NUMMER 99. Sonntag, 9. April 1944
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Die Weisheit der Schule
Umschau und Ausschau„
Br Köln, 8. April.
In Pestalozzis„Lienhard und Gertrud“ wächst das bäuerliche Kind ohne besondere Veranstaltung einer Schule in den ihm bestimmten Lebenskreis hinein. Ohne besondere„schulische“ Vorbereitung findet es sich in die Arbeit auf dem Feld oder auf dem Hof eingefügt und wird an ihr und durch sie zum Bauer mit seiner„Bildung“, zum reifen Menschen des Berufs. Später aber hat den großen Schweizer Erzieher die aufkommende Baumwollspinnerei ahnen lassen, daß sich ein Wandel ankündige, und er hat den Leutnant Glüphi als Leiter einer Schule vorgestellt, die auf die Mannigfaltigkeit des Lebens vorzubereiten hatte. In den anderthalb Jahrhunderten, die seitdem verstrichen sind, ist das Dasein nicht gerade einfacher geworden. Die Pädagogik sicht sich daher immer weniger in der Lage, das Kind führungslos dem einfach-urtümlichen Leben zu überlassen, damit es an seiner Bewältigung in die Ernstwelt hineinwachse, vielmehr muß sie, nach der Formulierung des Kulturphilosophen Blättner, eine Zwischenwelt aufbauen, in der die Jugend sich diejenigen geistigen und körperlichen Fähigkeiten aneignet, mit deren Hilfe sie den erfolgreichen Eintritt in die ausgesprochene Arbeitswelt vollziehen kann. Die Schulbildung ist also insoweit abstrakt geworden, sie baut Startplätze, von denen aus der Flug ins Leben gelingen soll, sie vermittelt nur Chancen, sie wird„unpraktisch“ in dem Sinne, daß sie auf theoretische Grundlagen bedacht ist, die für eine Vielzahl von Berufen gleich und gleich wichtig sind.
Inhalt und Ausdehnung dieser Zwischenwelt sind schon früher nicht unbestritten geblieben. Der Krieg hat sie neu in Frage gestellt, indem er immer wieder dazu verlockte, das Erziehungswesen von allem Theoretischen oder anscheinend Theoretischen abzulösen und die Schulbildung immer mehr in die vorgeprägten Formen des praktischen Lebens hineinzuschmiegen. Mit Rücksicht darauf die Zwischenwelt der Schule in ihrem Inhalt zu verändern, erschien freilich nur bedingt möglich, da ja dort unbestreitbare, sozusagen„ewige“ Gehalte(wie zwei mal zwei gleich vier, Satzlehre usw.) vermittelt werden; gefügiger erwies sich die zeitliche Ausdehnung der Erziehung, die beträchtliche Abstriche über sich hat ergehen lassen müssen. Zwar geht die Verkürzung der Schulzeit der höheren Schulen auf acht Jahre nicht zu Lasten des Krieges, aber die vor kurzem verfügte Zusammenballung des Lehrstoffes auf sieben Jahre ist eine eindeutige Kriegsmaßnahme. Daß die fünften und sechsten Klassen der Mittelschulen nicht ohne weiteres in das Hauptschulsystem übernammen worden sind(das grundsätzlich mit vier Klassen auszukommen gedenkt), will in demselben Zusammenhang gesehen sein. Schließlich fügen sich die mannigfachen Abkürzungen der Berufsschulzeit dem allen von selbst an.
