Bielefelder Abend-Zeitung / Minden-Ravensberger Zeitung
BESTANDHALTENDE INSTITUTIONEN
BESCHREIBUNG VERFASST VON
Ulrich Schmidt (2024)
Geschichte und Entwicklung
Bielefelder Abend-Zeitung (1923-1924)
Zum ersten Mal erschien die Bielefelder Abend-Zeitung mit dem Untertitel Minden-Ravensberger Zeitung am 2.1.1923. Geschäftsstellen in Detmold, Herford und Rinteln verweisen auf ein großes Verbreitungsgebiet.
Mitten in einer nicht enden wollenden Inflation wagte es Carl August Gelpke-Müller mit einer neuen Tageszeitung auf den ohnehin gut besetzten Bielefelder Zeitungsmarkt. Laut Impressum der Erstausgabe war Gelpke-Müller als Hauptschriftleiter für das Ressort Politik zuständig, für den Bielefelder Lokalteil sowie Kunst und Wissenschaft war der Bielefelder Redakteur A. Arens zuständig, der übrige redaktionelle Teil wurde von Ernst Schrewe in Herford verantwortet. Redaktionell geführt wurde die Zeitung von Herford aus. Im dortigen Adressbuch 1924-25 wurde Gelpke-Müller als Chefredakteur aufgeführt. Gedruckt wurde die Zeitung im Verlag der Lippisch-Westfälischen Vereinsdruckereien mit Niederlassungen in Bielefeld, Herford und Detmold. Die Verbindung nach Detmold ist interessant. Dort erschien neben der „Lippischen Landes-Zeitung“ die „Lippische Tageszeitung“. Der damalige Schriftleiter Willy Bruder hatte die Lippische Tageszeitung 1920 an den Hugenberg-Konzern verkauft.
Am 4.1.1923 ordnete die 113 Jahre alte Bielefelder „Westfälische Zeitung“ die politische Ausrichtung des neuen Blattes ein: Es sei eine „Gründung der Deutschnationalen Volkspartei“, der auch Alfred Hugenberg angehörte. Sie betonte den ausgesprochen agrarischen Charakter des Blattes, da es sich „vorzugsweise auf die landwirtschaftliche Bevölkerung stützen will“, die für die Gründung nicht nur finanzielle Mittel, sondern auch „landwirtschaftliche Produkte“ gespendet habe. Im Übrigen sah die Redaktion in der Bielefelder Abend-Zeitung keine Konkurrenz, sie prognostizierte ihr angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Umstände nur eine kurze Existenz. Überdies stellte die Westfälische Zeitung fest, dass die Abend-Zeitung „größtenteils“ aus Texten der „Neuen Westfälischen Volkszeitung“ zusammengestellt wird, denn diese wurde ebenfalls in der Westfälisch-Lippischen Vereinsdruckerei (Lippisch-Westfälische Vereinsdruckerei), in Herford gedruckt. Diese konservative Zeitung wiederum, 1877 in Bielefeld gegründet, war 1912 nach Herford verlegt worden und stand ebenfalls der Deutschnationale Volkspartei (DNVP) nahe (Lüpke 2014).
Am 6.1.1923 informierte die Lippische Post in Lemgo ihre Leser über die Neuerscheinung. Demnach ist die Bielefelder Abend-Zeitung eine „Gründung des Vera-Konzerns, dem der deutschnationale Reichstagsabgeordnete Hugenberg nahesteht.“ Das Blatt vertrete die Interessen der Deutschnationalen Volkspartei. Die neue Zeitung wurde also auch außerhalb Bielefelds wahrgenommen.
