Wochen=Zugabe:
Ilustrirtes Unterhaltungsblatt.
Organ der Centrumspartei des Kreises Leinsberg.
Monats=Zugabe:
Mittheilungen f. paus= u. Landwirthschaft.
Uro. 42. 1. Blatt.
Verantw. Redacteur: G. Real
Erscheint joden Samstag. Quartalspreis durch die Post(einschlietlich Bestellgeld) sowie durch Boren 85 Pig Sonntagsdlat:„Leo“ für Abonnenten 35 Pfg., für abonnenten 30 Pfg.
Samstag. 21. Oktober.
Anzeigen werden dis spätestens Donnerstag Nachmittag er.„ 16: Jahrgang. 18933
beten.— Inserationspreis die Petttzeile oder deren Raum
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Reclamen werden mit 30 Pfg. pro Petitzeile derechnet.# Druck u. Verlag v. P. W. Joppen.
Lokales und Provinzielles.
Heinsberg. Am Sonntag Morgen zogen am oberen Stadthor eine Anzahl Radfahrer, die in ra sender Eile die Chaussee von Lindern herunterkamen und auf die Sittarder Chaussee einvogen, die Auf merksamkeit der Vorübergehenden auf sich. Es handelte sich um eine Straßenwettfahrt auf der Strecke Gre venberg, Puffendorf, Linnich, Randerath, Heinsberg, Kirchstraß. Veranstaltet war dieselbe vom Gau Rhein land des deutschen Radfahrerbundes und dotirt mit einer großen goldenen, einer silbernen und einer bron zenen Medaille. Das Wetter war entsetzlich schlecht, die Landstraße völlig aufgeweicht, der Gegenwind auf dem großeren Theil der Strecke fast unüberwindlich. Dennoch stellten sich Punkt 9 Uhr 6 Fahrer in Gre venberg dem Ablasser. In einem rasenden Tempo be gann die Fahrt. Puffendorf wurde in einer halben Stunde erreicht, Linnich nach 41 Minuten, Heinsberg nach 1 Stunde 25 Minuten, das Ziel nach 2 Stun den 9 Minuten, in Anbetracht der widrigen Neben umstände eine gute Zeit. Einen entscheidenden Erfolg trug bei diesem Rennen der Radfahrerklub=Aachen davon, denn er errang den ersten und den driten Preis. Die Mitglieder des„Aachener Radreunvereins" hatten die Kontrollirung und Verpflegung der Wettfahrer be reitwillig übernommen.
Bei dieser Straßenwettfahrt haben sich, wie das „Echo d. Ggw.“ schreibt, die deutschen Maschinen von neuem bewährt. Drei von den vier Siegern wechselten die Maschinen nicht, da es Naumann= und Seidelräder waren, die sie fuhren. Diese Räder werden wegen ihrer Stabilität und Eleganz vielfach von den Fahrern bevorzugt,
Randeraty. Von einem schweren Leid sind die Eheleute Notar Thönnessen hier betroffen worden. Iyre erst seit Kurzem verlodte Tochter, welche sich“ nach Elberfeld zu Besuch bei den Angehörigen ihres Brautigams begeben hatte, erkrankte dort und starb nach wenigen Tagen im jugendlichen Alter von 20 Jahren. Die Eltern, welche dem Ehrentage ihrer Tochter entgegensahen und nunmehr die Leiche derselben in's Grab senken lassen mußten, werden allge mein bedauert
Merkeldeck. Der seit kaum Jahresfrist hier an sässige Benediktiner=Convent in in erfreulichem Aufbluhen begriffen. Am Sonntag den 22. Oktober wird in demselben nunmehr auch die erste feierliche Profeß=Ablegung stattfinden, was um so bedeut samer ist, als dieses die erste sein wird, welche seit 300 Jahren in einem holländischen Benediktiner Kloster stattfinden wird. Es steht zu erwarten, daß die feier liche und ergreifende Ceremonie viele Andächtige nach Merkelbeck führen wird. Die Profeß Ablegung soll mit dem feierlichen Hochamte verbunden werden, wel ches um 9 Uhr beginnen wird.
