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Mittwoch, den 12. September.

1883.

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epeichemn Verischeffecte Nr. 16.

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Rheinische Landeszeitung.

Dükr die Rchasteon beranpertlich. 3. I. Carthasa. Dusk und Vrlag von 3. B. Gartba.4

Inserate.

lokale 10 Psennig, auswärtige 20 Pfg. die einspaltige Petitzeile. Reclamen per Zeile 20 bis 50 Pfg. Bei umfangreichem und österem Aunonciren entsprechender Rabatt. Größte Wirtung der Juserate bei stet fleigender Raflage.

Pepeien Gersteestauste fr 19:

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J. Soosen, Nr. 107.

Politische Chronik.

Deutschland.

Berlin, 10. Sept.(Der Kronprinz von Por­tugal) ist Vormittags 11 Uhr hier eingetroffen; er wurde von dem deutschen Kronprinzen auf dem Bahnhofe empfangen und nach dem Königsschloß ge­leitet. Der Kaiser machte dem Kronprinzen sofort nach seiner Ankunft einen Besuch. Zu Ehren des Kronprinzen findet heute Nachmittag ein größeres Diner beim Kaiser statt.

Berlin, 10. Sept.(Ueber die Session des Bundesraths) sind zum Theil irrige Angaben verbreitet. Die Session ist weder vertagt, noch we niger geschlossen. Die Ausschüsse setzen, soweit Material vorhanden ist, ihre Arbeiten fort, und das Plenum wird zusammenberufen, sobald die Geschäfte es ersordern, was sobald nicht der Fall sein dürfte.

Berlin, 10. Sept.(Der Kontreadmiral Livonius,) der Direktor der Admiralität, hat einen dreimonatlichen Urlaub erhalten, der, wie verlautet, nur der Vorläufer seiner definitiven Demission ist. Damit würde der sechste Admiral seit noch nicht drei Jahren im besten Mannesalter den Dienst ver­lassen.

(Sicherheitsvorkehrungen auf den Eisen­bahnstationen.) In Folge der Steglitzer Katastrophe war gestern auf allen Stationen der Potsdamer Bahn, sowie auf denen der Ringbahn, wo beim Einsteigen Uebergänge über die Schienen­stränge nothwendig sind, das Beamten=Personal in ganz erheblicher Weise verstärkt und die umfassendsten Vorsichtsmaßregeln angeordnet.

Kiel, 10. Sept.(DieKieler Zeitung") pu­blizirt ein Erkenntniß des Kultusministers, datirt Ta­rasp, 22. August, welches die Amtsentlassung des Diakonus Lühr nicht bestätigt, vielmehr Lühr einen Verweis ertheilt und ihn in die Kosten des Ver­fahrens verurtheilt.

Köln, 10. Sept.(Ferdinand Hiller) de­mentirt in einem an den Redakteur desMinistrel" gerichteten Schreiben das vielverbreitete Gerücht, als beabsichtige er, von seiner Stellung als Direktor des Kölner Konservatoriums und als Leiter der Gürze­nich=Konzerte zurückzutreten. Hiller meint, es seien dies leineswegs seine Freunde, welche solche Gerüchte in die Welt gesetzt. Wer ihn kenne, wisse, daß er erst acht Tage nach seinem Tode(?) aufhören werde, zu arbeiten.

Darmstadt, 10. Sept.(Prinz Alexander von Hessen,) der heute sein fünfzigjähriges Militär­Jubilaum feiert, als hessischer General à la suite, erhielt vom Deutschen Kaiser ein Handschreiben mit der Ernennung zum Chef des Schleswigholsteinischen Dragoner=Regiments und dem Wunsche, der Prinz möge dasselbe bei dem bevorstehenden Kaisermanöver ihm vorführen. Der Prinz, welcher seit 1866 sich ganz vom öffentlichen Leben zurückgezogen hat, war durch die Auszeichnung sehr gerührt und hat einer Gratulationsdeputation seine Freude ausgedrückt.

