Nr. 114. 45. Jahrgang

Für Wahrheit, Freiheit und Recht.

Dienstag, den 20. September 192

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Verantw. für den redaktionellen Teil H. Wagner.

Organ für amtliche

Bekanntmachungen.

Rotationsdruck und Verlag von P. W. Joppen.

Deutschland und der Bölkerbund.

Lor Robert Cecil hat aus Genf unter dem 19. September folgende Devesche an den Völker­bundverein in London gerichtet:

Die gegenwärtige Tagung der Versammlung hat in einer Anzahl von Fragen hoher Bedeutung gute Arbeit verrichtet. Wenn sie nichts anders getan hätte, so würde ihre Aussprache über den Schutz der Minderheiten und die Abrüstung schon die Zu­sammenkunft gerechtfertigt haben. Es gibt jedoch eine große Frage von ernster Bedeutung, mit der sie sich nicht besaßt hat, und mit der sie sich, wie jetzt sicher scheint, nicht befassen wird: Die Aufnahme Deutschlands in den Völler­bund. Es besteht keinerlei Notwendigkeit, von neuem auf den Beweisgründen zu bestehen, die bezüglich der Erwünschtheit der Aufnahm: Deutsch­lands vorgebracht werden. Von welchem Stand­punkt auch die Frage erwogen wird, alles scheint dafür zu sprechen. Deutschland ist jedoch nicht auf­genommen worden, und der Grund ist, daß es keinen Antrag nach Artikel 1 des Vertrages gestellt hat. Es wird nicht ausgenommen werden, bis es dies tut. Ich zögere nicht im mindesten, zu er­klären, daß, wenn es den Antrag an die Versamm­lung bei der augenblicklichen Stimmung gestellt

ate e ausgenommen worden würe, und wahr­einlich mit derselben Einstimmigkeit wie Ungarn. eshalb hat Deutschland nicht darum nachgesucht? Ich habe wiederholt Versicherun­rungen von der britischen Regierung bekommen, daß der Antrag volle Unterstützung durch Großbritan­mien erhalten würde. Lloyd George, Lord Bal­sour und Fisher haben eine Erklärung abgegeben, Welches sind die Gründe, die Deutschland ver­hindert haben, den Antrag zu stellen? Dern­burs. ein hervorragender deutscher Bürger, der mit Befugnis für seine Landsleute sprechen kann und der scheinbar für den Völkerbund ist, hat in der letzten Rummer der Contemporay Neview eine Darstellung der deutschen Haltung gegeben. Der Artikel besteht aus einem heftigen Ausfali ge­gen den Völkerbund und klagt ihn we­gen seiner Verwaltung des Saargebiets und Danzigs, wegen seiner Entscheidun­

gen über Oberschlesien und anderen Punkten I. Ich habe die Beweisgründe Dr. Dernburgs mit Sorgfalt geprüft, aber zu diesem Teil der Dar­stellungen muß ich gestehen, daß alles, was er sagt, unanwendbar auf die Haltung Deutschlands gegen­über dem Bund zu sein scheint. Ich wage zu sagen, daß jedermann, der die Verwaltung des Saar­

gebletes und Danzigs ohne Voreingenommen­it prüft, zustimmen wird, daß große Anstrengun­gen gemacht wurden, um seine Pflichten mit voll­kommener Gerechtigkeit zu erfüllen. Es ist sicher, daß der Oberkommissar des Bundes in Danzig mehr Entscheidungen zugunsten der Einwohner ge­fällt hat, als zugunsten der Polen.

Die Wahrheit ist, daß in allen diesen Fragen gen deutsche Publizisten und die deutsche Presse nie­mals die Frage ihrem Volke klar dargelegt haben. Man sagt nicht zuviel, wenn man erklärt, daß ie sich einervorsätzlichen unfairen Pro paganda gegen den Bund hingegeben ha­pen. Ich wünsche, nicht mißverstanden zu werden.

