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Düsseldorfer Volksblatt

BESTANDsHALTENDE INSTITUTION

Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf

BESCHREIBUNG VERFASST VON

Angelika Gwóźdź M.A. (2024), Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf

Geschichte und Entwicklung

Vorgänger: Düsseldorfer Sonntags-Blatt (1867-1871)

Am 6. Oktober 1867 erschien das „Düsseldorfer Sonntags-Blatt“, herausgegeben von katholischen Geistlichen. Gründer und Förderer war Franz August Münzenberger, Kaplan an der Düsseldorfer Pfarrkirche St. Andreas, der die Kaution von 1.500 Talern zahlte. Nachdem Münzenberger 1868 an das Priesterseminar zu Limburg berufen worden war, übernahm Kaplan Dr. Hermann Josef Schmitz (St. Andreas) zusammen mit Jakob Prell, dem Pfarrer des Düsseldorfer Gefängnisses, die Redaktion.

Nicht zu verwechseln mit dem „Düsseldorfer Sonntagsblatt : kirchlicher Anzeiger der evangelischen Gemeinde zu Düsseldorf“ (1899-1941 ).

Düsseldorfer Volksblatt (1871-1904)

Am 2. Juli 1871 wurde das „Düsseldorfer Sonntags-Blatt“ in „Düsseldorfer Volksblatt“ umbenannt, wobei die belletristische Beilage den Titel „Düsseldorfer Sonntagsblatt“ weitertrug (im Portal erst ab 1876 nachgewiesen). Zum 1. Januar erfolgte der Wechsel zur Tageszeitung. Dieser Umstand spiegelt sich erst 1904 im Titel wider. Gedruckt wurde bei H. Kronenberg in Düsseldorf, dem späteren Verleger der Düsseldorfer Volkszeitung; die Redaktion leitete Wilhelm Deiters. Ab 1. Oktober übernahm Franz Nikolas Palm Druck und Redaktion, Verleger war Franz Michael Kampmann. 1873 Druck und Vertrieb durch Carl Becker in Düsseldorf. 1875 übernahm Eduard Hüsgen, Mitbegründer des „Augustinervereins zur Pflege der katholischen Presse“, die Redaktion bis 1903. Unter seiner Leitung entwickelte sich die Zeitung zum Organ der Zentrumspartei.

1881 wurde das Düsseldorfer Volksblatt in eine Aktiengesellschaft und 1864 in eine GmbH überführt. Ab 1900 wurde die Zeitung in der eigenen Druckerei und im Verlag „Düsseldorfer Volksblatt GmbH“ an der Bastionstraße gedruckt.

Redakteure:

  • Wilhelm Deiters, Franz Nikolas Palm, Franz Michael Kampmann,
  • 1875 Eduard Hüsgen
  • Ludwig Weber

Düsseldorfer Tageblatt (1904-1941)

Das „Düsseldorfer Volksblatt“ wurde 1904 zum „Düsseldorfer Tageblatt“ umbenannt und firmierte als Gesellschaft für Buchdruck und Verlag.

1913 übernahm Heinz Brauweiler die Redaktion. Als 1919 die Revolutionsbewegungen auch Düsseldorf erreichten, wurde am 7. Januar in den Fabriken zum Streik ausgerufen, in dessen Folge die Arbeiter das Tageblatt und andere Düsseldorfer Zeitungen besetzten. Am 22. Januar benannten sie das Tageblatt kurzzeitig in „Der Volkswille“ um. 1920 wurde Brauweiler, der im Tageblatt seine Unzufriedenheit über die Entwicklung der Zentrumspartei zum Ausdruck brachte, aus der Redaktion entfernt.

1923 wurde das Verlagshaus im Ruhrkampf unter französischer Besatzung beschlagnahmt und erst am 1. Oktober 1924 wieder zurückgegeben. Die Konkurrenzzeitung „Aufwärts : Soziale Wochenzeitung für Hand- und Kopfarbeiter“ (1920) des Deutschen Gewerkschaftsbundes wurde 1926 mit dem „Düsseldorfer Tageblatt“ vereinigt, nachdem sie sich im Düsseldorfer Raum nicht durchsetzen konnte. Wirklich gefährlich wurde sie dem Tageblatt aufgrund ihrer niedrigen Auflage jedoch nie. 1926 hatte „Aufwärts“ nur eine Auflage von 3.500, während das „Düsseldorfer Tageblatt“ eine Auflage von 24.000 hatte.