Straßburg, 10. Sept.(DieElsaß=Lothr. Ztg.) meldet amtlich, v. Flottwell in Metz sei auf sein Ansuchen mit gesetzlicher Pension von einem Zehntel in Ruhestand versetzt.

Straßburg, 10. Sept.(Der bisherige Polizeidirektor in Straßburg,) Saldern, ist zum Kreisdirektor in Müthausen, Regierungsrath Böhm zum Kreisdirektor in Colmar und Kreisdirektor Feichter zum Polizeidirektor in Straßburg ernannt worden.

Metz, 10. Sept.(Kreisdirektor Hammer­stein) in Mülhausen ist zum Bezirkspräsidenten von Lothringen ernannt worden.

Oesterreich=Ungarn.

Wien, 10. Sept. Der König von Spanien ist Sonntag Abend, Uhr, hier eingetroffen, er wurde von dem Kaiser, dem Kronprinzen und den Erzherzögen auf dem Bahnhofe mit königlichen Ehren herzlichst empfangen und nach der Hofburg geleitet.

Wien, 10. Sept. Im Bezirk Neubau vergiftete heute die Vergoldersgattin Obrist ihre Kinder im von 10 bis 18 Jahren und sich selbst mit Ehanrati. Das Motiv ist Noth.

Pest, 10. Sept. DieUngar. Post" bezeichnet die MeldungNarodni Listy, daß zu Ende August in der Herzegowina ein Zusammenstoß der Truppen mit Insurgenten stattgefunden habe, als unbegründet.

Agram, 10. Sept. Am Samstag Nachmittag warf der Pöbel die Fensterscheiben eines Kaffeehauses und mehrerer Wohnhäuser israelitischer Besitzer ein und bewarf die einschreitenden Truppen mit Steinen, worauf das Militär feuerte, ohne Jemanden zu ver­letzen. Viele Verhaftungen wurden vorgenommen und um 2 Uhr war die Ruhe hergestellt.

Die auf den 10. September anberaumten Ge­meinderathswahlen sind auf unbestimmte Zeit ver­tagt.

Vom Lande werden Zusammenstöße zwischen Bauern und Gendarmen gemeldet. Einige Bauern wurden getödtet oder verwundet.

Agram, 10. Sept. Die Nacht ist ruhig ver­laufen. Die Stadt hat heute die gewöhnliche Physiognomie. Die Bürger übernahmen freiwillig die Aufgabe, etwaigen Ruhestörungen und Ansamm­lungen vorzubeugen. Es ist konstatirt, daß die letzten

Auftritte keinen aufrührerischen Charakter gehabt, sondern nur durch den Straßenpöbel hervorgerufen wurden. Das Vorgehen des Militärs war nachsich­tig und human.

Schweiz.

Zürich, 10. Sept. Der gestrige schweizerische Arbeitertag beschloß, beim Bundesrathanzuregen, daß den übrigen Staaten Vorschläge über ein internatio­nales Fabrikgesetz unterbreitet werden.

Frankreich.

Paris, 10. Sept. Es bestätigt sich, daß der französische Gesandte in Stockholm, Patenotre, zum Gesandten in Peking ernannt ist.

Der BallonVille Boulogne ist heute früh 5 Uhr mit dem Luftschiffer°Hotste in Boulogne aufgefahren und nach sechsstündiger Fahrt über den Kanal Vormittags in Folkestone niedergegangen.

Marseille, 10. Sept. Admiral Pierre ist gestern hier an der Quarantäne angekommen. Er ist an Albuminurie gefährlich krank und wird erst nächste Woche nach Paris reisen können. Seiner Frau wurde erlaubt, auf der Quarantäne zu bleiben und ihn zu pflegen.

Italien.

Rom, 10. September. Der frühere Minister Baccarini, welcher angeblich in Paris geäußert haben sollte, es bestände kein schriftlicher Vertrag Italiens mit Deutschland und Oesterreich, läßt erklären, daß er keine derartigen Aeußerungen gethan habe.

