wallersheim findet statt und zwar für die (Hemeinde Prüm, den 10. Februar 1856. Der Königl. Steuer=Controleur, Scheid. Wesitis. Was gibt's Neues? Ein lustiger Pariser kam müde vom Corneval nach Haus, Himmel! da steht das Schubfach der Kommede auf und drinnen fehlt alles was swerthvoll ist und sich leicht einstecken läßt. Aber was liegt da? Eine Photographie, ein Portrait! Zum Sprechen ähnlich; man sieht's auf den ersten Blick. Wer hat's verloren? — Der Dieb natürlich; er hatte sich beim Ausräumen gebückt und dabet war ihm das kleine Bild, sein eigener Steckbrief, undemerkt entfallen; denn das wurde er. Die Polizei erkannte' den Unbekannten augenblicklich als einen berüchtigten Dieb und zog ihn ein. Ich war auf dem Wege zu meiner Geliebten, gestand der Dieb; der wollte ich nach dem kleinen Geschäfte mein Bild schenken; es war dumm und soll nicht wieder vorkommen. — Frau Neuendorf in Berlin ist eine hübsche, muntere Frau und wohnt im dritten Stock eines hohen Hauses. Ihr Mann, der Werkführer in einer Fabrik, ist ausgegangen und sie sitzt am 5. Februar an der Wiege ihres Kindes von 4 Wochen. Da klopft's Herein! Der Klempnergeselle Müller tritt ein und fraft nach Herrn Neuenderf. Der ist ausgegangen, sagt die Frau. So erlauben Sie mir, ihn zu erwarten!— Gern!— Der Mann hat seine Cigarre und siebt verlegen um sich; ein Messer fehlt ihm, die Spitze abzuschneiden. Frau N. holt's aus der Küche. Kaum hat er's, so packt er die Frau, wirft sie aufs Bett, sticht wüthend nach ihr mit dem Messer und sucht sie unter dem Kissen zu ersticken. Die muthige Frau kommt wieder auf die Füße, fällt aber im Handgemeng auf den Boden, erhält an die zwanzig Stiche und Schnitte, bis das Messer zeedricht und— stellt sich tedt. Der Mörder hält inne, kauscht auf den Atbem, umsonst, die Frau ist todt. Nun eilt er in die Nebenstube, wo das Geld liegt; die Frau springt rasch auf, in den Vorsaal und pocht und ruft die Nachbarn um Hülfe, aber keiner hört sie als der Mörder. Mit dem Küchenheil eilt er heraus, die Treppe hinunter; die Frau aus zwanzig Wunden blutend, mit zerschnittenen, zerfetzten Händen wirft sich ihm entgegen und packt ihn, zwei Treppen vollt sie mit ihm hinunter und auf der dritten bleibt sie betgubt liegen. Der Mörder rafft sich auf und bahnt sich mit geschwungenem Beile durch die Menge den Weg und entkommt, um bald wieder gefaßt zu werden. Die Frau aber lebt und wird geheilt, trotz zahllosen Wunden, denn keine ist tödtlich, und sucht ihres Gleichen an Muth und Gegenwart des Geistes.— Die Grenzboten charakterisiren die Heere Frankreichs, Oesterreichs und Preußens im Allgemeinen auf folgende Weise: „Während das Französische Heer seine beste Kraft aus den kecken kriegerischen Antagen einer elastischen Volksnatur schöpft, und das große Oesterreichische Heer die Wucht eines reichen, in seinen Theilen sehr mannigfachen Besitzthums darstellt, ist die Tüchtigkeit der Preußischen Armee vorzugsweise ein Produkt der Intelligenz und eines opfermuthigen Patriotismus der Bürger.— Es gibt eine Krankheit, die in unseren Tagen außerordentlich schnell und verheerend um sich greift, und die Aerzte haben ihr bis jetzt so wenig anhaben können, als der Cholerg. Das ist der Schwindel mit seinem Vetter, dem Börsen= oder Aktienschwindel. Die Leute, die davon befallen sind, haben einen unwiderstehlichen Drang, reich zu werden. Recht hoch ist das Uebel in Frankfurt gestiegen, am großen deutschen Papiermarkt. Alles schwelgt da in Staatspapieren. Da sieht man täglich eine Menge Fremde(namentlich fränkischer Spekulanten aus Bamberg, Würzburg u. s.), um an der Börse zu spekuliren. Dieser giftige Schwindel zerstört eine der achtbarsten Eigenschaften des deutschen Naturells— die Lust an der Arbeit, die Ausdauer und Genügsamkeit und ist tief zu beklagen.— Dem im März zusammentretenden Landtage des Herzogthums Meiningen wird eine Vorlage gemacht werden, die eine vollständige Entschädigung der von der Ablösung hart berroffenen Geistlichen= und Lehrer=Besoldungen bezweckt. Das ist gerecht und weise und sicher ist nie eine Summe— man spricht von 12,000 Thaler jährlich, besser angewendet.— Ein Jäger schoß vor einigen Tagen in Wertheim nach einer auf dem Schornstein eines Hauses sitzenden Eule. Sie stürzte in den Schornstein, er ins Haus und zum Ofenloch, wo hinein sie gefallen sein mußte. Schreiend und um Erbarmen flehend, empfängt ihn ein zitterndes Weib. Dieses hatte eben im Kamin Feuer anmachen wollen und sich hineingebückt, als die Eule herabstürzte und sterbend mit den Krallen ihren Nacken erfaßte. Das Weib hielt das Ungethüm für den Teufel, der sie zur Hölle abholen wollte.— Bei Meißen war's zwar nicht die Sonne, aber der eigene Sohn, der das Verbrechen seines Vaters an das Tageslicht brachte. Dieser hatte im Sinn, die freundliche Preiskermühle bei Meißen in Brand zu stecken, das Dach brannte auch wirklich ab, aber das Papier, werin die Schwefelhölzchen gewickelt waren, flel dem Gensdarmen in die Hände, der gleich sah, daß er aus einem Schreibebuche gerissen war. Als er in der Schule nachforschte, mußte es das Söhnchen jenes Mannes gestehen; das Blatt sei aus seinem Buche und der Brandstifter sei sein Vater.— Jeder hat seine Spekulatiönchen, der Handwerker wie der Cavalier in Wien und der Courszettel ist ihr Andachtsbuch geworden. Das schönste„Fett“. hat die neue Creditanstalt von der Oberfläche der Situation abgeschöpft— ihre Papiere sind in zehn Tagen um 70 Gulden gestiegen; damit ist in derselben Zeit ein baarer Gewinn von 20 Millionen Gulden hervorgerufen. Viele wurden über Nacht reich, als Rußlands Kaiser das entscheidende„Ja“ gesprochen und lächelten sich einander am nächsten Morgen gar holdselig an. Noch an zwei Tagen hoffen diese Leute ein glänzendes Geschäft zu machen, am Eröffnungstage des Pariser Friedenscongresses und in der Stunde, wo das große Document selbst unterzeichnet werden sollte. Wenn aber nicht, dann packt der Ruin eben so Viele, als jetzt vom Zufall auf den strotzenden Geldsack geschnellt sind.