NUMMER 41
Treitag, 11. Febr. 1944
OD
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Die geistigen Waffen der Nation
Reichsminister Dr. Seyß-Inquart Präsident der Deutschen Akademie Amtseinführung durch Dr. Goebbels
und Handelsblatt
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KSch München, 10. Februar. Durch einen Festakt in der Großen Aula der Universität Furde heute Reichsminister Dr. Seyß-Inquart, der durch den führer zum Präsidenten der Deutschen Akademie berufen Vorden ist, in sein neues, gewichtiges Amt eingeführt. Die Aula war überfüllt, ein Beweis für die rege öffentliche Teildahme, die allen Angelegenheiten des nationalen Instituts in München, der Stätte seiner Gründung, von jeher entgegenbracht wird. Im Halbrund um das Rednerpult hatten die senatoren, Ausschußmitglieder und Mitarbeiter der Akademie ### Platz genommen, die Ränge waren dicht vom Feldgrau der Studenten gefüllt. Nach dem Vortrag der Leonorenouvertüre durch das Staatsorchester unter Clemens Krauß begrüßte der stellvertretende Präsident und Rektor der Universität Prof.
Dr. Wüst die anwesenden Gäste und Freunde der Akademie, die Vertreter der verbündeten Staaten, die zahlreichen Amtstäger von Partei, Staat und Wehrmacht, mit besonderer Wärme den großzügigen Förderer der Akademie Reichsminister Dr. Goebbels. In seinem knappen Rückblick auf die Arbeiten in fünf Kriegsjahren betonte Prof. Wüst die Verpflichtung der Akademie, ihres Auftrages vom Führer als eines Mittelpunktes deutscher Kultur bewußt zu bleiben.
Dr. Goebbels Ansprache
Sodann nahm Reichsminister Dr. Goebbels die Amtseinführung des neuen Präsidenten Reichsministers Dr. Seyß-Inquart Vor. Er begann seine Ansprache mit einem warmherzigen Gedenken an den Vorgänger, den bayrischen Ministerpräsidenten Ludwig Siebert, der die Deutsche Akademie mit einem neuen Schwung und mit einer bis dahin unbekannten Initiative erfüllt habe, und dem es in der Hauptsache zu danken sei, daß das große Kulturinstitut begann, mit seinen Ausstrahlungen in tiefe Kreise des deutschen Volkes und des Auslandes zu dringen. Ludwig Siebert habe der Deutschen Akademie klare Aufgaben gestellt, nicht nur kultureller, sondern auch politischer Art. Aufgabe des neuen Präsidenten sei es, auf diesem Boden, auf- und weiterzubauen.
Nach herzlichen Worten des Dankes an Rektor Professor Wüst, der sich bis zur Einführung des neuen Präsidenten mit dußerordentlichem Fleiß und bewundernswerter Begeisterungslöhigkeit der Vertretung des Präsidenten gewidmet und dafür Jesorgt habe, daß das Erbe nicht verloren gehe, wandte sich Dr. Goebbels den eigentlichen Aufgaben der Deutschen Akademie zu. Er unterstrich, daß die Deutsche Akademie in dem gewaltigen militärischen und geistigen Ringen unserer Tage einen loch größeren und umfassenderen Wirkungsbereich gewonnen habe. Dieser Krieg werde nicht nur auf militärischem Gebiet ausgefochten, es sei deshalb notwendig, in dieser elementaren Auseinandersetzung auch die Kräfte zu mobilisieren, die das seistige Leben darstellene verteidigen und beschützen!
