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Eipzisches Teirsbrart.

den 9. November 1848.

Tagesereignisse.

Wien ist von allen Seiten bombardirt worden und hatte sich bereits ergeben, Win­dischgrätz war bis in die Mitte der Stadt vorgerückt und stand mit seinen Truppen auf dem Stephansplatze, die Waffen wurden von den Wienern theilweise schon abgeliefert, da hieß es, die Ungarn mit ihrem Heere wären vor dem Thore. Wirklich waren die Ungarn da. Sie hatten 24 Kanonen, 5 Bataillone reguläre Truppen, im Ganzen 18 20000 Mann. Die den Ungarn entgegengesandte Armee bestand aus 16 18000 Mann mit 60 Stück Geschütz und 42 Schwadronen Kavallerie. Den Oberbefehl hatte der Banus Jellachich. Während die Schlacht mit den Ungarn geschlagen wurde, griffen die Wie­ner wieder zu den Waffen, schickten die Gei­ßeln, die sie versprochen hatten, nicht, lie­ferten die Kanonen nicht ab, sondern feuerten aus allen Kräften auf die kaiserlichen Trup­pen. Die Ungarn wurden geschlagen und zum Theil in die Donau gedrängt, wo 1500 Mann ertrunken sein sollen. Sogleich be­gann auch wieder das Bombardement der Stadt und leicht läßt es sich denken, daß der Kampf nun auf beiden Seiten nur erbitterter fortgesetzt wurde. An vielen Stellen stand die Stadt in Flammen. Nach dieser zwei­ten Beschießung hat sich die Stadt nun aber vollends ergeben müssen. Einzelheiten dieses schrecklichen Kampfes das nächste Mal, da bis jetzt die Nachrichten noch zu unsicher und zu schwankend sind.

. In Berlin ist es diese Tage, wenn auch nicht blutig, doch fast eben so wild und anar­chisch zugegangen, wie in Wien und läßt sich

das Ende dieser traurigen Zustände noch nicht absehen. Die Democraten haben hier einmal wieder versucht, wie weit sie ihre Schande in der Verhöhnung aller gesetzlichen Ordnung treiben können. Am Abend des 31. Octbr. fand in der Nationalversammlung eine Bera­thung über einen Antrag des Abgeordneten Waldeck Statt, der wollte, daß man den Wienern zu Hülfe eile. Während die A tionalversammlung über diesen Antrag sich berieth, umlagerten an 10,000 Menschen, geführt von den Democraten Karbe, Ar­nold Ruge, dem sogenannten Tonnen­Müller und andern Helden das Schauspiel­haus, wo jetzt die Sitzungen gehalten werden. Die Seiten=Ausgänge des Hauses wurden von außen vernagelt, jede Thür mit Fackel­trägern besetzt und unmittelbar vor dem Haupteingange wehte die Fahne der rothen Republik im Scheine der Fackeln, deren Flammen an die Thüren des Hauses schlu­gen; wilde Drohungen schreckten die Weni­gen zurück, die einen Versuch machen woll­ten, das Haus zu verlassen. Der Ruf: Es lebe die Republik! und die wilden Ausbrüche dieser Freiheit drangen durch die Mauern des Saals und übertönten fast die Redner auf der Tribüne. Der Bürgerwehr­Major Rimpler war so vollständig einge­schlossen, daß er nach außen hin keine Be­fehle zu ertheilen vermochte. Die draußen aufgestellte Bürgerwehr wurde mit dem Na­menBluthundes gescholten. Endlich dringt die Bürgerwehr mit Gewehr im Arm vor und zum Theil werden ihr vom Pöbel die Waffen entrissen. Doch werden die Neben­thüren des Sitzungslocals gesäubert und versuchen die Abgeordneten nun hinauszu­