Eine Extravaganz:
Die Tragweite solcher Beschränkungen abzumessen, glückt nicht in jedem Falle ganz. Es knüpft sich ja an die Konzentrierung des Lehrstoffes regelmäßig die Hoffnung, dem werde sich die Konzentrierung des Lehr- und Lerneifers ohne weiteres hinzugesellen, so daß, was an Zeit aufgegeben, immer durch Intensivierung zu ersetzen sei. Aber die Rechnung enthält, wie die Erfahrung gezeigt hat, zu viele Unbekannte, als daß sie allgemein Geltung beanspruchen könnte. Der Hinweis auf die Vielzahl möglicher Störungen des Unterrichts, die vom Fliegeralarm bis zur übertriebenen Inanspruchnahme der Kinder für schulfremde Aufgaben reicht, mag genügen. Auch mag dem gewaltigen Zwang, unter dem die Verkürzungsmaßnahmen zustande gekommen sind, Gerechtigkeit widerfahren; die Suche nach anderen Auswegen war gewiß nicht leicht. Aber es muß auch immer deutlich bleiben, was an Wertvollem geopfert worden ist. Die breite Basis allgemeiner Bildung, mit der früher der junge Mensch ins Berufsleben trat, bedeutete, unbeschadet vielleicht einigen entbehrlichen Rankenwerks, keine luxuriöse Extravaganz der deutschen Erziehung, wie ihr oft fälschlich vorgeworfen worden ist. Sie war dem leidenschaftlichen Drang des Deutschen, sich zu bilden, entsprossen und konnte damit beinahe jeder weiteren Rechtfertigung entraten; aber sie pflegte sich ja auch praktisch darin zu bewähren, daß sie dem künftigen Facharbeiter die Voraussetzungen für die Wendigkeit im beruflichen Leben schenkte; der auf wenige Schulkenntnisse eingedrillte Lehrling muß notwendig das Nachsehen haben gegenüber einem Menschen, dessen Horizont sich durch die Vermittlung verschiedener Fächer geweitet sieht, und es ist nicht bedeutungslos, wenn sich so verschieden geartete Gremien wie die Deutsche Arbeitsfront, der Gemeindetag, die Beamtenschaft und die gewerbliche Wirtschaft in der Uberzeugung gefunden haben, daß auch künftig die mittlere Bildung auf mehr als vier Klassen aufbauen müsse.
Instruktionsstunde und Schulstunde
Ein tief gegründetes Verantwortungsgefühl wird im allgemeinen nicht zu vorschnellen Lösungen in dieser Hinsicht bereit, und gerade das aus Erfahrung und Verpflichtung des Berufs gespeiste fachliche Gewissen nicht zu überhören sein. Nur Laien haben sich daher des billigen Satzes bemächtigen können, es gebe so viele Dinge zwischen Himmel und Erde, von denen sich unsere Schulweisheit nichts träumen lasse, und haben darauf die Verfemung des in der Schule erworbenen oder zu erwerbenden Wissens gegründet. Man entsinnt sich der daraus hervorgehenden unheilvollen Umkehrung aller Rangfolgen mit dem Ergebnis, daß das Wissen fast stets an letzter Stelle zu finden gewesen ist. Die Vermutung, der Krieg werde die durcheinandergeratenen Maßstäbe wieder zur Ordung rufen, schien'ch anfangs nicht zu erfüllen; denn der körperlich gestählte und charaktervolle Soldat erscheint auf den ersten Blick ungleich wertvoller als der, der die Grammatik, die Geographie oder die Geometrie beherrscht. Mit jedem Monat aber, den das Kriegsgeschehen weiter durchläuft, meldet sich wieder das eigentliche Anliegen der Schule: die Wissensvermittlung, immer dringlicher zu Wort. Nicht nur deshalb, weil entscheidende Einheiten der Wehrmacht, wie Luftwaffe, Artillerie, Nachrichtenwesen, eine Mannschaft voraussetzen, in der eine hervorragende Intelligenz und ein ausgedehntes Schulwissen selbstverständlich sind. Wenn in der Instruktionsstunde das Versäumte der Schulstunde würde nachgeholt werden müssen, dann wäre das Verjahren mindestens so bedenklich wie das des Universitätsorofessors, der in seinem Seminar noch vielfach Wissenslücken hat ausfüllen helfen müssen, die von der höheren Schule offengelassen worden waren. Und wer die Zeit nach Kriegsende in seine Uberlegungen einbezieht, dem muß sich die Einsicht aufdrängen, daß es für die deutsche Wirtschaft wie für die deutsche Kultur hicht dienlich wäre, wenn der Nachwuchs ein Jahrfünft oder noch länger unter unzureichender Schulausbildung ge
standen hätte. Es läßt sich schwer vorstellen, wie ein solches Vakuum zu ertragen wäre.
Unser berechtigter Stolz auf mit die geringste Zahl von Analphabeten in der Welt kann uns nicht arglos dafür machen, daß der Nation mit einer Halb- oder Viertelvolksschulbildung niemals gedient ist; vielmehr verlangen gerade die im Deutschtum schlummernden, in aller Welt anerkannten Anlagen danach, durch schulische Pflege in denkbar höchstem Maße entwickelt zu werden. Das ist— da wir der Ubermacht gegenüber die Quantität durch die Qualität zu ersetzen suchen müssen.— im Krieg eine Chance für den Sieg; im Frieden wird es der Beitrag Deutschlands für den Aufbau einer besseren Welt sein.
