Freitag, den 12. October.

1883.

en neuesten Stoffen ekannt solider Aus­u. groß. Auswahl.

1

lm Hof18

üb. d. Universität.

chuhen

onn.

lenden, re­I verkauft

andschuhen wea frisch

adschibe.

schuhe:

is.75,

Mi..75, uhe Mk. 1,## nit, feinstem er Mi..26, er Mk..25.

) 0

en 9. Oct.

eeter.

stolder

wegen ge­

vid.

12 Uhr,

cänke

ufs Vormittags

muinspector,

e.

bung

Kars

kozusendung.

irmstadt.

ung

Landwehr=

zu erscheinen: Halbinvaliden

inschaften.

nschaften.

1, welche von m übergeführt

legburg. grm. Menden. glar. rcassel.

m. Obercassel Stieldorf. germ. Künigse

k. Honnef.

Oberpleis. Egidienberg. K. Hennefund

lachurg.

1

r. 254.

Abonnement:

vierteljährlich nur 2 Ml. pracnumerande. Monats=Abonnements. Tägliches Erscheinen. Samstag Auheften des Annoncen=Anzeigens an den Straßen=Ecken. Inserate werden bis Mittags 12 Uhr ebeten.

Cepeditton Remiginstraße Nr. 16.

Rheinische Landeszeitung.

Bür die Rchaston bsrantnerlülch. 3. B. Gari han d. Deus und Bruag ven 8. V. Gar t ba. 4

Inserate.

auswärtige 20 Pig. die lle. Reelamen per Zeile Pig. Bei umsangreichem und voarrn unnonenen entgrehender Rahe Erößte Wirtung der Inserate bei bbgerbe Auflenr.

lokale 10 Pfeunig,

Se g

sets

Naenturen: für Venel, 3. 3. Hed, Jasteumamtenmache; Obereassel, Pan Ah; Godesberg, Th. Dieg, Nack 84; Massndors, J. Munscan;

#<space>### t e s:<space> B o r n h e i m,<space> G e b r.<space> G r o ß:<space> S e c h t e m,<space> G o t f r.<space> p i e c k;<space> R b s b e r g,<space> K l a y s<space> E s e r;<space> H e r z e l,<space> I.<space> L o o s e n,<space> N r.<space> 1 0 7.<space>

ersiem Gerstchesfarsth ün 15.

Die Schilder.

Verachtest Du so deinen Kaiser, Tell,

Und mich, der hier an seiner Statt gebietet, Daß du die Ehr' versagst dem Hute, den ich Zur Prüfung des Gehorsams ausgehängt?

Eine tragikomische Geschichte, zu welcher am besten oas Citat vom Geßler'schen Hut aus SchillersTell paßt! Die Autorität der ungarischen Krone in Kroatien zu wahren hat die ungarische Regierung

dart Manyonschilder mit ungarischer Inschrift auf­

Und damit ist die Schilder=Angelegenheit beige­legt. Das heißt offiziell, unter den Politikern, zwi­schen Regierung und Volksvertretung. Die kroatische Bevölkerung aber wird der Opfer, welche die Tragi­komödie gekostet hat, noch lange gedenken. Und ihr Gedächtniß frisch zu erhalten, werden die Apostel des Panslavismus sich angelegen sein lassen.(Kl..)

Politische Chronik.

vorr Wappenschitder mir ungärischer Inschrift auf­hängen lassen. Darob große Entrüstung der Kroa­ten, Rebellion, Beschimpfung und Zerstörung der Schilder, Widerstand der bewaffneten Bauern gegen Polizei und Militär, Verwundete und Todte, Aus­artung der politischen Bewegung zur Zerstörungs­und Plünderungswuth, zahlreiche Verhaftungen und Einkerkerungen. Der königliche Kommissar legte sein Amt nieder. Mit Bangen sah man der Eröffnung des ungarischen Reichstages entgegen, derselben gingen Nachrichten voraus, nach welchen die schärfsten Kämpfe erwartet werden mußten, das Fortbleiben der meisten kroatischen Abgeordneten wurde in Aussicht gestellt. Die ungarische Linke verhieß die Schärfung des Kon­flikts, sie wollte die Gelegenheit wahrnehmen den großen Equilibristen Tisza zu stürzen. Fort mit Kroatien! rief sie, dieses Land ist ein Klotz an unse­ren Beinen, weggeworfen sind die 5 Millionen, mit welchen wir alljährlich den Kroaten unter die Arme greifen. Die kroatischen Abgeordneten unterbreiteten am 29. September dem Ministerpräsidenten ihr Ulti­matum: Entfernung des doppelsprachigen Wappen­schildes, Herstellung von Schildern mit kroatischer Unterschrift, Sistirung des königlichen Kom missariats, Herstellung der Konstitutionsregierung, Einberufung uchar Trogtischeg, Landtages, sofortige Verhandlung

über das Ausgleichsgesetz durch beide Regierungen.