Der Landtagsabgeordnete der Zentrumspartei Lambert Brockmann, damaliger Inhaber des Tageblatts, verkaufte die Zeitung 1930 an Jacob Pötz, der in seinem Verlag „Vereinigte Zeitungen ‚Der Niederrhein‘“ bereits andere katholische Zeitungen herausgab. Damit wurde das „Düsseldorfer Tageblatt“ über den Düsseldorfer Raum hinaus zum Organ der Katholik*innen.

Mit dem aufsteigenden Nationalsozialismus rückte auch das „Düsseldorfer Tageblatt“ weiter nach rechts. Im Wahlkampf zum preußischen Landtag 1932 befürwortete das „Düsseldorfer Tageblatt“ eine Koalition aus Zentrum und NSDAP und sprach sich auch danach weiterhin für die NSDAP aus. Der anfängliche Optimismus des „Düsseldorfer Tageblatts“ wurde nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten gedämpft, als die Auslieferung der Zeitung behindert wurde. Vom 4. bis 6. März 1933 wurde das „Düsseldorfer Tageblatt“ verboten, um in den Wahlkampf der Zentrumspartei einzugreifen. Im selben Jahr wurde die Zentrumspartei aufgelöst. 1936 wurde das „Düsseldorfer Tageblatt“ schließlich zwangsweise vom NS-Pressekonzern zwangsweise übernommen. Die „Vereinigten Verlagsanstalten“ von Pötz wichen in die Randbezirke aus. Die letzte Ausgabe des Düsseldorfer Tageblatt erschien 1941.

Weitere Redakteure:

  • 1896-1900 [?] Anton Stehle
  • Erich Hommerer
  • 1913-1920 Heinz Brauweiler
  • Ab 1921-1923 Franz Weber,
  • 1923-1926 Wilhelm Gries
  • 1926 bis mind. 1935 Karl Klein (seit 1923 bereits Redakteur bei „Aufwärts“)
  • 1930er Albert Limburg bis zu seiner Verhaftung 1936

Inhalte und politische Ausrichtung

Sozialpolitik, 2. Kunst, Wissenschaft, Feuilleton und Allgemeines, 3. Ausland, Handelsteil, Lokales, Provinz, 4. Inserate“, die die Anstellung weiterer Redakteure erforderte. Ab 1913 folgte eine Aufteilung nach „1. Chef, 2. Politik, §. Soziales und letzte Nachrichten, 4. Feuilleton, Kunst und Wissenschaft, 5. Lokales, 6. Provinz, Handel, Sport, 7. Anzeigen“.

Das „Düsseldorfer Volksblatt“ erwies sich als wichtiges Streitmedium der rheinischen Katholik*innen und konnte im Kulturkampf eine enorme Auflagensteigerung verzeichnen. Bereits 1868 definierte sich das „Düsseldorfer Sonntags-Blatt“ als „[…] das Organ der zahlreichen katholischen Bevölkerung Düsseldorfs und Umgegend […]“, das sich bemühen werde „[…] kirchliche und soziale Fragen in geeigneter Weise (!) zu besprechen […]“ (Leitartikel „Zum neuen Jahr“ 1868, zitiert nach Bringmann 1992, S. 51). 1869 charakterisierte die amtliche Zeitungsliste das Blatt als „Vertretung der sogenannten katholischen Interessen in der Tagespresse (ultramontan)“. Im Eintrag ins Handelsregister von 1881 verpflichtete sich das Düsseldorfer Volksblatt, „niemals den Interessen der römisch-katholischen Kirche zuwider [zu] sein“ (zitiert nach Risse, S. 13).