Geilenkirchen. Ein Gensdarm erschoß Sonntag Abend in einer Wirthschaft am Bahnhof den hier auf Besuch weilenden Bruder der Wirthin, Vater von acht Kindern. Ueber den Hergang berichtet das„Echo d. Geg.“ Folgendes: Seit längerer Zeit wird hier auf die strenge Handhabung der Polizeistunde mit Nach druck gehalten, Uebertretungen werden unnachsichtlich verfolgt. Insbesondere hat sich dabei der Gensdarm G. durch sein Vorgehen mißliebig gemacht. Sonntag Abend gegen 11°: Uhr erschien derselbe in der Wittwe Willmeschen Wirthschaft und forderte die dort noch verweilenden Gäste zum Verlassen derselben auf. Als dieser Aufforderung nicht augenblicklich Folge geleistet, sondern dem Gensdarm mitgetheilt wurde, daß bereits Feierabend geboten sei, begann er damit, die Namen der Anwesenden festzustellen und aufzuschreiben. Wie von einer Seite behauptet wird, soll der Gensdarm hierbei von dem in nächster Nähe stehenden Schreiner Forst aus Düsseldorf bedroht worden sein, weßhalb er genöthigt gewesen sei, sich zur Wehr zu setzen und den Revolver zu ziehen. Forst habe darauf nach der Hand des Gensdarmen geschlagen, um diesen zu entwaffnen, wobei der Schuß losgegangen sei, der den bedauernswerthen Mann auf der Stelle niederstreckte Dieser Darstellung des Sachverhalts gegenüber, welche anscheinend diejenige des Gensdarmen ist, wird der Vorfall von den zugegen gewesenen Zeugen wie folgt wiedergegeben. Seitens des Vertreters der Wirthin sei an die Anwesenden in Gegenwart des Gensdarmen die Aufforderung wiederholt gerichtet worden, das Lokal zu verlassen. Derselbe habe sich dabei eines Aus druckes bedient, welchen der Gensdarm mißverstanden und auf sich bezogen habe, denn dieser habe sogleich den Revolver gezogen und sei zum Angriff übergegangen. Der in nächster Nähe stehende Forst, die Ge fahr erkennend, in der er und alle Anderen schwebten, habe mit der Hand nach dem Gensdarmen schlagen wollen, um den Schuß abzuwehren, dieser habe sich jedoch vorher entladen. Forst sank, todtlich getroffen, zusammen. Der Schuß war ihm in den Kehlkopf gedrungen. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Schreckenskunde noch in der Nacht. Aerztliche Hülfe, welche sofort zur Stelle war, vermochte nichts mehr auszurichten. Die Gerichts- und die Polizeibehörde nahmen sofort den Thatbestand auf; auch die vorgesetzte Gensdarmerie Behörde wai alsbald zur Stelle und nahm ebenfalls eine Untersuchung der Sache vor. Allenthalben gibt sich die aufrichtigste Theilnahme für den so jäh ums Leben Gekommenen kund. Der be dauernswerthe Mann, Ernährer einer zahlreichen Fa milie und in den besten Jahren stehend, war Mittags zum Besuche seiner verwittweten Schwester von
Düsseldorf herübergekommen, zwei seiner unversorgten Kleinen mit ihm, um diese für kurze Zeit der Pflege seiner Schwester anzuvertrauen. Rührend war es, zu sehen, als diese armen Wesen Montag in der Frühe, nicht ahnend, was geschehen, nach Aachen gebracht wurden, wo sie ihren Papa erwarten sollten Erkelenz. Ein interessantes Gannerstückchen berich tet die„Erkel. Ztg." Zwei Stromer hielten am Sonntag Nachmittag zwischen Hückelhoven und Hil farth ein Mädchen an, daß sie zur Herausgabe ihrer Baarschaft zwangen. Ebenso verfuhren sie mit einer Dame aus Erkelenz auf dem Wege zwischen Erkelenz und Granterath. Der Gensdarm Ruddat von hier machte sich zur Verfolgung der Stromer auf. In der Nähe von Venrath kamen die Beiden ihm bereits zu Gesicht, doch ergriffen sie auf den Anruf des Be amten die Flucht; trotzdem es letzterm gelang, sie bald einzuholen und einen der sich zur Wehr setzenden Kumpane durch einen Säbelhieb niederzustrecken, ent kamen die in's freie Feld Hineinlaufenden im Schutze der Dunkelheit. Dem Beamten blieb jetzt nichts weiter übrig, als nach Venrath zum Telegraphenamt zu eilen und die Wickrather Polizeibehörde von der muth maßlichen Hinkunft der beiden Burschen zu avisiren.