Tisza ist nicht gestolpert. Der kluge und geschmei­dige Polititer hat in einer Formenfrage Nachgiebig­keit gezeigt, um nicht Essentielles preiszugeben. Er hat durch freundliches Entgegenkommen die Kroaten entwaffnet; um ihm die Hand zu reichen, mußten sie ihre großen Postulate erst bei Seite legen. Wappenschilder ohne Inschrift, so lautet der Zauber­spruch, mit dem der Sturm beschworen ist, und was im Uebrigen den Kroaten versprochen worden, das hat einen etwas sarkastischen Beigeschmack: Die ma­gyarische Regierung will die Kroaten gegen die Kroaten schützen. Bei der Steuerverwaltung und Steuererhebung sind abscheuliche Mißbräuche ein­gerissen, Ungarn haben dieselben entdeckt, Kroaten haben sie begangen; diesen Uebeln soll abgeholfen werden.

Aber, schrie die ungarische Linke, wenn die Kroa­ten sich zufrieden geben, wir wollens nicht. Bringt ihr die alten Wappenschilder wieder an, wozu sind andere aufgehängt worden? Wie vermochtet ihr nur so frivol die Leute herausfordern, um nach schweren Wirren und dem Ruine ganzer Gemeinden das Gethaue zurückzunehmen? Wenn ihr aber ein Recht hattet, die ungarische Schrift anzubringen und ihr hattet das Recht, ja ihr hattet sogar die Pflicht dazu wie dürft ihr jetzt vor den Kroaten die Flagge streichen, euch, uns, das ganze Land preis­geben? Nicht ggen die Schilder hat sich der Aufruhr gerichtet, sondern gegen die Zugehörigkeit zu Ungarn. Nicht mit den Bauern haben wir's zu thuen, sondern mit den slavischen Agitatoren, die hinter ihnen stehen. Da heißt es: Farbe bekennen und nicht kläglich zurückweichen, denn ein Schritt rückwärts ist der Beginn der Flucht.

Diesem Angriffe, so hoffte die Opposition, sollte, wenn nicht Tisza, dann wenigstens der Finanz= minister Szapary zum Opfer fallen, der den Conflikt verschuldete. Szapary hatte die Schilder, welche so viel böses Blut angerichtet haben, aufhängen lassen.

Allein die wuchtigsten Angriffe blieben ohne Er­folg. Tisza spottete der landsmännischen Gegner, sobald er mit den Kroaten versöhnt war. In kühlem, ruhigem Tone rechtfertigte er seine versöhnliche Hal­tung mit dem Wohle des Staates und der Achtung vor den Angehörigen desselben von fremder Nationa­lität. Szapary fiel die Aufgabe zu, die Widersprüche zu lösen. Er sagte, die ungarische Wappenschrift sei ihm angemessen erschienen, wenn man sie auch nicht als nothwendig zu bezeichnen brauche. Die kroatische Landesregierung habe die Anbringung der Schrift schon im Jahre 1880 als gesetzmäßig auerkannt, sie habe, als der erste Widerspruch erhoben sei, die Versicherung gegeben, daß Excesse nicht zu

Etgargen seien. Gegen die Eatfernung der hnn# habe er jetzt nichts einzuwenden, denn die Sache habe keine große Bedeutung, sie dürfte nicht wichtigere Interessen beeinträchtigen. Re­

seien in Kroatien geplant, Erleichterungen der Bevölterung, und um diesen schnell Eingang zu schaffen, empfehle es sich den Stein des Anstoßes zu beseitigen. Wenngleich diese Erklärung manche Lücke gewahren läßt und die Anordnung der ungarischen Inschriften von der doppelten Anklage, daß sie aus chauvinistischem Geiste hervorgegangen und daß sie mit Leichtfertigkeit, ohne Kenntniß der im kroatischen Volke herrschenden Stimmung ausgeführt worden, durchaus nicht freizusprechen ist, wurde doch dem Finanzminister von der Mehrheit großer Beifall ge­

1 zollt. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Regie­das Vertrauens=Votum, welches sie verlangt hit, erhalten wird.