— Die Friedensaussichten erzeugen in Sardinien lange Gesichter. Denn ein durch Oesterreichs Mitwirkung erzielter Friede setzt ihrem Fischen im Trüben ein Ziel. Vergeblich sind aber 30 Millionen Kriegsanleihe gestimmt worden. Sardiniens Früchte vom Krimfeldzuge werden unerschwingliche Schulden sein und von seiner Aufopferung werden die großen Verbündeten keine Notiz nehmen.— Man erwartet in den nächsten Tagen die mächtige Anzeige von der Verlobung des Königs Victor Emanuel von Sardinien mit der Prinzessin Charlotte von Belgien.— Herrn Chacornac in Paris, welcher nächst seinen früheren Entdeckungen in diesem Jahre bereis den Planeten Leda entdeckte, ist am 8. Februar noch eine Planeten=Entdeckung gelungen. Die Zahl sämmtlicher bis jetzt bekannten Planeten ist hierdurch auf 47 gestiegen.— Aus Paris wird geschrieben, daß die Königin der großen Insel Madagaskar, unten an der Küste von Afrika, es machen will, wie die Königin Pomare; sie will sich unter den Schutz Kaiser Napoleons stellen. Es ist gut, daß diese zwei Königinnen weit von dannen sind, denn sonst könnte Kaiserin Eugenie leicht ein wenig eifersüchtig werden, wenn Ihre Majestät von Madagaskar auch sehr dunkelfarbig ist.— Die Untersuchung gegen den Giftmischer Palmer in England geht rasch vorwärts und immer mehr Scheußlichkeiten kommen zu, Tage. Seinen reichen Vater brachte er auf geheimnißvolle Weise ums Leben, seine Schwester starb an der von ihm beförderten Trunksucht, sein Bruder ward langsam von ihm vergiftet, sein Schwiegervater starb auf geheimnißvolle Weise, seine Schwiegermutter und seine Gattin vergiftete er mit Strychnin; 5 eheliche und 4 außereheliche Kinder fanden ein gleiches Schicksal. Die Vergiftung eines seiner Freunde führte endlich zur Untersuchung. Außerdem sollen noch über 20 Perfonen von ihm vergiftet sein.— Ein Schriflchen von Matthew in London wird in England fast verschtungen. Mit zahlreichen Beispielen beweist es die Behauptung, daß um der Versicherungssummen willen die Vergiftung in Englaud im Großen getrieben werde. Es graut einem; tief hineinzuhlicken. Fremde Spekulanten, namentlich Chirurgen, versichern das Leben armer und wohlhabender Leute, machen sie bald stumm und stecken die Summe der geprellten Versicherungsanstalten in die Tasche. Der Nachweis der Prellerei und des Verbrecheus ist meist sehr schwer und immer kostspielig; so triumphirt der Verbrecher. Es muß aber doch in England allerlei faul sein, daß sich die Versicherungsanstalten, diese unendlich wohlthätige Erfindung der neuern Zeit, so oft in Mördergruben verkehren können! Als Pendank zu obigem Werkchen könnte man eine kürzlich in Frankreich herausgekommene Schrift von einem Pariser Arzte, Brierre de Boismont, welche die interessantesten Notizen über die Statistik des Selbstmords in Frankreichs enthält, anführen. Es ergibt sich daraus, daß seit dem Anfange dieses Jahrhunderts nicht weniger als 300,000 Fälle von Selbstmord in Frankreich vorgekommen sind, die Versuche zum Selbstmord ungerechnet. Und wie sehr die Zahl der Selbstmorde von Jahr zu Jahr steigt, geht daraus hervor, daß allein in der Periode von 1834 bis 1843 dieselben um ein volles Dritttheil zugenommen haben. Das Jahr 1848 zeichnet sich auffallender Weise dadurch aus, daß in ihm weniger Fälle von Selbmorden vorgekommen sind, als in den Jahren 1847 und 1849. Im Allgemeinen ist der Selbstmord bei dem männlichen Geschlechte viel häufiger als bei dem weiblichen. Seit einigen Jahren nimmt er auch unter der Jugend überhand und kommt verhältnißmäßig am häufigsten bei dem Greisenalter vor; vorherrschend bei Junggesellen und Wittwen: Auf 4595 Fälle von Selbstmord kommen 282 wegen Armuth und Elend verübte; 697 sind beim größten Wohlstande vorgekommen.— In der Türkei läuft die Revolution in Siebenmeilenstiefeln. Denkt, der Sultan hat's unterschrieben, jeder Christ kann fortan jedes türkische Staatsamt erlangen, Minister, Pascha, Offizier u. s. w. werden. Die Alttürken haben Recht, wenn sie der guten alten Zeit nachjammern; da mußte Einer den Turban und zwei Weiber haben, wenn er etwas werden wollte. Deutschland. Berlin, 5. Febr. Die Stimmung des Cabinets von Petersburg hat sich seit dem 16. v. M. ungemein verbessert; es betrachtet sich wieder als den politischen Mittelpunkt Europa's, von dem der Friede ausgeht und der sich den ganzen Welttheil durch seine großmüthige Gewährung des Friedens verpflichtet. Man muß darauf gefaßt sein, daß es sich bei den Verhandlungen sehr spröde zeigt, ja, vielleicht als einer der kriegführenden Theile von dem Rechte Gebrauch macht, das der fünfte Artikel diesen vorbehält, besondere Bedingungen aufzustellen. Berlin, 11. Febr. Die der Staatsschulden=Kommission obliegende Thätigkeit bezog sich 1855 auf die außerordentlichen Kassen=Revisionen am 9. Juni und 6. November, auf die Controlle der Staatspapiere und die Vernichtung der eingelößten Staatsschuld=Dokumente. Die verzinsliche Schuld belief sich am Schlusse des Jahres 1853 auf 186,818,454 Thlr. In Folge des Gesetzes vom 20. Mai 1854 und des Erlasses vom 17. Juni trat hinzu die Anleihe vom Jahre 1854 mit 15 Mill., so daß die Schuld anwuchs auf 201,818,454 Thaler. Von dieser Summe gingen ab durch Tilgung und Etatsberichtigung 4,989,883 Thlr. Die verzinsliche Staatsschuld betrug demnach am Schlusse des Jahres 1854 die Summe von 196,828,570 Thlr., die ganze Staatsschuld also, wenn man die unverzinsliche Schuld von 30,842,347 Thlr. dazu rechnet, 227,670,917 Thlr. Für das Jahr 1855 