Nr. 240.

Freitag, den 28. September.

1883.

Abonnement:

vierteljährlich nur 2 Mk. praenumerande. Mouats=Abonnements. Tägliches Erscheinen. Samstag Auheften des Annoneen=Anzeigers zu den Straßen=Ecken. Inserate werden bis Mittags 12 Uhr

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Seredition Reuigiustrate Nr. 16.

Rheinische Landeszeitung.

für die Redaton veranwortlich. J. u. Cart ha u 4. Druck und Verlag von J. B. Garibe.

lokale 10 Pfennig, auswärtige 20 Pfg. die einspaltige Petitzeile. Reclamen per Zeile 20 bis 50 Pfg. Bei umfangreichem und österem Annouciren entsprechender Rabalt. Größte Wirkuug der Inserate bei stei: sleigender Auflage.

Sesesidien Perishesthraste Nn. 18.

Agenturen: Er Venel, 9. 3. Hed, Josrumentennacher; Obereassel, Peier Ah; Godesberg, Th. Dez, Nart 84, Mussendors, J. Manschon; Arhentüren. Vornheim, Gebr. Groß; Sechtem, Gottfr. pieck; Rösverg, Aloys Esser; Hersel, I. Voosen, Nr. 107.

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Das Kaisermanöver bei Homburg und der Einzug des Kaisers in Frankfurt.

Bei dem letzten Feldmanöver am 26. d. hatte sich das Ostkorps weiter um die Unteroffizierschule Biebrich und die 3. und 4. Batterie des Feld­Artillerieregiments Nro. 27 verstärkt, so daß es jetzt aus 21½ Bataillonen, 20 Eskadronen und 17 Batterien bestand; kommandirt wurde es durch Gene­rallieutenant v. Unger. Das Westkorps, unter Gene­rallieutenant v. Böhn, hatte nur noch 17 Bataillone, 10 Eskadrons und 9 Batterien zur Verfügung. Im Laufe der Nacht hatte das Westkorps sich auf den Höhen östlich von Bergen einlogirt und namentlich auf der sog. Bissel Geschützemplacements nebst Schützen­gräben eingerichtet. Hier in dieser festen Stellung erwartete es am Morgen des 26. den vordringenden Feind. Das Ostkorps ging unter dem Schutz seiner die Höhen bei Büdesheim besetzt haltenden Artillerie vor. Es entwickelte sich zunächst ein heftiges Ar­tilleriegesecht, dem der Angriff auf Niederdorfelden, Oberdorfelden und Kilianstädten folgte. Auf dem alten Schlachtfelde von Bergen entspann sich nun ein heftiger Kampf. Immer mehr Truppen wurden von beiden Seiten ins Feuer gezogen und nach und nach debouchirte das ganze Ostkorps aus den Gehölzen bei Büdesheim. Langsam, jeden Terrainvortheil benutzend, ging es gegen die befestigte Stellung des Westkorps vor. Dieses aber hielt zäh die eingenommene Stel­lung fest. Die eingegrabenen Batterien beschossen theilweise mit Schnellfeuer den avancirenden Feind. Aber auch die Artillerie des Ostkorps hatte jetzt die Stellung auf den Höhen verlassen und unterstützte in immer neuen Positionen den Angriff der Infanterie. Gegen halb 12 Uhr machte diese einen Anlauf gegen den Feind, aber das Westkorps zog seine Re­serven heran, überschüttete den Angreifer mit Schnell­feuer und versuchte sogar einen Gegenstoß zu machen. Es war dem Ostkorps nicht gelungen, das Westkorps aus seiner Stellung zu verdrängen. Mit diesem Momente schloß das Manöver. Dieses letzte Ma­növer, mit welchem das so gläuzend verlausene Kaiser­Manöver zum Abschluß gebracht wurde, begann eine halbe Stunde früher, als die vorhergehenden, damit es auch um so viel früher endigen könnte, weil die Truppen unmittelbar darauf in ihre Garnisonen zurück­kehren mußten. Auf der Höhe östlich von Bergen erwartete die Suite von 9 Uhr an den Kaiser, wel­cher gegen 10 Uhr zu Wagen von Vilbel aus auf dem Manöverterrain eintraf und sofort zu Pferde stieg. Schon vor ihm waren die meisten der frem­den Fürsten angelangt und so begab sich die ganze glänzende Reiterschaar gleich nach dem Abhang, der die Aussicht über das Thal bei Wachenbuchen gestat­tet, und verfolgte von dort aus inmitten der stark verschanzten Stellung des Westkorps den Gang des Gefechtes, während ein Theil, der König von Spanien und der Prinz von Wales, zu dem heranrückenden Ostkorps hinüberritten und dessen Evolutionen in näheren Augenschein nahmen.

