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Lippische Post

BESTANDsHALTENDE INSTITUTION

Lippische Landesbibliothek Detmold

BESCHREIBUNG VERFASST VON

Dr. Joachim Eberhardt (2024), Lippische Landesbibliothek Detmold

GESCHICHTE UND ENTWICKLUNG

Vorgänger: Neues Sonntagsblatt (1854-1855)

Nachdem Lippe nach 1852 und nach der Aufhebung der Pressefreiheit wieder zu einem kontrollierten Pressewesen zurückgekehrt war, bemühte sich der Lemgoer Verleger Wagener um die Erlaubnis, eine neue Zeitschrift zu drucken; geplant war in seiner Eingabe an die Regierung vom 17.9.1852 eine Zeitschrift namens „Neues Sonntagsblatt“ (Schröder 1932, S. 60). Die Regierung war jedoch misstrauisch aufgrund der politischen Orientierung der früher von Wagener verlegten demokratisch-fortschrittlich gesinnten Zeitschrift „Die Wage“, die 1852 verboten worden war. Daher wurde das Begehren zunächst abgelehnt und nach wiederholtem Ersuchen Wageners mit Auflagen verbunden: Wagener hatte eine Kaution von 500 Rthlr zu zahlen und die verantwortlichen Redakteure dürften nur lippische Staatsbürger sein. (Am 25.9.1852 sandte Wagener eine Probenummer einer Zeitschrift „Der Landbote“ an die Regierung, die jedoch ebenfalls keine Zustimmung fand, so Schröder 1932, S. 61.)

Am Sonntag, den 1. Januar 1854, erschien im Verlag Wagener in Lemgo eine Probenummer des „Neuen Sonntagsblatts“. Das Blatt erschien fortan wöchentlich am Sonntag im Umfang von 8 Seiten und kostete im vierteljährlichen Bezug 12 Sgr. 6 Pf. Im Untertitel wurde das Blatt „Eine Zeitschrift zur Unterhaltung und Belehrung für Jedermann“ genannt; entsprechend war das Blatt unpolitisch konzipiert. Neben „Sprüchen“ von W. Clemen enthielt die Probenummer den ersten Teil eines Aufsatzes über den Dichter Grabbe, einen Artikel zur lippischen „Eisenbahn-Frage“ und Mitteilungen über „Tagesereignisse“, die in einen ausländischen und einen lippischen Teil gegliedert waren. Aus Detmold wurde über die „musicalischen Zustände“ und eine Feuersbrunst berichtet. Als verantwortlicher Redakteur zeichnete Karl Vette. Er machte in einer redaktionellen Bemerkung am 15. Januar deutlich, dass anonyme Einsendungen nicht angenommen und gedruckt würden. Schon in der dritten Nummer vom 15. Januar findet sich als „Correspondenz“ eine Besprechung von Detmolder Theateraufführungen. Das Blatt zeigte damit den deutlichen Willen, über das kulturelle Leben in Lippe zu berichten.
Zum zweiten Quartal, mit der Nummer 13 vom 26. März 1854, kündigte das Blatt an, künftig am Mittwoch ein Beiblatt in halbem Umfang zu bringen, verbunden mit einer Preiserhöhung für das Abonnement auf 15 Sgr. Das sei begründet, um mehr Platz für politische Nachrichten zu haben, welche angesichts der „kriegerischen Aussichten ... täglich an Wichtigkeit zunehmen“ würden. Zum Jahresende 1855 änderte das Blatt dann seinen Namen.

Die Sonntagspost (1855-1876)

Am 30. Dezember 1855 erschien die Sonntagspost in einer ersten Probenummer. Gegenüber ihrem Vorgänger hatte sich das Papierformat auf Quart vergrößert; das Blatt war nun 22 x 35,5 cm groß und eine Nummer hatte vier Seiten. Die Rückkehr zur wöchentlichen Erscheinungsweise machte das Blatt billiger, das zunächst im Abonnement vierteljährlich 10 Sgr. kostete.

Inhaltlich wurde das Programm des Vorgängers fortgesetzt, wie sich auch aus der Mitnahme des Untertitels erwarten lässt. Neben unterhaltenden und belehrenden Aufsätzen erschienen „Correspondenzen“ aus Lippe und Nachrichten über „Weltbegebenheiten“. Oft begann ein Heft mit einem Gedicht. Eine redaktionelle Bemerkung machte den „geneigten Leser“ darauf aufmerksam, dass man „keine singuläre Richtung vertreten“ wolle und daher auch Einsendungen von Artikeln willkommen seien, die „gemeinnütziger Belehrung und Unterhaltung“ dienten (Die Sonntagspost 1855, Nr. 1).
Zwischen 1866 und 1874 verschob sich in der „Sonntagspost“ die politische Berichterstattung weg von der lippischen Landesberichterstattung zu mehr Reichsberichterstattung, gemessen an der Ausrichtung der Leitartikel. Während der Anteil der Reichsberichterstattung von 43 % auf 62 % stieg, gingen die Artikel zur Landespolitik von 56 % auf 38 % zurück. Mit der Gründung des Deutschen Reichs war Lippe stärker von Entscheidungen und Entwicklungen in Berlin betroffen; hinzu kam das lokale Interesse an den Reichstagsverhandlungen, welche die lippischen Verfassungsstreitigkeiten betrafen (Schröder 1932, S. 70). Eigene Korrespondenten hatte das Blatt nicht, sondern bediente sich wie die lippische Konkurrenz der telegraphischen Nachrichtendienste.
Mit der Freigabe der amtlichen Bekanntmachungen am 1.7.1872 druckte die Sonntagspost auch diese regelmäßig ab, erstmals am 14. Juli des Jahres.
Mit der Zeit erlangte die Sonntagspost zunehmende Popularität. Ebenso wurde 1872 auch ein politisches Profil wieder erkennbar als „liberales Blatt“ (Schröder 1932, S. 64.). Das war die Reaktion auf die politische Indienstnahme des Regierungs- und Anzeigeblattes durch die lippische Regierung und den Präsidenten Flottwell.

