„Deine Schwägertus“ fengte der Bozm
uut udbers
Brouner:.
„Was soll die?“ rief eine frische Mädchenstimme hinter seinem Rücken. Und- als er si5 hastig umwandte— da— standen sich in paar Menschen völlig sprachlos gegenüber und starrten sich an.
Der Maler aber zog seine kleine Frau, abe sie nur überhaupt den Mund auftun konnte, haftig in das Nebenzimmer hinein, umarmte sie glückselig und erzählte ihr alles, was er wußte.
Auf der Terrasse faßte sich die junge Dame zuerst.
„Sie. Sie— sind Ottos bester Freund.“ kotterte sie verlegen hervor.„Aber, Otto! warum hast du mir das nie gesagt, du Böse
aicht!“
Sie wandte sich nach ihrem Schwager um und bemerkte nun erst, daß dieser spurlos verschwunden war und sie sich ganz aklein mit dem Dozenten auf der Terrasse befand. Sie wurde blutrot und wollte hastig in das Nebenummmer gehen.
Da aber vertrat ihr der Privatdozent den Weg, ergriff ihre beiden Hände und sagte ihr— ja, was er ihr gesagt hat, das hat leider niemand gehört— und erzählt hat sie es auch keinem Menschen! Das höchste Glück und den tiefsten Schmerz erzählt man keinem andern Menschen. Das behält man für sich und verschließt es tief in seine Seele, damit kein neugieriger Hauch darüber hingleitet.
Er muß ihr wohl aber etwas gesagt haben, was ihr Herz im Sturm nahm; denn als eine neugierige Schwalbe einmal vorbei
flog, da sah sie es, wie der Doktor das junge niähdchen in die Arme nahm und herzlich küßte. Dazu machte er ein Gesicht, als wäre die ganze Welt ein Paradies, und sie machte auch so eines— obgleich ihr Träuen dabei in den Augen standen.—
Als der Maler und seine Frau nach einer Weile wieder auf der Terrasse erschienen — da fanden sie ein regelrechtes, glückseliges Grautpaar vor und konnten nur noch gratu
Beren.
Und dann saßen vier glückliche Menschen auf der Terrasse, blickten fröhlich in das liebsiche Tal hinunter, und fanden, die Welt sei immer noch ein Paradies.
Natürlich, wer sie mit solchen Augen an
keht— der kann sie ja gar nicht anders WROG1=
Jahre sind seitdem vergangen.
In der Stube des Herrn Professors Hineichsen hängt ein eigentümliches Oelgemälde— ein Hochzeitsgeschenk seines Schwagers, des bekannten Malers Otto Wernig. Es stellt einen vereisten Höhenweg da, auf diesem nun liegen ein paar rotwangige Aepfel und eine bunte Studentenmütze. Darunter aber stehen die Worte: Da— war es!——
Die Gäste des Herrn Professors sehen dieses Bild immer mit Achselzucken an und lagen dabei:„Nein! was für ein wunderliches Bild. Das hat sein Schwager gemalt, der zehört ja auch zu den modernen. Die nehmen ich ja immer solche Motive, die kein anderer Mensch schön finden kann. Wie kann sich nur olch ein Bild überhaupt aufhängen?“
Der Herr Professor und seine kleine Frau aber stehen gar oft vor dem Bild, sehen es lächelnd an, dann sehen sie sich glückselig in die Augen und sagen so recht strahlend:„Da — war es!“—
Ihnen sagt das Bild gar viel!
Togensgröche.
Such der Liebe treues Wort,
Such das Menschenherz, das warme; Und die Gottheit grüßt dich dort.
Emit Rittershaus.
*
Wie die Pflanzen zu wachsen belieben. Darin wird jeder Gärtner sich üben:
Wo aber des Menschen Wachstum rubt, Dam jeder selbst das Bas tu#
Geeiha
Ader wer seiner Pflicht nicht nachkommt, in aktem Glanz wiederherstellen, indem man
ist nicht berechtigt, auch nur die geringsten Anforderungen an andere Menschen zu stellen.
Frank Wedekind.
*
Unser Denken ist der Frühling, der den Quell des Lebens speist. Prentice Mukford.