Der Donnerstag ist von Seiten des Kaisers Frankfurt gewidmet. Das ihm zu Ehren von der Stadt bereitete Festbankett bildet gewissermaßen die Vorfeier zu der Enthüllung des Nationaldenkmals Der Kaiser trifft um 4 Uhr auf dem Weserbahnhof ein, wo er von den Spitzen der Behörden empfangen werden wird, von da ab bis zum Bockenheimer Thor bilden die Schulkinder Spalier, Kriegerkameradschaf und Turner halten auf den Straßen, die der Kaiser passirt, die Ordnung aufrecht; während die Feuerwehr den Palmengarten, das Opernhaus, die Post und die Centralstation besetzt und die in der Stadt sich vollziehende Beleuchtung zu überwachen hat. Bei der Auffahrt des Kaisers zum Opernhaus

fperden die Feuetwehren aufmarschirt sein. Sämmt­liche Glocken der Stadt werden geläutet und auf den Höhen um Frankfurt große, weithin sichtbare Freuden­Get bezündet werden. Bei dem Festbankett er­halten die beiden Bürgermeister der Stadt ihren Platz neben dem Kaiser.

e nöthigen Herrichtungen und Dekorations­arbeiten für das Festbankett im Palmengarten werden emsig betrieben. Im Palmenhause ist Man­ches verändert und verschönert worden, um den Ge­sammteffekt zu heben. Mehrere mächtige Palmen haben auf gemauerten Postamenten einen erhöhten Standort erhalten, der Unterbau selbst wurde mit einer Rindenumhüllung versehen, andere tropische Pflanzen und Gewächse wurden mehr zur Seite ge­rückt, um einen freieren Raum zur besseren Cirkula­tion herzustellen. Das Podium, auf welchem der Kaiser den Kaffee einnimmt, ist bereits aufgeschlagen. Losselbe enthält einen kostbaren Teppichbelag, gleich­wir der große Speisesaal. Vom Podium aus wer­ich mehrere Wege über die Lycopodium=Rabatte nach den Hauptwegen des Palmenhauses abzweigen.

##s.Ansahrt des Kaisers erfolgt zum nördlichen

Portal des Vestibüls, während der östliche und west­Eingung deslben geschlossen beiben.

Politische Chronik.

Deutschland.

Berlin, 26. Sept.(DerReichsanzeiger) Harseaunhent n Landschreiben der Kasserin an den wol den a des Auschusses für das Niederwalddenk­# ven Grafen Eulenburg, worin dieselbe ihr Be­Nern ausspricht, daß Gesundheitsrücksic ten ihr das

Opfer des Verzichtes auf die Theilnahme am Feste auferlegen. Wie sehr sie in Gedanken die Feier aus der Ferne begleite, bezweifle gewiß Niemand, umso­mehr wünsche sie kundzugeben, daß der Festtag auch in ihrem Herzen den dankbaren Widerhall finde, der ganz Deutschland in dem Wunsche vereinigen werde: Gott segne unser Vaterland!

Berlin, 26. Sept.(Der Bundesrath) soll seine nächste Sitzung am 4. Oktober abhalten und dann seine regelmäßigen Arbeiten beginnen.

(Nach derNordd. Allg. Btg.) sind die Nachrichten, daß der Reichskanzler in seinen so­zialreformatorischen Bestrebungen erlahmt sei, voll­kommen unbegründet; derselbe hält vielmehr unver­brüchlich an den in der kaiserlichen Botschaft gege­benen Grundzügen derselben fest.

