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— Telephon=Nr. 559—
Nr. 70
Dienstag, den 13. Juni 1916
32. Jahrgang
Die tüssischen Curtinterkrsuche in Ganzten.
Sturz Salandra's.— Russische Truppen in Rumänien.
Eine Botschaft Batockis an die Beuteoten.
Dem Beiliner Dertreter von Berlingske Tidende gegenüber erklärte der Präsident des Kriegsernährungsamtes, Herr v. Batocki, kurz vor seiner Abreise nach München:„Ich bat bereits Ihre deutschen Kollegen, mich nicht mit Diktator=Artikeln zu kränken. Ich richte hiermit durch Sie dieselbe Bitte an alle neutralen Journalisten. Ich bin kein Oiktator. Ein Diktator wird ernannt, wenn eine Katastrophe droht, wie kürzlich die irische Krise die Ernennung eines englischen Diktalors über Irland notwendig machte. Aber in Deutschland ist von einer brohenden Hungerskalastrophe keine Rede, wovon Sie sich wohl selbst während Ihres hiesigen Ausenthalts überzeugt haben. Ich oder mein Ressort stellen einsach eine Zentralisierung der Sparsamkeitsbestrebungen mit den in Deutschland vorhandenen Vortäten dar. Ebenso wie in sämtlichen kriegführenden Ländern andauernd jede erdenklichen Verbesserungen von Kriegsmaschinen, Kriegslechnik, Geschoßherstellung und Bersorgungen eingeführt wird, und wie ganz besonders unsere bunie Gegnerschar andauernd auf größere Gleichartigkeit und Zentralisation hinarbeiten muß, so darf wohl auch Deutschland versuchen, sich zu stärken, ohne daß dies als Schwächezeichen ausgelegt werden kann.
Die Zentralisatlon in der Lebensmittelfrage ist nichts anderes als eine Verbesserung unserer ernährungs=politischen Organisation, die einer militärischen Verbesserung, z. B. dem Uebergang von einem Geschützsystem zum anderen zu vergleichen ist. Wir können in gewisser Weise beklagen, daß man in gewissen neutralen Ländern immer noch den Gerüchten von einem Hungers sterbenden Deutschland Glauben schenkt, während man die von allerbester und sachkundigster Seite stammenden deutschen Dementis als reine Politik auffaßt. Wir wissen ganz genau, wessen Politik hinter den Gerüchten von der Hungersnot in Deutschland steht. Die Gerüchte sollen dazu dienen, den Eindruck der Meldungen über unser siegreiches Vordringen auf allen Fronten abzuschwächen und die englische Blockade als das einzige hinzustellen, das in diesem Kriege entscheiden wird. Aber der Glaube an Englands maritime Unüberwindlichkeit mag doch setzt wohl nach den letzten Ereignissen zur See ein wenig erschüttert sein. Wie die Folgen der Zentialisation im einzelnen aussehen werden, kann ich natürlich noch nicht sagen. Die Einführung von Fleischkarten, Massenspeisungen usw. sind ja schon altbekannte Dinge. Zweifellos bestehen Schwierigkeiten auf gewissen Gebieten, sogar große Schwierigkeiten. Das können wir umso ruhiger zugeben, als diese Schwierigkeiten trotz der schlechten Ernten der letzten Jahre nicht bedrohlicher Art sind. Es sind noch große Vortäte vorhanden und wir werden damit auch weiter hauszuhalten wissen. Möglicherweise werden wir einige Sommerwochen Begetarier werden müssen, aber um so größer und reichlicher werden dann die Dorräte zum Winter selbst sein. Wenn es auch innerhalb theoretischer Möglichkeiten liegt, daß der Frieden einmal komml, so rechnen wir in der Proxis, d. h. bei ernährungspolitischen Maßnahmen, nicht allzu sehr danktt. Wir Deutsche besitzen ja eine nahezu sprichwörtliche Gründlichkeit, und ebenso wie der Krieg uns vorbereitet fand, so wird auch die Zukunft uns gegen Ueberraschungen gewappnet finden.
Erzeugnisse so viel bezahlen, daß der Erzeuger dabei nichts verliert und so viel einnimmt, daß er die Wirtschaft sachgemäß aufrechterhalten kann. Im übrigen hängt die Frage der Preisgestaltung für alle Erzeugnisse vom Aussall der Ernte ab. Wir werden aus eine gute Mittelernte zu hoffen haben. Bei den Massenspeisungen sollte keinerlei Zwang ausgeübt werden; sie würden aber den Dorteil haben, daß kein Mensch sagen könne, er hungere. Was die neue Kartoffelernte angehe, so sei eine Rekordernte wie 1915 keinesfalls zu erwarten. Welche Kartoffelpreise in Zukunft kommen, hängt von der grundlegenden Erwägung ab, daß die Kartoffeln annähernd so teuer sein werden wie ihr Futterwert ist. Der Höchstpreis von 20 Mark für den Doppelzeniner Frühkartoffeln ab Erzeuger muß, weil er sest versprochen ist, beibehalten werden. Es soll aber dahin gewirkt werden, daß aus diesem Höchstpreis kein normaler Preis wird. Die Organisation der Obst= und Gemüseversorgung bezeichnete Herr v. Batock als außerordentlich schwierig, und er erklärte zum Schluß, daß die Haushaltungen genügend Zucker zur Verfügung gestellt erhalten zum Einkochen der Obst= und Beerenernte.