Verschüttete Erkenntnisse
Was die Lehrerschaft angeht, so hat sie sich selten dem versagt, was ihr die Weisheit der Schule aufgetragen hatte. Daß der Geist notwendig der Widersacher der Seele sei, wie ein Zweig der modernen Philosophie behauptet, diese These galt es täglich zu widerlegen oder zu überwinden; denn wäre sie von den Lehrenden in dieser Allgemeinheit anerkannt, dann hätte sich eine bedeutende Bemühung ihres Berufs, die Wissensvermittlung, in ein Laster oder in eine öffentliche Gefahr verkehrt. Der Antinomie ihre verderblichen Spitzen zu nehmen, mußte sich das Lehrertum um so mehr angelegen sein lassen, als ihr ja Geist und Seele zu gleichberechtigter Pflege auch in einer Zeit überantwortet waren, in der die Bereiche des Geistes nicht eben hoch im Kurse standen. Ob wir uns schon auf dem Wege befinden, der
wieder die volle Würdigung des Geistes verheißt, muß hier und heute noch unentschieden bleiben; Ansätze dazu sind gewiß spürbar, nicht zuletzt, weil der Krieg seine Totalität insofern anmeldet, als er die totale Erfassung des Menschen und damit nicht nur das Lob des Charakters und der Gesundheit, sondern auch das des Geistes fordert. Lange Zeit weniger beachtete und überwachsene Erkenntnisse förderte jedenfalls dieser Tage ein Aufsatz im„Jungen Deutschland zutage, der gerade im Hinblick darauf von einem gefährlichen Engpaß in unserer Kulturpolitik spricht und mit der Feststellung schließt:„Sobald es selbstverständlich ist, daß nicht nur auf dem Sportplatz und im Wehrertüchtigungslager, sondern auch auf der Schulbank und im Hörsaal die kämpferischen Tugenden Mut, Beharrlichkeit und Treue gegen sich selbst den Ausschlag geben und zur Ehre gereichen, in dem Augenblick hat auch die geistige Ertüchtigung im neuen Bildungsdenken ihren Pletz. Nur von dorther, aus dem Willen und der Ehrauffassung der Jugend selbst, wird der unbefriedigende Zustand von heute endgültig beseitigt werden.“ Hier liegt in der Tat der Versuch vor, gefährliche Klüfte zu schließen und die Schulweisheit wieder mit Gehalten zu füllen, die von der Jugend bedingungslos anerkannt werden. Welcher Erziehungsarbeit es dazu freilich noch bedarf, das vermag nur zu ermessen, wer sich der nicht immer überlegten Bereitwilligkeit erinnert, mit der lange Zeit allem anderen der Vorrang vor den geistigen Anforderungen gegeben worden ist. Auch
Fortsetzung auf der zweiten Seite
Der Protest eines Sowjetvertreters
Drahtmeldung unseres HR: Vertreters
Bern, 8. April
Wie die New York Times aus Washington meldet, hat Victor Kravtjenko, ein Mitglied des sowjetischen Einkaufsausschusses in Washington, seinen Rücktritt erklärt, wobei er die sowjetische Regierung beschuldigt, in bezug auf die von ihr angestrebte Zusammenarbeit mit Großbritannien und den Vereinigten Staaten eine doppelte Außenpolitik zu betreiben. Er bezeichnet seinen Rücktritt als Protestschritt gegen Stalin und erklärt, daß er sich dem Schutz der öffentlichen Meinung Amerikas unterstelle. Der Sprecher der Sowjetbotschaft in Washington teilte mit, daß die Botschaft gegenwärtig keine Erklärungen abzugeben habe. Das amerikanische Staatsdepartement erklärte, Kravtjenko sei als Mitglied des sowjetischen Einfuhrausschusses nach den Vereinigten Staaten gekommen, doch habe man seine Stellung nicht genauer präzisiert.
Wachsendes Autsehen in Amerika
Drahtmeldung unseres Pa-Vertreter:
Stockholm, 8. April.
