Nr. 148.
Dinstag, den 26. Juni.
1888.
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Rheinische Landeszeitung.
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Sritze Birkaung der Futernt da duis.
Segerür Auflege.
Peesiien Genichestacte Nr. 14.
Sier die Recdaston verautwortlich. J. v. Cart ha u 4.— Druck und Velag von J. F. Carthau s.
Speitsu: Kentaitstraste Nr. 16.
Rgentueren: fir Venel, J. 3 Jed, Joskrumenenmacher; Odereasel, Pater Ach; Godesberg, Th. Detz, Nark 841 M Kegenturen: Vornheim, Gebr. Groß: Sechtem, Gottfr. Pieck; Rösberg, Aloys Esser; Hersel, I. Boosen, Nr. 107.
Postenderd, Z Brichen
Preußischer Landtag.
Berlin, 23. Juni. Abgeordnetenhaus. Bei fortgesetzter Berathung der Kirchenvorlage beantragt Dr. v. Bitter die Wiederherstellung des Artikels IV. Franke(nationalliberal) befürwortet den Antrag. v. Wedell=Piesdorff hält den Arkikel IV für unnöthig, weil, soweit er die Beschwerde regelt, ihn die jetzige Fassung des Artikels III decke. Die Bedingungen des Einspruchs seien aber bereits in den bezüglichen Bestimmungen des Paragraphen 16 der Maigesetze von 1873 enthalten, welche die Conservativen aufrecht halten werden. Frhe. v. Zedlitz=Neukirch bezeichnet die Aufrechthaltung des Artikels IV als nothwendig zur Sicherung des staatlichen Einspruchsrechtes bei der Vorbildung der Geistlichen. Der Redner hält den Widerspruch Windthorst's gegen diesen Artikel für mehr akademisch. Derselbe sei bisher noch nicht vor die Verantwortung gestellt gewesen, ob er deshalb das Gesetz scheitern lassen solle; wenn er auch für seine Person alsdann sich ablehnend verhielte, dürste ihm vielleicht das übrige Centrum doch nicht folgen.(Widerspruch im Centram.) Graf Limburg=Stirum bemerkt, die Conservativen würden für Artikel IV gestimmt haben, wenn einige Aussicht gewesen wäre für das Gesetz mit diesem Artikel eine Majorität zu erlangen; das sei nicht der Fall, deshalb wollten sie die Verantwortung nicht übernehmen, das Gesetz wegen dieses Artikels, der doch eine nur geringe Bedeutung habe, zu gefährden. Büchtemann(Fortschritt) erklärt, daß er und seine Freunde den Antrag auf Beseitigung des kirchlichen Gerichtshofs nicht wiederholen wollten, weil derselbe nach der Haltung des Centrums aussichtslos sei. Damit konnten sie sich aber nicht einverstanden erklären, daß die Entscheidung über die Bedingungen der Anstellung lediglich in die Hand des Ministers gelegt wird, wenigstens in dem Maße nicht, wie es jetzt gefordert wird. Der Antrag Bitter sei insofern wirkungslos, als er eine Garantie für die Aufrechthaltung der Vorbildung nicht gibt. Minister von Goßler erklärt, daß, wenn auch der Antrag Bitter principiell richtiger sei, doch die Regierung aus der Annahme von Artikel III der Kommissionsbeschlüsse einen Anlaß zu einem entscheidenden Widerspruch gegen die Beschlüsse des Hauses hernehmen werde. Die Ausführung des jus eirca sacra in die Hände eines Gerichtshofes zu #lgen, felbst wenn derselbe ein Verwaltungsgericht # sei, widerspreche der principiellen Natur der Sache. Dis Votum des Staates wird eben durch den Oberpräsidenten in Vertretung des Staates zum Ausdruck gebracht. Der Schwerpunkt des Gesetzes liege nicht in Artikel I. Wenn man dem dort gesteckten Ziele zustimmt, tritt der nachherige Weg zur Erreichung desselben in seiner Bedeutung nicht mehr so hervor. Die Regierung würde also die Annahme des Antrags Bitter wünschen, aber nach