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Nr. 110. 30. Jahrgang.
Montag den 14. Mai 1877.
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DN. Remscheid, 14. Mai 1877.
Wochenschau.“
Der Kaiser ist am 10. ds. aus den Reichslanden ieder in die Hauptstadt des Reichs zurückgekehrt. Die ise des Kaisers durch Elsaß=Lothringen hat sich über les Erwarten zu einem Triumphzuge gestaltel. stten hoffen, daß die herzliche Annäherung der BeRerung des Reichslandes an das alte Mutterland den Besuch des Kaisers erleichtert, und das erst der Revolutionszeit gelockerte nationale Band wieder eknüpft worden ist. Eine Störung erfuhr die fest Stimmung in Metz durch den Braad des Doms. ie näheren Umstände dieses Ereignisses machen es er nlicher Weise gewissen Kreisen zur Unmöglichkeit, stelbe als einen„Finger Gottes“ auszubeuten.
In Frankreich zieht der Kulturkampf immer weitere reise. Die Interpellation Franclieu ist zwar vertagt, afür soll aber Herr von Broglie, Mac Mahons inmer Freund und Rathgeber, die Interpellation aufgeommen haben und beabsichtigen, sie in der Montagstung des Senats an die Regierung zu richten. anclieu soll durch den Erzbischof von Paris von kuem Vorhaben abgebracht worden sein. Er fürchtet, pie es scheint, daß die Majorität des Senats sich aus umellen und materiellen Erwägungen auf die Seite per Regierung stellen wird. Dann würde allerdings sie Manifestation des Herrn Franclieu sehr wenig zum lutzen der Ecclesia militans ausschlagen.
Das italienische Ministerium hat im Senat eine Nietlage erlitten, die möglicher Weise zu einer Ministerisis führen kann. Der Senat hat den Gesetzentwurf er die Mißbräuche des Klerus, der von der Kammer igenommen war, mit 105 gegen 95 Stimmen abgehut. Die Niederlage ist um so empfindlicher, als es in diese Vorlage war, welche die bekannte Allokution Papstes vom 12. März und die bischöfliche Agita kon in Frankreich und Belgien veranlaßte.— Die lach Rom wallfahrenden Pilger erreichen bis jetzt noch licht die propbezeite Anzahl. Am Sonnabend, am eiligen Pius V. Tage, empfing der Papst deren un jsähr 1500, meistens Franzosen, welche wieder ganz edeutende Geschenke, namentlich an Gold, überreichten. gleich selbst die klerikalen Blätter sehr behutsam sind der Wiederholung der heftigen Worte, welche Pius IX
wieder bei dieser Gelegenheit in französischer Sprache fallen ließ, so wird doch von Ohrenzeugen versichert, daß der Papst sehr heftig war und sich namentlich gegen Jules Simon, ohne ihn zu nennen, ereiferte.„Nie würde ich,“ so lauteten seine Worte,„geglaubt haben, daß ein Minister einer katholischen Nation, deren Na men mir im Augenblick entfallen ist, es wagen würde, den Papst von öffentlicher Tribüne einen Lügner zu heißen.“
Zur Beurtheilung der weiteren Eatwickelung der orientalischen Wirren ist eine offiziöse Auslassung des „Pester Lloyd“ von hoher Wichtigkeit. Das Blatt schreibt:„Aus uns zugehenden Berichten geht hervor, daß die österreichisch=ungarische Regierung keineswegs gesonnen sei, erst vollendete Thatsachen abzuwarten, daß sie vielmehr, bevor solche Thatsachen geschaffen sind, ja während sie vorbereitet werden, schon dasjenige zu thun entschlossen sei, was sie zur Abwehrung derselben im österreichisch ungarischen Interesse für nothwendig erachtet. Wir haben Ursache, zu glauben, daß die Kabinette, denen dies zu wissen nothwendig ist, daß Rußland selbst über jene Linie nicht im Unklaren gelassen worden ist, wo die Gestaltung der Dinge das Uebergehen Oesterreich Ungarns von der Passivität zur Aktion erheischen würde, einer Aktion, die allerdings auch dann noch nicht den Charakter einer Feindseligkeit gegen einen der Kriegführenden anzunehmen brauchte, sondern voraussichtlich nur den Zweck hätte, im eigenen Interesse der Monarchie das Gleichgewicht der Mächte zu wahren.“
Politische Uebersicht.