Die Affäre des sowjetischen Hauptmanns Viktor Kravtjenko von der sowjetischen Einkaufskommission in Washington erregt in Amerika wachsendes Aufschen. Die Zeitungen unternehmen keinen Versuch, die Sache totzuschweigen. Sie bringen vielmehr Kravtjenkos Aussagen ausführlich auf der Titelseite und haben auch begonnen, selber Betrachtungen über die Bedeutung seines unerwarteten Schrittes anzustellen. Die Sowjetbotschaft in Washington befindet sich in peinlicher Lage. Sie hatte nach Kravtjenkos erster Veröffentlichung durch einen inoffiziellen Sprecher sagen lassen, daß es sich um eine untergeordnete, dem diplomatischen Persönal unbekannte Persönlichkeit handle. Daraufhin hat Kravtjenko der Schriftleitung der New York Times seine Papiere vorgewiesen, und auch diese wurden veröffentlicht.
Es handelt sich, wie nunmehr feststeht, um einen Mann, der das Sowjetsystem an führender Stelle von innen her kennengelernt hat, der mit Diplomatenpaß in die Vereinigten Staaten entsandt wurde und dort sowjetische Einkäufe im Werte von vielen Millionen Dollar kontrolliert hat. Kravtjenko ist seiner Aussage nach Hauptmann in der Roten Armee und seit 1929 Mitglied der Kommunistischen Partei. Ehe er nach Amerika geschickt wurde, war er Direktor einer Gruppe von Industrieanlagen bei Moskau. Er hatte in der sowjetischen Wirtschaft hintereinander verschiedene bedeutende Posten inne.
Angriffserfolg zwischen Tschernowitz und Tarnopol
Schwere Kämpfe nördlich Odessa
Aus dem Führerhauptquartier, 8. April. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
Auf der Krim scheiterten örtliche Angriffe der Sowjets im Ssiwasch-Brückenkopf und an der Landenge von Perekop. Das in den Abwehrkämpfen der letzten Zeit mehrfach bewährte rumänische Infanterieregiment 33 warf eingebrochenen Feind im sofortigen Gegenstoß nach harten Kämpfen zurück.
Nördlich Odessa sind schwere Kämpfe mit den weiter angreifenden Bolschewisten im Gange. Ostlich des unteren Dnjestr sowie zwischen Dnjestr und Pruth wurden sowjetische Angriffe von deutschen und rumänischen Truppen abgewehrt und durch eigene Gegenstöße feindliche Kräftégruppen zerschlagen.
Zwischen Tschernowitz und Tarnopol machten die Angriffe von Verbänden des Heeres und der Waffen-ff auch gestern trotz größter Geländeschwierigkeiten gute Fortschritte. Die Verteidiger von Tarnopol schlugen in der vergangenen Nacht wiederholte starke Angriffe der Sowjets ab. Im Raum südlich und nördlich Brody warfen unsere Truppen an verschiedenen Stellen die Sowjets und zersprengten zurückflutende feindliche Kolonnen. Gegenangriffe der Bolschewisten scheiterten.
Bei Kowel kam es zu erbitterten örtlichen Kämpfen. Nördlich der Stadt brachen wiederholte feindliche Angriffe zusammen.
Starke Kampfgeschwader führten in der vergangenen Nacht einen schweren Angriff gegen das feindliche Nachschubzentrum Kiew. Starke Explosionen und ausgedehnte Brände wurden in den Zielräumen beobachtet.
Südöstlich Ostrow und südlich Pleskau nahmen die Sowjets ihre Durchbruchsversuche mit mehreren Schützendivisionen, von zahlreichen Panzern und starken Schlachtfliegerverbänden unterstützt, wieder auf. Sie brachen nach schweren und wechselvollen Kämpfen zusammen. 62 Panzer wurden vernichtet. Die Bereinigung kleiner örtlicher Einbrüche ist im Gange.
An der Narwafront machte der Angriff unserer Truppen gegen verbissenen feindlichen Widerstand gute Fortschritte.
An den italienischen Fronten brachten unsere Stoßtrupps dem Feind hohe blutige Verluste bei.
Deutsche und italienische Luftstreitkräfte schossen am
Die zweideutige Politik des Kremls
Kravtjenko erklärte, er habe viele Jahre lang loyal für das russische Volk gearbeitet. Jetzt aber sei er nicht länger imstande, die zweideutige Politik des Kremls mitzumachen. Die Sowjets hätten die Komintern nur der Form halber aufgelöst und führen tatsächlich fort, die einzelnen kommunistischen Parteien in allen Ländern zu unterstützen. Moskaus demokratische Phrasen seien nichts als ein Manöver, hinter dem seine wahren Absichten dürftig verborgen würden. Offiziell unterstütze der Kreml augenblicklich die demokratischen Bewegungen in Süditalien und anderwärts, heißt es in der Erklärung weiter, in Wirklichkeit aber strebe er nach nichts anderem, als überall gehorsame kommunistische Werkzeuge an die Stelle freier Volksvertretungen zu setzen.