England.

London, 10. Sept. Die Berichte von einer amerikanisch=englisch=russischen Vermittlung in dem französisch=chinesischen Streit sind verfrüht.

Rußland.

Libau, 10. Sept. Die Mörder des Baron Nolde sind in zwei Wirgenser Bauern ermittelt.

Dorpat, 10. Sept. Samstag Nachts ist der Holz enthaltende Keller des Universitätsgebäudes in Brand gesteckt worden. Mit Petroleum getränktes Papier und Watte wurden gefunden, außerdem wurden an mehreren Stellen Dorpats Brandstiftungen versucht.

Asien.

Aus Hongkong wird demStandard" berichtet, daß die Chinesen zwischen der Flußmündung und Canton Schanzen aufwerfen, um jedem feindlichen Vorgehen der Franzosen gegen die Stadt begegnen zu können. Die Frage sei jetzt nicht, ob es Krieg geben, sondern wann er beginnen wird.(Die amerikanischen und englischen Berichterstatter haben sich in dieser Frage schon von Anfang an durch ihren Pessimismus bemerklich gemacht und dürften daher diese Nachrichten mit Mißtrauen aufzunehmen sein.)

Der ständige Sekretär der Pariser Académie des Sciences, Herr Bertrand, bringt in Erinnerung, daß ein Mitglied dieses Instituts, Herr Delaunay, die Katastrophe von Java schon vor 2 Jahren pro­phezeit und das Datum derselben auf den 2. August festgesetzt hatte, während das Ereigniß allerdings erst am 25. August eintrat. Derselbe Bericht kündigt auf das Jahr 1886 eine neue vulkanische Erderschütte­rung in jenen Regionen an, im Vergleich zu welcher die diesjährige beinahe schwach zu nennen wäre.

Amerika.

Die Northern=Pacific=Bahn ist, wie ein Tele­gramm aus New=York meldet, am 9. d. unter Theil­nahme der dazu geladenen deutschen Gäste feierlich eröffnet worden.

XXX. General=Versammlung der liken Deutschlands zu Düsseldorf.

Düsseldorf, 10. Sept. Die Katholiken=Ver­sammlung tagte unter dem Vorsitze Roßhirt's aus Heidelberg. Der Weihbischof Baudri leitete die Verhandlungen mit einer Ansprache und dem Segen ein. Die Ansprache des Vorsitzenden, worin die Einheit der Katholiken betont wird, schließt mit einem Hoch auf den Papst und den Kaiser. Verres aus England spricht über katholisches Leben in Eng­land, das aus tiefem Verfall einen hohen Auf­schwung nehme. Er bittet um Gebet für weiteren Erfolg. Rave aus Hamburg schildert die Schicksale des Katholizismus in Norddeutschland, speciell der hamburgischen Mission, die schwer leide; er bittet um Hülfe für den Bau einer Kirche. Schröder aus St. Trond spricht über die Schulverhältnisse Belgiens und schildert im Besondern den Fortschritt der katholischen und den Rückgang der Staatsschulen. Barsch aus Breslau spricht über die soziale Frage. Bismarcks Programm sei die Säkularisation der so­zialen Frage; er wolle sie der Kirche entziehen, deren Organe, die Klöster, die Lösung der sozialen Frage in die Hand genommen hätten. Der Staat habe die Klöster zerstört, aber iyr Geist walte fort und werde Früchte tragen. Der Staat sei nicht allmäch­tig und er werde die Frage ohne die Kirche nie lösen.

Düsseldorf, 9. Sept. Gegen acht Uhr waren die weiten Räume des Kaisersaales in der Tonhalle dicht besetzt, und auch die Galerien schmückte ein reicher Damer Tor.

