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Amtliche Bekanntmachungen für den Kreis Altena

BESTANDHALTENDE INSTITUTION

Kreisarchiv des Märkischen Kreises

BESCHREIBUNG VERFASST VON

Mariella Spilke (2024), Westfälische Hochschule Gelsenkirchen

Amtliche Bekanntmachungen für den Kreis Altena (1945-1949)

Geschichte und Entwicklung

Die erste Ausgabe der „Amtliche[n] Bekanntmachungen für den Kreis Altena“ erschien am 25. August 1945, kurz nach Kriegsende, im Verlag P. A. Santz, und löst damit das „Altenaer Kreisblatt“ aus dem gleichen Verlag ab. Die letzte Ausgabe des „Altenaer Kreisblatt“ erschien am 18. August 1945 als „amtliches Nachrichtenblatt, mit Genehmigung der Englischen Militärregierung“. Es handelte sich um ein sogenanntes Heeresgruppenblatt, das von den britischen Alliierten nach dem Zweiten Weltkrieg in Teilen ihrer Besatzungszonen herausgegeben wurde, bevor sie Anfang des Jahres 1946 begannen, Lizenzen an deutsche Zeitungen zu vergeben. Im Titelkopf wird direkt unter dem eigentlichen Titel angegeben, dass die Zeitung von der Militärregierung herausgegeben wurde.

Bereits vor Kriegsende berieten Briten und Amerikaner über ein mögliches zukünftiges Weiterverfahren mit den Besiegten. Nach Kriegsende wurden verschiedene Modelle zur „Umerziehung“ entwickelt ( „re-education), um demokratische Werte an das besiegte Deutschland zu vermitteln und zu verankern. Ein weiteres Vorhaben war die Entnazifizierung. Nationalsozialistische bzw. militärisch propagandistische Gesinnungen und Prägungen unter den Deutschen sollten dabei verändert und stattdessen demokratische bzw. humanistische Werte vermittelt werden. Es sollten außerdem Möglichkeiten geschaffen werden, demokratische und unabhängige Meinungsbildungsprozesse zu fördern. Ein Modell der überparteilichen Gruppenzeitungen wurde von den Amerikanern entworfen, an dem sich die anderen Siegermächte wohl zunächst orientieren wollten. Bei der tatsächlichen Neugestaltung des deutschen Journalismus kam es allerdings in den Zonen der einzelnen Besatzungsmächte zu sehr unterschiedlichen Umsetzungen.

Titelwechsel

Druck und Verlag: P. A. Santz, Buchdruckerei, Altena

  • Die erste Ausgabe erschien am 25. August 1945 unter dem Titel: „Amtliche Bekanntmachungen“, ab 10.11.1945 „Amtliche Bekanntmachungen. Herausgegeben mit Genehmigung der Militärregierung“.
  • 20.04.1946 Titeländerung in: Amtliche Bekanntmachungen für den Kreis Altena, erneut mit dem Hinweis „Herausgegeben mit Genehmigung der Militärregierung“.
  • 07.09.1946 Titeländerung in: Amtliche Bekanntmachungen, erneut mit dem Hinweis „Herausgegeben mit Genehmigung der Militärregierung“. Die Ortsangabe wird nun zum Datum gesetzt.
  • 31.10.1947 Titeländerung in: Amtliche Bekanntmachungen für die Stadt Altena, Aemter Lüdenscheid, Nachrodt und Neuenrade. Ebenfalls noch mit dem Hinweis im Titelkopf: „Herausgegeben mit Genehmigung der Militärregierung“.
  • 20.02.1948 Titeländerung in: Amtliche Bekanntmachungen für den Kreis Altena“, erneut mit dem Hinweis „Herausgegeben mit Genehmigung der Militärregierung“.
  • 26.10.1949 letzte Ausgabe, Erscheinen eingestellt