Berlin, 13. Mai. Die Nordd. Allg. Ztg. schreibt: „Die Begrüßung des Kaisers in Metz durch den französischen Botschafter ist mit Rücksicht auf alle in Betracht kommenden Verhältnisse bedeutungsvoll genug, und wird wohl mit Recht als ein Anzeichen aufgefaßt, daß Frankreich den lebhaften Wunsch hat, über seine freundschaftlichen und friedlichen Gesinnungen in diesem Augenblick keinen Zweifel bestehen zu lassen. Der Schritt kann indeß nicht dazu bestimmt sein, die in Aussicht genommenen Ausgleichungsmaßregeln rückgängig zu machen, denn die Motivirung dieser Maßregeln, wie sie in der Moltke'schen Rede enthalten ist, beruht nicht blos auf augenblicklichen, sondern auf dauernden, nicht zu vernachlässigenden Gesichtspunkten.“
Berlin. Die„Tribüne“ schreibt: Ein ultramontanes Blatt hat die Nachricht gebracht, daß der Papst dem Kaiser Wilhelm durch den Staatssekretär Simeoni zu seinem 80jährigen Geburtsfest habe gratuliren lassen, und daß der Kaiser und die ihm nächststehenden Hofkreise die„freudige Ueberzeugung gewonnen hätten, daß die Stimmung des römischen Stuhles eine durchaus friedliche sei, und daß von Seiten Roms zu einem baldigen, beide Theile befriedigenden Ausgleich in Sachen der Maigesetze gern die Hand geboten werde.“ Bestätigt sich diese Nachricht, so würde sie, im Vergleich zu dem bekannten Briefwechsel zwischen dem Papst und dem Kaiser im Jahre 1873, allerdings eine bemerkenswerthe Positionsveränderung des Papstes bedeuten. In der That treten neuerdings die verschiedensten Anzeichen auf, daß man im Vatikan auf die Beilegung des Konflikts mit Deutschland bezw. Preußen zu sinnen beginnt.
— Der„Wes.Ztg.“ schreibt man aus Berlin: In den letzten Tagen vor Beginn des Krieges haben sich an leitender Stelle die Bitten deutscher Offiziere, in russischen Diensten den Feldzug mitmachen zu dürfen, noch besonders gehäuft; man hat die Gesuche indeß mit den Grundsätzen strenger Neutralität, die zwar bis zur Stunde von Deutschland noch nicht ausgesprochen, aber doch beobachtet ist, nicht vereinbar gefunden und hat die Herren sämmtlich abschlägig beschieden.
Stuttaart, 12. Mai. Der Staats=Anzeiger veröffentlicht das Ergebniß der amtlichen Erhebungen in Württemberg über die Geschäftsstockung. Entlassung von Arbeitern fand wenig statt, häufiger Beschränkung der Arbeitszeit und Herabsetzung der Löhne. Arbeitslos Herumziehende waren meist Fremde, vielfach zweifelhafter Art. Für ansässige Arme wurden erhöhte Mittel nicht beansprucht. Die Spareinlagen haben sich kaum vermindert. Ein eigentlicher Nothstand ist nicht vorhanden, allerdings sind die Folgen der Ueberproduktion und beschränkte Consumtion bemerkbar.(K. Z.)
Wien. Die militärischen Vorkehrungen Oesterreichs nehmen allgemach eine greifbare Gestalt an; zu dem„Barackenlager“ bei Lugos im Banat gesellt sich noch die(übrigens alljährliche) Einberufung von Urlaubern zu Waffenübungen, wobei nur die Frage offen bleibt, ob die Einberufenen wie sonst nach sechs Wochen in ihre Heimath werden entlassen werden. Die jetzigen Uebungen sollen in der zweiten Hälfte des Mai
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13. Mai.
Marguerithe.
Original=Novelle von Marie Adelmi.
(Fortsetzung.)
„Nennen Sie es Marguerithe,“ sagte das schöne lädchen nicht ohne Rührung,„und lassen Sie mich ich eine Pathenstelle einnehmen, wenn dieselben nicht son alle vergeben sind.“
„O, Miß Evans, wie können Sie denken, daß wir lne solche Ehre ausschlagen würden,“ rief die junge Rutter mit freudiger Ueberraschung.„Aber wollen Sie nicht erlauben, der Kleinen Ihren Namen Harriet legen zu dürfen?“
Das junge Mädchen schüttelte die Locken und ein schmüthiges Lächeln zuckte für einen Augenblick um sten Mund. Doch sie erwiderte freundlich:„Ich ße Marquerithe, und in Basel, meiner Heimath, innte man mich nie anders. Meine Großmutter der nennt mich Harriet, weil meine Mutter diesen kamen führte."