der Ablehnung desselben den übrigen Beschlüssen nicht widersprechen. Dr. Windthorst erklärt, daß er dem Artikel IV nie würde zustimmen können, denn er bedeutet die Beugung der Kicche unter die Maigesetze oder ihre Vernichtung. Die Katholiken haben aber nicht um ihre Rechte zu beiteln, sondern iyre Rechte zu verlangen, die ihnen durch ein Königswort gewährleistet sind; er wolle sehen, wer daran deuteln wolle. Er wenigstens habe siets das Vertrauen, daß Versprechungen gehalten werden. Wenn den Katholiken übrigens mit der gewissen Majorität gedroht werde, so müsse
er doch sagen, daß die Katholiken immer
hin stark genug seien, um jeder, auch der tollsten Majorität gewachsen zu sein. Der Redner ersucht schließlich im Interesse der Erlangung des Friedens den Kommissionsbeschlüssen beizutreten. Der Untrag Bitter wird hiernach abgeleynt, Art. III in der Fassung der Kommission angenommen, die übrigen Artikel der Vorlage sodann ohne Diskussion unverändert nach den Beschlüssen der Kommission genehmigt.— Das Gesetz, betreffend die westholsteinische Eisenbahn, wurde in erster und zweiter Lesung ohne Debatte, ebenso das Gesetz über die Schulversäumnisse unverändert in zweiter Berathung angenommen.
Montag dritte Lesung der kirchenpolitischen Vorlage und des Gesetzes über die Schulverumaisse.
Politische Chronik.
Deutschland.
Ems, 24. Juni.(Der Kaiser) wohnte heute Nachmittag mit großem Gefolge von der Veranda des Kursaales aus der Regatta bei. Den kaiserlichen Eyrenpreis errang die Frankfurter Rudergesellschaft Germania.
Berlin, 24. Juni.(Die von Londoner Blättern gebrachte Nachricht,) welche den Kaiser von Rußland nach Ems reisen läßt, um dort unsern Kaiser zu begrüßen und dann eine Zusammenlunft mit kem Kaiser von Oesterreich zu haben, erweist sich als eine leere Erfindung. Hier ist nichts davon bekannt und man versichert, daß von solchen oder ähnlichen Diigen nicht einmal die Rede gewesen sei. Außer der Legegnung der Kaiser von Deutschland ### Oesterreic wahrend der Badecur des Kaisers Lühelm in Gsstein ist von Monarchenbegegnungen letzter Zeit nicht gesprochen worden. In diplosärischen Kreien wird allerdings eine Zusammenrrsi des Kaisers von Oesterreich mit dem König von
Italien, welche bekanntlich seit längerer Zeit geplant ist, im Laufe dieses Jahres für möglich gehalten, doch steht auch darüber noch gar nichts fest.
—(Die jüngste akute Eckrankung des Fürsten Bismarck) hatte dessen Umgebung recht besorgt gemacht, die bereits eingetretene Besserung im Besinden des Kanzlers hat diese Besorgnisse indessen bald gehoben. Der Fürst hatte bekanntlich den bayrischen Arzt Dr. Schwenninger mit seiner Behandlung, welche im Wesentlichen eine diätetische war, betraut. Der häufige und reichliche Genuß von Milch soll aber zu Magenbeschwerden geführt haben, durch welche dann ein Gelbsuchts=Anfall veranlaßt wurde. Letzterer ist übrigens nach den Berichten bereits gehoben. Geheimrath Frerichs, der konsultirt worden, hat sofort zur Einstellung der obenerwähnten Kur gerathen. Ob und welche Badereise unternommen werden soll, ist vorläufig noch unentschieden.
Berlin, 24. Juni.(Der Vorstand der freikonservativen Partei) Stengel, Frhr. v. Zedlitz und v. Dziembowski erklärt in der„Post“, daß die von der„Nordd. Allg. Ztg.“ gebrachte Darstellung der Vorgänge innerhalb der Fraktion anläßlich der Kirchenvorlage in den wesentlichsten Punkten der Wahrheit nicht entspricht.