Deutschland.

Breslau, 10. Okt.(Minister Maybach) ist zu mehrtägigem Aufenthalte hier gestern Abend eingetroffen.

Berlin, 10. Okt.(Botschafter Keudel!) mit Gemahlin hat sich heute Vormittag zu einem mehr­tägigen Besuche beim Fürsten Bismarck nach Fried­richsruh begeben.

Berlin, 10. Okt.(Nach einem dem Präsidenten der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin und stellver­tretenden Vorsitzenden der Deutschen Polarkom­mission,) Schleinitz, zugegangenen Telegramm pas­sirte der deutsche SchoonerGermania, welcher die nördliche deutsche meteorologische Expedition nach Kingawasjord im Cumberlandgolf gebracht und von dort nach einjährigem Aufenthalte wieder abzuholen hat, auf der Rückreise Pentglandfjord.

(Nach einer Madrider Depesche desStan­dard) hat der spanische Minister des Aeußern, Marquis Veja de Armijo, in einem im Ministerrath über die Reise des Königs von Spanien erstatteten Bericht konstatirt, daß die deutsche und österreichische Regierung bereit seien, das Recht Spaniens auf eine Stimme in dem europäischen Konzert und den Kon­ferenzen anzuerkennen, wenn Fragen debattirt werden, welche sein Interesse im Mittelländischen Meer oder in Afrika betreffen, und Spanien zugleich eine Stimme bei der Entscheidung über den Suezkanal einzuräumen.

(Ueber die Verstärkung unserer Ostgrenze) wird mitgetheilt, daß die Festung Thorn zwei flachgehende Kanonenboote, wie solche bereits bei Straßburg und Koblenz stationirt sind, erhalten wird. Außerdem gedenkt man an geeigneten Stellen zwischen den Forts Gruson'sche Panzerthürme zu placiren, welche durch Glühlichtlampen im Innern Erleuchtung erhalten sollen. Am 1. April nächsten Jahres tritt zu der Garnison Thorn's noch ein Pionierbataillon.

(Es wurde kürzlich gemeldet, daß kaum anzu­nehmen sei, daß die Frage des Erlasses eines Kon­solidationsgesetzes für die Rheinpro­vinz) bereits in der bevorstehenden oder auch nur in der nächstfolgenden Session des Abgeordnetenhau­ses ihre Erledigung finden werde. In Bezug auf diese Frage erfährt dieVoss. Ztg. jetzt, daß der Entwurf eines Konsolidationsgesetzes für die Rhein­provinz bereits den betreffenden Behörden zur Begut­achtung vorgelegen hat und sehr wahrscheinlich dem Landtage schon in der nächsten Session zugehen wird. Nach dem Entwurf wird u. A. beabsichtigt, die Zu­sammenlegung von Grundstücken für zulässig zu er­klären, wenn mindestens die Besitzer der Halfte des Grundbesitzes einer Gemeinde den Antrag auf Zu­sammenlegung stellen. Dem in der Rheinprovinz mehrfach laut gewordenen Wunsche, daß den Mitglie­dern einer Gemarkung das Recht gegeben werden möchte, von der widerstrebenden Minderzahl die Her­stellung zweckmäßiger Feldweganlagen nöthigenfalls zu erzwingen, dürfte nicht Rechnung getragen werden, da nach der Ansicht der maßgebenden Kreise die Herstellung von Flurwegen den einzelnen Gemeinden Opfer auferlegen würde, welche mit den Vortheilen solcher Wege in der Regel in keinem Verhältviß stehen würden.