Zum Zeitpunkt der Erstausgabe der Abend-Zeitung hatte Reichskanzler Wilhelm Cuno, im November 1922 von Reichspräsident Ebert ernannt, vor Hamburger Honoratioren eine Rede gehalten mit einem Vorschlag zur Verständigung mit Frankreich und England in der Frage der Reparationen. Und das vor dem Hintergrund der Besetzung des Rheinlandes durch Belgien und Frankreich. Der Redaktion, also vermutlich Carl August Gelpke-Müller, kommt es „geradezu tollkühn“ vor, in diesen Zeiten des Zeitungssterbens neu zu erscheinen. Aber es müsse gewagt werden, so Gelpke-Müller, denn „Deutschland ist krank“ und zu seiner Gesundung sei es nötig, „tief und rücksichtslos das Messer an die eiternden Wunden zu legen.“ Zwar taumele das Volk dem Abgrund entgegen, aber im Streit gegen jene, „die unter Preisgabe ihres Deutschtums sich dem Joche Moskaus beugen“ oder „in törichter Schwärmerei für Völkerverbrüderung das eigene Volk“ vergessen, will die Redaktion alle vereinen, „die Deutsch und national denken.“ (2.1.1923) Gelpke-Müller hat also eine Mission.
Im November 1923 hatte die Redaktion Gelegenheit, sich zu beweisen. Der zu Jahresanfang noch gelobte Reichskanzler Cuno trat zurück. Ein massiver Streik hatte zu Rücktrittsforderungen geführt. Die Abend-Zeitung sah die Sozialdemokratie am Ziel ihrer Wünsche. Zwar stellte sie nicht den Kanzler, aber das Kabinett werde den Geist des „Erfüllungskanzlers“ atmen – gemeint war der Vorgänger Cunos, Reichskanzler Joseph Wirth. Denn die zu diesem Zeitpunkt zwar noch nicht bekannte Kabinettsliste werde dem neuen Reichskanzler Stresemann – auf ihn lief es hinaus – aber einen sozialdemokratischen Klotz am Bein bescheren.
Allgemeine Zeitung für Westfalen (1924–1925)
Im November 1924 geschah überraschendes. Die Bielefelder Abend-Zeitung verabschiedete sich von ihren Lesern, um ab dem 8.11.1924 als „Allgemeine Zeitung für Westfalen“ im Verlag „Bielefelder Zeitung Verlags-Gesellschaft“ zu erscheinen. Zum einen fiel der Redaktion auf, dass zwischen Titel und Erscheinungszeitpunkt ein Widerspruch bestand. Das Abendblatt erschien mittlerweile morgens. Wichtiger aber war der Erfolg. Laut Eigenauskunft hatte sich die Auflage der Zeitung um 3.000 täglich verkaufte Exemplare erhöht. Überdies hatte sich das Verbreitungsgebiet auf die Kreise Halle, Wiedenbrück und die Stadt Gütersloh erweitert. Die „Bielefelder Abendzeitung“ wurde nun zusammen mit dem „Gütersloher Anzeiger“ und der „Haller Kreiszeitung“ im Untertitel aufgeführt. Die erhöhte Auflage führte zu Verbesserungen: Ausbau des eigenen Nachrichtendienstes, Erweiterung des Kurszettels, Errichtung einer Berliner Vertretung mit eigenem Korrespondenten.
Am 24.12.1924 wurde Carl August Gelpke-Müller von Rudolf Triebel als Redakteur ersetzt. Das Jahr 1925 wurde für die Allgemeine Zeitung turbulent. Am 9.2.1925 mokierte sich die sozialdemokratische Volkswacht über die finanzielle Krise der Allgemeinen Zeitung. Der Redaktion war ein Rundschreiben der DNVP zur Kenntnis zugespielt worden, in dem „marktschreierisch“ zur finanziellen Rettung der Zeitung aufgerufen wurde. Es fehlten zwar 20.000 Mark, aber: „Mit dringlichen Worten wird darum gebeten, daß nun wenigstens eine Mark gespendet wird“. Die Volkswacht zog daraus die Schlussfolgerung, dass „bestimmte besitzende Kreise“ nur solange ihre schützende Hand über ein Objekt halten, wie es ihnen Vorteil verspricht.
Am 14.3.1925 kündigt die Allgemeine Zeitung zwei Beilagen an: „Die Illustrierte A. Z.“ und „Bilder von Feld und Hof“.
