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Düsseldorfer Stadt-Anzeiger

BESTANDHALTENDE INSTITUTION

Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf

BESCHREIBUNG VERFASST VON

Angelika Gwóźdź M.A. (2024), Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf

Vorgänger

Düsseldorfer Zeitung (1814-1926).
Der Titel „Düsseldorfer Stadt-Anzeiger“ tauchte bereits bei einem Anzeigenblatt auf, das der „Düsseldorfer Zeitung“ 1882, damals unter Heinrich Stahl und dem Redakteur Karl von Perfall, beigelegt wurde.

Geschichte und Entwicklung

Als Heinrich Droste seine „Deutsche Bergwerkszeitung“ von Essen nach Düsseldorf verlagerte, erwarb Droste die Aktien der „Düsseldorfer Zeitung“. Aus der „Düsseldorfer Zeitung“ heraus entwickelte Heinrich Droste ab 1926 den „Düsseldorfer Stadt-Anzeiger“. Am Eröffnungstag der Gesolei-Ausstellung (26.05.1926) erschien die erste Ausgabe des „amtlicher Anzeiger für den Stadtkreis ; unparteiisches Tageblatt für Düsseldorf und Niederrhein“ im „Industrie-Verlag und Druckerei AG“, der sich später zum Droste-Verlag entwickeln sollte. Bereits ein Jahr später wurde der Titel entsprechend der Vergrößerung des Verbreitungsgebiets erweitert: „Düsseldorfer Stadt-Anzeiger : Unparteiisches Tageblatt für den Niederrhein und das Bergische Land / Düsseldorfer Zeitung“.

Im Februar 1925 wurde ein Architekturwettbewerb zum Bau eines neuen Pressehauses einberufen, den das Architekturbüro Tietmann und Haake gewann. Im Dezember 1926 eröffnete der repräsentative Bau am Königsplatz, dem heutigen Martin-Luther-Platz, der Verlag und Druckerei beherbergen sollte. (01.12.1926 und 02.12.1926) Die alten Räumlichkeiten der „Düsseldorfer Zeitung“ in der Worringer Str. 60 genügten nicht mehr, um die verschiedenen Verlagsunternehmen, darunter die „Rheinisch-Westfälische Wirte-Zeitung“ und „Der Mittag“, zu beherbergen. Im Pressehaus erschienen u.a. auch der „Rheinische Anzeiger“ (1926-33) für Krefeld und die „Gladbach-Rheydter Zeitung“ (1931-33) sowie diverse Zeitschriften. Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, der Anbau von Bernhard Pfau blieb unversehrt. 1949 mobilisierte Droste alle Kräfte zum Wiederaufbau. Der komplette Bau musste jedoch 1990 den Schadow-Arkaden weichen. Nur noch die Fassade blieb erhalten.

Am 11. Mai 1933 verkündete der Völkische Verlag die Übernahme des „Düsseldorfer Stadt-Anzeiger“, nachdem er mit Maßnahmen drohte, sollte das Angebot nicht akzeptiert werden, und veröffentlichte die Zeitung als „Volksparole“. Der „Industrie-Verlag und Druckerei KG“ wurde 1936 zum „Droste Verlag und Druckerei KG“ umgewandelt, in dem Droste seinen Buchverlag ausbaute. 1944 kam das Aus für die letzten Zeitungen aus dem Droste Verlag.