(Ausfall der diesjährigen Ernte.) Re­gierungsbezirk Coblenz: Die Ernte der Halmfrüchte im allgemeinen ungünstig. Das Wintergetreide hat in der Mehrzahl der Kreise kaum eine halbe Mittel­ernte ergeben; die Qualität ist jedoch meist gut. In Bezug auf Hafer und Gerste gilt dasselbe. Stroh­ertrag durchweg dürftig. Die Kartoffelernte kann fast überall in Bezug auf Qualität und Quantität als vorzüglich bezeichnet werden. Der erste Gras= und Klee­schaitt qualitativ gering, quantitativ recht gut. Der zweite Schnitt war bei gleichfalls guter Qualität er­giebiger; das Gesammtresultat mit Ausnahme einiger Kreise als zufriedenstellend zu bezeichnen. Rüben=, Knollen= und Wurzelgewächse, Gemüse und Hülsen­früchte sind gut und reichlich gerathen. Die Vieh­preise sind gestiegen. Die Obsternte überaus reich­lich. Der Weinstock verspricht im allgemeinen einen befriedigenden, ja guten Ertrag; an Quantität kann wohl auf ½ Herbst und bei anhaltend günstiger Witterung auch auf eine gute Qualität gerechnet werden.

Regierungsbezirk Nachen: Die diesjährigen Ernteresultate können im Durchschnitt als befrie­digende bezeichnet werden. Roggen und Weizen haben durchschnittlich in Körnern und Stroh eine mäßige Mittelernte geliefert. Die Qualität der Körner ist gut, die des Strohes geringer. Sommerhalmfrüchte, Hafer, Gerste, Erbsen, Wicken, Bohnen, Linsen, haben einen mittelmäßigen, Buchweizen einen guten Ertrag geliefert. Die Zuckerrüben sind klein geblieben, be­sitzen aber einen sehr reichen Zuckergehalt. Die Kar­toff In sind überall ausgezeich et gerathen. Dieselben

liefern einen ganz außergewöhnlich reichen Ertrag und zugleich von vorzüglicher Qualität, wie es seit vielen Jahren nicht mehr der Fall gewesen ist. Einen fast gleich günstigen Ertrag liefert die Obsternte. Alle Obstsorten sind in reichem Maße gediehen und dabei von guter Qualität. Der erste Klee= und Heu­schnitt ist qualitativ zwar gut, quantitativ aber gering. Der zweite Aufwuchs hat einen bessern Ertrag ge­liefert.

Regierungsbezirk Köln: Bei Roggen, Weizen und Hafer ist zwar die Qualität gut, der Quantität nach aber darf die Ernte höchstens nur zu 7080 pCt. veranschlagt werden, beim Hafer sogar nur auf 50 bis 60 pCt. Der Strohertrag ist auch gering und gegen das Vorjahr um fast die Hälfte zurückgeblie­ben. Gleiches läßt sich im Ganzen von den Futter­kräutern sagen. Die Heuernte hat durchweg geringen Ertrag ergeben. Zuckerrüben versprechen keinen be­sonderen Ertrag. Die Aussichten auf eine reiche Kartoffelernte im ganzen Bezirk sind vortrefflich. Die Obsternte fällt so reich aus, wie seit Jahren nicht. Der Stand der Weinberge ist günstig.

Münster, 10. Okt.(Wie derWestf. Merkur. meldet,) legte der Abgeordnete v. Hatfeld aus Ge­sundheitsrücksichten das Landtagsmandat für Münster­Cösfeld nieder.

Frankreich.

Paris, 10. Okt. Die opportunistischen Morgen­blätter meinen, die Wahl Campenon's sei der glück­lichste Griff, den Ferry thun konnte.Republique Frangaise glaubt, die ganze Armee werde diese Er­nennung gutheißen. Saussier und Lewal hätten selbst ihren hervotragenden Waffenbruder Compenon als allein fähig bezeichnet, unter den heutigen schwie­rigen Umständen die militärischen Angelegenheiten des Landes zu leiten. Auch General Billot habe nach seinem Rücktritt Campenon warm empfohlen. Die radikalen Blätter erinnern daran, daß Campe­non unter Gambetta das reaktionäre Element in der Armee begünstigte und sich nach seinem Rücktritt eingebildet habe, als Kandidat für die Präsidentschaft der Republik auftreten zu können.Intransigeant" (Rochefort) bezeichnet die Ernennung als gegen Giévy gerichtet.Justice" schreibt, Campenon vertrete die persönliche Gewalt und suche das Parlament zu dominiren. Beim Sessionsbeginn werde Campenon eine schwierige Stellung vor der Kammer haben, deren Majorität nie aufhörte, den vorigen Kriegs­minister mit Beifall zu überhäufen. Campenon frische nur die Erinnerung an eine Wahl auf, welche die Kammer empörte; letztere werde sich auch erinnern, daß Thibaudin der einzige Minister war, welcher kühn mit allen abscheulichen Traditionen zu brechen begann, indem er die Reaktion aus den einflußreichen Stellen der Armee zu vertreiven begann und die Kontrole der Kammer nie umgehen wollte. Die République Frangaise weist an einer andern Stelle auf den gemeldeten Rückzug derSchwarzen Flag­gen hin, welcher den Triumph der Politik des Kabi­nets bedeute.