In Wickrath wurden sie in einer dortigen Herberge entdeckt und Montag Abend nach Erkelenz in das Amtsgericht verbracht. Einer dieser Burschen, der sich für W. Geurtz aus Linn bei Roermond ausgegeben hatte, gelang es am Dienstag Morgen aus seiner Ge fängnißzelle auszubrechen. Nachdem derselbe nämlich nach Zertrümmerung der Fensterscheiben die außen angebrachten zolldicken Eisenstäbe mittelst eines starken Schemelbeines auseinandergebogen hatte, war er in die hinter dem Gefängniß gelegenen Gärten ent kommen und von dort in die Pangelstraße gelangt, von wo er seinen Weg in die Brückstraße nahm und gemuthlich zum Brückthor hinauswanderte. Jedoch war er von Nachbarn des Amtsgerichtsgebäudes be obachtet worden, welche das Gerichtspersonal benach richtigten, das die Verfolgung sofort aufnahm, wobei es von mehreren Anwohnern der Brückstraße und Passanten kräftig unterstützt wurde. Die jetzt in Scene gehende Hetzjagd, welche durch die Mühlenstraße ging, war bald beendet; denn„vieler Hunde sind bekanntlich des Hasen Tod". Jenseits des Bahnüberganges wurde der Ausreißer gestellt und wieder in seine Zelle zurück gefuhrt. Einem erneuten Fluchtversuche glaubte man nun dadurch vorgebeugt zu haben, daß man dem ver wegenen Menschen den Tag über Handschellen an legte und am Abend auch die beiden Fußgelenke durch eine starke Rette fesselte. Selbredend waren die Gitter stäbe vor dem Zellenfenster wieder in Ordnung ge bracht worden. Trotz= und alledem war der Vogel Mittwoch Morgen wiederum verduftet, und zwar kaum glaublich— in unzureichender Bekleidung, da der Gefangenwärter Kleidung und Fußbekleidung am Abende aus der Zelle mitgenommen hatte. Eine der Ketten, welche zu seiner Fesselung gedient hatten, lag auf dem Boden der Zelle und waren drei Gitterstäbe wieder verbogen, einer sogar vollständig durchgebrochen Hieraus darf man wohl den Schluß ziehen, daß der Ausreißer ein ganz rabiater Verbrecher sein muß, der möglicherweise noch andere Schandthaten auf dem Ge wissen und deßhalb allen Grund hat, sich der strafenden Gerechtigkeit zu entziehen. Ob die sofort aufgenommene Verfolgung des Flüchtlings bereits von Er folg war, darüber ist uns bis zur Stunde eine Mit theilung noch nicht zugekommen.
Nachen. Ein bestimmtes Gerücht will von der Verlegung des hier garnisonirenden Infanterie Regiments Nr. 53 wissen, an dessen Stelle das jetzt in Köln liegende Infanterie=Regiment Nr. 40 kommen soll. Die Verlegung soll laut„Köln. Zig." Oktober 1894 oder April 1895 stattfinden.
