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Buersche Volkszeitung

Bestandhaltende Institution

Institut für Zeitungsforschung

Verfasst von

Fabian Jörgens (2020), Institut für Zeitungsforschung

Die Buersche Volkszeitung erschien zunächst in der Stadt Buer, die am 1. April 1928 gemeinsam mit den Städten Horst und Gelsenkirchen zur Stadt Gelsenkirchen-Buer vereinigt wurde. Als man am 21. Mai 1930 die Stadt in Gelsenkirchen umbenannte, wurde Buer zum Stadtteil. Im Jahr 1920 lebten knapp 94.000 Menschen in Buer. Die Buersche Volkszeitung war ein eigenständiges Blatt, dessen Verbreitungsgebiet in Buer selbst, aber auch in den angrenzenden Gebieten lag. In ihrer Geschichte erschien die Buersche Volkszeitung nahezu durchgehend. Allerdings spürte auch sie die Folgen der Ruhrbesetzung Anfang der 1920er Jahre. Wie aus einer Umfrage von 1928 hervorgeht, wurde sie in dieser Zeit nicht veröffentlicht. Die Buersche Volkszeitung wurde fast durchgehend vom Felix Post Verlag herausgegeben, der sich an den weltanschaulichen und politischen Werten des Zentrums orientierte. Die Ausnahme bildet hier die Zeit zwischen 1933 und 1945, in der die Zeitung unter dem Einfluss der Nationalsozialisten stand.

Geschichte der Buerschen Volkszeitung

Zum ersten Mal erschien die Buersche Volkszeitung am 27. November 1919 im Felix Post Verlag unter dem Namen Neueste Nachrichten – Tageblatt für das westliche Kohlenrevier. Am 1. April 1928 erhielt sie den Namen Buersche Volkszeitung - Neueste Nachrichten, den sie bis zum 31. Dezember 1933 trug. Ab dem 1. Januar 1934 erschien sie bis zum 30. Juni 1940 unter dem Namen Vestische Neuste Nachrichten – Volkszeitung für das nördliche westfälische Kohlenrevier. In der ersten Ausgabe wurde der Namenswechsel wie folgt begründet: „Die am 1. Januar auf Grund gesetzlicher Bestimmungen in Kraft tretende Neureglung des Anzeigen-Wesens hat uns Veranlassung gegeben, die in unserm Verlage erscheinenden drei Tageszeitungen Buersche Volkszeitung, Horster Volkszeitung, Marler Tageblatt zusammenzufassen unter dem Sammeltitel ‚Vestische Neueste Nachrichten‘ Buersche Volkszeitung, Horster Volkszeitung, Marler Tageblatt, Volkszeitung für das nördliche westfälische Kohlenrevier. Die drei Ausgaben für Buer, Horst und Marl bleiben jedoch in ihrer bisherigen Textgestaltung selbstständig bestehen. Der neue Sammeltitel, der übrigens dem ursprünglichen Titel unseres Blattes entspricht, soll lediglich die innige Verbundenheit der drei Blätter zum Ausdruck bringen. Alle Anzeigen, die für die „Vestischen Neuesten Nachrichten“ aufgeben werden, erscheinen gleichzeitig in allen drei Ausgaben.“

Ziel der Neuregelung des Anzeigewesens des Werberats der Deutschen Wirtschaft vom 12. September 1933, die am 1. Januar 1934 in Kraft trat, war u.a. die Verstaatlichung des Anzeigewesens („Das deutsche Anzeigewesen erfährt eine vollständige und grundlegende Neuregelung durch den Staat selbst“; „Die Durchführung der Bekanntmachungen des Werberats ist gesetzlicher Zwang“), die sich u.a. in einer „einheitlichen Normung der Spaltbreiten, bindenden Vorschriften für Anzeigepreislisten […] und einheitlichen Geschäftsbedingungen“ widerspiegelte. Im Folgenden wurde die Zeitung mit acht anderen Blättern des mittleren Ruhrgebiets – aus Gelsenkirchen kamen noch die Horster Zeitung, die Buersche Zeitung und die Gelsenkirchener Zeitung hinzu – in den Westfälischen Beobachter zwangsüberführt; die Vestischen Neuesten Nachrichten fanden sich von da an in der Ausgabe Buersche Zeitung wieder. Diese erschien vom 1. Juli 1940 bis zum 19. März 1945 und war das parteiamtliche Gauorgan der NSDAP. Ab dem 6. September 1946 erschien der Neue Westfälische Kurier, der mit der Lizenz der britischen Militärregierung veröffentlicht wurde; der Kurier wurde in Hamm gedruckt und in Werl herausgegeben. Nachdem der Lizenzzwang aufgehoben wurde, konnte der Felix Post Verlag die Lokalausgaben des Neuen Westfälischen Kuriers am 1. Juni 1949 übernehmen und nun in Gelsenkirchen drucken und verlegen. Die Lokalausgabe für Buer wurde anfangs ohne spezifischen Namen publiziert, erst ab dem 1. Oktober 1949 erhielt die Buersche Ausgabe den Titel Buersche Volkszeitung, die bis zum 31. März 1954 erschien. Der Neue Westfälische Kurier knüpfte – wie der Titel zeigte – direkt an die Tradition der Buerschen Volkszeitung an. Er wurde wieder vom Felix Post Verlag herausgegeben und in Gelsenkirchen gedruckt und verlegt. Zudem orientierte sich der Neue Westfälische Kurier, ähnlich wie die Buersche Volkszeitung bis 1933, wieder an den weltanschaulichen und politischen Werten des Zentrums. Dadurch wollte der Felix Post Verlag an die bisherige Leserschaft anknüpfen und bei ihnen eine lokale Identität herausbilden. Am 1. April 1954 übernahmen die Ruhr-Nachrichten den Neuen Westfälischen Kurier; die Lokalausgabe wurde in Gelsenkirchen nun Ruhr-Nachrichten – Gelsenkirchener Anzeiger genannt. Bis zum 31. März 1966 wurde hier eine Buersche Lokalausgabe veröffentlicht.

