Westfälische Volks-Zeitung

BESTANDHALTENDE INSTITUTIONEN

Stadtarchiv Bochum, Stadtarchiv Hattingen, Mikrofilmarchiv der deutschsprachigen Presse

BESCHREIBUNG VERFASST VON

Katharina Leoni Krause (2025), Westfälische Hochschule Gelsenkirchen

Westfälische Volkszeitung (1872-1934)

Geschichte und Entwicklung

Verlag und Druck: Bochum, Märkische Vereinsdruckerei

Die „Westfälische Volks-Zeitung“ erschien ab dem 1. Juli 1872, bis sie ab dem 17. Mai 1934 von der „Volks-Zeitung für den rheinisch-westfälischen Industriebezirk“ fortgesetzt wurde.

Doch am 15. Juni 1872 ging bereits eine Probenummer der Zeitung, an alle Katholiken in Bochum raus, um diese zu animieren, ein Abonnement abzuschließen. Gegründet wurde die Zeitung unter anderem durch den Bochumer Bürgermeister Max Greve und den Direktor der Sparkasse Bochum. Die redaktionelle Leitung übernahm Josef Blum. Dieser jedoch wurde im Juni 1873 inhaftiert, dann folgten nach und nach Geld- und Gefängnisstrafen. Das Blatt stand unter Kontrolle und Verfolgung amtlicher Organe. Im März 1875 erfolgte dann schließlich Blums Ausweisung, weil er österreichisch-ungarischer Staatsbürger war. Die redaktionelle Leitung übernahm schließlich Suren, doch auch er blieb unter Kontrolle und musste ohne klar ersichtlichen Grund für ein halbes Jahr in Haft. Ab dem 12. Mai 1884 übernahm Johannes Fußangel die redaktionelle Leitung und engagierte sich nebenbei als Zentrumspolitiker. Seinen Schwerpunkt legte er auf soziale Nöte innerhalb der Gesellschaft.

Bis zum Ende des Jahres 1891 schrieb sich die Zeitung „Westfälische Volkszeitung“, gesichert ab 1916 „Westfälische Volks-Zeitung“. Die verschiedenen Ausgaben, deckten verschiedene Regionen ab. Die Bezirksausgaben hatten u. a. folgende Titelzusätze: Bochumer Stadtanzeiger, Wattenscheider Volkszeitung und Hattinger Volkszeitung. Eine offene Handelsgesellschaft, Buchdruckerei und Verlag führten die dem Zentrum nahestehende Zeitung „Neue Bochumer Volkszeitung“. 1911 übernahm die Märkische Vereinsdruckerei die Zeitung, was dazu führte, dass diese mit der „Westfälischen Volkszeitung“ verschmolzen ist.

Inhalte und politische Ausrichtung

Der Untertitel der Zeitung „fortes in fide“ bedeutet übersetzt „stark im Glauben“ und lässt auf eine katholische Ausrichtung der Zeitung schließen. Von ihrer Gründung an wurde die „Westfälische Volkszeitung“ durch die Weltanschauung der katholischen Religion geleitet. Die „Westfälische Volks-Zeitung“ positionierte sich im konservativ-bürgerlichen Spektrum, eng verbunden mit der Zentrumspartei. Dabei verteidigte sie die Kirche gegenüber dem Staat. Die Westfälische Volkszeitung war die größte und bedeutendste katholische Tageszeitung im Bochumer Bezirk. Außerdem war sie die erste täglich erscheinende parteipolitische Zeitung in Bochum.

Schwerpunkt war das lokale Geschehen in Bochum und Umgebung. Die gemeinwohlorientierte und bürgernahe Zeitung beinhaltete Themen zur Kommunalpolitik, zur Wirtschaft und zu den städtischen Entwicklungen. Die Zeitung lässt sich grob in fünf Überthemen unterteilen. Nationale und internationale politische Themen und Berichterstattung zur Regierung, zum Reichstag und zur Zentrumpolitik sind fester Bestandteil der „Westfälischen Volks-Zeitung“. Lokale Themen aus Bochum und Umgebung und Nachrichten zur Wirtschaft und Industrie, hauptsächlich aus der Eisen- und Stahlindustrie, kommen häufig in der Zeitung vor. Das kirchliche und katholische Leben wird durch Berichte über Prozessionen, kirchliche Feiertage und Predigtauszüge in den Vordergrund gestellt. Ein letzter wichtiger Bestandteil ist Kultur und Feuilleton. Ab dem Jahr 1911 erweiterte die Zeitung ihr Angebot und vor allem der Sportteil hat eine immer größer werdende Bedeutung getragen.