(Hier ist das Gerücht verbreitet, daß der König von Serbien) sich auf der Rückreise von den Manövern in Berlin aufhalten werde, um mit dem Fürsten Bismarck zu sprechen. Der Reichs­kanzler, dessen Eintreffen bereits heute hier angesagt war, wird nun morgen erwartet. Ueber die Dauer seines Aufenhaltes in Berlin gehen die Angaben weit auseinander; wie immer wird über seine Reisedispo­sitionen strengstes Geheimniß bewahrt.

(Wie verlautet, wird aus dem Ministerium der öffentlichen Arbeiten) dem Landtage außer der Vorlage über die Erwerbung der bekannten Privateisenbahnen durch den Staat eine Vorlage über den Bau zahlreicher Secundärbahnen zugehen, deren Ausführung ein Baucapital von 50 Millionen erfordern wird. Die Arbeiten zur Fertigstellung dieser Vorlage sind im Ministerium der öffentlichen Arbeiten augenblicklich im vollsten Gange und werden die beiden Vorlagen zu den ersten gehören, welche dem Abgeordnetenhause zugehen werden.

Berlin, 26. Sept.(DieProv.=Korresp.") erwähnt bei Besprechung der deutschen Herbstmanöver die Anwesenheit der Könige von Spanien und Ser­bien und sagt, das Erscheinen dieser Fürsten sei ein neuer Beweis, daß die Beziehungen Deutschlands zu den übrigen Staaten des Welttheils, ohne Unterschied in deren geographischer Lage, durchaus freundschaftlicher Natur seien und die von der deutschen Regierung gehegten Gedanken des Friedens und der vertrauens­vollen Hingebung an die allen Völkern gemeinsamen Kulturaufgaben in den weitesten Kreisen des euro­päischen Völkeclebens getheilt werden.

Berlin, 26. Sept.(Wie dieGermania schreibt,) ist betreffs der bei der Einholung der Dispense zu beobachtenden Form jetzt eine Entscheidung getroffen. Um den Diözesen der exilirten Bischöfe die Wohl­thaten der Dispensation für die Seelsorge zu ver­schaffen, ohne eine Präjudiz in Betreff dieser Bischöfe zu statuiren, hat der Papst angeordnet, daß die Dis­pensationsanträge nicht von einzelnen Bischöfen aus­gehen sollen, sondern von dem Bischof von Kulm als Senior des preußischen Episcopats für alle Diözesen an den Kultusminister gerichtet werden.

Elberfeld, 26. Sept.(Der Hauptgewinn der Hardt=Lotterie,) ein silberner Tafelaussatz im Werthe von 10,000 Mark, fiel bei der heutigen Ziehung auf Nr. 19,511.

Homburg, 26. Sept.(Mukhtar Pascha) erhielt den rothen Adlerorden erster Klasse, der Se­kretär des Sultans, Reschid Bey, den rothen Adler= orden zweiter Klasse, die Oberstlieutenants Chefki und Noury Bey den Kronenorden zweiter Klasse.

München, 26. Sept.(Fürst Bismarck) hat Salzburg um Uhr Nachmittags verlassen und wird hier um 5 Uhr erwartet.

München, 26. Sept.(Staatsrath v.

Schlör) ist gestern Abend um Uhr gestorben. (Gustov v. Schlör, Staatsrath und Staatsminister a.., ist am 4. April 1820 zu Hellziehen in der Oberpfalz geboren. Er gehörte dem Zollparlamente als Vertreter von München I. an.)

München, 26. Sept.(Hinrichtung.) Heute Morgen erfolgte, nachdem der König das Gnaden: gesuch abschläglich beschieden, die Hinrichtung der beiden Raubmörder Strohhofer und Faßl, welche gemeinsam die Schmid'schen Wirthsleute bei Kolber­moor gräßlich ermordet und deren Haus in Brand gesteckt hatten. Strohhofer war gefaßt, Faßl voll­ständig gebrochen.

