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Lippische Volksblatt erscheint wöchentlich einmal und beträgt der Preis des­selben vierteljährlich 5 Sil­bergroschen. Bestellungen darauf, sowie sonstige Mit­

Lippisches Volksblatt.

Je 10.

theilungen und Inserate werden direct an die Verlagshandlung zu sen­den oder an Herrn Kauf­mann Brandes in Lemgo abzugeben gebeten.

Detmold, den 30. November 1848.

Tagesereignisse.

Die Urtheile sind verschieden. Die Wagee ist sichtlich in Verlegenheit um Schmähworte auf das Preußische König­haus, der Vorrath an eleganten Redensar­ten, der doch eben nicht klein war, scheint sich zu erschöpfen, der Bankerott steht vor der Thür, die Creditoren mögen sich bei Zeiten nach Sicherheit umsehen, denn die Firma ist mit ihrer Wechselreuterei auf Di­ringen als das Vaterland der Eulenspiegels, auf Breslau, Düsseldorf, auf den in Ber­lin von den Democraten erfundenen passiven Widerstand etwas in die Brüche gekommen, überall werden die Wechsel mit Protest zu­rückgesandt. Die ovaterländischen Blät­terc ergötzen sich zur Zeit noch immer am Schaukeln; Mittwoch den 22. November hieß es: Ein altes Königshaus wird vielleicht fallen, soviel ist aber gewiß, mit Ehren wird es fallen. Denn wir haben es hier nicht mit dem Intriguenspiel und der Lügen­wirthschaft eines Louis' Philipp zu thun; am Sonnabend darauf sagt dasselbe Blatt nach Vordersätzen, die meist alle an sich schon verdächtig und thatsächlich sich als falsch erwiesen haben: der König endlich darf am wenigsten denken wie von ihm behaup­tet wird an ein rühmliches Fallen des Königthums durch einen ehrenvollen Kampf, denn ehrenvoll kann für einen constitutionel­len König die blutige Unterdrückung(?) sei­nes Volks nie sein, und rühmlich weder der Sieg noch der Fall, die Geschichte würde ihn brandmarken. Das Volksblatt kann in dieser ernsten Zeit sich nicht länger bei diesem ergötzlichen Schaukelspiele aufhalten, es beneidet auch politische Hypochondristen

nicht um ihren politischen Opernkucker, um ihr hohes Schweben über den Parteien, son­dern unbekümmert um den Erfolg und um die Zukunft hält es fest an dem Gesetz und an dem Recht und freut sich deshalb, daß in Preußen das Gesetz und das Recht wie­der zu Ehren gekommen und dem Regimente der Buben und der Faullenzer ein Damm entgegengesetzt ist. Vor einigen Tagen, als die Democraten alle auf einmal die Hälse aufrissen und losschrieen, konnte es schei­nen, als sähe es in Berlin schlimm aus. Den Democraten ist aber die Stimme schon ausgegangen und dem preußischen Volke sind endlich die Schuppen von den Augen gefal­len. Durch den Beschluß der Steuerver­weigerung wollte das Rumpfparlament die Brandfackel des Aufruhrs und der Empö­rung in das Land schleudern, von den De­mocraten wurde in wilder Hast diese Fackel ergriffen und im Lande überall umhergetra­gen, selbst in Lemgo wurden Steuerver­weigerungs=Placate gedruckt und ins Preu­ßische eingeschmuggelt; überall bildeten sich schon provisorische Regierungen, sogenannte Unsicherheitsausschüsse, da sagte aber das Preußische Volk: bis hier her und nicht weiter, die von hungrigen Advocaten und verlaufenen Literaten angeführte Rotte soll nicht länger ihr Spiel treiben. Basta!

Selbst diejenigen Städte und Gemein­den, die vor einigen Tagen noch glaubten, die Schritte des Königs seien nicht wohl berathen und deshalb durch Adressen den König von seinem eingeschlagenen Wege zurück rufen wollten, erklären sich jetzt alle für den König. Von den zahllosen Adressen soll hier nur die der Stettiner Stadtverord= neten mitgetheilt werden, sie lautet: BEhre