Der Reichowirtschaftsplan,
be.#ast;, Henr v. Batochl während seines Ausenthalies in München einem Vertreter der dortigen „Reuest. Nachr.“, wird in den nächsten vierzehn Tagen nach Pfingsten durchberaten und fertiggestellt. Am 28. Juni wird der Reichstagsausschuß zusammentreten und seine Wünsche äußern. Die Frage der Preisgestaltung soll dabei noch nicht entschieden werden. Man muß für die
Ueber 1500 Russen an der Steppa gefangen.
Großes Hauptquartier, 12. Juni. Amtlich. Westlicher Kriegoschauplatz.
In der Champagne, nördlich von Perihes, drangen deutsche Erkundigungsabteilungen in die französische Stellung, machten nach kurzem Kampfe 3 Offiziere und über hundert Mann zu Gefangenen, erbeuteten 4 Maschinengewehre und kehrten planmäßig in die eigenen Gräben zurück.
Beiderseits der Maas unverändert lebhaftes Artilleriefeuer.
Oestlicher Kriegoschauplatz.
Deutsche und österreichisch=ungarische Truxpen der Armee des Generals Grasen Bothmer warsen russische Abteilungen, die nordwestlich von Buezacz(an der Strypa) im Vorgehen waren, wieder zurück. Ueber 1300 Russen blieben als Gesangene in unserer Hand.
Im Uebrigen hat sich die Lage der deutschen Truppen nicht geändert.
Balkan-Kriegsschauplatz.
Keine besonderen Ereignisse.
Oberste Heeresleitung.
*
Die hartnäckigen Vorstoße der Kussen.
Wien, 12. Juni. Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegoschauplatz.
Im Nordosten der Bukowina vollzog sich die Loslösung vom Gegner unter harten Nachhutkämpfen.
Eine aus Buczacz gegen Nordwest vorgehende seindliche Krastgruppe wurde durch einen Gegenangriff deutscher u. österreichisch=ungarischer Regimenter geworsen, wobei 1300 Russen in unserer Hand blieben. Auf der Höhe östlich von Wisniowozyk brach heute früh ein starker russischer Angeiff unter unserem Geschützseuer zusammen.
Oestlich von Kozlow hoben unsere Streifkommandos einen vorgeschobenen Posten der Russen auf.
Nordwestlich von Tarnopol wird fortgesetzt heftig gekämpft. Die mehrfach genannten Stellungen bei Worebiowka wechselten wiederholt den Besitzer. An der Ikwa und in Wolhynien herrschte gestern verhältnismäßig Ruhe.
Westlich von Kolki schlugen unsere Truppen einen russischen Uebergangsversuch ab. Hier wie
überall entsprechen dem rücksichtslosen Massenaufgebot des Feindes auch seine Verluste.
Italienischer Kriegsschauplatz.
Die Lage auf dem südwestlichen Kriegsschauplatz ist unverändert. In den Dolomiten und an unserer Front zwischen Brenta und Etsch wurden die Italiener, wo sie angriffen, abgewiesen.
Südöstlicher Kriegoschauplatz. Unverändert.
Der Stellvertreter des Chess des Generalstabes: von Hoefer, Feldmarschall=Leutnant.
Westlicher Kriegsschauplatz.
Den Verlust von Vaux hat der Generalissimus Joffee eingeräumt, natürlich mit dem Zusatz, daß die Festung völlig wertlos geworden sei. Wegen ihrer hohen strategischen Bedeutung war sie bekanntlich von den Franzosen mit verzweiselter Krastanstrengung verteidigt worden. Nach siebentägigen hartnäckigen Kämpfen gegen immer erneuerte Sturmtruppen, so heißt es bei Joffre, ist die Besatzung am Ende ihrer Kraft angelangt und konnte den Feind nicht mehr daran hindern, das durch die rasende Beschießung völlig zerstörte Werk zu besetzen; zum Trost fügt Joffre hinzu, daß die Gräben in der Umgebung von Baux sich in der Hand der Franzosen befinden.
Der Schlag von Baux in der Pariser Kammer.
Nach amtlicher Bekanntgabe des Verlustes des Forts Baux brachte in der französischen Kammersitzung der Abgeordnete Benazet eine Interpellation über die„Ereignisse bei Berdun“ ein, ferner der Abgeordnete Maginot eine Interpellation über„Maßnahmen, durch die die Regierung den Sieg zu erreichen hofft“. Im Einverständnis mit der Regierung wurde beschlossen, beide Interpellationen zusammen mit der des Abgeordneten Fabre in der Geheimsitzung am 16. Juni zu behandeln. Der im Elysee zusammengetretene Ministerrat beschästigte sich gleichfalls mit der durch den Fall des Forts Baux geschaffenen militärischen Lage.