Oestrereich=Ungarn.

Wien, 25. Sept. Morgen wird der rumänische Ministerpräsident Bratiano von dem Kaiser empfan­gen werden, was anzudeuten scheint, daß die Ver­handlungen mit dem Grafen Kalnoky abgeschlossen sind und der Zweck derselben erreicht wurde. Am Donnerstag kehrt Bratiano nach Bukarest zurück und wird die Kammern sofort zu einer außerordentlichen Session einberufen.

Wien, 26. Sept. Die elektrische Ausstellung wird bis zum 15. November verlängert werden.

Agram, 26, Sept. Die heutige Gerichtsver­handlung im Prozesse gegen die Theilnehmer an den letzten Unruhen endigte mit der Verurtheilung eines der Angeklagten zu einem Monat strengen Arrest. Morgen wird die Verhandlung fortgesetzt.

Frankreich.

Paris, 26. Sept. Der Kriegsminister Thibau­din, der die Gunst des Präsidenten Grevy und sei­

nes Schwiegersohnes Wilson besitzt, hat einst weilen den Sturm beschwichtigt, der sich gegen ihn erhoben hat. Für den abgegangenen Kabinetschef des Kriegs­ministers, der als ein Mann von großen Fähigkeiten geschildert wird, hat er Ersatz gefunden, die Stelle des Souschefs hat er einfach aufgehoben.

Die französische Presse führt gegen China eine sehr drohende Sprache und ebenso wird England wegen seiner Vermittelungsversuche der Heuchelei ge­ziehen.

Der OrleanistischeSoleil reproducirt mit Genugthuung einen Artikel des BrüsselerNord, welcher anläßlich des Besuchs Gladstones in Kopen­hagen von einer Interessengemeinschaft zwischen Ruß­land und England spricht. Der konservativ=republi­kanischeNational erklärt die gegenwärtigen eng­lischen Freundschaftsversicherungen für Frankreich für Heuchelei, eine englische Mediation komme nur den Chinesen zu Gute. England könne wohl gleichzeitig der Freund Deutschlands und Frankreichs sein, die sich nicht im Kriegszustande befänden, aber nicht gleichzeitig der Chinas und Frankreichs. England möge sich die letzten Artikel derPost" und der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" überlegen, welche, wenn in Frankreich weniger Kultus mit der Ver­gangenheit getrieben würde, wohl Einfluß auf die Politik Frankreichs haben könnten. Die Ausdehnung des französischen Kolonialbesitzes hänge nicht allein von dem bon plaisir Englands ab. Die antiministe­rielleFrance" benutzt die Verleihung des 15. Ula­nen Regiments an den König Alfons zu neuen An­griffen auf letzteren unter besonderem Hinweis darauf, daß jenes Regiment in Straßburg garnisonire, und sucht tendenziös zu insinuiren, daß die französische Regierung nunmehr alle militärischen Ehrenbezeu­gungen beim demnächstigen Empfange des Königs zu unterdrücken gedenke aus Befürchtung vor seindseligen Manifestationen gegen den neuen preußischen Ulauen.

Belgien.

Brüssel, 25. Sept. Der Besuch des Königs und der Königin von Belgien am holländischen Hofe ist definitiv beschlossen.

Italien.

Rom, 26. Sept. In dem Atrium der Peters­kirche empfing der Papst Mittags unter Führung des Kardinals Alimonda und des Erzbischofs Tusin un­gefähr 400 italienische Priester, worunter viele rö­mische. Der Kardinal las hierauf eine Ergebenheits­adresse vor. Der Papst sprach seine Freude über die enge Einigung des Episkopats und Klerus Ita­liens mit dem Papststuhle aus. Gemeinsame Feinde trachten wohl, sie zu entzweien, indem sie den Klerus anklagen, daß er dem eigenen Lande feindlich gesinnt sei und einen Theil desselben an sich zu ziehen hoffe, und suchen so den Klerus gegen seine Oberen auszu­stacheln, indem sie ihm Besserung seines Looses ver­sprechen. Der Papst beglückwünscht den Klerus zu seiner Standhaftigkeit und Treue. Es bedeute Ita­lien wahrhaft lieben, wenn man dagegen ankämpfe, daß es die Wohlthat der religiösen Einheit einbüße. Das Papstthum sei der glänzendste Ruhm Italiens und die reichste Quelle zu dessen Prosperität und Größe. Darum erweisen sich die Priester als die aufrichtigsten Freunde Italiens, wenn sie dem Papste anhänglich bleiben und die gänzliche Aufrechterhaltung ihrer Prärogative und Rechte, ja selbst der weltlichen Macht, fordern. Schließlich ertheilte der Papst dem Klerus entsprechende Rathschläge. Die Versammelten entfernten sich unter Hochrufen auf den Papst.