Erscheinungsweise

Die Buersche Volkszeitung war in ihrer Geschichte immer eine Tageszeitung. Die Neuesten Nachrichten – Tageblatt für das westliche Kohlenrevier erschienen jedoch nicht Sonn- und Feiertags, im Gegensatz zu ihren Nachfolgern. Sowohl die Buersche Volkszeitung – Neuste Nachrichten als auch die Vestischen Neusten Nachrichten – Volkszeitung für das nördliche westfälische Kohlenrevier waren auch am Sonntag erhältlich. Über die Auflage der jeweiligen Zeitungen sind keine Angaben bekannt.

Umfang

Betrug der Umfang der Neuesten Nachrichten noch rund 24 Seiten, variierte der Umfang in der Buerschen Volkszeitung zwischen acht und 24 Seiten. Die nachfolgenden Vestischen Neuesten Nachrichten umfassten in der Regel zehn Seiten, konnten aber zwischen acht und 16 Seiten variieren.

Themen

Thematisch ging es in den Neuesten Nachrichten um regional relevante Themen, vorwiegend um Buer selbst. Zusätzlich war es das „Veröffentlichungsblatt sämtlicher amtlicher Bekanntmachungen der Stadt und des Amtsgerichts Buer.“ Die Buersche Volkzeitung hingegen widmete sich im Gegensatz zu ihrem Vorgänger stärker überregionalen Inhalten; hierbei wurde der Einfluss der Nationalsozialisten allerdings bereits sichtbar. Einen globaleren Schwerpunkt bei der Berichterstattung verfolgten die Vestischen Neuesten Nachrichten. Der Aufbau der Volkszeitung und der Vestischen Neuesten Nachrichten war sehr ähnlich. In beiden Blättern wurde zunächst über deutschlandweite Ereignisse berichtet, ehe Nachrichten aus dem Ausland folgten. Erst dann wurde über regionales Geschehen berichtet. Über die Neuesten Nachrichten lässt sich über den Aufbau keine verlässliche Aussage treffen, da derzeit nur ein Exemplar – eine Sonderausgabe – vorliegt.

Beilagen

Die Neuesten Nachrichten hatten keine Beilagen. Zur Buersche Volkszeitung erschien wöchentlich das Wochenbild und der Vestische Hausfreund, zweiwöchentlich die Modeschau und monatlich Das Heft. Der Nachfolger Vestische Neueste Nachrichten ersetzte die Beilagen durch neue wie „Das Bunte Leben“, die bereits Teil der Buerschen Volkszeitung war und in der über sämtliche Facetten des kulturellen Lebens berichtet wurde. Des Weiteren lagen ihr die Sportschau, Freude und Humor, Für unsere jungen Freunde, katholische Jugend, Heimgarten, Bilder der Heimat und Handel und Wirtschaft bei.

Quellen und Literatur

  • Institut für Stadtgeschichte: Buersche Volkszeitung; Zugriff: 30.10.2020).
  • Dieter Horst: Verzeichnis der Zeitungen. Institut für Stadtgeschichte, Stadtarchiv Gelsenkirchen, Gelsenkirchen 2007, S. 5–6.
  • Auflistung und Beschreibungen von Zeitungen. Zeitschriften des westfälisch-niederrheinischen Raumes (1928), 1. Teil.: Westfälisch-Niederrheinisches Institut für Zeitungsforschung. Dortmund Markt 16. Fragebogen Buersche Volkszeitung (Umfrage).