tritt zur verzinslichen Staatsschuld die Prämienanleihe von 15 Mill. zur Deckung des außerordentlichen Militairbedarfs und die zweite Anleihe vom Jahre 1855 mit 7,800,000 Thlr. zur Deckung der Kosten der Berliner Bahnhofs=Verbindungsbabn, und der Vollendung anderer Eisenbahnen. Die Zinsen der Staatsschuld beliefen sich 1854 auf 7,270,278 Thlr., von denen jedoch 302,137 Thlr. unerhoben blieben. Die unverzinsliche Schuld erforderte eine Summe von 79,207 Thlr. zur Anfertigung von Kassenanweisungen. An verzinslichen eingelösten Staatsschulden=Dokumenten sind im Jahre 1854 c. 5,230,850 durch Feuer vernichtet. Außerdem wurden 20,569,861 Thlr. Kassenanweisungen und 9,877,950 Thlr. Darlehns=Kassenscheine vernichtet. Bei jenen sind 308,910 Thlr., bei diesen 85,626 Thlr. nicht zur Umtauschung gegen neue Kassenanweisungen von 1851 eingegangen. Dieser Bestand von 394,536 Thlr. ist an die Rendantur des Staatsschatzes abgeliefert. Eine Anzahl von zehn Regierungs=Assessoren ist, wie wir hören, zu Regierungsräthen befördert worden. Die von dem Minister des Innern dem Abgeordnetenhause gemachte Vorlage zur Umgestaltung der Gemeindegesetzgebung der Rheinprovinz ist eine zweifache. Zunächst eine Städteordnung für die auf dem Provinzials. Landtage vertretenen Städte von mehr als 10,000 Einwohnern, so wie für diejenigen Städte von geringerer Einmohnerzahl, in welchen zur Zeit der Verkündigung der Gemeindeordnung vom 11. März 1850 die revidirte Städteordnung vom 17. März 1831 galt. Für alle städtischen und ländlichen Gemeinden in welchen diese Städteordnung nicht eingeführt wird, kommt eine, die Gemeindeordnung vom 23. Juli 1845 ergänzende und abändernde Novelle zur Anwendung, welche den Gegenstand der zweiten Vorlage ausmacht. Die letztere besteht aus nur 18 Paragraphen, die sich den betreffenden Artikeln der Gemeindeordnung von 1845 anschließen, die Städteordnung dagegen stellt einevollständige Codificatien des städtischen Gemeinderechts und der städtischen Verfassung dar, und umfaßt 94 Paragrapben, in 11, der Oecononie der Städteordnung für die östlichen Provinzen vom 24. Mai 1853 correspondirenden Abschnitten. Es ist folgender Antrag eingebracht worden:„Das Herrenhaus wolle beschließen: die königliche Staatsregierung zu ersuchen, die erforderlichen Maßregeln baldigst dahin zu treffen, daß die Besitzer von Eisenbahnen, Fabriken, Manufakturen und Aktien=Unternehmungen für Bergbau und andere Gewerbe angehalten werden, ihrer Verpflichtung für Armenpflege zu genügen. Die Motive lauten:„Es ist ein harter Druck für die Armen=Verbände, namentlich für kleine, arme BauerGemeinden, daß sie diejenigen Arbeiter zu versorgen haben, welche lediglich durch ihre, dem Vortheil der oben bezeichneten Unternehmungen gewidmete Thätigkeit erwerbsunfähig geworden sind. Berlin, 12. Febr. Der österreichische Minister Graf Buol wird morgen in Dresden erwartet und der Gesandte am hiesigen Hofe, Graf Esterhazy, ist dahin beschieden. Preußens jetziger Eintritt in die Friedensconferenzen ist sehr unwahrscheinlich. Trier, 12. Febr. Zuverlässigen Mittheilungen zufolge ist man im Handelsministerium eifrigst damit beschäftigt, die auf den Eisenbahnbau zwischen Trier und Saarbrücken bezügliche Vorlage an die Kammern auszuarbeiten, Da die Annahme des Projektes durch die Kammern unzweifelhaft ist, so sind bereits schon die den Bau dirigirenden Baubeamten designirt. Ebenso ist die leitende Person für die Vorarbeiten zum Bau einer Bahn zwischen Trier und Coblenz ernannt. Koblenz, 13. Febr. Seit einigen Tagen sind auch die beiden Musketier=Battaillone des hier garnisonirenden 25. Infanterie=Regiments mit Minie=Gewehren versehen worden. Dieselben sind ganz neu aus der kgl. GewehrFabrik zu Suhl hierher gekommen, und werden außerdem auch noch eine beträchtliche Anzahl derselben in die hiesigen Arsenale gebracht, um von der Landwehr bei deren Uebungen gebraucht zu werden. Düsseldorf, 10. Febr. Der Ausbau des Kölner Domes ist eine Ehrensache für Preußen, und darum haben die Vertreter des Landes stets genehmigt, und werden sich nie weigern, es zu genehmigen, daß dafür jährlich 50,000 Thlr. auf den Ausgabe=Etat gebracht werden. Aus Westphalen, im Februar. Nachdem das Associationswesen auf kirchlichem Gebiet sich der Freiheit erfreut, welche der Art. 12 unserer Verfassung und noch mehr der rechtsliebende Geist unserer Regierung ihm gewähren, ist dasselbe in dem letzten Lustrum zu rascher Blüthe gelangt, und hat namentlich seinen Einfluß auf das Unterrichts= und Erziebungswesen erstreckt. In letzterem Betreff scheint ihm die Gunst der Regierung, welche in dem kirchlichen Geiste der Schule die sicherste Gewähr für eine wahrhaft conservative Volkserziehung erblicken mag, in noch höherem Grade zugewendet. Wir sahen dieses kürzlich bei der Einführung der Schulschwestern in die niederen und höheren Töchterschulen Warburgs, welchen die Opferwilligkeit eines höheren weltlichen Beamten ein prächtiges Stift erbaute. Zu der Einweihungsfeier sandte die Regierung in Minden einen besonderen Commissar in der Person des Regierungs= und Schulraths Kopp, der den Hoffnungen, welche der Staat auf das Wirken der Schulschwestern baue, einen warmen Ausdruck gab und die ehrwürdigen Schwestern als Lehrerinnen und Erzieherinnen besonders darum begrüßte, weil sie, als im Ordensverband unter strenger Zucht und strengem Gehorsam stehend, auf die Kinderherzen in dieser Weise gut und richtig denken und bilden würden. Braunschweig, 8. Febr. Die Messe ist gestern ausgeläutet und hat im Ganzen ein besseres Resultat geliefert, als man noch geglaubt hatte. Die Lederpreise, welche sich des theuren Rohleders wegen noch behaupteten, gaben im Allgemeinen eine Neigung herabzugehen kund, und sind ziemlich alle Vorräthe aufgeräumt. Desgleichen war es der Fall mit den das Auge bestechenden billigen sächstschen und schlesischen Tuchen, während die schwereren nur wenig Beachtung finden. Die Kleidermagazine klagen sehr über schlechten Absatz, desgleichen die Galanteriewaarenhändler. An Seidenstoffen ist Mangel gewesen, namentlich an französischen. 