England.

Die englischen Journale aller Parteirichtungen fahren im Hinblick auf die Beurtheilung, welche die Reise Gladstone's nach Kopenhagen gefunden hat, fort, die Unmöglichkeit hervorzuheben, daß irgend ein englisches Ministerium ein continentales Bündniß ab­schließen könne.

Rußland.

Petersburg, 25. Sept. DasJournal de St. Petersbourg sagt in einer Besprechung der bul­garischen Ereignisse: Entgegen dem Manifest Pro­gramm vom 1. Juli 1881, wonach das Statut von Tirnova nur durch die Nationalversammlung abge­ändert werden könne, soll nicht diese, sondern die in eine Konstituante verwandelte Sobranje, obwohl sie weder dozu berufen noch erwählt ist, das Statut von Tirnova abändern. Das aus Koalitionselemen­ten gebildete neue Ministerium lasse auf Uneinigkeit und Kollisionen schließen. Die russischen Generale demissionirten mit der Erlaubniß des Kaisers, da sie nicht Mitglieder eines solchen Kabinets sein wollten und ihre Solidarität gefährlichen Maßregeln verwei­

gern müßten, für deren Erfolg der Fürst und seine nathgeber allein verantwortlich seien. Rußland sei an dem Schicksal der Bulgaren allzusehr interessirt, um ein gleichgiltiger Zuschauer der Ereignisse der Zukunft zu bleiben. Den Beweis für die in Bul­garien herrschende Sympathie für die Russen liefert die Thatsache, daß die neue Politik als eine vom

Czaren gebilligte hingestellt wird. Rußland sei un­vermögend, den Bulgarien auferlegten neuen Prüfun­gen ruhig zuzusehen.

Petersburg, 26. Sept. Einer Meldung der Nowosti zufolge ist die verschärfte Sicherheitsaufsicht ferner noch auf ein Jahr verlängert in den Gouverne­ments Moskau, Kiew, Podolien, Cherson, Bessara­

bien, in den Kreisen Simferopol, Eupatoria, Jaliu,

Theodosia, Perckop, in den Städten Berdiausk, Rostow am Don, Maniupol, in den Stadthaupt­mannschaften Odessa, Taganrog, Kertsch, Jenikale, Sewastopol.

Afrika.

Kairo, 26. Sept. Der Minister des Inneen, Riaz Pascha, hat die Wahl zum Mütgliede des legis­lativen Rathes abgelehnt.

Aus Duem wird derDaily News ge­meldet, daß die Expedition nach dem Sudan in Duem, 110 engl. Meilen südlich von Khartum, angekommen sei. Zu Feindseligkeiten sei es auf dem Wege nicht gekommen, aber es seien auch keine für die Unterwerfung der Rebellen vor­handen. Der Vormarsch gegen Obeid beginne in wenigen Tagen.

Asien.

DerNewy. Her. meldet aus Hongkong: Es heerscht großes Interesse bezüglich des Resultats der Untersuchung gegen Logau. Die chinesischen Beamten befürchten eine Revolte, wenn nicht der Gefangene gehängt werde. Die Mandarinen zu Kan­ton senden ihre Familien ins Innere. Es geht das Gerücht, dieSchwarzflaggen wollen innerhalb der nächsten 14 Tage nach Saigon warschiren.

Amerika.