Sie plauderten noch eine Weile mit einander und bes von ihnen war über die stattgefundene Annäheerfreut und fühlte sich von der neuen Bekanntsast befriedigt. Endlich hielt es das junge Mädchen der Zeit, aufzubrechen und in das Haus zurückzu##en, da die Frühstücksstunde nicht mehr fern war. de reichte der Gärtnersfrau die Hand, versprach ihr 99, ein schönes Taufkleid für ihr Pathenkind besorgen vollen und schlug dann die Richtung nach dem ause ein. Sie gewahrte es nicht, daß Jemand, hinter in Gesträuch stehend, sie fortwährend beobachtet hatte n war viel zu sehr mit ihren eigenen Gedanken besestigt, um auf die knisternden Schritte zu hören, die auf dem Fuße folgten. Aber als bei einer Bie
gung des Weges ihr Schatten nach vorwärts fiel und sie neben dem eigenen noch einen zweiten, größeren erblickte, blieb sie stehen und wandte sich um.— Emanuel Burkhart stand hinter ihr.— Sie fuhr leise zusammen und alle Farbe wich aus ihren Wangen. Er hingegen hatte ihr ganzes Gespräch mit der Gärtnerssrau belauscht und aus demselben die feste Ueberzeugung gewonnen, daß sie wirklich seine Marguerithe war. Die Gelegenheit kehrte ihm vielleicht nicht bald so günstig wieder, wie gerade jetzt, und er wollte sie benutzen. Er beabsichtigte, die Geliebte von dem Betrug seines Vaters in Kenntniß zr setzen. Er wollte ihr sagen, wie sehr er darunter gelitten, wie er nie aufgehört habe, sie zu lieben und es nur von ihr abhänge, ob sie noch sein werden wolle, denn ihr Besitz allein mache das Glück seines Lebens aus. Das Herz war ihm so voll und sein inniger Blick verieth nur allzu deutlich seine Gefühle.
Marguerithe hatte sich indessen schnell wieder gefaßt und versuchte, seinen herzlichen Gruß kalt erwidernd, flüchtig an ihm vorüber zu eilen. Doch er vereitelte ihre Absicht, indem er ihr schnell den Weg vertrat, der hier gerade sehr schmal war, auf der einen Seite von dornigem Gestrüpp, auf der anderen von einem kleinen Bach dicht begrenzt wurde.
„Lassen Sie mich vorbei, Herr Burkhart,“ sagte das Mädchen in stolzem, befehlendem Tone und mit einer gebieterischen Handbewegung.
„Marguerithe,“ entgegnete der junge Mann mit leisem, vorwurfsvollem Ton,„Marguerithe, Du zürnst mir und Du hast allerdings ein Recht dazu, mir böse zu sein. Aber ich bitte, ich beschwöre Dich, verurtheile mich nicht, bevor Du Alles weißt! Höre mich einen Augenblick an. Ich bin unschuldig, ich——“
„Mr. Burkhart, ich verstehe Sie nicht, Sie scheinen sich in meiner Person zu irren," unterbrach sie ihn eiskalt.„Ich heiße auch nicht Marguerithe, sondern Harriet, Harriet Evaus,“ setzte sie mit besonderer Betonung hinzu.
Noch ehe er ein Wort der Erwiderung äußern konnte, tönten die heiteren Stimmen von Clarisse und Jean Sherman zu ihnen herüber und die hellen Gewänder der beiden Schwestern wurden sichtbar.
Marguerithe war offenbar froh, hierdurch ihr Zwiegespräch mit Emanuel abgebrochen zu sehen, während dieser, sichtlich bekümmert, sie nicht länger zurückzuhalten versuchte. Es schmerzte ihn zwar, sic in seinen Erwartungen getäuscht zu sehen, doch gab er wegen eines Fehlschlags seine Hoffnungen nicht auf. Er nahm sich vor, Marguerithe ferner zu beobachten, doch gelang es ihm nicht, wieder allein mit ihr zusammen zu treffen. Auch mußte er vorsichtig zu Werke gehen, denn es war ihm nicht unbekannt, daß Robert Hallington die gleichen Ziele verfolge, wie er selbst. Er durfte keines Falls die Eifersucht seines Freundes erwecken, denn ohne dessen stets wiederholte Einladungen, ihn nach Hallington Court zu begleiten, hätte er ja keine Gelegenheit gehabt, Marguerithe zu sehen und mit ihr zu
verkehren. ct
Am folgenden Sonntag fand sich die schöne Miß Evaus zur festgesetzten Stunde im Gärtnerhause ein. Außer dem für die einfachen Leute fast allzu eleganten Taufanzug hatte sie ihr Pathenkind noch mit einem reichen Geldgeschenk bedacht. Sie hatte ihre Großmama um die Benutzung ihres Wagens gebeten. Mrs. Evans hatte dem Wunsche ihrer Enkelin nur ungern gewillfahrt, weil sie glaubte, daß es ihrer Würde Eintrag thue, wenn ihre Equipage von so gewöhnlichen Leuten