Es ist leicht zu begreifen, daß die deutsche Regierung und das deutsche Volk einen natürlichen Groi! gegen den Bund haben, allein schon aus dem Grunde, weil der Völkerbundsvertrag den ersten Artikel des Versailler Vertrages bildet. Eine solche Haltung ist ein Beweis für den endgültigen Wunsch einiger Deutscher, dem Bunde nicht beizutreten. Diese Auffassung wird unterstützt, durch den letzten Teil des Artikels Dernburgs. Dr. Dernburg sagt, daß nur unter gewissen Bedingungen die Regierung sich bereit finden könne, um Aufnahme zu ersuchen. Seine Bedingungen bedeuten, daß er nicht Willens ist, dem Völkerbunde beizutreten. Zwei Bei­piele seien angeführt. Er verlangt für Deuschland den permanenten Sitz im Nat, als eine Reha­bilitierung von der Demütigung des Friedensver­trages. Eine solche Forderung würde kein Fran­zose und nur wenige Engländer annehmen. Eine undere Bedingung ist, daß einige der Kolonien Deutschlands als Mandatsländer Deutschland zurückgegeben werden sollen. Eine Bedingung, die nichts mit dem Völkerbund zu tun hat, und wir zustandegebracht werden könnte mit Zustim­mung aller Unterzeichner des Versailier Vertrages. Dr. Dernburg muß wissen, daß dies keine praktische Politik ist, und daß, wenn Deutschland nicht dem Bunde beitreten will, bis diese Bedingung ange­nommen ist, niemals beitieten wird. Jeder­mann weiß, daß der große Teil des Volles sich even­so heiß nach Frieden sehnt, wie andere Natio­nen. Aver die Folgerung ist unvermeidlich, daß die Kräfte in Deutschland, die für eine Rückkehr der Vorkriegsordnung sind, von Monat zu Monat, fast von Tag zu Tag, an Stärke zunehmen. Der Mo­narchtsmus ist nicht tot. Die Beamtenklasse, die Studenten und die Grundvesitzer sind Monarch'sten. Es besteht Grund zu der Annahme, daß sie eine neue militärische All'anz, mit einem wie­dererstarlenden Rußland und einen Revanche­krieg im Auge haben. Wenn diese deutsche Po­litik siegt, so ist Europa dem Untergange geweiht. Die deutsche Regierung kann ihrem Volk und der Welt beweisen, daß sie auf seiten der Demokra­tie und des Friedens steht, indem sie den Antrag um Aufnahme in den Völkerbund so bald wie möglich stellt. Ich zweifle, ob es irgenoeinen anderen Weg dazu gidt.

Dernburg hat die Empfindungen des deut­chen Volkes wiedergegeben. Was Lord Robert Ce­ciel dagegen sagt, ist ganz und gar nicht durchschla­gend, es beweist also nichts gegen die Berechti­gung der deutschen Empfindungen. Nur diese brachte die deutsche Presse zum Ausdruck. Die Ver­weigerung des permanenten Sitzes beweist, wie we­nig man im Völlerbund geneigt ist, Deutschland im Punkte seiner Ehre gericht zu werren. Daß Lord Nobert Cecil sich zum Schlusse die ganz saische Meinung von angeblichem deutschen Streben nach einer neuen militärischen Allianz und gar einem Revanchekrieg(!) zu eigen macht, ist verwun­derlich und bedauerlich zugleich. Wenn irgendeine Körperschaft in der Wel. andauernd Bewesse ern­stesten Friedenswillens gegeben hat, dann war es die deutsche Regierung und das deutsche Volk. Selbst der Völkerbund steht da mit seinen Entscheidungen zurück.

pb. Die Kartoffelversorgung im Kreise Heinsberg.

Im vorigen Jahre glaubte und sagte mancher be­rusene Volksführer, daß wir im letzten Winter einer gefährlicheren Zeit entgegen gingen als jemals in einem Kriegswinter.

Wir haben diese Zeit überstanden, war daber jene Befürchtung vielleicht unberechtigt? Wer sehen will, steht, daß kaum jemals eine Zeit die Berufsstände der Arbeiterschaft und der Landwirtschaft schärfer auseinander und gegen einander gebracht hat als gerade der letzte Winter, besonders mit seiner Kar­tosse lnot. Sind wir für den nächsten Winter bes­ser daran? Man kann täglich in den Zeitungen lesen, wie man in den Ministerien und in den Parlamenten sich klar darüber ist, daß man für die kommende Zeit einen harten Kampf zu kämpfen haben wird gegen das grinsende Gespenst des wirklichen Hungers.

Auch hier im Kreise Heinsberg macht sich in weiten Kreisen der Lohnempsänger eine große, nicht künstlich entfachte, sondern ehrlich empfundene Sorge breit, ob und wie man seine Familie gegen den Hun­ger werde schützen können.

Vor allem drehen sich heer die Beiorgnisse um die Beschaffungsmöglichkeit der Kartoffeln.

Sind nun wirklich in dieser Frage zwischen den beiden Berufsständen Gegensätze vorhanden, die un­überbrückbar wären?

