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DieAnneuer Zeitung erscheint jeden Dienstag, Donnerstag u. Samstag.

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Nr. 103. 1901.

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Kley, Oespel, Eichlinghofen, Kirchhörde, Bittermark, Schnee und Umgegend.

Vertscher Zeich,

Kurze politische Rundschau. Vom Gesichtspunkt der vor­

gestrigen Sedanfeier aus erscheint die Gegenwart klein und schwäch­lich; vor einem Menschenalter durchlebte das deutsche Volk eine Periode der Kraft und der Erfolge, wie sie auch gesunden und er­wartungsvollen Völkern nur selten beschieden ist. Wir dürfen daher mit dem Schicksal nicht hadern, wenn die Gegenwart jener großen Zeit nicht gleicht; wir dürfen aber fest und mit aller Zu­versicht hoffen, daß ein Volk, das auf eine so große und glänzende Epoche seiner Geschichte zurückblicken kann, wie die vor 31 Jahren war, rüstig vorwärts schreitet dem Ziele seiner Bestimmung ent­

gegen. Wir sind daher um die Zukunft unseres deutschen Volkes auch in Augenblick besorgt, obgleich die Gegenwart düster genug er­scheint. Düster genug! Die zollpolitischen Verhandlungen stoßen die Parteien heftiger aufeinander, als es für das Wohl des Vater­landes zu wünschen wäre. Und dabei wissen wir nicht, wie der Kampf einmal enden wird. Den Optimisten, die auf eine glückliche Ueberwindung aller Schwierigkeiten und auf den Abschluß neuer Handelsverträge auf der Basis eines der Landwirtschaft wesentlich günstigeren Zollsatzes rechnen, stehen die Pessimisten scharf gegen­über mit dem Unkenruf, es wird gacnichts zu Stande kommen. Die wirtschaftliche Lage bleibt gleichfalls eine wenig befriedigende, die Arbeitslosigkeit im deutschen Reiche droht infolge der vielen Be­triebseinschränkungen oder gänzlicher Betriebseinstellungen unge­wöhnlich groß zu werden. Angesichts aller dieser trüben Er­scheinungen gewährt es eine große Genugthuung, daß die Beziehungen des deutschen Reichs zu den auswärtigen Staaten die denkbar freund­lichsten sind, die Reise des Zaren nach Danzig ist in dieser Be­ziehung von hoher Bedeutung, so daß wenigstens der Frieden nach außen gesichert erscheint.

Was aus China werden wird, mögen die Götter wissen, be­denklich genug sieht es dort aus, auch über die Reise des Prinzen Tschun nach Berlin weiß man noch nichts gewisses.

Hoch erfreulich ist es dagegen, daß die Buren in Südafrika so tüchtig ihren Mann gestanden, daß die Engländer vielleicht recht

bald mit langen Nasen abziehen werden.

Vom Kaiserhofe. Unser Kaiser, der am Freitag der Enthüllung der neuen Gruppe in der Berliner Siegesallte beiwohnte, hörte am Sonnabend Marinevorträge.

Die charakteristische,wohlbeleibte Gestalt" des Kurfürsten Johann Sigismund fand bei der Enthüllung die vollste Würdigung des Kaiserpaares. Der Kaiser sagte lachend zu Prof. Breuer:Das war mein dickster Ahne!

Am vergangenen Sonntag wohnte das Kaiserpaar der Einweihung der neuerbauten Kapelle des Potsdamer Militär= waisenhauses bei. An Geschenken sind der Kapelle zugewendet vom Kaiser zwei große Fenster; auf dem einen ist die Auferweckung des Jünglings zu Nain, auf dem anderen der Erzengel Michael zwischen den Gestalten des Glaubens und der Stärke dargestellt. Die Kaiserin hat eine Altarbibel geschenkt, mit dem eigenhändig geschriebenen Spruch:Sei getreu bis in den Tod, so will ich Dir die Krone des Lebens geben!

Zum Zarenbesuch. Das Gerücht, Kaiser Wilhelm werde den Zaren nach der Begegnung in Danzig nach Kopenhagen zurückbegleiten und zwei Tage in Fredensborg bleiben, ist, wie wir von vornherein annahmen, vollständig unbegründet. In den Re­

Dienstag, den 3. September.

