Bäarmer

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D.GVIL.

RHEN.

Expedition:

raße Nro. 269 und Schuchardstraße Nro. 683.

N 1.

Donnerstaa, den 1. Januar.

1850.

Am Neujahrs=Feiertage wird kein Blatt ausgegeben.

Deutschland.

Berkin, 29. Dez. Ein neuer Vorschlag Frankreichs, der auch von den übrigen Mächten unterstützt wird, besteht darin, daß die schwei­zer Regierung die Gefangenen freigeben, aber das Recht erhalten soll, sie aus polizetlichen Rücksichten auszuweisen.

Bielefeld, 28. Dez. In unserer Nähe ist vor einigen Tagen in Folge angestellter Bohrversuche ein artesischer Beunnen entstanden, dessen Wasser nach einer vorläufigen Untersuchung des Dr. Aschoff 2½/2 pEt. Kochsalz enthält Höchst interessant ist dabei aber die reichliche Entwicklung von Gas, welches angezündet mit gelblicher schwach leuch. tender Flamme brennt und als Kohlen=Wasserstoffgas mit geringen An. theilen von Kohlensäure, dem wahrscheinlich auch ölbildendes Gas und Stickstoff beigemengt sein wird, erkannt worden. Die Gas Entwicklung findet so bedeutend Statt, daß die Wassersäule, aus welcher das Gas emporsteigt, in beständiger starker Bewegung ist. Das angezündete Gas schlägt als eine 1 bis 2 Fuß hohe Flamme aus dem Bohrloche hervor und brennt mit einer circa ½ Fuß langen Flamme so lange fort, bis es ausgelöscht wird. Das Vorkommen dieses Gases in der Natur ist, sowelt die Erfahrung reicht, an das Vorhandensein in Verwesung be­griffener Stoffe organischen Ursprungs geknüpft.

Köln, 27. Dez. In Holland hat die Oktroyirung in Luremburg unter allen Parteien eine starke Mißbilligung gefunden, und die Mini. ster selbst fanden es für nöthig, in den Kammern ihr Bedauern auszu­sprechen, daß die Regieruug des Königs die Luremburger in eine Zwangsjacke hätte stecken müssen, welche sich die Holländer nicht gefallen Passen würden. Müssen? Wer zwingt sie denn dazu? Nun, der I rutsche Bund. So behauptete wenigstens der holländische Minister. Aber diese Behauptung ist unerweislich. Die Luremburger Oktroyirung vom 29 Nov. geht weit über die nothoendigen Consequenzen des Bun­desbeschlusses vom 31. August 1851 hinaus. Deshalb findet jene Oktroyirung unter allen Parteien in Deutschland eine eben so allgemeine Mißbilligung, als in Holland. Selbst die nN. Pr. Z.6 rügt entschie­den den Umfang jener Oktroyirung.

Coblenz, 29. Dez. Gestern nach der Parade versammelte der Prinz von Preußen die Offizier=Corps um sich, um ihnen beim bevor­stehenden Jahreswechsel seine Wünsche auszusprechen. Er erinnerte da­ran, in welch ernste Lage Preußen getreten sei, wünschte den Truppen­theilen, welche zum Ausmarsch bestimmt sind, Glück zu dem ernsten Beruf, der ihrer wartet, und bezeugte ihnen die Theilnahme aller Zurück­bleibenden auf ihren Wegen, auf denen sie für die Ehre und Rechte des Königs streiten sollen. Da mehrere Truppentheile vor ihm ständen, die unter seinen Augen mit Tapferkeit und Hingebung gekämpft hätten, so erwarte er von ihnen die gleichen Soldaten=Tugenden, um von Neuem den Sieg an Preußens Fahne zu fesseln.

Stuttgart. 30. Dez. Der Würtembergische Staats=Anzeiger bemerkt, daß eine Eingabe des ständischen Ausschusses wegen etwaiger preußischer Truppen=Durchzüge, wie solche beantragt worden sei, als ein politscher Uebergriff angeseben und außerdem wegen des klaren Rechtes der verbündeten Preußen zurückgewiesen werden müsse.

Schweiz.

Bern, 30. Dez Der Nationalrath hat die Anträge seiner Com. mission, d. h. die Anträge des Bundesrathes auf äußerste Vertheidigung, wenn ein ehrenhafter Friede nicht möglich, deren Annahme die Commif­sion einstimmig vorschlug, einnimmig(110 Stimmen) und ohne alle Diskussion mittels Namens=Aufrufes angenommen.

