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den 16. November 1848.

Tagesereignisse.

In Berlin, wo in der letzten Zeit das Gesetz nur noch von dem Könige und sei­nen Ministern gewissenhaft gehalten wurde, war durch die Wühlereien der Democraten und durch das schwankende, charakterlose Benehmen der Nationalversammlung ein solcher Zustand der Unordnung und Gesetz­losigkeit eingerissen, daß Niemand mehr zu wissen schien, was Recht und Gesetz sei. Die Democraten hatten auf dem letzten Congresse offen ausgesprochen, sie wollten die democra­tische Republik einführen und warben öffent­lich Freischaaren; 1500 Mann hatten sich bereits einschreiben lassen, die einexercirt, in schwarzen Blousen, mit einem Todten­kopfe vor der Mütze, immer dorthin geschickt werden sollten, wo gerade die Birne reif wäre und die Minen losgelassen werden soll­ten. In den democratischen Ausschuß hatten sich sogar zwei einflußreiche Mitglieder der Nationalversammlung wählen lassen, die gewissenlos genug waren, diese Stellen an­zunehmen die da ganz unverträglich sind mit den Pflichten und Obliegenheiten, die sie als Abgeordnete für die Nationalversamm­lung übernommen hatten. Da der Unfug täglich wuchs, weil von allen Seiten sich die Wühler und Schürer in Berlin sammel­ten, so hat der König endlich der Anarchie ein Ende zu machen gesucht. Besser wäre es gewesen, wenn die Nationalversammlung diesen Schritt gethan hätte, diese hat aber sichtlich zum Spielball der democratischen Parteien sich herabwürdigen lassen, so daß

mustönig selber diesen Schritt thun

mapet. Der Konig hat neue Minister ernannt,

an deren Spitze der Graf Brandenburg steht. Die erste öffentliche Handlung dieses neuen Ministeriums ist die Verlegung der National­versammlung nach Brandenburg, weil die Berathungen derselben in Berlin nicht mehr frei wären. In der That waren auch die Gewaltthätigkeiten, denen sich ein Theil der Abgeordneten stets ausgesetzt sah, schauder­haft, sie wurden mit Stricken bedroht und den Gipfel erreichte die Pöbelherrschaft am 31. Octbr., wo, wie bereits mitgetheilt ist, die Nationalversammlung förmlich eingeschlos­sen und ihr Sitzungslocal vernagelt wurde. Mehrere Abgeordnete hatten, um Gewalt­thätigkeiten zu entgehen, durch Abtritte sich flüchten müssen. Gegen die Verlegung und die damit verbundene Vertagung auf den 27. November hat die Mehrzahl der Abgeordneten Protest eingelegt, und dem Könige das Recht abgesprochen, einseitig die Versammlung auf­zulösen, zu vertagen und zu verlegen. Die Bürgerwehr hat sich geweigert, den Sitzungs­saal der Abgeordneten zu schließen. Darauf ist der General Wrangel mit 15,000 Mann in Berlin eingerückt, das öffentliche Local der Nationalversammlung ist geschlossen und die Bürgerwehr auf 6 Monate aufgelöst. Bis jetzt ist Alles ohne Blutvergießen abge­laufen, ob aber dieser Conflict auf friedliche Weise sich lösen wird ist sehr zweifelhaft, denn die letzten Nachrichten lauten dahin, daß die Bürgerwehr die Waffen nicht habe abliefern wollen und können und deshalb

Berlin in Belagerungszustand erklärt wor­

den sei. Der König hat zur Rechtfertigung seiner Schritte folgende Proclamation erlassen:

Foclamation.

Der in Meiner Haupt= und Residenzstadt