Barmer Zeitung

BESTANDHALTENDE INSTITUTIONEN

Institut für Zeitungsforschung , Stadtarchiv Wuppertal

BESCHREIBUNG VERFASST VON

Angelika Gwóźdź M.A., Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf

Vorläufer

Barmer Zeitung (1801-1834)

Bereits ca. 1801 wurde vom Hofrat Gerhard Wilhelm von Eicken in Hardenberg (Neviges) eine „Barmer Zeitung“ verlegt und redigiert. Zunächst wurde bei Franz Anton Stahl in Elberfeld gedruckt. Als Friedrich Weise die Zeitung übernahm, verlegte er den Druck zu Christian Ferdinand Schlotmann, ebenfalls in Elberfeld. Als Redakteur wurde Martin Runkel eingestellt, der zeitgleich für die „Elberfelder Zeitung“ tätig war. Diese „Barmer Zeitung“ bestand mit mehreren, teilweise langen Unterbrechungen bis April 1834.

Ihr Beiblatt „Wuppertaler Lesekreis“, das zweimal wöchentlich erschien und von Runkel redigiert wurde, ging zusammen mit dem Redakteur in die 1834 neugegründete „Barmer Zeitung“ über.

Politische Ausrichtung: „pietistisch-konservativ“ (Mielke 1908)

Barmer Zeitung (1834-1941)

GESCHICHTE UND ENTWICKLUNG

Die ehemaligen Mitarbeiter der „Elberfelder Zeitung“ Friedrich Staats und Otto Wecka von Czarnowski gründeten die neue „Barmer Zeitung“ 1834, deren erste Ausgabe am 1. Juli 1834 im Verlag von Friedrich Staats erschien. Am gleichen Tag erschien die erste Ausgabe der „Elberfelder Zeitung“, zu der die „Allgemeine Zeitung“ und „Provinzialzeitung“ aus Elberfeld verschmolzen waren. Diese wurde von Heinrich Büschler und Samuel Lucas verlegt.

Bis Staats im Oktober 1834 die Genehmigung zur Errichtung einer eigenen Druckerei in Barmen erhielt, wurde die „Barmer Zeitung“ bei Fr. A. Schober gedruckt. Fortan prangt der bergische Löwe auf Goldgarn, das Barmer Wappen, im Zeitungskopf.

Nach dem Tod Friedrich Staats‘ im Jahr 1848 übernahm sein ältester Sohn Robert Staats das Blatt (1.9.1848) und vergrößerte im Juni des darauffolgenden Jahres das Format. Bereits drei Jahre später starb Robert Staats und das Geschäft wurde von einer Vormundschaft geführt, bis der jüngste Sohn Friedrich Staats die Zeitung leiten durfte. In der Zwischenzeit wurde der Verlag unter dem Namen „Sartorius & Staats Erben“ aufgeführt und trug den Titel „Barmer Bürgerblatt und täglicher Anzeiger für das Wupperthal“. Friedrich Staats vergrößerte die Zeitung (11.11.1860), führte den ursprünglichen Titel „Barmer Zeitung“ wieder ein und wirkte ab dem 12. Juli 1863 bis Januar 1870 auch als Redakteur mit.

Friedrich Staats starb am 24.7.1874 und der Verlag samt Druckerei wurden auf seine Witwe Emma, geb. Beutel, übertragen (Lenneper Kreisblatt, 2.9.1874). Als sie Carl Niggemann ehelichte, führte dieser laut Kayser ab 1877 den Verlag unter dem gleichen Namen „Staats-Verlag“ fort. Namentlich aufgeführt wurde er aber erst ab 23. Dezember 1887 als verantwortlicher Redakteur, während Druck und Verlag weiterhin unter „Friedrich Staats in Barmen“ liefen.

Ab 1880 gab Hermann Barkow, Redakteur der Barmer Zeitung, den Stadt-Anzeiger, ebenfalls im Fr. Staats-Verlag, heraus. Bis zur Einstellung der Zeitung wurde der Verlag weiterhin unter dem Namen Friedrich Staats geführt. Namentlich wurden die Verlagsleiter nun nicht mehr genannt, sodass sich diese nicht mehr unmittelbar aus der Zeitung ablesen lassen.

Im September 1919 konnten die Barmer Zeitung, Bergische Neue Post und der Barmer Stadt-Anzeiger wegen eines Buchdruckerstreiks 14 Tage nicht erscheinen (19.9.1919).

1922 wurde Karl Meyer als geschäftsführender Direktor der Fr. Staats GmbH genannt. Es wurde eine Berliner Schriftleitung, die direkt vom aktuellen politischen Geschehen aus dem Reichstag berichten sollte, sowie Nachrichtendienste in London und Paris eingerichtet (1.04.1922). Ab dem 1. April wurde die „Barmer Zeitung“ zum Organ der Deutschen Volkspartei benannt (Die Wacht, 06.04.1922). Zweimal täglich erschien zusätzlich das „Deutsche Tageblatt für Berg und Mark. Tageszeitung für nationale Politik “ im Friedrich Staats-Verlag, dessen Titel fortan auch im Zeitungskopf der Barmer Zeitung aufgenommen wurde. Beiden wurde „Eisen- und Stahlwaren-Industrie“, offizielles Organ des Eisen- und Stahlwaren-Industriebundes, beigelegt.