So könne es für die Deutsche Akademie keine schönere und auch zeitgemäßere Aufgabe geben als die Verbreitung, Kultivierung und den Schutz unserer deutschen Muttersprache. „Die deutsche Sprache“, so sagte der Minister,„ist ein scharfgeschnittenes Schwert zur geistigen Verteidigung der Nation.“ In diesem Zusammenhang kam Dr. Goebbels auf die Gefahren zu sprechen, die der deutschen Sprache drohen, einerseits in, übertriebener Deutschtümelei mit der Sucht, die Sprache von angeblichen oder wirklichen Fremdwörtern zu reinigen, die schon längst in den Sprachgebrauch übergegangen sind, zum anderen in der gegenteiligen Richtung, mit einem Wust von Unbrauchbaren Fremdwörtern den edeln deutschen Wortschatz zu überziehen, und zum dritten in den Abkürzungs- oder „Stummelworten" einzelner Fachdialekte; in den beiden letzteren Fällen bestehe die Gefahr, daß die Sprache auf diese Weise der Gesamtheit des Volkes entfremdet werde. Welch einen bedeutsamen Faktor der Kriegsgestaltung die Sprache darstellen könne, wies der Minister dann am Beispiel der Freiheitskriege auf. Käum ein General habe sich ein so großes Verdienst um die Abschüttelung des napoleonischen Jochs erworben wie Johann Gottlieb Fichte mit seinen Reden an die deutsche Nation. Auch in diesem Krieg stehe das deutsche Volk vor der Notwendigkeit, Männer hervorzubringen und Männern sein Ohr zu leihen, die mit derselben Gewalt der Sprache nicht nur zum eigenen Volk, sondern auch zur Welt 2u sprechen verstehen.
Dann übergab Dr. Goebbels dem neuen Präsidenten Reichshinister Dr. Seyß-Inquart die vom Führer unterzeichnete Urkunde, in dem er ihm die deutsche Sprache und die mit ihr In Zusammenhang stehenden geistigen und kulturellen Güter besonders ans Herz legte und ihm, wie allen Freunden der Deutschen Akademie, eine erfolg- und segensreiche Tätigkeit bei der Führung einer der wertvollsten und angesehensten Organisationen des geistigen und politischen Lebens der Nation wünschte.
Die Antrittsrede des neuen Präsidenten
Reichsminister Dr. Seyß-Inquart hielt im Anschluß an die Obergabe der Urkunde seine Antrittsrede.
Er erinnerte daran, daß 1925 die Gründung der Deutschen Akademie in einer Zeit erfolgte, die nicht nur allen internationalen Strömungen in Deutschland breiten Raum ließ, sondern auch Starke partikularistische Erscheinungen duldete, für eine hationale Sendung aber wenig Verständnis aufbrachte und Völkische Gesinnung vielfach verspottete, wenn nicht verfolgte. Trotzdem gelang es 1926, die Deutschkurse für Ausländer in Gemeinschaft mit der Universität München durchzuführen, im Jahre 1932 die praktische Betätigung auf dem Gebier der Sprachwerbung im Ausland hinzufügen und 1934 die Zeitschrift„Deutsch-Unterricht im Ausland“ als Sendboten Im Deutschunterricht ins Leben zu rufen.
Im März 1939 trat mit Ministerpräsident Ludwig Siebert eine Persönlichkeit an die Spitze der Deutschen Akademie, die von unbedingtem Glauben an die Bedeutung der deutschen Sprache im Leben der Kulturvölker und von dem Gewicht der Aufgaben der Deutschen Akademie erfüllt war. Der KriegsVerlauf hat den Wirkungskreis der Akademie bedeutend versrößert entsprechend der in Nord-, Süd- und Westeuropa zuhehmenden Bereitschaft zur Erlernung der deutschen Sprache: Mit der vom Führer im November 1941 vorgenommenen Verleihung der Rechte und Pflichten einer Körperschaft des öffentlichen Rechts erhielt die Deutsche Akademie die staatliche Anerkennung für ihre der Pflege und der Förderung der deutschen Sprache im In- und Ausland dienende Arbeit und das Recht, an der Förderung und der Verbreitung deutschen Kulturgutes der Vergangenheit und der Gegenwart mitzuarbeiten. Wohl in keiner anderen deutschen Stadt konnten ihre ArbeitsVerfahren so aufs ganze ausgerichtet werden„wie gerade in München.
Weiter skizzierte er das Wirken der beiden Klassen„ForSchung und Wissenschaft“ und„Kulturaustausch“ mit den der letzteren angeschlossenen Abteilungen Auslandslektorate und Goethe-Institut und gab sowohl ein Bild von der Herausgabe Hteratur-, sprach- und kulturwissenschaftlicher Werke, wie Von der Arbeit zur Förderung des Deutschen als Kultursprache Im Ausland und von der sonstigen kulturellen Tätigkeit der Lektoren, für deren Schulung und Ausbildung künftig eine Art Seminar geschäffen werden solle.
