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Steinfurter Kreisblatt

BESTANDHALTENDE INSTITUTION

Institut für Zeitungsforschung

BESCHREIBUNG VERFASST VON

Mariella Mona Spilke (2025), Westfälische Hochschule Gelsenkirchen

Geschichte und Entwicklung

Druck und Verlag:
Steinfurter Wochenblatt: A. F. Denhard, Burgsteinfurt
Steinfurter Kreisblatt: Buchdruckerei Fr. Winter (ab 1873) Inhaber und Schriftleitung Otto Krause (1927)

Titeländerungen:
Das Kreisblatt wurde 1832 als „Steinfurter Wochenblatt zum Nutzen und zur Unterhaltung“ gegründet. Auf Wunsch der Tecklenburger Leser erfolgte eine Erweiterung, die sich ab dem 26.06.1834 auch im Titel „Wochenblatt der Kreise Steinfurt und Tecklenburg, zum Nutzen und zur Unterhaltung“ spiegelte (nachgewiesen bis Nr. 52 vom 25.12.1834). Aufgrund von Bestandslücken ist der Titelwechsel zum „Steinfurter Kreisblatt“, das im Titelkopf 1927 den 96. Jahrgang ausweist, nicht genau zu datieren. Der Untertitel nennt jetzt auch „Burgsteinfurter Wochenblatt“ (so der Titel im Jahr 1902), „Burgsteinfurter Anzeiger u. Tageblatt“ und die „Burgsteinfurter Kreis-Zeitung“. Das „Steinfurter Kreisblatt“ erschien bis 1942 31.03.1943 und ging 1949 in den Ruhr-Nachrichten auf. Es erscheint noch heute unter dem gleichen Titel als Teil der Ruhr-Nachrichten.

Titel

  • Steinfurter Wochenblatt zum Nutzen und zur Unterhaltung (1832-1836)
  • Wochenblatt der Kreise Steinfurt und Tecklenburg zum Nutzen und Unterhaltung (1836-1886)
  • Wochenblatt der Kreise Steinfurt und Tecklenburg, Amtliches Kreisblatt für den Kreis Steinfurt, Anzeiger für die Städte Burgsteinfurt, Rheine und Horstmar (1886-1893)
  • Burgsteinfurter Wochenblatt, Amtliches Kreisblatt, Anzeiger für die Kreise Steinfurt und Tecklenburg (1893 bis 1916)
  • Steinfurter Kreisblatt, Burgsteinfurter Kreiszeitung, Burgsteinf. Wochenblatt, Burgsteinfurter Anzeiger und Tageblatt, Nachrichten- und Anzeigenblatt für den Kreis Steinfurt und Umgebung (seit 1916)
  • Steinfurter Kreisblatt - Burgsteinfurter Kreis-Zeitung, Burgsteinfurter Wochenblatt, Burgsteinfurter Anzeiger und Tageblatt. Amtlicher Anzeiger der Staatsbehörden des Landratsamtes des Kreises Steinfurt zu Burgsteinfurt i. W. sowie der Amts- und Stadtverwaltung des Kreises, des Amtsgerichts und Finanzamts Burgsteinfurt der Handelskammer Münster und sonstiger Behörden

Inhalte und politische Ausrichtung

Inhaltlich enthält das Blatt zu Beginn amtliche und behördliche Bekanntmachungen, Aufsätze u. a. zu naturkundlichen, geschichtlichen oder landwirtschaftlichen Themen, „Nützliche Gegenstände für den Bürger und Landmann“ und Unterhaltendes wie Gedichte, Geschichten, Rätsel etc.