7. Febr. Die Friedensaussichten haben dem Handel und der Industrie einen großen Aufschwung verliehen. Besonders bemerkenswerth dürfte es sein, daß aus Polen und Rußland nicht unbedeutende Aufträge auf Luxusartikel, insbesondere auf feines Porzellan, eingegangen sind. Eine weitere Folge der Friedensaussichten ist das Fallen aller Lebensmittelpreise; Getreide Brod, Kartoffeln, Hülsenfrüchte und andere Gemüse, Butter 2c. sind sehr ansehnlich im Preise gesunken. Nur die Fleischpreise wollen noch immer nicht von ihrer Höhe herabgehen, und es dürfte auch noch geraume Zeit währen, ehe ein Sinken derselben eintreten wird. Bremen, 8. Febr. Im vergangenen Jahre wurden von Bremen im Ganzen 174 Schiffe mit 81,543 Passagieren nach Nord= und Süd=Amerika expedirt. Es ist darin eine gewisse Abnahme zu erkennen, denn 1854 waren 362 Schiffe mit 76,875 Passagieren expedirt worden. Die Auswanderungslust hat überall abgenommen und trotz der Kriegszeit und Theuerung bleiben die Deutschen lieber in der Heimath, eine Erscheinung, die wir nur als erfreulich bezeichnen können. Wien, 11. Febr. Wir erfahren so eben, daß der Cultusminister, Graf Thun, an alle Bischöfe des Reiches die Einladung ergehen ließ, sich bis den 6. April in Wien zu versammeln, an welchem Tage die bischöflichen Conferenzen bezüglich der Durchführung des Concordates den Anfang nehmen werden. Von der früheren Idee, dieselben schon Ende Februar zu berufen, ist man aus dem Grunde abgekommen, weil die Conferenzen möglicher Weise längere Zeit dauern dürften und die im März fallende Osterwoche die Anwesenheit der Bischöfe in ihren Diözesen nothwendig macht. Es werden wichtige Vorlagen zu den Berathungen vorbereitet. Italien. Rom, 2. Febr. Seit einiger Zeit gelangen verlässigere Nachrichten über Vorbereitungen bedeutungsvoller Veränderungen zu Gunsten der römisch=katholischen Kirche in Rußland von Ort und Stelle hieher. Man überzeugt sich deshalb auch im Vatikan immer mehr von den aufrichtigen und gerechten Absichten Kaiser Alexanders in dieser Beziehung, und soll dazu bereits thatsächliche Anlässe haben. Der Kaiser will, daß dem verstorbenen Erzbischof von Mochilew und Primas der lateinischen Christen in Rußland, Msg. Holowinsky, sofort ein Nachfolger gewählt werde, und ein neues Concordat soll in Aussicht gestellt sein. Herrn v. Kisseleffs verzögerte Ankunft in Rom habe keinen andern Grund, als zur Abkürzung der Unterhandlungen betreffs des neuen Uebereinkommens eine möglichst genaue Kenntniß der Sachlage an Ort und Stelle selber zu gewinnen und mitzubringen. Unter solchen Umständen hofft man hier mit Gewißheit auf eine neue Zukunft für die Katholiken in Rußland. Aus Rom berichtet man, daß am Sonntag den 3. der nach Neapel gehende Eilwagen, auf der Brücke zwischen Cisterna und Terracina, fast an der römischen Grenze angehalten wurde. Zwölf, wie immer vermummte Räuber, bemächtigten sich des Geldes, der Uhren und anderer Kostbarkeiten, welche die Reisenden bei sich trugen. Die Beraubten klagten dies auch bereits den Behörden des b. Stuhls, aber es ist nicht wahrscheinlich, daß es ihnen gelingen wird, die geraubten Gegenstände wieder zu bekommen. Frankreich. 10. Febr. Oesterreich hat sich stark dagegen gewehrt, daß Sardinien auch zwei Vertreter nach Paris schicken solle, es mußte jedoch der Einstimmigkeit der anderen Mächte weichen. Das gute Einvernehmen zwischen Frankreich und Oesterreich ist darum doch nicht gestört, und man spricht davon, daß der Kaiser von Oesterreich die Pathenschaft beim Kinde der Kaiserin übernehmen werde. Die Begräbnißfeier der Schwester Rosalie fand mit ungewöhnlicher Pracht statt; seit 52 Jahren war die heilige Frau barmh. Schwester in einem Stadtviertel, wo es der Unglücklichen Viele gibt und alle diese Unglücklichen begleiteten die Leiche der Verstorbenen von der Kirche zum Friedhofe.— Ein Ehren=Piquet war beim Cortege. Die Schwester Rosalie war vom Kaiser decorirt. Der Kaiser und die Kaiserin besuchten sie, die liebreiche und verschwiegene Almosenspenderin häufig.— Herr von St. Arnaud, der Marineminister und die Beamten des 12. Arrondiffements waren bei der Ceremonie anwesend. Schwester Rosalie gehörte einer höhern Familie an. Herr von St. Arnaud sprach auf dem Grabe rührende Abschieds=Worte. Unter den Personen, welche der Ceremonie beiwohnten, bemerkte man die Frau Marschall St. Arnaud, den Polizei=Präfekten, mehrere Maires anderer Arrondissements und viele andere durch ihre Wohlthätigkeit bekannte Persönlichkeiten. Paris, 11. Febr. Auch das„Journal des Debats“ spricht sich dahin aus, daß es unmöglich sei, von den Westmächten zu erwarten, daß sie den 5. Punkt zur Annahme vorlegten und Bedingungen hineinbringen wollten, deren Annahme eine Unmöglichkeit für Rußland sei. Der russische Gesandte hat schon sein ganzes Hotel zum Empfang der Bevollmächtigten seines Staates eingerichtet. Das„Journal des Debats“ zweifelt nicht im mindesten am Abschluß des Friedens. Die ersten vier Punkte könne man als entschieden betrachten und Artikel 5 sei wahrscheinlich auch schon mit Rußland geregelt, so daß es sich also wesentlich darum handle, den Entwurf in feste Artikel des zukünftigen Vertrages umzuwandeln. Sei dieses geschehen, so sei der Waffenstillstand vor der Thüre und der Vertrag selbst werde hald folgen. Alle Nachrichten, die von hier aus in die Welt geschickt werden, deuten auf den baldigen Abschluß des Friedens hin. Die„Assemblee