Nachdem Dr. Seyß-Inquart die Senatoren der Deutschen
Akademie um ihre Mitarbeit gebeten hatte, verwies er auf das rege geistige Leben in den im In- und Auslande geschaffenen Freundeskreisen der Akademie, deren Vermehrung er sein besonderes Augenmerk zuwenden wird. Weiter würdigte der Reichsminister die Tätigkeit des Wirtschaftsrates der Deutschen Akademie, dem alle Wirtschaftsführer angehören, die seine Arbeit tragen heifen. Er bat die deutsche Presse, täglicher Hüter und Pfleger der deutschen Sprache und Mittler für die kulturellen und wissenschaftlichen Leistungen der Deutschen Akademie zu sein. Anschließend ersuchte er die Reichszentralstellen, vor allem den Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda, den Reichsaußen- und den Reichserziehungsminister, auch für die Zukunft um Verständnis und Unterstützung der Deutschen Akademie
In seinen weiteren Ausführungen sagte Dr. Seyß-Inquart u..: Auch die Deutsche Akademie steht im Geschehen dieser Zeit und in der Entscheidung des zweiten Weltkrieges. Heute ist der Verlierer der Vernichtete. In einem solchen Fall gibt es keinen Unbeteiligten. Das Durchbrechen des Bolschewismus würde das Ende Europas, das Ende der europäischen und abendländischen Kultur bedeuten. Was im Osten sinnfällig ist, entwickelt sich mit ähnlicher Wirkung im Westen. Der Amerikanismus Roosevelts ist gleichfalls europafeindlich. Für unser Abendland könnte die zivilisatorische Auswirkung der amerikanischen Lebenshaltung nur zur Auflösung der völkisch-rassischen Substanz der europäischen Völker führen.
Demgegenüber ist Europa vorzüglich die Heimat der Völker arischer Herkunft, deren Fülle an Kulturmannigfaltigkeiten ihre Eigenart und Besonderheit ist. Es ist daher auch die Schutzstätte dieser Volkspersönlichkeiten. Wir würden aufhören,
Europäer zu sein, wenn wir unsere Aufgabe nicht mehr darin sehen würden, diesen Blütenreichtum der arteigenen und blutsgebundenen Kulturen der europäischen Völker zu erhalten und zu entwickeln
Angesichts dieser Situation werden Aufgabe und Bedeutung des Nationalsozialismus besonders deutlich. Wir haben den geschichtlichen Auftrag, die geistigen Einbrüche des Amerikanismus aus dem Westen und des Bolschewismus aus dem Osten abzuwehren, indem wir vor allem das deutsche Volk zum völkischen Sozialismus führten als der Gemeinschafts- und Gesellschaftsform der nordisch bewußten Menschen Europas.
Nicht nur die Ergebnisse der Wissenschaft und Forschung, sondern unser eigenes persönliches Erleben hat uns die Gemeinschaft als das ursprüngliche Element unseres Lebens geoffenbart. Indem wir unser Gemeinschaftsleben nach den Grundsätzen völkischer Verantwortung ordnen, führen wir Europa zum Ausgangspunkt und Ziel eines Wesens. Damit finden wir zugleich die Grundlage unserer europäischen Gemeinschaft. In dieser Gemeinschaft ist zugleich unsere Freiheit begründet.
Wir kämpfen für das Leben des deutschen Volkes, für die Freiheit des deutschen und des europäischen Menschen. Wir wissen, daß tausend Jahre der Geschichte der Menschheit ihren Sinn verlieren würden und die bedeutendsten Leistungen menschlichen Geistes vertan wären, wenn mit uns das Abendland verlöschen würde. Darum wissen wir, daß wir siegen werden. Wir treten in eine Reihe, zum deutschen Schwert auch das deutsche Wort, auf daß der Menschheit höchste Güter bewahrt werden für die ewige Zukunft unseres Volkes.
Am Schluß seiner Ansprache machte Reichsminister Dr. Seyß-Inquart Mitteilung von einem aus Anlaß des heutigen Einführungsaktes an den Führer gerichteten und von diesem herzlich erwiderten Telegramm.
Mit dem brausend aufgenommenen Siegheil auf den Führer und den Liedern der Nation fand die in der Geschichte der Deutschen Akademie und des deutschen Kulturlebens denkwürdige Stunde ihren Abschluß.
