National-Zeitung

BESTANDHALTENDE INSTITUTIONEN

Stadtarchiv Dorsten

BESCHREIBUNG VERFASST VON

Chantal Stephan (2025), Westfälische Hochschule Gelsenkirchen

National-Zeitung (1928-1944)

GESCHICHTE UND ENTWICKLUNG

Es gibt keinen direkten Vorgänger der Zeitung. Allerdings wurde Ende 1929 die Zeitung „Neue Front“ nach Böhnke eingestellt und „gleichzeitig“ die National-Zeitung als nationalsozialistische Gauzeitung gegründet.

Die „Neue Front“ war eine nationalsozialistische Zeitung, die der Verbreitung nationalsozialistischer Propaganda im Ruhrgebiet diente und eng mit der NSDAP verbunden war. 1928 in Essen gegründet, wurde die Zeitung 1929 eingestellt, als Josef Terboven zum Leiter des NS-Gaues Essen ernannt wurde. Dieser war mit Hermann Göring (einem nationalsozialistischen Politiker und Kriegsverbrecher) befreundet und erfreute sich der Unterstützung durch Fritz Thyssen (einen Großindustriellen, der zunächst zu den Förderern, später zu den Gegnern der Nationalsozialisten gehörte).

Zeitgleich wurde die „National-Zeitung“ in Essen gegründet, die dann als neue Gauzeitung der NSDAP fungieren sollte. Otto Wagener, ein Wirtschaftsfachmann und damaliger Stabschef der SA, spielte eine entscheidende Rolle beim Aufbau der „National-Zeitung“ und erhielt Unterstützung von Theodor Reismann-Grone (Gründer des Alldeutschen Verbandes).

Schon früh wurde über die Überschuldung der „National-Zeitung“ berichtet. Bereits 1931, drei Jahre nach der Gründung, hatte man in der Essener Volkszeitung (30.07.1931) über die Sorgen der „National-Zeitung“ geschrieben, da diese von Überschuldung (278.000 Mark) und fehlenden Abonnementzahlen geprägt waren. Am 31. Juli 1931 wurde in der Honnefer Volkszeitung von einer Gläubigerversammlung geschrieben. Dort wurden die Schulden der Zeitung aufgelistet, als Lösung hatte man ratenweise Begleichungen seitens der National-Zeitung angeboten. Man konnte sich aber auf keinen Vorschlag einigen, da die angebotenen Sicherheiten den Gläubigern nicht sicher genug waren.

Im Februar 1932 wurde die National-Zeitung vom Oberpräsidenten der Rheinprovinz für eine Woche (11. – 17. Februar 1932) verboten. Man wollte die politische Ausschreitung bekämpfen. Die Reaktion der Redaktion ließ nicht lange auf sich warten. Sie schickten ein Telegramm an den Oberpräsidenten und führten Proteste durch.

Die „National-Zeitung“ unterlag einem Wandel im Titelzusatz. Im Jahre 1936 lautete der Titelzusatz „Organ des Gaues Westfalen-Nord der NSDAP“. Und im Jahre 1941 hieß es dann „Organ der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei“. Das lag vor allem daran, da das NS-Regime die Presse zentralstaatlicher ausrichten wollte. Es sollte nicht mehr nur ein regionaler Bezug sein, sondern eine zentrale Kriegs- und Propagandapresse, die nicht mehr auf bestimmte Regionen begrenzt war.

Die Gründung der „National-Zeitung“ war demnach ein Teil der strategischen Neuausrichtung der regionalen Presse der NSDAP und zur Verbreitung von Propaganda gedacht. Der Graf Eberhard von Schwerin war seit 1930 Hauptschriftleiter der Zeitung. Zeitweise war er suspendiert, weil er sich über die NS-Presseanweisungen, die Inhalte und Formulierungen der Berichterstattung zum Zwecke der Lenkung und Kontrolle vorgaben, hinweggesetzt hatte. Ab 1935 war Graf Eberhard von Schwerin der Leiter des Landesverbandes Westfalen im Reichsverband der Deutschen Presse.

Der Stellvertretender Leiter war Walter Willhelm Dittmar. Er war ebenfalls verantwortlich für die Behandlung der Innenpolitik, Franz Role für die Außenpolitik.

Verantwortlicher des politischen Katholizismus war Dirk Echlegel.

Für die Kommunalpolitik war Hans Fritsch verantwortlich.

Hergestellt wurde die Zeitung in der „National-Zeitung, Verlag und Druckerei GmbH“. Verlagsleiter war Wolfgang Müller.

Verantwortlich für die Anzeigen war Karl Metzler.

Als das nationalsozialistische Regime in Deutschland aufgelöst wurde, wurden alle Medienorgane der NSDAP ebenfalls aufgelöst und eingestellt.

Inhalte und politische Ausrichtung

Bei der National-Zeitung handelte es sich um ein Organ der NSDAP. Der Inhalt war also propagandistisch. Kämpfe, Kriege, Angriffe und Bombardierungen waren ständige Themen in dieser Zeitung und das auch schon seit der ersten Ausgabe im Jahr 1930.

Im General Anzeiger vom 13. Juni 1931 ist ein Artikel zu finden, der von der Beschlagnahmung der Essener „National-Zeitung“ berichtet. Dabei ging es um eine Unterstellung, dass „die Polizei gegen eine ihre bekannte Aktion der KPD nicht einschreite, weil sie offenbar von Berlin entsprechende Anweisung habe“. Die Polizei werde gegen alle Ausrichtungen und Pläne vorgehen, die im Artikel geschildert wurden. Aber auch andere Zeitungen aus dem Umfeld berichteten über die Beschlagnahmung.