Neuß. Aus Elberfeld traf Donnerstag Morgen bei der hiesigen Polizeibehörde ein Telegramm ein, nach welchem dortselbst um 11 Uhr Morgens ein Mann verhaftet worden, auf den das Signalement des Mörders der kleinen Maria Naß passe Gleich nach Mittag reiste hierauf Herr Inspector Brucen in Begleitung eines Polizeisergeanten nach dort, um die Ueberführung des Inhaftirten nach hier zu bewirken. Auch sie fanden das Signalement zu treffend und langten, von einer großen Volksmenge am hiesigen Bahnhofe erwartet, gegen 7 Uhr hier an. Der Verhaftete ist ein Jahre alter Erdarbeiter, aus Westfalen gebürtig, Namens Stockdick, der auch an den dortigen Canalarbeiten beschäftigt war Er gibt der„Neuß Grevenbr. Ztg.“ zufolge zu, zur Zeit der That in hiesiger Gegend gewesen zu sein Gegenüber, der Anschuldigung des Mordes verhalt er sich absolut kalt: er sagt nicht ja, nicht nein, über haupt hat er ein sehr verschlossenes Wesen. An beiden Handen hat er Hautabschürfungen, doch konnte eine Bißwunde bisher von dem untersuchenden Arzte nicht constatirt werden. Die Zeugenvernehmungen, die bis Sonntag stattgefunden, haben mit großter Wahr scheinlichkeit dargethan, daß der Verhaftete die scheuß liche That begangen hat. Zunächst erkannte ihn das Madchen aus Hamm bestimmt als den Menschen an, der sie überfallen und mit gezücktem Messer bedroht hatte. Weiterhin haben verschiedene Zeugen ihn auf der Hammer Chaussee, in Neuß, in der Nähe der Thatstelle und weiterhin nach der That an der sog Krur gesehen, wo er seine Kleider und sein Taschen tuch wusch. Der Verhaftete leugnet zwar, aber sein Benehmen ist nicht sicher und seine ganze Haltung bestätigt die auf das Bestimmteste und Eingehendste abgegebenen Zeugenaussagen. Der Fährmann von
Hamm wurde Montag Morgen zur Vernehmung nach Neuß gerufen. Die Vernehmung fand um 2 Uhr statt, der Fährmann erkannte in dem Verhafteten den Mann wieder, den er am vorigen Sonntag, Morgens zwischen 6 und 7 Uhr, über den Rhein gebracht hat und der die Linke Hand im Rockärmel barg. Daß der also verhaftete Bursche auch der Mörder der kleinen Naß sei, wurde durch die Vernehmung von 6 Knaben fast zur Gewißheit. Diese wollten an dem Tage, als das Kind ermordet wurde, in den betreffenden Garten steigen, um Obst zu stehlen. Sie sahen in dem Garten einen Mann, den sie für den Eigenthümer des Gar tens hielten, sie kehrten deshalb wieder um. Die Knaben sagen nun mit Bestimmtheit, der Verhaftete sei jener Mann, der im Garten gewesen sei.
Am Sonntag Nachmittag wurde der Verhaftete auf den Thatort geführt. Die„Neuß Grevenbr. Ztg.“ erfährt darüber: Auch am Thatort verhielt sich Stock dick kalt. Die verschiedenen an ihn gerichteten Fragen beantwortete er stets mit nein, zuweilen mit einem höhnischen Lächeln. Man führte ihn nun durch das Loch in der Hecke, sowie durch verschiedene Wege im Garten, auf welche die gefundenen Spuren deuteten. Alles stimmte genau überein. Bei dem An blick der Bank im Lusthäuschen soll er doch etwas stutzig geworden sein. Die ganze Vorführung dauerte etwa eine Viertelstunde. Von mehreren Leuten wurde er bestimmt wiedererkannt, die ihn am Sonntage der That in verschiedenen Straßen der Stadt gesehen, sogar auch in dem Krurgäßchen, welches zum Thatort führt. Mit dem Kinde hat ihn jedoch bis jetzt Niemand gesehen. Er selbst gibt an, an dem Tage nicht hier in Neuß gewesen zu sein. Verschiedene Mädchen haben ihn Morgens 11 Uhr auf der Hammer Chaussee gesehen und er ließ sich mit ihnen in ein eifriges Gespräch über deren häusliche Verhältnisse ein, so daß er ihnen lästig wurde und sie sich von ihm los machten. Weiter ist der Stromer auch gesehen wor den, wie er sich mit einem alten Stück Tuch vorn über den Rock wischte. In seinem Besitz sind endlich auch 2 Taschentücher mit ausgewaschenen Blut spuren gefunden worden. Die bisher bewahrte Ruhe soll bei dem Individuum auch nachgelassen haben Wenn er auch kein Geständniß gemacht, so hat er doch im Gefängniß die Aeußerung fallen lassen: „Wenn das Mädchen aus Hamm dabei bleibt, so bin ich verloren.“ Nach all' diesem scheint es doch festzu stehen, daß das Gericht in Stockdick den Mörder in Händen hat. Weitere Untersuchungen werden wohl die Sache vollends klar legen. Ueber seinen Aufent halt verwickelt sich der Gefangene in manche Wider sprüche. Sein Conto ist bisheran schon sehr belastet wegen der verschiedensten Vergehen. Zuletzt hatte er in Padervorn eine Strafe wegen Körperverletzungen abgebüßt, aus der er am 18. September erst entlassen worden ist.