Die Wirkung der Luftangriffe auf London
Berichte von Augenzeugen
Stockholm, 10. Febr.(dub) Die Berichte von Augenzeugen der drei kürzlichen Angriffe der deutschen Luftwaffe auf die britische Hauptstadt bringen übereinstimmend zum Ausdruck, daß es Deutschland gelungen ist, in der Zeit seiner scheinbaren Untätigkeit auf dem Gebiet des Luftkrieges dennoch ein sehr ernst zu nehmender Konkurrent zu bleiben. Diese Tatsache wird besonders unterstrichen durch die strengen Zensurmaßnahmen des britischen Informationsministeriums für die gesamte Berichterstattung über die Angriffe.
Noch niemals hat die Presse derartig wenig berichten dürfen, noch niemals hat sie vor allem überhaupt keine Einzelheiten über die eigentlichen Luftkämpfe geben dürfen. Die Erklärung zu dem heute auf Grund verschiedener Augenzeugenberichte hier vorliegenden Bild wird darin zu sehen sein, daß es den Deutschen gelang, die umorganisierte englische Abwehr auf Grund ihrer neuen Maschinen und ihrer neuen Kampftechnik zu überwinden. Das Aufleuchten der Scheinwerferstraße von Dover bis London, das pausenlose Schnellfeuer der neuen britischen Raketengeschütze während der Gesamtdauer des Angriffs, die zahllos über den ganzen' Himmel verstreuten Flugbahnen der verschiedenfarbigen Granaten und dazu die regelmäßigen Detonationen der im Ziel liegenden, obgleich zum Teil über der Wolkendecke geworfenen deutschen Bomben, das alles sej für jeden, der es miterlebt habe, ein ebenso packendes wie abschreckendes Erlebnis gewesen.
Es bestehe kein Zweifel, daß die englischen Amtsstellen dies genau wüßten und sich nicht der Illusion hingäben, die Bevölkerung Londons über die Stärke der deutschen Angriffe täuschen zu können. Man versuche aber, durch die strengen Zensurmaßnahmen die Welt weiterhin in dem Glauben zu erhalten, daß Deutschlands Luftaktivität gelähmt, wenn nicht gebrochen sei. Ein hoher Beamter des Informationsministeriums habe neulich direkt erklärt, es passe gewissen Beamten des Foreign Office zurzeit nicht in ihr Konzept, wenn ihre Verhandlungspartner erführen, daß die britische These von dem bevorstehenden Zusammenbruch der deutschen Luftwaffe felsch sei.
Heldenhafter Widerstand
Aus dem Führerhauptquartier, 10. Febr. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
An der Ostfront scheiterten auch gestern westlich Nikopol, südlich Kriwoi Rog, im Raum westlich Tscherkassy, östlich Shaschkoff, südlich der Beresina, im Kampfraum von Witebsk,
nördlich Newel und im Raum zwischen Ilmen- und Peipussee starke feindliche Angriffe und erneute Durchbruchsversuche der Sowjets in schweren Kämpfen am heldenhaften Widerstand unserer Truppen.
Die Zahl der im Raum von Shaschkoff am 8. Februar abgeschossenen feindlichen Panzer und Sturmgeschütze hat sich von 58 auf 113 erhöht.
Bei lebhafter örtlicher Kampftätigkeit im Raum Polonnoje— Luzk zerschlug ein Kavallerieverband in schneidigem Vorstoß mehrere feindliche Kompanien.
Zwischen Ilmen- und Peipussee setzten sich unsere Verbände in einzelnen Abschnitten zur Verkürzung der Front befehlg: gemäß ab.
Bei den schweren Abwehrkämpfen südlich Leningrad hat sich eine unter dem Befehl des Generalleutnants Luczny stehende Elakdivision der Luftwaffe besonders bewährt. Sie schoß in der Zeit vom 14. Januar bis 7. Februar 105 feindliche Flugzeuge ab und vernichtete innerhalb von drei Wochen 111 sowjetische Panzer.
Im Raum um Aprilia dauerten schwere Kämpfe den ganzen Tag über an. Das eroberte Gelände wurde von hritischen Widerstandsnestern gesäubert. Ein feindlicher Panzerangriff gegen Aprilia wurde durch eigenes Artilleriefeuer zerschlagen. Dabei wurden 17 Panzer vernichtet.
Unsere Luftwaffe griff in der vergangenen Nacht Truppenunterkünfte des Feindes bei Anzio mit gutem Erfolg an.