Inhalte und politische Ausrichtung

Der „Düsseldorfer Stadt-Anzeiger“ tendierte zum Generalanzeigertypus. Die erste Seite beinhaltet meist einen Leitartikel und Abbildungen, darunter Karikaturen und Zeichnungen vom Maler Rudi Endt, Mitglied von „Das Junge Rheinland“ und „Malkasten Künstlerverein“. Entsprechend scheint die Nähe zur Düsseldorfer Künstler*innenszene auch nach der Umstrukturierung der „Düsseldorfer Zeitung“ zum „Düsseldorfer Stadtanzeiger“ nicht abgeflacht zu sein. Der redaktionelle Teil ist in verschiedene Rubriken strukturiert, u.a. Lokales und alles Rheinische, ganzseitiger Sportteil, Handelsteil mit Börse und Preistabellen von Waren- und Viehmarkt, Kunstteil als Unterhaltungsbeilage. Stöcker (1962) charakterisiert dabei den „Schwerpunkt im Lokalen und in der Pflege des Heimatgedankens“ und definiert die Zeitung als „Sprachrohr der bürgerlichen Kreise“.
Bemerkenswert ist die „Frauen-Beilage“, die sich den Belangen der Frauenbewegung und ihren sozialen Kämpfen widmete. Zur ihren Redakteurinnen gehörte die Journalistin und Frauenrechtlerin Hulda Pankok, deren Ehemann, der Maler Otto Pankok für die Düsseldorfer Zeitung „Der Mittag “ schrieb.

Redakteure u.a.: Herbert Eulenberg (Unterhaltung), Fritz Goldenbaum, Dr. Jobst A. Kissenkoetter, Franz Heidtmann u. O’Daniel (Lokales), Dr. Horst Walter (Lokales und Provinz), Heinrich Klocke (Handel), Paul Freytag (Handel), Dr. Karl Ziegenbein (Kunst und Unterhaltung), August Esser (Sport), Hulda Pankok (Frauenbeilage), Erich Uelsmann (Prov., Sonst.), Paul Franck (Bilder).

Der „Düsseldorfer Stadtanzeiger“ gehörte trotz seiner betonten Überparteilichkeit eher in das liberale demokratische Lager. So missbilligte er beispielsweise am 22.3.1932 die Zensur der Kieler Zeitung: „Auch in unserer Zeitung haben genau dieselben Nachrichten gestanden und wenn es schon im Rheinland so zuginge wie an der preußischen Waterkante, müßte der Oberpräsident der Rheinprovinz wahrscheinlich sämtliche rheinischen Zeitungen verbieten“.

Periodizität, Auflage und Format

Der „Düsseldorfer Stadt-Anzeiger“ erschien täglich. Die Seitenanzahl variierte, dabei konnte die Neujahrsausgabe bis zu 48 Seiten betragen, während die darauf folgende Nummer nur 14 Seiten betrug. 1929 enthielt die Zeitung in der Regel 8 Seiten.

Auflage
Die Auflage lässt sich anfangs im Kopf der Zeitung nachvollziehen, rühmte sich der „Düsseldorfer Stadt-Anzeiger“ als „größte Auflage aller hiesigen Tageszeitungen“:

  • 1926 (Aug.): 53.000 Exemplare, davon 47.000 Abonnent*innen. 6.000 außerhalb Düsseldorfs als „Propagandaexemplare“ verteilt.
  • 1927: 50.000 Exemplare
  • 1928: 70.000 Exemplare
  • 1930 (Dez.): 50.000 Exemplare
  • 1932: 50.000 Exemplare

Verbreitung in Mönchengladbach, Krefeld, Leverkusen und Solingen, nördlich bis nach Essen-Kettwig. In einer Mitteilung verkündet der „Düsseldorfer Stadt-Anzeiger“ einen Abkommen mit Hotels in Düsseldorf, dass jeder Hotelgast morgens beliefert werde. (30.07.1926)

Nachfolger

Der „Düsseldorfer Stadt-Anzeiger“, „Rheinischer Anzeiger“ und „Gladbach-Rheydter Zeitung“ gingen 1933 zwangsweise in der „Volksparole“ auf. (10.05.1933 ) Sie erschien als „Volksparole.(10.05.1933) Düsseldorfer Stadtanzeiger. Amtliches Organ der NSDAP“. Anfänglich hrsg. v. Friedrich Karl Florian, danach von Fritz Overdick im Völkischen Verlag. Die Mitarbeiter*innen vom „Düsseldorfer Stadt-Anzeiger“ wurden nicht übernommen.
1935 ging die „Volksparole“ wiederum in der „Rheinische Landeszeitung. Volksparole. Amtliches Blatt der NSDAP“ auf, nur ein kleiner Teil der Mitarbeiter*innen wurde übernommen. Ab 1939 nur noch unter dem Titel „Rheinische Landeszeitung“, hrsg. v. Viktor Muckel im Völkischen Verlag. 1943 bezog der Völkische Verlag das Pressehaus, nachdem das Verlagsgebäude bei einem Bombenangriff zerstört worden war.

