— Mikrofilmaschiv
der deutschsprachigen Presse e.V.
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N 1
Berleburg, Samstag den 2. Januar 1915.
64.
Chreit
Säfel.
Rus dem Kreise Wittgenstein starben auf den Schlachtfeldern den heldentod fürs Vaterland:
Gefreiter Karl Hoffmann, Erndtebrück Wehrmann Pfälzer, Berleburg Befreiter der Reserve Heinrich Kuhn, Diedenshausen Fäger Robert Quast, Wingeshausen Wehrmann Heinrich Born, Berghausen Unteroffizier der Reserve Friedrich Schaumann, Laaspherhütte Kanonier Rugust Dickel, Ulelbach Unteroffizier Karl Hackler, Feudingen Kriegsfreiwilliger Wilhelm Dietrich, Puderbach Kriegsfreiwilliger Gefreiter Hans Brauneck, Berleburg Musketier Fritz Grübener, Richstein Reservist Wilhelm Schäfer, Schwarzenau Dragoner Christian Limper, Raumland Reservist Karl Göbel, Rlertshausen Gefreiter der Reserve August Schlabach, Oberndorf.
Autichet.
Bekanntmachung.
Die Musterung und Aushebung der Militärpflichtigen im hiesigen Kreise findet in der Zeit vom 9. bis 12. Januar 1915 statt und zwar:
1. für die Stadt Laasphe, das Amt Wittgenstein, das Amt Banse und die Ge
meinden Feudingen und Volkholz am Sonnabend den 9. Januar 1915, vormittags von 8¼ Uhr ab im Saale des Gastwirts L. Koch in Laasphe.
2. für das Amt Erndtebrück, mit Ausnahme der Gemeinden Feudingen und Volkholz, ferner für die Aemter Berghausen und Girkhausen am Montag den 11. Januar 1915, von 8¼ Uhr vormittags ab und
3. für das Amt Arfeld und die Stadt Verleburg am Dienstag den 12. Januar 1915. von 8¼ Uhr vormittags ab im Saale des Gastwirts Aug. Bald zu Berledurg.
In den oden unter 1 bis 8 bezeichneten Terminen haben sich zur Musterung sämtliche Militärpflichtigen des betreffenden Bezirkes zu gestellen, welche noch keine endgültige Entscheidung durch die Ersatzbehörden erhalten haben, oder von der Gestellung nicht ausdrücklich entbunden sind. Es haben also zu erscheinen die im Jahre 1895 gevorenen Miluärpflichtigen und die in früheren Jahren geborenen, welche noch keine definitive Entscheidung der Ersatz=Kommission erhalten haben.
Den einzelnen Militärpflichtigen wird eine besondere Vorladung zugestellt werden. Sofern einem Gestelungspflichtigen aus irgend einem Grund die Vorladung nicht zugehen sollte, hat derselbe sich ungeladen zu gestellen und sich zu melden, falls er im Termine nicht aufgerufen werden sollte.
Sämtliche Gestellungspflichtigen haben am ganzen Körper sauber gewaschen und in anständiger, reiner Kleidung zu erscheinen. Das Mitzbringen von Stöcken und Branntweinflaschen##t untersagt. Ans. 80.
Die den Militärpflichtigen älterer Jahrgänge ausgehändigten Losungsscheine sind mitzubringen und im Termine abzugeden.
Wer durch Krankheit am Erscheinen verhindert ist, hat ein ärztliches, von der Polizeibehörde zu beglaubigendes Attest einzureichen. Militär= pflichtige, welche nicht pänktlich erscheinen, werden mit Geldstrafe bis zu 30 Mark oder entsprechender Haft bestraft, sofern sie nicht zugleich eine härtere Strafe verwirkt haben. Ist diese Versäumnis in böswilliger Absicht oder wiederholt erfolgt, so sind sie unbeschadet der verwirkten Strafe als unsichere Dienstpflichtige zu behandeln und können außerterminlich gemustert und sofort zum Dienst eingestellt werden.
Feyler, welche nicht ossenvar ii Tage treien imie Scyverhörigkeit, Seisteoschwäche 2c.), sind durch Atteste oder Zeugenalossägzen nachzuweisen. Wer an Spilepste zu leiden behauptet, hat 3 glaubhafte Zeugen hierfür zu stellen, oder ein Zeugnis eines beamteten Arztes beizufügen, oder in anderer glaubwürdiger Weise das Vorhandensein der Spilepsie naozuweisen. Militäspflichtige, welche schwere Krankheiten überstanden haven, müssen dieses durch ärztliche Zeugnisse ebenfalls nachweisen.
Die Vorsteher der Gemeinden haben zugegen zu sein.
Berleburg, den 24. Dezember 1914.