Ein Viertel nach acht Uhr eröffnete Frhr. v. Frentz als Vorsitzender des vorbereitenden örtlichen Komitee's die Begrüßungs=Versammlung und gab dann Herrn Dechanten Kribben das Wort. Er begrüßt die Gäste und erläutert des Weitern die Zwecke katholischer Versammlungen im Allgemeinen.

Nach einem Festgruß, gesungen von 200 Sängern, nahm Herr Kaplan Dr. Schmitz(Düsseldorf) das Wort. Redner will kurz die Aufgabe der General­Versammlungen schildern Es war ein großes Werk, die Gründung der General=Versammlungen im Jahre 1848. Edele Männer haben Pathe bei der ersten gestanden, darunter Jünglinge, kaum 20 Jahre alt. Es senkte sich wie eine Gewitterschwüle über Deutsch­land, die entmuthigend wirkte, aber auch mit Muth erfüllte, je nach der Geistesanlage. Sehr richtig hat das ein damaliger Redner ausgeführt. Er wollte keinen Plan ausarbeiten zur Bekämpfung des Unglaubens, aber den Muth entflammen und Hoff­nung wecken. Und das ist geschehen; den sich entfesselt ergießenden Strom haben wir nicht einbetten können, aber eines haben wir erreicht: die Fahne der Kirche ist ganz und unentweiht in unserer Hand geblieben. Mit Mitteln, die wir nicht ahnten, hat Gott große Wirkungen hervorgebracht.

Jetzt stehen wir an einem Wendepunkt. Nachdem die Existenz der Kirche nicht geleugnet werden kann, tritt jetzt die Frage auf, ob die Gesellschaft ohne Kirche bestehen kann; es fragt sich: wo sind Aerzte und Heilsmittel für die kranke Gesellschaft? Int das Christenthum entbehrlich, so wird es außer Cours gesetzt. Wenn die Kirche keine unfehlbar wirkenden Mittel liefert, dann wird die Gesellschaft zu Quack­salbern gehen.

Je größer die Wunden der Menschheit werden, um so wichtiger ist unsere Aufgabe. Es ist provi­dentiell, daß in den Gründerjahren die Gesellschaft Gold und Silber genug hatte und doch krank wurde. Nur ethische Mittel können helfen. Aber wenn wir Katholiken helfen sollen, müssen uns Hände und Füße frei gegeben werden. Wir werden freilich auch die uns gebliebene Freiheit benutzen und auf die Ruinen die Rose der Liebe pflanzen und pflegen. Allerdings große wissenschaftliche Probleme in der socialen Frage wollen wir nicht lösen, sondern nur hervortretende Schäden zu heilen suchen.

Neben der sozialen Frage wird die Missionssache uns beschäftigen: England, Dänemark und Schweden vor allem, fordern unsere Aufmerksamkeit. Gehen wir getrost an die Arbeit, in der Hoffnung, daß auch für uns bald ein schönes Morgenroth leuchte.

Am Schluß der Rede betritt Windthorst in Be­gleitung des Abg. Biesenbach den Saal, von brausenden Hochrufen empfangen. Nach einem abermaligen Ge­sang nimmt Hr. Falk aus Mainz das Wort. Er dankt den Einwohnern Düsseldorfs für den herzlichen Empfang und bringt ein Hoch dem gastfreien Düssel­dorf. Propst Nacke(Paderborn) erinnerte an den Bonifazius=Verein, eines der edelsten Kinder der Ge­neral=Versammlungen, welches die fernere Unter­stützung derselben mit Recht fordern kann. Pastor Benelius(Stockholm) dankt für das dem skandinavi­schen Norden bewiesene Wohlwollen. Dr. Verres (England) überbrachte die Grüße der englischen Katho­liken und wünschte zum Schlusse den deutschen Ka­tholiken englische Freiheit.

