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Lippische Tages-Zeitung

BESTANDsHALTENDE INSTITUTION

Lippische Landesbibliothek Detmold

BESCHREIBUNG VERFASST VON

Dr. Joachim Eberhardt (2024), Lippische Landesbibliothek Detmold

GESCHICHTE UND ENTWICKLUNG

Die „Lippische Tages-Zeitung“ (LTZ) erscheint erstmals mit einer Probenummer am 28. April 1896, dann mit der ersten regulären Nummer zum 1. Mai 1896. Dort verkündet die Redaktion als Ziel, die Zeitung werde „sich nicht in den Dienst einer bestimmten Partei stellen, sondern lediglich objektiv über die Vorgänge im Lande wie im Reiche und Auslande schnellstens berichten.“ Die Konkurrenz, allen voran die „Lippische Landes-Zeitung“, erklären die Zeitungsgründung als Schritt der Parteinahme im lippischen Thronfolgestreit; die LTZ solle „die Rechte der Bückeburger Linie vertreten“, meint die Landes-Zeitung am 24. April 1896; die „Lippische Ziegler-Zeitung“ unterstellt am, die LTZ wolle „auf das Eingehen unseres Fürstenthums hin [...] arbeiten, um dem Gelde den Sieg über Wahrheit und Recht zu verschaffen“ (zitiert nach „Lippische Landes-Zeitung“ vom 1.5.1896). Dass die Zeitgenossen damit richtig lagen, bestätigt Zeitungsgründer Willy Bruder im Rückblick auf die Geschichte seiner Zeitung in der letzten erscheinenden Ausgabe am 31.7.1938: „Der Thronfolgestreit war auch der unmittelbare Anlaß zur Gründung der Lippischen Tageszeitung“. Dies erklärt auch, warum die Zeitung im Untertitel sich zunächst „General-Anzeiger für die lippischen Fürstenthümer“ nennt, also auch in Schaumburg-Lippe gelesen werden will. Der Untertitel ändert sich erst zum 1. Juni 1906, nach dem Ende des Thronfolgestreits, nun ist die Zeitung ein General-Anzeiger „für das Fürstentum Lippe“.

Die LTZ erscheint anfangs im Format 28 x 44 cm und mit 4-6 bedruckten Seiten pro Ausgabe im dreispaltigen Satz. Das vierteljährliche Abonnement kostet 90 Pfg. Seit dem 12. Juli 1902 ist der Druck vierspaltig. Am 30. August 1904 wird das Papierformat mit der Einführung des Rotationsdrucks auf 39,5 x 55 cm vergrößert.

Die LTZ wirbt mit der Schnelligkeit ihrer Nachrichten; sie sei „vermöge ihrer Telegraphischen Correspondenzen die am schnellsten unterrichtete Zeitung des Landes“ (so am 1. Mai 1896). 1901 erhält man fünfmal täglich Nachrichten von Berliner Telegraphen-Büros. Zum 26. Mai 1917 wurde das Druckformat verkleinert.

Nach dem Verkauf 1920

Seit dem 2.4.1920 erscheint das Blatt im Verlag Lippische Vereinsdruckerei GmbH und gehört zum Hugenberg-Konzern. Es vertritt nun die Parteilinie von Hugenbergs Deutschnationale Volkspartei (DNVP) und damit die Interessen der Wirtschaft, des „Groß- und Mittelbesitzes“. Seit der Übernahme der Landesregierung durch die SPD unter dem Vorsitz Heinrich Drakes in Lippe kämpft die LTZ gegen die lippische Regierung und das von ihr so genannte „System Drake“. Als die NSDAP 1929 den „Lippischen Kurier“ als Parteiblatt gründet, sieht die LTZ in diesem einen „Bundesgenossen“ (Staercke 1975, S. 166.).

Am 17. Mai 1931 änderte die LTZ die Schreibung ihres Titels und verzichtete auf den Bindestrich im Wort Tageszeitung.

Die LTZ übersteht aufgrund ihrer politischen Nähe zu den neuen Machthabern auch länger als andere Blätter die Machtübernahme der Nationalsozialisten. Erst am 31. Juli 1938 teilte das Blatt mit:

„An unsere Leser und Freunde! Die „Lippische Tageszeitung“ stellt mit dieser Ausgabe ihr Erscheinen ein. Unsere Leser wissen, daß unsere Zeitung schon vor der Machtübernahme durch den Führer in schärfster Opposition gegen das überwundene System stand, wir haben somit einen guten Kampf gekämpft (…) Aus wirtschaftlichen Gründen haben wir nunmehr den Entschluß fassen müssen, das Erscheinen unserer Zeitung einzustellen. … (Wir) empfehlen nunmehr unseren Lesern den Bezug des führenden Blattes der engeren Heimat, der „Lippischen Staatszeitung“, deren Geschäftsleitung das Verlagsrecht unseres Blattes erworben hat.“

Zeitungsgründer Bruder kommentiert das auf der gleichen Seite in seinem historischen Rückblick zustimmend: „Die zersplitterten Kräfte sind vereinigt. So ist auch der Lauf der Lippischen Tageszeitung beendet.“

Inhaltliches Profil

Inhaltlich orientierte sich die LTZ am Vorbild der „Lippischen Landes-Zeitung“ und bietet ihren Leser*innen umfassende Berichterstattung vom Typ des „General-Anzeigers“. Sie wirbt 1896 mit der Sonntagsbeilage "Lippischer Hausfreund" und einer monatlichen Novellen-Beilage als Extra-Heft. Seit 1899 bietet sie eine halbmonatliche landwirtschaftliche Beilage, vom 3.10.1901 bis 20.9.1902 eine Lippische Frauenzeitung, seit 20.9.1902 den Lippischen Ziegelei-Anzeiger.

Auflagenhöhe (nach Schröder 1932, S. 96)

  • 1902: 4.000-5.000 Exemplare
  • 1917: 10.000-12.000 Exemplare

LITERATUR und Quellen