Ebenso unbarmherzig entschleiert Kravtjenko auch den Schwindel der angeblich der Sowjetbevölkerung verliehenen Freiheitsrechte. Er stellt fest, daß sie in tiefstem Elend lebt, unterdrückt durch einen Terror, der seinesgleichen nicht kennt. Die sowjetische Jugend werde bereits von ihrem ersten Lebensjahr an zum Kriege gegen die jetzigen Alliierten Stalins vorbereitet. Kravtjenko versichert, daß die Mehrheit der sowjetischen Bevölkerung seine Ansicht teile. Er stellt sich in einer Presseerklärung unter den Schutz des amerikanischen Volkes.
In einem Interview in der New York Times geht Kravtjenko auch auf die Wühlarbeit des amerikanischen Kommunismus ein. Er weist nach, daß das Neuyorker Kommunistenorgan genau die Gedankengänge der offiziösen Moskauer Zeitschrift Der Krieg und die Arbeiterklasse wiedergibt, und daß die merkwürdige„Bekehrung“ des amerikanischen Kommunistenführers Browder zum nordamerikanischen Patriotismus den unglaubwürdigen politischen Gesten Stalins verzweifelt ähnlich sieht.
Das Neuyorker Kommunistenblatt bietet ein ganzes Vokabular auf, um Kravtjenko als Verräter, Lügner und Deserteur zu diskreditieren, indem es auf Trotzki und dessen Schicksal hinweist. Dieser Hinweis veranlaßt die Washingtoner Time Herald, ein Blatt des gegenüber den Sowjets kritisch eingestellten Patterson-MicCormick-Konzerns, im Leitartikel zu verlangen, „der Senatsausschuß für außenpolitische Angelegenheiten möge dafür sorgen, daß Kravtjenkos Leben gesichert werde.
Die Frage, was mit Kravtjenko, der in den Vereinigten Staaten Asylrecht beantragt hat, geschehen soll, beschäftigt natürlich auch die sowjetische Botschaft in Washington angelegentlich. Sie hat ihn in ihrer letzten Veröffentlichung als Deserteur bezeichnet, der zwei Wochen vor seiner anbefohlenen Abreise an die Front fahnenflüchtig geworden sei. Sicherlich beabsichtigt sie, auf Grund dieser Anklage einen Auslieferungsantrag zu stellen.
7. Aprll über dem italienischen Raum 17 feindliche Flugzeuge ab.
In der Agäis versenkte ein Sicherungsfahrzeug einen feindlichen Motorsegler.
Schwedisches Rotkreuzschiff in Brand geschossen
Berlin, 8. April.(dnb) Am 6. April gegen 13.20 Uhr griffen sieben britische und nordamerikanische Jagdbomber südlich La Nouvelle an der südfranzösischen Küste bei bester Sicht das im Dienst des Internationalen Roten Kreuzes fahrende schwedische Schiff Embla an und setzten es in Brand. Die Embla war vorschriftsmäßig gekennzeichnet und dem Gegner als Schiff des Roten Kreuzes bekannt.
Das schwerbeschädigte Schiff konnte brennend in den Hafen Port Vendres eingebracht werden. Die Ladung wurde zu etwa einem Drittel durch Brand vernichtet. Eines der zweimotorigen Flugzeuge, die gleichzeitig noch französische Fischerfahrzeuge mit Bordwaffen beschossen, streifte den Mast der Embla und stürzte ab.
Kohima von den Japanern besetzt
Tokio, 8. April(dub) Wie das Kaiserlich-japanische Hauptquartier am Samstagabend mitteilte, haben japanische Truppen in den frühen Morgenstunden des 6. April im Zusammenwirken mit der indischen Nationalarmee Kohima, den wichtigen feindlichen Stützpünkt an der Straße Imphal—Dimapur, besetzt. Die japanischen Angriffsoperationen gegen die feindlichen Luftlandetruppen im Abschnitt von Kahta nahmen einen günstigen Verlauf.