Tommo Akkins und Piou=Piou sind bekanntlich die Spitznamen für den gemeinen englischen und französischen Soldaten, die in England und Frankreich selbst reichlich angewandt werden. Der Tommy Atkins hat einen recht bezeichnenden Ursprung. Er ist so gegen 1815 entstanden, also schon über 100 Jahre alt. Damals erhielt jeder angeworbene Sotdat ein kleines Buch, wie es unsere Soldaten auch haben, in welchem allerlei Aufzeichnungen gemacht wurden: Name, Geburtsort und Geburtstag, Eintritt ins Heer, Regiment, Zeitdauer der Anwerbung, Beförderungen, Strafen usw. Damit nun Die Feldwebel die Emntragungen richtig vornehmen konnten, war ein Beispiel vorgedruckt, und zwar: Tom Atkins, Gemeiner, sechstes Dragoner=Regiment, geboren im Kirchspiel Oldham. 120 M. Handgeld erhalten.“ Da nun sämtliche Dienstbücher diesen Vordruck trugen, nannten sich die Sokdaten im Scherz untereinander alle Tom Atkins. Und bald wurden sie auch von anderen so genannt. Sehr interessant ist dabei, daß man für das Beispiel keinen englischen Namen wählte, sondern einen holländischen! Atkins ist eine Verkleinerungsform des holländischen„Adams“, der englischen Zunge angepaßt. Wieder ein Beweis, wie sehr die Engländer immer nur daran denken, andere für sich verbluten zu lassen. Die französische Bezeichnung Piou=Pion wird zweifach gedeutet. Richtig ist wohl die Entstehung aus pion=peon, ähnlich dem spanischen peone und dem italienischen pedone, soviel wie Fußsoldat bedeutend. Das Wort wäre dann auf das kateinische„pes“, der Fuß, oder das mittellateinische„pedo“ zurückzuführen. Da aber „pio=piou“ zu deutsch„viep, piep“ heißt, so führt man den Spitznamen auch auf den gelben Kragen zurück, die früher unter Ludwig XIV. und XV. einige Regimenter gehabt haben und die mit etwas Phantasie an die gelben Schnäbel junger Vögel erinnern.
Studentinnen weniger gefragt.
Ein Gelehrter der amerikanischen Columbia=Universität, Dr. Andersen, hat herausgefunden, daß die Heiratsaussichten der Studentinnen in den Vereinigten Staaten recht ungünstig sind.„Es ist eine bekannte Tatsache,“ sagte er,„daß etwa 60 Prozent aller Frauen in den Vereinigten Staaten heiraten. Aber unter den Studenninnen ist dieser Prozentsatz bedeutend niedriger und liegt zwischen 40 und 60 Prozent.“ Wie auf dem Heiratsmarkt, so hat auch auf dem Arbeitsmarkt die gelehrte Frau keine besonderen Chancen. Eine Zusammenstellung der Gehälter, die 891 Frauen erhielten, die auf 225 amerikanischen Hochschulen studiert hatten, ergab, daß ihr Verdienst zwischen 1000 und 1600 Dollar im Jahr lag, während andere Frauen als Angestellte oder in freien Berufen, die nicht studiert haben, zwischen 1000 Dollar und 2500 Dollar verdienten. Die Studentinnen finden hauptsächlich in Büros Anstellung und dringen nur in geringem Maße in die Berufe ein, die von alters her von den Männern besetzt werden.
Winke.
Mittel gegen Rost. Rostflecken in Wäschestücken, die sich oft bei aller Vorsicht nicht vermeiden lassen, sind verhältnismäßig leicht zu entfernen, selbst wo es sich um schon veraltete Schäden handelt. Man legt den Flekken in heißen Zitronensaft, und muß dies Verfahren so lange wiederholen, bis der Fleck verschwunden ist. Auf den Stahlklingen der Messer, die mit sauren Speisen in Berührung gekommen sind, bilden sich auch oft Rostflecke, die das Aussehen der Messer beeinträchtigen. Man kann diese eingerosteten Messer
aus 50 Gramm Weingeist, 50 Gramm Zinnasche und 10 Gramm gebranntem Hirschhorn eine Mischung anrührt, die man mittels eines Korkens auf den Messern verreibt. Man spült sie dann mit lauwarmem Wasser nach. Das Verfahren muß, wenn nötig. wiederbolt werden, bis die Klingen wieder lauber und glänzend sind.