An der Südfront setzten amerikanische Verbände nordwestlich Cassino, unterstützt durch stärkstes Artilleriefeuer, im Laufe des Tages ihre Durchbruchsversuche fort. Sie wurden in erbitterten Kämpfen vor den deutschen Stellungen abgewiesen.
An der übrigen Front verlief der Tag bei örtlicher Kampftätigkeit ruhig.
Einige feindliche Flugzeuge warfen am 9. Februar und in der vergangenen Nacht Bomben auf Orte in Westdeutschland.
In der Zeit vom 1. bis zum 10. Februar wurden 23 feindliche Flugzeuge, in der Mehrzahl viermotorige Bomber, durch Seestreitkräfte, Bordflak von Handelsschiffen und Marineflak abgeschossen.
Deutsche Unterseeboote versenkten im Nordatlantik und im Indischen Ozean neun Schiffe mit 62000 BRT; ein weiteres wurde torpediert.
Ritterkreuzträger starb den Heldentod
Den Heldentod starb Oberleutnant Fritz Sengschmitt, Staffelkapitän in einem Zerstörergeschwader, der sich im Kampf gegen England das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes erworben hatte.
Die Kämpfe in Burma
Ho An der indisch-burmesischen Grenze hat sich die Kampftätigkeit in der letzten Zeit zunehmend belebt, und zwar hervorgerufen durch Vorstöße der Streitkräfte Mountbattens, die zwar nicht die versprochene große Offensive begannen, aber immerhin am Golf von Bengalen, an der sogenannten Arakanfront, wie in Nordburma über, die Grenze vordrangen. Der Vorstoß im Küstengebiet folgt den Spuren des britischen Vorstoßes vom letzten Jahr, der mit der Niederlage von Akyab endete. Diesmal werden die eingesetzten Einheiten der 14. britischen Armee von starken Panzer- und Artilleriekräften unterstützt. Sie gelangten bis den Raum von Buthidaung. Nach japanischen Berichten sind inzwischen japanische Truppen zu einem Gegenstoß angetreten. Mit ihnen zusammen kämpft hier die indische Nationalarmee Subhas Chandra Boses. Ist es das Ziel der Engländer, den Hafen Akyab zu erreichen, so ist es das Ziel der Japaner und der freien Inder, Tschittagong einzunehmen. Von japanischer Seite wird erklärt, daß die Offensive gegen die 14. britische Armee, zu der auch Neger gehören günstige Fortschritte machen.
Sechshundert Kilometer von hier entfernt spielen sich die Kämpfe in Nordburma am oberen Tschindwin ab. Hier sind von den Amerikanern ausgebildéte und ausgerüstete Chinesische Truppen über den Patkoipaß, etwa hundert Meilen nach Burma hinein, vorgedrungen und haben das Hukongtal erreicht. Ihr Ausgangspunkt war Ledo in Nordostassam. Von dort führt eine alte Straße, die sogenannte Ledostraße, über den oberen Tschindwin nach Myitkyina am oberen Trawadi. Offensichtlich soll dieser Vorstoß versuchen, einen Ersatz für die verlorengegangene Burmastraße zu schaffen und Zwischenlandeplätze für den Lufttransportdienst von Indien nach Tschungking zu errichten.
Die Kämpfe in beiden Abschnitten beschränken sich nicht nur auf die Erdtruppen. Auch die beiderseitigen Luftwaffen sind sehr rege, und zwar nicht nur in den Kampfgebieten selbst, sondern bis weit ins Hinterland. Während die britisch-amerikanischen Flieger die rückwärtigen Verbindungen der Japaner in Burma angreifen, haben die japanischen Flieger ihre Angriffe auf feindliche Militäreinrichtungen bis an die Ostküste Vorderindiens ausgedehnt.
In japanischen Kreisen rechnet man damit, daß im Hauptquartier Mountbattens ein Angriff großen Umfangs für eine nicht zu ferne Zukunft geplant wird, der sich nicht nur auf das eigentliche Burma beschränken, sondern sich bis nach
Sumatra und Java erstrecken würde. Man betont, daß die japanischen Streitkräfte darauf gerüstet seien, weil die Burmalinie für Japan von gleicher Bedeutung wie der Atlantikwall für Deutschland sei. Das japanische Oberkommando widmet
deshalb den Plänen Mountbattens die größte Aufmerksamkeit, während es in den amerikanischen Operationen auf den Marshallinseln noch keine wirkliche Bedrohung für die japanischen Hauptverteidigungsstellungen sieht.