Am 31. Dezember 1923 erschien die Zeitung zum letzten Mal als „Barmer Zeitung“ und trug ab 1924 „Westdeutsche Allgemeine Zeitung und Handelsblatt“ als Haupttitel mit der „Barmer Zeitung“. Der alte Titel wurde im Untertitel aufgenommen.

Spätestens ab 1928 trug die Zeitung den Titel „Barmer Zeitung und Handelsblatt. Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ unter der Chefredaktion von Albert Herzog. Als Geschäftsführer wirken W. Tilgenkamp aus Barmen und Frau E. Berg aus Lüdenscheid, als Verlagsdirektor Werner Berg. Neben einem Unterhaltungsblatt wurde der „Barmer Zeitung“ ein Handelsblatt und Sportblatt beigefügt.

1930 wurden die Orte Barmen und Elberfeld unter dem neuen Stadtnamen „Wuppertal“ zusammengefasst, der ab dem 27. Januar 1930 als „Wuppertaler Zeitung“ im Untertitel der Zeitung aufgenommen wird. Die Hauptgeschäftsstelle war bereits nach Elberfeld verlegt worden. Drei Jahre später wurde der Titelzusatz für ein Jahr wieder entfernt. Die „Barmer Zeitung“ blieb der Deutschnationalen Volkspartei treu, und übernahm regierungstreu die nationalsozialistische Propaganda, um nach der Auflösung der DNVP sich der NSDAP zu verschreiben.

Ab 1934 wurde Gottlieb Schröder als Verlagsleitung im Zeitungskopf aufgeführt. Der Lokalteil wurde fortan als „Stadt-Anzeiger. Stadtblatt zur ‚Barmer Zeitung‘“ gedruckt, dem mehrere Beilagen wie „Der Gartenfreund“ beilegt wurden.

Ab dem 9. Juni 1937 erschien die „Barmer Zeitung“ im W. Berg Verlag K.G. in Wuppertal Barmen. Werner Berg übernahm den Staatsverlag mitsamt den Zeitungen „Stadt-Anzeiger für Wuppertal und Umgebung“ und „Barmer Zeitung“, die teilweise inhaltsgleich waren. Am 31. Mai 1941 wurden die „Barmer Zeitung“ sowie der „Stadt-Anzeiger“ aus „kriegswirtschaftlichen Gründen“ eingestellt. An ihrer Stelle erschien die nationalsozialistische „Rheinische Landeszeitung“.

Titel:

  • 1832 „Barmer Zeitung für Politik, Handel, Gewerbe und gemeinnützige Unterhaltung“
  • 1833 „Barmer Zeitung“
  • 1847 „Barmer Zeitung“, im Zeitungskopf mittig das Barmer Wappen mit dem Bergischen Löwe auf Goldgarn.
  • 1852 „Barmer Bürgerblatt und Täglicher Anzeiger für das Wupperthal“
  • spätestens ab 1861 „Barmer Zeitung. Bürgerblatt und täglicher Anzeiger für das Wupperthal“
  • „Barmer Zeitung : Bergische Neue Post. Das älteste und führende Familien- und Handelsblatt des Bergischen Landes“
  • 1862 „Barmer Zeitung“
  • Barmer Zeitung : Bergische Neue Post
  • ab 1. April 1922 „Barmer Zeitung : Deutsches Tageblatt : Bergische Neue Post. Das älteste und führende Familien-, und Handelsblatt des Bergischen Landes“
  • ab 2. Mai 1922 „Barmer Zeitung : Deutsches Tageblatt : Bergische Neue Post: Ronsdorfer Tageblatt – Lüttringhausener Volkszeitung“
  • ab 1. September 1923: „Barmer Zeitung : Westdeutsche Allgemeine Zeitung : Deutsches Tageblatt für Berg und Mark“
  • ab 1. Januar 1924 bis 15. September 1927 „Westdeutsche Allgemeine Zeitung : Barmer Zeitung“
  • ab 16. September 1927 „Barmer Zeitung“, Untertitel „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“
  • Spätestens ab 1928 „Barmer Zeitung und Handelsblatt : Westdeutsche Allgemeine Zeitung“
  • Ab 27.1.1930 „Barmer Zeitung und Handelsblatt : Wuppertaler Zeitung: Westdeutsche Allgemeine Zeitung“
  • 1933 „Barmer Zeitung und Handelsblatt : Westdeutsche Allgemeine Zeitung“
  • 1934 „Barmer Zeitung und Handelsblatt, Wuppertaler Zeitung, Westdeutsche Allgemeine Zeitung“

Inhalte und politische Ausrichtung

Verbreitung Rheinland und Westfalen.