(Gerüchte von Aenderungen in der Besetzung der Oberpräsidien) erhalten sich andauernd. In parlamentarischen Kreisen bleibt man dabei, der Oberpräsident der Provinz Posen, Günther, werde demnächst zurücktreten und durch den Regierungspräsidenten v. Massenbach ersetzt werden. Anderseits sollen auch in den westlichen Provinzen sich weitere Aenderungen vollziehen; doch wissen wir nicht, wie die umlaufenden Angaben irgend Glauben verdienen
Aus Schlesien, 22. Juni. Die Verwüstungen, welche die Hochwasser unserer Gebirgsflüsse in den letzten Tagen angerichtet haben, überbieten nach allem, was bis jetzt bekannt geworden ist, bei weitem die Schäden, welche die Ueberschwemmungen des Queiße und der Neisse im Jahre 1880, der Oder 1881, des Bober und Zacken 1882 gebracht hatten. Die Höhe des Wasserstandes hat vielfach die bisher der lebenden Generation bekannten Maße überholt und wenn nicht, wie bei früheren Ueberschwemmungen, zahlreiche Menschen und Gebäude Opfer des wüthenden Elements geworden sind, so ist das lediglich dem Umstande zu verdanken, daß die Meldungen des kommenden Hochwassers diesmal meist recht zeitig eingetroffen sind, die anhaltenden Regengüsse der vorangangenen drei Tage die Flußanwohner auf bevorstehendes Hochwasser vorbereitet hatten und die freiwilligen Feuerwehren, welche sich in den meisten Ortschaften des Gebirgs gebildet haben, energisch Hand anlegten, wo es zu retten galt. So weit bis jetzt bekannt ist, hat auch das Militär diesmal rechtzeitig Verwendung gefunden.
Landau, 24. Juni.(Ja einer von der Fortschrittspartei) berufenen Versammlung, welcher 2000 Wähler beiwohnten, hielt Eugen Richter eine zündende, von großem Beifall begleitete Rede. Er beleuchtete die Haltung des Fortschritts und die des Nationalliberalismus und empfahl die Wahl von Sartorius. Die Nationalliberalen haben in letzter Stunde gegen Sartorius gerichtete Flugblätter verbreitet, obwohl Buhl die Fortschrittspartei ersuchte, bei der Wahl alle persönlichen Angriffe zu unterlassen. Die Stimmung für Sartorius ist ausgezeichnet.
Oesterreich=Ungarn.
Wien, 23. Juni. An der hiesigen Universität erneuerten sich heute die Demonstrationen gegen den Rektor Maaßen in verstärktem Maße. Hunderte von Studenten drangen in den großen Promotionssaal ein, wo eben Promotionen stattfinden sollten, und empfingen den Rektor mit stürmischen Pereatrufen, in die sich Prositrufe anderer, meist czechischer Studenten mischten. Maaßen verließ Angesichts dieser Demonstration den Saal, der hierauf nicht ohne Mühe geleert und abgesperrt wurde. Die angesuchten Promotionen wurden sodann— zum ersten Male an der Wiener Universität— bei verschlossenen Thüren vorgenommen. Der Rektor erließ eine Kundmachung, daß er seine Vorlesung für so lange sistire, bis die Ruhestörungen sich nicht mehr wiederholen würden. Der Dekan der juridischen Fakultät, Professor Demelius, bildete auch heute wiederholt den Gegenstand von Ovationen der Studentenschaft. Eine von Professor Erich Schmidt verfaßte Adresse, welche die Gesinnung der Professorenschaft ausdrückt, findet zahlreiche Unterschriften.
Wien, 23. Juni. Der Prager Appellsenat bestätigte die Beschlagnahme der antisemitischen Hetzschrift Rohlings„Meine Antwort an die Rabbiner.“ Rohling bot sich an, vor dem Nyiregyhazaer Gericht zu beschwören, daß die Juden Christenblut brauchen, um ihren Gott zu ehren.