Newyork, 26. Sept. Ein Irländer Namens Feeny drang gestern in das britische Konsulat ein und feuerte mehrere Revolverschüsse ab. Niemand wurde verletzt und Feeny verhaftet. Er scheint geistesgestört zu sein.

Neueste Nachrichten.

Paris, 26. Sept. DieAgence Havas

versichert, die Antwort Chinas sei nunmehr einge­troffen.

Paris, 26. Sept. DieAgence Habas

dementirt formell das Gerücht von der Ernennung eines Militärgouverneurs von Corsika.

Rom, 26. Sept. DieOpinione" erfährt mit Bestimmtheit auf Grund von Privatnachrichten, daß aus nichtpolitischem Anlaß der Rücktritt des engli­schen Premierministers Mr. Gladsione ins Privat­leben bevorstehend sei.

Gestern ist die Prinzessin Wilhelm von Preußen in Mailand eingetroffen.

Stockholm, 26. Sept. Der Herzog von Chartres mit Familie ist gestern hier angekommen.

Petersburg, 26. Sept. DieNowoje Wremja" verzeichnet ein Gerücht, nach welchem der Scheich Obeidullah den ihm untergebenen Kurden­stamm überredet habe, den orthodoxen Glauben anzu­nehmen. Das Blatt hält das Gerücht für wahr. scheinlich und fügt hinzu, eine zu diesem Zwecke abgesandte Kurdendeputation sei bereits auf russischem Gebiete angelangt.

Konstantinopel, 26. Sept. In vergangener Nacht wurden die meist von Europäern, hauptsäch­lich von Engländern, bewohnte Vorstadt Bospore in Kadiköt von einer Feuersbrunst verheert; gegen dreihundert Häuser, darunter die armenische Kirche, sind niedergebrannt. Das Feuer brach am Lan­dungsplatze aus.

Konstantinopel, 26. Sept. Der durch das Feuer im Kaditöiviertel angerichtete Schaden wird auf 6 Mill. Francs geschätzt; es sind keine Menschen­leben zu beklagen.

X Prinz Alexander von Preußen hat gestern

Mittag 1 Uhr in der Richtung nach Koblenz zu

unsere Stadt passirt.

§ Gestern Abend passirten bereits einige der für die Niederwaldfeier bestimmten Festschiffe die Bonner Rheinf ront, was sie durch Böllerschüsse signa­lisirten.

= Am Rheinwerft auf der Strecke von der Mühlens'schen Bad anstalt bis zur Landungsbrücke der Köln=Düsseldorfer Gesellschaft wurden gestern Nachmittag Vermessungen vorgenommen, wie es heißt, wegen beabsichtigter Ecbreiterung dis Werftes.

X Ein bekanntes Bonner Original, Koch, genannt Zabel, ist gestern gestorben.

O Gestern Nachmittag gegen halb 5 Uhr wurde aus dem Vierecksplatz ein Kind von einem Wagen überfahren.

An 25. d. fand hierselbst durch die Behörde die Abnahme des in vielen Theiles umgebauten Stadt­theaters statt. Dieser Generalrevision wohnten die Regierungskommission, der Oberbürgermeister, die Sicherheitskommission von Bonn und der Direktor des Kölner Stadttheaters bei. Durch die Anlage brei­ter, großer Treppen, für jeden Rang besonders, ist den Ansprüchen in Bezug auf Sicherheit entsprochen worden. Die Kosten des Umbaues und der Neue­rungen sollen gegen 40000 Mark betragen. Am nächsten Dinstag den 2. Oct. findet die erste Vor­stellung und zwar voraussichtlichDie Hochzeit des Figaro" statt.

0 Ein Droschkenkutscher ließ t otz mehrfacher War­nung von Seiten des Wageninsassen sein Pferd bei Straßenbiegungen zu kurze Wendungen machen. So auch Am Hof, als es um die Ecke ging. Das Pferd stürzte und verletzte sich beide Kniee, ebenso wurd: das Geschirr beträchtlich beschätigt. Dem Fahrgast blieb nichts übrig als umzusteigen und mit einem andern Wagen die Fahrt fortzusetzen,