Resithe hit esche ce geisterung über den Zarenbesuch geklagt. Es sind nicht nur die Sozialisten, welche sich kühl bis ans Herz heran zeigen. So hat es z. B. die gesamte Bevölkerung von Marseille, der zweitgrößten Stadt Frankreichs abgelehnt, irgend eine Kundgebung zu Ehren des Zarenbesuchs zu veranstalten. Das giebt doch zu denken.

Prinz Tschun kommt möglicherweise überhaupt nicht nach Deutschland, so daß der Sühneact im Berliner Schlosse bis auf Weiteres verschoben werden muß. Die Langzöpfe in dendrei Königen zu Basel erklärten nämlich kategorisch, daß sie unter den jetzigen Umständen, d. h. also nach Forderung des Kotau, nie und nimmer nach Berlin reisen und lieber ihr Leben hingeben als sich den Bedingungen des ihnen vorgeschriebenen Ceremoniells unter­werfen würden. Die Vollführung des Kotau, dreimaliges Berühren des Bodens mit dem Kopfe und neunmaliges Verneigen, vor dem deutschen Kaiser sei keine Förmlichkeit mehr. Eine nur dem chine­sischen Kaiser gebührende Ehrenbezeugung, einem fremden Souveräne bewiesen, mürde nach chinesischen Anschauungen die Annahme er­wecken, daß der Kaiser von China gleichsam Vasall jenes Mo­narchen geworden sei, dem man solche nur einem Himmelssohne zu­kommende Ehrung gezollt habe. Kein Chinese aber, und am wenigsten des Kaisers eigener Bruder und hohe Staatsbeamte könnten die Hand dazu bieten, derartige Auffassungen zu erwecken. Prinz Tschun und seine Leute glauben ihre Weigerung aufrecht er­halten zu können, da sie annehmen, andere Staaten werden gleich­falls gegen die Forderungen des deutschen Kaisers und seiner Re­gierung Einspruch erheben. Die Spekulation auf die Uneinigkeit der Mächte wird also auch von der Hand voll Chinesen in L asel fortgesetzt, gerade so wie sie im Reiche der Mitte selbst das Leit­motiv bildete. Die Leistung des Sühneganges ist im Artikel 1 des Schlußprotokolls von allen Mächten festgesetzt worden, über Einzel­heiten ist nichts ausbedungen worden. In dieser Beziehung hat Deutschland den Chinesen gegenüber also volle Actionsfreiheit. Für den Reichekanzler Grafen Bülow ist der Vorgang gewiß peinlich. In iigend einer Weise muß aber Rat geschafft werden. Von seinen Forderungen kann und wird Deutschland natürlich kein Titelchen nachlassen, andererseits kann Deutschland gegen den Prinzen nicht gut mit Gewaltmaßregeln vorgehen. Selbst der Abbruch der diplo­matischen Beziehungen zu China würde wenig helfen. So lange Prinz Tschun die Sühne nicht leistet, kann selbstverständlich auch Seitens der übrigen Mächte der Frieden mit China nicht abze­schlossen werden. Richtiger hätten die Mächte jedenfalls gehandelt, wenn sie auch nicht einen einzigen ihrer Soldaten aus Peking resp. Tschili zurückgezogen hätten, bis China, abgesehen vielleicht von der Zahlung der Kriegskosten, alle seine Verpflichtungen erfüllt hätte. So kann es leicht zu recht unangenehmen Weiterungen kommen. ünser Geschwader ist ja noch in ansehnlicher Stärke in den chine­sischen Gewässern zur Stelle, um, wenn es sein muß, schnell einzu­greifen. Es wäre aber natürlich sehr viel besser, wenn es nicht mehr sein müßte.

Das Offizierkorps des in San Sebastian ange­kommenen deutschen SchulschiffsStein wurde am Sonnabend der Königin=Regentin von Spanien vorgestellt. Zu Ehren der Be­satzung fanden verschiedene Festlichkeiten statt, auch ein Stier­gefecht.