nationale“ spricht sich nicht ganz zuversichtlich aus, meint jedoch, es lasse sich wohl ein Frieden abschließen, der auf längere Dauer zählen könne, nur daß es dann wünschenswerth sei, auch Preußen einzuladen. Es lasse sich sehr wohl begreifen, daß man dagegen sein könne, allein Viele machten die Bemerkung, es würde für die Zukunft besser sein, wenn dieser Friede unter die Garantie aller europäischen Großmächte gestellt würde. Es sei einer großen Politik schwerlich würdig, ohne Noth eine Macht auszuschließen, deren Beitritt dem gemeinsamen Werke mehr Kraft und größere Dauer verleihen könne. In allen Hauptstädten Europa's herrscht augenblicklich große politische Windstille, auch hier. Alles wartet der pariser Conferenzen, von denen man sich um so mehr Erfolg verspricht, als in vertraulichen Vorberathungen zwischen Oesterreich,) Frankreich und England zu Paris bereits der schwierigste Punkt, die Auslegung der fünften Garantieforderung, geordnet sein soll. 12. Febr. Der Allgemeinen Zeitung wird aus Paris geschrieben:„In einem sehr engen Kreise resumirte Graf Walewski die gegenwärtige Situation beiläufig mit folgenden Worten:„Was die Westmächte vor Allem bezwecken, ist, daß die pariser Conferenzen nicht das Seitenstück zu der lächerlichen Comödie werden, welche Rußland sie in Wien spielen ließ. Entweder werden die Conferenzen binnen acht Tagen nach Ihrer Eröffnung abgebrochen, oder der Friede wird gleich im Anfang derselben entschieden sein. Was die Westmächte anbelangt, so darf man ihnen wohl zumuthen, daß sie ihre Interessen und ihre vorläufige Einhelligkeit über alle Punkte, welche den casus belli impliciren, bevor die Conferenzen beginnen, gehörig zu begründen. Gewiß ist es, daß der französische Minister des Aeußern das Einverständniß zwischen Frankreich und England als eine ausgemachte Sache darstellt, selbst mit Bezug auf die Auslegung des fünften Punktes der Friedenspräliminarien.“ Da der Kaiser alle Sonntage nach der Messe den hier anwesenden Generälen Audienz gibt, so hat dieses bei dem Senate und dem gesetzgebenden Körper einige Verstimmung hervorgerufen, und es ist demselben der Wunsch zugekommen, daß gleiche Berechtigung diesen beiden Korporationen zu Theil werden möge. Die polytechnische Schule bleibt hier in ihrer hishergen Gestalt. Der neue Studien=Direktor, Oberst Rifaut hatte deshalb Audienz bei dem Kaiser und setzte auseinander, welche Dienste die Zöglinge dieser Anstalt geleistet hätten; viele von ihnen wären jetzt vor Sebastopol ruhmvoll gefallen. Der französische Gesandte in Berlin, Marquis de Moustier, ist auf einige Tage hier eingetroffen. Die Presse spricht sich im Ganzen günstig für Preußen aus und es wird überall versichert, daß die Türkei die Anwesenheit eines preußischen Botschafters sehr wünscht. Der Eintritt Preußens ist jedenfalls nur verschoben. Der„Moniteur“ veröffentlicht ein Dekret, die Eintheilung der 1856 in den Militärdienst einzuberufenden 140,000 Mann der Altersklasse von 1835, auf die verschiedenen Departements, betreffend. Das„Franciren“ der Briefe verbreitet sich mehr und mehr. Im Jahre 1847 verhielt es sich wie 10 zu 100, 1855 wie 85 zu 100. Eine Beobachtung,— sagt Hr. Granier de Cassagnac — in einem„Von der allgemeinen Vertheuerung“ überschriebenen Artikel,— eine Beobachtung, die Jeder machen konnte, ist über die allgemeine Vertheuerung, welche seit der Wiederherstellung der Ordnung und der Wiederaufnahme der großen Arbeiten in Frankreich successive statthatte,— gleichzeitig aufklärend und beruhigend, nämdaß die Theuerung der Lebensmittel, immer den reichen Ländern ist. In London, New=Orleans, in der Havannah, in Rio de Janeiro, den reichen Hauptstädten reicher Länder lebt man theuer, in Florenz, Neapel und Rom, den armen Hauptstädten noch ärmerer Länder, lebt man billig. Die allgemeine graduelle Steigung des Preises der Lebensbedürfnisse ist also ein eher beruhigendes als beunruhigendes Sympton, weil es ein gewisses Anzeichen einer Vermehrung des Privat= und allgemeinen Reichthums und ein Zeichen der Tendenz des Volks ist, dem häuslichen Wohlsein einen größern Antheil einzuräumen. Man ist Herrn von Cassagnac für diese, übrigens keineswegs neue Aufklärung zu Dank verpflichtet, denn es ist ja immer gut, zu wissen, woran man ist. Dennoch aber bleibt ein so abnormer Zustand, eine zu dem Einkommen eines großen Theils der Bevölkerung so wenig im Einklang stehende Theuerung, daß Kalbfleisch z. B. dem Arbeiter, dem gering besoldeten Beamten u. s. w. ein unerreichbarer Lurus=Gegenstand geworden ist und daß Fleisch überhaupt nur mit Vorsicht genossen werden darf, ein drückender, trotz der Beruhigung beunruhigender Zustand, der wenig dazu beitragen wird, die„Tendenz des Volkes nach häuslichen Wohlbehagen“ zu fördern, wenn auch— wie Herr von Cassagnac versichert—„in einem Dorfe, 2# der 23 J hren nur 3 Regenschir: der des Pfarrers, des Maires und des Arztes, jetzt jeder arme Arbeiter einen solchen besitzt, die meisten silberne Uhren haben und Stiefel kein unbekannter Luxus mehr sind.“ England. London, 11. Febr.„Morning Post“ schreibt: „Die Bevollmächtigten der verschiedenen Mächte, die an den Pariser Conferenzen theilnehmen werden, beeilen sich die Hauptstadt so schnell als möglich zu erreichen. Wir glauben, daß aller Wahrscheinlichkeit nach Lord Clarendon Ende dieser Woche daselbst eintreffen wird, zu welcher Zeit auch die russischen und alle übrigen Bevollmächtigten angelangt sein werden. Es ist durchaus nicht unwahrscheinlich, daß die Eröffnung der Conferenzen bereits am nächsten Montag stattfindet. Ebenso ist es möglich, vort ausgesetzt, daß von allen Seiten eine gute Stimmung (a good disposition) an den Tag gelegt wird, daß man einen Präliminar=Vertrag zuläßt und sofort. zu den Verhandlungen über einen allgemeinen Friedens=Vertrag schreitet.