Remscheider Zeitung
BESTANDHALTENDE INSTITUTIONEN
BESCHREIBUNG VERFASST VON
Angelika Gwóźdź M.A. (2025), Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
Remscheider Zeitung (1848-1923)
Geschichte und Entwicklung
Bereits 1845 bemühte sich Hermann Krumm beim Oberpräsidium der Rheinprovinz um die Erlaubnis zur Herausgabe einer Zeitung. Erst das Revolutionsjahr 1848 ermöglichte die Gründung vieler Zeitungen, so auch der „Remscheider Zeitung“, die als „Volksblatt für Remscheid und Umgegend“ in Remscheid gegründet wurde. Die erste Ausgabe erschien zum 3. Mai zum ersten Mal. Gedruckt wurde zunächst bei Julius Schellhoff in Elberfeld, in dessen Verlag die „Volksstimme“ erschien. Dieser Umstand brachte einige Hindernisse mit sich, so auch, als am 19. Mai 1849 Wuppertaler Zeitungen wegen eines Aufstandes in Elberfeld verboten wurden – und damit auch das „Volksblatt für Remscheid und Umgegend“.
Bis 1849 wurden Hermann Krumm und Julius Schellhoff gemeinsam als Verleger aufgeführt, bis Hermann Krumm den Verlag für eigene Rechnung übernahm. Im Juli 1850 konnte er seine eigene Druckerei einrichten. Damit wurde der Druck nach Remscheid verlegt und das Format vorläufig vergrößert, bis die Zeitungsstempelsteuer 1852 eine Verkleinerung erzwang.
1865 erschien die Zeitung wöchentlich dreimal anstatt des zweimaligen Erscheinens und konnte bald darauf ihren Umfang erweitern, als eine Schnellpresse aufgestellt wurde. Es folgte die Umbenennung in „Remscheider Volksblatt“.
Am 7. September 1867 wurde die Ausgabe von der Polizeibehörde konfisziert, da eine Anzeige zum Wahlvorgang zum Ersten Norddeutschen Reichstag veröffentlicht wurde. Sowohl Verfasser der Anzeige als auch der Redakteur des „Volksblatt“ wurden freigesprochen.
Im Juli 1869 erfolgte die Umbenennung in „Remscheider Zeitung. früher: Remscheider Volksblatt“ und eine erneute Vergrößerung des Formats. Ab Juli 1987 erschien die Zeitung täglich.
Ab dem 1. Juli 1876 übernahm der Sohn Julius Krumm die Redaktion der Zeitung. 1883 schied Hermann Krumm endgültig aus dem Verlag aus und seine Söhne Hermann, Julius und Karl Krumm übernahmen das Geschäft. Zum 1. Januar 1889 übertrug Julius Krumm die Redaktion des allgemeinen Teils B. Pohlisch und kümmerte sich selbst nur noch um die Redaktion des Anzeigenteils.
Remscheid war im Zuge der Industrialisierung stark gewachsen, sodass die Stadt 1888 aus dem Kreis Lennep ausstieg und kreisfreie Stadt wurde. Am 8. April 1892 wurde die „Remscheider Zeitung“ ein amtliches Kreisblatt für den Stadtkreis Remscheid.
1922 leitete Karl Krumm das Geschäft zusammen mit seinem Neffen Hermann Krumm, Sohn von Julius Krumm. Hans Jobs wurde Redakteur.
Zu diesem Zeitpunkt wurde die Zeitung in Düsseldorf gedruckt, was sich als problematisch erwies. Denn die Arbeiterstreiks, vor allem der Streik in der Düsseldorfer Druckerei, der Remscheider Buchdruckerstreik, als auch weitere Unruhen behinderten die Produktion und Auslieferung der Zeitung nachhaltig. Bereits im September 1922 wurde die Zeitung vorläufig für einen Monat eingestellt. Die Pause nutzte Hermann Krumm für eine Umgestaltung des Blattes, das fortan als „Remscheider Zeitung. Lokal-Anzeiger Handelsblatt“ erschien. Doch jegliche Bemühungen wurden durch die Ruhrbesetzung nur noch erschwert, bis die „Remscheider Zeitung“ am 13. Oktober 1923 schließlich erneut eingestellt werden musste.
