Bürener Zeitung
Bestandhaltende Institution
Stadt- und Kreisarchiv Paderborn
Beschreibung verfasst von
Wilhelm Grabe (2018), Stadt- und Kreisarchiv Paderborn
Geschichte und Entwicklung, politische Ausrichtung
Anfang November 1896 erschien die erste Ausgabe der „Bürener Zeitung“, gegründet als Ableger der ab 1892 bestehenden „Geseker Zeitung“. Das politische Programm wurde wie folgt zusammengefasst: „Treu zu Kaiser und Reich, und treu zu unserer katholischen Kirche“. Verleger Leo Flamm (1862-1925) und sein Geschäftspartner, der Geseker Unternehmer Carl Andreas Engels (1856-1926), verkauften aber bereits ein Jahr später an den aus Köln stammenden Buchhändler und Journalisten Peter Nikolaus Esser (1856-1901) in Büren. Nach dessen Tod geriet der kleine Betrieb vorübergehend in Turbulenzen, es gelang jedoch der Witwe Sophie Theresia Esser (1858-1918), Buchdruckerei und Verlag fortzuführen. Ebenfalls im Verlag P. N. Esser wurde das „Amtliche Kreis-Blatt für den Kreis Büren“ hergestellt, das von 1897 bis 1918 einmal wöchentlich gedruckt wurde und damit den ungeliebten „Sauerländischen Anzeiger“ als Amtsblatt ablöste.
Weitere Entwicklungen
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs ging das „Amtliche Kreis-Blatt“ in der „Bürener Zeitung“ auf. Außerdem begann Peter Esser (1899-1945) mit dem Druck des Kopfblattes „Sintfeldbote“. Wie viele andere Verleger stand er vor dem Problem, den veränderten Kommunikationsbedürfnissen der Zeit durch Investitionen Rechnung tragen zu müssen. Aus diesem Grunde suchte Esser im Oktober 1922 vorübergehend Anschluss an die Zeitungsverlags-Gesellschaft Nordwestdeutschland mbH (ZENO). Im Mai 1924 trafen sich auf Initiative von Carl Laumanns (1881-1960), dem Verleger des Lippstädter „Patrioten“, in Altenbeken fünf mittelständische, dem Zentrum nahestehende Zeitungsverlage aus Ostwestfalen, um sich nach dem Vorbild der ZENO zur Westfälischen Zeitungs-Verlagsgesellschaft (WZV) zusammen zu tun. Peter Esser schloss sich der WZV an. Für die „Bürener Zeitung“, die mit dem Übergang jetzt wochentäglich erschien, bedeutete dies einen erheblichen Qualitätsgewinn. Der Zeitungsmantel wurde in Lippstadt erstellt, die Lokalteile in den jeweiligen Verlagsorten hinzugefügt. Ende 1924 zog sich Esser ganz aus dem Verlagsgeschäft zurück. Die „Bürener Zeitung“ war nunmehr ein Kopfblatt des „Patrioten“. Aufgrund einer Verfügung des Werberates der deutschen Wirtschaft musste die „Bürener Zeitung“ ihren Namen ändern und erschien ab Spätsommer 1935 als Ausgabe des „Patrioten“. Kriegsbedingt wurden im April 1943 die drei Lokalausgaben des „Patrioten“ zu einer einzigen zusammengefasst, so dass nun auch der Hinweis auf die „Bürener Zeitung“ aus dem Zeitungskopf verschwand. Ostern 1945 erschien dann die für längere Zeit letzte Ausgabe der Lippstädter Zeitung. Carl Laumanns hatte sich 1936 auf Druck des NS-Regimes von der Geschäftsführung des „Patrioten“ verabschieden müssen, blieb aber Eigentümer des Zeitungsverlags; sein als politisch unzuverlässig geltender langjähriger Chefredakteur Franz Auer (1886-1938) wurde ebenfalls im Mai 1936 abgelöst. – 1949 lebte die „Bürener Zeitung“ wieder auf, und zwar erneut unter der Flagge des „Patrioten“, der eine Verlagsgemeinschaft mit der Hagener „Westfalen-Post“ gebildet hatte. Die Kooperation zwischen beiden Blättern währte bis 1960, anschließend erschien die „Bürener Zeitung“ als Kopfblatt der „Westfalen-Post“, die aber im Sommer 1967 ihr Engagement in den Kreisen Büren und Paderborn beendete.