Wien, 24. Juni. Die amtliche Zeitung veröffentlicht folgende Ernennungen: Gustav Graf von Thurn zum Landeshauptmann von Kcain, Peter Graselli zum Stellvertreter desselben, Georg Conte Vojnovic zum Landtagspräsidenten von Dalmatien und Michael Kapovic zum Stellvertreter des Letzteren.
Prag, 23. Juni. Die Pardubitzer Gegeno ist durch den Austritt der Chrudinka weithin überschwemmt. Das Schloß war nur mit Kähnen erreichbar. Der Schaden an Feldfrüchten ist groß.
Die letzten Depeschen aus den überschwemmten Gebieten melden Sinken des Wassers. In Aussig ist die Schifffahrt wegen des Hochwassers eingestellt.
Nyiregyhaza, 23. Juni. Heute wurden 14 Eszlarer Israeliten vernommen über die Tagesordnung der Eszlarer Juden an jenem Sonnabend. Dieselben sagten abweichend vom Untersuchungsprotokoll aus. Während der Verhandlung lief eine Meldung des Untersuchungsrichters Bary an den Staatsanwalt ein, daß er im Auftrage des Präsidenten nach Eszlar gereist sei, um Nachuntersuchung anzustellen bezüglich einer Frau, welche die Kleider Esther's für die Dardaer Leiche geliefert. Staatsanwalt und Vertheidigung protestirten energisch gegen die Verfügung des Präsidenten. Der Gerichtshof beschloß, Bary zurückzuberufen.
Frankreich.
Paris, 23. Juni. Die Kammer erklärte die Wahl Calla's(Legitimist) für giltig. Tirard wu rde mit 157 von 191 Stimmen zum lebenslänglichen Senator gewählt.— Louise Michel wurde zu 6jährigem Gefängniß verurtheilt; 3 Angeklagten erhielten geringere Strafen; die übrigen Angeklagtenw urden freigesprochen.— Gréoy übergab die ihm jängst zugegangenen Schreiben des Papstes dem Ministerrathe. Alle Journale meinen, die Regierung werde in sehr versöhnlichem Sinne antworten.— Wahrscheinlich wird der Seinepräfekt Ourtry zurücktreten, der Präfekt von Lyon, Massicault soder Clamageron ihn ersetzen.— Der Kassationshof verwarf die Berufung Bontoux's und Feder's gegen ihre Verurtheilung zu 2jähriger Gefängniß.
Paris, 24. Juni. Heute kam es in einem Kaffeehause auf Montmartre zu einer Schlägere zwischen Franzosen und deutschen Arbeitern, wobe mehrere Betheiligte verwundet wurden. Sechs Deutsche wurden verhaftet.
Paris, 23. Juni. Louise Michel wurde zu 6 Jahren Gefängniß und 10 Jahren polizeilicher Ueberwachung verurtheilt. Bei der Verkündigung des Urtheils riefen ihre Freunde mehrmals:„Es lebe Louise!“
Paris, 24. Juni. Die madagassischen Gesandten haben von dem Ministerpräsidenten Ferry .vor ihrer Abreise einen Geleitsbrief erhalten.
— Wie mitgetheilt wird, hatte ein Mitarbeiter des „Figaro“ mit dem chinesischen Gesandten Marquis Tseng eine Unterredung. Marquis Tseng sagte, er habe alle nöthigen Vollmachten, um mit Ferry auf den demselben bekannten Grundlagen zu verhandeln. Wenn Ferry in der Hoffnung, neue Konzessionen zu erhalten, mit der chinesischen Regierung unterhandeln wolle, so stehe ihm dies frei; aber die Hoffnung werde sich nicht erfüllen. Tseng lobte Ferrys persönliche Freundlichkeit, Challemel=Lacour sei wenig höflich gewesen und habe ihn bei Einladungen mehrmals geflissentlich übergangen.