Neuß. Noch hat sich unsere Gegend nicht von dem Schrecken des Mordes der kleinen Marie Naß erholt, und schon müssen wir von einer neuen entsetzlichen Missethat berichten. Im benachbarten Uedesheim fand man Montag Morgen den Thomas Buchelerus, welcher mit seiner Frau in Feindschaft lebte, leblos in einem circa 100 Meter von der Wohnung entfernt liegenden Stalle. Der Kopf weist zahlreiche Stich wunden auf. Man hat nur Muthmaßungen darüber, wie weit die Frau an dem Morde betheiligt sein konnte.
Xanten. Vor mehreren Tagen weilte der Herr Criminalcommissar Rautenbera aus Berlin in unserer Stadt behufs weiterer Untersuchung in Sachen des hiesigen Knabenmordes. Mehrere Zeugen wurden von genanntem Herrn vernommen. Der Erste Staatsanwalt in Cleve nimmt unter dem 11. ds. er neut Veranlassung, auf die unter'm 11. August 1891 erfolgte Ausschreibung einer Belohnung bis zur Summe von 12000 Mark für die Entdeckung der Thäterschaft des an dem Knaben Johann Hegemann zu kanten am 25. Juni 1891 verübten Mordes, als noch in voller Geltung befindlich, wiederholt hinzuweisen. Derselbe ersucht dringend, jegliche zur Sache nur ir gendwie dienliche Auskunft ihm umgehend mittheilen zu wollen
Elberfeld. Ein eifriger so zial demotratischer Agiiator, der Maurergeselle Wildelm Janz, hat unlängst in einer Nacht gegen vier Uhr in seiner Wohnung an der Mühlenstraße durch Erschießen seinem Dasein ein Ende gemacht. J. hatte den Abend im Bekanntenkreise bis gegen 3 Uhr verweilt und schon seit längerer Zeit erklart, er wolle bald in die Ferne machen, woraufhin auch ein am Tage vorher in der„Freien Presse“ veröffentlichter Abschiedgruß deutet. J. hat sich den Schuß in den Mund beigebracht. Die Leiche des 27 Jahre alten, unver heiratheten Selbstmörders wurde ins Todtenhaus geschafft
Gelsenkirchen. Ein Lotteriegewinn ist einem jungen, sonst nüchternen und braven Schneidergesellen. der bei einem Meister in Braubauerschaft in Arbeit steht, zum Ververden geworden. Er hatte in der Lotterie eine kleine Summe gewonnen. Aus Freude über den Gewinn that er des Guten zu viel, betrank sich und ging nach Hause. Da ihm unwobl geworden war, legte er sich ins Fenster und stürzte ans dem dritten Stock, laut der„G. Ztg.“ auf die Straße Schwer verletzt brachte man ihn ins Krankenbaus, wo an seinem Aufkommen gezweifelt wird
Was geschieht in Deutschland für die Heidenmissionen.