Die zusammengefaßten japanischen und indischen Verbände, die den Rest der 17. Division des Gegners einschlossen, und zur Unterstützung eingesetze Einheiten aus dem Raum Chikka haben am 4. April bei Tagesanbruch einen Generalangriff unternommen und noch am selben Vormittag nach stundenlanger unausgesetzter Bearbeitung die Festung Chikka gestürmt. Ohne auf Widerstand zu stoßen, gingen dieselben Verbände an die Verfolgung des sich nach Norden zurückziehenden Gegners heran und haben sieben Kilometer nördlich von Chikka die indische Grenze überschritten.
Die Reste der 17. Division schlossen sich der 37. Brigade der 23. britischen Division an und setzten sich heftig zur Wehr, konnten jedoch dem kühnen Ansturm unserer Truppen nicht standhalten und flüchteten ungeordnet in nördlicher Richtung,
Fünf Wochen Abwehrschlacht
Ho Als die Bolschewisten am 4. März aus den Räumen Schepetowka und Swenigorodka zum Sturm auf den Südabschnitt der deutschen Ostfront antraten, schwebte ihnen ein militärisch-politischer Schlag größten Stils vor, der ihnen zu gleicher Zeit die Tore zum Generalgouvernement und zum Balkan öffnen sollte. In der Tat hat es in der gewaltigen Schlacht, die vor fünf Wochen begann, kritische Situationen gegeben, zumal die deutschen Gegenmaßnahmen langsamer als in früheren Fällen anlaufen konnten, weil sich der Block der Karpathen in unser Hintergelände schob und nur wenige Eisenbahnen vorhanden waren.
Wenn nun heute festgestellt werden kann, daß mit den neuen Kräften, die jetzt im Kampf stehen, der deutsche Gegendruck sich sichtbar verstärkt und bereits an vielen Punkten. zu Gegenangriffen geführt hat, so ist das neben der überlegenen Beweglichkeit der deutschen Führung den Tapferkeit jener Truppen zu danken, die wie Molenköpfe in der Brandung standen und durch ihr Ausharren dem feindlichen Vormarsch die Stoßkraft raubten, die zu einer großen operativen Ausnutzung seiner Erfolge notwendig gewesen wäre. Die Hauptlast dieses Kampfes, die es der deutschen Führung ermöglichte, die Gegenmaßnahmen einzuleiten, die sich jetzt abzuzeichnen beginnen, trug neben den übrigen Waffengattungen, vor allem den Kampf- und Schlachtfliegern, deren massierter Einsatz an kritischen Punkten oft von hoher Bedeutung war, wie immer der deutsche Grenadier. In Schlamm und Sumpf, in Schnee und Tauwasser warf er sich in diesen schweren Wochen immer wieder den mit überlegenen Kräften angreifenden Sowjets entgegen, ob der Befehl an ihn dahin ging, sich in hinhaltendem Kampf planmäßig abzusetzen, oder ob er dahin lautete, die Stellung unter allen Umständen zu halten, ihm ist es zu danken, daß es den Sowjets trotz ihres Vorstoßes bis in das Vorgelände der Karpathen nicht gelang, das Tor nach Galizien und Wolhynien zu öffnen noch das Tor zum Balkan aufzustoßen.
Der Gefahr, in der die rechte deutsche Flanke schwebte, kam die deutsche Führung durch eine Absetzbewegung zuvor, die bereits vor der sowjetischen Hauptoffensive am 8. Februar mit der Räumung von Nikopol begann, sich am 13. März mit der Räumung von Cherson und am 28. März mit jener von Nikolajew fortsetzte und die in den letzten Tagen die deutschen Fruppen über den Tiligul auf den Raum von Odessa zurücknahm. Der Gefahr an der linken Flanke traten von Kowel bis Tschernowitz deutsche Gegenstöße entgegen, deren Vorbereitung ermöglicht wurde, weil die im Raum von Kowel, Brody, Tarnopol, Stanislau und südlich Proskurow kämpfenden Truppen ihre Stellungen mit beispielloser Tapferkeit verteidigten und auch dort, wo sie eingeschlossen waren, standhielten. Im Falle Kowel wurde ihr Aushalten am 5. April belohnt, als es den von außen angreifenden deutschen Truppen gelang, den Einschließungsring zu sprengen. Gleichzeitig brachen unsere Truppen weiter südlich im Abschnitt Brody-TarnppolStanislau feindlichen Widerstand und warfen die Sowjets weiter zurück. Währenddessen konnte aus rumänischen und deutschen Truppen am mittleren Pruth und westlich von ihm am Jijia eine neue Verteidigungsfront aufgebaut werden, die sich quer durch Bessarabien, wo schon einmal die Römer einen Limes zum Schutz der Küste des Schwarzen Meeres errichtet hatten, bis östlich des unteren Dnjestr fortsetzt.