Kurz danach nahm sich auch die Westfälische Zeitung wieder einmal der Allgemeinen Zeitung und deren finanziellen Schwierigkeiten an. Das Vorhaben, den Druck der Allgemeinen Zeitung 1924 von Herford nach Bielefeld zu verlegen, musste zwei Monate später rückgängig gemacht werden, was die Westfälische Zeitung am 4.4.1925 mit „Routine“ im „Sanieren des kranken Unternehmens“ kommentierte. Grund für die erneute öffentliche Auseinandersetzung mit der Konkurrenz war der Versuch der Herausgeber der Allgemeinen Zeitung, finanzielle Unterstützer dadurch zu finden, dass der Ruf der Konkurrenz – die „nationale Zuverlässigkeit“ – in Zweifel gezogen werde. Dagegen wehrte sich die Redaktion, indem sie das merkwürdige Geschäftsgebaren auflistete: In ihrer Anfangszeit als Abend-Zeitung wurden „haufenweise Gratisinserate“ aufgenommen, ebenso schwankte die Auflagenzahl beträchtlich. Seit der Rückübersiedlung nach Herford „vegetiert“ das Blatt also wie zuvor vor sich hin. Am 11.4.1925 legte die Redaktion der Westfälischen Zeitung nach. Noch einmal wird die massenhafte Vergabe von kostenlosen Inseraten erwähnt mit dem Zusatz, dass ein Prozess dazu nicht stattfinden konnte, weil „der Verlag des beklagten Blattes sich mittlerweile in eine andere Gesellschaft verwandelt hatte“ und sich daher nicht mehr zuständig fühlte. Des Weiteren wird nun die Sache mit der Auflagenhöhe durchleuchtet. In dem für die Branche damals maßgeblichen Mosse Zeitungskatalog für 1925 gab die Bielefelder Abend-Zeitung eine Auflagenhöhe von 11.000 Exemplaren an. Die Westfälische Zeitung korrigierte diese Zahl „aufgrund authentischen Materials“ auf etwa 2.000 Exemplare, und vergisst nicht zu erwähnen, dass der Niederrheinisch-Westfälische Zeitungsverleger-Verein auf einer öffentlichen Korrektur der falschen Angaben bestand. Die Unterlassung dieser Korrektur begründete der Verlag damit, dass diese Vorgänge vom Vorgängerverlag zu verantworten seien, nicht von ihm. Die Westfälische Zeitung kommentiert derartiges Verhalten des Verlages trocken damit, „dass [dieser] chamäleonartig innerhalb von zwei Jahren schon dreimal die Firma gewechselt hat.“
Die sozialdemokratische Volkswacht nahm in ihrer Ausgabe vom 16.12.1925 unter der Überschrift „Die >Allgemeine Zeitung< erdolcht sich“ ausführlich Stellung. Schon im Einleitungssatz wies die Redaktion darauf hin, dass die Allgemeine Zeitung „um ihren Zusammenbruch nach Verbrauch der letzten Vera- und Hugenbergzuschüsse zu vermeiden“ Bielefeld wohl gern ein „Sensatiönchen“ beschert hätte. Aber es war ja nicht mal mehr ein Sensatiönchen, denn die Vorwürfe waren schon längst entkräftet. In diesem Einleitungssatz ist der Hinweis auf die Vera- und Hugenbergzuschüsse der Schlüssel für das Verhalten der Zeitung. Zur Erinnerung: 1920 verkaufte der damalige Schriftleiter und Eigentümer Willy Bruder die Lippische Tageszeitung an den Hugenberg-Konzern. Gedruckt wurde diese Zeitung im Verlag der Lippisch Westfälischen Vereinsdruckereien mit Niederlassungen in Bielefeld, Herford und Detmold. In diesem Druckereiverband wurde auch die Abend-Zeitung Bielefeld gedruckt. Und, wie die Allgemeine Zeitung für Westfalen am 26.6.1925 mitteiltte, hatte die Bielefelder Druck- und Verlagshaus-GmbH. in Schildesche ein Gebäude gekauft, in dem zukünftig die Zeitung in „vollständig neuem Gewande“ erscheinen würde. Doch es blieb bei einer Ankündigung. Am 31.12.1925 wurde die Allgemeine Zeitung für Westfalen vermutlich eingestellt. Am 16.1.1925 übernahm die Beckumer Volks-Zeitung die Meldung vom Konkurs der Allgemeinen Zeitung für Westfalen aus der Gütersloher Zeitung. Die Konkurseröffnung, so heißt es in der Meldung, „dürfte den Schlußpunkt in der wenig ruhmvollen Geschichte“ dieser Zeitung darstellen.