Was verlangt vor allem der Arbeiter, wohl­verstanden aus wirklicher Sorge um den Levensunter­halt der Seinen?

Er wird im Großen und Ganzen in dieser Frage der Landwirtschaft in viel höherem Maße gerecht, als man gemeiniglich annimmt. Er weiß aus eigenem Er­leben, wie furchtbar unser Papiergeld entwertet ist. Er weiß auch, daß wenigstens im Kreise Heinsberg die Landwirte um ihre Eigeneristenz genau so gut rin­gend kämpfen mussen, wie er selbst. Er weiß daß die Landwirte das, was sie auf der einen Seite für ibre Produkte lösen, auf der andern Seite für Kunst­dünger, für kandwirtschafttiche Betriebsmittel und für sonstige Lebensnotwendigkeiten restlos wieder ausgeben müssen. Dafür haben wir hier fast nur kandwirt­schaftsiche Kleinbetriebe im Verhältnisse zu den gro­ben Gütern anderer Gegenden. Er weiß auch, daß heute mancher Landwirt noch nicht weiß, wie er bei den ungebeuren Preisen für Zuttermittel sein Vieb durch den Winter bringen soll. Alles das weiß der Arbeiter hier im Kreise: denn er ist nicht blind und im allgemeinen auch nicht verhetzt. Desbalb verlangt er auch von den Landwirten keinen Preis für die Kartoiseln, der etwa noch unter dem Gestehungspreise wäre. Wer dem Arbeiter solche weltfremden Gedanken unterschiebt, ist im Irrtum.

Was er aber verlangt ist folgendes: 1. Die Kar­toffeln müssen zur Zeit der Ernte wirk­lich taufbar sein. Er kann sich nicht damit zu­frieden geben, ohne eine Sicherstellung der Ernährung seiner Familie von Tag zu Tag dieses wichtigste Rah­rungsmittel pfundweise zusammenbolen zu müssen. 2. Die Kartoffeln sollen nicht über die Grenze verschoben werden dürsen und können. 3. Die Kartofteln sollen nicht, wenn ein Kreiseingesessener nach ihnen fragt. verleugnet werden, in der Absicht, später böhere Preise dafür zu erlangen.

Dieser setzte Gesichtspunkt ist es vor allem, wo nur eine vernünftige Ueberlegung der Landwirte

erfordersich ist, um ganz reibungslos zu einer Eini­gung zu kommen. Hier allein könnten nämlich aus einer verkehrten Kalkulation des Landwirten Schwic­rigkeiten entstehen; denn den beiden ersten Forderun­gen der Arbeiter wird von vorneherein jeder anstän­dig denkende Landwirt zustimmen.

Hier aber liegt für ihn die Sache gar nicht ein­sach. Auf der einen Seite siebt er seine notwendi­gen Ausgaben ins Uferlose wachsen. Wenn er nun auf der andern Seite durch Zurückhaltung der Kartoffeln wirklich höhere Preise erzielen könnte, so könnte man es immerhin verstehen, wenn er zunächst mit diesem Gedanken der Zurückhaltung spielen würde. Die Frage ist aver die: Ist irgendwelche Aussicht vorbanden, daß der Landwirt durch Zurückhaltung der Kartoffeln später höhere Preise bekommt?

Ein Beispie!: Schreiber dieses kaufte im vorigen Herbst seine Winterkartoffeln ein für den Preis von 0080 Mark pro Zentner. Im Juni dieses Jahres mußte er zukaufen und bezahlte 250300 Mark ero Zentner.

Wer das oberflächlich liest, nimmt natürlich an, daß jene Landwirte, die die Kartosseln bis zum Frübjahr zurückbehalten hätten, ein seines Geschäft damit machten. Das genaue Gegenteil ist der Fall. Selbst wenn ein Landwirt in diesem Frübjahr seine Kartoffeln pro Zentner für 500600 Mark vertauft hätte, wäre er immer noch der Dumme gegenüben dem, der seine Produkte sosort bei der Ernte absetzte, dafür aber auch sofort seine landwirtschaftlichen und samitiären Bedarfsartirel anschaffte.