Wegmit der roten Nase. Mit den kälteren Tagen kommen allerlei Nöte wieder. zu denen als besonders lästig auch die Röte der Nase gehört. Sie wird verursacht durch mangelhafte Blutzirklation, und man kann nichts besseres tun, als bei der Wurzel der Uebels eingreifen. Reichlich Körverbewegung, sowie auch Wechsel=Fußbäder haben sich oft schon aks nützlich erwiesen. Daneben tut man gut, auf Alkohol, Tabak und Kaffee zu verzichten. Als äußeres Mittel kann man abende die Nase vorsichtig mit warmem Wasser abtupfen und mit Zinksalbe bestreichen, die am Morgen mit Hilfe von Olivenöl wieder entfernt wird. Hat man eine sehr großvorige Haut, so füge man dem täglichen Waschwasser etwas Borar zu.— Bei Mitessern soll man die Haut mit Zitronensaft einreiben, gut frottieren und Gesichtsdampfbäder anwenden, nach denen man aber das Gesicht stets mit einem Gesichtswasser abtupfen und mit Hautöt einreiben soll, damit keine nachteiligen Folgen des heißen Dampfes entstehen.— Benutzt man Puder oder Schminle, so soll man nie unterlassen, vor dem Schlafengehen diese Schädlinge mit Hautöl abzureiben, dann das Gesicht mit warmem und darauf mit kaltem Wasser zu waschen und keicht abzutrocknen. Für die Nacht wird die Haut dann mit einer guten Hautcreme oder besser mit Hautöl eingerieben. Wichtig für das Aussehen der Haut ist genügender, guter Schlaf und ein gut durchlüftetes Schlafzimmer. Ebenso sollen nur sehr gute Seifen benutzt werden.
Das Insektenauge. Ist schon unser Menschenauge, das vollkommenste Sinnesorgan, ein Wunderwerk der Natur, um wie viel mehr Bewunderung entlockt uns das Auge eines Vogels oder gar eines Insektes. Jedem Geschöpf ist das Auge so gestaltet, wie es sein Lebens= und Wirtungskreis erfordert. Man betrachte die lustig und sich neckend zwischen dem Gezweig einherfliegenden Vögel, in der Nähe wie Ferne können sie gleich gut sehen und vermögen auch beim schnellsten Fluge plötzlich Hindernissen auszuweichen oder sich niederzu lassen, ohne irgendwie mit ihren Füßen fehlzugreifen. Und nun erst die Insekten. Ihrer Kleinheit angemessen ist ihre Sehschärfe ausgebildet, so daß sie auf 1 Zentimeter Entfernung eben so gut sehen, wie ein Mensch auf 1 Meter Entfernung. Nach Beobachtung des Zoologen Dr. Best kann ein Insekt dunkle Punkte noch bemerken, auch wenn diese unmittelbar vor seinem Auge sich befinden und nur eine Größe von ein= bis dreitausendstel Millimeter besitzen. Nimmt man das sog. Auflösungsvermögen des Meuschen als Einheit an, so beträgt es nach Dr. Best bei der Libelle 60, bei der Biene 80, bei der Fliege 270, bei der Ameise 492 und beim Ohrwurm sogar 804. Der Ohrwurm hat danach das wunderbarste Auge, das es gibt.
Weleigelt.
Bei den alten Römern wurden Personen. welche so geschwind schreiben konnten, wie jemand sprach, Notarii genannt.
Aristäus, König der Arkadier, soll ven ersten Bienenkorb verfertigt haben.
Von einer Forschungsexpedition wurds kürzlich bei Genua in einer Tiefe von 19 Meter unter der Meeresoberfläche photogy phische Aufnahmen gemacht.
In Aegypten benutzt man Tätowierungen# noch heute als Zeichen sozialer Stellung und zum Schutz gegen Anglück und Kranchent.
Nr. 152
90
„Säderländer Tageblatt“ Plettenberg
1931
Der Sprecher Markgraf.
Ein Funk= und Film=Roman von Wolfgang Marken.
(Ratdruck verboten.)
6. Fortsetzung.
Rainer schleppte sich heim.