Personalia:
Bielefelder Abend-Zeitung (01.01.1923 – 08.11.1924)
- 01.01.1923 – 08.11.1924: Hauptschriftleiter Carl August Gelpke-Müller (ab 14.12.1922 – 31.12.1923 auch Hauptschriftleiter bei der Lippischen Tageszeitung Detmold)
Allgemeine Zeitung für Westfalen (08.11.1924 – 31.12.1925)
- 09.11.1924 – 14.12.1924: Hauptschriftleiter Carl August Gelpke-Müller
- Ab 16.12.1924 wechselnd: Schriftleiter/Leiter Politik
- 16.12.1924 – 04.04.1925: Rudolf Triebel
- 05.04.1925 – 25.06.1925: Heinrich Haase
- 26.06.1925 – 13.09.1925 i.V. Dr. Piepenbrink
- 15.09.1925 – 02.10.1925 Heinrich Haase
- 03.10.1925 – 08.11.1925 Hans Koch
- 10.11.1925 – 31.12.1925 J. W. Gerh. Farwick
- Vom 04.02.1923 – 31.12.1925 ist Gerhard Farwick durchgehend für den „örtlichen Teil sowie für Kunst und Wissenschaft“ zuständig.
Inhalt und politische Ausrichtung
Organ der Deutschnationalen Volkspartei
Am 7.6.1925 wurden für Bielefeld „Nationalpolitische Abende“ angekündigt. Die Bielefelder Ortsgruppe der Deutschnationalen Volkspartei wollte insgesamt sechs Abende mit Vorträgen zu deutschlandpolitischen Themen veranstalten. Für den ersten Abend am 10. Juni wurde Dr. Piepenbrink aus Detmold als Referent angekündigt zum Thema „Vom deutschen Staat“. Vom 26.06.1925 – 13.09.1925 war Dr. Piepenbrink Leiter der Politik beim Blatt.
Im Dezember 1925 wurde die Redaktion der Allgemeinen Zeitung für Westfalen erneut auffällig. Unter der Überschrift „Politische Korruption in Bielefeld‘?“ druckte sie am 13.12 1925 einen Artikel, in dem Stadtrat Binder (SPD), Dezernent des Wohlfahrtsamtes, vorgeworfen wurde, in einem Insolvenzfall sich bei der Stadtsparkasse Bielefeld für die betroffene Firma eingesetzt zu haben, nachdem die Sparkasse den beantragten Kredit verweigert habe. Daraufhin wurde der Kredit doch bewilligt. Der Stadtrat soll dabei „nicht ohne Entschädigung Fürsprecher der parteilich befreundeten Firma gewesen sein“. Die Empörung der anderen Bielefelder Tageszeitung ist einhellig. Die Westfälische Zeitung gab die Erklärung des Bürgermeisters Köllner im Wortlaut wider, erklärte jedoch im Vorspann, dass es sich bei den kolportierten Gerüchten um einen Vorgang handele, die schon im Frühjahr dieses Jahres im Umlauf waren und durch Gerichtsverfahren erledigt wurden. Der Bürgermeister erklärte sämtliche Gerüchte für haltlos und verwies auch auf die Klärung im Frühjahr.
Periodizität und Auflage
Die Bielefelder Abend-Zeitung erschien täglich außer montags.
Auflage
- 1924: 3.000
- 1925: 11.000 (Mosse) vs. 2.000 (Westfälische Zeitung)
Beilagen
- Die Illustrierte A. Z.
- Bilder von Feld und Hof
- Für die Feierstunde
- Das nationale Leben
- Die deutsche Frau
- Aus der Geisteswelt
- Allgemeine Sportzeitung
- Aus dem Reiche der Technik
Historische Einordnung: Der Hugenberg-Konzern
An dieser kurzen und wechselvollen Geschichte der Bielefelder Abend-Zeitung/Allgemeine Zeitung für Westfalen lässt sich das Wirken des Hugenberg Konzerns beobachten. Für Alfred Hugenberg (1865 – 1951) war Politik ein Unternehmen, das nach geschäftlichen Grundsätzen geführt werden müsse. Dazu gehörten nach seinen Grundsätzen: Zentralisierung aller von der Schwerindustrie an politische Parteien gegebenen Mittel; Systematische Beeinflussung der auswärtigen Politik durch Manipulation der Nachrichten- und Inseratenverteilung und zu guter Letzt der Ausbau eines „Meinungsfabrikations-Konzerns“ (Vorstand der SPD 1929).