Darin liegt in unsern Tagen das Geheim.... daß der Produzent sofort, wenn er seine Produlte zum normalen Tagespreis verkauft, diese Pa­viermark auch sofort wieder in notwendige Sach­werte umsetzt. Bleiben wir bei dem Beispiele von oben. Nehmen wir an, An Landwirt habe 100 Zentnez Kartoffeln zurückgebalten und ein anderer Landwirk habe dieselben 100 Zentner vorigen Herbst bei de Ernte sofort verkauft. Bei dem letztjährigen Schwund der Kartoffeln durch Faulen und normalen Gewichts­verlust konnte der erste Landwirt frob sein, wenn er von den herbstlichen 100 Zentner im Frübjadr noch 70 Zentner verkaufen konnte. Angenommen nun en hätte 500 Mark für den Zentner gelöst, so bekam er für die herbstsichen 100 Zentner 35000 Mark, der zweite dagegen bekam für seine 100 Zentner 3000 Mark. Nun ging der erste dieses Frübjahr mit seinen 35.000 Mark zum Kunstdünger= oder Maschinenkauf und er­hielt dafür etwa die Hälfte von dem, was der andere vorigen Herbst für seine 8000 Mark bekommen hatte. Wer war da der klügere Geschäftsmann?

Aber, könnte da ein ganz seiner Psilsikus einwenden, dann können doch die Arbeiter zufrieden sein, wenn sie später für einen Tagesverdienst mel Kartoffeln kaufen können und damit preiswerter als heut Das ist es eben, daß der Produzent, der auf jeden Fall das Notwendigste zum Leben hat, häuftg so wenig die Seile des Konsumenten ver­stebt. Denke sich jeder einmal in die Lage einer Kon­sumentenfamiste hinein, wo man in dieser Woche 1och nicht weiß, woher man die Kartoffeln für die nächste Woche nehmen kann und soll. So eine Sorge zer­mürbt das Famisienglück und schafft Bitterkeiten, ohne das irgend einer Vorteil davon hat!

Fe Hun tun Walcam ammA.

Das Geheimnis einer Nacht.

Roman von Gustav Rehfeld.

Nachdruck verboten.

e n<space> d e m<space> K l e i d u n g s s t ü c k<space> s t e c k t e<space> e i n<space> N o t i z b u c h.<space>

Fiedler zog es heraus und untersuchte den Inhalt. Verselde war unwesentlich, jedoch fanden sich einige Visitenkarten des Majors.

Mehr brauche ich nicht! murmelte er tri­umphierend.

Er betrachtete die Schrift des alten Herrn in dem Buche genau und schrieb darauf, sie ziemlich geschickt nachahmend, folgende Zeilen auf eine der

Vilitenkarten:

Meine liebe junge Dame! Endlich habe ich ein sicheres Versteck für Sie entdeckt! Verzeihen Si., wenn ich nicht selbst komme, Sie abzuholen. Ihr Bruder könnte mich mit Spionen umgeben haben. Folgen Sie aber getrost dem Manne, der Ihnen diese Karte übergeben wird. Er weiß, wohin er Sie bringen foll. Ich komme noch heute zu Ihnen, wenn ich irgend kann.

Als er damit fertig war, steckte er die Karte in ein Konvert, adressierte sie an Ilse Simmersderf und klingelte hierauf nach dem Kellner. Er bezahllte die hohe Zeche, fügte ein reiches Trinkgeld hinzu ind sagte dann:

Mein Freund schläft. Lassen Sie ihn ruhig legen und sorgen Sie dafür, daß kein Gast hier entritt, bis ich zurückkehre. Es wird dies in bis zwei Stunden der Fall sein. Sollte er früher zufwachen, so sagen Sie ihm, daß ich den Auftrag ausführte, welchen er mir gegeben hätte. Er wird das verstehen! Machen Sie Ihre Sache gut, so erhalten Sie noch ein weiteres Trinkgeld!

Der Lellner versprach, alles genau so aus­schten zu wollen, worauf Fiedler das Lokal verließ.

Als er eine Strecke gegangen war, sah er an

einer Ecke eine Droschke halten, deren Kutscher ein frisches junges Gesicht hatte.

Das wäre etwas für mich! dachte er.Ich möchte wetten, daß das kein Berliner ist!

Er trat auf ihn zu und reoe###in an He, Kutscher, fahren!

Schön! Wohin?

Aderstraße!

Aha, das ist hinter'm Steltiner Bahnhof!

Wiro gemacht!

Sie kennen wohl Berlin noch nicht genau? Nein, genau nicht, gefahren wird aber doch!

Recht so! nickte Fiedler befriedigt.Warten Sie, ich steige auf den Bock, setze mich neben Sie und zeige Ihnen den Weg!

Sind Sie aber nett!

So bin ich immer! lachte Fiedler und nahm den Platz an der Seite des Kutschers ein, worauf die Droschke sich in Bewegung setzte.