Zu diesem Zeitpunkt richtete sich der Gesinnungskampf noch nicht gegen den preußischen Staat, sondern konzentrierte sich zunächst auf die Römische Frage und den Liberalismus. Dies änderte sich mit der Zuspitzung des Kulturkampfes: Die Zeitung nahm eine offensivere Haltung ein und wurde unter anderem wegen seiner spöttischen Bemerkung zum Bismarck-Attentat 1874 unter Beobachtung gestellt und schließlich zu mehreren Geld- und Haftstrafen verurteilt. Die verschiedenen Akteure aus der Anfangszeit des „Düsseldorfer Volksblatt“ erwiesen sich in den folgenden Jahren als Impulsgeber für die katholische Presse und waren an der Gründung katholischer Zeitungen und Vereine beteiligt. So gründete Schmitz 1877 den „Augustinusverein zur Pflege der katholischen Presse“. Jakob Prell gründete 1874 das Zentralbüro für die katholische Presse in Berlin.

Entsprechend eines katholischen Gesinnungsblattes definierte die Festnummer des „Düsseldorfer Tageblatt“ zum 50-jährigen Bestehen (6.10.1917) als Aufgabe „die auftauchenden religiösen und sozialen Angelegenheiten zu besprechen, über die Tagesereignisse kurz und übersichtlich zu berichten, so wie den vielfachen Entstellungen kirchlicher Einrichtungen und Ereignisse, welche in der Tagespresse die Katholik*innen nur häufig beleidigen, aufklärend entgegenzutreten“ (zitiert nach Bringmann 1992, S. 49). Mit „sozial“ sei vor allem die Seelsorge und soziale Vereinstätigkeit gemeint, die den sozialistischen Arbeitervereinen im industriellen Oberbilk entgegentreten wollte.

Das „Düsseldorfer Volksblatt“ zeichnete sich durch seine Nähe zur Zentrumspartei aus und wurde zum regionalen Parteiorgan. Auch das Personal war eng mit der Partei verbunden. Bereits Hermann Josef Schmitz koordinierte die organisatorische Zusammenfassung der Zentrumspresse seit 1878, sein Nachfolger Eduard Hüsgen war ebenfalls Parteimitglied. Unter Lambert Brockmann entwickelte sich die Zeitung in eine antirepublikanische und parteikritische Richtung, unter anderem rief er 1925 zum Wahlkampf gegen Wilhelm Marx auf und sprach sich gegen die „Linksentwicklung der Partei“ aus (zitiert nach Stump 1971, S. 106). Nach dem Verkauf der Zeitung an den Pötz-Konzern bekräftigte sie ihre Selbstdefinition als Organ der Zentrumspartei. Der Rechtsruck setzte sich fort, konnte die Zeitung jedoch nicht vor den Nationalsozialisten retten.

Periodizität, Auflage und Format

Am 6. Oktober 1867 umfasste die erste Nummer des „Düsseldorfer Sonntagsblatts“ acht zweispaltige Seiten im Quartformat (17 × 24 cm). Sie erschien wöchentlich samstags. Der Titelkopf des Jahrgangs 1868 trug Stadtwappen und Bild des Stadtpatrons St. Apollinaris. In der vorliegenden Nr. 27 des 5. Jahrgangs vom 2. Juli 1871 sind beide wieder aus dem Titelkopf verschwunden. Der redaktionelle Teil bestand aus einem konfessionell geprägten Leitartikel und einem nach Ländern und Orten gegliederten Nachrichtenteil „Wochenschau“, einer Fortsetzungsnovelle und einer langsam wachsenden Rubrik „Vermischtes“, die u. a. Gedichte enthielt.
Seit Juli 1871 erschien die Zeitung zweimal wöchentlich, ab Oktober 1871 dreimal wöchentlich. Ab 1873 erschien das „Düsseldorfer Volksblatt“ täglich und bestand aus 4 Seiten mit dreispaltigem Text. Für Inserate und Bekanntmachungen war nur eine halbe Seite vorgesehen. 1901 wurde die Zeitung auf 53 × 36 cm mit dreispaltigem Text vergrößert. Ab dem 25. Februar 1920 erschien das Düsseldorfer Tageblatt zweimal täglich und eröffnete eine weitere Dependance in Berlin. Aus Kostengründen wurde die Erscheinungsweise am 1. August 1922 wieder auf einmal täglich reduziert.

Auflagen:
Das „Düsseldorfer Volksblatt“ konnte durch seinen oppositionellen Widerstand im Kulturkampf und Nähe zur Zentrumspartei eine enorme Auflagensteigerung, auch außerhalb Düsseldorfs, verzeichnen.