— Der„Figaro“ weiß Näheres über das Handschreiben des Papstes mitzutheilen, welches Msgr. di Rende dem Präsidenten der Republik, wie schon gemeldet, überreicht hat. Es ist selbstverständlich in lateinischer Sprache verfaßt und füllt vier große Seiten. Die Ansprache Leo's XIII. an Herrn Grevy lautet:„Dilectissimo filio Julio“, und derselben entspricht der freundliche Ton, in welchem der Brief gehalten ist. Der heilige Vater dankt dem Präsidenten der Republik für das Schreiben, das dieser durch den Minister des Auswärtigen unlängst an das Haupt der katholischen Christenheit richten ließ, spricht seine Genugthuung über die Verheißungen hinsichtlich der Aufrechterhaltung der guten Beziehungen zwischen Frankreich und dem Vatican, sowie die Hoffnung aus, dieselben möchten durch keinen leidigen Zwischenfall gestört werden. Dann lenkt der Briefsteller die Aufmertsamkeit des Empfängers auf verschiedene Gesetze, welche im Stande wären, das beiden Theilen erwünschte Einvernehmen zu trüben: erstlich das Ehescheidungsgesetz, mit dem Leo XIII. sich dann ausführlich beschäftigt, dann die für die Zöglinge der Priesterseminarien in Aussicht genommene dreijährige Militärdienstzeit, welche schon für alle gelehrten Berufsarten verderblich, für die Kirche aber geradezu ein Unglück wäre, ferner das Gesetz über den freien Mittelunterricht und endlich das Voltsschulgesetz vom März v.., anläßlich dessen der heilige Vater Herrn Grevy auffordert, dem christlichen Religionsunterricht seinen alten Platz wieder anzuweisen.
England
— Bekanntlich war Lord Wolseley— so schreibt man aus London—, Englands„einziger wohlunterrichteter“ General, wie ihn Labouchère nennt, der erste und eifrigste Gegner des Planes eines Tunnels zwischen Dover und Calais. Es war daher nicht anzunehmen, daß derselbe durch die jüngste Rede Brights in Birmingham, zu Gunsten dieses Unternehmens, sich würde bekehren lassen. Gestern wurde der General von dem Komitee des Parlaments als Zeuge vernommen. Lord Wolseley erklärte, der Tunnel würde für England die größte Gefahr bilden. denn selbst wenn Dover zu einer Festung ersten Ranges erhoben würde, das eine Vermehrung der englischen Armee um zehntausend Mann nöthig machte, so könnten doch einige Tausend Mann während einer dunklen Nacht sich des englischen Endes des Tunnels bemächtigen und dann stände nichts im Wege, daß ganze Armeen durch den Tunnel sich ergössen. Die
Erfahrung lehre, daß man nuc ungern so große Werke zerstöre, und eine Menze Ursachen könnten die Unbrauchbarmachung des Tunnels verhin dern.
Rußland.
Petersburg, 23. Juni. Heute Nachmittag verließ der päpstliche Nuntius und Krönungsbotschafter Vanutelli Petersburg, dessen kirchlichen Anstalten derselbe während seines hiesigen Aufenthalts große Aufmerksamkeit gewidmet hat. Der Direktor des Departements der fremden Culte, mehrere diplomatische Vertreter katholischer Mächte und viele Mitglieder der polnischen Aristokratie und Geistlichkeit gaben dem Runtius das Geleite zum Bahnhofe. Vanutelli begiebt sich, wie bereits gemeldet, zu mehrtägigem Aufenthalte nach Warschau.
Amerika.
New=York, 24. Juni. Nachrichten aus Vera Cruz zu Folge richtet das gelbe Fiever unter der dortigen Bevölkerung, sowohl unter den Europäern wie Amerikanern schreckliche Verheerungen an. Wäyrend der verflossegen beiden Monate sollen gegen 1000 Personen gestorben sein.
Neueste Nachrichten.
Rom, 25. Juni. Im Theater zu Deritio in der Provinz Como brach gestern Abend während der Vorstellung Feuer aus. Siebenundvierzig Personen wurden getödtet, zehn verwundet.