Ein Prunk=Stiergefecht fand am vorigen Sonntag in der spanischen Hafenstadt San Sebastian zu Ehren der Offiziere,

Annener Ztg. weite n. billige Verbreitung

17. Jahrgang.

asts se ee e statt. Am gestrigen Montag folgte ein internationales Wettrudern und ein Besuch der Königin=Regentin auf dem Schiffe. Heute, (Dienstag) Abend ist ein Wasserfest mit Feuerwerk. Die Bevölke­rung bemüht sich, unseren Landsleuten den Aufenthalt möglichst an­genehm zu gestalten, um die Freundschaft Spaniens für Deutsch­land zu zeigen.

Ein neuer Schicksalsschlag hat das großherzoglich­weimarische Haus getroffen: Prinz Hermann von Sachsen­Weimar=Eisenach, ein Förderer des Rennsports, ist am Sonn­abend in Berchtesgaden in den bayerischen Alpen gestorben. Er war am 4. August 1825 geboren. Aus seiner Ehe mit der Prin­zessin Auguste von Württemberg(gest. 1898) leben 5 Kinder, da­runter die Mutter des jetzigen Großherzogs.

Unsere Herbstübungsflotte ist Sonnabend Mittag wieder im Kieler Hafen eingetroffen und hat Kohlen übergenommen. Abends fand zu Ehren der aus China heimgekehrten Schiffsbe­satzungen ein großer Lampionkorso statt, an dem Hunderte von Booten teilnahmen. Am gestrigen Montag wurde der gefechts­mäßige Marsch nach Danzig angetreten.

Feldmarschall Graf Waldersee ist zu kurzem Be­such bei dem Fürsten Henckel v. Donnersmarck in Neudeck(Schles.) eingetroffen, um der Jagd obzuliegen. Von hier reist er nach Berchtesgaden in Oberbayern. Wie es heißt, wird der Marschall dem Kaisermanöver nicht beiwohnen.

Die Absage der Herbstparade des preußischen Gardekorps ist nach der BerlinerPost nicht auf Ruhrer­krankungen zurückzuführen. Sie erfolgte vielmehr lediglich mit Rück­sicht auf die Armeetrauer um die Kaiserin Friedrich. Uebrigens dauert die Besserung in dem Befinden der Ruhrkranken an. Es konnten die ersten Geheilten entlassen werden. Gestorben ist seit acht Tagen Niemand mehr; auch ein Zuzug von Kranken hat seit dieser Zeit nicht mehr stattgefunden.

Der Chef des deutschen Kreuzergeschwaders in Ostasien Vizeadmiral Bendemann zieht die Schiffe wieder in den chinesischen Gewässern zusammen. Das FlaggschiffFürst Bismarck", der KreuzerGeier, das KanonenbootJaquar, die TorpedobooteS. 91 undS. 92, die an der japanischen Küste kreuzten, befinden sich mit Ausnahme eines Torpedobootes auf der Fahrt nach China.

Oesterreich=Ungarn.

Kaiser Franz Joseph empfing am Sonntag in Wien die Abordnung seines Kaiser Franz Garde=Grenadierregiment aus Berlin, welche ihm die neue Bekleidung und Ausrüstung der deutsch­ostasiatischen Besatzungsbrigade vorführte. Die Offiziere nahmen an der kaiserlichen Tafel teil.

Frankreich.

Der Minister des Aeußeren, Delcassee, hat seinen Spezialkourier nach Kopenhagen entsandt, welcher beauftragt ist, dem Zaren das amtliche Programm der anläßlich seines Besuches in Frankreich ge­planten Festlichkeiten zu unterbreiten. Nach Genehmizung des Pro­gramms durch den Zaren soll dasselbe veröffentlicht werden. Wie es heißt, beabsichtigt der Zar von Rheims aus über Deutschland nach Kopenhagen zurückzukehren.

Der Zwerg von Kirchbach.

Kriminal=Novelle von Karoline v. Scheidlein=Wenrich.

(Nachdruck verboten.)