Britische Kräfte eingeschlossen Tokio, 10. Febr. Ein Bericht des japanischen Hauptquartiers bestätigt die bisher in Tokio vorliegenden Frontberichte, wonach die Einkreisung der im Gebiet von Buthidaung eingeschlossenen Feindkräfte ständig enger gezogen wird:
Die Taktik des Abwartens
Von 11-Kriegsberichter Eberhard Wolfgang Möller
11-PK Im zweiten Jahr des dritten Schlesischen Krieges. des Siebenjährigen, äußert Friedrich der Große etwas sehr Aufschlußreiches. Er sagt zu de Catt, seinem Begleiter und Vorleser:„Die Herren Österreicher bilden sich ein, daß ich immer der Angreifer sein will; aber in diesem Feldzug werden sie sich täuschen, und wenn ihr großer Fabius ein Pfund Blei im Hintern hat, werde ich ihm zeigen, daß ich mir diesen Körperteil mit zwei Pfund versehen habe. Das ist in zwei Worten mein Feldzugsplan.“
Der Ausspruch ist in doppelter Hinsicht beinerkenswert. Einmal hat er eine sehr aktuelle Beziehung zu unserer gegenwärtigen Kriegsführung, und dann enthält er gleich drei Beispiele für eine interessante Taktik, die, im richtigen Augenblick angewandt, ebensoviel Mut wie Standhaftigkeit erfordert, aber auch noch immer zum Erfolg geführt hat. Das ist die Taktik des Hinhaltens, des Zögerns, wie es die Römer nannten, der abwartenden, die Kräfte des Gegners abnutzenden „elastischen“ Kampfführung. Auf ihre klassischen Meister, den römischen Diktator Qu. Fabius Maximus und den österreichischen Feldmarschall Daun, spielt als dritter in der Reihe Friedrich an Man muß annehmen, daß das Wort aus der Zeit nach der unglücklichen Schlacht bei Kolin stammt, wo er seinem Kontrahenten Daun gehörig Lehrgeld bezahlen mußte für die Lehre, die er nunmehr beherzigen zu wollen vorgibt, und man muß sich seine Lage vor Augen halten, um diesen Entschluß ganz zu verstehen. Wie in den beiden vorangehenden Kriegen, war Friedrich blitzschnell auf sein Endziel losgegangen und hatte sich in Sachsen, das sofort kapitulierte, eine weit vorgeschobene Operationsbasis geschaffen. Jetzt konnte er hoffen, die Entscheidung mindestens auf dem Gebiet des Feindes, wenn nicht gar vor den Toren seiner Hauptstadt zu erzwingen. Es ist die verständliche Höffnung eines jeden Kriegführenden, dessen Verantwortungsgefühl nicht geringer ist als sein Ehrgeiz. Freilich— wenn man von dem großen Sonntagskind Alexander absehen will, der tatsächlich mit einem einzigen zügigen Schlag den gordischen Knoten weltweiter Verwicklungen zu lösen vermochte— die Hoffnung aller übrigen ist nur sehr selten in Erfüllung gegangen, dem Cäsar gleichzukommen, zu sehen und zu siegen und damit das ganze Unheil zu beenden, ehe es noch recht begonnen.
So muß auch Friedrich einsehen, daß Kriege wie Krankheiten ihre Zeit brauchen, Kaum wähnt er sich mit der Schlacht bei Prag wenige Schritte vor dem Ziel, da sieht er sich fast erdrückt von einer ungeheuern Koalition. Der Reichstag in Regensburg erklärt den Reichskrieg gegen ihn. Die Aufteilung Preußens ist eine beschlossene Sache und für die Welt so selbstverständlich, daß selbst nahe Verwandte, wie der schwächliche Schwager Adolf Friedrich von Schwegen, keinen Anstand nehmen, sich ihren Beuteanteil sogleich und ohne weitere Formalitäten aus der ungesicherten Konkursmasse zu holen. Die Schweden besetzen Pommern, die Russen Ostpreußen, die Österreicher Berlin und die Mark Brandenburg. Hier hilft kein draufgängerischer Schneid mehr, hier nützt kein kühnes Zuvorkommen: nach menschlichem Ermessen ist Preußen verloren. Was sollte Friedrich unter diesen Umständen noch für eine Taktik einschlagen, was für einen Feldzugsplan entwerfen?