Von lauten Zurufen empfangen, richtete Staats­minister a. D. Windthorst etwa folgende Worte an die Versammlung:Meine Herren! Ich danke für Ihren freundlichen Gruß, und um nur diesen Dank auszusprechen, habe ich heute Abend die Tribüne be­stiegen. Als die Einladung an mich erging, erwog ich, ob Alter und Zeit mir gestatten würden, hierher zu kommen. Indeß der Empfang, der mir vor einem Jahre hier in Düsseldorf wurde, der Erfolg, den un­sere damalige Versammlung gehabt, verpflichtete mich, hierherzukommen, um zu beweisen, daß ich den Düs­seldorfern dankbar bin. Sodann ist die Versamm­lung von solcher Wichtigkeit, gerade in diesem Augen­blicke, daß ich mir sagte: jeder katholische Mann, der nicht absolut verhindert ist, soll erscheinen, um Zeugniß abzulegen, daß er festhalte an der katholi­schen Sache.

M..! Sie wissen aus öffentlichen Kundgebungen, daß man auf diese Versammlung noch aufmerksamer zu sein scheint, wie auf die frühern. Nun, die Auf­merksamkeit ist uns angenehm, die Erwartungen aber werden getäuscht werden. Man erwartet auch, wir würden uns mit Angelegenheiten Anderer beschäftigen; aber auch hier wird die Enttäuschung nicht ausblei­ben. Wir wollen unsere Geschäfte im eigenen Hause berathen und entscheiden. Fremde Sachen kümmern

uns nicht; wir haben genug mit den eigenen zu thun. Das soll aber nicht heißen, als wenn wir etwa uns zugedachte Prügel ruhig hinnehmen woll­ten. Wir sind bereit zur Versöhnung, aber auch zum Kampfe, wenn nöthig. Vorläufig betonen wir aber die Versöhnung, das andere wird sich finden. Und nun sage ich guten Abend, später wird auch das Guten Morgen sich finden. Nur noch eines. Ich hoffe, daß auch der Frohsinn sich hier einfinden wird; denn ohne Frohsinn geht's am Rheine nicht ab, darum gefällt es uns so gut am Rhein, und darum gedeiht hier Alles so gut. Seien Sie Alle herzlich gegrüßt.

In den Zwischenpausen gelangten eine Reihe von Begrüßungstelegrammen aus den verschiedensten Theilen Deutschlands, sowie vom Verein der katho­lischen Jugend Italiens zur Verlesung; desgleichen

Briese der hochwürdigen Herren Bischbis von Straß burg, Linz und St. Gallen.

Neueste Nachrichten.

Wien, 10. Sept. Nach Angaben derN. Fr. Pr. wird im Testament Chambords die Politik nicht mit einem Worte gestreift. Zur Universalerbin des Vermögens, bestehend aus vier Herrschaften und ungefähr 8 Millionen Gulden in Obligationen, wird die Gräfin eingesetzt. Nach dem Tode der Gräfin sollen zwei Drittel des Vermögens dem Herzog von Parma und ein Drittel dem Grafen Bardi zufallen. An Legaten erhalten die Großherzogin Alice von Toscana, die Herzogin Margarethe von Madrid und das Lyoner Institut für Propaganda des katholischen Glaubens je fünfhundertausend Franks, der päpst­liche Stuhl vierhunderttausend, die Armen von Paris hunderttausend und diejenigen von Frohsdorf zwanzig­tausend Franks.

Paris, 10. Sept. Heute fand die Abreise Tseng's nach London statt. Derselbe wird Ende die­ser Woche hier erwartet; für den Fall, daß eine Einigung nicht zu Stande kommt, soll die Regie­rung der Vereinigten Staaten im Prinzip die Ver­mittlerrolle angenommen haben. Der russische Ge­schäftsträger theilte Challemel=Lacour mit, daß Ruß­land der Ernennung des Generols Schmitz zum Petersburger Botschafter vollkommentzustimme.

Paris, 10. Sept. Der Mansportdampfer Aveyron ist mit sechshundert Mann und sechs Kano­nen von Toulon nach Tonkin abgegangen. Die Abendblätter betonen die Nothwendigkeit, weitere Verstärkungen nach Tonkin zu senden.