Inhaltliche und politische Ausrichtung

Anspruch der britischen Besatzungsmächte generell an Heeresgruppenzeitungen, wie auch an die „Amtliche[n] Bekanntmachungen für den Kreis Altena“, war: Es sollte keine explizite politische Ausrichtung vertreten werden. Dieses Vorhaben hat bis heute Auswirkungen auf journalistische Arbeitsprozesse. Beispielsweise wurzelt die heute gängige handwerkliche Vorgehensweise Meinungsbeiträge und Berichterstattung möglichst deutlich zu trennen in dieser Zeit. . Die sogenannten Heeresgruppenblätter waren Teil eines in drei Phasen ablaufenden Vorhabens der Alliierten Besatzungsmächte, mit dem das deutsche Zeitungswesen umstrukturiert werden sollte, nachdem es während der NS-Herrschaft neben dem Rundfunk auch Teil der umfassenden Propaganda-Maschinerie der Nazis war. Zunächst wurden alle deutschen Medien verboten und stattdessen alliierte Medien herausgegeben (Beispielsweise die Heeresgruppenblätter), dann gab es Lizenzverfahren für Deutsche Herausgeber_innen und später wurde der Markt wieder komplett geöffnet. Bis zu diesem Punkt, sollten sich die neuen Zeitungen gegenüber den Alt-Verlegern auf dem Markt als Konkurrenz etablieren können. Ab dieser Phase hatten die Besatzungsmächte nur noch über die Nachrichtenagenturen eine gewisse Zeit die Möglichkeit den deutschen Zeitungsmarkt mitzuregulieren. Ziel der Maßnahmen war die Beseitigung nationalsozialistischen militaristischen Gedankenguts und der Verherrlichung von Gewalt und Unterdrückung, sowie die Förderung der Demokratiefähigkeit. So wurde in der ersten Ausgabe die Aufhebung nationalsozialistischer Gesetze veröffentlicht, „[u]m die Grundsätze und Lehren der NSDAP aus dem deutschen Recht und der Verwaltung innerhalb des besetzten Gebietes auszurotten, um für das deutsche Volk Recht und Gerechtigkeit wiederherzustellen und den Grundsatz der Gleichheit vor dem Gesetz wieder einzuführen [...]“ (25.08.1945). Auch die „[p]ersönliche Botschaft des Obersten Befehlshabers [Feldmarschall Montgomery] an die Bevölkerung der britisch besetzten Zone in Deutschland“ bekräftigt dies deutlich, als er sein Verständnis der „re-education“ mitteilt und folgenden Auftrag vergibt: „Die Nazis verfälschten Eure deutsche Erziehungsmethode. Sie versuchten, die Gedanken Eurer Kinder irrezuleiten. Sie versteckten ihnen die Wahrheit. Sie lehrten sie, Freiheit und Duldsamkeit zu verachten und Gewalt und Unterdrückung zu bewundern. […] Ich werde Euch keine fremden Erziehungsgrundsätze u. Lehrmethoden aufbürden. Ihr könnt ohne Zwang neue Erfahrungen sammeln und neue Ideen verfolgen. Meine Offiziere werden Euch helfen. Ich dulde aber keinen Rückfall in Nazismus, Militarismus oder einen Angriff in irgend einer Form. Ihr, deutsche Väter und Mütter, müßt daran helfen, Euren Kindern Eure gesunde Anschauung vom Leben zu geben. Ihr müßt mir helfen. Das ist mein Befehl.“ (08.09.1945)

Inhaltlich finden sich in dem Blatt hauptsächlich, wie der Titel ankündigt, amtliche Bekanntmachungen, Anordnungen, Mahnungen, Warnungen und Aufrufe der Militärregierung, ergänzt von Anzeigen (beispielsweise Stellengesuche, Kaufgesuche, Geburten-, Hochzeits- oder Todesanzeigen) sowie Ankündigungen, Aufrufen oder Hinweisen auf Hilfsangebote wie zum Beispiel auf den Westfälischen Flüchtlings-Suchdienst (17.11.1945). Im Erscheinungsverlauf wird der Ton über die Jahre hinweg etwas entspannter, da nach und nach auch mehr Unterhaltungstexte und andere Nachrichtenformen in die Berichterstattung mit einfließen als im ersten Jahr. Hinzu kommen zum Beispiel Sportberichterstattungen, Werbeanzeigen oder auch ein eigenes Nachrichtenformat mit dem Namen „Kurze Notizen“ und Anekdoten.

Durch die Heeresgruppenzeitungen, Zonenzeitungen und über die Nachrichtenagenturen konnten die Besatzungsmächte noch einige Zeit lang einen gewissen Einfluss auf journalistische Entwicklungen in Deutschland nehmen und zumindest teilweise eine nachhaltige Modernisierung journalistischer Strukturen und Prozesse bewirken.

Die „Amtliche[n] Bekanntmachungen für den Kreis Altena“ wurden mit dem Wiedererscheinen des „Altenaer Kreisblattes“ eingestellt. In den Ausgaben vom 15., 22. und 26.10.1949 wurde dies angekündigt und durch ebenfalls abgedruckte Bestellzettel konnte das Kreisblatt bereits zahlungspflichtig vorbestellt werden. Das „Altenaer Kreisblatt“ erschien ab dem 01. 11.1949 im Verlag P. A. Santz und nahm fortan die amtlichen und behördlichen Bekanntmachungen auf.

Periodizität

Wöchentlich, zwei Seiten. Ab 24.09.1949 2-4 Seiten. Format schwankt.

Nachfolger

Altenaer Kreisblattes (1834-1945, Wiedererscheinen ab 1949)

Literatur und Quellen

  • Koszky, Kurt: Presse unter alliierter Besatzung, in: Jürgen Wilke (Hg.): Mediengeschichte der Bundesrepublik Deutschland, Köln 1999, S.31-55.