Der Landrat. von Hartmann=Krey.
Bekannimachung.
Auf Grund des§ 1 Abs. 2 der Verordnung des Bundesrates über die Höchstpreise der Speisekartoffeln vom 23. November 1914(R.=G. S. 483) sind den
Sorten: Daber, Imperator, Magnum bonum, Uptodate folgende Sorten bester„Speisekartoffeln gleichgestellt: Industrie, Märker, Silesia, Cymbals=Alma, Cymbals=Ella, Böhm, Erfolg.
Für die Frühkartoffeln nächstjähriger Ernte bleiben besondere Bestimmungen vorbehalten.
Berleburg, den 23. Dezember 1914. Der Landrat, von Hartmann=Krey.
Bekanntmachung.
Ueber das Eigentum an der von den eigenen Appen und vom Feinde verschossenen Munition an erbeuteten Gegenständen sind Zweifel hervorgetreten.
Hierzu wird folgendes bekannt gegeben: Alle im Eigentum der deutschen Heeresverwaltungen stehenden Gegenstände bleiben im
Inland wie im Ausland auch dann in deren Eigentum, wenn sie verloren oder wie z. B. auch Munitionsteile, bei irgend einer Gelegenheit und aus irgend einem Grunde zurückgelassen werden.
Den berufenen staatlichen Organen stehr ferner für das Inland wie für das Ausland die ausschließliche Befugnis zu, das Aneignungsrecht an der„Kriegsbeute“ d. h. an der Ausrüstung des Feindes und an den von ihm zurückgelassenen Munitionsteilen, auszuüben.
Ebenso wie deshalb der Soldat. der feindliches Eigentum erbeutet oder die Bebörde, die es beschlagnahmt, zur Ablieferung verpflichtet ist, muß jeder, der solche Gegenstände im Inland oder in dem von deutschen Truppen besetzten Ausland an sich nimmt, sie unverzüglich an die nächste Milttär= oder Zivikbehörde akliefern, die ihrerseits verpflichtet ist, alle Beutestücke den zuständigen Beutesammelstellen zuzuführen. Für das XVIII. Armeekorps ist sie in Darmstadt.
Wer als Privatperson Fundstücke von der Ausrüstung der kämpfenden Truppen abliefert, hat im Inlande Anspruch auf den gesetzlichen Finderlohn; im feindlichen Ausland wird ein Finderlohn in der Regel zugebilligt werden.
Nach dem Reichsstrafgesetzbuch muß jede wiederrechtliche Aneignung von Beute= oder Fundstücken als Diebstahl(§§ 242 ff.) oder Unterschlagung(s 246), nach dem Militärstrafgesetzbuch gegebenenfalls als„eigenmächtiges Beutemachen“(§ 128) mit hater Gefängnisstrafe, unter
Von Sena bis ksipzig.
Historischer Roman von Bertold Sturm. (Nachdruck= verboten.)
1. Kapitel.
Schwarze Befürchtungen.
Es war im Dezember des Jahres 1805 und wenige Tage vor Weihnachten, als ein Wagen auf den schneebedeckten Wegen durch die märkische Landschaft fuhr. Im Wagen saß in preußischer Offizier, ein Major von den Husaren, die einige Meilen von dieser Gegend entfernt in der großen Piovinzialstadt in Garnison lagen. Die Nacht drohte hereinzubrechen, und der Mjor befahl dem Kutscher, rascher zu fahren, damit er nicht zu spät im Schlosse Tökkenburg einträfe, wo der Vater des Mosors, der hochbetagte Oberst von Salten, wohnte. Noch eine halbe Stunde dauerte es und dann fuhr der Wagen durch das altertümliche Portal in den weiter Schloßhof ein. Es war schon finster geworden und zwei Diener mit Fackeln, wie es in der damaligen Zeit Sitte war, gingen dem Wagen entgegen und empfingen den Gast.
„Guten Abend, herr Major! Wie wird sich der Herr Oberst freuen, heute abend noch einen solchen lieben Besuch zu bekommen!“ sagte der ältere der Diener und half dem Major bei dem Aussteigen aus dem Wagen, und dann geleiteten beide Diener den Major ins Schloß.
Rasch war die Meldung von der Ankunft des Besuches an die Ohren des Schloßherrn gedrungen, und dieser eilte vor Freude strahlend seinem stattlichen
Gste den Aiche eun Sin eigse. und schloß ihn in seine Arme.