Ohne Umschweife begann Fiedler von neurm. Sie sind nicht aus Berlin?"

Nein!

Fahren Sie für sich selbst?

Nein, für meinen Chef!

Hm! Haben Sie einen guten Taa####nabt? Es kommt darauf an, was man einen guten Tao nennt!

Was würden Sie zu zeyn Mark Trinkgeld woger*

Die würden mich nicht weiter ärgern! Wollen Sie sie haben?

Ich din nicht abgeneigt! Was verlangen Sie dafür?

Sie brauchen nur nach den Orten hinzu­fahren, die ich Ihnen angeben werde!

Schön, einverstanden!

Nach einer Viertelstunde hielt das Gesahrt vor

dem Restaurant Weyrich in der Ackerstraße. Fied­

ler stieg ab, rief einen Dienstmann an und gab iym den Auftrag, den Brief drinnen Fräulein Simmersdorf mit dem Bemerken einzuhändigen, er komme von dem Major von Höhne. Hernach solle er die junge Dame mit ihrer Begleiterin an die Droschke begleiten, sie einsteigen lassen und hin­ter ihnen die Tür schließen.

Ein gutes Trinkgeld machte den Mann zusaslem willig, was von ihm verlangt wurde.

Triumphierend sah der Betrüger hinter seinem Abgesandten drein. Wenn der Coup gelang!

Als der Mann im Hause verschwunden war, kehrte Fiedler an den Wagen zurück, bestieg vom neuen den Bock und setzte sich so, daß sein Gesicht möglichst ungesehen blieb.

Um was handelt es sich denn eigentlich? er­kundigte der Kutscher sich neugierig.

Zwei Damen sollen zum Rendezvous gefah­ren werden! belehrte ihn sein Begleiter.Es muß geheim gehalten werden, weil der Vater sehr streng ist!"

Der Rosselenker kratzte sich hinter den Ohren.

Hören Sie, sagte er,das kann aber eben­sogut eine Entführung sein oder sonst etwas. Wenn Sie mir nicht zwanzig Mark geben und zwar sofort, dann will ich nichts damit zu tun haben!

Nu, da haben Sie sie! versetzte Fiedler, ein Goldstück aus der Tasche holend und es dem Kut­scher einhändigend, wie ein Mensch, für den das Geld keinen Wert hat.

Nun bin ich Ihr Mann! erklärte der Rosse­lenker befriedigt.

In diesem Augenblick traten zwei schlanke weid­liche Gestalten aus dem Hause.

Ist dies die Droschie? hörte Fieoler die eine der beiden fragen.

Jawohl, Fräulein, das ist sie!" versetzte der von Fiedler beauftragte Dienstmann.

Die abnungslosen Betrogenen stiegen ein, die

Tür wurde hinter ihnen geschlossen und der Wagen fuhr im Trabe davon, wobei Fiedler dem Kut­scher die Richtung angab.

Anfangs waren die Straßen dem letzteren! kannt. Als er sich aber mehr und mehr Pankown herte, sagte er:

Zum Kuckuck, wohin fahren wir denn eigent­lich?

Wir sind gerade eben angelangt! entgegnete Fiedler, sprang vom Bock und eikte in ein sehr zwei­selhaft auslehendes Gasthaus am Eingang der Müh­lenstraße.

Nach wenigen Augenblicken trat eine gewöhnlich aussehende, robuste Frau aus dem Hause heraus, öffnete die Wagentür und ries hinein:

Bitte schön, meine Damen!

Ilse und Anni stiegen aus, betrachteten erstaunt die öde Gegend und traten dann, von der Wirti. geführt, in das Haus ein.

Kaum waren sie darin verschwunden, als Fied ler zurückkehrte und seinen Platz auf dem Bod vom neuen einnahm.

Ist'ne sehr abgelegene Gegend für ein Rende vous! meinte der Kutscher kospschüttelnd.Na, mir kann's recht sein!

Das meine ich auch! Ihr Geld haben Sie! lachte Fiedler.

Er ließ sich noch bis zum Eingang der Doroiheen straße zurückfahren, warauf er abstieg und der schwand.

Der Rosselenker sah ihm zweiselnd nach.

Ist'ne sonderbare Geschichte! murmelte er Nu, mir kann es gleich sein, ich habe mein Geld in der Tasche! Alle Tage so. mir ware es recht Meister Hansf uno der Major werden sich freuen. wenn ich solchen Verdiens heimbringe. Sie werdet sagen, dah der Sieling der gevorene Droschkenkut scher ist!

(Fortsetzung folgt.)