Es spricht für die Unerschrockenheit und Beharrlichkeit seines Willens, daß er sich nicht von vornherein verloren gab. Aber das ist es nicht allein, dem er nach siebenjähriger Bewährung den Beinamen des„Großen“ zu verdanken hat. Es ist vielmehr noch der Mut, der zur Beharrlichkeit gehört, aus der Erkenntnis seiner Lage und seiner Möglichkeiten den oben erwähnten Entschluß zu finden, die seinem Wesen zunächst fremde Taktik des Abwartens zu wählen und die sieben Jahre durchzuhalten. Auch wenn der Entschluß aus der Not geboren war, so mußte der König doch wissen, was er“ für ihn persönlich bedeutete. Es sind nicht viele in der Weltgeschichte, die es fertig bekommen haben, ihr eigenes Temperament„mit Blei zu versehen“, das heißt, es zu überwinden; Napoleon zum Beispiel brachte es nachmals nicht über sich. Friedrich bezahlte seinen Entschluß mit dem Verlust seiner Jugendkraft, seiner Gesundheit und seinem Optimismus.
Damit ist der seelische und körperliche Preis bezeichnét, den diese riskante Taktik kosten kann. Man muß sich klarmachen, was es für einen Soldaten heißt, dem Gegner auszuweichen, wo man ihm ans Leder möchte, ihn mit dem Opfer alles dessen anzulocken, was man vor ihm verteidigen soll, ihn zu zermürben, statt ihn zu zerschlagen. Es ist eine Taktik, welche die höchste Beherrschung der Nerven und der Sinne erfordert. Friedrich lernte ihre Technik von seinem ernstesten Gegner Daun, dem besonnenern Reorganisator der theresianischen Armee. Weit über Daun hinaus aber mußte sein Vorbild der Mann sein, der„den Staat durch Zögern -rettete“, wie die klassische Ruhmesformel lautet, der „Zauderer“ Fabius.
Sein Name ist mit der gefährlichsten und zugleich großartigsten Minute der antiken römischen Geschichte verbunden, der Schicksalsminute, in der es um Sein oder Nichtsein der Republik ging und aus der sie ihren Ruf bis auf den heutigen Tag herleitete, das fast legendäre Muster eines heroisch sozialen Gemeinwesens zu sein. Damals zog der in mehreren Vernichtungsschlachten siegreiche Hannibal durch Italien, das ungedeckt vor ihm offen lag. Es hing an einem Haar, ob er sich auf Rom wenden würde, das unvorbereitet war und dem bereits sämtliche Bundesgenossen die Gefolgschaft aufsagten.
Da entwickelte Fabius seine Taktik. Er heftet sich an die Fersen Hannibals, aber immer im wohlabgewogenen Abstand. Er greift ihn nicht an, aber er belästigt ihn ständig. Er verhindert nicht, daß Campanien von den Karthagern ausgeplündert wird, aber er vermeidet auch alles, was ihn und sein sich allmählich wieder erholendes Heer schwächen könnte. Er gewinnt so die kostbare Zeit, die Hannibal nutzlos versäumt, und sucht den Zeitpunkt abzuwarten, wo sich das Spiel umgekehrt, die Waage der Kräfte ausgeglichen hat und gewissermaßen von selbst aus dem Verfolger ein Verfolgter geworden ist.
Im Nachhinein, wenn der geschichtliche Vorgang im ganzen abgeschlossen vorliegt, hat ein solches Verfahren etwas sehr Einleuchtendes. Es erscheint selbstverständlich und kinderleicht. Die vorbereitende Untätigkeit ist durch die abschließende Tat gerechtfertigt, der scheinbare Widerspruch, daß einer just in dem Augenblick, wo gehandelt werden muß, durch Nichtstun alles rettet, zur höchsten Zufriedenheit gelöst. Dann nämlich, wenn sich das angestrebte Ergebnis zeigt, das Gleichgewicht der Kräfte wiedergewonnen ist und sich die eigene Stärkung an der Schwächung des Gegners herausstellt, kurz, wenn die Taktik ihre Früchte zeitigt. Bis dahin freilich sicht man an dem Widerstand der