Paris, 19. Okt. Unterrichtete diplomatische Kreise dementiren formell die Meldung derTimes, daß Nunez die eventuelle Ordre erhielt, Paris zu verlassen. Man versichert, daß die spanische Botschaft bisher keinerlei neue Instruktionen aus Madrid er­hielt. Der Besuch Nunez' heute Vormittag bei Ferry hänge gar nicht mit den Ereignissen vom 29. Sep­tember zusammen.

Liberte sagt, die Regierung empfing noch keine Bestätigung über die Anknüpfung von Verhandlungen mit denSchwarzen Flaggen". Die letzten Instruk­tionen an Harmand verpflichteten denselben, in den militärischen Dispositionen nichts zu ändern. Vor der Eroberung von Sontay Bacnink werde kein Ver­trag abgeschlossen.

Dem Vernehmen nach wurde der Marseiller Präfekt Poubelle zum Seinepräfekt ernannt.

Aus den Erörterungen der Pariser Presse über die Entlassung des Kriegsministers Thibaudin er­fährt man, wie derselbe gänzlich ein Werkzeug der radikalen Partei gewesen und seinen hohen Posten völlig in deren Sinne verwaltet habe.

Daod Lschasbostenoh Lungeiert.

Von dem Petersburger Korrespondenten erhält das Berl. Tagebl. zur Ergänzung noch folgenden Be­richt: Schon am frühen Morgen waren die Trot­toirs der Straßen, welche der Zug passirte, vom Pu­blikum besetzt. Die unmittelbar am Bahnhof gelege­nen Straßen waren ganz abgesperrt; dort hatten die bereits erwähnten 179 Deputationen Aufstellung ge­nommen. Das Wetter war schön. Nach kurzem Gottes­dienst in der Bahnhofshalle wird der gelbpolirte Sarg, der den Metallsarg einschließt, welcher mit dem aus Edel­metall gefertigten griechischen Kreuz geziert ist, zu dem sechsspännigen Gala=Leichenwagen getragen. Auf dem Baldachin des letzteren aus rothem Sammt mit Goldeinfassung und Straußfedern=Verbrämung ruht der mächtige vom VereinBerliner Presse. gestiftete Kranz. Ueber den Sarg ist eine Brokat­decke gebreitet, die mit Kränzen überreich geschmiekt ist.

Um 11 Uhr setzt sich der imposante Leichenzug in Bewegung. Den Anfang bilden die 179 Depu­tationen, deren Mitglieder sämmtlich große, zum Theil silberne Kränze mannigfachster Form und Ausschmück­ung tragen: Der Zug bewegt sich nur langsam vorwärts; die Querstraßen sind abgesperrt und es sind dort viele Polizeimannschaften, sowie mehrere Sotnien Garde=Kosaken aufgestellt, aber nirgends er­scheint ein Einschreiten nothwendig, die Ordnung ist durchweg eine musterhafte.

Die bulgarische Deputation besteht fast nur aus Offizieren, welche die hiesige Militäranstalten besuchen. Besonders ins Auge fallend ist die Deputation der kaukasischen Presse, deren Mitglieder ihr National­Trauerkostüm angelegt haben. Auch eine Menge von Deputationen der weiblichen Lehranstalten befinden sich im Zuge.

Der Zug brauchte drei Stunden, ehe er bis zum Kirchhof gelangte, den wegen Raummangels nur sechs von jeder Deputation betraten. Hier wurde der Sarg in die Kirche getragen, in welcher eine Trauermesse stattfand, die dreiviertel Stunden in Anspruch nahm. Nach Schluß derselben wurde der Sarg in das dicht neben der Kirche gelegene Grab gesenkt. Die an demselben gehaltenen Reden fanden im Publikum lauten Beifall. Eine große Anzahl Kränze wurde, anstatt sie ins Grab zu legen, zerpflückt und die Blumen als Andenken mitgenommen.