Außerdem gab es noch einen Wirtschaftspolitischen und Handelsteil mit ausführlichen Preisübersichten: über Metalle, Baumwolle, Eierpreise oder den Hamburger Zucht- und Nutzviehmarkt bis zu Getreide und Berliner Futtermittelpreisen.

Es gab auch einen Turn- und Sportteil sowie den Kulturteil, der Kunst und Kritik, Wirtschaft und Technik abgedeckt hatte, sowie die Kinoprogramme.

Die „National-Zeitung“ diente als Mantel mit verschiedenen Regionalausgaben für die Städte Bottrop, Gladbeck, Dorsten und die Herrlichkeit. Die Regionalausgaben waren mit den Buchstaben A-H und dann wieder von W-Z gekennzeichnet, zum Beispiel „National-Zeitung: Organ der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei / Ausgabe F: Gladbeck, Bottrop, Dorsten“. Die unterschiedlichen „Beobachter“-Seiten brachten nur Nachrichten aus bzw. für die jeweiligen Städte.

Die ersten vier Seiten waren internationale Kurzmeldungen und Nachrichten, was auf der ganzen Welt passierte. Weiter im Innenteil gab es dann Rubriken, die die ganze Zeitung gliederten: Wirtschaft, Sport, Kultur und der „Beobachter“.

Periodizität, Auflage und Format

Die Zeitung erschien täglich, sieben Mal in der Woche. Montags erschien sie mittags und an allen anderen Tagen morgens im Umfang (meistens) von 16 Seiten, im 2. Weltkrieg dann mit 4 bzw. 6 Seiten (1944).

Weil die Zeitung regionale Bezüge hatte und jede Region unterschiedliche Themen behandelt hat, gibt es verschiedene Auflagezahlen, verteilt über das ganze Ruhrgebiet und Teile des Niederrheins. Für die Ausgabe Nr.2 vom 3. Januar 1936 (die Auflagezahlen bewegten sich verteilt über die Jahre meistens in diesem Bereich) teilt sich die Gesamtauflage von über 143.600 auf in:

  • Essen 27.000
  • Duisburg 24.000
  • Mühlheim-Oberhausen über 15.000
  • in Gelsenkirchen-Buer über 13.000
  • Redlinghausen-Dortmund über 8.000
  • Münster-Stadt über 6.000
  • Münster-Land über 13.000,
  • Wesel über 7.500,
  • Dinslaken über 5.300,
  • Kleve über 6.500,
  • Geldern über 4.400
  • Moers über 10.000

Gesamtauflage 1933: 59.180
Gesamtauflage 1934: 177.600. Davon Gelsenkirchen 20.575
Gesamtauflage 1935: 39.846

1944: 4065 (Reichsausgabe), 41.552 (Bezirksausgabe Niederrhein)

Die Auflagezahlen wurden bis Ende 1940 im Zeitungskopf angegeben. Ab 1941 wurden nur noch die Preise genannt, die für die verschiedenen Regionen zu zahlen waren.

Konkurrenzblätter

Die „National-Zeitung“ erhielt bei ihrer Gründung 1929 finanzielle Unterstützung von Reismann-Grone, obwohl sie eine Konkurrenz zur „Rheinisch-Westfälischen Zeitung“ im eigenen Haus bildete. Theodor Reismann-Grone half dennoch aufgrund der politischen Übereinstimmung und weil die Konkurrenz zur damaligen Zeit weniger wichtig erschien als der Aspekt, mit allen Mitteln gegen die politische Linke und die Demokratie der Weimarer Republik vorzugehen. So sah Reismann-Grone eher einen Verbündeten in der „National-Zeitung“. Man wollte die publizistische Macht im Sinne des Nationalsozialismus stärken.

Beilagen

  • Kampfbahn
  • Deutsches Kulturleben
  • NZ Bäderdienst
  • Welt und Leben unserer Zeit
  • Der deutsche Büchermarkt

Nebenausgaben

1932
Duisburg-Hamborn, Dortmund, Mülheim, Oberhausen, Wesel, Gelsenkirchen, Buer / Horst

1934
Dortmund, Mülheim, Oberhausen, Gelsenkirchen, Recklinghausen, Münster-Stadt (Westfalen) (mit Kreisausgaben für Burgsteinfurt, Ahaus, Coesfeld, Borken, Beckum, Lüdinghausen, Münster-Land). Duisburg unter dem Titel „National Zeitung – Der Niederrhein“ mit eigener Hauptschriftleitung und Nebenausgaben für Moers, Dinslaken, Kleve, Geldern, Wesel.

1944

  • Ausgabe A: Groß-Essen; Ausgabe F: Reichsausgabe
  • Ausgabe B: Duisburg-Hamborn
  • Ausgabe C: Mülheim
  • Ausgabe D: Oberhausen
  • Ausgabe F: Gladbeck
  • Ausgabe G: Gelsenkirchen
  • Ausgabe H: Recklinghausen
  • Ausgabe V: Wesel
  • Ausgabe W: Dinslaken
  • Ausgabe X: Kleve
  • Ausgabe Y: Geldern
  • Ausgabe Z: Moers

Weitere:

Literatur und Quellen