Am 29. März 1945 sollte der Befehl der totalen Räumung Düsseldorfs erscheinen – er wurde nie veröffentlicht. Der Parteiverlagsdirektor Viktor Muckel habe angeblich die Auflage zurückgehalten. Die letzte Ausgabe erschien am 15. April 1945 mit dem Artikel „So wird gesiegt“. 2 Tage später marschierten die Amerikaner in Düsseldorf ein.

Auswahl Beilagen

  • „Unterhaltungs-Beilage“, mit Theater-, Film- und Musikkritik, Ausstellungsberichte, Roman,
  • 1927 Provinz-Beilage
  • „Frauenbeilage“: u.a. Berichterstattung aus der Frauenbewegung. Redaktion Eugenie v. Garvens, Hanna Sitte-Hutter, Dr. Marie Baum, Hulda Pankok
  • 1927 „Landwirtschaft am Niederrhein“
  • 1927 Reise- und Bäderanzeiger, wöchentlich
  • 1927 „Rheinische Illustrierte“, sonntags wöchentlich, Bilderbeilage
  • 1928 Sonderbeilage „Deutsch das Lied“
  • Filmbeilage
  • 1931 „Handwerk und Kunstgewerbe : ständige Beilage zum Düsseldorfer Stadt-Anzeiger“, wöchentlich
  • 1932 „Illustrierte Sonntagspost“, wöchentlich. Mit Zeichnungen „Rosinen der Woche“ von Rudi vom Endt.
  • Vereinzelt Werbebeilagen von Unternehmen, z.B. Modehaus der Gebrüder Hartoch AG.

Literatur und Quellen

  • Hoffmann, Gertrud: Zeittafel Düsseldorfer Presse. In: Lothar Schröder / Manfred Lotsch (Hg.): Zeitungen und ihre Zeit. 300 Jahre Düsseldorfer Presse. Düsseldorf: Droste Verlag 2012.
  • Jahn, Bruno. Die Deutschsprachige Presse: Ein Biographisch-bibliographisches Handbuch. Reprint 2011. 2011.
  • Jahrbuch Der Tagespresse. Berlin 1928
  • Looz-Corswarem, Clemens von / Peter Henkel /Benedikt Mauer: Das große Düsseldorf-Lexikon. Köln 2012, S. 179.
  • Schröder, Lothar / Manfred Lotsch (Hg.): Zeitungen und ihre Zeit. 300 Jahre Düsseldorfer Presse. Düsseldorf 2012.
  • Schubert, Friedrich: Düsseldorfer Zeitungswesen in der Vergangenheit und Gegenwart. Schriften des historischen Museums und des Archivs der Stadt Düsseldorf, Heft 5, Düsseldorf 1932.
  • Sperling, H. O.: Sperlings Zeitschriften- und Zeitungs-Adressbuch: Handbuch der deutschen Presse. 1947. (Adreßbuch der deutschen Zeitschriften und der hervorragenden politischen=Tagesblätter Deutschlands, Österreichs und der Schweiz)
  • Stöcker, Hans / Heinz Greeven / Peter Herbrand: Zwischen den Zeilen. Ein Beitrag zur Geschichte des Widerstandes der deutschen bürgerlichen Presse gegen die Diktatur des Nationalsozialismus. Düsseldorf 1948.
  • Stöcker, Hans. Das Neueste Seit 1712: 250 Jahre Düsseldorfer Zeitungstradition Von Tilmann Liborius Stahl Bis Heinrich Droste. [Überarb. Ausg.]. Düsseldorf 1963, vor allem S. 51-60.