Er war müde, unsäglich müde. Zum erstenmat in seinem Leben dachte er:„Schlaken können— einschlafen für immer— nicht wieder aufwachen!“
Frau Ingrid war in größter Sorge. Sie brachte den sich Sträubenden zu Bett und kochte ihm einen Tee.
Er war krank. Das fühlte sie.
Er ließ alles mit sich geschehen. Die Fürsorge der geliebten Frau war wie eine Beruhigung.
Die Kinder gingen mit ernsten Mienen herum.
„Vati ist krank!“
Der kleine Wolf kam einmal an das Bett des Vaters und streichelte ihn mit seinen kleinen Patschhändchen.
„Vatt— bald gesund werden,“ bat er zärtlich und die blauen Augen strahlten.
Rainer schloß die Augen bei der BeFührung.
Wie wohl tat die Kinderhand.
Er richtete sich auf und zog den Jungen an sich. Frieden und Befretung kam über ihn, als dann auch die kleine Ursel sich ein
fand, Er drückte beide an sich.„Meine Kinver: sagte er überwältigt und schloß sie in seine Arme.
*
Am anderen Tage sorgte Rainer Markgraf dafür, daß Layka ins Krankenhaus Bertin=Lankwitz kam.
Als er ihn dort gut untergebracht wußte. fühlte er sich freier und und tat wieder mit Ruhe seinen Dienst.
Aber so sehr er sich zusammennahm, Schulenburg und alle merkten doch, daß er härter wurde. Nur wenn ihn eine Aufgabe mit dem Mikrophon zusammenbrachte, fiel die Starre von seinem Wesen, da war er der Mensch, der aus heißem Herzen sprach, der alles, was ihn sonst bedrängte, abstieß.
Dr. Seeliger, der alte Herr mit dem jungen Herzen, las in Rainers Seele und richtete den Dienst so ein, daß Rainer vom zermürbenden Alltagskram verschont blieb. Und dafür war ihm Rainer dankbar.
Die Tage gingen hin. Rainer hatte als Starschensty in Hauptmanus„Elga“ einen sehr großen Erfolg. Ohne daß er sich mühte, ohne daß er es wollte, rückte er immer mehr in den Mittelpunkt der Theaterwelt. Der Ausdruck„fabelhaft wie Markgraf“ tauchte auf.
Bald kam der Tag des großen Frühtingsballs der Funkstunde heran.
Mit größtem Fleiß und aller Peinlichkeit war das Fest vorbereitet, das in sämtlichen Räumen der Victoria in dem neuen Hochhaus Viktoria stattfand.
Rainer hatte versucht, sich vom Besuch des Festes beurlauben zu lassen.
Schulenburg hatte es ihm abgeschlagen und ihn dann gebeten:
„Lieber Markgraf, ich verstehe, daß Sie der Oeffentlichleit ausweichen, aber Sie müssen in den sauren Apfel beißen. Sie sind
eben, ohne daß Sie es wissen wollten, unei— wie soll ich sagen— Clou geworden, vielleicht noch mehr, Sie haben es als erster
fertig gebracht, zwischen der Hörerschar und dem Funk eine persönliche Verbindung zu schaffen. Sie sind allen wie ein guter Freund. Drum sagen Sie Ihren Freunden guten Tag. Weiter sollen Sie nichts. Ich habe Sie nicht ins Programm genommen, auf Ihren Wunsch. Sie sollen nur da sein und den Abend durch Ihre Gegenwart etwas verschönern helfen.“
Rainer, der sich dem Intendanten verpflichtet wußte und fühlte, wagte nicht weiter zu bitten.
Und so kam der Funkball heran. Keiner ahnte, welch große und bittere Ereignisse er im Leben Rainer Markgrafs heraufbeschwören würde.
*
Funkball!
Eine Fülle von Darbietungen, fast zuviel des Guten. Im großen Saale spielte Dajos Bela, in einem anderen die Kavelle Kermbach zum Konzert auf. unterbrochen durch solistische Darbietungen prominenter Virtuosen und Sänger.
Der Clou des Abends war der Sprecher Markgraf, der zusammen mit dem Intendanten die Honneurs machte.
Als er neben dem Riesen Schulenburg einherschritt in seiner Schlankheit und wundervollen Ruhe, mit dem edlen Gesicht, da hingen aller Augen an ihm.