Ab 24. Juli 1872, Mittwoch, gab die Sonntagspost wieder ein Mittwoch-Beiblatt in halbem Umfang heraus. Den Untertitel änderte das Blatt mit Jahresbeginn 1875 und erklärte sich zum „Organ der liberalen und Fortschrittspartei in Lippe.“
Ab 1876 erschien ein illustriertes Sonntagsblatt als sonntägliche Zugabe. Zum dritten Quartal 1876, im Beiblatt vom 27. September 1876, kündigte das Blatt an, künftig regulär zweimal wöchentlich zu erscheinen; das erlaube das „stetige erfreuliche Zunehmen der Zahl unserer Abonnenten“ (Die tatsächliche Auflagenhöhe ist nicht bekannt, so Schröder 1932, S. 73.). Mit der Nummer vom 20. Dezember 1876 machte das Blatt darauf aufmerksam, dass man zum 1. Quartal 1877 seinen Namen auf „Lippische Post“ ändern werde.

Lippische Post (1877-1941)

Am 3. Januar 1877, Mittwoch, erschien die erste Nummer der „Lippischen Post“ Das Blatt erschien wie sein Vorgänger zweimal wöchentlich, allerdings nicht mehr am Sonntag, sondern mittwochs und samstags; und weiterhin gab es als Wochenendzugabe das „Illustrierte Sonntagsblatt“. Das Abonnement kostete 1 Mark 10 Pf.; wie die „Sonntagspost“ erklärte sich die „Lippische Post“ im Untertitel zum „Organ der liberalen Volks- und Fortschrittspartei in Lippe“. Das Format war zunächst das gleiche geblieben (22 x 35,5 cm), vergrößerte sich am 29. März 1879 auf 25 x 36 cm, was dem Blatt einen dreispaltigen Satz erlaubte, und zum Jahresende, am 2. Dezember 1879 auf 26 x 38 cm; 8 Jahre später zum 13. September 1887 auf 28 x 43 cm, am 19.8.1899 auf 32 x 46 cm.

Ab Anfang 1883 stellte die Lippische Post auf ein dreimal wöchentliches Erscheinen um, ab dem 31. August 1892 erschien sie viermal wöchentlich und ab dem 1. Oktober 1895 täglich. Seit dem 30. Januar 1895 führte die Lippische Post eine Jahrgangszählung im Kopf des Blattes: man befände sich im 48. Jahrgang. Nach eigener Rechnung erschien also das erste Vorgängerblatt 1848 – damit beruft sich die Lippische Post auf die hehre Tradition der von Wagener 1848-1852 herausgebrachten fortschrittlich-demokratisch gesinnten Zeitschrift Die Wage.
Als erklärtes Parteiorgan hatte die Lippische Post den Anspruch, ganz Lippe zu erreichen. Das parteiliche Bekenntnis trug die Lippische Post übrigens zum letzten Mal am 28. Januar 1895 im Kopf, den Hinweis „(früher Sonntagspost)“ zum letzten Mal am 15. Juli 1895.
Unter der Konkurrenz der erfolgreichen Lippischen Landes-Zeitung und seit 1896 der ähnlich wie die Landes-Zeitung aufgestellten Lippischen Tages-Zeitung entwickelte sich die in Lemgo verlegte Lippische Post jedoch mit der Zeit hin zu einem Lemgoer Lokalblatt. Mit diesem Profil war sie ohne Konkurrenz.

Die spürbar liberal-fortschrittliche politische Parteinahme ging in der Mitte der zwanziger Jahre zurück (Staercke 1933, S. 164). Stattdessen entwickelte das Blatt eine „vorsichtige“ Haltung, die dann auch der Machtübernahme der Nationalsozialisten nichts entgegenzusetzen hatte und praktisch sofort „inhaltlich gleichgeschaltet“, d.h. auf der NSDAP-Parteilinie war. Das ermöglichte dem Blatt weiteres Erscheinen; erst mit der Ausgabe vom 29.11.1941 stellte die Lippische Post — als letztes der lippischen Blätter außerhalb der „Lippischen Staatszeitung“ — ihr Erscheinen ein:

„Die Kriegswirtschaft erfordert stärkste Konzentration aller Kräfte. Die Zusammenfassung macht es notwendig, daß unsere Zeitung mit dem heutigen Tage ihr Erscheinen einstellt, um Menschen und Material für andere kriegswichtige Zwecke freizumachen. Wir haben uns daher entschlossen, das Verlagsrecht der Lippischen Post der Lippischen Staatszeitung in Detmold zu übertragen.“ (Lippische Post vom 29.11.1941, S. 3)

Auflagenhöhe

  • 1878 1.200 Exemplare
  • 1896 2.000 Exemplare
  • 1901 2.250-2.570 Exemplare
  • 1913 2.500-3.000 Exemplare
  • 1917 3.000 Eemplare

Angaben nach Schröder 1932, S. 84; Angaben von-bis wegen Auflagenschwankungen zwischen Sommer und Winter (wenn die Wanderarbeiter zu Hause sind).

BEILAGEN

LITERATUR und Quellen