“ Rußland. Nachrichten aus Warschau vom 7. d. M. zufolge, findet am 8. d. M. um 1 Uhr Mittags die feierliche Leichenbeisetzung des Fürsten Paskiewitsch statt. Preußischerseits sind der Oberst von Bosse, der Hauptmann von der Goltz und der Lieutenant von Berken aus Königsberg in Warschau eingetroffen. Sie gehören dem 1. Rgt., dessen Chef der Fürst war, an. Der Sohn des verstorbenen Fürsten, der Commandeur der 1. Garde=Reserve=Infanterie=Brigade von der Suite Seiner Majestät, General=Major Fürst von Warschau Graf Paskiewitsch von Eriwan, ist zum General=Adjutanten Sr. Maj. des Kaisers ernannt worden. Der Kriegsschauplatz. Türkei. Constantinopel, 28. Jan. Aus der Krim erfährt man, was aber freilich noch einer weitern Bestätigung bedürfen möchte, daß zwischen den neuerlich decorirten und den nicht decorirten Offizieren Mißhelligkeiten ausgebrochen waren, die selbst häufige Duelle zur Folge gehabt haben sollen.— Aus Erzerum hier eingelangte Nachrichten melden von einem am 5. Jin. bei Sugdidi(Hauptort von Dadien) zwischen den Russen und Türken vorgefallenen Gefechte. Zehn russische Bataillone sollen ein türkisches überfallen haben. Die Türken zogen sich mit unbedeutendem Verluste zurück; es fielen aber 15 Kanonen und die Bagage in die Hände des Feindes. Hierauf plünderten die Russen die Stadt und steckten den fürstlichen Palast und die nahe gelegenen Dörfer in Brand. Ein Künstler. (Fortsetzung.) Der Maler machte dem Stillschweigen zuerst ein Ende. —„Angelika, mein Kind, was ist Dir?.... Hast Du meine Hülfe nöthig?“ Sie schüttelte sanft ihr blondes Köpfchen und drückte seine Hand an ihre Lippen. —„Braves Kind!“ seufzte er.„!“ dachte er zugleich bei sich,„dürfte ich sie lieben, und möchte die Liebe sie glücklich machen!“—„Ist Dein Vater noch mehr erkrankt, Angelika?“ fragte er sie laut. —„Gott sei Dank, nein,“ antwortete sie.„Aber vergeben Sie es mir... —„Solltest Du Etwas von mir zu verlangen haben?“ fragte der Maler, mit Mühe seine Unruhe bewältigend. —„Ich komme, eine Pflicht zu erfüllen.“ —„Eine Pflicht, Angelika?“ —„Ja, eine schwere Pflicht... Herr Hugo, Sie haben uns einmal Geld geliehen... —„Und was denn nun, mein Kind?“ —„Ich bringe es Ihnen zurück...“ Ein schmerzhafter Ausdruck zeichnete sich auf dem Angesichte Hugo's. Es war ein feines Gefühl der Scham,= das ihn traf, weil die angerührte Saite in naher Beziehung mit seinem Kummer und seinem Elende stand; es erwachte aber auch ein anderes Gefühl in ihm, das ihm zurief:„Sie bringt dir das Leben.“ —„O, verweigern Sie es nicht!“ bat sie,„wir haben es jetzt nicht nöthig.“ —„Und wo hast Du das Geld hergenommen, Angeide!“ —„Das Geld...“ —„Ja, sage es mir; ich bitte Dich darum; es beengt mir das Herz; Du weißt wohl, daß ich Dich lieb habe, Angelika... sprich.“ —„Ich habe es verdient.“ —„Ehrlich verdient! Das dachte ich wohl.“ Die Röthe auf Angelikas Wangen färbte sich stärker. Eine Thräne schwamm in ihren Augen. Hugo sah es nicht; denn er drückte in diesem Augenblicke einen keuschen Kuß auf die Stirne des Mädchens. Geraume Zeit blieb man ohne zu sprechen. Hugo war ganz beseligt; Angelika hielt ihr Angesicht am Herzen Hugos verborgen, als ob sie etwas Schweres niederdrückte und vor Scham das Haupt nicht aufrichten dürfe. —„Himmlisches Kind!“ sprach der Künstler mit ergriffener Stimme;„wie Wenige gleichen Dir?“ Nach einem Augenblick tiefen Stillschweigens fuhr Hugo fort, immer dem Vorsatze getreu, seinen Kummer zu verbergen. —„Und warum, Angelika, bringst Du es mir zurück? Fürchtest Du nicht, daß es Euch später wieder fehlen könne?“ —„Ach, mein Herr, sprechen Sie doch so nicht. Lassen Sie es mich sagen: Sie sind nicht reich! Sie haben uns vielleicht mehr gegeben, als Sie uns geben konnten. Werden Sie nicht böse, daß ich so frei spreche; aber bin ich denn nicht Ihre Schwester, und darf eine Schwester nicht die Qualen des Herzens ihres Bruders stillen?“ —„Nein, nein,“ sagte Hugo, indem er sich Gewalt anthat,„Du irrest dich; ich bin allerdings nicht reich; aber ich habe doch... genug, um zu leben.“ Er hielt inne; seine Stimme versagte und eine Thräne fiel auf das blonde Haupt Angelikas. —„Schwester!“ sprach er darnach in wehmüthigem Tone weiter;„dieses Wort sprichst Du so lieblich, daß es mir Thränen aus den Augen hervorlockt... O ja sei meine Schwester.. könnte ich Dir einen süßeren Namen geben, ich würde es thun.“ Hugo hielt hier seine Worte ein; die Liebe, die in seinem Busen glühete, hätte sich bald verrathen. Er bezwang sich, denkend an das tröstliche„später“ wenn nämlich bessere Tage für ihn anbrechen sollten. Als die Tochter Rudolphs das Atelier verließ, sah ihr der Künstler starr nach und segnete sie mit den zartesten Worten, welche selbst eine Mutter hätte sprechen können. Auf dem„sammetnen Sitze des Lehnstuhles lag das Silberstück, welches das Mädchen unvermerkt darauf hingelegt hatte. Hugo sah es mit Verwunderung und Zweifel an; er haßte und liebte es zugleich; er erröthete vor demselben, und doch war es ihm willkommen. Endlich verbannte er allen Widerwillen dagegen, faßte das Geldstück in beide Hände, und brachte es in Entzückung an seine Lippen. Er küßte es und sprach: „Kostbares Metall, das mich wieder einige Tage vor Mangel behüten wird; du bist mir nun noch theurer, da ich weiß, daß der Fleiß ihrer Hände es ist, der es mir zu Geschenke macht. Arme Angelika! Sie hat ganze Nächte gearbeitet; ihre Finger blutig gearbeitet, um so viel zu verdienen...“ Betrüge dich nicht, Hugo! Wenn Du eine Weile hiernach Angelika hättest beten hören, während sie in ihrer Kammer die Kniee bog und weinte, Du würdest so nicht gesprochen haben. Glücklicher! daß dieses Gebet nicht bis zu Dir hindurchdrang. 