  • 1867 - 450 Abonnent*innen, 60 auswärtige Abonnent*innen
  • 1868 - 1.200 Abonnent*innen, 291 auswärtige Abonnent*innen aus Düsseldorfer Umland und Hamm.
  • 1873 - 3.000 Abonnent*innen
  • 1875 - 6.000 Abonnent*innen
  • 1880 - 8.500 Abonnent*innen, davon 4.500 im Stadtkreis, 2.500 im Landkreis, 1.500 in über 300 auswärtigen Postorten
  • 1890 - 10.000 Abonnent*innen auf 144.642 Einwohner*innen
  • 1892 - 11.000 Abonnent*innen
  • 1901 - 9.600 Abonnent*innen
  • 1910 - 15.000 Abonnent*innen
  • 1913 - 24.000 Exemplare
  • 1930 - 31.000 Abonnent*innen auf 477.652 Einwohner*innen
  • 1934 - 26.095 Abonnent*innen

Auswahl Beilagen

Konkurrenz

1868 war das „Düsseldorfer Sonntagsblatt“ die einzige katholische Zeitung in Düsseldorf und stach vor allem wegen seiner öffentlichen Pressefehden gegen liberal eingestellte lokale Zeitungen hervor. Direkter Konkurrent war die „Kölnische Volkszeitung“, die sich vor allem an die nichtkatholische Bevölkerung richtete.

Literatur und Quellen

  • Bringmann, Karl: Die konfessionell-politische Tagespresse des Niederrheins im 19. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Geschichte der Presse und des Kulturkampfes im Rheinland mit Aktenstücken. Bochum: Univ.-Verl. Brockmeyer, 1992.
  • Hamerla, Michael: Die Stunde der Massenpresse schlägt. In: Schröder, Lothar / Manfred Lotsch (Hg.): Zeitungen Und Ihre Zeit: 300 Jahre Düsseldorfer Presse. Düsseldorf: Droste, 2012, S. 79-86.
  • Hamerla, Michael: 200 Milliarden Mark für eine Zeitung. Schröder, Lothar / Manfred Lotsch (Hg.): Zeitungen Und Ihre Zeit: 300 Jahre Düsseldorfer Presse. Düsseldorf: Droste, 2012, S. 87-96.
  • Kürschner, Joseph: Handbuch der Presse. Berlin / Eisenach / Leipzig : Hermann Hillger Verlag, 1902, S. 324.
  • Löffler, Kl.: Geschichte der katholischen Presse Deutschlands, Mönchengladbach 1924.
  • Michels, Reinhold: Die Presse mitten im Kulturkampf. In: Schröder, Lothar / Manfred Lotsch (Hg.): Zeitungen Und Ihre Zeit: 300 Jahre Düsseldorfer Presse. Düsseldorf: Droste, 2012, S. 71-77.
  • Risse, Heinrich: Das Nachrichtenbedürfnis in einer Provinzgrossstadt und seine Befriedigung durch die Tagespresse. (Studie über das Düsseldorfer Zeitungswesen von 1880-1914). Dissertation, Heidelberg 1921.
  • Schröder, Lothar / Manfred Lotsch (Hg.): Zeitungen und ihre Zeit: 300 Jahre Düsseldorfer Presse. Düsseldorf: Droste, 2012.
  • Stöcker, Hans: Düsseldorfer Zeitungskunde: Ein Überblick über Die Düsseldorfer Zeitungen Und Allgemeinen Zeitschriften Von 1723 Bis 1947. Düsseldorf: Bastion, 1947, S. 36.
  • Stöcker, Hans: 250 Jahre Düsseldorfer Presse. Bd. 3 der Reihe „Journalismus“, hrsg. v. Emil Dovifat / Karl Bringmann, Düsseldorf: Rheinisch-Bergische Druckerei- und Verlagsgesellschaft m. b. H. 1962, S. 25-26.
  • Stump, Wolfgang: Geschichte Und Organisation Der Zentrumspartei in Düsseldorf 1917 - 1933. Düsseldorf: Droste, 1971.
  • Vollmer, Frank: Presse unterm Hakenkreuz. In: Schröder, Lothar / Manfred Lotsch (Hg.): Zeitungen Und Ihre Zeit: 300 Jahre Düsseldorfer Presse. Düsseldorf: Droste, 2012, S. 87-104.