Ursprünglich demokratisch-liberale Ausrichtung.
In einer Mitteilung an die Lesenden vom 31. März 1922 wurde verkündet, dass man eine „klare Stellung in staaterhaltendem Sinne“ einnehmen werde. Man besinne sich auf seine nationalen und liberalen Ursprünge. Organ der Deutschen Volkspartei, später Deutschnationale Volkspartei. 1929 charakterisierte Sperling die Barmer Zeitung als „bürgerlich“ und 4 Jahre später als „national“. Im Nationalsozialismus wurde auch die „Barmer Zeitung“ gleichgeschaltet, sodass sie regierungstreu die Propaganda der NSDAP veröffentlichte.

Sonderdruck der Barmer Zeitung „Die Deutsche Bekenntnis-Synode“ vom 31.Mai 1934 , 50 Jahre Barmer Bekenntnissynode

Der Inhalt der Zeitung bestand im ersten Blatt aus einem Leitartikel, Tagesnachrichten, Nachrichten aus Deutschland, Ausland, Feuilleton, der Rubrik Rheinland und Westfalen, Gerichtsverhandlungen, Vermischte Nachrichten, Leserbriefe, Telegramme aus dem Ausland, Wetterbericht und 1 ½ Seiten Anzeigen. Im zweiten Blatt aus einem Leitartikel, Stahlverordnetenversammlung aus Elberfeld, Roman, Protokolle von Sitzungen der Handelskammer, Handelsteil und Kurse der Börse.

Frauen-Rundschau, ab 1912 wöchentlich, die 1 Seite „über die moderne Frauenbewegung“ mit Mitteilungen der Frauenvereine, Artikeln über Bildung, Berufe, Erziehung, Mode berichtete.

Am Jahresende wurde noch einmal das Jahr Revue passiert, indem Stellvertreter lokaler Politik, Organisationen und Unternehmen das Wort überlassen wurde.

Personalia:
Carl Siebel , Otto Wecka von Czarnowski, M. Funkel, Hermann Püttmann (1837/38-1839), Eduard Penz (um 1840), Ernst Püttmann (1840er), Otto von Wenckstein (bis 1844), Joseph Wolff (Redaktionsleitung 1871-1878), A. F. Lackmann (um 1874, ab 1878 Redaktionsleitung), Carl Niggemann (1887), M. C. Gerard (1888), Ludolf Parisius, Eugen Richter, Karl Kohn, Hans Hoffmann, Ludwig Elbers, Hermann Barkow (1875), Wilhelm Schöneberg (1878), Ernst Kleinpaul Sen., Joseph Dresemann (Krefeld), Ernst Kleinpaul jun. (1870), Hellmuth Mielke (um 1908), Hans Walther Schneider (um 1919), Hermann W. Walber, W. Schelhas.
1922 Albert Herzog (Hauptschriftleitung 1920-1932), Hermann Kaps, Walter Kromphardt, Richard Bahr (Berliner Schriftleitung), Hermann Heinrich Becker, Hermann Nordhaas.
1928 Kurt Winkler, Eugen Fleckner, Karl Hindrichs, Dr. W. Pllatscheck, Josef Müller. Walter Kromphardt, Otto R. Gervais, Herbert Schulz, Karl Buschhaus (1930er, Redaktionsleitung), Eugen Schmidt, Ludwig Aldinger, Wilhelm Drees.

Periodizität, Auflage und Format

Von Beginn an täglich im Großquart Format mit 4-6 Seiten. 1861 größeres Format und tägliches Erscheinen – auch Sonntags. Ab 1. Juli 1870 erneute Vergrößerung. Während des ersten Weltkrieges erschien die Barmer Zeitung täglich zweimal.
Ab 1919 täglich 2 Ausgaben, Morgenausgabe 6-8 Seiten, Abendausgabe 4-6 Seiten
1923 wieder nur als Mittagsausgabe
1932 bis zu 12 Seiten
12-14 Seiten

Auflage
1934 12.100 (mit Nebenausgabe)

Beilagen

  • Wuppertaler Lesekreis, wöchentlich 2 mal
  • „Die Eisen- und Stahlwaren-Industrie“, offizielles Organ des Eisen- und Stahlwaren-Industriebundes, Halbwochenschrift zum deutschen Tageblatt für Berg und Mark – Bergische Neue Post – Barmer Zeitung , Mi und Sa. Druck und Verlag Fr. Staats GmbH
  • Sport-Blatt, ab 1880, 1930er mit Fotos
  • Sonntagsblatt, Red. Hellmuth Mielke
  • Blätter für Heimatkunde (1927-1930)
  • Beilagen 1921: Turnen, Spiel und Sport; die Frau im Leben; Literatur, Kunst, Wissenschaft; Die Natur; Die Frau in der Mode; Industrie, Handel, Verkehr; Sonntagsblatt
  • tägliche Beilagen 1922: Industrie, Handel, Verkehr (zweimal täglich erscheinend); Turnen, Spiel und Sport; Die Frau im Leben; Literatur, Kunst, Wissenschaft; Die Frau in der Mode; Die Natur; Sonntagsblatt
  • Das illustrierte Blatt

Nachfolger

Wuppertaler Stadt-Anzeiger, Verlag W. Berg. Erscheinen 1973 eingestellt.

Literatur und Quellen