6

Die gute Mutter Natur hat ihm als Entschädigung für den kleinen schwachen Körper einen starken Geist, festen Charakter und die(abe, Achtung einzuflößen, verliehen, so daß er nicht das Los der Unglücklichen teilt, denen körperlich ein zu Wenig oder zu Viel zu Teil geworden ist nämlich das Loos verspottet zu werden. Mit wenig Ausnahmen sind ihm Alle, die ihn kennen, gut, und manch' schönes Mädchenauge blickt mit mehr Interesse auf die kleine zierliche Gestalt des Postschreibers als auf die größten, stattlichsten Burschen des Ortes.

Hansel aber fühlte sein Gebrechen tief. Er kam sich so über­aus lächerlich und ungestalten vor, das es ihm nicht im Traume eingefallen wäre, irgend ein Mädchen könne ihm auf andere Weise als in schwesterliche Neigung zugethan sein.

Der arme, junge Mann! Er war nicht immer so bescheiden gewesen. Noch vor einem Jahr hatte er gehofft, durch seine unter den Burschen des Ortes hervorragende Bildung, durch sein treues Herz und fortgesetzte Aufmerksamkeiten das Herz der gefeierten Annemarie, des Krämers schöne Tochter, zu gewinnen, und als er sich dem Ziel seiner Wünsche nahe glaubte und sich nach langem Zögern und Ueberlegen endlich ein Herz faßte, dem schönen Mädchen seine Liebe zu gestehen, lachte dieses und sprach:

Sei gescheit, Hansel, wie können wir zwei miteinander geh'n? Ich bin ja um zwei Köpf' größer als Du, und Jeder müßt mich für Dein Kindesmädel und nicht für Deine Geliebte halten.

Das war zuviel für den armen Burschen, der diese Worte nie vergaß und im Augenblick den heiligen Schwur that, nie mehr im Leben die Liebe eines Weibes anzustreben. Jeder gewöhnliche Mann hätte von da ab Annemarie gehaßt, Hansel war eine zu edle Natur, er vergaß nicht, aber er vergab seinem Ideal die kränkenden Worte, die sie wohl unüberlegt gesprochen; denn sie schien ihre Unzartheit zu fühlen und sie durch doppelt freundliches Benehmen gut machen zu wollen. Aber der Pfeil saß fest und die Wunde konnte nicht vernarben. Doch so wie der Junge hoffnungslos liebte, ward auch er hoffnunglos geliebt. Liese, des Lehrers Tohter, ein Mädchen, das mehr innere als äußere Vorzüge schmückten übersah bei des jungen Postschreibers Bildung und Liebenswürdigkeit den Umstand, daß er eine Elle kürzer war, als andere Männer, und zeichnete

Rese e e ee eee ece

Person im Dorfe den Vorzug nicht bemerkte, den sie ihm gab, und diese Person war niemand Anderes, als der Bevorzugte selber, und so dauerte der einfache Roman zweier hoffnungslos liebender Herzen schon geraume Zeit fort, als böse Tage und harte Prüfungen über den armen Hansel kamen; der Verehrerkreis der vielumworbenen Annemarie vermehrte sich nämlich um zwei Beweiber, welche voraus­sichlich allen Andern den Rang ablaufen mußten.

Der Eine unter ihnen, der neue Förster, war allerdings ein älterer, finsterer Mann, aber er zählte zu den Honoratioren des Ortes, bekleidete ein einträgliches Amt und sprach viel von den schönen und kostbaren Sachen, welche ihm seine erste Frau hinter­lassen hatte und die natürlich ihrer Nachfolgerin zufallen würden. Auch hatte er Annemarie schon eine goldene Kette mit einem Perlen­kreuz verehrt, welche die Bewunderung der Frauenwelt im Dorfe bildete.

Der zweite Verehrter, wohl der Gefährlichere von den Zweien war der ebenfalls neue Jäger, ein schöner, aber wüster Bursche mit schwarzem Haar und zigeunerhaftem Aussehen. Er hatte nur Augen und Sinne für Annemarie und behandelte die übrige Welt, selbst seinen Vorgesetzten und Rivalen, den Förster nicht ausgenommen, mit einer Achtlosigkeit und Wegwerfung, die ihm der Letztere mit schroffem, hochfahrendem Benehmen und äußerster Strenge in Dienst­sachen mit Zinsen zurückzahlte.