110 Sie betete: —„Gott! ich habe ihn betrogen; ich habe ihm gesagt, daß es ehrlich verdientes Geld sei, und ach! Du weißt, daß mein Auge von Thränen und Nachtwachen zu matt geworden ist, um arbeiten zu können. Aber er würde das Geldstück nicht genommen haben, wenn ich es ihm so nicht gesagt hätte; er würde Armuth gelitten haben, der brave Mann! und sein Elend allein dem Himmel erzählt haben.“ Sie sagte es ja, sie; der Mund des blonden Mädchens hatte so gebetet. Hätte Hugo gewußt, daß es Richard gewesen, der dem Mädchen das Geld gegeben, er würde lieber, sterbend vor Hunger, das Haupt auf seine Brust haben sinken lassen; ja lieber, als das Geld anzunehmen. Richard hatte die Armuth kennen gelernt, und sie, die Unschuldige, hatte allmälig den Widerwillen verschwinden gesehen, den sie vor dem Modejunker anfangs empfunden. Er sprach ihr nicht mehr von Liebe, einem Gefühle, das sie noch nicht verstand, und ihr daher bisweilen noch einen Schrecken einjagte; er sprach ihr von Freundschaft von Unterstützung ihres Vaters; er versprach ihr eine bessere Zukunft, verbot ihr, von seinen Wohlthaten zu reden, und trachtete durch alles Dieses den Eindruck zu verwischen, den er selbst, und auch Hugo ihm gegenüber in der fleckenlosen Seele Angelikas hervorgerufen hatte— und sie hatte endlich in Dankbarkeit die Hände, die ihr Wohlthaten erwiesen, aus Liebe zu ihrem Vater und zu ihrem Wohlthäter geküßt. Sie theilte ihre Schwesterliebe zwischen ihm und Rie chard.„Beide verdienen es wohl,“ dachte Angelika. Forts. follt. Birresborn, den 13. Februar. Heute fand hier die Wahl des Bürgermeisters auf Grund der Gemeinde= Ordnung von 1850 Statt. Einstimmig wurde der uns von der Köntgl. Regierung gesandte com. Bürgermeister Herr Sprenger gewahlt. Es rechtfertigt diese Wahl vollkommen, die weisen Atsichten der Königl. Regierung, die uns diesen Mann geschickt und für uns geeignet fand, auf der andern Seite ist sie aber auch eine Anerkennung für den. Gewählten selbst, welcher in seiner fast einjährigen com. Verwaltung das volle Vertrauen der sämmtlichen seiner Verwaltung anvertrauten Gemeinden in so hohem Grade sich erwarb. Vier sen, 12. Febr. Ein hiesiger Müller wurde dieser Tage wegen Mehl=Verfälschung durch Grint vom Düsseldorfer Landgerichte zu 1 Monat Gefängniß, 50 Thr. Geldbuße und Verlust der bürgerlichen Ebrenrechte für den Zeitraum eines Jahres verurtheilt. Wir müssen die Aufmerksamkeit unserer Polizeibehörde und die Strenge, mit welcher dieselbe in dieser Beziehung verfährt, dankbar anerkennen, da bei der großen Theuerung eine solche Fälschung des unentbehrlichsten Lebensmittels, unseres Brodes, im Hinblicke auf die armen Consunenten, doppelt abscheulich zu nennen ist. Lobberich, 12, Febr. Vergangene Nacht hat sich im hiesigen Gefängniße ein schon ziemlich betagter Mann, der bereits mehrere Mole wegen Diebstahls Gefängnißund Zuchthausstrafe verbüßt und auch diesmal wieder wegen unbefugter Anmaßung von fremdem Eigenthum eingezegen war, erhängt. Wenn auch der Verlust eines soschen Indivstuums leicht zu verschmerzen, so ist doch die Art und Weise sehr zu bedauern. — Zwei interessante Gegenstände hinsichtlich der Fruchtpreise bieten in neuerer Zeit die Jahre 1846 und 1849. In ersterm Jahre kostete das 1 5pfündige Roggenbrod 23 Sgr., und im Letzterem nur 7½ und 8 Sgr.; in Letzterm wurden 1200 Pfd. Roggen mit 16 Thlr. bezahlt, welche jetzt längere Zeit durchschnittlich mindestens 50 Thlr., periodisch sogar 70 Thlr. kosteten. — Im Arrondissement von Pithiviers— so meldet das Journal de Loiret— hat eine junge Dame den originellen Einfall, sich ausspielen zu lassen. Zu 1000 Frls. sind 300 Loose ausgeschrieben, und der Gewinner erhält mit einer jungen, liebreizenden Frau den Ertrag der Lotterie als Mitgift. Die Loose werden aber nur an solche abgesetzt, welche der Dame zusagen; sie behält sich zu dem Zwecke eine Unterredung mit jedem, der ein Loes wünscht, von einer halben Stunde vor. Nur Wittwer und Junggesellen können Loose nehmen, jedoch auch eine Person mehrere. Auf St. Katharinentag, am 25. Nov., ist die Ziehung festgestellt. An Bewerbern um Loose fehlt es nicht; namentlich sollen sich viele Engländer, die es in solchen Excentricitäten Jedem zuvorthun, zum Ankaufe gemeldet haben. Ein dem Guano ähnlich wirkender Dünger zur auffallenden Vergrößerung der Blumen und auch der Früchte an den Spalierbäumen wird dadurch erreicht, daß man circa ½ Theil Holzaschenlauge, „ ½„ Rindsblut, „ 1/10„ gepulverten Kalt, „ 1/8„ Schaflorbern und Taubenmist mit elwas Salpeter nach vorausgeganger inniger Vermengung in einer Kufe über Winter dem Zutritte der freien Luft aussetzt und davon entweder in getrocknetem Zustande und im gehörigen Verhältnisse der Erde beigemischt, in welcher solche Pflanzen oder Früchte gezogen werden sollen, oder in flüssigem Zustande zum Begießen derselben verwendet. Vielseitig ist die Verwendbarkeit der weißen grünköpfigen belgischen Riesenmöhre. Vor Allem dient sie dem Menschen als gutes Gemüse, eignet sich wie die Kartoffeln als Zusatz zum Brodteig, so wie statt des Obstes und anderer süßen Wurzeln, zur Darstellung einer Latwerge, sie ist ein gutes Pferdefutter, leistet vortreffliche Dienste bei der Aufzucht von Kälbern und Rindern, so wie bei der Mastung von Ochsen, Kühen, Schweinen, Fütterung der Ziegen, Schafe, des Federviehes 2c. Sie gedeiht am Besten in tiefgründigem, gut gelockerten Boden. Nicht bald lohnt sich der Bau eines Gewächses so glänzend, als jener der Riesenmöhre. Herr Forstinspektor Hontschik zu Kobier in Mähren rühmt die große Nützlichkeit der Düngung müde gewordener Obstbäume. Er düngte mit kurzem Pferdedünger einge Bäume, andere mit verdünnter Mistlacke und hatte die Freude, seine Mühe reichlich belohnt zu sehen, indem die alten Bäume, rie bereits seit mehreren Jahren nicht mehr tragen wollten, mehrere Scheffel Früchte brachten. Anzeigen. Bekanntmachung. 