Titeländerungen
- „Volksblatt für Remscheid und Umgegend“
- Ab 19. Juli 1854 mit Stadtwappen von Remscheid
- Ab 1. Juli 1865 „Remscheider Volksblatt“
- Ab 1. Juli 1869 „Remscheider Zeitung. Früher: Remscheider Volksblatt“
- Ab 8. April 1892 „Remscheider Zeitung. Früher: Remscheider Volksblatt“. Amtliches Kreisblatt für den Stadtkreis Remscheid“
- Ab 1. Dezember 1917 „Remscheider Zeitung. Amtliches Kreisblatt für den Stadtkreis Remscheid. Früher: Remscheider Volksblatt. Allgemeiner Anzeiger für den Stadtkreis Remscheid“
- Ab Oktober 1922 „Remscheider Zeitung. Lokal-anzeiger Handelsblatt. Amtliches Kreisblatt für den Stadtkreis Remscheid“
- „Remscheider Tageblatt. Remscheider Zeitung“
Inhalte und politische Ausrichtung
Liberal
Während der Wahlen 1884 entschied sich die Remscheider Zeitung, möglichst allen, „außer den reichsfeindlichen“, Parteien die Gelegenheit zur Selbstpräsentation zu bieten. In den Jahren zuvor wurde ausführlich über die Parteitage der Fortschrittspartei berichtet, spätestens ab 1882 stattdessen über die Parteitage der Nationalliberalen Partei.
1866/67 Kriegsberichterstattung, Kriegserlebnisse von Soldaten veröffentlicht.
Während des Ersten Weltkriegs zeigte sich die Remscheider Zeitung patriotisch und enthusiastisch, was sich auch in den Artikeln von Leonore Niessen-Deiters und Clara Viebig niederschlug. Die Verherrlichung des deutschen Kolonialismus lässt sich in den Artikeln von Josef Adolf Bondy nachvollziehen.
Die Remscheider Zeitung vermeldete politische Nachrichten aus dem Inland, Remscheid und Umgebung, aber auch aus dem Ausland. Um 1900 wurde das nahende Ende der Qing-Dynastie in China aufmerksam beobachtet (17.9.1900). Sowohl der Handels- als auch der Sportteil nehmen zunächst nur wenig Platz ein, ab 1922 wurde dem Finanz- und Handelsblatt und den Berliner Börsenkursen bis zu einer Seite gewidmet. Auch der Feuilleton wurde erweitert. Der Anzeigenteil konnte bis zu zwei Seiten einnehmen.
Personalia
Hermann Krumm, Julius Krumm, B. Pohlisch, Hans Jacobs, Jacob H Voßknack zu Reinshagen
Periodizität, Auflage und Format
1848-1865 wöchentlich zweimal, ab 1. April 1865 wöchentlich dreimal. Ab August 1870 bis Juli 1871 tägliches Erscheinen, zunächst nur um Nachrichten rund um den Krieg möglichst zeitnah publizieren zu können. Wurde dann beibehalten.
Auflage
Anfangs 300 (Jahr unbekannt)
1881: 2.500
1902: 4.600
Beilagen
- Ab 1. Oktober 1868 bis 1871 Gratisbeilage „Remscheider Erzähler“, Unterhaltung
- Ab 1893 [Stadt-Anzeiger zur Remscheider Zeitung](https://zeitpunkt.nrw/ulbbn/periodical/zoom/16588311, wöchentlich zwei mal
- Illustrirtes Sonntagsblatt, wöchentlich, 4-seitig
- Illustrirtes Unterhaltungsblatt, wöchentlich, 8-seitig anstelle des Sonntagsblatts
Literatur und Quellen
- „Zum 50jährigen Jubiläum der ‚Remscheider Zeitung‘, früher ‚Volksblatt für Remscheid und Umgegend‘.“, Remscheider Zeitung vom 3.5.1898
- Zu Leonore Niessen-Deiters im Frauen-Kultur-Archiv der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
- Sperlings Zeitschriften-Adressbuch, Stuttgart: H. O. Sperling 1904.
- Woerl, Leo: Die Pressverhältnisse im Königreich Preussen, Würzburg: Verlag Leo Woerl 1881, S. 460.