Die Leserschaft wird als „Kath. Bevölkerung Groß-Bochums u. d. mittl. Ruhr“ angegeben, darunter 1,2 % Landwirte, 57 % Arbeiter, 11 % Beamte, 14,5 % Angestellte, 12 % aus den Bereichen Industrie, Handwerk und Gewerbe.

Periodizität, Auflage und Format

Die „Westfälische Volks-Zeitung“ erschien immer von Montag bis Samstag.

Auflage:

  • 1884: 3.000
  • 1893: 9.000
  • 1910: 10.500
  • 1914: 18.500
  • 1917: 20.-22.000
  • 1929: 25.000
  • 1930: 25.000
  • 1934: 14.848 (Ausgabe vom 16.5.1934), davon Ausgabe A: Westfälische Volkszeitung Bochum 9.581, Ausgabe B: Volkszeitung für Ennepe-Ruhr-Steeler Zeitung 3.662, Ausgabe C: Morgen-zeitung Wattenscheid 1.650
  • 1938: „über 11.400“ Ausgabe vom 30.3.1938), davon Ausgabe A: Westfälische Volkszeitung Bochum über 7.600, Ausgabe B: Volkszeitung für Ennepe-Ruhr / Steeler Zeitung über 2.000, Ausgabe C: Morgenzeitung Wattenscheid über 1.100

Beilagen

Eine Beilage der „Westfälischen Volks-Zeitung“ war das monatliche Heimatblatt „Zwischen den Schloten“. Dieses erschien einmal im Monat in den Jahren 1929-1939. Das Blatt wurde als Heimat und Kultur Monatsmagazin für das Ruhr und Industriegebiet konzipiert. Der Name „Zwischen den Schloten“ spielt vermutlich auf die imposante Industriekulisse mit hohen Schornsteinen an, die das Leben im Revier prägten. Themeninhalte waren unter anderem die regionale Heimatpflege, Industrie- und Alltagsgeschichten.

Ab dem Jahr 1911 wurde das Beilagen Blatt „Sonntagsfreude“ aufgenommen um den Men-schen eine breitere Vielfalt zu bieten.

Konkurrenzblatt

Ein mögliches Konkurrenzblatt war die ebenfalls konservative „Neue westfälische Volkszeitung“ (1877-1921).

Nachfolger

Die „Volks-Zeitung für den rheinisch-westfälischen Industriebezirk“ (1934-1941) vereinte die verschiedenen Bezirksaugaben und war damit Nachfolger der „Westfälischen Volks-Zeitung“. Der Titel „Westfälische Volks-Zeitung“ blieb auch im Zeitungskopf sichtbar. Diese Zeitung verfolgte ebenfalls eine katholische und konservative Linie und erschien bis zu ihrer kriegsbedingten Einstellung am 31. Mai 1941. Die Beilage „Zwischen den Schloten“ wurde beibehalten.

Literatur und Quellen

  • Handbuch der deutschen Tagespresse. (1934). Berlin: Duncker.
  • Jahn, B. (2005). Die deutschsprachige Presse : ein biographisch-bibliographisches Handbuch.
  • Jahrbuch der Tagespresse. (1928). Deutschland: C. Duncker.
  • Kind, H. (1992). Handbuch deutscher Zeitungen 1917: zum 75.Geburtstag von Verleger Dietrich Oppenberg.
  • Sperling. (1906). Sperlings Zeitschriften-Adressbuch (43. Jahrgang). Johann-Hasse-Bibliothek.
  • Hagelweide, G. (1985). Literatur zur deutschsprachigen Presse: Handbücher, Lexika, Bibliographien, Pressesammlung und -dokumentation, Organisation der Presse (Verbände), Zeitung- Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, Presse im Wechselspiel der Medien und der Öffentlichkeit. De Gruyter Saur.