48 Der Neubau von 100 Ruthen Weg, am Oelberge, Bann Prüm, wird am Dienstag den 19. d. Vormittags 10 Uhr, auf dem Bürgermeisterei=Amte loosenweise an die Wenigstfordernden in Verding gegeben. Prüm, den 16. Februar 1856. Der Bürgermeister, Bekanntmachung. * Dienstag den 19. d. Vormittags 9 Uhr, wird der vor dem Klostergebäude liegende Straßendünger auf dem Bürgermeisterei=Amte versteigert. Prüm den 16. Februar 1856. 00 Der Bürgermeister Bekanntmachung. * Die in diesem Jahre von den Steuerpflichtigen der Gemeinde der Bürgermeisterei Niederprüm auszuführenden Wegebauten, werden an den nachgenannten Tagen und Stunden vertheilt, und die Steuerpflichtigen incl. Forensen hiermit aufgefordert, der Vertheilung beizuwohnen, und ihr Interesse wahrzunehmen. Mittwoch den 20. d.., Vorm. 9 Uhr Weinsfeld „„„„ 11„ Steinmehlen „„„ Nachm, 2„ Herscheid Hontheim Sellerich. Freitag den 22. d.., Vorm. 8 Uhr, Obermehlen „„„„ 11„ Gondenbrett Montag den 25. d. M. Rachm. 2 Uhr Niederprüm. Prüm den 16. Februar 1856. Der Bürgermeister Haas. Bekanntmachung. 39 Am Samstag den 23. Februar c. Vormittags 10 Uhr, wird der Unterzeichnete in der Wohnung des hiesigen Gastwirthen Herren Hoß, den vollständigen Ausbau des auf den Bännen von Ringhuscheid und Bellscheid liegenden Theiles der St. Vith=Bitburger Prämienstraße öffentlich an den Wenigstnehmenden in Verding geben. Die Länge der ganzen Strecke beträgt 130 Ruthen und die Anschlagssumme 462 Thlr, 10 Sgr. 10 Pfg.— Die Beendigungszeit der Arbeiten ist auf den 1. Nov. d. I. gesetzt.— Plan, Anschlag und Bedingungen könneu bei mir eingesehen werden. Waxweiler den 14. Februar 1856. Der Bürgermeister S Bekanntmachung. 4 Mittwoch den 27. Februar d. J. Vormittags um 9 Uhr, werde ich auf dem hiesigen Bürgermeisterei=Amte folgende Holzsortimente öffentlich an den Meistbietenden verkaufen Aus dem Gemeinde=Walde von Schönecken, Distrift Kaiort 30 Eichenbaustämme 10 Buchen Nutzstämme 5 halbe Klafter Buchen Brennholz und einiges Reiserholz b) Aus dem Gemeinde=Walde von Huscheid, Distrikt Bollenheld 11 Eichen Bau= und Nutzholzstämme c) Aus dem Gemeinde=Walde von Feuerscheid, Distrikt Lißenköpfchen 20 Eichenbaustämme. eu Schönecken den 10. Jebruar 1856. Der Bürgermeister Scheurette. Bekanntmachung. Am Montag den 18. Februar., Vormittags 9 Uhr, kassen die Erben des zu Weinsheim verlebten Ackerers und Müllers Nikolas Jean noch verschiedene Hausmebilien, 15 Bienenstöcke, mehrere 100 junge, veredelte Obstbäume, sowie eine bedeutende Quantität Früchte jeder Gattung und Heu und Stroh u. s. w. öffentlich und freiwillig gegen Borg daselbst versteigern, sowie mehrere Parzellen Hafer= und Kartoffelland verpachten. Prüm den 9. Jebruar 1856. Der Königliche Notar, Backes. Bekanntmachung. * Am Donnerstag den 21. Februar c. und folgenden läßt Herr Mathias Roth Rentner zu Prüm wohnend, Hausmobilien aller Art, eine bedeutende Auswahl von Zinn und Kupfer, Schüsseln, Plättet und Teller, Tische, Stühle, Bänke, Schränke, Bettstellen, Diele, Porzellan, Glas, verschiedene Waaren u. s. w. öffentlich und freiwillig hierselbst versteigern. Alle Gegenstände, welche den Steigpreis von 15 Sgr. nicht übersteigen, müssen gleich baar bezahlt werden. Prüm, den 15. Februar 1856. Der Kgl. Notar Bekanntmachung. * Am Samstag den 23. Febrnar c. unmittelbar nach der Versteigerung der Erben Thiel von Schönecken, lassen die Ebeleute Johann Heinrich Grommes und Anna Maria Irsfeld, Handelsleute wohnend zu Olzheim ihre sämmtlichen auf dem Banne von Schönecken und Wetteldorf gelegenen Ackerländereien und Wiesen öffentlich gegen Borg auf mehrere Jahre in loco Schönecken verpachten. Prüm, den 15. Februar 1856. Der Kgl. Rotar Bekanntmachung 37 Am Mittwoch den 27 und Donnerstag den 28. a.., jedesmal Morgens 9 Uhr, läßt die Petronesla Scheurette wegen Einstellung ihres Geschäftes: 1. Colonial= und Spezerei=Waaren aller Art; 2. verschiedene Möbel, als: Tische, Stühle, Bettzeug und Küchengeräthschaften 2c. 2c. öffentlich und freiw llig gegen Zahlungsausstand durch Unterzeichneten versteigern. Prüm, den 11. Februar 1856. Haubrichs, Gerichtsvollzieher. Bekanntmachung. 32 Am Montag den 18. Februar 1856 Morgens 9 Uhr, läßt der Königl. Förster Herr Johann Pesch zu Schlausenbach in feiner dasigen Behausung, 4 Paar Jochochsen, 4 Kühe, 2 Kälbinnen, 2 Kuh= und 2 Ochsen=Rinder, 30 Stück MutterSchaafe, 8 Lämmer, 20 Malter Samm=Hafer, 12 Malter Setzkartoffeln, sodann Acker Geräthschaften aller Art als: Wagen, Karren, Pflug, Eggen u. f. w. und Haus=Mobilien jeder Gattung auf Borg versteigern. Der Gerichtsvollzieher, Hasenbach. Wiedereröffnung des in Wittlich. Meine Gastwirthschaft habe ich in den bekannten Gasthof„Zum Wolf“ verlegt.— Diesen geräumigen am Hauptmarktplatze neben der Post gelegenen Gast bof habe ich käuflich an mich gebracht, und demselben eine neue, gefällige und den Anforderungen der Zeit entsprechende Einrichtung gegeben.— Vorzügliche preiswürdige Weine, gute Restauration, freundliche und pünktliche Bedienung, so wie billige Preise werden im Vereine mit der comfortablen Einrichtung des Hauses meine Gäste hoffentlich befriedigen;— welches zu erreichen mein eifrigstes Bestreben sein wird. Meinen Freunden, dem verehrlichen reisenden und einheimischen Publikum glaube ich daher meinen Gasthof höflichst empfehlen zu dürfen. Wittlich, den 9. Februar 1856. Nikolas Steffen Sohn. C. Gaulard Sohn, Glockengießer in Malmedy empfiehlt sich im Gießen aller Arten von Glocken, sowie auch im Umgießen aller Glocken nach jedem beliebigen Ton und verspricht prompte uud billige Bedienung. Gedruckt, verlegt und herausgegeben von C. Plaum in Prüm