Die Erzdiözese Köln geht den übrigen Bisthümern Deutschlands, wie in allem Uebrigen, so auch in dieser Beziehung mit gutem Beispiel voran. Beweis dafür ist das eben in Druck erschienene vierte Heft der„Jahrbücher der Verbreitung des Glaubens". Es enthält eine Uebersicht der Einnahmen des Franziskus=XaveriusVereins pro 1892. Darnach beträgt nach Abzug von circa 6230 M., welche das Ausland Glatz, Prag, Linz, Luxemburg, Lüttich und Roermond) beigesteuert hat, der Gesammtbeitrag aller deutschen Diözesen etwas mehr als 120,000 Mark. Davon entfallen:
1. auf die Erzdiözese Köln
2. Trier, Limburg und Kulm haben zusammen gespendet
3. Mainz und Hildesheim zusammen
4. Fulda
5. Münsterland
106,810 M.
304 M.
2281 M 3089 M. 7178 M.
Könnten die Katholiken von Kulm, Limburg und Trier nicht bedeutend mehr leisten? Und darf nicht das Gleiche erwartet werden von Hildes heim, Mainz und Fulda. Auch das fromme Münster steht weit zurück hinter Köln. Wenn Köln für sich allein mehr aufgebracht hat, als einhunderttausend Mark, sollten dann die übrigen Bisthümer Deutschlands insgesammt nicht im Stande sein, die gleiche oder eine noch größere Summe zu spenden? Das Decanat Köln=Stadt allein hat 4735 M. gegeben, das Dekanat Aachen sogar 10,220 M.: Ist da nicht der Wunsch berechtigt, eine ganze Diözese wie Münster und Mainz müsse weit mehr thun, wie ein einziges Decanat? Das Decangt Montioie ist gewiß dort oben auf dem hohen Venn kein von Natur reiches und gesegnetes, aber es hat 1900 M. für den erhabenen Zweck der Ausbreitung des Reiches Jesu Christi gespendet, d. h. mehr als die ganze Diözese Hildesheim. Wenn das Decanat Burtscheid mehr gespendet hat als 3800 Mark, das Decanat Neuß mehr als 3100 Mark, das Dekanat Nideagen mehr als 3700 Mark, das Decanat Heinsberg mehr als 2400 Maxk, so wundern wir uns nicht darüber; denn die Bewohner dieser Decanate handeln stets nach dem Grundsatz:„Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb" und nach dem Sprüchwort:„Erbarmen thut nicht Armen"; wenn aber das Decanat Gemünd in der Eisel im Jahre 1892 über 1500 M. einsendet, so ist diese Sendung wahrhaftig der handgreiflichste Beweis, daß Volk und Klerus nicht nur täglich beten:„Zukomme uns dein Reich!“ sondern auch thatsächlich und werkthatig sich bemühen, das Reich Gottes auf Erden zu verwirklichen. Möge das schöne Beispiel ein Sporn sein für die übrigen Glaubensbrüder in den deutschen Gauen!
Die katholische Presse.
Auf dem praktisch sozialen Kurse von Bamberg sprach Professor Hitze folgende beherzigenswerthe Worte über die Presse:„Das Erste was unserer katholischen Presse Noth thut, ist eine wirksame Unterstützung. Der Hauptfehler, den fast alle Leute machen, welche über die Presse urtheilen und kritisiren, ist der, daß sie ganzlich vergessen, welche Opfer der Verleger eines solchen Blattes zu bringen hat. Alle jene, welche Kritik an einem Blatte üben, sehen nur die locale Seite der kathotholischen Zeitung. Was ein solches Blatt kostet, davon haben sie zumeist nicht eine Idee! Niemand will in einer Zeitung auch ein Geschaft sehen; das Geschäft soll erst dann kommen, wenn die ideale Seite ihre vollste Vertretung gefunden hat. Das ist allerdings sehr schön, aber diejenigen, welche das forderen, zahlen weder die Buchdruckerei=Einrichtung, noch die Setzer, noch die Redaktionsunkosten, Strafen wegen Preßvergehen, Steuern und Abgaben,— und außerdem mochte der Verleger doch auch leben! Das alles könnte aber erzielt werden, wenn die