Der Weg zu diesem Konzern verlief in etwa so: Nach Karrieren bei der Preußischen Ansiedlungskommission in Posen, Verbandsdirektor der Raiffeisenkassen ebendort und als Vortragender Rat im preußischen Finanzministerium wurde der Volljurist A. Hugenberg 1907 Vorsitzender des Bergbaulichen Vereins in Essen. 1909 wechselte er in den Vorsitz im Direktorium der Friedrich Krupp AG in Essen. Nachdem er realisiert hatte, dass die Schwerindustrie immer wieder um Geld gebeten wurde, veranlasste er, dass jede Bitte um Geld, die an einen Industriellen herangetragen wurde, zu ihm kommt. Er sondierte die Lage des Petenten und gewährte Geld nach seinen Bedingungen. Sein erster großer Coup war die sukzessive Übernahme des Scherl Konzerns. 1917 gründete er die Vera Verlagsanstalt, deren einzige Aufgabe war, in wirtschaftliche Not geratene Zeitungen zu beraten und zu betreuen. Und wer deren Rat angenommen hatte, wurde so gut wie nie wieder herausgelassen. Zeitungen mit Finanzbedarf wurden zur 1922 gegründeten Mutuum Darlehns AG, Hugenbergs Zeitungsbank, weitergereicht. Vera und Mutuum wiederum waren durch Vertrag und Personalunion eng verbunden. Über Mutuum konnten Personen, die finanziell an Zeitungen interessiert waren, anonym bleiben. Ihr Interesse wurde von Vera und Mutuum vertreten, was den Vorteil hatte, dass systematische Zusammenarbeit mit weiteren Geldgebern möglich war. Das System funktionierte vor allem, weil eben hinter den Kulissen gehandelt wurde. Nach außen drang allenfalls, dass ein Schriftleiter oder die Druckerei gewechselt wurde. Niemand wusste, wessen Interessen die Zeitungen eigentlich dienten. Schon 1918 hatte Matthias Erzberger im Reichstag geschildert, wie die Zeitungen verleitet wurden, sich den Interessen Hugenbergs zu beugen. Sie erhielten z.B. komplett mit Inseraten gefüllte Seiten. Gelegentlich wurden sogar Inserate für eine Platzierung unter den Leitartikel ausgegeben. Oder die Zeitungen wurden weit über Wert eingekauft.
Da die Provinzzeitungen redaktionell eher unterbesetzt waren, lieferte Hugenbergs „Wipro“, Wirtschaftsstelle für Provinzzeitungen, Manuskripte oder gar ganze Seiten, sogenannte Matern. So hatte sich, grob formuliert, Hugenberg mit tatkräftiger Finanzhilfe der Schwerindustrie seinen Meinungsfabrikations-Konzern gezimmert. Und so ließ sich auch sein Credo „an der Zeitung darf kein Geschäftsinteresse kleben“ (Mendelssohn 1959) durchsetzen.
Literatur und Quellen
- Lüpke, Reinhard : Spiegel der Gesellschaft Entstehung und Entwicklung der Bielefelder Presse von 1811 bis heute, in: Andreas Beaugrand (Hg.): Stadtbuch Bielefeld 1214 – 2014, Bielefeld 2014, S. 660–663.
- Mendelssohn, Peter de: Zeitungsstadt Berlin. Menschen und Mächte in der Geschichte der deutschen Presse, Berlin 1959, S. 186.
- Mosse, Rudolf: Zeitungskatalog, Berlin 1925.
- Geschäft und Politik Hugenbergs hrsg. vom Vorstand der SPD [Berlin], 1929. - 15 S., hier S. 5 Sozialdemokratische Partei Deutschlands: Sozialdemokratische Parteikorrespondenz / Sonderausgabe 4.