Marseille, 10. Sept. Admiral Pierre's Zu­stand scheint sich zu verschlimmern; er empfing auf sein eigenes Verlangen die Sterbesakramente an Bord des Dampfers Caledonien.

Brüssel, 10. Sept. Heuri Conscience starb hier heute Nachmittag,

London, 10. Sept. DemNewyork Herald" wird aus Hongkong gemeldet, daß die Chinesen aktive Vorbereitungen zum Kriege treffen; die Garni­sonen und Forts werden verstärkt, die Bank von Hongkong wird gefüllt, um die Kriegsmittel in Canton zu beschaffen.

London, 10. Sept. Admiral Hewitt ist mit einem englischen Geschwader von Maurice Zanzibar eingetroffen.

Kairo, 10. Sept. Major Baring ist in Suez eingetroffen und wird Dienstag hier erwartet.

Lokales.

Prinz Paul von Meckleuburg=Schwerin pas­sirte gestern Mittag 1 Uhr, von Köln kommend, unsere Stadt.

= Eine goldene Vorstecknadel wurde dieser Tage gefunden; dieselve kann auf hiesigem Polizeiamt, Zimmer Nro. 1, abgeholt werden.

Nicht bloß Gemsen können sichversteigen. In einem Gatten amSchipkapaß" war am vor. Donnerstag eine von Hunden verfolgte Katze bis auf die Spitze eines hohen Baumes geklettert und konnte von ihrem luftigen Sitze nicht mehr herunter. Volle fünf Tage verbrachte das arme Thier in dieser Si­tuation; vom Hunger getrieben, jammerte und schrie es fortwährend. Da man nicht mit Leitern beizu­kommen vermochte, blieb nichts übrig, um den Qua­len ein Ende zu machen, als dieverstiegene Katze heute Morgen todtzuschießen.

* Gestern Abend wurde ein junger Mann von hier, der ruhig seines Weges ging, auf der Max­straße von einem Schreinergesellen angefallen und nur durch das Herbeieilen dritter Personen vor Mißhandlungen geschützt.

8 Makart's bekanntes GemäldeDie fünf Sinne" wiro im Laufe dieser Woche hierselbst zur Ausstellung kommen.

Gestern Nachmittag annektirte einarmer Reisender in einem Hause der Endenicherstraße zu Poppelsdorf einen Rock. Der Verlust wurde jedoy gleich bemerkt und war man dem Diebe auf den Socken. Nach kurzer Verfolgung holte man iyn ein und übergab ihn der Polizei.

§ Heute findet in Kessenich die Lese der Früh­burgunder=Trauben statt.

X Drei Kinder, ein Junge und zwei Mädchen, geriethen gestern Nachmittag im Wagengedrange zu Beuel unter die Pferde eines daherrollenden Omnibus. Dem 14jährigen Knaben wurde durch einen Huftritt das rechte Auge ausgeschlagen, das eine Mädchen an Kopf und Knie, das andere am Fuße verletzt.

Der Pützchens=Markt hatte gestern Nachmit­tag bei dem plächtigen Wetter mindestens 1012,000 Menschen angezogen. Das Gedränge war wie am Sonntag unbeschreiblich. Die vom Bonner Ufer Hinübergefahrenen zählten nach Tausenden.

O Der Pützchens-Markt zeitigte allerhand Zwi­schenfälle. So schlug gestern Abend ein Personen­wagen bei einer ungeschickten Wendung des Kutschers plötzlich um; die Passagiere,9 an der Zahl, kußten den Boden, glucklicher Weise ohne weiteren Schaden zu nehmen. Auch der Wagen kam noch heil davon, nur eine Laterne war entzweigegangen. Dagegen wies ein Pferd Verletzungen auf. Zum Ueberfluß entdeckte der unglückliche Rosselenker, oaß ihm bei demUmfall ein Mantel und eine Decke abhanden gekommen, faus die vermißten Gegen­stände nicht in den Chausseegrabe..rollt.