Allerlei Schnick-Schnack
Ostermelancholie
Alle Jahre wieder Kommt das Österei.
Kurz darauf der Flieder
Was ist schon dabei—?
Die Natur erhebt sich Aus dem Winterschlaf Auch das überlebt sich
Weil's zu oft uns traf.
Manche Eier streichen Wir besonders an Damit von den bleichen Man sie scheiden kann.
Draußen auf der Wiese Spielt man dann zu dritt Ringel=Ringel=Riese
Vater selbst spielt mit!—
Kabliau.
Die Tassen
Mäderich, Alwin Mäderich, ist Sachse. Und wie!
Mäderich hat mit seiner Frau Krach gehabt. Mäderich ist in Wut! Er geht an den Küchenschrank, reißt ihn auf, daß es nur so kracht, ergreift eine Tasse, betrachtet sie einen Augenblick und schmeißt sie dann mit Donnergepolter an die Wand. Dann nimmt er eine zweite Tasse, beäugt sie eine Sekunde und schickt sie der ersten nach.
So tut Mäderich mit acht Tassen.
Frau Mäderich sitzt hilflos flehend auf einem Küchenstuhl. „Awwer Alwin, heerschde denn nich, bezähme dich doch ä bißin! Ich wär ja ooch karnischd mähr saachn: Ich wär dir ja ooch kar geene Vorschriften mähr machen!“
Endlich hört Mäderich auf zu toben. Mit majestätischen Schritten geht er zur Küchentür, dreht sich noch einmal um und sagt, mit drohend erhobenem Zeigefinger:„Das saach ich dir im Guden, Auchusde, wämmr das noch emal vorgommd, da schmeisi sogar die Dassen mid Hänkel an die Wand!“.
Er hatte nur an den Tassen ohne Henkel seine Wut ausgelassen.
So sieht ein echter sächsischer Zorn aus...
Vexierbild
Eine Schüssel
Der französischen Schauspielerin und Tänzerin Rachel sagte man Raffgier nach. In der Tat war es allgemein bekannt, daß sie es geschickt verstand, ihren Verehrern Geschenke zu entlocken.
Eines Tages war sie in einem gräflichen Hause eingeladen. Sie tanzte der Gesellschaft vor und umkreiste dabei fortwährend eine silberne Schüssel, warf so deutliche begehrende Blicke danach, ja, richtete den ganzen Tanz so ein, daß er wie eine Werbung um dieses edle Gefäß erschien, daß dem Grafen schließlich nichts anderes übrig blieb, als ihr die Schüssel als Dank zu verehren. Was er mit saurer Miene tat. Denn er wußte, daß seine Frau sehr an dem Prunkstück hing und sich nur ungern davon trennte.
Er hatte gehofft, die Rachel würde das Geschenk vergessen. Aber da hatte er sich geschnitten. Als sie aufbrach; bat sie ihn, ihr seine Kutsche zu leihen.„Und die Schüssel,“ sagte sie,„die kann ich ja gleich mit in die Kutsche packen.“ Der Graf biß sich auf die Lippen und erwiderte mit einer Verbeugung: „Aber selbstredend, Mademoiselle. Es ist doch hoffentlich nicht zu viel verlangt, wenn ich Sie bitte, mir wenigstens die Kutsche, die Pferde und den Kutscher zurückzuschicken...
Kurt Miethke.
Lachpillen
Der Literaturprofessor hat die üble Gewohnheit, überall Zitate aus der deutschen Literatur anzubringen. Neulich wirft er einen nach unten gerichteten Blick auf den kolossalen Rückenausschnitt des Ballkleides, das seine Frau gerade trägt, und flüstert:„Da unten aber ist's fürchterlich..
*
Die Bäuerin stand schwätzend im Hof. Plötzlich entglitt ihr das Brot, das sie unterm Arm trug, und fiel in die Jauchegrube. Sie fischte es wieder heraus und wollte es eben abermals hineinwerfen, da sagte der Nachbar:„Wenn Sie mir ein Zehnpfennigstück geben, leckte ich es ab!“ Die Bäuerin lachte, gab ihm ein Zehnpfennigstück und hielt ihm das duftende Brot hin.„Nein, was soll ich damit“, sagte der Bauer, nahm das Zehnpfennigstück in Empfang, leckte daran und steckte es in die Hosentasche.
9
Ein französischer König ließ einmal seinen Minister lange im Vorraum und entschuldigte sich später damit, er habe Fieber gehabt.
„Ich weiß es, Majestät“, erwiderte der Minister.„Ich sah es durch die Türe hinausgehen. Es trug malvenfarbene Unterwäsche!“
Bilderrätsel
sannchen begegnet beim Blumenpflücken dem Osterhasen. Wo ist er?
Auflösung in der nächsten Nummer der Volksblatt-Illustrierten.
Druck und Verlag: Volksblatt G. m. b. H., Detmold.— Verantwortlich für den Inhalt: Felix Fechenbach, Detmold.
POnksbian Cnöshents
Beilage zum HVolksblatts(Lippische Zeitung)
Erscheint jeden ersten und dritten Freitag im Monat
1. Jahrgang Detmold, den 18. April 1930 Hummer 1
Auf der Suche nach schwarzen Diamanten
(Text dazu Seite 4 und 5)