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Freitag; den 3. September 1830.

Redigirt und herausgegeben

von

Preußen.

Bonn, 2. September. Ein Schreiben aus Aachen vom 30. August sagt:

Gestern schrieb ich Ihnen, daß es hier sehr un­ruhig wäre. Jetzt kann ich Ihnen melden, daß Alles wieder ziemlich ruhig ist. Um 3 Uhr fing es, wie gesagt, bei Cockerill an. Da ist nun auch keine Scheibe, kein Rahmen, kein Spiegel, kein Meubel, mit Einem Worte: Nichts ist ganz geblieben. Heute habe ich diese Verwüstung gesehen; unglaublich ist, wie in so kurzer Zeit so viel zerstört werden konnte. Um 6 Uhr erst gelang es den Bürgern, sich dieses Diebes=Gesindels, meistens Ausländer, zu bemeistern. Zu gleicher Zeit, als bei Cockerill der Sturm war, hat man auch gesucht das Gefangenhaus zu erstür­men; doch kam man nicht zum Zweck. Im Anfange glaubte man durch Güte die Ruhe herzustellen und man wollte keine Gewalt brauchen; das war aber verkehrt und vergebens. Nun erst sing man an zu schießen, von den Meuterern sind 7 todt geblieben und 19 schwer verwundet. Auch sind einige Bürger todt geblieben. Hr. Kellenter hat 80 Mann bewaffnet und ist darauf gefaßt, seine Fabrik nur theuer zu verkaufen. In dieser Nacht muß ich noch die Wache mit beziehen. Die größte Aufmerksamkeit ist immer noch nöthig. Wir haben scharf geladen. Bis jetzt sind schon 70 Frevler eingezogen, die ihre gerechte Strafe erwarten.

Seine Königl. Hoh. der Prinz Wilhelm von Preußen trafen auf der Reise von Köln nach Lipp­stadt am 30. Aug. in Solingen ein und geruhten in dieser alten Fabrikstadt eine, so viel es die Zeit er­laubt hatte, für Höchstdieselben eingerichtete Ausstel­lung der mannigfaltigen Erzeugnisse dortiger Industrie in Augenschein zu nehmen. Seine Königliche Hoheit wurden am Hause des Kaufmanns Hrn. Peter Knecht von dem aus Düsseldorf eingetroffenen Regierungs­Chefpräsidenten, Herrn Freiherrn von Pestel, dem Lunrlauch des Kreises, dem Bürgermeister der Stadt und den Chefs der angesehensten Handelshäu­ser empfangen, in deren Begleitung Höchstdieselben die in den Fabrikgebäuden des Hausbesitzers einge­richtete Ausstellung und dessen Werststätten besichtig­

ten. Ueberall, wo dieser verehrte Königssohn in un­serer schönen Provinz erscheint, kommt ihm der un­zweideutigste Beweis reger Anhänglichkeit entgegen, gegründet auf dem zur Ueberzeugung gewordenen herzlichen Gefühle der Bürger aller Klassen. Ueberall findet der Prinz sich unter den Seinigen, an deren Wohl Sein Herz offenen Antheil nimmt. Se. K setzten, nach genommener Erfrischung, unter dem Zu­jauchzen der erfreuten Einwohner die Reise über Gräfrath nach Elberfeld fort, wo der Reisezug, je näher er dieser großen und betriebreichen Stadt kam, ganz das Ansehen eines Triumphzuges gewann.

Deutschland.

München, 28. Aug. Am 15. Oktober, als am Namensfeste unserer allgeliebten Königin, wird der Grundstein zur neuen Kirche in der Vorstadt Au ge­legt werden.

Karlsruhe, 29. Aug. Der königl. französische Botschafter in Wien, Graf Rayneval, ist gestern hier durch nach Paris gereist.

Oestreich.

baierische Gesandte Graf de Bray ist gestern, Se. königl. Hoh. der Prinz Gustav von Wasa heute früh hier eingetroffen. Meh­rere Couriere wurden nach Petersburg, Berlin und London abgeschickt.

Triest 24. Aug. In Inneröstreich sind Trup­penbewegungen bemerkbar, deren Richtung größten­theils auf eine Verstärkung des an der bosnischen Gränze aufgestellten Kordons deutet Obgleich die französischen Bläiter die Nachricht von der Krank­heit des Vizekönigs von Aegyten bezweifeln wollten, so kündigen sie doch jetzt an, daß er gestorben sey. Zwar weiß man hier nichts Bestimmtes über den wirklich erfolgten Tod Mehemed Aly's, allein Han­delsbriefe meldeten schon früher, daß seine Gesund­heit völlig zerrüttet sey, und es ist sehr zu besorgen, daß manche der nützlichen Institutionen, durch welche er Aegypten(wiewohl etwas streng) einer höhern Civilisation und einer glücklichern Zukunft zuführen wollte, bei seinem Ableben wieder eingehen dürften.