Noch geht die Schlacht weiter, und es wäre verfrüht, Prophezeiungen anzustellen. Das eine aber ist unleugbar: die Uberlegenheit der deutschen Führung und die Kampfmoral der deutschen Soldaten haben eine Situation zum Stehen gebracht, der die Kommentare der Gegenseite wieder einmal weit vorausgeeilt waren. Hinter unseren Fronten im Osten und im Süden, die sich im Südosten berühren, gibt es keine Hohlräume mehr. Was auch der kommende Tag fordern mag, die deutschen Armeen werden ungebrochen den Kampf fortsetzen für unsere Lebensrechte und um die Lebensexistenz unseres Volkes wie für die Verteidigung Europas im Osten ebenso wie im Süden, und wenn es sein muß, mit gleicher Wucht und Zähigkeit im Westen und im Norden.
Das Eichenlaub verliehen
Führerhauptquartier, 8. April. Der Führer verlich am 5. April das Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes an General der Panzertruppen Fridolin von Senger und Etterlih, Kommandierenden General eines Panzerkorps, als 439. Soldaten der deutschen Wehrmacht.
Neue Ritterkreuzträger
Führerhauptquartier, 8. April. Der Führer verlieh das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes an:
Oberst Helmut Bechler, Kommandeur eines ostpreußischen Grenadierregiments, geboren am 2. Juni 1898 in GruenVogtland(Gau Sachsen);
Major d. R. Friedrich Behne, Kommandeur eines Sicherungsbataillons, geboren am 18. Mai 1898 in Ulzen,
Hauptmann Erich Deutschländer, Bataillonskommandeur in einem rheinisch-westfälischen Grenadierregiment, geboren am 7. Januar 1910 in Berlin,
Hauptmann Heinrich Ulker, Führer eines Füsilierbatalllons, geboren am 26. April 1910 in Bremen;
Hauptmann Strobel, Staffelkapitän in einem Kampfgeschwader, geboren am 9. April 1919 in Hohenhausen, ist gefallen
Assistenzarzt Dr. Walter Keup, Bataillonsarzt in einem pommerisch-mecklenburgischen Füsilierregiment, geboren am 3. Januar 1916 in Berlin-Charlottenburg;
Oberfeldwebel Alfred Sprengel, in der Kampfgruppe eines norddeutschen Grenadierregiments, geboren am 7. Dezember 1919 in Königsberg(Ostpr.),
Hohe Auszeichnungen für Feldeisenbahner
Berlin, 9. April. In Würdigung ihres tapferen Einsatzes hat der Führer die nachstehenden Auszeichnungen an fünf Feldeisenbahner verliehen. Die Uberreichung der hohen Orden erfolgte durch den Chef des Generalstabes des Heeres im Rahmen einer militärischen Feier am 7. April 1944.
Der Unteroffizier Wilhelm Polzius, geboren am 1. Januar 1900 in Düsbach(Kreis Aachen) als Sohn des Lokführers Polzius, bereits seit Beginn des Feldzuges im Osten als Lokführer eingesetzt, erhielt für seine hervorragenden Leistungen und sein vorbildliches Verantwortungsbewußtsein das Ritterkreuz zum Kriegsverdienstkreuz.
Dieselbe Auszeichnung erhielt der am 21. Dezember 1901 in Lirno bei Osnabrück geborene Unteroffizier Priedrich Poggemeier, der ebenfalls seit Beginn des Ostfeldzuges als Lokführer eingesetzt ist.
Ebenfalls das Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes erhielt der Gefreite Rochus Ibrom, am 11. August 1913 in Königl. Neudorf(Oberschlesien) geboren als Sohn des Eisenbahners Paul S. Er steht seit September 1941 als Eisenbahner im Osteinsatz.
Das Deutsche Kreuz in Silber erhielten der Feldwebel Romfeld und der Unteroffizier Bloch.