„Kuno, ich hatte Dich nebst Weib und Kind natürlich erst zu Weihnachten erwartet,“ sagte freundlich der hochbetagte Oberst v. Salten,„aber ich freue mich selbstverständlich auch, daß Du heute schon zum Weihnachtsurlaube bei Deinem alten Vater eintriffst und mir bei den Vorbereitungen zum Feste helfen willst.“
„Lieber Vater, das werde ich gern tun,“ entgegnete der Major, während er mit seinem Vater in das geräumige Wohnzimmer des Schlosses eintrat.„Ich will es Dir aber gleich sagen, Vater, daß mich heute keine Weihnachtsfreude zu Dir führt, sondern daß eine große Sorge um König und Vaterland mein Herz beschwert und daß ich diese ernste Angelegenheit noch vor dem Feste einmal mit Dir besprechen möchte, denn das Weihnachtsfest mit seiner uralten Fröhlichkeit scheint mir wenig geeignet zu sein, solche ernsten Dinge zu erörtern.“
„Was bedrängt Dein Herz, mein Sohn?“ frug der Oberst, als er seinem Sohne gegenüber saß und die Diener Wein und Abendessen auf den Tisch gestellt hatten.
„Ich will keine langen Umschweife machen, lieber Vater,“ entgegnete der Major, „sondern ich will Dir kurz sagen, daß ich der Ueberzeugung din, und diese Ueberzeugung haben auch noch eine ganze Anzahl vortrefflicher Männer in Deutschland, daß unser Vaterland sich in einer großen Gefahr befindet, daß Fehler über Fehler und Unterlassungssünden über Unterlassungssünden begangen worden sind, welche die Gefahr so groß
und furchtbar gemacht haben, daß wir sogar mit dem vollständigen Untergange unseres berühmten Königreiches rechnen müssen!“
Die Augen des alten Oberst blitzten und seine Hände zitterten, als er diese sorgenschweren Worte seines Sohnes vernahm, und dann sagte der Oberst erregt:
„Ich weiß schon, was Du meinst, Kuno. Die unerhörten Waffenerfolge dieses Napoleon Bonaparte haben Dich und andere wackere Patrioten erschreckt, aber ich hoffe immer noch, daß er nicht wagen wird, mit der ruhmreichen Armee Preußens auch noch Krieg anzufangen, denn das Glück könnte sich auch einmal für Napoleon wenden, und dann wäre es um seine Herrschaft und seinen Thron in Frankreich geschehen!“
„Vater, die Meinung, daß der Franzosenkaiser sich nun mäßigen und Frieden halten wird, kann man leider nicht für die richtige halten, den seit der großen Revolution in Frankreich fegen wahre Feuerbrände aus diesem Lande über Europa dahin und viele gebildete Männer glauben an eine neue Zeit und, was das Schlimmste ist, die Welt erblickt in Napoleon Bonaparte eine Art Erlöser von vielem Elend. Dazu kommt, daß man in den deutschen Staaten in den letzten Jahrzehnten keine Fortschritte gemacht und daß auch unser preußisches Vaterland seit dem Tode Friedrich des Großen auf seinen Lorbeeren ausgeruht hat. Das Bedenklichste erscheint mie aber, das unter unseren führenden Männern in Preußen keiner die unmittelbare Gefahr sieht, die uns bedroht. Warum haben wir nicht an der Seite Oesterreichs
und Rußlands in der Schlacht bei Austerlitz mitgekämpft, um den Französischen Eroberer wieder zurück in sein Land zu jagen! So sind am Tage von Austerlitz zwei Kaiser vom Franzosenkaiser schwer aufs Haupt geschlagen worden, während wir in Preußen ruhig zusahen, und nun wird der Ehrgeiz Napoleons nicht eher ruhen, bis er auch unsere alte Monarchie besiegt und gestürzt hat. Mir kam neulich ein Brief Heinrich v. Kleists on Otto August Rühle v. Lilienstern in die Hand, in welchem Kleist offen schreibt, daß wir bei dem heutigen Stande der Dinge nur noch auf einen Untergang rechnen können, und daß er überzeugt ist, daß uns die Franzosen demnächst angreifen werden. Wir können dem Ansturme der Franzosen nur standhalten, wenn wir unsere Armee um das Doppelte zu verstärken vermögen. Alles, was nur geopfert werden kann, müßte jetzt noch rasch für das Heer geopfert werden, um den Sturz des Vater: landes zu verhindern.“
„Mein lieber Sohn,“ erwiderte der Oberst.„Du siehst die Zukunft unseres Vaterlandes wohl zu schwarz. Unsere Armee ist noch stark und wird von tüchtigen Generälen und Offizieren geführt. Dazu kommt, daß Preußen in einem Kriege, den uns Frankreich bereiten will, auch Verbündete haben würde, denn wenn Napoleon Preußen zerschmettern will, so wäre es ja auch um alle anderen deutschen Staaten geschehen und wir werden deshald aus ihren Reihen Bundesgenossen erhalten.“
„Das gebe Gott!“ rief der Major, und man kann vielleicht dann noch