Schulenburg, der sich in allen Lagen absolut sicher fühlte, bewunderte immer wieder die Art seines Sprechers, den einzelnen ganz nach Eigenart und Wesen zu behandeln. Die Herzensgüte sprang über auf die anderen, die das so selten im Leben fanden.
Unzählige Einladungen erhielt Rainer an diesem Abend.
Das schönste Erlebnis aber war, ihn sprechen zu hören. Die Stimme war eine reine Freude und riß mit. Worin eigentlich ihre große Wirkung bestand, das war nicht zu definieren. Sie war da, das war gewiß.
Schulenburgs Meinung war:„Sein Herz lebt in seiner Stimme. Das macht ihre gewaltige Wirtung aus.“
Rainer hatte sich getäuscht, wenn er annahm, daß er, ohne öffentlich aufzutreten; an diesem Abend wegkommen sollte. Stürmisch wurde sein Auftreten von allen Seiten verlangt.
Verlegen bat ihn Schulenburg.
Rainer tat es dem Intendanten zuliebe. Er sagte zu. Er bat sich eine Gitarre aus und betrat mit ihr die Bühne.
Begeistert grüßte das Publikum seinen Liebling.
Rainer begann:
„Du denkst so manchmal, es geht nicht mehr! Das Leben, die Sorgen sind gar so schwer! Zuviel der Mühe, der Kämpfe und Plagen, Zuviel der Qual in freudlosen Tagen!
Nein! Tausendmal nein!
Das soll ja nicht dein Leben sein.
Daß du auf einem Haufen Geld Verlachst die arbeitsame Weltt Rein, tausendmal neint
Wenn du die Sonne stehst, soll deine Seele lachen,
Soll sich freuen wie ein Kind!
Nicht, wenn Gold durch deine Finger riuntt
Wenn du das vollbracht.
Daß ein Sonnenstrahl dir Freude macht.
Einer Rose Duft dir Seligkeit beschert,
Wenn dich Sturm und Regen nicht beschwert!
Wenn du wie eln ganzer Mann Packst tapfer deine Sorgen an,
Und nicht haderst mit des Schicksals Taten. Dann— mein Freund— dann bist du gut geraten!!
Der Beifall wollte kein Ende nehmen. unaufhörlich brauste er durch den Saal. Hände schlugen sich vor Begeisterung bald wund. Noch ein Lied wollte man hören.
Rainer gab nach.
Er sang das kleine Liedchen vom Kingerlachen:
„Wie ist doch unser Sorgen Um heute und um morgen So gar gering.
Wie ist doch unser Streiten Um tausend Kleinigkeiten Ein ärmlich Ding!
All unser Seufzen. Klagen,
Es hat ja keinen Zweck! Ein frohes Kinderlachen Nimmt alles, alles weg!“
Rainer sang einfach, so wie er sprach. Dreimal mußte er das Liedchen wiederholen.
Schulenburg war glücklich, als ein prominenter Sänger der Staatsover sagte:„Ganz ausgezeichnet! Diese Art des Vortrags macht ihm keiner nach! Und singen kann er ausd, wenn er will.“
*
Ein Uhr nachts!
Alles schwelgte im Tanz.
Auch Natner blieb nicht verschont, abe. er war müde und ging in einen der kleiner Nebensäle, um ein ruhigeres Plätzchen zu finden.
Mit donnerndem Hallo wurde er begrüßt. Zahlreiche Berliner Künstler saßen dort bei Sekt und Wein zusammen.
Unter ihnen aber saß— die Ischinsko. Rainer zuckte zusammen und eine maßlose Wut kam hoch in ihm.
„Das Weib,— diese Mutter, deren Sohn todkrank liegt, tollt weiter durchs Leben!" Seine Fäuste ballten sich, ohne daß er es wollte.
Er trat an den Tisch heran. Alle sahen die seltsame Veränderung, die in des Maunes Zügen vor sich ging.
Er starrte auf die Ischinfky, sie war be
trunken.
Sie hob ihr Sektglas und schrie ihm zu: „Komm, Rainer, trini mit uns, heute ist heut.“ „Frau Ischinsky," keuchte Rainer,„sind Sie aller Scham bar? Ihr Sohn—“