Wien, 24. Juni. Rektor Maassen beantwortete heute die Adresse der Universitätsprosessoren dahin, daß seine politischen und nationalen Ueberzeugungen, die er seit Uebersiedelung nach Oestreich 1855 vertrete, ein Theil seines Wesens und nothwendige Ausflüsse der moralischen Weltordnung des Christenthums seien.
Paris, 24. Juni. Ueber die angebliche landesverrätherische Auslieferung wichtiger militärischer Papiere an Preußen wird von der Regierung eine Erklärung des Inhalts gegeben, daß militärische Papiere untergeordneter Bedeutung im Laden eines Kaufmannes unter dem„Einwickelpapier" vorgefunden wurden. Die Untersuchung ist eingeleitet, durch wessen Schuld diese Papiere, die zum Einstampfen bestimmt waren, verkauft worden sind.
Paris, 24. Juni. Die Verurtheilung der Louise Michel wird erst von wenigen Blättern besprochen. Das gemäßigte Blatt„Le Parlamen!" findet, daß man recht that, dieser offenbar exaltirten Person Milderungsgründe zuzugestehen und sie nur zu sechs Jahren zu verurtheiten. Gelegentlich einer Besprechung des Nationalfestes vom 14. Juli findet es Rochefort ganz in der Ordnung,„daß in einem Lande, wo die Gewissenlosen es weit bringen, aufopfernde Personen eingesperrt werden.
Paris, 24. Juni. Dem„Figaro“ ist es gelungen, sich die Depeschen zu verschaffen, welche der König und die Königin von Spanien während der Fahrt der Letzteren nach Wien miteiander gewechselt haben. Er druckt dieselben ab, um dadurch die Gerüchte über eheliche Mißhelligkeiten zu widerlegen. Die Depeschen sind allerdings so liebevoll und von einer so ungezwungenen Zärtlichkeit, als rührten sie von Neuvermählten her. Die Depeschensammlung schließt mit einem herzlichen Telegramm der Mutter der Königin aus Wien an ihren Königlichen Schwiegersohn in Madrid.
Rom, 24. Juni. Der König reist heute nach Neapel, um dem Stapellauf des Kriegsschiffes „Savoja“ beizuwohnen und dann eine Flottenrevne abzuhalten.— Cesare Orsini spricht heute im Theater Politeama", wo neuerdings ein Meeting zu Gunsten der Weltausstellung abgehalten wird.— Behufs seiner Wiederwählbarkeit verzichtet der Deputirte Luzatti auf den Lehrstuhl der Universität in Padua.
Helgoland, 24. Juni. Das britische Reservegeschwader trifft heute hier ein und soll 3 Tage an der Insel verweilen.
Petersburg, 24. Juni. Im Laufe dieser Woche wird ein besonderer Ministerrath bezüglich des polnischen Gouvernements im Beisein vom General Gurko, dem neuen General=Gouverneur von Warschau, stattfinden. Deshalb wird Gurko hier erwartet, ehe er in seine neue Stellung nach Warschau übersiedelt.
Budapest, 24. Juni. Entgegen den Angaben in gewissen deutschen Blättern sind in dem Blutprozesse von Tisza=Eßlar zu Nyiregyhaza nicht Geschworene thätig, sondern wie bei allen Mordanfällen in Ungarn ist auch diese Sache der Entscheidung eines Kollegiums von drei Richtern unterstellt. In diesem Punkte weicht das Verfahren von dem in Deutschland üblichen ab. Neben dem Präsidenten Kornis fungiren als Richter noch die Herren Gruden und Ruß.
Locales.
Bonn, 25. Juni 1833.
X Der Krammarkt auf dem Münsterplatz ist spärlich mit Buden besetzt. Der Besuch jedoch ist heute infolge des schönen Wetters ein zahlreicher, besondeis vom Lande. Auf dem Viehmarkt war gleichsalls wenig Vieh aufgetrieben, dagegen war die Kauflust eine sehr rege; Preise hielten sich hoch.
+ Am Samstag Abend passirte der König von Dänemark auf seiner Reise von Ems nach Köln unsere Stadt.