Der Ständerath adoptirte mit gleicher Einstimmigkeit die Anträge des Bundesrathes.

Außer dem schweizerischen Minister Barmann ist auch ein au­ßerordentlicher Abgesandter des Kaisers Napoleon von Paris hier ein­getroffen.

Die Generale Lamoriciere und Bedau haben der Schweiz ihre Dienste angeboten. 70 8

rankreich.

Paris, 29. Dez Die große Nachricht des Tages ist die Ein­reichung eines neuen, von Frankreich ausgehenden Vermittelungs. Vor­schlages an den Bundesrath, worin die Freilassung der Gesangenen jedoch mit Ausweisung aus dem Schweizer Gebiet, verlangt wird. Die übrigen Großmächte wollen diesen Vorschlag unterstützen. Man fügt hinzu, dieses Aktenstück sei in Ausdrücken abgefaßt, welche der Schweiz Vertrauen einzuflößen geeignet seien, und man hofft davon eine friedliche Lösung des Confliktes.

Man spricht in gut unterrichteten Kreisen von einem befriedi­genden Arrangement bezüglich der Regulirung der bessarabischen Gränze; Bolgrad wird mit der Moldau vereinigt; die Schlangeninsel und das Donau=Delta zu der Türkei geschlagen werden, und Rußland, als eine offizielle Compensation für dieses Zugeständniß und als ein wirkliches Aequivalent für Bolgrad, eine Gebietsentschädigung im Umsange von 140 Quadratmeilen erhalten, so daß seine Gränze bis zu dem zweiten Yalpuck vorgerückt würde. Dieses Arrangement soll man dem Kaiser Napoleon zu verdanken haben, welcher dies Projekt aufgestellt und dessen Annahme von Seiten aller Theile, wenigstens dem Prinzipe nach, er­wirkt hätte; die Repräsentanten Rußlands hätten gleichfalls beigestimmt und auf telegraphischem Wege um die Ratifikation Seitens ihres Hofes angesucht; sobald die Antwort aus Petersburg eingetroffen sein würde (sie wird heute oder morgen erwartet), werde kein Hinderniß mehr für die Eröffnung der Conferenz bestehen. Rußland wird auf der Con­ferenz durch den Baron Brunnow und den Grafen Kisseleff, als ersten Bevollmächtigten, vertreten sein.

Eine sehr ersteuliche Nachricht für das ganze Land ist der Be­richt, daß auf allen Märkten die Getreidepreise fallen. Selbst diejeni­gen Landleute, welche bisher zurückgehalten hatten, haben sich entschlossen zu den jetzigen Preisen zu verkaufen.

Großbritannien.

London, 29. Dez. Die nTimesa meldet, daß der russische Ge­sandte, Herr de Kisseleff. sich mit der vorgeschlagenen Gränzregulirung in Bessarabien einverstanden erklärt hat

Das Dampfschiff Lyonnais.

Von Mr. G. Schedel, einem der Passagiere des verunglückten Dampfschiffes pLyonnals# enthalt die nW. Zig.a folgendes Schreiben:

An Bord des Bremer Schiffes Elise, in See 28. November 1856.

Die Nachricht von dem Untergang des Lyonnais wird Ihnen be­kannt sein; ich beschränke mich daher auf die Schicksale des Rettungs­bootes, das unter Führung des dritten Offiziers, auch mich mit meiner Frau aufnahm, bis wir nach sechs schweren leidensvollen Tagen und Nächten von dem Bremischen Schiff Elise, Kapitain Nordenholt, auf seiner Fahrt von Baltimore nach Bremen gerettet wurden.

Der Zusammenstoß mit dem fremden Schiffe traf unsern Dampfer am ersten Tage auf unserer Abfahrt von Neo=York gegen halb 12 Uhr Nachts. Die ganze Nacht und den folgenden Tag(3 November) wa­ren Mannschaft und Passagiere angestrengt thätig, zur Rettung des Schiffes die Ladung über Bord zu werfen und das in den Maschinen= raum eindringende Wasser auszupumpen. Um zwei Uhr Nachmittags wurden die Passagiere aufé Verdeck beordert und unter Namensaufruf in die Boote vertheilt. Leider waren die Boote nicht, wie ich erwartet