Politisch ist das „Steinfurter Kreisblatt“ parteilos, jedoch konservativ zu verorten, wie beispielsweise Widmungen und Nachrufe erkennen lassen. So erschien am 15. Oktober 1927 ein Nachruf auf Friedrich Ludwig Jahn (auch bekannt als „Turnvater Jahn“), der als Begründer völkisch-politischer Erziehung gilt und für die Initiierung der deutschen Turnbewegung bekannt ist,; der ein bedeutender Anteil an der Entwicklung der deutschen Nationalbewegung zugeschrieben wird. In der Geburtstagswidmung für Adolf Freiherr von Knigge vom 22.10.1927 ist vom „Kampf gegen die Verrohung der Sitten“ die Rede. Die Widmungen zum 80. Geburtstag des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg waren im Vergleich zu anderen Zeitungen sehr umfangreich und umfassten gleich mehrere Seiten. Darin hieß es u. a.: „Seit Bismarck gab es keinen, dem in solchem Maße glühende Verehrung entgegengebracht wurde. Und mögen Ereignisse und Gestalten dieses Jahrhunderts im Spiegel der historischen Betrachtung noch mancherlei Wandlungen unterworfen sein: Hindenburgs Bild steht wie ein Fels; sein Lebenswerk war die Rettung des Vaterlandes“ (02.10.1927). Auch ein Artikel vom 19. Oktober 1927 auf dem Titelblatt der Zeitung lässt auf eine recht positive Einstellung zum Reichspräsidenten schließen: „Sicher wird jeder mit Genugtuung aus dem Munde des Bischofs vernehmen, mit welch warmen Worten Hindenburg für die deutschen Soldaten eingetreten ist.“

Das „Steinfurter Kreisblatt“ erschien bis 1942. Nationalistische Gesinnungen und Narrative finden sich allerdings auch schon vor der Machtergreifung Hitlers 1933, zum Beispiel in den „Gedanken zur Jahreswende“ (31.12.1927). In deutlichen Worten werden der „falsche Frieden“ (von Versailles), die Schuldzuschreibung am Ersten Weltkrieg und die diesem folgende „entwürdigende Besetzung“ kritisiert. Nationalistisches Gedankengut äußert sich auch in der Kritik an den „verhängnisvollen Auswirkungen“ parteipolitischer Debatten („parteipolitischer Hader“) und darin, dass Parteien als „Mittel zum Zweck“ bezeichnet werden, solange sie nicht ihre Eigeninteressen „dem Besten des Vaterlandes“ unterordnen. Sprachlich gipfeln die Neujahrswünsche in einem metaphernreichen Gedicht Alexander von Gleichen-Rußwurms, das in drastischen Worten auf die Heilung eines imaginären Volkskörpers anspielt.

Periodizität, Auflage und Format

Steinfurter Wochenblatt, Wochenblatt der Kreise Steinfurt und Tecklenburg, zum Nutzen und zur Unterhaltung: wöchentlich
Burgsteinfurter Wochenblatt: 2x wöchentlich
Steinfurter Kreisblatt: täglich außer an Sonn- und Feiertagen
4-8 Seiten (inkl. Beilage, 1932)

Auflage

  • 1902: 750 (Kürschner)
  • 1931: 3.000 (Sperling)
  • 1934: 1.825 (Handbuch der deutschen Tagespresse 1934)
  • 1939: 1.700 (Sperling)

Beilagen

  • Steinfurter Heimatbote. Beiträge zur Weckung von Heimatsinn u. Heimatfreude / Heimatverein Burgsteinfurt (spätestens seit den 1930er Jahren), Erscheinen während des Krieges eingestellt)
  • Das Blatt der Frau (Sperling 1939)
  • Hof, Feld und Garten (Sperling 1939)
  • „Frauenwelt und Heim“ (Handbuch der deutschen Tagespresse 1932)
  • „Für unsere Jugend“ (Handbuch der deutschen Tagespresse 1932)
  • „Belehrung und Kurzweil“ (Handbuch der deutschen Tagespresse 1932)
  • „Wirtschaftiche Tagesfragen“ (Handbuch der deutschen Tagespresse 1932)
  • „Kraft durch Freude“ (Handbuch der deutschen Tagespresse 1934)
  • „Probleme der Zeit“ (Handbuch der deutschen Tagespresse 1934)
  • „Kunst und Literatur“ (Handbuch der deutschen Tagespresse 1934)
  • „Aus dem kommunalen Leben“ (Handbuch der deutschen Tagespresse 1934)

Literatur und Quellen

  • Jahrbuch der Tagespresse. Berlin: Duncker, 1928 und 1930
  • Handbuch der deutschen Tagespresse. Leipzig Frankfurt, M: Armanen-Verl, 1932 uns 1934
  • Kürschner, Joseph: Handbuch der Presse für Schriftsteller, Redaktionen, Verleger, überhaupt für alle, die mit der Presse in Beziehung stehen. Hilger, 1902.
  • Sperlings Zeitschriften-Adressbuch: Handbuch der deutschen Presse. Leipzig: Verl. d. Börsenvereins d. Dt. Buchh, 1931 und 1939.