Nr. 110.

T.key

Dienstag den 11. Juli.

1826.

A u s I an d.

Frankrei

1. Juli. Die Etoile sagt, daß die Antwort des Reiseffendi auf Befehl des hohen deutschen Bun­des zu Frankfurt, so wie eine Auseinandersetzung der russischen Politik bei dieser ganzen Angelegenheit ge­druckt, aber nur allein zur Kenntniß der Minister be­stimmt sey.

Zu Paris versuchte am 2. Juli ein Mensch durch die Fenster in die Zimmer der Herzogin von Berry zu steigen; er wurde verhaftet und beim Verhör erklärte er: er sey Schreiber u. unverehelicht; und da er, um sein Amt auszuüben, verheirathet seyn müsse, so sey er nach Paris. gekommen, um vom Könige die Haud der Herzogin von Berry zu begehren. Er wurde als wahnsinnig nach der Polizei=Präfektur gebracht.

* In Marseille hatte ein junger Mensch durch ra­sches und unvorsichtiges Fahren eine Frau von 70 Jahren schwer verletzt. Dafür mußte er 40 Tage im Gefängnisse zubringen, und ein dortiger Kaufmann, der für den zungen Menschen verantwortlich ist, wur­de verurtheilt, außer 650 Fr. Heilungskosten; der Frau eine lebenslängliche Pension von jährlich 220 Fr. zu zahlen.

In einem Auszug der Memeirs des Generals Guilleminot, den die Quotidienne heute mittheilt, heißt es, daß das Gerücht einer großen Verschwörung plötz­lich in der spanischen Armee verbreitet, der erste Aide­de=Camp des Major=Generals, als ein Mitglied be­zeichnet war, und daß man eine Kiste voll kaiserlicher Insignien, von Paris nach Bayonne mit der Post ge­schickt und an diesen Offizier adressirt, aufgefangen habe.Sechs und dreißig Stunden lang, fügt Guil­leminot hinzu, glaubte man die Monarchie gefährdet, und der Kriegsminister, der den Einflüsterungen einer ängstlichen Polizei vielleicht allzu zugänglich war, han­delte dieser schrecklichen Entdeckung gemäß. Der Aide=de=Camp wurde in der Nacht, in dem Hause des Generals aufgehoben, der erst nach vollzogener That benachrichtigt wurde. Aber die Aufklärungen, die man durch die Armee erhielt, ließen alle Furcht verschwin­den u. s. w. a

Es ist also gewiß, sügt der Constitutionel zu diesen Nachrichten hinzu, daß die Pölizei den ganzen hölli­schen Plan geleitet, daß sie die spanische Armee ver­läumdet, und Alles gethan habe, um Schrecken in der­selben da zu verbreiten, als man ihr vertrauen mußte. Muß dies nicht durch die Gesetze strenge geahndet werden? und welche Polizei hat diese verhaßte Intri­gue geleitet? die, welche noch jetzt besteht. Wie kann man ihr vertrauen, wenn sie die Armee so leichtsinnig angegriffen hat? Wie kann man von nun an ihren Berichten über die Bürger Glauben beimessen? Ist se nicht mehr schuldig, als die Lieferanten, die man ver­folgt, und dürfte sie sich wohl von dem großen Pro­

zeß fern halten, in welchen der erste Gerichtshof des Königreichs gerathen ist?

EugenHarcourt, Mitglied des Griechen=Comite in Paris, hat sich in Marseille auf einem kenigl. Schiff nach Napoli di Romania eingeschifft.

Der Monarch eines Nachbarlandes von Frank­reich hat in Griechenland mehrere Kunstgegenstände gekauft. In Napoli di Romania ließ er 140,000 Flo­rin auszahlen, obgleich er nur für 30,000 Florin An­tiquitäten kaufte. Wirklich, eine edle Art, die Griechen als Privatmann zu unterstützen.

Man versichert, daß ein Privatmann in Mailand,

der seinem Banquier in einer italienischen Seestadt aufgetragen hatte, 30,000 Fr. an Herrn Eynard für die Griechen auszuzahlen, Befehl von der österreichi­schen Regierung erhielt, bei Gefängnißstrafe, diese Gabe zuräckzugehmen. Wir wagen nicht, einer solchen Hand­. Stauben zu schenken.

Seitdem der König in St. Cloud wohnt

400 Personen Pensionen auf seiner Eivilliste

bewilligt. Die Gebrüder Verse, die durch einen Irr­

geg. die außerordentlichen Unstände rechtfertig­

wahren Thiter zehagnven Gott allein, indem er den

wahren Thaler enlrickte, hemmen konnte, zum Tode

verurtheitt waren, haben beide mit ihrer Freiheit eine

Pension durch die Milde des Königs erhalten. Auch

die unglückliche Wittwe des griechischen Fürsten Haut­

zery, geborne Maurocordato, ist der Gegenstand der

edelmüthigen Sorgfalt des Königs geworden.

Das Recht Sitze in dem Garten des Palais­royal zu bereiten, Journale zum Lesen zu geben, und # por ein Kaffehaus zu stellen, ist Samstag den

Herrn Masere, Limonadier, für die jähre liche Summe von 30,000 Fr. auf neun Jahre zuge­schlagen worden.

Ein eben so merkwürdiges als unglückliches Er­eigniß hat sich vor Kurzem in der Commune Lodes, Arrondissement Saint=Gaudens(Haute-Garonne) zu­getragen. Am 24. Juni wurde der Maire dieser Com­mune benachrichtigt, daß in der Dorfschenke Streit entstanden fey. Er beauftragte sogleich den Flurschü­tzen und Commandanten der Nationalgarde, Namens

Balbége, sich dahin zu begeben, und dieser gehorchte augenblicklich. Seine Gegenwart gab zu Schimpfreden gegen ihn Anlaß, und plötzlich sturzte Balbége mit un­erklärlicher Wuth auf einen der Umstehenden, u. stieß ihm seinen Säbel in die Brust, worauf der Unglückli­

che gleich starb. Der Maire von dem Vorfall benach­

richtigt, begab sich sogleich zur Wohnung des Flur­schützen, um ihn zu verhaften. Dieser hielt einen Ca­rabiner in den Händen, um sich zu tödten, ein Gens­'arme entriß ihm denselben, aber Balbege stieß sich seinen Säbel in die Brust u. gab sinkend den Geist auf.

Mit dem Herren Eugen'Harceurt reisen auf der der Fregatte la Traite, unter dem Lieutenant=Colorel Rayband an 9. oder 10. d. M. eine große Menge Of­