Der Heeresausschuß des Senates beaustragte den Senator Beranger zur Erstattung eines Berichtes über die Schacht von Berdun seit dem 21. Februar und über die vorhandenen Verteidigungsanlagen gegen die deutschen Angriffe.
Oestlicher Kriegsschauplatz.
Angeheure russische Verluste.
Die örtlichen Erfolge des neuen russischen Angriffs haben die ja immer gern ins maßlose schweisende Phantasie der russischen Heeresleitung angeseuert, von den ungeheuren Verlusten zu berichten, die die k. u. k. Truppen erlitten haben sollen. Es ist selbstverständlich, daß die erbitterten Kämpfe um die so lange behaupteten Stellungen nicht ohne eine größere Einbuße an Menschenleben vor sich gehen können. Aber die von den Russen vorgebrachte Zahl von 100000 Mann an blutigen Verlusten und Gesangenen gehört ins Fabelland.
Hingegen dürsten die Verluste der Russen schon ziemlich hoch eingeschätzt werden. Die tapfere Verleidigung hat das Vorfeld der Stellungen mit Leichen der Stürmer besät, und wenn die Russen trotzdem noch imstande sind, ihre An
#lste mit unverminderter Krast sottzusetzen, lo ist in das nur durch die ungeheueren Reserven möglich, die sie hinter der Front angesammel! haben, und die sie nun schonungslos ins Feuer führen.
1½ Millionen russischeo Kanonensutter. Wien, 12. Juni. Die„Zeit“ erfährt, daß General Beusilow, der Oberkommandierende der angreisenden russischen Truppen, über 1½ Million
Mann verfüge, so daß er denklich opfern kann.
seine Soldaten unde
Der italienische Krieg.
45 000 Italiener gefangen.
Der„Boss. Zig.“ wird aus dem k. u. k. Kriegspressequartier gemeldet: Die Zahl der bisher auf dem italienischen Kriegsschauplatz von den Oesterreichern gefangengenommenen Italiener ist seit dem 15. Mai auf ungesähr 45000 Mann gestiegen.
Der Balkankrieg.
Die Vergewaltigung Griechenlands. Aus London wird gemeldet: Der Vierverband wird Griechenland tücksichislos niederhalten und die vollständige Demobilisierung, die Auflösung der Kammer und Neuwahlen erzwingen, woduich Denizelos ans Ruder zurückgeführt werden wird. Alles dies soll kraft der Protektoralbesugnisse“ Frankreichs, Englands und Rußlands geschehen, die die Aufrechterhaltung der durch König Konstantin verletzten Verfassung einschließen.
Abbruch der diplomatischen Beziehnungen der Entente zu Griechenland bevorstehend.
Das Athener Blatt„Embros“ erfährt laut „B..“ aus zuständiger Quelle: Dielfach herrscht die Ansicht, daß die neuerlichen Maßnahmen der Vierverbandsmächte den Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Griechenland bevorstehend erscheinen lassen.
Rach Saloniki zurückbeordert. Wien, 11. Juni. Ulro meldet, daß zwei Regimenter französischer Kolonialtruppen, die nach Feankreich unterwegs waren, nach Saloniki zurückbeordert worden sind.
Keine englischen Kohlen
für Griechenland mehr. Amsterdam, 11. Juni. Die Zollbehörden in Cardiff erhielten am Donnerstag abend den Besehl, alle Kohlenausfuhr für Griechenland zu verhindern.
Der Zodersebantehrten.
Ein italienischer Truppentranoport= dampfer in der Adria torpediert.
Rom, 11. Juni. Meldung der Agenzia Stefani. Zwei seindliche Unterseeboote griffen am Donnerstag gegen Abend in der unteren Adria einen italienischen Transport an, der aus drei Dampfern mit Truppen und Kriegsgerät bestand. Der Transport war von einem Geschwader Torpedobootszerstörer begleitet. Die =Boote wurden unverzüglich angegriffen, es gelang ihnen jedoch. Torpedos abzufeuern, von denen einer den Dampfer„Princ'po Umberto" traf. Der Dampfer ging trotz der Rettungsmittel, über die der Transport verfügte und trotz schneller Hilfe anderer auf der Fahrt befindlicher Einheiten in wenigen Minuten unter. Die Verluste sind noch nicht genau bekannt. Dem Vernehmen nach bestand ungefähr die Hälfte der mit dem Dampfer Untergegangenen aus Mililärpersonen.
Roch ein italienischer Dampfer beschädigt.
Basel, 12. Juni. Der Unterseebootsangriff auf die italtenischen Truppentransportschiffe in der Adria hat nach neuen Angaben auch einen zveiten Dampfer beschädigt. Der Verlust an Menschenleben wird auf 350 Mann angegeben.
Fünf große russische Munitionodampfer versenkt.
Berlin, 13. Juni. Der„Lokalanzeiger“ meldet aus Budapest:„Kamülang“ berichtet, daß ein Unterseeboot vor dem Hasen von Sebastopol fünf große russische Tiansporidampfer, die mit