Der Gesammt=Eindruck der ganzen Festlichkeit war. wohl ein imponirender, aber kein erhebender; so wurde u. A. die eine solche Feierlichkeit wesentlich erhöhende Trauermusik vermißt; keiner jener das Gemüth so mächtig ergreifenden Trauermärsche er­klang, und still, fast lautlos bewegte sich der mehrere Werst lange Zug bis zu dem Grabe des Dichters.

Italien.

Rom, 9. Okt. Der Papst schenkte gestern ge­legentlich der Feier in der Peterskirche den römischen Armen zehntausend Lire. Vanutelli wurde zum Nuntius in Lissabon ernannt. DerMoniteur de Rome erklärt, Fürstbischof Herzog von Breslau habe keinerlei Mission, er sei nur nach apostolischem Ge­brauch zum Besuch nach Rom gekommen.

Rußland.

Entgegen dem ursprünglichen Entschlusse, den russischen diplomatischen Agenten Herrn Jonin auch fernerhin in Sofia zu belassen, hat derselbe nunmehr die Weisung erhalten, nach Petersburg abzureisen.

Man hat in einem Warschauer Institut zur Erziehung junger Mädchen eine kleine Nihilisten­kolonie entdeckt. Die Leiterin der unter kaiserlichem Protektorate stehenden Anstalt wurde verhaftet, nach­dem man entdeckt hatte, daß sie ein Pack nihilistischer Schriften von derPost in Empfang genommen hatte. Als man Haussuchung hielt, stellte es sich heraus, daß die Zöglinge ebenfalls dem Nihilismus ergeben waren. Acht von ihnen wurden ebenfalls ver­haftet. Das Institut stand übrigens von jeher nicht im besten Ruse der Sutlichten.

Neueste Nachrichten.

Pest, 10. Okt. Das Abgeordnetenhaus hat den bekannten Beschlußanirag des Ministerpräsidenten in der kroatischen Frage mit 187 gegen 105 Stimmen angenommen.

DieNeue freie Presse meldet aus Bukarest: Rümänische Soldaten besetzten bei dem Vulkanpaß die von der österreichischen Militärbehörde angeblich auf rumänischem Gebiete erbauten Kasernen, wurden je­doch von dem österreichischen Kommandanten mit sechzig Mann wieder vertrieben, welcher gleichzeitig achtzehn Rumänen gefangen nahm.

Kopenhagen, 10. Okt. Im Folkething theilte der Marinemmister mit, der dänische Nordpol­DampferDijmphna habe bei Bardoe geankert.

Rom, 10. Olt. Der Papst empfing heute in Privataudienz den Fürstbischof von Breslau und Felinski, den Erzbischof von Warschau.

Kairo, 10. Okt. Die Amnestiedekrete des Khe­dive sind nunmehr amtlich publizirt worden. Die Wahlen zur Legislative werden vor dem Ende des Monats beendigt sein und die Einberufung der No­tabelnkammer des gesetzgebenden Rathes und der Pro­vinzialräthe erfolgt voraussichtlich im Lause des No­vember.

Newyork, 10. Okt. Die republikanische Majorität bei den Wahlen in Jowa wird auf 30,000 Stimmen veranschlagt. Das Resultat der Wahlen in Ohio steht noch nicht fest. Anscheinend erlangten die Demokraten eine kleine Majorität.

Lokales.

* Der Paramentenverein der Stiftspfarrei wird An­fang Dezember im großen Saale des Hotels zum goldenen Stern einen Bazar veranstalten, dessen Erlös zur inne­ren Ausstattung der neuen Stiftspfarrkirche dienen soll. Viele Damen aus den besten Kreisen werden mitwirken, den Bazar möglichst reichhaltig auszu­statten, und auch als liebenswürdige Verkäuferinnen auf demselben fungiren.

* In Wesseling ist eine Frau ihrem Manne durchgegangen; das wäre nun heutzutage nichts Neues. Wohl aber die näheren Umstände. Sie be­wog nämlich vorher den Arglosen, in Gemeinschaft mit ihr bei einem Bonner Notar ein Depo­sit von 29,000 Mark zu erheben und ihr das Geld zu verausfolgen. Kaum hatte sie es in der Tasche, als sie in der nächsten Wirth­schaft, wohin sie mit ihrem Maune gegangen, sich unsichtbar machte. Od sie dieseZauberei mit Hüfe eines Gasans zu Wig: gebracht, ist noch unbekannt.