So kam der Kirchtag, an dem sich alle Honoratioren in dem Saale der Dorfschenke versammelt hatten. Auch Hansel fehlte nicht. Er hatte einer inneren Stimme, welche ihn zu Hause zu bleiben mahnte, nicht gehorcht; denn ohne daß er sich's gestehen wollte, ward diese Stimme von dem Rufe der Eifersucht übertönt, welche ihm gebot, das Kirchweihfest zu besuchen und die noch immer heiß­geliebte Annemarie zu überwachen, da er sicher war, weder der Förster noch Paul würden fehlen.

Er hatte sich nicht getäuscht. Annemarie's Vater und der Förster saßen zusammen an einem Tisch, welcher mit Allem, was Küche und Keller Gutes und Theures boten, besetzt war. Aber Die, welche Hansel suchte, fehlte am Tisch. Sie erging sich nach einer Schnellpolka am Arme Paul's in den schattigen Gängen des Wirts­sorteg

In einer Ecke des Saales saß allein und unbeachtet die arme, blasse Liese. Ein Freudenstrahl blitzte in ihren Augen, als sie den Postschreiber gewahrte, der nach einer flüchtigen Rundschau im Saale gerade auf sie zukam.

Endlich kommst Du, sprach das Mädchen, das ihn als

ehemaligen Schulgenossen noch immer duzte;doch besser spät, als

gar nicht.

Wo ist Annemarie? fragte Hansel, ohne ihre Bemerkung zu beachten.

Sie war erst im Saale bei dem Schnellpolka, den sie mit dem Jäger Paul tanzte. Du hast nur Augen und Gedanken für Annemarie.

Geniert Dich das? fragte der junge Mann so rauh, wie Liese ihn noch niemals sprechen gehört hatte.

O, durchaus nicht", antwortete das tiefgekränkte Mädchen. Annemarie wird sich vermutlich in dem Garten befinden.

Hansel hatte seinen unwirschen Tag, was wohl seine Ursache darin hatte, daß er des Nachmittags beim Herrn Pfarrer gewesen war, der ihn mit einem Glas guten alten Weines bewirtete, das dem mäßigen jungen Manne zweifelsohne zu Kopf gestiegen war. Er eilte in den Garten; in dem beleuchteten Teil desselben war keine Annemarie zu sehen, aber es gab versteckte, lauschige Plätzchen dort, wie geschaffen, um Liebespaaren, welche ungestört miteinander kosen wollten, ein Asyl zu bieten. Der junge Mann hatte kaum die eine Allee betreten, als er flüstern hörte; er horchte und alles Blut! schoß ihm vom Herzen in den Kopf.

Es war des Jägers Stimme, süß, einschmeichelnd und flehend; Annemariens Stimme klang zitternd und wie abwehrend. Jetzt konnte er sich nicht mehr halten; er eilte der Stimme nach und rannte gerade gegen Annemarie, die offenbar den Ueberredungs­künsten des verwegenen Anbeters entfliehen wollte.

Sie war erschrocken und verlegen, daß Hansel sie hier ge­funden hatte, und stammelte einige Worte, die wohl eine Ent­schuldigung ihres Hierseins bedeuten sollten; aber der nacheilende

Jäger fiel ihr in das Wort:

Ist der Kleine Dein Vormund oder Bräutigam, daß Du ihn um Erlaubnis fragen mußt, wohin Du gehst?

Hansel's Blut kochte, als er erwiederte:

Klein oder groß: ich bin ein Freund Annemariens und da­durch berechtigt, über sie zu wachen, wenn sie mit einem fremden Abenteuer verkehrt.

Der Jäger lachte überlaut und höhnisch.

Der Kleine gift sich, komm, Annemarie sonst platzt er vor Aerger!

Das Paar kehrte in den Tanzsaal zurück und Hansel blieb, die Hände in ohnmächtiger Wut ringend, allein in der Dunkelheit zurück,

Die Liebenden setzten sich in eine Ecke des Tanzsaales.